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Full text of "Beiträge zur Paläontologie und Geologie Österreich-Ungarns und des Orients : Mitteilungen des Geologischen und Paläontologischen Institutes der Universität Wien"

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HARVARD UNIVERSITY. 


LIBRARY 


OF THE 


MUSEUM OF COMPARATIVE ZOÖLOGY. 


DE BERNER 


ZUR 


PALAONTOLOGIE uno GEOLOGIE 


ÖSTERREICH-UNGARNS uno bes ORIENTS. 


MITTHEILUNGEN 


DES 
PALAONTOLOGISCHEN UND GEOLOGISCHEN INSTITUTES 
DER UNIVERSITAT WIEN 
HERAUSGEGEBEN 
MIT UNTERSTÜTZUNG DES HOHEN K.K. MINISTERIUMS FÜR CULTUS UND UNTERRICHT 
von 


VICTOR UHLIG, 


PROF. DER GEOLOGIE 
UND 


G. von ARTHABER, 


PRIVATDOC. DER PALÄONTOLOGIE. 


BAND XIV. 


MIT XX TAFELN UND 48 TEXTILLUSTRATIONEN. 


WIEN un LEIPZIG. 
WILHELM BRAUMÜLLER 
K. U. K. HOF- UND UNIVERSITÄTS-BUCHHÄNDLER. 


1902. 


a 


Pr 


DEC 17 1902 


PNEIAEIF 


Heft I und II. 


Eduard Suess: Abschiedsvorlesung beim Rücktritte vom Lehramt CHR 
Rich. Joh. Schubert: Neue und interessante Foraminiferen aus dem sadtiroler Alttertiär (Taf. n 
Fritz Frech: Ueber devonische Ammoneen (Taf. II—V) 


Adalbert Liebus und V. Uhlig: Ueber einige Fossilien aus der karpathischen Kreide und 


stratigraphische Bemerkungen hiezu (Taf. VI) 


Heft III und IV. 


Wilhelm Petraschek: Die Ammoniten der sächsischen Kreideformation (Taf. VII—XII) 

Prof. H. Engelhardt: Tertiärpflanzen von Stranitzen, Schega und Radeldorf in Steiermark . 
(Der 2 TR san: Er 

Franz Baron Nopcsa jun. her Binden e eines eo eeuden (Tat. vn 

Dr. Mauric RemeS$: Nachträge zur Fauna von Stramberg I. Nesselsdorfer Schichten (Taf.XVIII—XX) 

Reden und Ansprachen bei der, zu Ehren von Professor Eduard Suess aus Anlass der Errichtung 
der Eduard Suess-Stiftung, abgehaltenen Feier 


Die Autoren sind allein für Form und Inhalt der Aufsätze verantwortlich. 


ı—S 
9—26 
27-112 
113 —130 
131— 162 
163— 184 
185 — 194 
195— 217 
218— 229 


ER 


BELILÄGE 


ZUR 


PALÄONTOLOGIE uno GEOLOGIE 


-ÖSTERREICH-UNGARNS und des ORIENTS. 


MITTHEILUNGEN 
DES 
PALAONTOLOGISCHEN UND GEOLOGISCHEN INSTITUTES 
DER UNIVERSITAT WIEN 
HERAUSGEGEBEN 
MIT UNTERSTÜTZUNG DES HOHEN K. K. MINISTERIUMS FÜR CULTUS UND UNTERRICHT 
voN 


VICTOR UHLIG, 


PROF. DER GEOLOGIE 


UND 


G. von ARTHABER, 


PRIVATDOC, DER PALÄONTOLOGIE, 


BAND XIV. 


HEFT I UND I. — MIT TAFEL I-VI UND 35 TEXTILLUSTRATIONEN. 


WIEN unp LEIPZIG. 
WILHELM BRAUMÜLLER 
K. U. K. HÖF- UND UNIVERSITÄTS-BUCHHÄNDLER, 


1902. 


DPQg og 1902 


Ab Ch IEDS VOREESUNG 


PROFESSOR EDUARD SUESS 


BEI SEINEM RÜCKTRITTE VOM LEHRAMTE.')) 


In der letzten Vorlesung haben wir uns mit dem Baue von Südamerika beschäftigt. 
Wir haben dabeı gesehen, dass die jüngeren vulcanischen Vorkommnisse zwar ganz auf die 
Cordillere der Anden beschränkt sind, dass jedoch die Linie ıhres Auftretens lange Un- 
terbrechungen zeigt. 

Hiemit waren wır an dem Schlusse unseres flüchtigen Ueberblickes über dıe ganze 
Erdoberfläche angelangt und meine Aufgabe wäre heute, dıe Einzelheiten nochmals zusam- 
menzufassen, welche im Laufe dieser beiden Semester angeführt worden sind. 

Diese heutige Vorlesung schliesst aber zugleich meine Thätigkeit als Professor ab 
und ich stehe am Ende einer Lehrthätigkeit, welche mir an dieser Universität durch 88 Se- 
mester auszuüben vergönnt gewesen ist. Ich glaube, dass es schicklich ist, dass, bevor ıch an 
diese kurze Zusammenfassung schreite, auch einige Worte über die Veränderungen gesagt 
werden, welche im Laufe dieser langen Zeit unsere Wissenschaft selbst erfahren hat. 

Meine Collegien wurden als Vorlesungen über allgemeine Paläontologie am 7. Oc- 
tober 1857 eröffnet, das ıst noch zwei Jahre vor dem Erscheinen von Darwıin’s Buch über 
die Entstehung der Art. 

Es ıst ja bekannt, dass im XVII. Jahrhundert hervorragende Denker, wie Leibnitz, 
Herder und Andere, den Zusammenhang: und die Einheit alles organischen Lebens bereits 
richtig erkannt hatten. Alsaber Cuvier am Beginne des XIX. Jahrhunderts, und zwar haupt- 
sächlich an Resten aus dem Gyps des Montmartre, mit Bestimmtheit den überraschenden 
Nachweis führen konnte, dass auf der Erde in früheren Zeiten andere, heute gänzlich er- 
loschene Thiergattungen gelebt haben, und dass ein wiederholter Wechsel in der Thier- 
welt eingetreten sei, und als er hieraus auf wiederholte Revolutionen schloss, deren Schau- 
platz die Erde gewesen seı, schloss sich ihm die übergrosse Anzahl der Forscher an und zu 
jener Zeit, im Jahre 1857, stand man ganz unter dem Einflusse Cuvier’scher Anschauungen. 

Auf mich persönlich hatte eine Schrift vonEdward Forbes über den Einfluss der 
Eiszeit auf Migrationen einen tiefen Einfluss ausgeübt; sie verdient auch heute noch gelesen 
zu werden. 

Nachdem Dar win’s Buch erschienen war, erfolgte ein grosser und allgemeiner Um- 
schwung der Ansichten auf dem ganzen Gebiete der Biologie. In der That lässt sich ausser 
den grossen Entdeckungen von Kopernikus und Galileı kein zweites Beispiel 
eines so tiefen Einflusses auf die alleemeinen Anschauungen des Naturforschers anführen. Er 
ist nicht der erste gewesen, der die Einheit alles Lebens begriff und aussprach, dass er aber 
im Stande war, strengere Beweise zu bringen und die Wendung der Geister zu erzielen, 
bildet seinen unsterblichen Ruhm. 


1) Gehalten am I3 Juli I901 im geologischen Hörsaale der Wiener Universität; nach einem Stenogramm des 
Herrn stud. phil. H. Beck. 


Beiträge zur Paläontologie Oesterreich-Ungarns, Bd. XIV. I 


Abschiedsvorlesung des Professor Eduard Suess. 2] 


D 


Auf dem Gebiete der Paläontologie vollzog sich diese Wendung allerdings nicht in 
so einfacher und, wenigstens bei uns, nicht in einer den besonderen Ansichten Dar wın’s 
so ganz und gar entsprechenden Weise, als man sıch das vorzustellen pflegt. Darwin 
stützte seine Meinung: von der Variabilität der Species vor Allem auf Zuchtwahl und ver- 
wandte Erscheinungen. Aber die Paläontologie lehrt Anderes. Sie lehrt, dass die Termino- 
logie für die einzelnen, durch ihre Fossilreste bezeichneten Abtheilungen der geschichteten. 
Gebirge Anwendung findet über den ganzen Erdball. Es müssen daher von Zeit zu Zeit 
irgendwelche allgemeine, den ganzen Planeten umfassende Veränderungen der äusseren 
physischen Verhältnisse eingetreten sein. Man sieht auch nicht eine stetige und ununter- 
brochene Abänderung: der organischen Wesen, wie sie etwa aus einer stetigen Einwirkung 
der Zuchtwahl hervorgehen möchte. Es sind im Gegentheile ganze Gruppen von Thier- 
formen, welche erscheinen und verschwinden. Darwin suchte diesen Umstand durch 
Lücken unserer Kenntniss zu erklären, aber heute sieht man deutlich, dass diese angeb- 
lichen Lücken eine viel zu grosse horizontale Erstreckung besitzen. 

Es drängt sich somit der Gedanke auf, dass den Veränderungen der äusseren Lebens- 
verhältnisse ein grösserer Einfluss zufällt. Ich darf hinzufügen, dass über diese Frage eın 
Briefwechsel zwischen Dar win und unserem vielbetrauerten Neumayr stattgefunden hat 
und dass Darwin diesen Einwendungen gegenüber eine keineswegs ganz ablehnende 
Haltung einnahm. Aber es ist auch für die ganze Sachlage bemerkenswerth, dass auf einen 
so hochstehenden Geist wie Darwin, die grossen und allgemeinen Erfahrungen der Palä- 
ontologie, welche ich soeben angedeutet habe, weniger Eindruck hervorgebracht zu haben 
scheinen, als die kleinen Variationsreihen, welche man bei gewissen fossilen Süsswasser- 
schnecken, z. B. bei Valvata oder Paludina wahrnimmt. 

Da und dort treten Umstände zusammen, welche einen etwas näheren Einblick ın den 
Sachverhalt gestatten. Das ist z. B. in der Aufeinanderfolge der tertiären Landfaunen 
Europas und insbesondere Wiens der Fall. Hier erkennt man das Folgende. Die lebenden 
Wesen sind auf der einen Seite von gewissen äusseren, physischen Umständen, wie Klima, 
Feuchtigkeit u. s. w. abhängig. Auf der anderen Seite stehen sie aber auch in einer gegen- 
seitigren, socialen Abhängigkeit von einander. Jedes belebte Gebiet oder, wıe man sıch aus- 
zudrücken pflegt, jede zoologische Provinz bildet gleichsam eine ökonomische Einheit, ın 
welcher zur Ernährung: von so viel Fleischfressern so viel pflanzenfressende Futterthiere, 
von so viel Planzenfressern soviel Futterpflanzen nöthig sind; honigsaugende Zeprdopteren 
setzen den Blumenkelch, insectenfressende Singvögel eine gewisse Summe kleiner Insecten 
voraus u. s. w., und die Störung eines Gliedes dieser Einheit kann möglicher Weise das 
Gleichgewicht der Gesammtheit stören. 

Solche Störungen sind allem Anscheine nach bei diesen Landfaunen von Zeit zu Zeit 
eingetreten und sie mögen von ganz verschiedener Art gewesen sein. Dann sieht man eine 
ganze Fauna über ganz Europa oder über einen noch viel grösseren Raum hin verschwin- 
den, und eine neue Fauna tritt an ihre Stelle. Diese neue Fauna steht jedoch immer in mehr 
oder minder strengem, vicarirendem, das ist stellvertretendem Verhältnisse zu ıhrer Vor- 
gängerin; sie ist deutlich aus einer Abänderung der ersteren, wahrscheinlich hauptsäch- 
lich aus einer Anpassung an die geänderten Verhältnisse hervorgegangen, und auch wenn 
die Lagerungsfolge der Schichten ganz unbekannt wäre, könnte man leicht erkennen, 
welches die erste, die zweite, dıe dritte Fauna gewesen ist. 

Ausserdem zeigen die zahlreichen phylogenetischen Fäden, welche dıe meisten der 
grossen Gruppen fossiler Thiere verbinden, oder die Einheit in der Entwicklungsart einzelner 
Organe, wie der Extremitäten, oder die allgemeine Aufeinanderfolge von Kiemen und Lunge, 
dann die Reihe auffallender Uebereinstimmungen, welche zwischen der Entwicklung ge- 
wisser Thiergruppen und der Entwicklung des einzelnen Individuums dieser Gruppe erkenn- 


[3] Abschiedsvorlesung des Professor Eduard Suess. 3 


bar sind, in unzweifelhafter Weise die Richtigkeit des Darwin’schen Grundgedankens, 
nämlich dıe Einheit des Lebens. 

Die stratigraphische Geologie und die Paläontologie weisen darauf hin, dass die Ent- 
wicklung des organıschen Lebens wahrscheimlich niemals völlig unterbrochen worden ıst, 
dass sie aber sich nicht in gleichförmiger Weise vollzogen hat. Es sind Störungen eingetreten. 
Die natürliche Zuchtwahl besteht, aber sie tritt in die zweite Linie. Einzelne ganz alte Typen, 
wıe Hatteria (Sphenodon), haben sıch mit geringer Abänderung bisin unsere Tage erhalten. 

Lassen Sie mich nun von einigen tektonischen Fragen sprechen. 

Als ich meine Collegia begann, herrschte namentlich in Deutschland die Meinung, dass 
die Gebirgsketten symmetrisch gebaut seien, eine Gruppe ältester Gesteine bilde die geho- 
bene oder hebende Axe, und zu beiden Seiten seien jüngere Gesteine zu parallelen Zonen 
geordnet. So finden Sıe noch in meimer eigenen Schrift über den Boden von Wien vom Jahre 
1862 dıe Alpen als ein symmetrisches Gebirge geschildert. 

Freilich blieb diese Meinung nicht ganz ohne Widerspruch; fast auf jeder Versamm- 
lung: deutscher Naturforscher erhob sich damals der alte Bergrath Dücker, um Einsprache 
zu erheben. Man hörte ıhn nicht an. Achnlich erging esSchimper. Die Autorität Leopold 
von Buch's, welche sich für den symmetrischen Bau aussprach, blieb unerschüttert. Dann 
starb Leopold von Buch. In den maassgebendsten Lehrbüchern der damaligen Zeit, wie 
z. B. in Lyell’s mit Recht berühmten Prineipien der Geologie, finden Sie über diese Haupt- 
frage der modernen Geologie, über die Frage der Entstehung der Gebirge, gar keine Auf- 
klärung. 

Kein Theil Europas war zur Erörterung: dieser Frage günstiger gelegen, wie Oester- 
reich. In ausserordentlicher Mannigfaltigkeit liegt vor uns das Land. Kaum irgendwo in 
Europa treten so deutlich die tektonischen Gegensätze hervor, der Gegensatz zwischen der 
böhmischen Masse und den Alpen, zwischen dem Stücke russischen Tafellandes unter der 
galizischen Ebene und den Karpathen, dann der eigenthümliche Zusammenhang von Alpen 
und Karpathen, dann das Hereintreten der turkestanischen Niederungen über den Aralsee 
in die Niederungen der Donau und bis gegen Wien und Vieles andere. 

Damals, ım Jahre 1857, wurde noch vielfach die Ansicht vertreten, dass die in den 
östlichen Alpen angetroffenen Formationen überhaupt ausserhalb der Alpen nicht auftreten. 
So gross waren die Schwierigkeiten, welche sich der Anwendung: der in England und Süd- 
deutschland gewonnenen stratigraphischen Eimtheilung auf die fremdartigen Vorkommnisse 
der Alpen entgegenstellten. 

Bald erkannte man aber, dass auf der böhmischen Masse in der That die Schichtfolge 
viel lückenhafter sei, als ın den benachbarten Theilen der Alpen, und dass insbesondere in 
Böhmen eine ausserordentlich grosse, bis zur mittleren Kreide heraufreichende Unterbre- 
chung der Meeresbildungen nachweisbar ist, während in den Alpen alle diese grossen Zeit- 
räume durch marine Ablagerungen vertreten sind. Dieses selbe Uebergreifen der mittleren 
und oberen Kreide zeigt sich aber auch in Galizien, dann weithin ın Russland, auf der anderen 
Seite auf dem französischen Centralplateau, auf der spanischen Meseta, in grossen Theilen 
der Sahara, im Thale des Mississippi und nordwärts über dasselbe hinaus bis in die Nähe des 
Eismeeres, in Brasilien, dann an den Küsten des mittleren und südlichen Afrika, Östindiens und 
mit einem Worte über so ausserordentlich weite Räume hin, dass es unmöglich wurde, solche 
Transgressionen der Meere nach der älteren Lyell’schen Ansicht durch ein Erheben oder 
Senken der Festländer zu erklären. 

Durch diese und ähnliche Erfahrungen ist die Ansicht neuerdings in den Vordergrund 
getreten, dass irgend welche allgemeine Veränderungen, sei es in der Gestalt der Hydro- 
sphäre, sei es in ihrem Gesammtvolumen eingetreten sein mögen. Auch sah man, dass die 


etwaige Bildung einer neuen oceanischen Tiefe durch Senkung, indem eine gewisse Quote 
1* 


4 Abschiedsvorlesung des Professor Eduard Suess. [4] 


der Hydrosphäre in die neue Senkung aufgenommen wird, zugleich von selbst das Bild einer 
allgemeinen Erhebung, oder richtiger ein allgemeines Sinken der Strandlinie herbeiführen 
müsse. So hat die ältere Ansicht von dem häufigen Schwanken der Festländer mehr und mehr 
der Lehre von den marinen Transgressionen Raum gegeben und ist durch die Ausschaltung 
der continentalen Bewegungen eine genauere Prüfung der eigentlichen Gebirgsbewegungen 
möglich geworden. 

Wenn man behaupten wollte, dass die Alpen gefaltet seien, die böhmische Masse 
aber nicht, und dass hieraus Stauung erzeugt worden seı, so würde diese Behauptung: nicht 
&enau sein. Auch die böhmische Masse ist gefaltet, und man kennt bis heute keinen Theil 
der Erdoberfläche, an dem nicht wenigstens dıe archaische Unterlage, so weit sie sichtbar 
wird, gefaltet ist. Der Unterschied besteht aber darin, dass dıe Faltung an bestimmten 
Orten früh geendet, an anderen bıs in eine spätere oder sehr späte Zeit, vielleicht auch unter 
Aenderung: des Grundplanes, angedauert hat. 

Das mittlere Europa zeigtin dıeser Beziehung: eine ganz eigenthümliche Anordnung. 
Die älteste Faltung ist in dem Gneis der westlichen Hebriden sichtbar. Jünger, und zwar 
von vordevonischem Alter, sind dıe caledonischen Falten, welche bis Irland herab verfolgt 
werden können. An diese reihen sıch weıter ım Süden die armorıcanıschen und die varıs- 
cischen Falten, welche das südwestliche England, die Normandie und Bretagne, das Central- 
plateau, die Gebirge am Rhein und die böhmische Masse sammt den Sudeten umfassen. 
Ihre hauptsächliche Faltung erfolgte vor dem Schlusse der Carbonzeit, doch sind geringere 
3ewegungen verschiedener Art nachgefolgt. Die Alpen und dıe Karpathen endlich haben 
noch im Miocän starke Faltung erfahren. Jedes dieser Glieder ıst nordwärts gegen 
das Vorhergehende, oder gegen die Horste bewegt worden, ın welche das vorhergehende 
Glied durch Senkungen aufgelöst war und so ıst bei rückschreitender Faltenbildung das 
mittlere Europa entstanden. 

Unterdessen wurde auch mehr und mehr Licht erlangt in Betreff der fremdartigen 
Entwicklung, welche gewisse mesozoische Ablagerungen, und insbesondere die Trıas, ın den 
Alpen ım Gegensatze zu dennördlich gelegenen Ländereien, wıe Württemberg oder Franken, 
zeigen. Die Untersuchungen in den asıatıschen Hochgebirgen und namentlich ım Hımälaya 
lehrten, dass diese Art der Entwicklung der Trias gegen Osten eine sehr weıte Verbreitung 
besitze, und es wurde sogar möglich, nachzuweisen, dass quer durch das heutige Asıen, vom 
heutigen europäischen Mittelmeere bis zu den Sunda-Inseln sich einst ein zusammenhän- 
sendes Meer erstreckt hat. Dieses Meer hat, wie Sie wissen, den Namen Tethys erhalten. 
Das alte Festland an seimer Südseite wurde Gondwänaland geheissen und jenes an seiner 
Nordseite Angaraland. Unser heutiges Mittelmeer ıst ein Rest der Tethys. 

Dieses Mittelmeer besteht aber aus einer Reihe von Gebieten verschiedener Beschaf- 
tfenheit und wir haben Gelegenheit gehabt, uns davon zu überzeugen, dass seit der mittleren 
Tertiärzeit bald ein Stück abgetrennt wurde, wıe z. B. die Donau-Ebenen, bald ein Stück 
hinzugefügt, wıe z. B. das Aegäische Meer. 

Die Fortschritte der beobachtenden Geologie sind aber während der letzten Jahr- 
zehnte so ausserordentlich gross gewesen, dass ein viel weiter ausgreifender Blick über die 
Meere möglıch geworden ıst. 

Die Meere sind von verschiedener Art. Wir betrachten die Weltkarte und suchen 
dabei, entsprechend einer hier oft ausgesprochenen Warnung, uns zu hüten vor den Täu- 
schungen, welche dıe Verzerrung durch Mercator’s Projection so leicht herbeiführt. Wir 
sehen, dass mit Ausnahme der beiden chinesischen Ströme Yang-tse-kiang und Hoang-ho 
kaum noch irgend ein grosser Strom seinen Weg; zum Pacifischen Oceannimmt. Alle Wässer 
der Festländer wenden sıch zum Atlantischen und zum Indischen Ocean. Vor einer Reihe 
von Jahren hat der russische General von Tıllo die Wasserscheide der Erde auf einem 


[5] Abschiedsvorlesung des Professor Eduard Suess. 5 
Kärtchen verzeichnet und gezeigt, wie überraschend gering der Zulauf an süssem Wasser 
ist, den das stille Weltmeer empfängt. 

Diese beiden oceanischen Gebiete unterscheiden sıch aber auch durch eın viel tiefer 
liegendes Merkmal. 

Schon beı dem Beginne dieser Vorlesungen habe ıch auf dıe auffallende Thatsache 
hingewiesen, dass von den Mündungen des Ganges gegen Ost bis zum Cap Hoorn die Fest- 
länder gegen den Ocean hin von langen bogenförmigen Gebirgsketten umgeben sind, 
welche alle gegen den Pacifischen Ocean bewegt zu sein scheinen. Wenn man dagegen die 
Küsten von den Gangesmündungen gegen West wieder bis Cap Hoorn verfolgt, trıfft man 
auf ganz andere Verhältnisse. Abgesehen von der Beugung des Gebirges beı Gibraltar und 
der Umbeugung, welche die amerikanische Cordillere in den Antillen erfährt, an welchen 
beiden Stellen, wie Sie wissen, gefaltete Gebirgsketten zwar an das atlantische Gebiet 
herantreten, aber sich zurückkrümmen, als würden sie durch irgend eine geheimnisvolle 
Kraft zurückgehalten —sıeht man rings um den Atlantischen und den Indischen Ocean 
nur gleichsam amorphe Küstenlinien, nämlich solche, die ın keiner Weise durch die Struktur 
des Landes vorgezeichnet sind. Darum haben wir einen pacifischen Typus der Küsten und 
einen atlantıschen Typus unterschieden. 

Wir können noch weiter gehen. 

Wo ımmer man vom Lande her sich dem Pacıfıschen Ocean nähert, sieht man eine 
Vervollständigung der marinen Serie sich vollziehen. Geht man von den weıten archaischen 
Gebieten des südlichen Amerika, auf welchen horizontale paläozoische Sedimente liegen, 
gegen West, so trifft man in den Anden auf marine Schichten der Trias, des Jura, der unteren 
Kreide, auch der mittleren und oberen Kreide. Dasselbe ıst der Fall, wenn man von der alten 
laurentischen Masse ın Canada gegen West zum Meere geht. Dasselbe ıst in Japan der Fall 
u.s. w. Hieraus dürfen wir schliessen, dass der Pacifische Ocean eine sehr alte Anlage ist 
und dass an seiner Stelle seit ausserordentlich langer Zeit ein Ocean besteht. 

Beı den anderen Weltmeeren ist es anders. Wenn man dem Indischen Ocean sich 
nähert, sieht man horizontal gelagerte, nicht wie im Pacıfischen Gebiete gefaltete Meeres- 
schichten, welche aber nichtmit der Trias, sondern in Ostafrika wie im westlichen Australien 
erst mıt dem mittleren Jura beginnen, auf Madagaskar mit dem mittleren Lıas. In gleicher 
Weise treffen wir an den Küsten des Atlantischen Oceans horizontale, nicht gefaltete 
Schichten, aber diese beginnen in Westafrika wie in Nordamerika und Brasilien erst mit der 
mittleren oder oberen Kreide. 

Daraus entnehmen wir, dass der Pacificische Oceanälter, der Indische Ocean jünger 
und der Atlantische Ocean in seiner Hauptsache noch jünger ist. 

Ich habe noch einen anderen Ocean, die Tethys, erwähnt, welcher zur mesozoischen 
Zeıt quer über dem heutigen Asıen lag und dessen Rest unser Mittelmeer ıst. Das ganze 
Gebiet der Tethys ist in Falten gelegt, dl zwar sind diese Falten vom Pacifischen Ocean 
bıs zum Kaukasus durchwegs gegen Süd bewegt, ihre Ränder sınd ım Süden überschoben ; 
das ganze Meeresgebiet ist von Norden her zerdrückt und sogar Stücke des alten südlichen 
Vorlandes, des Gondwänalandes, oder der indischen Peninsula, sind von dieser Faltung 
ergriffen worden. Sie haben gehört, dass Kinchinjunga und seine Nachbarn, dıe höchsten 
Gipfel der Erde, obwohl innerhalb der Falten des Himälaya, dennoch, so weıtman sıe kennt, 
d.ı.ınıhren Vorbergen, die Gesteinsfolge des Gondwänalandes zeigen. 

Nun wollen wir einen Blick auf die Vertheilung: der Faltenzüge auf der Erdoberfläche 
werfen. 

In der Gegend des Baikalsees liegt eine ausgebreitete, etwa halbmondförmig an- 
geordnete Masse, von uralten archaischen Felsarten. Sie ist gefaltet, etwa mit NO- 
Streichen im Osten und NW-Streichen im Westen und die Falten sind von vorcambrischem 


6 Abschiedsvorlesung des Professor Eduard Suess. [6] 


Alter. Dieser alte Scheitel umfasst Sabaikalıen, die nördliche Mongolei und den Ost-Sajan. 
Im Nordwesten von demselben entwickeltsich ein zweiter, jüngerer Scheitel oder ein zweiter 
Ausgangspunkt der Faltung, der Altai. Von diesem zweiten, jüngeren Scheitel gehtnun ein 
ausserordentlich grosses System von bogenförmigen Falten aus, welches in kaum begreif- 
licher Weise fast die ganze nördliche Hemisphäre umfasst. Die Altaiden umgeben den alten 
Scheitel und ihre Bogen wiederholen sich im Osten bis Japan und Kamtschatka und bis zu 
den Bonin-Inseln. Gegen West bilden sıe die weite Virgation des Tian-shan und Bei-shan. 
Ihre südöstlichsten Zweige treten in den burmanıschen Bogen. Vorihnen liegen im Süden der 
Randbogen des Himälaya, der ıranısche und weiterhin der taurisch-dinarische Bogen. Sie 
dringen über den Kaukasus nach Europa und bilden hier zwei von den bereits erwähnten 
Faltenzügen. 

Diese beiden Faltenzüge verhalten sıch in verschiedener Art. 

Der eine, ältere, dıe varıscischen und die armoricanischen Falten umfassend, wird erst 
in Mähren sichtbar. Er erreicht ım südwestlichen Irland und in der Bretagne das Atlantische 
Meer und versinkt als Riasküste. Aber schon vor Jahren hat Marcel Bertrand darauf 
aufmerksam gemacht, dass ein so breites und mächtiges Gebirgssystem -— es ist hier an der 
atlantischen Küste so breit, wie der Bogen des Hımälaya — unmöglich hier plötzlich enden 
könne, sondern dass nach aller Wahrscheinlichkeit seine Fortsetzung jenseits des Oceans in 
der Riasküste von Neu-Fundland liege. Marcel Bertrand zog demnach, wie Sie gehört 
haben, die armorıcanische Leitlinie quer über den Ocean zu den Appalachien. 

Von den Appalachien hat man aber in den letzten Jahren gelernt, dass sıe weit länger 
seien, als man früher dachte. Sie bilden einen Bogen, welcher nicht wie die asiatischen und 
europäischen Ketten gegen die convexe, sondern gegen die concave Seite, hier gegen West, 
dann gegen Nord, gefaltet ıst und bis indie Washitaberge, westlich vom Mississippi, reicht. 

Die zweite, jüngere Art der Altaiden streicht unter heftigen Krümmungen, beengt 
durch ältere Horste, vom Balkan zu den Karpathen und den Alpen, und diese letzteren fügen 
sich in den bei Gibraltar völlig zurückgebeugten Bogen des westlichen Mittelmeeres. 

Kehren wır aber nach Nordamerika zurück. 

Wie wir gehört haben, bezeichnen die Amerikaner das weite archaische Gebiet, 
welches die Gegend um die Hudson’s Bay, die Mitte von Canada und einen Theil der Mitte 
der Vereinigten Staaten einnimmt, mıt dem Namen Laurentia. 

Die Appalachien im Osten und Süden von dieser Masse sind, wie wir sahen, bei con- 
cavem Streichen ın der Richtung gegen Laurentia gefaltet und laufen in den Washita- 
bergen aus. 

Im Westen von Laurentia ıst es aber ähnlich. Es konnte hier gezeigt werden, dass die 
grosse Cordillere, deren Verbindung mit dem nördlichen Asien allerdings noch nicht ganz 
festgestellt ist, n Canada an ıhrer Ostseite gegen Ost, das ist gleichfalls gegen Laurentia 
gefaltet ist. Dann beugt auch sie sich im Süden mehr und mehr zu concavem Streichen; 
durch Mexico zieht sıe herab, hier gegen Nordost gefaltet und ein Theilihrer Falten wendet 
sich endlich gegen Cuba und ın die Beugung: der Antillen. 

So wird Nordamerika von beiden Seiten her von concav streichenden Faltenzügen 
umfangen. | 


Es ist, als würde ein Abfliessen der Falten von Asıen und ein Zufliessen gegen Lau- 
rentia stattfinden. Man könnte das ganze grosse Phänomen durch einen Vergleich versinn- 
lichen. Bei der Eruption des Krakatao wurden die Oceane bewegt; lange Wellen gingen 
von der Stelle der Eruption aus, reisten um die ganze Erde und trafen sich auf der anderen 
Seite des Erdballes. 

Das ıst aber nur ein Vergleich und nıcht eine Erklärung. 

In der südlichen Hemisphäre ist die Sachlage eine ganz andere. 


[7] Abschiedsvorlesung des Professor Eduard Suess. 7 


Man hat vor längerer Zeit erkannt, dass in der permischen und Triaszeit in Ostindien 
und Südafrıka übereinstimmende Landfloren gelebt haben, die Gondwänafloren; man 
schloss hieraus auf den einstigen Zusammenhang; dieser beiden Festlandstheile und nannte 
das Gebiet Gondwänaland. Später fand man solche Floren auch in Australien, dann in der 
argentinischen Republik. So breiteten sie sich um den Süden. Aber die daraus gezogene 
Schlussfolgerung von dem Zusammenhange eines so grossen Festlandes wurde erschüttert 
durch den Umstand, dass nıcht nur dıe bezeichnendsten Pflanzen von Unter-Gondwäna, 
sondeın auch den südafrikanıschen Vorkommnissen nahe verwandte Thiere ın den permischen 
Ablagerungen von Perm ın Nordrussland entdeckt wurden. 

Was sıch ergibt, ıst eine überaus gleichförmige Verbreitung der Landpflanzen und 
Landthiere zur damalıgen Zeit und sehr viel Festland ım Süden, aber es entfällt der unmittel- 
bare Nachweis für den Zusammenhang. 

Man sieht in der That, dass nur an den pacifischen Rändern dieses vermeintlichen 
oder wirklich zusammenhängenden Continentes Faltung eingetreten ist, und zwar im 
Östen von Australien und ım Westen von Südamerika, während dıe zwischenliegenden 
atlantıschen und indischen Küsten ohne jüngere Faltung sind. Es ist wahr, dass man in letzter 
Zeit in Südafrika Faltung aus carbonischer Zeıt beschrieben hat, aber ım Grossen erscheint 
alles Gebiet zwischen der südamerikanischen Cordillere im Westen, und der australischen 
Cordillere im Osten wie todt und unbeweslich, im Gegeensatze zu der grossen Mannigfaltig- 
keit an Bewegungen ın der nördlichen Hemisphäre. 

Dieses sind im Grossen dıe Züge, welche wır ım Laufe dieser beiden Semester im 
Einzelnen zu verfolgen gesucht haben. Die Versuche einer geometrischen Anordnung der 
Gebirgsketten, welche in neuerer Zeit von sehr hervorragenden Fachmännern neuerdings 
unternommen worden sind, finden, fürchte ich, ın den thatsächlichen Erfahrungen nur wenig; 
Begründung. Die tektonischen Linien, denen man ın der Natur begegnet, pflegen überhaupt 
höchstens ın Sprüngen oder Brüchen die gerade Linie zu verfolgen. Die Faltungen aber 
verhalten sich mehr wıe lange Wellen und sıe weichen den älteren Horsten aus. Das sieht 
man am deutlichsten bei dem jüngsten, nach Europa eingetretenen Zweige der Altaiden, den 
Alpen; Aehnliches zeigt auch der Bogen der Banda-Inseln. 

Nun möchte ich noch ein kurzes Wort sagen über die Lebensverhältnisse auf der Erde. 
Wır haben bereits von der weiten Verbreitung der Landfauna und Landflora von Unter- 
Gondwäna gesprochen. Die Typen der carbonischen Landflora haben schon früher aus den 
arktischen Gegenden bıs Südafrıka sich ausgebreitet. Die Culmflora ıst aus Europa, der 
Mongolei und Australien bekannt. Noch bemerkenswerther ist dıe Thatsache, dass den 
Basaltströmen des westlichen Grönland pflanzenführende Lagen eingeschaltet sind, welche 
der unteren Kreide, der mittleren Kreide und der Tertiärzeit angehören, und dass ın allen 
diesen Zeitläufen erst Farren, dann Laubhölzer in diesen arktischen Gegenden gelebt haben. 
Mit einem Worte, man sieht in Westgrönland Vorkommnisse aus verschiedenen Zeiten, 
welche sıch mit den seıt der Glacıalzeit und auch heute noch herrschenden klimatischen Ver- 
hältnıssen durchaus nicht ın Einklang bringen lassen, und diese ganze jüngere Zeit 
erscheint vielmehr als eine Ausnahme. Man gewinnt den Eindruck, als obnicht zu allen Zeiten 
dıe heutige Mannigfaltigkeit der Klimate bestanden habe und als ob auch die Mannigfaltig- 
keit der Lebensformen nicht zu allen Zeiten eine so grosse gewesen sei. Die grosse indische 
Landfauna von heute, mitihren Tıgern und Elephanten, kann als eine selbstständige Einheit 
angesehen werden, aber da und dort ist sie von älteren malayischen Resten begleitet, welche 
die Mannigfaltigkeit erhöhen. 

Meine Herren! Wie Sie sehen, kann ich in diesem Versuche eines Ueberblickes eben 
nur einige der mannigfaltigen Richtungen andeuten, nach welchen die Studien weiter geführt 
werden könnten, und es stehen so viele Hunderte und Hunderte von Fragen often, dass 


8 Abschiedsvorlesung des Professor Eduard Suess. [8] 


jeder, auch der kühnste Ehrgeiz dıe Pforten offen findet und Befriedigung hoffen darf. Neue 
Entdeckungen stehen jedem gewissenhaften Forscher ın Aussicht. 

Ich habe Manches in dem langen Laufe der Jahre gesehen und erlebt. Anfangs, da 
muss man sich redlich bemühen und Eifer und eine gewisse Strenge gegen sich selbst daran 
setzen, um die Einzelheiten kennen zu lernen und manchmal bleicht sich das Haar, bevor 
man ım Stande ist, einen Ueberblick zu gewinnen und einen ersten synthetischen Versuch 
zu wagen. Dieser erste Schritt zur Synthese ıst aber der entscheidende Schrittin dem Leben 
des Forschers. Bald bemerkt er, dass sein Urtheil unter den Fachgenossen mehr Beachtung: 
findet; er wird vorsichtiger und zurückhaltender mit demselben, und endlich kommt die 
Stunde heran, in welcher seine Seele erfüllt wird von der hohen Befriedigung, irgend eine 
neue Anschauung oder eine neue Thatsache eingefügt zu haben der Summe menschlicher 
Erkenntnis — eine Empfindung, welcher gegenüber selbstverständlich Alles verschwindet, 
was dıe Aussenwelt an Anerkennung zu zollen ım Stande ist. 

Lytton Bulwer sagtın einem seiner Romane: » Wenn jemand in hohem Alter von 
Kindern umgeben ist, dann sieht er am Ende semer Tage nicht einen Schlusspunkt, sondern 
nur einen Beistrich«. Das gilt in gleichem Maasse von dem Forscher und seinen Schülern. 
Das ist das grosse Glück, welches mir heute zutheil wird. 

Viele sind von uns gegangen. Die stummen T’afeln in unserer Sammlung nennen ihre 
Namen und unsere Pflicht ist es, ihrer heute dankbar zu gedenken. Stoliczka fand sein 
Ende am Kara-Korum, Lend am Kılima-ndjaro, Foullon auf Guadalcanar; Rodler hat 
sıch den Todeskeim in den Bachtyari-Bergen geholt; wir alle denken mit Bewunderuug: an 
Oskar Baumann. | 

Ich freue mich heute von ganzem Herzen, nicht eine Reihe von Schülern, sondern 
eine Reihe von Generationen von Schülern an dieser Stelle begrüssen zu können, von den 
ruhmvoll ergrauten Mitgliedern der kaiserlichen Akademie bis zu den jungen Finken mit 
den frıschen Augen. 

Diesen jüngeren unter Ihnen möchte ich in diesem Augenblicke noch ein Wort 
sagen Die Alten wissen es ohnehin. Im Laufe dieser 44 Jahre hat sich Vieles auf der Erde 
zugetragen, aber nichts ıst so durchgreifend, nichts für die gesammte Cultur des Menschen- 
geschlechtes so entscheidend gewesen, wie die Fortschritte der Naturwissenschaften in 
dieser Zeit. In jedes Gebiet des menschlichen Lebens und Schaffens sind sie eingedrungen ; 
sie beeinflussen und verändern unsere gesellschaftlichen Verhältnisse, unsere philosophischen 
Auffassungen, die wirthschaftliche Politik, die Machtstellung: der Staaten, Alles. Wer aber 
genauer zusehen will, kann wahrnehmen, dass neben der Naturforschung auch der Natur- 
forscher mehr und mehr in den Vordergrund tritt, dass seine sociale Bedeutung anerkannt 
wird und der Werth seiner Studien immer mehr geschätzt wird. 

Hieraus erwächst der heranwachsenden Generation von Forschern eine hohe Pflicht. 
Diese Pflicht besteht darin, dass sie an die Ethik ihrer eigenen persönlichen Lebensführung 
einen immer strengeren Maasstab anzulegen hat, damit bei der steigenden Einwirkung der 
Naturforschung auf alles gesellschaftliche und staatliche Leben auch der Naturforscher 
selbst sich mehr und mehr würdig fühle, theilzunehmen an der Führung; der geistgen 
Menschheit. : 

Und jetzt bin ıch bei dem Beistriche angelangt. Als ich Lehrer geworden war, 
habe ich nicht aufgehört, ein Lernender zu bleiben, und jetzt, da ich aufhöre ein Lehrer zu 
sein, möchte ich auch nicht aufhören ein Lernender zu sein, so lang meine Augen sehen, 
meine Ohren hören und meine Hände greifen können. Mit diesem Wunsche trete ich nicht 
ab, sondern trete ich zurück in meine frühere Stellung. 

Und nun danke ich Ihnen Allen aus tiefstem Herzen für Ihr Erscheinen und bitte Sie, 
mir ein freundliches Andenken zu bewahren. 


1 


NEUE UND INTERESSANTE FORAMINIFEREN AUS DEM SUD- 
TIROLER ALTTERTIÄR 


von 


Rich. Joh. Schubert. 


(Mit I Tafel.) 


Aus dem Oligocän sind wie auch aus dem übrigen Tertiär Foraminiferen-Faunen in grosser Zahl 
bekannt. Doch stammen diese zumeist aus Ablagerungen, die auf Grund der Absatztiefe sowie der sonstigen 
physikalischen Bedingungen vorwiegend kalkschalige Formen eingeschlossen enthalten. Sehr gering ist die 
Zahl der bisher bekannten tertiären (oder überhaupt jüngeren fossilen) Faunen, in denen die kieselig- 
agglutinirenden Formen die Hauptrolle spielen oder doch auch nur einen grösseren Formenreichthum aufweisen. 
Ausser einer Anzahl von Foraminiferen-Listen, die Professor Rzehak aus dem mährischen Oligocän gab,!) 
sind es besonders die Arbeiten von Grzybowski, der im galizischen Alttertiär eine reiche Tiefseefauna 
feststellte, sie beschrieb und durch Abbildungen erläuterte. Besonders ist in dieser Beziehung die Fauna 
der rothen Thone (von Wadowice untersucht) und der naphtaführenden Schichten der Umgebung von 
Krosno anzuführen; letztere zum Beispiel besteht nach Grzybowski aus 80 kieselschaligen und sandigen 
Arten, von denen die Hälfte als neu betrachtet wurde, 

Eine mit dieser verwandte Fauna beherbergen, wie ich bereits in den Verhandl. der k. k. geol. 
R.-A. 1900, pag. 370 mittheilte, gewisse Mergel aus der Gegend von Riva am Gardasee. 

Ich konnte zwei Handstücke eines bläulichgrauen Mergels aus dieser Gegend untersuchen. Das eine 
stammte von Bolognano, südöstlich Arco; dieses wurde mir von Herrn Chefgeologen M. Vacek zur 
Untersuchung auf eine Mikrofauna übergeben. Für die freundliche Ueberlassung des Materiales sei hiemit 
aufs Verbindlichste gedankt. Die zweite Probe brachte ich selbst im August 1899 von Gologna, nord- 
östlich Riva mit, woselbst ich sie am Südausgange der Ortschaft der Wand eines Hohlweges entnahm. 

Eine Anzahl der im Schlämmrückstande dieser Mergel enthaltenen Arten ist von grösserem paläon- 
tologischen Interesse, weshalb ich diesen im Folgenden eine ausführliche Besprechung widme. Zunächst 
führe ich jedoch der Uebersicht wegen alle in diesen Proben von mir aufgefundenen und im bestimmbaren 
Erhaltungszustand befindlichen Formen an: 


Astrorhiza granulosa Brady; Bolognano. Hyperammina pellucida n. sp., Cologna. 
Dendrophrya excelsa Grzyb.; Bolognano. s (Girvanella) vagans Brady; Co- 
Rhabdammina abyssorum M. Sars; Cologna, logna. 

Bolognano. Reophax difflugiformis Brady; Cologna. 
Rhabdammina discreta Brady; Cologna, Bolognano. = Grzybowskü m.;, Cologna. 


Bathysiphon taurinensis Sacco, Cologna. pilulifera Brady; Cologna. 


sp. forma scalaria Grzyb.; Cologna. 


” 


Hyperammina elongata Brady; Cologna. a 


1) Bes. Verh. d. k. k. Geol. R.-A., 18SS7 pag. S7—89, 1SS7 pag. 133—135, 1SSS pag. 190-192. 


D 


Beiträge zur Paläontologie Oesterreich-Ungarns, Bd. XIV. 


10 Rich. Joh. Schubert. ‚ [2] 


Ammodiscus polygyrus Reuss; Cologna, Bolognano. 
Glomospira charoides J. u. P.; Cologna. 
Psammosphaera fusca Schulze; Cologna, Bo- 

lognano. 
Haplostiche Soldanit J. u. P.; Bolognano. 
Haplophragmium aff. lobsannense Andr.;, Cologna. 
Trochammina sguamata J. u. P., Cologna. 

A nucleolus Grzyb.; Cologna. 

Cyclammina busilla Brady; Cologna. 

a fontinensis Terqu.; Cologna. 


a Uhligi n. sp.; Cologna. 
4 (2) sp. nov. 


R sp., Cologna. 


. .; Cologna. 


Pavonina agglutinans n. sp., Bolognano. 
Ammofrondicularia angusta n. sp., Bolognano. 
Spiroloculina cf. limbata Born., Cologna. 
Nubecularia tibia J. u. P.; Cologna. 
Lagena elongata Ehrenb.; Cologna. 

n apiculata Reuss; Cologna. 


Nodosaria resupinata Gümb ; Bolognano. 


Cristellaria Kochi Reuss; Cologna. 

5 cumulicosta Gümb.; var. spinata m.; 
Cologna. 

Cristellaria rotulata Lam.; Cologna, Bolognano. 
® acutimargo Reuss; Bolognano. 
arcuwata d’Orb.; Bolognano. 

Bolivina Vaceki n. sp., Cologna. 

a Beyrichi Reuss; Bolognano. 
m semistriata Hantk.; Cologna. 
r aenariensis Costa; Cologna. 

Textularia folium J. u. P.; Bolognano. 

cf. inconspicua Brady, Bolognano. 

Bigenerina digitata d’Orb.; Cologna. 

Trigenerina haeringensis Gümb., Bolognano. 

Bulimina truncana Gümb.; Cologna, Bolognano. 

Uvigerina angulosa Will.; Bolognano. 

n pygmaea d’Orb.; Bolognano, Cologna. . 
= gracılis Reuss; Cologna. 

Clavulina budensis Hantk.; Bolognano. 

Rotalia soldanii d’Orb.; Bolognano. 


N Beyrichi Neug.; Bolognano. Truncatulina praecincta Karr., Bolognano. 
costata Hantk.; Cologna. 
dutemplei d’Orb.;, Cologna. 


ungeriana d’Orb.; Bolognano. 


» sp.; Bolognano. 
(Dentalina) spinescens Reuss;, Cologna. 


mucronata Neug.; Cologna. > 


” ” 


acuticauda Reuss; Cologna. Globigerina bulloides var. triloba Reuss; Cologna 


soluta Reuss; Cologna. Bolognano. 
he „  semilaevis Hantk.;, Bolognano. Spiroloculina cf. limbata Born. Cologna. 


Marginulina Behmi Reuss; Bolognano, Cologna. 


Zunächst erhellt aus vorstehender Uebersicht die verhältnismässig grosse Anzahl kieselig-sandiger 
Formen, inBolognano der dritte Theil, inCologna die Hälfte. Dieser Umstand spricht für eine grössere 
Absatztiefe der in Rede stehenden Proben gegenüber den sonst aus Südtirol, Oberitalien, den nordalpinen 
Gegenden und Ungarn angeführten unteroligocänen » Clavulina Szaböi«-Schichten. Dadurch wird auch das 
Fehlen von Clavulina Szaboi, der Nummuhten und Orthophragminen erklärt. Auffallend ist das Verhältnis 
der Faunen von Bolognano und Cologna zu der durch Gümbel-Egger bekannten Fauna vom Monte 
Brione bei Riva,!) die auf eine entschieden geringere Absatztiefe hindeutet, was auch durch die petro- 
graphische Beschaffenheit bestätigt wird. Die Proben von den erstgenannten Orten stammen eben aus 
tieferen Partien der unteroligocänen Absätze, während die von Brione dem Absatze des bereits seichteren 
Meeres entnommen wurde, wie auch die Lagerung des letzteren unmittelbar unter dem Lithotamnien- 
kalk beweist. 

Gleichwohl findet sich im Schlämmrückstande eine nicht unbeträchtliche Anzahl von Arten, welche 
für den » Clavulina Szabdi»-Horizont oder die gleichaltrigen Gebilde charakteristisch sind, so vornehmlich 
Bolivina semistriata Hantk., Bolivina Beyrichi Reuss, Dentalina semilaevis Hantk., Criszellaria arcuata 
d’Orb.; Marginulina Behmi Reuss, Clavulina budensis Hantk., Bulimina truncana Gümb.; Uvigerina 
gracılis Reuss, Truncatulina costata Hantk. u. a. 

Von den kieselig-sandigen Formen ist die Hälfte auch aus den gleichaltrigen galizischen Gebilden 
bekannt, einige wie Dendrophrya excelsa Grzyb. und Trochammina nucleolus Grzyb. wurden sonst noch 


nirgends aufgefunden. 


1) Sitzungsberichte kgl. bayr. Akad. Wiss. München, math.-nat. Cl. 1896, pag. 589. 


[3] Neue und interessante Foraminiferen aus dem südtiroler Alttertiär. II 


Auffällig ist das Fehlen einiger in Galizien reichlich vertretener interessanter Typen, so der dort 
nicht seltenen Reussinen, obgleich die kalkschaligen Parallelformen, die Globigerinen, ab und zu sich 
finden. Es scheint dies ein Beweis, dass die Abgrenzung der kieselig-sandigen, nach dem Globigerinen- 
Typus gebauten Formen, die Grzybowski unter dem Namen KReussina vornahm, berechtigt ist. 

Unter den neuen Typen, die ich in Südtirol fand, sind zu beachten eine Pavonina mit völlig 
kieselig agglutinirter Schale, also ein Vertreter dieser bisher nur so selten und als perforat bekannten Familie, 
ferner eine agglutinirte Form, deren Kammern nach dem Frondicularia-Typus angeordnet sind, die ich mit 
dem Namen Ammofrondicularia belegte. 

Aus WadowiceundKrosno führt Grzybowski eine Keramosphaera irregularis Grzyb. an; diese 
recent von Brady aus der Tiefsee bekannte imperforate Gattung soll n Galizien nach Grzybowski’s 
Angabe gleichfalls agglutinirt vorkommen. Für diese Gattung gebührt der Priorität nach der 1877 von 
Stache gegebene Name Bradya. An Exemplaren aus der liburnischen Stufe von Krain, die mir Herr 
Dr. Kossmat freundlichst überliess, konnte ich die Identität von Bradya Stache und Keramosphaera 
Brady feststellen. Die erstere ist durch Bradya tergestina in der liburnischen Stufe Kreide — Tertiär 
stellenweise reich vertreten in grossen, bis ca. I cm im Durchmesser enthaltenden Exemplaren inmitten 
einer ausgesprochenen Küstenfauna, wird dann offenbar durch die an Formen- und Individuenreichthum 
anschwellenden Gattungen der Nummuliten, Orthophragminen, Operculinen, Alveolinen etc. aus ihrem 
Wohngebiet gedrängt. Im Jungtertiär ist Bradya bisher trotz der sonst so überaus reichen Fauna noch 
nicht nachgewiesen. In der Gegenwart ist sie auf die Tiefsee beschränkt und auch da nur sehr selten, Im 
Eocän oder Oligocän muss sich also ihre Wanderung in die tiefere See vollzogen haben. Es wäre sehr 
interessant, wenn die Zugehörigkeit von Keramosphaera irregularis Grzyb. zu Bradya sich bestätigen 
würde, es wäre damit einerseits bewiesen, dass Bradya bereits im Oligocän in die Tiefsee zurückgedrängt 
war und ferner, dass auch hoch organisirte porzellane Formen gelegentlich in kieselig-sandiger Ausbildung 
auftreten können. Im südtiroler Oligocän fand ich bisher Vertreter von Bradya nicht. 

Unter den kieseligen Arten ist auch die verhältnismässig gute Vertretung hochstehender Formen, 
Cyclamminen, bemerkenswerth. 

Was die kalkschaligen Arten betrifft, so konnte ich ausser einer neuen Art, Bolivina Vaccki m. 
und einer gezackten Varietät von Cristellaria cumulicosta Gümb. einige fürs Alttertiär neue Formen 
constatiren, u. a. Bolivina aenariensis Costa, Truncatulina praecincta Karr., Textularia folium J. u. P. 

Die inBolognano aufgefundenen Exemplare von Venilina haeringensis Gümb., die später zu Schizo- 
‚phora Reuss, von Brady zu Bigenerina gestellt und mit Bigenerina capreolus d’Orb. identificirt wurde, liessen, 
angeschliffen und in Glycerin eingebettet, mich ganz deutlich erkennen, dass die Anfangskammern durchaus 
nicht textularienartig angeordnet sind, sondern eine planospirale Einrollung zeigen, wie dies beim Genus 
Spiroplecta der Fall ist. 

Typen, welche zuerst planospirale, dann zweizeilig angeordnete Kammern und zum Schluss einige 
Lingulinen-Kammern daran schliessen, also Spiroplecta - Lingulina, um es kurz auszudrücken, fasse ich 
als Trigenerina n. nom. zusammen. 

Bevor ich indessen auf eine eingehende Besprechung der interessanten Formen eingehe, möchte ich 
zunächst, anschliessend an das soeben gesagte, meine Ansichten über die Deutung und Bedeutung der 
Mischgenera darlegen. Allerdings muss ich mich zur Zeit mangels gar mancher einschlägiger Literatur 
auf eine Darlegung der Grundzüge beschränken. 

Unter Mischformen oder Mischtypen verstehe ich in Uebereinstimmung mit früheren Autoren alle 
jene Formen, deren Kammern nach mehr als einem Gesetze angeordnet sind, also dieselben, welche auch 
als bi-, triform (Rhumbler) und dimorph bezeichnet wurden.!) Dass ich mich in Folgendem an diesen Aus- 
druck halte, hat seinen Grund in dem Streben nach Eindeutigkeit. 

Von den älteren Autoren wurden diese Mischformen zumeist als selbstständige Genera aufgefasst, 
ihre Deutung wurde erst in neuerer Zeit versucht. 


1) Verschieden von dieser gesetzmässigen »Mischung« sind die blossen Missbildungen wie Verwachsung 
zweier gleicher oder verschiedener Individuen u. s. w. 


12 Rich. Joh. Schubert. [4] 


So veranlassten sie bekanntlich L. Rhumbler!) zu der Annahme, das biogenetische Grundgesetz 
habe bei den Foraminiferen im umgekehrten Sinne Geltung. Eimer?) dagegen deutete die Mischformen 
so, dass an den Embryonalkammern zuerst die höhere Kammeranordnungsweise aufträte (l. c. pag. 555, 
556, 559), im Grunde nicht viel verschieden, obgleich Eimer die Annahme Rhumbler’s lebhaft bekämpft 
(s. pag. 582) und an einer anderen Stelle derselben Arbeit diese Eigenschaft der Mischtypen als eine Folge 
einer »Umkehr der Entwicklungsrichtung« Epistrephogenesis bezeichnet. 


Rhumbler zieht auch in Erwägung, dass es sich um eine Rückbildung handeln könne, ist auch 
geneigt, dies gelegentlich gelten zu lassen (s. pag. 63, 64), die überwiegende Mehrzahl der Fälle dagegen 
deutet ihm auf eine Giltigkeit des biogenetischen Grundgesetzes in umgekehrtem Sinne. 

Auf die Unhaltbarkeit dieser Ansicht wurde u. a. bereits von Eimer hingewiesen, da das bio- 
genetische Grundgesetz eine Vererbung von Eigenschaften der Vorfahren in der individuellen Entwicklung 
bedeute und nicht in entgegengesetztem Sinne gelten könne. Dass jedoch auch dessen Ansicht keine den 
Thatsachen entsprechende ist, erhellt aus Folgendem (pag. 556): »So gibt es nicht Uebergänge von zwei- 
zeiliger Anordnung der Kammern zu einer solchen, bei welcher nur die allerersten Zellen zweizeilig ange- 
ordnet sind, sondern es ist umgekehrt: Es besteht eine Entwicklungsrichtung, welche dahin führt, dass 
einzeilig angeordnete Kammern hinten zuerst zweizeilig werden und dass diese Zweizeiligkeit sich bei 
anderen weiter und weiter nach vorn erstreckt, während bei dritten hinten Dreizeiligkeit eintreten kann ete.« 

Um meinen Gegensatz zu Eimer kurz darzulegen, besteht, bei obigem Beispiele, meiner Ansicht 
nach eine Entwicklungsrichtung, welche dahin führt, dass zweizeilig angeordnete Kammern im Laufe der 
individuellen Entwicklung in einreihig angeordnete übergehen, dass sich diese neue Eigenschaft, die natürlich 
an den jüngsten, also vorderen Theilen zuerst auftritt, über einen grösseren Theil des Gehäuses verbreiten 


kann, so dass die ursprüngliche, die zweizeilige Kammeranordnung auf die Embryonalkammern beschränkt ist. 


Es ist sonderbar, dass Eimer bei der Erörterung der Frage, »ob neue Eigenschaften am hinteren 
oder vorderen, an alten oder an jungen Theilen des Thierganzen zuerst auftreten«, darauf hinweist, dass 
bei den Ammoniten die neuen Eigenschaften an den jüngsten Kammern auftreten, dass auch im Cornu- 
spiren-Stamm der Foraminiferen die Umbildung an den jüngsten Kammern stattfinde und dennoch durch den 
Hinweis auf die von ihm gezeigte Thatsache, dass bei höheren Thieren (Sauriern, Vögeln, Säugern, 
Schmetterlingen) die Zeichnung betreffende Eigenschaften hinten zuerst auftreten, während der Stammes- 
entwicklung nach vorn über den Körper wandern und sich vorn am längsten erhalten, bestimmt wird, auch 
für die Foraminiferen das Auftreten neuer Eigenschaften an den hinteren Kammern anzunehmen, wo 
doch das Wort »hinten« in beiden Fällen ganz Verschiedenes bedeutet. 


Dass Eimer’s Arbeitsgenosse, Dr. Fieckert, seine Anschauungen nicht ganz theilte, erhellt aus 
einigen gemachten Bemerkungen Eimer’s. So gibt (pag. 569) Fickert die Möglichkeit zu, dass es sich 
bei obigem Falle ähnlich wie bei sich aufrollenden Zaplophragmien um einen Rückschlag, und zwar auf 
Nodosarien handle. 


Ich erblicke in den Mischtypen Uebergangsformen, und zwar Formen, die ge- 
wisse Entwicklungsrichtungen bei den Foraminiferen zum Ausdrucke bringen und 
dies in der Weise, dass entsprechend dem biogenetischen Grundgesetze die Embryo- 
nalkammern auf dieAnordnungsweise der Ahnenform, die jüngeren Kammern dagegen 
auf die in Bildung begriffene Form hinweisen. Diese Entwicklungsrichtungen können 
von nieder zu höher organisirten Formen führen, doch kann ebenso auch das Entgegen- 
gesetzte der Fall sein. Bisweilen wird es schwer zu entscheiden sein, welche Anord- 
nungsweise als höher, welche als niedriger zu bezeichnen sei. 


Gegen die Rhumbler’sche Annahme (pag. 53), »dass die Anfangswindungen derselben (sc. der 


biformen Gruppen) einen höheren, d. h. festeren Bauplan verfolgen, als die Endwindungen«, spricht die 
Uebersicht folgender, bisher benannter Mischformen. 


1) Entwurf eines natürl. Syst. d. Thalamophoren. Nachr. kgl. Ges. Wiss. Göttingen 1895, Heft 1. 
®) Eimer u, Fickert, Artbild. und Verw, b. d, Foram. Tübinger zool. Arb. Leipzig 1899, 


[5] Neue und interessante Foraminiferen aus dem südtiroler Alttertiär. 


Perforata: 

Amphicoryne Schlumb. — Cristellaria -—- Nodosaria. 
Lingulopsis Reuss — Cristellaria — Lingulina. 
Amphimorphina Neug. — Frondicularia —+- Nodosaria. 
Dentalinopsis Reuss — Rhabdogonium — Dentalina. 
Flabellina d’Orb. — Cristellaria — Frondicularia. 
Flabellinella Schub.) = Vaginulina —- Frondicularia. 
Dimorphina d’Orb. — Polymorphina -- Nodosaria. 
Sagrina J. u. P. = Uvigerina —- Nodosaria. 
Bigenerina d’Orb. — Textularia —- Nodosaria. 
Schizophora Reuss — Textularia —+ Lingulina. . 
Pavonina d’Orb. — Textularia, dann breit, einreihig. 
Spiroplecta Ehrbg. — planospiral —+ Textularia. 
Gaudryina d’Orb. — Vernewilina —- Textularia. 
Clavulina d’Orb. —= Valvulina (Tritaxia) + Nodosaria. 
Bifarina J. u. P. = Bulimina (Virg. od. Boliv.) + Nodosaria. 

Imperforata: 


Articulina 


I 


miliolidenartig, dann gestreckt. 
Miliolina —- planospiral —- gestreckt. 
Ophthalmidium == Cornuspira — Miliolina. 

Hauerina — Miliolina, dann planospiral. 
Massilina Schlumb. — Miliolina + Spiroloculina. 


Vertebralina 


I 


Aus der Zusammenstellung der perforirten Typen erhellt zunächst, dass die Endkammern der Misch- 
formen trotz der Mannigfaltigkeit der Anfangskammern nur einige wenige Anordnungsformen erkennen 
lassen, so die der Nodosariden, Frondicularien, Textularien. Sodann, dass diese Gattungen offenbar nicht 
einheitlich sind, sondern sich aus verschiedenen anderen Typen entwickelt haben. So besteht das Genus 
Nodosaria aus Arten, die sich ursprünglich aus Zagenen entwickelten, ferner aus Abkömmlingen von 
Nodosinellen, von Cristellarien, Rhabdogonien, Frondicularien, Polymorphinen, Uvigerinen, Textularien, 
Buliminen u. s. w. 

Wodurch die neuen Entwicklungsrichtungen angebahnt wurden, ist schwer zu sagen. Jedenfalls 
kommt die Beschaffenheit des Meerwassers, der Nahrung, des Bodens u. s. w. in Betracht. 

Bei Betrachtung der Mischformen fällt auf, dass meist der Uebergang der beiden (oder mehreren) 
Anordnungsarten plötzlich erfolgt. Im Gegensatz dazu stehen Formen, bei denen ein solcher Wechsel ver- 
schiedener Anordnungsarten auch vorliegt, aber mehr allmälig erfolgt, z. B. bei Schizophora Reuss (etwa 
capreolus) legt sich eine breite, mit langem Schlitz versehene Kammer plötzlich über die Textularien- 
Kammern, während z. B. bei Bolivina porrecta Brady oder Bolivina nobilis Hantk, die alternirenden 
Kammern diese Eigenschaft allmälig verlieren, bis die Endkammern nodosarienartig angereiht sind (Typen, 
die neuerdings von Millett?) bereits zu Bifarina gestellt wurden); ähnliche Verhältnisse herrschen bei 
Pleurostomella subnodosa Reuss, auch von Flabellinen sind sie bekannt, z. B. Flabellina navicularis 
Montf., Cristellaria caxis F. u. M.,?) Flabellina simplex Reuss u. a. 

Mir scheint es nun, dass solche Formen, wie die letzterwähnten, den Beginn der Entstehung der 


Mischformen darstellen. Auch von andern Gattungen ist mir eine derartige oder analoge abnorme Lage 
von Endkammern bekannt, z. B. von Polymorphina. 


1) Zeitschr. d. deutsch. geol. Ges., 1900, Heft 3. 
2) Journ. R. Micr. Soc. 1900, pag. 539, 540. 
») A. Silvestri, Mem. dell. accad pont. dei nuovi Lincei, Vol. XV, Taf. III, pag. 6-10. 


14 Rich. Joh. Schubert. [6] 


Hatte sich diese neue Eigenthümlichkeit im Laufe von Generationen gefestigt, so ging: der alte 
Typus in den neuen unvermittelt über. Die grosse Anzahl von Fällen, in denen der Wechsel der beiden 
Kammeranordnungsarten rasch erfolgt, scheint mir dafür zu sprechen, dass sich die neue Eigenschaft erst 
nach der Festigung allmälig auf das Embryonalende der Schale beschränkte. Doch wäre der umgekehrte 
Vorgang ebenso gut denkbar. 

Dass die an den Endkammern zuerst aufgetretenen Eigenschaften sich an den Nachkommen der- 
artiger Formen wiederholten und ausbreiteten, ist leicht erklärlich, da das Plasma der letzten jüngsten, 
grössten Kammern offenbar genügend activ bei der Bildung der Keime der neuen Generation war. 

Diese Tendenz, die Kammern nach einem neuen Modus anzuordnen, konnte sich nun im Laufe von 
Generationen verstärken, so dass z. B. eine Texfularia bereits nach vier textularienartig angeordneten 
Kammern die weiteren einreihig anordnete, während dies früher etwa erst nach zwölf zweireihigen der Fall 
gewesen war. Andererseits können die nach dem älteren Modus aneinandergereihten Kammern kleiner 
gebildet werden, kurz es werden Formen entstehen, deren Ahnenrest, wie ich das Ueberbleibsel der 
früheren Form, aus der sich die neue entwickelte, nennen will, nur mehr mit bewaffnetem Auge und schliesslich 
auch m’t diesem nicht mehr auflösbar ist. Durch Resorption kann daraus eine einfache grosse Kammer 
entstehen, die dann auch in der individuellen Entwicklung an Stelle des Ahnenrestes erscheint, Das Ergebnis 
wäre dann eine Nodosaria mit grosser Embryonalkammer, mit sogenannter »aufgeblasener« Embryonalkammer. 
Nun ist es auffallend, dass bei den Perforaten grosse Embryonalkammern vorzugsweise bei Nodosariden 
und Frondicularien vorkommen, also bei zweien von den drei Typen, aus welchen die Endkammern der 
Mischtypen bestehen. Frondicularien, deren Ahnenrest noch deutlich erkennbar ist, d. i. Flabellinen, 
Flabellinellen etc., besitzen auch keine derartige Embryonalkammer. Dass diese bei der dritten Gruppe, bei 
den Texztulariden, weniger bekannt sind, mag vielleicht damit zusammenhängen, dass gerade diese Neigung 
zur Bildung triformer Mischtypen besitzen, sowohl Spiroplecten als auch Gaudryinen einreihig angeordnete 
Endkammern erzeugen können, wovon ich die ersteren zum Theile unter dem Namen Trigenerina zu- 
sammenfasste. 

Eine andere Erklärung einer der zweiten Kammer gegenüber auffallend aufgeblasenen Embryonal- 
kammer ist auch in der That schwierig, da ja sonst bei den Kammern eine ganz regelmässige mehr oder 
minder stark ausgesprochene Grössenzunahme vorhanden ist. Es gibt freilich Arien, deren Endkammer auf- 
fällig an Grösse der vorletzten nachsteht. Derartige Formen sind meines Erachtens pathologische oder 
senile Bildungen. 

Formen wie manche Nodosarien, z. B. Nodosaria resupinata Gümb. oder Hyperammina friabilis, 
wo auch eine grosse, runde Anfangskammer vorliegt, kommen hier nicht in Betracht, da die darauffolgenden 
Kammern zwar schmal, aber dafür umso länger sind. : 

Aehnliche Verhältnisse liegen auch bei den Porcellaneen vor. Man sehe nur z. B. Articulina funalis 
an (oder conzcoarticulata) und wird finden, dass hier bei manchen Exemplaren noch deutlich der milioliden- 
artige »Ahnenrest« trennbar ist, bei anderen dagegen das sonst ganz gestreckte Gehäuse mit einer blossen 
Anschwellung beginnt. Diese letzteren veranlassten bekanntlich Rhumbler in seinem »Eutwurfe« (pag. 87), 
Articulina funalis zu seiner Gattung Nodobacularia, deren Typus Nubecularia tibia J. u.P. ist, zu stellen. 

Wie Articulina verhält sich auch Vertebralina. Bei Hauerina, deren Anfangskammern milioliden- 
artig aufgewunden sind, d. h. eine jede Kammer den halben Umfang einnimmt, tritt später die Unfähigkeit 
gewissermaassen ein, eine so lange Kammer zu bilden, sie ist kürzer, die nächste desgleichen, und wir haben 
als Endglied eine planospiral angeordnete Form vor uns, wie sie auch durch Einrollung einer segmental 
eingeschnürten Röhre entstehen konnte. Analog entwickeln sich einzelne Fabularien weiter, z. B. einzelne 
Exemplare von Fabularia Zitteli Schwag, 

Schön wird durch die Annahme, dass auffallend grosse Embryonalkammern in Folge Resorption eines 
Ahnenrestes entstanden seien, der »Dimorphismus« der Foraminiferen, besonders der Miliolideen erklärt. 
Mehrfache Deutungen wurden dieser Erscheinung gegeben. Nach obiger Annahme stellen die B-Formen 
das ursprüngliche Stadium dar, einen Mischtypus, dessen Endkammern bereits auf die in Bildung: begriffene 
Form hindeuten. Die Embryonalkammern werden nun stets undeutlicher — gleich den spiralangeordneten 


[7] Neue und interessante Foraminiferen aus dem südtiroler Alttertiär., 15 


bei Clavulina — bis schliesslich anstatt des Restes der Ahnenform eine einzige grosse Kammer entsteht, 
welche dem Ahnenreste gleichwerthig ist, vielmehr ihn ersetzt. Die von Rhumbler betonten Grössen- 


schwankungen der Embryonalkammern sprechen gleichfalls für einen derartigen Vorgang, 


Ich stimme mit Rhumbler völlig überein, dass sich die Dimorphismusverhältnisse bei den Miliolideen 
analog denjenigen bei den Mischtypen, z. B. bei den Nodosarien verhalten; doch muss ich natürlich betonen, 
dass ich auch hier gerade entgegengesetzter Ansicht bin, dass eine Biloculina, deren Embryonalkammern 
quinqueloculinär angeordnet sind, eben noch im Begriffe ist, sich zur völligen Biloculina zu entwickeln. 
Das Ouingueloculina-Stadium ist für diese Gruppe der Biloculinen das Ahnenstadium, das biogenetische 
Grundgesetz gilt also völlig unverändert. 


Rhumbler betrachtet die B-Formen Schlumberger’s »theils als gelegentliche Varietäten der 
uniformen A-Formen, theils als bereits selbstständige Arten, die, einerlei ob Varietäten oder Arten, im Begriffe 
stehen, sich in Arten von höherem Aufwindungsmodus umzuwandeln«; die biformen Arten anderer Familien 
fasst er genau ebenso auf (pag. 67). 

Dass sich nicht die B-Formen aus den A-Formen gebildet haben, wie von den Entdeckern des 
Dimorphismus eine Zeit lang angenommen wurde, ist leicht ersichtlich. Dass die Centralkammern der A-Formen 


für den Ahnenrest der B-Formen ausreichen, ist abermals eine Bestätigung meiner Annahme. 


Jedenfalls erscheint es mir im Gegensatz zu früheren Anschauungen sicher, dass die A-Formen die 
späteren sind, gleich Nodobacularia funalis. 

Den Dimorphismus der Mrliolideen deutete Rhumbler entsprechend seiner Annahme von der um- 
gekehrten Geltung des biogenetischen Grundgesetzes im Milioliden-Stamme auf ein allgemeines Streben nach 
dem Typus Ouinqueloculina hin. Biloculinen suchen sich durch Triloculinen-Stadien in Ouingueloculinen 
umzuwandeln, ‚Spiroloculinen desgleichen, ja selbst Nubecularien streben nach diesem Ziel. 

Nach meiner, wie ich hoffe, der Sachlage entsprechenden Annahme, entwickelten und entwickeln 
sich in diesem Falle aus quinqueloculinenartigen Formen Triloculinen, Biloculinen, Spiroloculinen, ja selbst 
einfach gestreckte. Es herrschen eben auch hier bestimmte Entwicklungsrichtungen vor und nicht ein Streben 


nach dem Typus Owinqueloculina. 


Auch dimorphe Nummuliten wurden in den letzten Jahrzehnten mehrfach beschrieben. Eine mit 
einer Megalosphaere versehene kleine Form und eine mit grösserem Gehäuse, aber winzig kleiner Embryonal- 
kammer von sonst gleicher Beschaffenheit — finden sich zumeist miteinander vergesellschaftet. Und hier 
wurde keine Biformität, keine »Mischung« von Anordnungsarten constatirt. Zwei extreme Fälle sind hier 
zunächst zu unterscheiden, nämlich Formen, wo die Grössenunterschiede bedeutend sind, z. B. Zucasana — 
perforata, Tehihatcheffi — complanata, Lamarcki — laevigata, und andererseits solche, wo dieser Unter- 
schied äusserlich schwieriger wahrzunehmen ist, z. B. spira — subspira, Murchisoni — Heeri. 


An Deutungsversuchen dieser interessanten Thatsache hat es nicht gefehlt. Am plausibelsten scheint 
unter den bisher gegebenen Erklärungen die von delaHarpe und Hantken, dass es sich hier um geschlecht- 
liche Unterschiede handle, wogegen allerdings der Umstand zu sprechen scheint, dass geschlechtliche 
Differenzirungen bisher bei den Foraminiferen nicht nachweisbar waren. 

Dass mit der Megalosphaere die geringe Gehäusegrösse, die geringere Anzahl an Umgängen, sowie 
der Umstand, dass die Umgänge dieser megalosphären Formen im Alter entweder gar nicht oder nur wenig 
näherrücken, während dies bei den entsprechenden mikrosphärischen Begleitformen fast stets der Fall ist, 
zusammenhängt, ist eine feste Thatsache. Wenn man nun auch annehmen wollte, das Plasma und somit 
auch das ausgeschiedene Gehäuse der megalosphärischen Begleitformen hätte eine etwas andere Beschaffen- 
heit gehabt, wodurch eine Resorption der Anfangskammern ermöglicht worden sei, und dass damit eine Art 
von Zurückbleiben in der Entwicklung zusammenhänge, so kommt man doch wieder auf eine wesentliche 
Verschiedenheit bei sonst naher Verwandtschaft, und der Gedanke an sexuelle Verschiedenheiten drängt sich 


unwillkürlich zur Erklärung dieser Eigenthümlichkeiten auf. 


Auch bei Orbitoiden s. lat. finden sich grosse Embryonalkammern. Diese stehen hier offenbar ganz 


oder theilweise an Stelle der spiral-angeordneten Anfangskammern. 


16 Rich. Joh Schubert. [s] 


Die Cephalopoden zeigen in mehreren Punkten Aechnlichkeiten mit den Foraminiferen, um ein 
bereits von Eimer gebrauchtes Beispiel anzuknüpfen. Die cretaceischen »Nebenformen« der Zytoceratiden, 
wie Hamulina, Ptychoceras, Baculites sind doch gewiss aus spiralen Formen hervorgegangen, desgleichen 
die triassischen, wie Rhabdoceras. Und gleichwohl fiele niemandem ein, deswegen eine Umkehr des bioge- 
netischen Grundgesetzes anzunehmen. Hier ermöglichten es vorzüglich die Loben, sowie das Alter, diese 
rückgebildeten Formen von anfänglichen nicht eingerollten Typen mit Sicherheit zu unterscheiden. Beide 
Kriterien sind bei den Foraminiferen nicht anwendbar. An einer Nodosaria lässt es sich nicht erkennen, 
ob sie ursprünglich oder rückgebildet ist. Einen Anhaltspunkt gewähren uns nur solche Formen, dann aber 
meines Erachtens einen sicheren, wenn sich noch in den Embryonalkammern ein früheres Stadium erkennen 
lässt. Uebrigens scheint die Anzahl der inhomogenen Gattungen keine grosse zu sein. Vor Allem wären in 
dieser Beziehung Nodosaria, Frondicularia, Textularia, Nubecularia (Nodobacularia Rhumbl.), Spirolo- 
culina u. s. w. zu nennen i 

Welche systematische Stellung kommt nun den Mischformen zu, wenn sie thatsächlich eine solche 
Bedeutung besitzen? Sie als Untergattungen im gewöhnlichen Sinne anzuführen, widerspricht allen bisher 
erwähnten Thatsachen. Es erübrigt also nur, sie, wie es bisher geschah, als selbstständige Genera aufzufassen, 
oder, was mir zweckmässiger erscheint, ihre Eigenschaft als Uebergangsformen verschiedener Genera dadurch 
zum Ausdrucke zu bringen, dass wir die Mischform trotz ihres geringeren oder grösseren Ahnenrestes bereits 
zu der im Entstehen begriffenen Form stellen. 

Um dies durch einige Beispiele zu erläutern, gehörten zu 


Frondieularia s. lat. 


r—_—ä_ 


Frondicularia s. str. Flabellina Flabellinella Spirofrondicularia m. 
(urspr. Formen) (Crist. Frondie.) (Vagin. Frondie.) (Polym. od. Bulim. Frondic.) 
Lingulina s. lat. 
Lingulina s. str. Lingulinopsis Schizophora Trigenerina m. 
(Crist. Ling.) (Textul. Ling.) (Crist. Text. Ling.) 


Nodosaria s. lat. 


Nodosaria s. str. Amphicoryne Amphimorphina Dimorphina Sagrina Bigenerina P. Clavulina ne 
(wobei die aus (Crist. Nod.) (Frond. Nod.) (Polym. Nod.) (Uvig. Nod.) (Text. Nod.) (Spironod.)(Bul. Nod.) 
Lag. od. .‚Nodo- 
sinellen hervorg. 
geschieden wer- 


den müssten.) 


Es wäre somit die Bedeutung der »Mischgenera« insoferne geändert, als damit nicht die Mischformen 
an sich bezeichnet würden, sondern diejenigen Untergattungen, welche durch die »Mischung«, d. h. durch 
die Weiterentwicklung aus anderen Gattungen entstanden, wobei natürlich das Vorhandensein eines grösseren 
oder geringeren Ahnenrestes das hauptsächlichste Kriterium zur Bestimmung der Verwandtschaftsverhältnisse 
bleibt. So gehören zu Dimorphina alle jene Nodosarien, die aus Polymorphinen sich entwickelten und 
nicht die Mischformen als solche, zu Massilina alle Spiroloculinen, deren Entwicklung aus Mikiolinen nach- 
weisbar ist. Natürlich können jedoch auch dazu diejenigen Spiroloculinen gestellt werden, deren Anfangs- 
kammern noch miliolinenartig angeordnet sind, da ja die Endkammern bereits völlig spiroloculinär gebaut 
sind. In gleicher Weise fasse ich alle übrigen Formen auf. 

Allerdings ist es gegenwärtig nicht möglich, alle bisher beschriebene Arten den Untergattungen 


zuzutheilen, da ja die Mehrzahl der bekannten Arten »reinen« Gattungen (d. i. ohne Ahnenrest) angehört. 


[9] Neue und interessante Foraminiferen aus dem südtiroler Alttertiär. 17 


Es müssen daher wohl alle diese Formen gegenwärtig noch zur Hauptgattung gestellt werden, bis paläon- 


tologische Funde, beziehungsweise eingehender Vergleich ein begründetes Urtheil über die Herkunft gestatten. 


In Folgendem bespreche ich lediglich diejenigen Arten, an welche sich ein grösseres paläontolo- 
gisches Interesse knüpft. Literaturhinweise fügte ich nur im nothwendigsten Ausmaasse bei, nur insoweit, als 
ich es trotz der Sammelwerke von Sherborn!) und Tutkowski?) für nöthig erachte, 

Häufiger wurden bei vorliegender Arbeit nebst Brady’s Challenger Report zwei Arbeiten von 
Grzybowski über die Fauna des rothen Thones von Wadowice, und der naphthaführenden Schichten in 
der Gegend von Krosno (Rozprawy akademii umie mat. przyr. Ser. II, Tom. X, 1896, und Tom. XIII, 
1898) gebraucht und citirt. 

Die der Arbeit beigefügten Tafeln wurden von mir grösstentheils mittelst Camera lucida gezeichnet. 
Die Grössenausmaasse sind der Beschreibung der einzelnen Arten beigefügt. 


Astrorhiza Sandahl. 


Astrorhiza granulosa Brady. 
. Taf. I, Fie. 2. 

Das etwas über I mm lange und in der Mitte etwa 1/, mm breite Gehäuse ist zum Theil gröber 
agglutinirt, als es die recenten zu sein pflegen. In der Mitte gebaucht, verschmälert es sich gegen die Enden. 
Der Hohlraum ist jedoch von nahezu gleichem, aber im Verhältnis zur Gehäusedicke geringem Durchmesser. 

Diese Art fand ich bloss in Bolognano in einem einzigen Stücke. Recent ist diese Form sehr 
selten. Brady vermuthet, sie sei nur eine locale Abart von Astrorhiza crassatina Brady, doch glaube ich, 
vorläufig an ihrer artlichen Selbstständigkeit festhalten zu sollen. Die von Häusler aus dem schweizer Jura 
abgebildete Form rechtfertigt das beigefügte Fragezeichen vollkommen. Sonst wurde Asztrorhiza granulosa 


noch nirgends gefunden. 
Dendrophrya Str. Wright. 


Dendrophrya excelsa Grzybowski. 
Taf. I, Fig. 16—19. 
Rozprawy akad. umiej. mat. przyr., Ser. II, Tome XIII, 1598, Kraköw, pag. 272, Taf. X, 1—4. 

Bloss in Bolognano, daselbst in einigen Bruchstücken, deren längstes 3°5 mm lang ist, bei einer 
Breite von I—-1'5 mm. Die ursprünglich im Querschnitt offenbar rundlich bis elliptischen Stücke sind völlig 
abgeplattet, aus Schlamm und Kieselkörnchen agglutinirt. Spongiennadeln fehlen. Der Hohlraum hebt sich 
im Querbruche nicht gut ab, offenbar in Folge diagenetischer Vorgänge, wie es ähnlich Sacco von seinem 
Bathysiphon taurinensis beschrieb. (Bull. soc. g&ol. de France, XXI. Bd., 1893, pag. 168.) Verästelung 
war bei dieser Art nicht selten. 

Die von Grzybowski in der gleichen Arbeit als Dendrophrya robusta und latissima (Fig. 7, 8) 
beschriebenen scheinen mir durchaus nicht specifisch trennbar zu sein, da die Wand- und Gehäusedicke 
durchaus nicht constant ist. 

Rhabdammina M. Sars. 


Rhabdammina abyssorum M. Sars. 
Taf. I, Fig. 5—9. 

In Bolognano sehr selten, um so häufiger in Cologna, meist jedoch in Armbruchstücken. Bisweilen 
finden sich auch die Centralkammern (Taf. I, Fig. 7), von denen beim abgebildeten Exemplar drei Arme 
ausgehen, die jedoch abgebrochen sind. Das Gehäuse ist aus meist groben (Juarzkörnern gebildet, die durch 
Cement fest verbunden sind. Die Oberfläche ist rauh, die innere Wand der Hohlräume dagegen glatt. Dieser 
wechselt im Durchmesser, zeigt ganz unregelmässig schwache Aufblähungen, weshalb auch die Oberfläche 


uch: D. Sherborn. An index to the genera and species of the Foram. Washington, Smiths. misc. 
coll. 1893, 1896. Ch. D. Sherborn: A Bibliography of the Foram. rec. and fossil from 1565—1888. London 1888. 
2, P. Tutkowski. Index bibliogr. de la litt. sur les Foram. viv. et foss., 13S8S—1898, Kiew 1898 (russ.) 


Beiträge zur Paliontologie Oesterreich-Ungarns Bd. XIV. 3 


18 Rich. Joh. Schubert. [ro] 


unregelmässig gestaltet ist. Bisweilen zeigen sich Spuren von Verästelung (Taf. I, Fig. 6), ohne dass eine 
Erweiterung des Hohlraumes stattfände, also Verhältnisse, die Carpenter 1869 (siehe Proc. roy. soc. 
XVIII, pag. 60) veranlassten, solche Formen mit dem Namen Rhabdammina üirregularis zu belegen. Von 
Brady wurden diese Typen jedoch (Chall. report., pag. 267, 8, Taf. XXI, Fig. 9) zu abyssorum M. Sars. 
gezogen. Es ist auch in der That schwer, namentlich bei so fragmentarischem Material, beide Typen ab- 
zugrenzen. Ist doch die Schalenzusammensetzung bei beiden völlig die gleiche und die Gestalt namentlich 
bei diesen niedrigen Formen so variabel. Fig. 8, Taf. I, habe ich ein Exemplar abgebildet, wie es auch 
von Brady erwähnt wird, gleichsam eine Uebergangsform zwischen den regelmässig gestrahlten und den 
nur unregelmässig verzweigten, dem zrregularis Carp. Von einem gemeinsamen Hohlraume gehen nämlich 
drei Arme ab, zwei davon nahezu in einer geraden Linie gelegen, der dritte unter einem spitzen Winkel 
von dem einen der beiden abgehend. Etwas unterhalb dieser Abzweigungsstelle findet sich abermals eine 
schwache Erweiterung des Gehäuses, 

Grzybowski führt aus dem galizischen Oligocän auch die Art an (Rozprawy akad. mat. przyr. 
XXX, VII, 1—4), fand jedoch auch nur Bruchstücke von Armen. Unter Anderem bildet er auch eine Ver- 
ästelungsstelle (irregularis Carp.) ab. Die von ihm (ibidem VII, 7) dargestellte Rhabdammina linearis 
Brady scheint mir jedoch gleichfalls zu Rhabdammina abyssorum zu gehören, da die für linearis charak- 
teristische Centralkammer nicht erhalten ist und die südtiroler Stücke nicht unerheblich in den Dimensionen 
variiren. Durchmesser — 0'2—0'6 mm. 

Inwieweit RAhabdammina cornuta Brady von Rhabdammina abyssorum zu trennen ist, vermag ich 


bei dem fragmentarischen Zustande meines Materiales nicht zu entscheiden 


Rhabdammina discreta Brady. 
Taf. I, Fig. 4, 10. 


In CGologna wie auch Bolognano fand ich einzelne Stücke einer Rhabdammina, deren Lumen 
stellenweise verengt ist. Dieser Einschnürung entspricht auch eine mehr oder minder deutlich markirte 
Segmentirung an der Oberfläche. Die südtiroler Exemplare stimmen allerdings nicht ganz mit den bisher 
bekannten recenten Formen überein, doch halte ich für das wesentliche Merkmal von Rhabdammina discreta 
Brady in Uebereinstimmung mit der davon gegebenen Diagnose die innen und äusserlich erfolgte Ein- 
schnürung, wobei die Gestalt der Röhre, wie dies ja auch bei anderen Arten von Rhabdammina vorkommt, 
eine gewisse Mannigfaltigkeit besitzen kann. Mir scheint also eine Abtrennung von Formen, wie sie 
Grzybowski (Rozprawy XXX, Taf. VIII, Fig. 5, 6) als subdiscreta Rzehak abbildet, nicht angezeigt. Rzehak 
führt zuerst aus dem Oligocän von Nikoltschitz (Verh. k. k. Geol. R.-A., 1887, pag. 87) ohne weitere 
Bemerkung eine Rhabdammina subdiscreta m. an. Aus der von Grzybowski (l. c. pag. 275) gegebenen 
Beschreibung »Skorupka zwykle wezsza od poprzedzajacej, zreszta podobna ale z widocznemi przewiezistosciami 
w nieregularnych odstepach« erhellt, dass ein wesentlicher Unterschied hier auch gar nicht vorliegt. 

Länge der mir vorliegenden Stücke höchstens I nm. 


Bathysiphon M. Sars. 


Bathysiphon tauriuensis Sacco. 
a, I le, zu 16, 
Bull. de la soc. g&ol. de France, IIf. Ser, XXI, 1893, pag. 168, Fig 2. 


Im Schlämmrückstande von Cologna fallen Bruchstücke einer grossen kieselig-sandigen Form auf, 
die allen Merkmalen nach zum Genus Bathysiphon M.Sars. gehören. Das I mm ungefähr im Durchmesser 
enthaltene Gehäuse bildete ursprünglich eine lange Röhre, deren Wände aus Kieselkörnchen und spärlich 
darin enthaltenen Spongiennädelchen aufgebaut sind. Die Röhre zeigt aussen mehrfach Einschnürungen und 
ist bei sämmtlichen Stücken an der Oberfläche schwarz gefärbt. Dies fällt umsomehr auf, als dies letztere 
bei keiner einzigen anderen Form der Fall ist. An den Bruchflächen lässt die Schale eine sehr feinkörnige 


Structur erkennen, ist gelblich. Im Querschnitt ursprünglich offenbar rund, lassen gegenwärtig nur mehr 


[r1] Neue und interessante Foraminiferen aus dem südtiroler Alttertiär. 19 


wenige Stückchen dies erkennen. Meist sind die Röhrchen zusammengedrückt, wobei sie in der Medianlinie 
geknickt sind. 

Bathysiphon ist gegenwärtig recent und fossil bekannt, letzteres aus der Kreide von Bayern durch 
Egger, aus der Liguriens von Sacco; ich fand ihn auch kürzlich in den gleichfalls cretaceischen rothen 
Puchover Mergeln der Karpathen. (Fundort: Benyo-Lehota, Ober-Ungarn.) Im Tertiär fand er sich 
bisher in oligo- und miocänen Gebilden an mehreren Punkten. Die ersten Nachrichten über das fossile 
Vorkommen von Bathysiphon verdanken wir A. Andreae (Verh. d. nat. Ver. Heidelberg, N. F., V. Bd., 
2. Heft, 1893) und Sacco (l. c. pag. 165— 169). 

Während Andreae seine Exemplare aus dem Flysch Liguriens und von der Superga bei Turin 
mit dem recenten Bathysiphon filiformis M. Sars. zu identificiren geneigt ist (auch Egger!) führt seine 
oberbayrische cretaceische Form als Bathysiphon jiliformis an), stellt Sacco zwei neue Arten: Bathysiphon 
apenninicus und faurinensis, die erstere für die cretaceischen, die letztere für die oligocänen Exemplare 
auf. Doch ist aus den Sacco’schen Beschreibungen dieser beiden Formen nicht leicht der specifische Unter- 
schied und der Unterschied von dem recenten Bathysiphon filiformis ersichtlich, 

Ausser Bathysiphon filiformis wurde vom Marquis de Folin ein Anzahl anderer recenter 
Formen beschrieben, was von den genannten Forschern ganz unberücksichtigt gelassen und nicht erwähnt 
wird. Es sind dies: Bathysiphon capbritonensis, capillare, echinatum, flavidum, major, nitens, rufum, 
rusticum, strictum, subvitreum, die zumeist wohlbegründet erscheinen. (s. Actes soc Linndene de Bordeaux, 
Vol XL, IV. Ser., Tome X, 1886, pag. 271, Taf. V—-VIII.) Aus Folin’s Untersuchung erhellt, dass gerade 
bei dieser Gattung die Farbenunterschiede eine Rolle spielen. 

‚Die intensive Schwarzfärbung der südtiroler Exemplare habe ich bereits erwähnt. Interessant ist 
nun, dass sowohl Andreae als auch Sacco von den tertiären Formen das Gleiche erwähnen. So sagt 
Sacco (l. c. pag. 168) von seinen aquitanischen, langhischen und helvetischen Stücken, sie seien »noirätre 
a la surface et gris-blanchätre dans l’interieur du tube«. Andreae schreibt von seinen Exemplaren von 
der Superga, die Röhrchen »zeigen auf der Bruchfläche die bezeichnende, feinkörnige, weisse Schalensubstanz 
und sind äusserlich von einem dünnen, sehr widerstandsfähigen, schwarzen Ueberzuge bedeckt«. Auch die 
mediane Knickung wird von beiden Forschern erwähnt, die bei einer gewissen Elasticität doch für eine 
grössere Wandfestigkeit spricht. Doch dürfte diesem Merkmale keine grössere Bedeutung beigemessen 
werden, da es sich auch an ein und demselben Stücke nur stellenweise findet. 

Besonders die erstere Eigenthümlichkeit fehlt den karpathischen cretaceischen völlig, obwohl deren 
sonstige Merkmale die recht zahlreichen Stücke zweifellos als zu Bathysiphon M. Sars. gehörig erkennen 
lassen. Auch von seinem apenninicus schreibt Sacco, er sei »gris-brun« an der Oberfläche, und Egger 
bezeichnet die oberbayrischen cretaceischen Bathysiphonen graubraun an der Oberfläche, an der Bruchfläche 
weiss, so dass ich glaube, mit Recht die schwarze Oberflächenfärbung als für die oligo-miocäne Art, 
Bathysiphon taurinensis Sacco charakteristisch aufgefasst zu haben. 

Länge des abgebildeten Stückchens 3'5 mn. 


Hyperammina Brady. 


Hyperammina elongata Brady. 
Taf. T, Fig. Ta, b. 
Nebst einigen zweifelhaften Bruchstückchen gehört zu dieser Art das Taf. I, Fig. 1a,b abgebildete 
Stück. Das Gehäuse ist am Anfang geschlossen, breit, gerundet, verschmälert sich nach oben zu, wechselt 
im äusseren Umriss. Die Wandung ist aus mässig groben Quarzkörnern agglutimirt. Besonders die ge- 
schlossene Anfangskammer ist für Hyperammina Brady charakteristisch und gegenüber Rhabdammina be- 


merkenswerth. 
Das abgebildete Stück ist bei einem Durchmesser von 0'3—0'7 mm ı5 mm lang, etwas zu- 


sammengedrückt. 


7) Abhandl. math.-phys. Classe d. bayr. Akad. Wiss. 1899, XXI. Bd., ı. Heft, pag. 16. 
Rz 


20 Rich. Joh. Schubert. [12] 

Für Hyperamminen vom elongata-Typus wurde von Eimer u. Fickert (Abbildung u. s. w. pag. 601) 
die Gattung Bactrammina vorgeschlagen, doch halte ich eine generische Abtrennung von den Hyperam- 
minen mit beginnender, wenn auch meist bloss angedeuteter Kammerung, für unzweckmässig. 


Hyperammina pellucida m. 
Ataın Ib Ber 8% 

Das an einem Ende geschlossene, am anderen offene, agglutinirte Gehäuse beweist die Zugehörig- 
keit dieser Art zu Hyperammina. Die Anfangskammer, vielmehr der erste Hohlraum ist unten gerundet, 
verschmälert sich sodann, um sich nach einer kurzen Strecke, während dessen er in einem Bogen nach 
aufwärts verläuft, abermals etwas zu erweitern. Sodann verengt er sich abermals, um schräg aufwärts 
steigend ein zweites Mal und zwar beträchtlicher sich zu erweitern. Der dritte Hohlraum steht nahezu 
senkrecht zur Längserstreckung des Gehäuses. Im weitern Verlaufe nimmt die Röhre allmälig gegen 
das Ende an Weite zu wie bei Jaculella. 

Die Wandung ist dick, grob aus Quarzkörnchen agglutinirt. Das Gehäuse ist entweder stark 
zusammengedrückt oder von Natur aus von einer geringen Dicke, da die obenerwähnten Verhältnisse ohne 
Schliff am blossen Glycerinpräparat sichtbar sind. 

Das einzige in Cologna gefundene Stück ist I mm lang, halb so breit. Für die Art erachte ich 
charakteristisch, dass sich der Hohlraum mehrfach erweitert, ohne dadurch aussen eine Segmentirung zu 
bedingen, weshalb ich diese Form von Ayperammina subnodosa Brady trennen zu müssen glaubte, ferner 
die grosse Wandbreite, vielleicht auch die geringe Gehäusedicke. 


Hyperammina (Girvanella) vagans Brady. 
Taf. I, Fig. ITa, b. 

Nur im kleinen Bruchstückchen in Cologna, die sich doch mit einiger Sicherheit zu dieser Art 
zuweisen lassen. Sie waren wohl meist festgewachsen. Ayperammina nodata Grzyb. aus dem galizischen 
Oligocän kann wohl specifisch kaum getrennt werden, da die scheinbare Segmentirung, wie sie Rozpraw. 
akad. um. mat, przyr. XXX, Taf. VIII, 16 aufweist und wohl auch bei einem südtiroler Exemplar (Fig. 2) 
angedeutet ist, ja nicht selten bei vagans Brady vorkommt. 

Der Durchmesser der südtiroler Stücke ist gering 0'I—0'2 mm. 

Von Rhumbler wurde (Entwurf, pag. 83) für diese Art die neue Gattung Tolypammina auf- 
gestellt, da sich F/yperammina vagans durch ihre Aufknäuelungsweise als höher stehende Form kundgäbe. 
Eimer u. Fickert schlugen dafür (l. c. pag. 602) den Namen Serpulella vor. 

Wenn aber, wie es auch mir naturgemäss scheint, Ayperammina vagans Brady von den übrigen 
Hyperamminen abgetrennt werden muss, sei es nun als Genus oder Subgenus, gebührt die Priorität dem 
Namen Girvanella Nich. u. Eth. Dass Girvanella bisher nur aus dem Silur citirt wurde, ist kein Grund, 
eine Verschiedenheit von Görvanella und Ayperammina vagans anzunehmen, da sie ja u. a. auch im 
Mesozoicum vorhanden und daraus beschrieben ist. 


Reophax Montt. 


Reophax difflugiformis Brady. 
Abeuz I, Jene) 102, 1% 

In Cologna in zwei verschiedenen Typen vorhanden; der erste (Taf. I, Fig. 12) mit gerundetem 
aboralem Ende, grob agglutinirt, verschmälert sich allmälig gegen die Mündung, der zweite (Taf. I, Fig. 13) ent- 
spricht den unter Reophax difflugiformis von Grzybowskiaus dem galizischen Oligocän abgebildeten Formen ; 
das feinkörnige Gehäuse ist fast kreisförmig im Umrisse, die Mündung auf einem rasch abgesetzten Halse. 

Mit dem ersteren Typus besitzt die von Grzybowski als Reophax ovulum bezeichnete Art grosse 
Aehnlichkeit, die Stücke vom zweiten Typus sind mehrfach eingedrückt, was für eine grössere Elasticität 
der Schalenwand spricht als beim ersten. Formen vom ersten Typus bildet auch Häusler (Neues Jahrbuch 
für Min, u. Geol,, Beil, Bd. IV, 1886, II, 1.) aus dem schweizer Jura ab, 


[13] Neue und interessante Foraminiferen aus dem südtiroler Alttertiär. 21 


Da die Form und Beschaffenheit beider Typen immerhin eine gewisse Verschiedenheit erkennen lässt, 
scheint es nur zweckmässiger, Formen, wie die von Grzybowski als Reophax difflugiformis abgebildete, 
von difflugiformis getrennt zu halten, ich möchte dafür den Namen Keophax Grzybowskii vorschlagen. 

Rhumbler („Entwurf“, pag. 82 u. 85) trennte die einkammrigen Reophax-Arten von den mehrkamm- 
rigen, für die er das Genus Nodulina aufstellte. Diese Trennung halte ich für sehr zweckmässig, da Lagenen 
ja auch von Nodosarien getrennt werden, doch sind es gerade mehrkammrige Formen, auf welche die 
Gattung Reophax errichtet wurde. Es müsste also für die einkammrigen Reophax-Arten ein neuer Name 
gewählt werden. 

Reophax sp. ind. forma scalaria Grzyb. 
(als Reophax guttifera var. scalaria Grzyb. Rozpr. ak. um. Kraköw XXX, 277, VIII, 26.) 

Als charakteristisches Merkmal gab Grzybowski für seine var. scalaria die eigenthümliche 
treppenförmige, besonders in der Seitenansicht bemerkbare Anlagerung der Kammern an. Die ursprünglich 
mit grosser Wahrscheinlichkeit als rund, kugelig anzunehmenden Kammern sind durch den Druck flach 
schlüsselförmig (auch unregelmässig verbogen) geworden und aufeinander geschoben. 

Mein diesbezügliches südtiroler Material ist nur sehr spärlich, doch bin ich überzeugt, dass diese 
Aufeinanderschiebung der Kammern erst nach der Einbettung der Schälchen erfolgte, so dass ihm keinerlei 
systematische Bedeutung zukommt. 

Zu welcher Art das galizische Exemplar sowie meine südtiroler Stücke gehören, ist derzeit mangels 
eines reichlicheren Materials nicht zu entscheiden. Eines meiner südtiroler Gehäuse nähert sich durch 
das Vorhandensein deutlicher Zwischenstücke zwischen den Kammern an KReophax guttifera Brady, das 
galizische dürfte jedoch ebenso wie spärliche südtiroler Exemplare nicht zu dieser Art gehören. Uebrigens 
legt die Bezeichnung als Reophax guitifera var. scalaria einer offenbar durch den Erhaltungszustand be- 
dingten Beschaffenheit einen systematischen Werth zu, der ihr nicht zukommt. 

Länge eines dreikammrigen Stückes aus Cologna 1'2 mm, ein zweikammriges besitzt etwas ge- 
ringere Dimensionen. 

Reophax pilulifera Brady. 
Tat. I, Fig. 2T. 

Von Brady fast nur für eine Localvarietät von Reophax scorpiurus gehalten, scheint sie dennoch 
eine selbstständige weitere Verbreitung zu besitzen. Das mir vorliegende, aus Cologna stammende Stück 
ist viel kleiner, als die recent bisher bekannten. Das zweikammrige erreicht kaum eine Länge von 0'5 mm. 
Die Schalenwandung ist aussen und innen rauh, an der Grenze der beiden Kammern stark eingeschnürt. 
Zu bemerken ist die Mündung, die ganz regelmässig halsartig vorgezogen ist, jedoch, vielleicht in Folge 
des groben Materiales, eine eigenthümliche Aussackung zeigt (Taf. I, Fig. 21). Die ganz schwach ange- 
deutete Dentalien-Krümmung, sowie die geringe Grösse besitzt zum Theil auch die galizische Form (s. Grzyb. 
Lk & 2995 Nik, WAL 1 27% 2) 


Haplostiche Reuss. 
Haplostiche Soldanii J. u. P. 


1:25 mm lang, durch die labyrinthischen Kammern und sonstigen Merkmale zu dieser Art gehörig 
eylind risch, Ende zugespitzt, Anfangskammer breit, gerundet). Die Oberfläche ist rauh, immerhin ist die 
Schale so fein agglutinirt, dass die Kammereinschnürungen erkennbar sind. Die Mündung ist einfach. 
Haplostiche Soldanii ist recent aus verschiedenen Tiefen bekannt, fossil aus dem Jungtertiär und der Kreide. 


Haplophragmium Reuss. 


Haplophragmium aff. lobsannense Andreae. 
Taf. I, Fig. 23. 
Ein Bruchstück, den involuten Theil eines Haplophragmium darstellend, der aus sechs einfachen Kam- 
mern besteht. Das Glycerinpräparat (Taf I, Fig. 23) lässt einige Verwandtschaft mit Exemplaren von Haplo- 
phragmium lobsannense Andreae erkennen, und zwar mit gleichfalls in Glycerin bei durchfallendem Lichte 


D 
DL 


Rich. Joh. Schubert. [14] 


betrachteten. Die Lobsanner (oligocänen) Vergleichsexemplare verdanke ich der Liebenswürdigkeit des Herrn 
Professors Andreae in Hildesheim, wofür ich ihm auch an dieser Stelle meinen wärmsten Dank sage. 
Bei Haplophragmium lobsannense sind die Kammern ‚etwas dichter angeordnet, indem auf einen gleich 
grossen Theil acht Kammern kommen. Eine genaue Bestimmung ist bei dem fragmentaren Zustand des in 


Cologna aufgefundenen Stückes unthunlich. 


Trochammina P. u. J. 
Trochammina squamata ]J. u. P. 


Ein einziges, etwas ungünstig erhaltenes Exemplar, stark zusammengedrückt, die Embryonalwindungen 
sind nicht gut ausnehmbar. Durchmesser des abgebildeten Stückes 0'006 mm. 
Trochammina squamata ist vom Jura bis in die Gegenwart bekannt, doch stets sehr selten. 


Cyelammina Brady 1876. 


Schale frei, eingerollt, bisweilen der letzte Umgang etwas abstehend, analog der Gattung Aaplo- 
phragmium, davon jedoch durch die Canäle unterschieden, welche die dicke Gehäusewandung durchbohren, 
Die Kammern sind meist zahlreich, das Gehäuse bilateral symmetrisch. Schalenzusammensetzung kieselig- 
sandig, Obertläche glatt bis rauh. Mündung eine gekrümmte Spalte, oft jedoch von einer Anzahl von 
Poren begleitet, ja auch durch sie ersetzt, welche den die Kammerhöhlung bisweilen übertreffenden Wand- 
canälen entsprechen. 

Von Brady wurden unter dem Gattungsnamen Cyclammina nur völlig involute Formen zusammen- 
gefasst, ganz oder theilweise evolute wurden nicht beschrieben. Wenn jedoch die als Haplophragmium 
fontinensis Terqu. abgebildeten Formen gleich den südtiroler zu Oyclammina Brady gehören, so ist 
zweifellos, dass sich die hohe Organisation der Oyclamminen auch bei evoluten Formen findet. Und eine 
fundamentale Trennung völlig involuter und evoluter Formen wäre hier ebenso naturwidrig als bei F/aplo- 
bhragmium oder Cristellaria. 

Cyclammina pusilla Brady. 
Kata aB1032; 
(= Cyclammina amplectens Grzyb. Rozprawy XXXIII, Taf. XII, Fig. 2, 3.) 

Ein in Glycerin eingebettetes Exemplar aus Cologna lässt das von Grzybowski an einem 
galizischen Stücke (Balsampräparat) beobachtete Bild (l. c. Fig. 3) erkennen. Die Wandkanäle besitzen 
wie dort eine beträchtliche Ausdehnung. 

Cyclammina amplectens Grzyb. ist von Cyclammina pusilla Brady im Aeusseren sowie den Grössen- 
verhältnissen nicht unterschieden und die von Grzybowski erwähnte grosse Embryonalkammer, die den 
wesentlichen Unterschied bildet, ist, wenn nicht erst beim Schleifen entstanden, vielleicht auf eine Resorption 
zurückzuführen. 

Cyclammina Uhligi n. sp. 
Taf. I, Fig. 27. h 

Diese Art ist vor allem durch die geringe Gehäusedicke bemerkenswerth, so dass das etwa 1), mm 
lange Gehäuse im durchfallenden Lichte, zumal da es in Glycerin eingeschlossen ist, mit grösster Klarheit 
den inneren Bau erkennen lässt. Es besteht aus 21), Umgängen, deren letzter die übrigen nicht ganz 
übergreift. Die Kammern senden Canäle in die Wandungen aus, die immer complieirter werden, je jünger 
sie sind, so dass die I2. und I3. Kammer eigentlich durch eine Anzahl von Canälen vertreten erscheint, 
Die Kammern des ersten und zweiten Umganges stehen durch Canäle auch miteinander in Verbindung. 

Das ausserordentlich dünne Gehäuse erinnert in dieser Beziehung an Haplophragmium foliaceum 
Brady. Auch bei diesem ist der innere Bau im Balsampräparate völlig ersichtlich. Die im Challenger- 
Report (XXXIH, 24) gegebene Abbildung scheint auch in den letzten Kammern von der 20. an Clycamminen- 
Eigenschaften zu besitzen. Doch bezeichnet Brady die Mündung dieser in der Hauptmasse der Kammern 
gestreckten Form als emfach terminal, während die sehr schmale letzte Septalwand von Uhligi von einzelnen, 
von einander getrennten Poren durchbohrt ist. 

Das Material des Gehäuses ist äusserst feinkörnig, völlig kieselig. Sehr selten in Cologna. 


[15] Neue und interessante Foraminiferen aus dem südtiroler Alttertiär. 


D 
[957 


Cyclammina fontinensis Terqu. sp. 
Taf. I, Fig. 28. 
(= Haplophragmium fontinense Terquem bei Terquem, Brady, Häusler, Grzybowski etc.). 

Taf. I, Fig. 28 stellt die bisher zu Haplophragmium gestellte Art dar, der sie den äusseren Merk- 
malen nach auch entspricht. Der innere Bau dagegen, der bei Glycerinpräparaten im durchfallenden Lichte 
ersichtlich ist, weist diese Art zu Cyclammina. Ob alle bisher als Haplophragmium fontinense Tergu. be- 
schriebenen Formen einen derartigen Bau zeigen, vermag ich natürlich nicht zu sagen, vor Allem wäre die 
Untersuchung an den Terquem’schen Originalstücken wichtig; doch war mir dies bisher unthunlich. 

Die Wandcanäle sind bei dieser Art noch weniger ausgebildet als bei der vorhergehenden, ja bei 
den ersten Kammern sind sie noch kurz und spärlich. 


Cyclammina sp. 
Taf. I, Fig. 26. 

Klein (0'7 mm im Durchmesser) gedrungen, grob agglutinirt. Der letzte Umgang besteht aus 
sechs Kammern, von denen die letzte helmartig vorgewulstet ist. In der Ansicht von vorne breit gerundet, 
desgleichen am Rücken; die letzte Kammer jedoch ist fast etwas gekielt. Die Septalfläche der letzten 
Kammer scheint von mehreren Poren durchbohrt, so dass ich auf eine Cyclamminen-Structur der Schale 
schliessen zu dürfen glaubte. Die Schale selbst liess sich auf keinerlei Weise aufhellen und die einzigen 
zwei wohlerhaltenen Stücke wollte ich nicht zu Dünnschliffen verwenden. Der Umriss des Gehäuses ist 
etwas gewinkelt. Der in der Vorderansicht (Taf. I, Fig. 26) sichtbare Mangel an Symmetrie scheint mir 
durch den Erhaltungszustand bedingt. Namentlich in der Vorderänsicht ist der Unterschied von Trochammina 
nucleolus Grzyb. (vergl. Taf. I, Fig. 22) augenfällig, wie auch die Oberansicht die wesentlichen Unterschiede 
beider Formen klarlegt. Von „Haplophragmium“ latidorsatum, das nach Rzehak gleichfalls zu Cyclam- 
mina gehört, ist diese COyclammina durch die Beschaffenheit der Endkammern vornehmlich verschieden. 

Ueber das fossile Vorkommen von Cyclammina wurde zusanımenfassend in einer Studie von 
A. Silvestri berichtet (Atti e Rendiconti dell’ Acc. di Scienze Lettere e Arti dei Zelanti P. P. d. Studio 
di Acireale VI, 1894, pag. 45 u. fl). 

Cyclammina sp. 
Taf. I, Fig. 24. 

Eine kleine Form, die dem Haplophragmium aff lobsannense Andr. ähnelt, jedoch, wie Taf. I, Fig. 24 
zeigt, im durchfallenden Lichte in Glycerin sich durch ihre von den Kammern in die Wand verlaufenden 
Canäle als zu Cyclammina gehörig erweist. Die Anfangskammern sind beträchtlich grösser als die von 
Cyclammina fontinensis Tergqu. 

Pavonina d’Orb. 


Pavonina agglutinans n. sp. 
Bat.l, Rıor 3ı. 

Ein sehr kleines Exemplar (etwa 0'5 mm), dem Bau nach wohl unzweifelhaft zu Pavonina d’Orb. gehörig. 
In Glycerin liess es in durchfallendem Lichte einen textularienartigen Embryonaltheil erkennen, durch Einbettung 
in Canadabalsam verlor das Object etwas an Deutlichkeit, so dass die Anfangskammern nicht recht unterscheidbar 
sind; darauf folgen zwei bis drei bogenförmig gekrümmte breite Kammern. Die dunklen Partien in Taf. i, Fig. 31, 
entsprechen dem ausgefüllten Hohlraum, die hellen den durchscheinenden Wandungen. Das Gehäuse selbst 
ist aus Quarzkörnern ziemlich grob agglutinirt, völlig kalkfrei. Die Mündungsverhältnisse konnte ich nicht 
mit Sicherheit feststellen, doch scheint die letzte Septalwand durch eine Reihe von Poren durchbrochen zu 
sein, wie ja auch die beiden letzten Kammern durch mehrere Oeffinungen in Verbindung stehen. 

Obgleich der Erhaltungszustand des einzigen in Bolognano aufgefundenen Exemplares manches zu 
wünschen übrig lässt, glaubte ich doch, es nicht unberücksichtigt lassen zu dürfen, da die sehr wenigen 
bekannten Vertreter dieser Gattung kalkig sind. Ich unterliess es jedoch, die kieselig-agglutinirten Vertreter 
von Pavonina d’Orb. generisch abzugrenzen, da ja bei den Textularıideen öfter innerhalb derselben Gattung, 
z. B. bei Textularia, Kalk- und Sandschaler mit Recht vereint werden. 

Der Gattungsname Pavonina d’Orb. muss daher auch auf agglutinirte Formen ausgedehnt werden. 


24 Rich. Joh Schubert. [16] 


Ammofrondicularia n. gen. 


Mit diesem Namen bezeichne ich die sandigen Parallelformen zum Genus Frondicularia, von dem 
trotz seines Artenreichthums fast lediglich kalkig-perforate Formen bekannt sind. Es ist zwar kein ganzes 
Stück, auf das hin ich eine neue Gattung und Art errichte. Doch sind die erforderlichen Merkmale hin- 
reichend deutlich und unzweifelhaft, und das Interesse, welches diese Form besitzt, rechtfertigt wohl mein 
Vorgehen. 


Die Gattungsmerkmale sind kurz anzugeben: Frondicularien-Bau — jedoch kieselig-sandig. 


Ammofrondicularia angusta m. 
Taf. I, Fig. 30. 

Wie diese Form nach ihrer Gestalt heissen mag, ist charakterisirt durch ihre nur wenig an Breite 
zunehmenden Kammern, welche eine im Verhältnis zur Breite grosse Höhe aufweisen. Die Anfangskammern, 
sowie auch die Endkammer ist leider bei dem einzigen in Bolognano gefundenen Stücke nicht vorhanden, 
sie mögen vielleicht wie bei Frondicularıa spathulata Brady, der unsere Form in der Bildung der Mittel- 
kammern nahesteht, beschaffen gewesen sein. Die Schalenwandung ist aus groben Quarzkörnern gebildet 
und dies Merkmal ist für die systematische Stellung der Form ausschlaggebend. Das Gehäuse ist von 
vorn nach hinten zu platt, die Kammern reiten aufeinander, fünf derselben sind erhalten. 

Grösse des abgebildeten Stückes 0°5 mm. 

Ammofrondicularia angusta ist ausser ihrer kieseligen Beschaffenheit auch durch ihre Gestalt 
interessant, indem sie im Bau an Frondicularia spathulata Brady und verwandte aus dem Jura und Tertiär 
bekannte Arten erinnert, die zu den niedrigen Frondicularien gehören, so dass sich auch hier das Gesetz 


bestätigt findet, dass die Sandschaler vorwiegend den niederen Typen unter den Kalkschalern entsprechen. 


Nodosaria Lam. 


Nodosaria sp. 
Taf. I, Fig. 25. 

Eine kleine, nicht ganz I mm lange Form, aus vier glatten Kammern bestehend, wovon die erste 
(Embryonalkammer) am breitesten ist. Breite, zum Theil sehr breite hyaline Nahtscheiben scheiden die 
Kammern. Die letzte Kammer geht in eine ungestrahlte Spitze aus. 

Das mir aus Bolognano vorliegende Stück gleicht völlig einem, das ich im nordmährischen 
Miocän von Mitterdorf fand. In meiner Arbeit über dieses Gebiet (»Lotos« Igoo, Prag, Heft 3, pag. 46 
des Separatabdr. »Ueber die For. u. Verbr. des nordmähr. Miocäntegels«) erwähnte ich diese Form als 
n.sp. ind., da sie mir während des Zeichnens zerbrach. Die Embryonalkammer des südtiroler Stückes besitzt 
eine kleine excentrisch gelegene Spitze. Es wäre nicht unmöglich, dass diese Form bloss ein Jugendstadium 
irgend einer bereits bekannten Art darstellt, z. B. von pauperata d’Orb. 


Cristellaria Lam. 


Cristellaria cumulicosta Gümb. var. spinata m. 
Taf. I, Fig. 34. 

Die vorliegende Abart unterscheidet sich vom Typus, wie ihn Gümbel in seinen Beiträgen z. K. 
d. nordalp. Eocängebilde!) darstellte, ausser durch die geringe Grösse (2 mm lang, gegen 3'4 der typischen 
Form) bei gleicher Kammerzahl, 10—12, durch den in Spitzen ausgezogenen Kielsaum, der sich bei sämmt- 
lichen vorgefundenen Stücken in gleicher Weise findet. Sonst entsprechen die südtiroler Exemplare, nament- 
lich in der Eigenart der Rippen, in der Mitte markant hervorzutreten und nach den Seiten hin zu ver- 
schwinden, ganz dem Typus. 

Ob Cristellaria cumulicosta Gümb. von Cristellaria gladius Phil. und ähnlichen Formen getrennt 
gehalten werden kann, muss Untersuchungen an reichlicherem Material vorbehalten bleiben. 


1) Abh. d. Kgl. bayr. Akad. d. Wiss., 1868, II. Cl., X. Bd., II. Abth, pag. 638, Taf. I., 67a u. b. 


[17] Neue und interessante Foraminiferen aus dem südtiroler Alttertiär. 


D> 
[01 


Bolivina d’Orh. 


Bolivina Vaceki n. sp. 
Taf. I, Fig. 29. 

Eine zierliche Art, die von den bisher bekannten und ihr an Gestalt ähnelnden durch die feine 
Strichelung abweicht, welche das Gehäuse bedeckt. 

Bei einer Länge von ca. °/, mm besteht es aus 25—26 Kammern, deren Nähte stark nach abwärts 
gekrümmt sind. Die Breite wechselt; das Taf. I, Fig. 29, abgebildete ist eines der breiteren. Die Kammern 
sind »punktirt« und auf der ganzen Oberfläche mit sehr feinen Leistchen bedeckt. Die Mündung ist eine 
typische Bolivinen-Mündung. 

In der äusseren Form nähert sie sich Bolivina Beyrichi Reuss, von der sie jedoch die Schalen- 


sculptur unterscheidet. Das Gehäuse ist in der Mitte schwach, am Rande scharf gekielt, ohne jedoch einen 
Saum zu besitzen. 


In Cologna nicht selten. 


Bolivina aenariensis Costa. Taf. I, Fig. 33. 
Dat-alsEro.239: 
Breiter und gedrungener als die typische Form. Der Stachel fehlt, wie bei var. valdecostata Mariani. 
Aus dem Alttärtiär war Bolivina aenariensis bisher nicht bekannt, sondern nur aus der Gegenwart und 


dem Jungtertiär. Aus letzterem wurde sie neuerdings wieder von A. Silvestri (Mem. Pont. acc. nuov. 
Line. XVII, pag. 282) beschrieben. 


Sehr selten in Cologna. 
Bigenerina d’Orb. 
Bigenerina digitata d’Orb. 
Rextiownranub,Bierz2. 
Ich habe die südtiroler Exemplare (nicht selten in Cologna) nur mit einigem Bedenken zu dieser 
Art gestellt. Es ist zweifellos nach der von Grzybowski (Rozpr. XXX; IX, 20, 21) gegebenen Abbildung 


und der derselben beigefügten Beschreibung dieselbe Art, die aus dem mährischen und galizischen Oligocän 
unter dem Namen Bigenerina fallax Rzehak angeführt wurde. 


Fig. Ib. Fig. 3. 


Es sind kleine, walzenförmige, meist unregelmässig gekrümmte Gebilde von ca. I mm Länge, die 
von aussen nur sehr undeutlich die Kammeranordnung erkennen lassen. Bei in Glycerin oder Canadabalsam 
eingebetteten Exemplaren sieht man im durchfallenden Lichte, dass die Anfangskammern dischist angeordnet 
sind, die darauffolgenden jedoch scheinen in einer Reihe aufeinander zu folgen. Die Wandungen sind völlig 
kieselig, von feinem Korne. Aeusserlich ist die Grenze der Textularien- und Nodosarien-Kammern nicht 


Beiträge zur Paläontologie Oesterreich-Ungarns, Bd. XIV, 4 


26 Rich. Joh. Schubert. [18] 


deutlich wahrnehmbar. Es sind dies also sämmtlich Verhältnisse, wie sie Bigenerina digitata d’Orb. 
charakterisiren. Die letzten Kammern sind jedoch nicht ganz so regelmässig, sondern schief angeordnet. 
Auch die galizischen Stücke zeigen diese Eigenschaft, wenigstens nach den Abbildungen von Grzybowski 
(l. ec. IX, 20, 21). In der Beschreibung erwähnt er, pag. 288, nur: komory poczatkowe drobne, w dwu 
rzedach do wysokoseci !/, calej skorupki, nastepnie w jednym rzedzie (4) nad sobqa ustawione. Auch sind 
die galizischen etwas kleiner (06 mm). Die Mündung liegt terminal, bisweilen jedoch (Textf. 2) etwas 
nach einer Seite geneigt, wie dies auch bei den recenten Exemplaren von Bigenerina dıigitata vor- 
kommt, was bekanntlich d’Orbigny veranlasste, eine eigene Untergattung Gemmulina für diese Form 
zu errichten. 

Bisweilen ist die letzte Kammer äusserlich etwas abgeschnürt. 

Textr. Ia u. b, stellt ein Exemplar dar, an welchem der Verlauf der Kammern besonders gut 


ersichtlich ist, meist ist dies in geringerem Maasse der Fall. 


Bigenerina digitata wurde bisher aus der Gegenwart und dem Jungtertiär angeführt, Bigenerina 


fallax aus dem Oligocän, doch ist aus Vorstehendem ihre Zusammengehörigkeit wohl zweifellos. 


Trigenerina m. 
Textfig. 3. 

Die auch im südtiroler Oligocän vorkommende Schizophora (Venilina Gümb.) haeringensis Gümb. 
lässt, sobald das Gehäuse mit Glycerin aufgebellt wird, im durchfallenden Lichte eine deutlich spirale Ein- 
rollung der Anfangskammern erkennen. Erst an diese Kammern schliessen sich biserial angeordnete. Die 
bisher über diese Form vorhandenen Abbildungen und Beschreibungen lassen zwar nicht vermuthen, dass 
diese Form in anderen Gebieten die gleiche Eigenschaft aufweist, doch ist es bei der recenten » Bigenerina« 
bennatula Batsch. der Fall; bei den ungarischen, mährischen, oberitalienischen Exemplaren wurde es wohl 
vermuthlich nur übersehen. 

Mir scheint nun diese Eigenthümlichkeit gar wohl bemerkenswerth, zumal es sich, wie Textfigur 2 
darstellt, nicht bloss um eine Krümmung zweireihig angeordneter Kammern handelt, sondern um eine 
Cristellarien ähnliche Anordnung der Anfangskammern. An solchen Formen traten später Textularien- 
Kammern aut, so dass Spiroplecten ähnliche Mischformen entstanden, wie Spiroplecta americana Ehrenbg. 
Spiroplecta brevis Grzyb., Spiroplecta spectabilis Grzyb. Die eingerollten Anfangskammern sind eigen- 
thümlich, erinnern in mancher Hinsicht an Rotalina gyrata Terquem. 

An diese schliessen sich Zingulinen-Kammern auf, so dass diese Form eine triforme Mischform 
darstellt, worauf der Name Trigenerina hindeuten soll, den ich für derartige Typen vorschlagen möchte. 

Schizophora (Bigenerina) capreolus d’Orb. besitzt von Anfang an zweizeilig angereihte Kammern. 


In Südtirol ist diese Form in Bolognano nicht selten. 


ÜBER DEVONISCHE AMMONEEN 


von 


Fritz Frech. 
(Breslau.) 
(Mit 4 Tafeln und zahlreichen Textbildern.) 


Einieitung. 


Die bisher bei verschiedenen Gelegenheiten, zuletzt in der Lethaea palaeozoica von mir 
veröffentlichten Untersuchungen über paläozoische Ammoneen sind stets von geologischen Gesichtspunkten 
ausgegangen. Eine Reihe der allmälig angesammelten Beobachtungen beansprucht jedoch auch paläontolo- 
gisches Interesse und zwar nicht nur in systematischer Hinsicht (Prolecanitinen und Clymenien), sondern 
vor Allem auch in entwicklungsgeschichtlicher Beziehung: 

I. An geologische Studien knüpfen die Betrachtungen über die Lebensweise devonischer 
Ammoneen an, insofern den allgemein verbreiteten Leit-Goniatiten (z. B. Gephyroceras intumescens) pela- 
gische Lebensweise, den Localformen (Triainoceras costatum) benthonische zugeschrieben wird. 

Fast ausschliesslich zoologische Gesichtspunkte berühren die Fragen der 

II. Parallelen Entwicklungsreihen bei nahe verwandten Gattungen (z. B. Clymenia und 
Oxyclymenia) und der Convergenzerscheinungen, d.h. das Auftreten übereinstimmender Schalenformen 
und ähnlicher Suturen bei Arten von ganz verschiedener Abkunft: Scheibenform und Vermehrung der Zahl 
der Lobenelemente treten gleichzeitig auf bei Beloceras, Gonioclymenia maxima, Medlicottia und Pinacoceras. 

III. Ueber Stammesgeschichte der Goniatiten sind in neuerer Zeit mehrfach wichtige Mit- 
theilungen (E. Haug, Perrin Smith, Holzapfel, Clarke) veröffentlicht worden. Die fast gleich- 
zeitig in der Lethaea palaeozoica von mir veröffentlichten provisorischen Gonzatiten-Stammbäume 
erheischen eine Vergleichung mit diesen auf Grund anderen Materiales aufgestellten Entwürfen. 

Eine Revision der verschiedenen grösseren und kleineren systematischen Gruppen bildet die Grund- 
lage der obigen Betrachtungen und ergibt — selbst bei wiederholt und eingehend studirten Familien, wie 
bei den Clymenien — eine Reihe nicht unwichtiger Neuerungen. In diesen systematischen Studien wurde das 
höhere Oberdevon, der Clymenien-Kalk in erster Linie berücksichtigt, da die älteren Goniatiten-Faunen 
in den letzten Jahren besonders von Holzapfelund Clarke eingehend und erfolgreich untersucht worden sind. 

Ich bin von dem Studium des in Südfrankreich, Westdeutschland, den Alpen etc. gesammelten 
Materiales ausgegangen und habe nächstdem die Originalexemplare des Grafen Münster, Leopold von 
Buch’s, der Gebrüder Sandberger, Ferdinand Römer’ und Ernst Beyrich’s berücksichtigt. 

Das Material für diese Quellenforschungen wurde mir von den Museumsdirectoren, den Herren 
Geheimräthen v. Branco, Freiherrn v. Fritsch, v. Zittel und Schmeisser in zuvorkommendster Weise 
zur Verfügung gestellt. Ausserdem bin ich für Ueberlassung von Material und mannigfache Förderung der 
Arbeit zu aufrichtigem Danke verpflichtet den Herren Professor Dr. Wilhem Dames (7), Geh. Rath 

4* 


28 Fritz Frech. [2] 


Dr. von Könen, Professor Dr. Beushausen, Dr. Denckmann, Professor Dr. Gürich, Dr. H. Lotz, 
Dr. Pompeckj und Dr. F. Solger. Eine erste Anregung zu der vorliegenden Arbeit geht auf den un- 
vergesslichen Herausgeber dieser Abhandlungen, auf M. Neumayr, zurück, der mir wenige Monate vor 
seinem Tode eine zusammenfassende Bearbeitung aller paläozoischen Ammoneen als wichtige Aufgabe vor 
Augen stellte. Ich habe versucht, die Entwicklungen der carbonischen und dyadischen Formen in den 
betreffenden Abschnitten der Lethaea palaeozoica ausführlicher zu behandeln, während die Besprechung 


der devonischen Ammoneen in dem erwähnten Werke zu kurz ausgefallen ist. 


A. Systematischer Theil. 
I. Clymeniae (Intrasiphoniata). 


Diagnose der Familie: intern gelegener, oft von langer Siphonaldute geschützter Sipho und kugelige 
Anfangsblase sind die gemeinsamen Kennzeichen dieser in Sutur (geradlinig oder ein Seitenlobus oder 
Externlobus mit zwei Seiten- und Adventivloben), Wohnkammerlänge (,—ı Umgang), Sculptur und Schalen- 
form vielgestaltigen Gruppe. Oberdevon, besonders an der oberen Grenze mannigfach entwickelt. 


Das vergleichende Studium des von mir besonders am Enkeberg, bei Ebersdorf, Cabrieres 
und in den karnischen Alpen gesammelten Materiales ergab eine Reihe neuer Aufschlüsse über Stammes- 
geschichte und Organisation (Wohnkammer) der Clymenten. 

Auch für die Abgrenzung der Arten hat die zum Theil schon vor Jahren erfolgte Untersuchung 
der in den Museen zu München und Berlin befindlichen Originale Münster’s und Gümbel's einige nicht 
unerhebliche Aenderungen ergeben. 


Ueber die Mündungsform von Oxyclymenia und Clymenia. 
Taf. I und IV. 


Mündungssaum und Wohnkammer sind bei Clymenien bisher noch seltener als bei den Goniatiten 
beobachtet worden; nur Sandberger erwähnt von Clymenia laevigata Einschnürungen der Schale als 
Spuren alter Mundränder!) und Zittel gibt die Wohnkammerlängen auf ®/, eines Umganges an. 


Ich kenne unter den Hunderten von Clymenien, die mir durch die Hände gegangen sind, nur wenige 
Exemplare, bei denen diese wichtigen Merkmale erhalten sind: 1. Clymenia arietina (ein Exemplar, Taf. I, 
Fig 9), vom Enkeberg, 2. und 3. zwei Exemplare von Oxyelymenia undulata vom Schübelhammer (Fichtel- 
gebirge) und dem Klein-Pal,?) 4. ein Exemplar von Oxyclymenia striata von Ebersdorf, 5. ein Exemplar 
von Oxyclymenia bisulcata von Ebersdorf, 6. ein Exemplar von C/ymenia laevigata (Taf. IV, Fig. ı und 2). 


Ciymenia flexuosa (Textbild 2) zeigt einen fast geradlinigen, aussen nur wenig vorgebogenen 
Mündungssaum, der auf den Flanken und auf der Aussenseite eine deutliche Einbuchtung besitzt. Jede 
Verdickung fehlt,?) der Mündungssaum ist ein genaues Abbild der Oberflächensculptur. 

Bei Oxyelymenia undulata, bisulcata und striata ist die Schale auf den Seitenflächen der Mündung 
innerlich stark verdickt, und zwar an der Anwachsstelle am stärksten; auf der Externseite ist die Dicke 
der Schale wenig verändert. Sculpturund Mündungsrand sind nicht genau parallel, vielmehr 
biegt sich auf der Innenseite die Mündung etwas vor, während die Anwachsstreifen genau senkrecht 
verlaufen. Auch die Ohren wölben sich etwas weiter vor, als es der Krümmung der Anwachsstreifen 
entsprechen würde.*) Taf. II, Fig. 12. 

Die Clymenien ähneln also auch in den geringeren Verschiedenheiten von Sculptur und Mündungs- 


saum den Goniatiten. 


1) Eine Beobachtung, die ich bestätigen kann (siehe d. Abbildung der genannten Art auf Taf. IV, Fig. 2.). 

2) Von mir gesammelt. 

3) An ca. 200 Exemplaren der Clvmenia laevigata, die ich auf dem Klein-Pal in den karnischen Alpen sam- 
melte, war nirgends ein Rest des Mündungsrandes wahrzunehmen. Wahrscheinlich war die Schale dünn und zerbrechlich 
und zersetzte sich (durch Einwirkung der Kohlensäure) zuerst an der Mündung. 

*) In dieser Hinsicht stimmen Oxyclymenia striata und Gephyroceras uchtaense durchaus überein. 


[3] Ueber devonische Ammoneen. 29 


2 


Die Länge der Wohnkammern unterliegt einigen Schwankungen. Ein Exemplar von Oxy- 
clymenia undulata (Lethaea palaeozoica, Taf. 32a, Fig. Ic) zeigt genau !), Umgang, ein zweites etwas 
weniger, Oxyclymenia bisulcata (Taf. II, Fig. 124) etwas mehr, ohne die Länge von ?/, zuerreichen.!) Jedenfalls 
entspricht der Mittelwerth einer halben Wohnkammerlänge am besten dem Durchschnitte der bisher 
beobachteten Clymenien und Oxyclymenien, während die Wohnkammer der Gonioclymenien zweifellos 
wesentlich länger war. Das Taf. I, Fig. 2b abgebildete Exemplar von Gonioclymenia speciosa besitzt eine 
Wohnkammer von %/, Umgang, trotzdem die Mündung nicht erhalten ist. 


Clymenia s. str. — Cyrtoclymenia Gümb. et auct. 
(+ Platyclymenia Hyatt — Acanthoclymenia Hyatt; letztere Gattung als Subgenus.) 
Schale evolut oder involut, stets genabelt, Sutur geradlinig oder nur mit gerundetem Seitenlobus und der 
Andeutung eines Externlobus. Sculptur aus Anwachsstreifen oder aus Rippen bestehend, seltener durch Knoten 
complieirt. Wohnkammer — !/, Umgang. Unteres bis oberes Oberdevon, besonders in der letzteren Stufe. 


a) Clymenia Dunkeri Mstr. Ob. Clymenienkalk, LaSerre bei Cabrieres. Vom Verfasser gesammelt und präparirt. 
a, Querschnitt, a, Sutur eines ausgewachsenen Exemplares. az, a,, a, Suturentwickelung eines kleineren Exemplares 
(ef Cl. Wysogorskii) a3!/;, ds a */ı- — D) Clymenia binodosa, Mstr. Ebendaher. leg. Frech. Vollständige abgewickelte 
Sutur. — c) Clymenia intracostata n. sp. Ebendaher. Coll. Frech. (3 Suturen, von denen die beiden oberen etwas 
abgewittert sind, während die untere bessere Erhaltung zeigt). c,. Drei abgewickelte Kammerscheidewände, c, Median- 
schnitt. E Externseite. S Siphonalduten. — d) Clymenia (Acanthoclymenia) neapolitana Clarke, Jugendstadium, Unteres 
Oberdevon, Naples beds, Staat New-York. Copie. — Sämmtliche Abbildungen, bei denen nichts Anderes angegeben ist, 
sind in Y/, ausgeführt. 


Bei der ersten Beschreibung von Clymenia (1839) hat Grat Münster die 1832 als Planulites 
bezeichnete C/ymenia laevigata als Typus der Gattung vorangestell. Wenn man im Sinne der neueren 
Nomenclatur die schon von Gümbel 1865 aufgestellten Namen Oxyclymenia und Gonioclymenia als 


1) Auch das abgebildete Exemplar von Oxyclymenia striata besitzt eine Wohnkammerlänge von etwas mehr 
als einem halben Umgang. 


30 Fritz Frech. [4] 


Gattungen unterscheidet, so liegt doch kein Grund vor, den Namen Clymenia aus der Liste der Gattungen 
zu tilgen.!) Ich behalte ihn für Cyrtoclymenia Gümb. + Platyclymenia Hyatt bei. 


Eine Uebersicht der Arten von Clymenia und Oxyclymenia enthält die folgende Tabelle: 


Clymenia s. str. (Cyrtoclymenia) Oxyelymenia 
) mit sculpturirter (meist c) glatt, mit 
a) mit glatter Schale | gerippter) Schale etwas differenzirter Nebenform 
ı @Platyclymenia«) Sutur 
[ 5. Clymenia aegoce- 
RS 10 Si (& %)) 
6. Olymenia annulata\ 12. Clymenia  W»yso- x Oxyelymenia 
Mstr. mit geraden ‚gorskii £ linearis 
: 2 
1. Clymenia | a 3 
ganz Se 7. Cl. annulata var. 9) ö 
laevigata \ = 5 332. Oxycelymenia 
evolut Mitr densicosta mit EN = 
Mstr. = : = undulata 
schrägen Rippen 2 
S. Clymenia  cingu- = 3. Oxyelymenia 
lata Mstr. mit kra- 4 bisulcata mit 
| genförmigen Ver- | vorgewölbter 
| dickungen Aussenseite 
2. Clymenia | 9. Clymenia intraco-|\3- Clymena Dunkeri 
etwas Rlexuosa stata Frech, äussere Oberfläche glatt, 
evolut Mstr. em. Umgänge glatt, Sutur mit flachem 
innere gerippt Externlobus und 
\ Aa : 9.4 ; en Seitenlobus, dessen a 
etwas 3. Clymenia \10. Clymenia arietina 2er 4 . Oxyely ; 
f ee i > 2 allmälige Ausprä- 0 ) 
involut Humboldti Sdb.Umgänge flach F ornata 
t R Be gung in dem Text- mit einem 
(weiter Zeuschn. sämmtlich stark En a2 
: b a,— a, darge- Aas 
Nabel) gerippt It = 2) = ı kleinen 
? 5 N E stellt ist. a 
allen 4. Clymenia \11. Clymenia plicata?) 5. Oxyelymenia Nahtlobus 
u : 3 
(dee angustisep- Mstr. Umgänge ge- striata 
nger : = . 
= fata?) wölbt, Rippen we- 
Nabel) R i 
nigerstark alsbei 10 


Weitere Nebengruppen von Clymenia s. str. sind: 

d) Mit scharfem Kiel, hochmündig:: 

14. Clymenia subflexuosa Mstr. em. Frech. 

e) Mit Stacheln und etwas differenzirter Sutur:; 

15. Clymenia binodosa Mstr. 

f) Untergattung Acanthoclymenia: Mit Stacheln Extern-, Seiten- und Nahtlobus: 


16. Clymenia (Acanthoclymenia) neapolitana Clarke. 


') Wenn ich dem Gattungsnamen »Goniatites de Haan« gegenüber abweichend verfahre, so liegt der 
Grund in der verschiedenen Ausdehnung, welche die betreffenden Begriffe erfahren haben: Den vier Gattungen und 
3I Arten der Familie der Clymenien stehen etwa zehnmal soviel »Goniatiten« gegenüber. 

°) Die inneren und die äusseren Umgänge sind lediglich mit feinen Anwachsstreifen bedeckt. Wegen der 
schlechten Erhaltung dürfte CZymenia plicata meist nicht von Clymenia angustiseptata unterschieden werden 
können. Das einzige mir bekannte Exemplar von Cl/ymenia plicata, das den Gegensatz gut erkennen lässt, ist das 
aus dem Fichtelgebirge stammende Originalexemplar Münsters im Museum für Naturkunde zu Berlin. 

®) Die Art ist ziemlich verbreitet: Fichtelgebirge, Karnische Alpen, Cabrieres. Die meisten der in obiger 
Tabelle kurz gekennzeichneten Arten erheischen eine kurze Beschreibung; für die übrigen (Clymenia angustiseptata 
undulata, striata) sei auf Gümbel’s Monographie verwiesen. 


[5] Ueber devonische Ammoneen. 3ı 


Clymenia laevigata Mstr. 
Taf. IV, Fig. 2, Textbild 4b. 

Eine der häufigsten und überall verbreiteten Arten, die von Gümbel (l. c. pag. 137) zutreffend 
dargestellt und begrenzt wurde. Als Nachtrag sei nur erwähnt, dass ein in Steinkernerhaltung vorliegendes 
Exemplar des Berliner Museum auf der Externseite der Wohnkammer in geringem Abstande zwei innere 
Labialwülste zeigt. Dies auf der Tafel IV, Fig. 2 dargestellte, als Steinkern erhaltene Stück stammt von 
Warberg bei Arnsberg; »das Exemplar ist die erste im Rheinischen Schiefergebirge durch Amelung 
entdeckte und bestimmte, an Leopold von Buch gesandte Clymenia« (scripsit Beyrich). 

COlymenia laevigata kommt vom unteren Olymenien-Kalk an vor, erreicht aber erst an der Ober- 


grenze desselben grössere Häufigkeit und bedeutendere Grösse. 


Clymenia Humboldti Pusch sp. 
Taf. IV, Fig. 5. 

Cyrtoclymenia Humboldti G. Gürich, Poln. Mittelgebirge, pag. 329. 

Die systematische Stellung der bisher meist als Goniatit bezeichneten Form ist von Gürich 
(Poln. Mittelgebirge, pag. 329, siehe dort die Literatur) richtig erkannt worden. Die kleinen als Pyritkerne 
vorkommenden Exemplare sind wenig deutlich. Sie ähneln in der Schalenform Clymenia flexuosa, unter- 
scheiden sich aber sicher durch Ausbildung eines kleinen runden Seitenlobus (ähnlich Chezloceras Verneuili!) 
und wahrscheinlich durch eine glattere Schalenoberfläche. Vorkommen: Mittleres Oberdevon des Polnischen 


Mittelgebirges zwischen Psiarnia und Kadzielnia. 


Clymenia aegoceras n. Sp. 
Taf. I, Fig. 5a, b. 


Die Berippung der neuen Art stimmt mit Clymenia annulata var. densicosta (s. unten) überein, das 
Wachsthum der flachen Windungen erfolgt jedoch viel langsamer, so dass die Mitte der Schale kaum ver- 
tieft erscheint. 

Zwar ist die Sutur der am Klein-Pal(Karnische Alpen) ziemlich seltenen Art noch nicht freigelegt 
worden. Aber die Uebereinstimmung der Sculptur und der Schalenform lässt über die Bestimmung kaum 
einen Zweifel bestehen. Der Name soll an die Aehnlichkeit der Sculptur und Schale mit manchen Aegoceren 


(Gruppe Platypleuroceras) erinnern. 


Clymenia annulata Mstr. 


Taf. I, Fig. 6a—c. 

Clymenia annulata, Grf. Münster: Beitr. I, 1839, pag. 14, V, pag. 123, Taf. XII, Fig. 1. 
Goniatites annulatus, Grf. Münster: Goniatiten und Planuliten (1832), pag. 32, Taf. Il, Fig. 6. 
Clymenia annulata, Gümbel: Paläontogr. XI, pag. 130, Taf. XV, Fig. IT—13. cet. excl 

Die älteste Abbildung Münster’s (Goniatiten, 1832) gibt die gerippte Oberfläche der zwischen 
Clymenia flexuosa und der noch evoluteren C/ymenia aegoceras stehenden Art ziemlich richtig wieder. Eine 
Wiederholung der Abbildung ist trotzdem nicht überflüssig, da die Gümbel’schen Figuren durchweg wenig 
gut ausgefallen sind. Eines der wenigen ausgewachsenen Exemplare,?) das ich kenne, zeigt auf dem äusseren 
Umgang eine Auflösung der kräftigen Rippen zu fadenförmigen Gebilden. (Taf. I, Fig. 6.c.) 

Neben der Form mit entfernter stehenden Rippen findet sich am Enkeberg und wahrscheinlich auch 
im Fichtelgebirge (Gümbel, I. c., Taf. XV, Fig. 15) eine Varietät mit viel enger gestellten Rippen, 
die ich als var. densicosta abtrenne (Taf. I, Fig. 7). 

Das Vorkommen der typischen Art im Fichtelgebirge (Schübelhammer und Geysen) sowie am 
Enkeberge (hier in einer besonderen Zone) ist sicher, bei Ebersdorf wahrscheinlich. 


!) Dessen Schalenform jedoch durchaus abweichend ist. 
?) Am Beringshausener Tunnel unweit Brilon gesammelt und bestimmt von Herrn Dr. Denckmann, 


Clymenia flexuosa Gümbel: (ex 
parte) l. c., pag. 126, Taf. 
RIVAREISESSKO eetzexcl. 
(Literatur excl. Olymenia 
subflexuosa.) 

Die bei Gümbel auf 
Taf. XV, Fig. 8, 9 abgebildeten 
Originale von Clymenia falei- 
fera Mstr. und costulata Mstr. 
sind ident mit dem in Berlin 
befindlichen Original der Cly- 
menia flexuosa (von Geysen 
bei Hof); für diese Formen ist 
der Name Clymenia flexuosa 
beizubehalten. 

Clymenia flexuosa ist 
die etwas involutere Ausbil- 
dung von Clymenia laevigata 
und besitzt auf den inneren 
‚deutlichere An- 
wachsstreifen als auf der bei- 


Umgängen 
nahe glatten Wohnkammer; 
die Länge der letzteren beträgt 
/; Umgang. Die Form der 
Schale ist genau dieselbe wie 
bei Clymenia Dunkeri, doch 


Fritz Frech. 


Clymenia flexuosa Mstr. em. 
Textbild 2. 


Clymenia flexuosa Mstr. em. Unterer 
Clymenienkalk Planitz, Königreich 
Sachsen, Museum zu Dresden !/,. Die 
Wohnkammer, deren Länge einen halben 
Umgang beträgt, ist durch einen auf 
der Externseite wohlerhaltenen Mün- 
dungssaum begrenzt, auf den Seiten- 
flächen dagegen etwas zerbrochen und 
ergänzt. Die inneren Umgänge des 
etwas zerdrückten Exemplars wurden 
nach einem Exemplare von Cabrieres 
(Coll. Frech) ergänzt. 


besitzt diese Art einen deut- 
lichen Seitensattel. Das ganze 
Gehäuse ist flacher als das 
von Clymenia intracostata, 
deren innere Umgänge mit Rip- 
pen bedeckt sind. Der nicht 
ganz unvollständig erhaltene 
Mündungssaum zeigt eine Aus- 
buchtung auf der Externseite 
und eine Vorbiegung an der 
Naht. 

Vorkommen: Unterer 
Clymenien-Kalk, und zwar be- 
sonders in Sachsen (Planitz, 
Museum Dresden), ausserdem 
in Thüringen (Bohlen, dem 
Fichtelgebirge (Geysen) und 
Cabri£res (selten). 


Clymenia arietina Sdb. 
Taf. I, Fig. 9. 
Clymenia arietina, Sandberger: 
Verh. Naturw. Vereins Rhein- 
land und Westfalen 1853, 
Bd. X, pag. 182, Taf. VII, 
Fig. Sa—b. 


Die Art ist ebenso involut wie Clymenia angustiseptata, unterscheidet sich aber von dieser durch 


flachere Umgänge und von Clymenia plicata durch kräftigere Ausbildung der Rippen. Das kleine abgebildete, 
mit deutlichem Mündungsrand erhaltene Exemplar unterscheidet sich von dem verglichenen Original Sand- 
berger’s (Geol. Landesanstalt, Berlin) durch treppenförmige Begrenzung des äusseren Umganges. Doch 
beruht diese Verschiedenheit auf der Erhaltung: der äussere Umgang von Fig. 9 ist gut erhalten und 
mit der Schale bedeckt, der zweite Umgang stark verwittert. 

Clymenia arietina, die man auch als involutere Nebenform von Clymenia annulata auffassen kann, 
ist im tieferen Theile des Clymenien-Kalkes am Enkeberg häufig. 


Clymenia intracostata!) nov. sp. 
Taf. I, Fig. 8 und Textbild ıc. 


Die glatte Oberfläche der äusseren, von gerundeten Kanten begrenzten Umgänge erinnert an Clymenia 
laevigata, die Rippen der inneren Umgänge an Clymenia annulata,?) welch’ letztere Art jedoch auf dem 
letzten Umgang eine Auflösung der Rippen zeigt. In Bezug auf die Involution stimmt die neue Art genau 
mit Clymenia flexuosa überein, zeigt jedoch — abgesehen von den Sculpturunterschieden — eine bedeutendere 


1) Clymenia nodosa var. binodosa Mstr., Beitr. I, pag. 16, Gümbel, Paläontogr. X], Taf. XVIII, Fig. IL, 
pag. 131 (hier zu Olymenia annulata gestellt), ist vielleicht mit unserer Art ident. In diesem Falle wäre die neue 
Bezeichnung durch nodosa zu ersetzen. Allerdings ist das Gehäuse auf der Abbildung Gümbel’s abweichend ge- 
zeichnet, vielleicht nur verzeichnet. 

2) Im Sinne der Hyatt’schen »Gattungen« gehören also die äusseren Umgänge zu Cyrtoclymenia (Typus: 
Clymenia laevigata), die inneren zu Platyclymenia (Typus: C/ymenia annulata). Si 


[7] Ueber devonische Ammoneen. 


{09} 
[997 


'Wölbung des letzten Umganges. Die inneren Umgänge liegen also bei C/ymenia intracostata erheblich, bei 
Clymenia flexuosa nur wenig vertieft. 

Die bogenförmige Sutur erinnert an Clymenia annulata; doch stehen die Kammerwände dichter und 
die Siphonalduten greifen daher trichterförmig ineinander. Die selten bei Kirschhofen unweit Wetzlar, 
vor Allem aber bei Cabrieres (La Serre, Pic de Cabrieres) vorkommende Art ist dort die häufigste C/ymenia 
und erreicht bedeutende Grösse. Ein Wohnkammerbruchstück weist darauf, dass vollständige Exemplare 
1—1'!/, Fuss Durchmesser besessen haben. 


Clymenia plicata Mstr. 
Clymenia plicata Mstr.: Beitr. I, Taf. XVI, Fig. 4. 
5 angustiseptata Gümbel ex parte l. c., pag. 122, Taf. XV, Fig. 2. 

Das im Berliner Museum befindliche Original der Münster’schen Art zeigt so kräftige Rippen — 
während Clymenia angustiseptata nur unter dem Vergrösserungsglas feine Anwachsstreifen erkennen lässt — 
dass eine Wiederabtrennung angezeigt sein dürfte. Das involute, eng genabelte Gehäuse und die Kammer- 
wände sind bei beiden Formen gleich, so dass eine Unterscheidung der im Ciymenien-Kalke so häufigen 
Steinkerne kaum möglich ist. 

Vorkommen von Cliymenia plicata im Fichtelgebirge und am Enkeberg im unteren Clymenien-Kalke. 
Clymenia angustiseptata scheint verbreiteter zu sein; mit Sicherheit kenne ich die Art aus dem 
Fichtelgebirge, von Ebersdorf und Cabrieres. 


Clymenia Wysogorskii nov. sp. 


Als Beweis dafür, dass durch = zu Clymenia Dunkeri, wie Clymenia 
ig. 3. ’ 


die bisher beschriebenen Arten der laevigata zu Clymenia flexuosa und ist 


Formenreichthum von Clymenia s. str. die schlankste Art der Gattung. 
noch nicht erschöpft ist, dient eine neue Das einzige, mir bekannt ge- 


Art von Ebersdorf, die einen deutlich wordene Exemplar (Zone der Gonio- 


abgesetzten Seitensattel -— wie Clyme- clymenien) liegt im Breslauer Museum 
nia Dunkeri — zeigt.!) und stammt aus dem obersten Clymenien- 
Das Gehäuse ist noch etwas Kalk von Ebersdorf. 

evoluter als das von Clymenia laevigata ; Clymenia Wyso 
jedoch sind die Umgänge schmal und gorskilunJjep: Clymenia binodosa Mstr. 
etwas kantig begrenzt wie bei der viel Sssreiuron dr TARITVE Rio nesthildenE 

kalk. Breslauer >>: : ; 
involuter gestalteten Clymenia Dunkert. MOSE deu (Literatur siehe Gümbel, 1 c. Paläont. XI, 
Clymenia Wysogorskii verhält sich also pag. 134.) 


Die Sculptur der Art erinnert an die Aegoceras-Gruppe Platypleuroceras (Aegoceras brevispina Sow., 
natrix Ziet.), das vorliegende Material von la Serre zeigt insofern eine Erweiterung bisheriger Beobach- 
tungen, als auf dem äusseren Umgange eines grossen Exemplares die Rippen wesentlich dichter stehen, als 
auf den inneren Windungen. Während die Art in der Sculptur durchaus die Entwicklungshöhe der 
Gonioclymenien erreicht hat, bildet sie in Hinsicht auf die Suturentwicklung den Uebergang zu diesen: 
Die Ausprägung eines gerundeten Seitenlobus, die Andeutung eines Nahtlobus und eines — allerdings 
nur auf Gümbel’s Figur sichtbaren, ganz flachen Externlobus?) stellt zwar keinen directen Uebergang zu 


den Gonioclymenien, wohl aber zu der amerikanischen Clymenia neapolitana Clarke dar.°) 


1) Das Vorhandensein dieses Sattels auf der Seitenfläche ist wohl auf die geringe Breite des Umganges zurück- 
zuführen; auch C/ymenia laevigata und intracostata besitzen Seitensättel, die jedoch auf oder unterhalb der Naht liegen. 
Genau derselbe Unterschied besteht zwischen Pinacites fugleri und Pinacites discoides; bei den sehr schmalen Um- 
gängen der ersteren Art liegt der spitzigere Seitensattel ausserhalb, bei dem dickeren Pinacites discoides auf oder 
unterhalb der Naht. 

2) Das von mir abgebildete Exemplar von la Serre ist auf der Aussenseite so angewittert, dass eine sichere 
Feststellung ausgeschlossen ist. (Textbild Tb.) 
3) Am. Journ. Science, Vol. 43, Jan. 1892, pag. 57 und besonders ders. The Naples Fauna pag. 231 (Lobenentwicklung). 


Beiträge zur Paläontologie Oesterreich-Ungarns. Bd. XIV. 5 


4 Fritz Frech. . [s] 


U> 


Clymenia subflexuosa Mstr. em. Frech. 
Taf. IV, Fig. 4. Textbild, 4a. 

Clymenia subflexuosa Mstr.: Ausbildung des abgebildeten 
Beitr zuns Betrers il, Fig. 4. 
pag. 93. 

Goniatites faleifer Münster: 
ibid. Taf. XVI, Fie. 7, 
pag. 106.) 


grossen, mit zugeschärfter 
Aussenseite versehenen Exem- 
plares von Cabrieres er- 
hebt die Annahme der Selbst- 
Clymenia flexuosa Gümbel non ständigkeit dieser Form zur 
Mstr.: Paläont. XI, 
Fig, 7, 10, cet. excl. 


Gewissheit. Von der Identi- 
tät des Originals der oben 
Clymenia flexuosa Kayser: 

Zeitschr. Deutsch. geol. 


eitirten Fig. 7 und Io bei 


Gümbel habe ich mich in 


Ges. Taf. XX, Fie. 1.2) SUROHLIERND Nena Ai = 
a Clymenia subflexuosa Mstr. em. Frech unenen WSSPZEUgEN KOTMEN. 
Die von Münster b, Clymenia laevigata Mstr. Ein vollstän- Die interne (bisher 
nicht abgebildete Form unter- diges an der Aussenseite nicht abgewit- nicht bekannte) Sutur von 
scheidet sich durch den tertes, b, eine etwas abgewitterte Sutur- Olymenia subflexuosa stimmt 
linie desselben Exemplars. — c (punktirte 


scharfen, vom Autor als insofern gut mit Clymenia 


Linie) Clymenia Dunkeri Mstr. Alle drei 


2 a: ; 5 5 : intr ü i i 
Suturlinien sind gleich — mit dem internen acostata überein, als die 


wichtig: hervorgehobenen Kiel 


so deutlich von Clymenia Sipho in der Mitte — orientirt und nach ziemlich gedrängt stehenden 
flexuosa, dass die An- Exemplaren aus dem oberen Clymenien- Scheidewände trichterförmig 
nahme Gümbel's, es läge kalke von Cabrieres (La Serre) in '/, nat. in einander greifen. Doch ist 


Grösse gezeichnet. Gesammelt vom Ver- 


eine bloss zufällige Bildung in Folge der grösseren Höhe 


vor, nicht recht erklärlich er- a ng der Umgänge der Abstand 
scheint. Die eigenthümliche zwischen diesem Siphonaltrich- 
ter und der Nabelkante viel grösser. Die Schalenoberfläche von Clymenia subflexuosa ist nur mit 
feinen Anwachsstreifen bedeckt. 
Oxyclymenia Gümb. non Hyatt. 
Laterallobus auf der Aussenseite und am Ende winkelig begrenzt, bei den evoluten Arten allein 
vorhanden, bei den involuten Formen von einem kleinen Nahtlobus begleitet. Wohnkammer — !/, Umgang. 


Oberstes Devon. 
Oxyclymenia linearis Mstr. 


Ian a, le, 13, 
wurde von Gümbel (l. c. pag. 140 bis pag. 142) eingezogen, lässt sich aber durch die evolute, mit Clysnenia 
laevigata übereinstimmende Form von Clymenia undulata unterscheiden. Die Wachsthumszunahme ist lang- 
samer als bei C/ymenia undulata und die Windungen üben daher kaum Eindrücke auf einander aus. Ob 
man diese bei Ebersdorf häufige, bei Cabrieres seltene Form als Varietät oder Art auffassen will, 


unterliest dem persönlichen Ermessen. Unterscheidbar ist dieselbe jedenfalls. Nur im oberen Ciymenien-Kalk. 


Oxyclymenia bisulcata Mstr. 
(Von Gümbel zu COlymenia undulata gerechnet.) 


Nat, Eie- 12: 
Im Gegensatz zu der mannigfachen Entwicklung von Clymenia s. str. ist bei den Oxyelymenien 
nur eine Nebenform vorhanden: Bei Oxyelymenia bisulcata, die sonst vollkommen mit Oxyelymenia undulata 


!) Das von mir untersuchte Original des Goniatites falcifer Münster ist zweifellos eine C/ymenia, die Anwendung 
des Namens für einen Gomiatiten (E. Kayser, Zeitschr. d. geol. Ges. 1873, pag. 627) also unmöglich. Jedoch erledigt sich 
die systematische Frage einfach dadurch, dass Goniatites falcifer E. Kays. die abgewitterten Exemplare von 
Tornoceras planidorsatum umfasst. Die beiden Arten verhalten sich also zu einander wie Spirifer officinalis E. Kays. 
zu Spirifer Verneuili. 

®) Die ganz charakteristisch gezeichnete Abbildung stellt ein Exemplar der scharfrückigen C/ymenia subflexuosa 
dar, ausserdem kommt am Enkeberg auch die rundrückige C/ymenia flexuosa vor. E. Kayser schliesst sich ohne 
weiteres der von Giimbel vorgeschlagenen Vermengung der beiden scharf getrennten Species an. 


[9] Ueber devonische Ammoneen. 


a1 


s 
PP} 


übereinstimmt, wölbt sich der zwischen den Ohren der Sculptur gelegene Externtheil vor; ferner ist der 
Querschnitt der Windungen — bei gleicher Einrollung — höher als der von Oxyelymenia undulata. 
Oxyclymenia bisulcata begleitet die Hauptform fast überall bei Ebersdorf, im Fichtelgebirge 
und in Südfrankreich. 
Oxyclymenia ornata Mstr. 
Mara Eisankasb: 
unter Chhmenia striata bei Gümbel: Taf. I, Fig. II. a, b, ]. c. pag. 144 und 146; 


wurde von Gümbel ebenfalls zu der nächstverwandten Art, Clymenia striata, gezogen. Die Schalenform hält 
fast genau die Mitte der Involution zwischen Ciymenia undulata und striata, das Vorhandensein eines 
kleinen Nahtlobus erinnert mehr an Clymenia striata (Taf. li, Fig. 10a, b). 

Für die Auffassung als Art oder Varietät gilt das bei Oxyclymenia linearis Bemerkte. Die Ueberein- 
stimmung der äusseren Form mit Clymenia flexuosa, Clymenia Humboldti und Tornoceras (Pseudoclymenia) 
Sandbergeri ist bemerkenswerth. 

Erwähnenswerth ist die Seltenheit dieser Form, welche zwischen zwei sehr verbreiteten Arten die 
Mitte hält. Während mir von Oxyelymenia undulata über 100, von Oxyclymenia striata Dutzende von 
Exemplaren durch die Finger gegangen sind, kenne ich von Oxycelymenia ornata nur sechs Stücke; auch 
Gümbel erwähnt nur zwei Exemplare aus dem Fichtelgebirge; jedoch ist die Art weit verbreitet: Ebers- 
dorf, Fichtelgebirge und Cabrieres 


Sellaclymenia Gümb. 
(Gümbel l. c. pag. 149, Taf. XIX, Fig. 2, 3.) 
Textfigur 5, 3. 
mit den beiden Arten oder Varietäten Sellaclymenia angulosa — Goniatites bicompressus L. v. B. (l. c. 
Fig. 2) und sSellaclymenia semicostata (Fig. 3) gehört zu den seltensten Clymenien-Gruppen, deren 
nähere Verwandtschaft mit den Gonzoclymenien von Gümbel zutreffend hervorgehoben ist. Doch ver- 
bietet sich eine unmittelbare Zusammenstellung weniger durch die gerundete Form der Loben als vielmehr 
durch das Vorhandensein eines ziemlich deutlichen Externsattels bei ausgewachsenen Exemplaren. Gontocly- 
menia besitzt an Stelle desselben einen Externlobus. 

Die Lobenentwicklung von Sellaclymenia semicostata (siehe Textfigur 5, 3) geht auf Formen 
zurück, die an Clymenia Dunkeri erinnern. Die Entwicklung ist also selbstständig und divergent von 
Gonioclymenia. Die Siphonaldute habe ich nur im Durchschnitt des kleinsten Lobus beobachtet. Hiernach 
ist die Dute nicht so lang wie bei Gonioclymenia. 

Sellaclymenia semicostata Mstr. unterscheidet sich von Sellaclymenia angulosa Mstr. durch evolutere 
Form, deutliche Ausprägung des Externsattels und nach vorwärts geschwungene, auf der Aussenseite verdickte 
Rippen, die nur auf den mittleren Windungen vorhanden sind (bei Sellaclymenia angulosa aber ganz fehlen). 
Das junge Exemplar aus dem Fichtelgebirge, welches der Beschreibung Münster’s (Beitr. I, Taf. XVI, 
Fig. 2, pag. ı3 [der I. Aufl.]) zu Grunde lag, lässt die erwähnten Unterschiede nicht sehr deutlich hervortreten. 

Clymenia bilobata Mstr. unterscheidet sich durch gerundete Form der involuten Umgänge von den 
beiden vorgenannten Arten, stimmt aber in der Ausbildung der Sutur mit ihnen überein. Wenn man die 
übrigens sehr seltene Art als Vertreterin einer besonderen Gruppe ansieht (Cymaclymenia Gümb.) so liegt 
doch jedenfalls keine Veranlassung vor, diese Gruppe zur Gattung zu erheben. Ebenso wenig ist die Ver- 
einigung von Oxyelymenia striata und Sellaclymenia bilobata zu einer Gattung (Hyatt) empfehlens- 
werth. Der Externsattel von Clymenia bilobata fehlt bei Clymenia striata, der erste Seiten- 
lobus von Clymenia striata ist (ebenso wie bei Clymenia undulata) winkelig begrenzt, bei Ciymenia 
bilobata allseitig gerundet. Der zweite Seitenlobus ist bei Clymenia striata klein und unter der Naht 
verborgen, bei Clymenia bilobata gross und auf der Aussenseite gelegen. Jedenfalls durfte die von 
Gümbel zutreffend neben Oxyclymenia undulata gestellte Clymenia striata von Hyatt nicht zum Typus 
der Cymaclymenien erhoben werden. Nach der Lobenform von Sellaclymenia semicostata kann diese Gruppe 
nicht von Oxyclymenia abgeleitet werden, sondern ist direct an C/ymenia s. str. (Cyrloclymenia) anzuschliessen. 

5: 


Evolute, meist 
stark seulpturirte Gehäuse 
mit langen Siphonalduten ; 
Externlobus, zwei Seiten- 
loben und meistein Adven- 
tivlobus. Loben und Sättel 
spitz. Wohnkammer von 
der Länge eines Umgangs. 
Oberstes Devon. 

Die Gruppe ge- 
hört mit Beloceras und 
Prolecanites zu den 
höchstentwickelten Asrn- 
moneen des Devon; Ent- 
wicklung, Blüthe und Ver- 
schwinden vollzieht sich 
im Bereich einer wenig 
mächtigen Zone. 

Die Formenent- 
wicklung der trotz der 
kurzen Entwicklungszeit 
wohl begrenzten Arten 
der Gattung Gomiocly- 
wmenia lässt sich tabel- 
larisch wie folgt veran- 


schaulichen:: 


Fritz Frech. 


Gonioclymenia Gümb. 


1, 2 Gonioclymenia speciosa Ob. Clymenienkalk, 
Ebersdorf. Medianschnitt und Lobenentwicklung. 
Fig. ı ist ein in dreifacher Grösse dargestelltes 
Originalexemplar des Goniatites biimpressus L. v.B. 
(Eco STE BEr Berliner Museum) Nesıstzder 
Medianschnitt mit den Siphonalduten und convexen 
Kammerwänden, Ib die Entwicklung der Lobenlinie, 
deren Stadien durch griechische Buchstaben («—y) 
versinnbildlicht sind. Auf Fig. 2 ist an einem etwas 
schnellwüchsigeren Breslauer Exemplar (vom gleichen 
Fundort) ebenfalls die Lobenentwicklung (B—5) dar- 
gestellt, bei der noch ein weiteres Stadium (2) er- 
reicht wird. — 3. Sellaclymenia angulata Mstr. sp. 
Clymenienkalk, Fichtelgebirge, Berliner Mstr. Y.. 
Stimmt mit 2. überein, besitzt jedoch keinen 
Externlobus. 


A. Schwächere 
Berippung, spitzer wer- 
dende Loben bei den 
weniger evoluten Arten: 
Ganz evolut, mit flachen, 
kantig begrenzten Um- 

gängen: 
1. Gonioclymenia 

‚pessoides L. v. B. sp. 


Weniger evolut mit etwas 
dickeren Umgängen: 
2. Gontoclymenia 
speciosa Mstr. sp. 


Noch weniger evolut als 2: 
3. Gonioclymenia plana 
Mstr. em. Frech und 
4. Goniochymenia plana 
var intermedia 
Mstr. (non Gümb.). 


I. Kmeıteı®® 
Berippung, Loben weniger 
verlängert als bei A: 

5. Gonioclymenia subar- 
mata Mstr. 


€. Rippen und kräftige Knoten auf der Aussenseite, Externlobus sehr stark verlängert. 


E. Isolirte Gruppe (zunächst an 3 anschliessend) Schale scheibenförmig, 


6. Gontoclymenia Uhligi n. sp. 


aussen zugeschärft, auf 


dem letzten Umgange glatt, vier Loben auf der Seitenfläche (zwei Adventiv- 4 zwei Lateralloben), Siphonal- 


dute aussen eingeschnürt, nach innen erweitert: 


7. Gonioclymenia maxıima Mstr. sp. em. Frech. 


Die Entwicklung der Sutur bei Gonioclymenia, welche auf der obenstehenden Zeichnung 
wiedergegeben ist, geht bei allen sieben Arten auf einen einheitlichen Ursprung zurück und .zeigt erst in 
späteren Entwicklungsstadien deutliche Divergenzen. Die ersten Suturen konnten allerdings nur einmal bei 
einem 1'5 mm hohen Umgang von Gonioclymenia speciosa beobachtet werden. Seitenloben fehlen gänzlich ; 
wir haben das Bild vor uns, das die endgiltigen Kammerscheidewände von Clymenia intracostata gewähren. 
(Textbild 5, 7b, o) 

Die Ausbildung des grossen Laterallobus und Externsattels ist das nächste Stadium (1 d, $).!) Kurz 
darauf ist die Abgliederung: der Sellaclymenien anzusetzen, die sich von Gonioclymenia wesentlich durch 


das Fehlen des Externlobus unterscheiden (Fig. 5, 3). 


1) Die Anwendung der— zum Theil auch philologisch unmöglichen — Ausdrücke nepionie, ephibic ete. erscheint 
mir deshalb nicht empfehlenswerth, weil dieselben bei verschiedenen Thiergruppen ganz verschiedene ontogenetische 
Stadien bezeichnen. ' 


7 


199} 


[11] Ueber devonische Ammoneen. 


Erst mit dem Stadium y, das bei fast allen Arten (Gonioclymenia speciosa, pessoides, plana, subar- 
mata und Uhligi) bei gleicher Grösse in gleicher Ausbildung bekannt ist, erreicht man die für Gonio- 
clymenia bezeichnende Suturform. Wir haben einen tiefen ersten Laterallobus, einen kleinen zweiten Lateral-, 
einen schwach angedeuteten Adventiv- und einen deutlichen Externlobus.!) 

Erst nach der Erreichung dieser, einer Umgangshöhe von 4—5 mm entsprechenden gemeinsamen 
Suturentwicklung erfolgt die Differenzirung der den einzelnen Arten eigenthümlichen Loben. 

Hingegen geht die Ausbildung der verschiedenartigen Sculptur schon früher vor sich. Vor Allem 
entwickeln sich die äusseren Stacheln bei Gonzoclymenia subarmata schon auf den ersten Embryonal- 
umgängen, während die Innenwindungen der übrigen Arten glatt sind. 

Bemerkenswerth ist die deutliche Convexität, die schon die inneren Kammerscheide- 
wände von Gonioclymenta zeigen im Gegensate zu der Concavität bei ClymeniaundOxyclymenia. 

Die Siphonaldute erwachsener Gonzoclymenien ist, wie die Textbilder zeigen, wesentlich länger, 
als man bisher annahm. Bei grossen Ebersdorfer Exemplaren von Gonioclymenia speciosa und subarmata 
erreicht die Dute das Anderthalbfache der Länge eines Kammerraumes. 

Die naheliegende Annahme, dass die Anfänge der Gonioclymenien bei Clymenia und Acantho- 
elymenia zu suchen sind, lässt sich etwa folgendermaassen begründen: 

Wie der Vergleich der Sutur zeigt, lässt sich die junge C/ymenia neapolitana (2); Umgänge) 
ungezwungen als differenzirteres Entwicklungsstadium von Clymenia binodosa (beziehungsweise der glatten 
Clymenia Dunkeri) deuten. An die erwachsene Clymenia neapolitana knüpfen aber wieder die Gonioclymenien 
(Gonioclymenia speciosa, subarmata) an. (Die betreffenden Suturen der amerikanischen Art sind neben 
die verwandten deutschen Formen gestellt pag. 29.) 

Selbstverständlich können Clymenia binodosa und Dunkeri nicht als Ausgangspunkt von Clymenia 
neapolitana angesehen werden, da Clymenia neapolitana älter als die Arten des obersten europäischen 
Devon ist. Man muss vielmehr annehmen, dass C/ymenia binodosa von einer Form abstammt, aus der 
andererseits Clymenia ncapolitana hervorgegangen ist. Die Thatsache, dass Clymenia binodosa in erwach- 
senem Zustande die meiste Aehnlichkeit mit den inneren Umgängen von Clymenia neapolitana zeigt, ist 
für diese Annahme beweisend. Andererseits können wir in einer Form aus der nächsten Verwandt- 
schaft von Clymenia neapolitana die directen Vorgänger der Gonioclymenien sehen. Wir verstehen 
nun, warum directe Uebergänge zwischen Cliymenia s. str. (oder Oxyclymenia) auf der einen und Gonio- 


clymenia auf der anderen Seite fehlen. Der Stammbaum ist etwa der folgende: 


Oberstes Devon Gonioclymenia Clymenia biuodosa und Dunkeri 


N / 
IN / 
N / 


N 


N 


IS 
Olymenia ncapolitana 


Unteres Oberdevon 
(und Verwandte) 


> 


Mitteldevon Unbekannte Urform. 


Das Auftreten der Gonioclymenien in Europa in dem gleichnamigen Kalke an der Oberkante des 
Devon beruht auf Wanderungen. Aber die im unteren Oberdevon Amerikas gefundene Clymenia neapolitana 


‘) Um den Einfluss der Abreibung auf die Form der Sutur zu zeigen, habe ich die Entwicklung der Loben 
eines etwas abgeriebenen Exemplars (2) neben die des frischen Stückes (1) gesetzt. Die entsprechenden Entwick- 
lungsstadien sind mit denselben griechischen Lettern versehen. Die Vergrösserung ist, um die Vergleichung zu erleich- 
tern, */, (statt °/,). Man sieht, dass die abgeriebene Sutur des Stadiums y ungefähr dem vorangehenden frischen Stadium ß, 
die abgeriebene Entwicklungsform 3 fast genau dem vorangehenden y entspricht. Bei dem meist wenig erfreulichen 
Erhaltungszustand der devonischen Ammoneen ist eine gelegentliche Feststellung der Fehlerquellen, welche die exacte 
Beobachtung behindern, nicht unwichtig. 


38 Fritz Frech. [12] 


schliesst sich nicht den einfach organisirten Formen Europas an, sondern deutet aut eine in das Mitteldevon 


zurückreichende Entwicklungsreihe hin, deren Glieder uns bisher unbekannt sind. 


1. Gonioclymenia pessoides L. v. Buch sp. 
Taf. I, Fig. 14 a—I. 
Goniatites pessoides L. v. Buch: »Ueber Goniatiten und Clymenien in Schlesien; Abhdl. kgl. Akad. d. Wissenschaften 
Berlin 1839 (gelesen I. März 1838). Fig. I, pag. 4 
Die stark evolute Form, der rechtwinkelige Querschnitt und die geringe Dicke der Umgänge, das 
Fehlen der Querrippen und die kleinen, auf die Aussenseite der inneren Umgänge beschränkten Knoten 
machen die Unterscheidung der Art von Gonioclymenia speciosa leicht. Auch die im Ganzen ähnlichen 


Loben sind etwas abweichend: Bei gleich grossen Exemplaren ist der Externlobus von Gonzioclymenia 


Fig. 6. 


Suturen von Gonioclymenia (und dem Subgenus Acanthoclymenia, c) 


N 


a1,» Gonioclymenia speciosa Mstr. Zwei Suturen eines grossen Exemplars (Ebersdorf, Breslauer Mus.) b,—, Gonio- 
clymenia plana, Mstr. Lobenentwickelung Ob. Clymenienkalk. b, Orig. von Gonioclymenia Presli Mstr., Schübelhammer 
Mus. Berlin ?/ı- Ds, s La Serre, Cabrieres Col. Frech, 5 °/,, c!; D, Gonioclymenia Presli, Schübelhammer !/,, äussere 
Windung von b,. b, Ausgewachsenes Exemplar (dasselbe wie Fig. 465), Ebersdorf, Mus. Breslau. e Gonioclymenia 
Uhligi nov. sp. Ob. Clymen.-K. Ebersdorf, Berl. Museum (Vergl. Taf. I, Fig. ı). Der Doppelstrich über ‚S (dem Sipho) 
deutet eine auf der Innenseite der Wohnkammer befindliche Rinne an. c Clymenia (Acanthoclymenia) neapolitana 
Clarke Unt. Oberdevon (Naples leds) Vollständig. Sutur N.Clarke. d Gonioclymenia plana var. intermedia Mstr. em. 
Frech. Ob. Clymenienkalk, Schübelhammer. Die auf dem Originalexemplare von Graf Münster (Münchner paläontol. 
Museum) deutlich sichtbaren Suturen sind nach dem neu präparirten Originalexemplare unmittelbar durchgepaust. 


13] Ueber devonische Ammoneen. 39 


‚pessoides breiter, der erste Seitenlobus kürzer, der Adventiv- und zweite Seitenlobus weniger entwickelt. 
Die Wohnkammerlänge beträgt, wie das etwas zerbrochene Originalexemplar I. v. Buch’s zeigt, mindestens 
3/, Umgang, wahrscheinlich aber mehr. 

Auf die Unterscheidung der »gar nicht involuten« Gonioclymenıa pessoides von den Arten des Fichtel- 
gebirges hat L. von Buch selbst mit Nachdruck hingewiesen. 

Von Ebersdorf!) stammen ausser dem in Berlin befindlichen Originalexemplar mehrere Stücke 
(im Breslauer und Berliner Museum für Naturkunde). Die Art war zweifellos die kleinste alier Gonzoclymenien ; 
vier Exemplare, deren grösstes nur 7'4 cm Höhe besitzt (Fig. 45), zeigen sämmtlich ein mehr oder weniger 
grosses Stück der Wohnkammer. 


2. Gonioclymenia speciosa Mstr. sp. 
Tat. 1, Eior 2: 

Goniatites spesiosus Mstr. 1832 Goniatiten und Planuliten, pag. 27, Taf. VI, Fig. 1. 

Die weitere Synonymik siehe bei 
Gümbel: Paläontogr. XI, pag. 150, 151 (wo die Synonyma von Gonioclymenia plana mit verzeichnet stehen). 

Nach den Berliner Originalexemplaren gehören hierher: 

Goniatites arquatus, Gıf. Münster: Beitr. I, Taf XVIII, Fig. 4, sowie ferner Goniatites bicompressus L. v. Buch 
(Ebersdorf) und Goniatites angustus Mstr. Beitr. I, pag. 28 (vonGüm bel unter den Synonymen von C/ymenia 
intermedia aufgeführt). 

Die Gestalt der Schale, die Berippung und Suturentwicklung ausgewachsener Stücke hält genau 
die Mitte zwischen der evoluteren, mit kürzeren Loben und kaum angedeuteten Rippen versehenen Gonzo- 
clymenia pessoides auf der einen und Gonioclymenia plana auf der anderen Seite. Jüngere Exemplare von 
Gontoclymenia speciosa — so das Original von Goniatites bicompressus L. v. Bach und Goniatites 
Cottai Münster — sind vollkommen berippt, bei älteren sind die Rippen nur noch angedeutet. Die Sutur- 
entwicklung ist oben geschildert worden. 

Die Art ist auf die deutschen und ostalpinen Fundorte (Kl. Pal) beschränkt und fehlt in Südfrankreich. 


3. Gonioclymenia plana Mstr. sp. 
Taf. I, Fig. 4. 
1832. Goniatites planus, Graf Münster: Planuliten und Goniatiten, Taf. VI, Fig. 4, pag. 30 (non Planulites plamus) 

ibid. Taf. III, Fig. 5, pag. 14. 

Das im Berliner Museum für Naturkunde befindliche Originalexemplar des Goniatites planus?) ist 
zwar nicht sonderlich gut abgebildet, aber bestimmt zu der hochmündigen Art zu rechnen. Da Münster 
ein wichtiges Unterscheidungsmerkmal von Gonioclymenia speciosa — die verhältnismässig gleiche Grösse der 
drei Lateralloben — bestimmt hervorhebt, ist der älteste Name wieder einzuführen. Eine Verwechselung mit 
Planulites (Clymenıa) plana ist nicht zu befürchten, da die Identität dieser Form mit Oxyelymenia striata 
feststeht. 

Ausserdem gehören zu der hochmündigen involuten Art: 

Goniatites Presli Graf Münster: Beitr. z. Petrefactenkunde (1839), I. Aufl., pag. 24, ex parte 
(das Berliner von Graf Münster so bezeichnete, aber nicht abgebildete Exemplar); das l. c. Taf. XVII, Fig. 3 
abgebildete Münchener Stück gehört zu Gonioclymenia speciosa. 

Goniatites canalifer, id. ibid. pag. 26, Taf. XVIII, Fig. 2 (Berliner Museum). 

5 subcarinatus, id. ibid. pag. 25, Taf. XVIII, Fig. ı. Die involute Gestalt und die kräftigere 
Berippung tritt auch auf der Gümbel’schen Abbildung des Originalexemplares (Paläont. XI, Taf. XX, 
Fig. I) deutlich hervor. 


) An eine Identification der Gonioclymenia pessoides mit Clymenia intermedia, die Tietze (Paläontogr. XIX, 
pag. 135) vorgeschlagen hat, ist wegen der durchaus heterogenen Beschaffenheit der zu dieser »Species« gerechneten 
Stücke nicht zu denken. 

®) Von Gümbel wurde dieses Stück wie alle Originale der Berliner Sammlung nicht nachuntersucht. 


40 Fritz Frech. 14] 


Goniatites Roemeri Graf Münster: Beitr. I, Taf. XVIII, Fig. 3 (nach Untersuchung des Berliner 
Exemplars). 

Goniatites intermedius Graf Münster: Beitr. I, pag. 28, ex parte. Nicht die von Graf 
Münster und Gümbel abgebildeten Exemplare (s. unten), sondern ein drittes Stück von Schübel- 
hammer, das sich von den beiden anderen durch stärkere Involubilität unterscheidet, dürfte zu Gonioclymenia 
plana s. str. gehören. Allerdings sind von den Loben nur Reste erhalten; aber die Form des Gehäuses, 


> 


des grössten bekannten Exemplares der Art, ist bezeichnend. Das vorliegende Bruchstück lässt auf eine 


Schale von mehr als 20 cm Durchmesser schliessen. 


Fig. 6. 
Querschnitte der Windungen von verschiedenen Gonioclymenien. 


[72 b e en 


ion 


a Gopioclymenia pessoides L. v. B. nat. Gr. (leg. L. v. B. Museum, Berlin); b Gonioclymenia 
plana Mstr.; c Gonioclymenia speciosa Mstr.; d Gonioclymenia subarmata Mstr. « -d oberer 
Clymenienkalk von Ebersdorf; b—-d Mus. Breslau. 


> 


Durch die mehr involute Gestalt, die stärker verlängerten und zugespitzten Loben, deren Charakter 
schon bei Jugendexemplaren ausgeprägt ist, unterscheidet sich Gonzoclymenia plana bestimmt von Gonio- 
clymenia speciosa, unter welchem Namen Gümbel beide vereinigt hat. Die Berippung ist ähnlich wie bei 
Gonioclymenia speciosa, jedoch kräftiger ausgebildet. 

Von den die Synonymik bildenden Namen entspricht Clymenia subcarinata den .ausgewachsenen, 
20 cm und mehr im Durchmesser erreichenden Formen, die übrigen sind mittelgross (Presli) oder Jugend- 
exemplare (canalifer). Die Aushöhlung des Rückens ist nur bei guter Erhaltung sichtbar und kommt auch 
bei Gonioclymenia speciosa vor. 

Die grössere Windungshöhe und die starke Verlängerung der Sättel und Loben sind Merkmale, die 
sich gegenseitig bedingen: auf den höheren Seitenflächen war naturgemäss mehr Raum zur Längsentwicklung 
der Sutur vorhanden. Die Function der stark verlängerten Elemente, ein hochmündiges und schmales 
Gehäuse innerlich zu stützen, tritt somit deutlich hervor. 

Die Art ist von allen Gonioclymenien am weitesten verbreitet und findet sich bei Ebersdorf 


(ein grosses schönes Exemplar im Breslauer Museum), im Fichtelgebirge und bei Cabrieres.!) 


4. Gonioclymenia plana v. Mstr. var. intermedia (Mstr.) em. Frech [non Gümbel]. 
Goniatites intermedius, Grf. Mstr.: Beiträge I, Taf. XVIII, Fig. 7. pag. 29. 
Die nur in dem einen Originalexemplare des Grafen Münster bekannte Form ist von Gümbel 
auf Taf. XXI, Fig. 3 a—d (non Clymenia intermedia, ibid. Fig. 4) ganz gut wieder abgebildet worden. 


!) Die in meiner früheren, der Nomenclatur Gümbel’s folgenden Liste der dort vorkommenden Arten auf 
geführte Gonioclymenia speciosa gehört zu dieser Art. 


[15] Ueber devonische Ammoneen. 41 


Der alte Name ist passend gewählt, denn die Berippung und äussere Form stimmt mit Goniocly- 
menia speciosa, die Entwicklung der Loben — abgesehen von einem kleinen Unterschied — mit Goniocly- 
menia plana überein. Dieser Unterschied besteht darin, dass sich zwischen dem Externlobus und der nächsten 
als Adventivlobus zu deutenden Spitze ein eckig begrenzter Externsattel befindet, der bei Gonzoclymenia 
plana s. str. gerundet und schmäler ist. 

Das einzige Exemplar stammt aus dem grauen C/ymenien-Kalk von Schübelhammer. Die von 
Gümbel befürwortete Vereinigung des Gonioclymenia maxima mit der in Rede stehenden Form ist 
nicht aufrecht zu erhalten. 


5. Gonioclymenia subarmata Mstr. sp. 
Taf. I. Fig. 3a, 3b. 
Gonioclymenia subarmata, Gümbel:]. c., pag. 155, Taf. XXI, Fig. I, 2 (Litteratur). 

Aeusserlich durch gleichmässig kräftige, alternirende Rippen gekennzeichnet. Die Flächenansicht der 
convexen Kammer eines ziemlich ausgewachsenen Exemplars von Gonioclymenia subarmata ist auf Taf. I, 
Fig. 35 zur Darstellung gebracht. Man erkennt hier deutlich das Kreuz, das von den tief einschneidenden 
Siphonal-, Antisiphonal- und den grossen (1.) Lateralloben gebildet wird. Der Adventiv- und zweite Laterallobus 
sind kaum angedeutet und brechen an allen nicht tadellos erhaltenen Stücken vollkommen aus. 

Als weiterer Nachtrag zu der im übrigen erschöpfenden Beschreibung Gümbel’s werden auf Taf. I, 
Fig. 3a die Embryonalwindungen dargestellt — als Combinationsigur zweier Exemplare von Ebersdorf; 
das eine (Museum Breslau, vom Verfasser präparirt) enthält die ersten vier Windungen mit der Anfangsblase, 
ein Berliner Exemplar nur die fünfte Windung mit der ersten deutlichen, schon alle Merkmale zeigenden 
Sufur. Bemerkenswerth ist die Entwicklung der aussenständigen Stacheln auf den ersten Umgängen. Die 
fünfte und sechste Windung zeigt die Sculptur und den Querschnitt eines mittelgrossen Aspidoceras perar- 
matum; man bemerkt ausser den externen Stacheln eine innere Reihe kleiner Knoten, die mit jenen durch 
schwache Rippen verbunden sind. Erst später formen sich die definitiven, alternirenden, aussen verdickten 
Rippen. Die Knoten sind vollkommen verschwunden. 

Vorkommen: an fast sämmtlichen ost- und westdeutschen Fundorten, sowie bei Petherwyn, 
Cornwall. In den Alpen und in Südfrankreich fehlt die charakteristische Art. 


6. Gonioclymenia Uhligi nov. sp. 
Taf. I, Fig. 1. 
1863. Clymenia subarmata, Gümbel (non Münster) ex parte: Paläontogr. XI, Taf. XXI, Fig. 2,!) cet. excl. 

Die Form der Einrollung stimmt fast vollkommen mit Gonioclymenia speciosa überein; auch die 
Loben sind auf der Seite sehr ähnlich. Doch wird der Externlobus ausserordentlich lang — fast so lang 
wie der erste Seitenlobus — während der Adventivlobus weniger entwickelt ist. Auch der Siphonallobus scheint 
noch länger gestreckt zu sein als bei Gonzoclymenia speciosa. 

Die nach vorn geschwungenen Rippen sind ähnlich wie bei der den Ausgangspunkt der aberranten 
Form bildenden Gonioclymenia speciosa angedeutet. Aber auf der Aussenseite sind kräftige, rückwärts 
sewandte Knoten ausgebildet. Diese Rückwärtsbiegung entspricht dem deutlichen Externsinus der Sculptur, 
die zuweilen tiefere Einschnürungen erkennen lässt. 

Das einzige vorliegende, von Ebersdorf stammende Exemplar unterscheidet sich durch die Länge 
des Antisiphonallobus und die Ausbildung der Knoten auf den ersten Blick von allen verwandten Formen. 
Das Stück ist fast bis zum Ende gekammert: Der Beginn der Wohnkammer ist gerade noch sichtbar und 
zeigt auf der Innenseite eine deutliche Furche, die wohl der Fortsetzung des Siphos in die Wohnkammer 
entspricht. Museum für Naturkunde, Berlin. 

2) Das ]. c. abgebildete Stück wird von Gümbel als Jugendform von Gonioclymenia subarmata gedeutet, unter- 
scheidet sich jedoch von den mir vorliegenden Jugendexemplaren der Gonioclymenia subarmata durch die oben hervor- 
gehobenen Merkmale. Ein von Gümbel (l. c. pag. 156) erwähnter Manuscriptname C/ymenia spinosa Braun ist für 
die Art nicht verwendbar, da dieselbe keine Stacheln sondern Knoten besitzt und der Name Clymenia spinosa schon 
von Graf Münster vergeben war. 


Beiträge zur Paläontologie Oesterreich-Ungarns. Bd. XIV. 6 


42 Fritz Frech. [16] 


{. Gonioclymenia maxima Mstr. sp. 


1832. Goniatites maximus, Graf Münster: Planuliten und Goniatiten, pag. 29, Taf. VI, Fig. 3. 
1839. 3 n Id. Beitr. I, Taf. XVII, Fig. 8 (unser abgebildetes Exemplar). 
1863. Clymenia intermedia, Gümbel non Mstr.: Paläontogr. XI, Taf. XXI, Fig. 3. 

Während Gümbel die in Schalenform und Lobenentwicklung recht abweichende Art mit Gonio- 
clymenia intermedia vereinigt, läge andererseits der Gedanke nahe, die durch zugeschärfte Aussen- 
seite und Entwicklung eines ventivloben gedeutet werden 
zweiten Adventivlobus müssen. 

Die stark verkleinerte 
Abbildung Gümbel’s gibt — 


trotz der ziemlich richtigen 


ausgezeichnete Form als Ver- 
treterineiner besonderen Gattung 
aufzufassen. Beide Eigenthüm- 
lichkeiten, scheibenförmige Ge- Ausführung — keinen rechten 
stalt und Entwicklung neuer Begriff von der Riesenform und 
Aussenelemente der Sutur, be- ihren I--2 mm dicken Kam- 
dingen sich gegenseitig: Die merwänden. Nur bei einer der 
flache Schale bedurfte der in- natürlichen Grösse nahekom- 
neren Versteifung. mender Ausführung lässt sich 
Die beiden Merkmale z. B. die Eigenthümlichkeit zum 
würden für hinlänglich bedeut- Ausdruck bringen, dass die 
sam zu halten sein, wenn — Aussenseite der Sättel spitz, die 
wie bei der Entwicklung von Innenseite derselben aber rund 
Medlicottia und Prosageceras!) ist. Diese Zuspitzung entspricht 
aus Pronorites — die Schei- einer dünnen Schalenschicht 
benform den Ausgangspunkt und verschwindet leicht, wie die 
einer Reihe eigenartiger Formen naturgetreu dargestellten Late- 
bildete. Hier haben wir jedoch ralsättel zeigen. 


nur den missglückten Versuch Die Präparation des 


vor uns, aus dem Clymenien- einzigen, in München befind- 


Gonioclymenia maxima Mstr. sp. Origi- 


[2 
Stamm etwas Neues zu bilden. 
x nal Münsters und Gümbels. a Loben- 


lichen Originalexemplares er- 


In Folge dessen mag die ver- gab das Vorhandensein eines 


linie 2/,, Scl.übelhammer. Die obere ge- 
einzelte Art neben Gonmzocly- strichene Linie bezeichnet die Nabel flachen Nahtlobus sowie (ab- 
menia plana stehen bleiben, der kante. E L Externlobus, A, A, Erster weichend von Gümbel’s Zeich- 
sie sich jedenfalls nahe an- und zweiter Adventivlobus. /, /, Erster nung) die ei&enthümlich nach 


schliesst. Aus dem Vergleich an zyrelien Letsrallelsie: SD Silo, Der innen zu erweiterte Ausbildung 
Querschnitt ähnelt Clymenia subflexuosa 


ven der Siphonallduie, 
65, ergibt sich auch, dass die Die Convergenz der 


mit Gonioclymenia plana Fig. 


beiden Aussenelemente als Ad- Art mit Beloceras, welcher 
ebenfalls spitze Sättel und Loben, mehrere Adventivelemente sowie die Gestalt einer aussen zugeschärften 
Scheibe besitzt, ist bemerkenswerth. 

Vorkommen: Grauer Clymenien-Kalk bei Schübelhammer. 

Nicht zu Gonioclymenia und überhaupt nicht zu Clymenia gehören (wie ich nach Untersuchung 
der Originale Münster’s und Gümbel’s feststellen konnte): 

1. Clymenia planorbiformis Mstr. ist ein Goniatit (Phenacoceras nov. gen.) aus der Gruppe der 
Prolecanitinen (siehe unten). 

2. Clymenia : Beaumonti (Gümb. 1. c. Taf. XX, Fig. 5. Münster: Beitr. I, pag. 23, Il. Aufl., 
pag. 48, 49; Cryptoclymenia Hyatt) ist, wie die Lobenlinie deutlich zeigt, eine flachere Form von Sforado- 


ceras Münsteri, in die ein Umgang unrichtig hineingemeisselt worden ist. 


1) — Propinacoceras + Sicamites. 


17] Ueber devonische Ammoneen. 43 


3. Clymenia Haueri, Paläont. XI, Taf. XXI, Fig. 5 ist — Goniatites cucullatus von Buch 1839 
= Goniafites hercynicus Gümb. N. ]J. 1862, pag. 323, Taf. V, Fig. 34, (Discoclymenia!). Der von 
Gümbel auf Taf. XXI, Fig. 5 b gezeichnete interne Sipho ist die Schlagmarke eines Meissels im Gestein. 
Die weit verbreitete Art ist somit als Sporadoceras cucullatum von Buch sp. zu bezeichnen. 

Mit der Einziehung der genannten Arten fallen auch die beiden Gattungen Hyatt’s Crypfoclymenia 
(Cryptoclymenia Beaumonti) und Discoclymenia (Discoclymenia Hauerı) in die Synonymik von Sporadoceras; 
beide Gattungen waren lediglich auf je eine Art begründet worden. 

Bemerkenswerth bleibt aber immerhin die convergente Ausbildung der Loben von Gonioclymenia 
speciosa und Sporadoceras cucullatum. In beiden Fällen haben wir einen Adventivlobus, einen längeren 
äusseren und einen kürzeren inneren Seitenlobus. Im Gegensatz zu Oxyclymenia ornata und Pseudoclymenia 
Sandbergeri betrifft die Convergenz hier nur ein Merkmal. Schalenform, Wohnkammerlängen, Sculptur 
(und der hiervon abhängige Mündungsrand) sind bei Sporadoceras und Gonioclymenia gänzlich verschieden, 


„Cyeloclymenia“ Hyatt. 
Taf. II (m), Fig. 4a, b. 

Während Cryptoclymenia und Discoclymenia sicher hinfällig sind, ist Cycloclymenia (Typus: 
Goniatites solarioides L. v. B.) in die Reihe der zweifelhaften Formen zu stellen. 

Die Präparation des in Berlin befindlichen, von Ebersdorf stammenden Buch’schen?) Original- 
exemplars ergab eine von der alten Zeichnung durchaus abweichende Form des Gehäuses. Dasselbe bildet 
nicht schmale Windungen, sondern ist ziemlich dick, weit genabelt und auf der Aussenseite mit einem runden, 
seitlich durch tiefe Furchen begrenzten Kiel versehen (der vollkommen im Gestein vergraben lag). Die alte 
Abbildung stellt nur das eine seitliche, durch die Furche begrenzte Drittel der Schale dar. Wahrscheinlich 
gehört die Art in die Verwandtschaft von C/ymenia annulata, was von Kammerscheidewänden sichtbar ist, 
zeigt einfachen bogenförmigen Verlauf. Auch die rippenförmige Sculptur stimmt vollkommen mit Clymenia 
annulata überein. Wir hätten unter dieser Voraussetzung eine Nebenform von Clymenia annulata, die sich 
zu dieser verhält wie Oxycelymenia bisulcata zu Oxyclymenia undulata. Nur sind bei Clymenia solarioides 
Kiel und Furchen ausserordentlich scharf ausgeprägt. Ausser den zwei Originalen L. von Buch’s ist mir 
kein Exemplar der seltenen Form bekannt geworden. 


Ueber die Stammesgeschichte der Clymenien. 

Als mitteldevonischer (oder älterer) Ausgangspunkt der Clymenien kann nur die Gattung Gyroceras 
(= Mimoceras) oder eine nah verwandte Form in Betracht kommen. Die Sutur von Mimoceras ist noch 
primitiver als bei Ciymenia laevigata, die Sculptur und Länge der Wohnkammer (!/, Umgang) sowie 
die Anfangsblase und Anfangssutur bei Clymenia und Mimoceras durchaus übereinstimmend; denn auch bei 
ersterer beginnt der Sipho auf der Aussenseite. 

Es dürfte selten ein Fall vorkommen, wo aus dem Vergleich der Organisation — trotz des Fehlens 
thatsächlich nachgewiesener Zwischenglieder — der Gang der Entwicklung so sicher erschlossen werden 
kann wie bei den Clymenien. 

Am wenigsten klar ist die Ableitung der Oxyclymenien: Da von älteren Formen Acanthoclymenia 
nicht in Frage kommt, ist der Gedanke am naheliegendsten, dieselben mit Clymenia Humboldti oder einer 
nah verwandten, mit Seitenloben versehenen Form in Verbindung zu bringen. 


II. Ammoneen mit äusserem Sipho. 
2. Familie Aphyllitidae Frech. 


Seulptur und Mündungsrand mit einem tiefen, von Ohren begrenzten Externausschnitte. Die Sutur 
entwickelt sich von der einfachen geradlinigen Form bis zur Ausbildung eines deutlichen Seiten- und Anti- 


!) Vergleiche Beyrich, Bemerkungen zu Goniatites cucullatus in der Abhandlung L. von Buch’s: Ueber 
Goniatiten und Clymenien in Schlesien 1839. Das Zusammenfallen des Goniatites hereynicus s. Gümb. und der Clymenia 
Haueri Mstr. bei Gümbel nimmt E. Beyrich |. c. als wahrscheinlich an. Zeitschr. d. geol. Ges. 1884, pag. 218. 


°)L. v. Buch: Ueber Goniatiten und Clymenien in Schlesien, Fig. 5. 


44 Fritz Frech. 18] 


siphonallobus; seltener finden sich ein Adventivlobus oder ein Seitensattel. Wohnkammerlänge selbst bei 


nahe verwandten Arten schwankend. 


A. Bactritinae (Mimoceratinae prius). 


Sutur geradlinie, Gehäuse stabförmig oder mit lose berührenden Umgängen eingerollt: Bactrites, 
Gyroceras H. v. Meyer (— Mimoceras Hyatt aust.). Oberes Unterdevon bis unteres Oberdevon. Ueber die 
primitive Beschaffenheit der wahrscheinlich auf Nautileen zurückzuführenden Gruppe vergleiche man den 


Schlussabschnitt über Stammesgeschichte. 


B. Aphyllitinae. 


Schale mehr oder weniger involut, Sutur von geradliniger Ausbildung bis zu winkeligen Formen des 
Laterallobus complicirt. Unterdevon bis Oberdevon. Die mitteldevonischen Gattungen Anarcestes, Aphyllites, 
Pinacites, Maeneceras sind neuerdings besonders von Holzapfel eingehend und erschöpfend dargestellt 


worden ;!) im Folgenden werden nur einige von Cabrieres stammende Arten kurz beschrieben. 


Aphyllites Mojs. 
Scheibenförmig, Wohnkammer kurz, ein die ganze Seitenfläche einnehmender flacher Laterallobus; 


Antisiphonallobus fehlt. Unter- und Mitteldevon. 


Gruppe des AphyllitesevexusL. v. Buch. 
— Aphyllites inconstans Phill. beiHolzapfel. 


Fig. 8. 


Zwei nur unvollkommen erhaltene 
Aphylliten kommen in dem rothen Eisen- 
kalk (oberstes Mitteldevon) am Pic de 
Cabrieres vor: 


Aphyllites evexus v. Buch var. crassa 
Holzapfel, 
(Erwähnt Lethaea palaeozoica Bd.2, pag. 174 


Anm., wo eine frühere unrichtige?) Bestimmung 
berichtigt wurde.) 


Agoniatites inconstans var. crassa Holz- 
apfel: Schichten mit Maeneceras 
terebratum, Taf. VII, Fig. 16. 

Die bezeichnende Varietät ist durch 
ein Bruchstück mit emigen gut erhaltenen 
Loben vertreten. Der Querschnitt scheint 
— soweit derselbe sichtbar ist — dem 
der eitirten Varietät zu entsprechen, die 


Loben stimmen ungefähr mit denen der 
a Aphyllites Barroisi n. sp. Querschnitt und Lobenlinie am Beginn 


der Wohnkammer in nat. Grösse. b Aulaylliies evexus v. Duchgan v.B. € Acomiatites inconstams Phil 
crassa Holzapfel Loben in !J;.. Beide aus dem braunrothen Eisen- h 2 
kaiken des obersten Mitteldevon vom Südabhang des Pic de Ca- Soinlolsemiels le 1er, Die 1) 
brieres. Ges. vom Verf. NB. Die geringen Verschiedenheiten überein, grösser ist die Uebereinstimmung 
zwischen den Loben von b beruhen auf der Abwitterung. mit Aphyllites Dannenbergi Beyr. 


Formenreihe des Aphyllites evexus 


!) Die Fauna der Schichten mit Maeneceras terebratum. 
°) Zeitschr. Deutsch. geol. Ges. 1887, pag. 440. 


[19] Ueber devonische Ammoneen. 45 


Aphyllites Barroisi n. sp. 
(= Goniatites subundulatus var. major, Frech: Zeitschr. Deutsch. geol. Ges. 1887, pag. 465.) 


Der Querschnitt erinnert am meisten an die oben. citirte- Abbildung: Holzapfel’, ist jedoch noch 
etwas breiter. Die auf dem Rücken stark eingebuchteten Anwachsstreifen erinnern hier an Aphyllites Dan- 
nenbergi Beyr., sind aber auf den Seiten weniger kräftig entwickelt als bei dieser Art. (Fig. 8a,.) 

Die Sutur weicht von allen bekannten Aphylliten ab und zeigt einen deutlichen breiten Externsattel, 
sowie einen sehr breiten Seitenlobus ähnlich wie bei Tornoceras. Da jedoch ein Seitensattel gänzlich fehlt, 
ist die weitgenabelte Form besser bei Aphyllites unterzubringen. 


Tornoceras (Hyatt) em. 


Mit rundem, verschieden ausgeprägtem Seitenlobus. Aussenseite meist nur mit Anwachsstreifen, bei 
einer Gruppe stärker sculpturirt. Formen mit langer (1—1!/, Umgang) und kurzer Wohnkammer (!/, Um- 
gang) sind, wie es scheint, nicht scharf geschieden. Oberes Unterdevon bis Oberdevon. 

Der Mittelpunkt der einen wichtigsten Gruppe, die sich in ihrer weiteren Entwicklung mannig- 
fach difterenzirt, ist das schon im Mitteldevon auftretende Tornoceras simplex. Die äussere Form ist — mit 
wenigen Ausnahmen — gänzlich involut, die Sculptur besteht aus feinen, am Rücken schwach zurückgebogenen 
Linien, Labialwülste fehlen. Die Gestalt der Kammerscheidewände unterliegt besonders hinsichtlich der 
Form des Laterallobus mannigfachen Schwankungen. Bei Tornoceras simplex - und einigen verwandten 
Formen besitzt derselbe glockenförmige Gestalt. (Taf. V [IV], Fig. 8.) 

Eine zweite oberdevonische, zu Tornoceras gehörige Gruppe geht von Goniatites auris An. (= pauci- 
striatus Arch. Vern.) aus und erstreckt sich bis in den Clymenien-Kalk. Die Gruppe unterscheidet sich von 
der Gruppe des Tornoceras simplex, mit der sie ursprünglich nahe verwandt war, durch die fast immer vorhan- 
dene Sichtbarkeit der inneren Windungen und ferner durch die stark ausgeprägte Oberflächensculptur, die 
aus sichelförmig gekrümmten Streifen und Rippen besteht. Der Rücken ist nicht rund, sondern meist durch 
zwei unmittelbar neben demselben ausgebildete Furchen kantig begrenzt. Die Lobenlinie stimmt meist 
mit der des Tornoceras simplex überein; nur bei den jüngeren Formen verbreitert sich die glockenförmige 
Gestalt des Laterallobus allmälig. Die Gruppe des Tornoceras auris geht im unteren Oberdevon wahr- 
scheinlich aus der mitteldevonischen Gruppe des Anarcestes vittiger Sdb. sp. (— vittatus Kays.) hervor, 
die in allen den genannten Merkmalen mit Tornoceras auris übereinstimmt; nur die Lobenlinie ist ab- 
weichend: der Laterallobus von Tornoceras ist bei Anarcestes vittiger kaum angedeutet und die Länge der 
Wohnkammer bedeutender. Als Zwischenform von Tornoceras simplex und auris ist Tornoceras undulatum 
Sandb. aufzufassen, das noch involut ist, aber bereits einen kantigen Rücken und eine kräftiger ausgeprägte 
Oberflächenseulptur besitzt. 

Sehen wir von diesen in geschlossener Entwicklung vom Mitteldevon bis an die Carbongrenze ver- 
folgbaren beiden Gruppen ab,!) so zeigen andere übrig bleibende mitteldevonische, als Tornoceras bezeichnete 
Formen eine Wohnkammer von durchaus verschiedener Länge (I—ı'/), Umgänge nach E. Holzapfe]),?) 
während alle sonstigen Merkmale übereinstimmen. 

Bei den abgebildeten Arten Tornoceras Bertrandi und Tornoceras Verae stimmen Sculptur und 
Schalenform vollständig, die Sutur von Tornoceras Verae vollkommen, die von Tornoceras Bertrandi im 
Wesentlichen mit Tornoceras simplex s. str. überein; dagegen misst die Wohnkammer bei der letzteren Art !/,, 
bei den beiden ersteren mehr als einen Umgang. Irgend eine ältere Art von Anarcestes, auf die Tornoceras 
Bertrandi bezogen werden könnte, ist nicht bekannt. Es erscheint denkbar, dass das Merkmal und die 
physiologische Wichtigkeit der langen und kurzen. Wohnkammern bei der primitiven Familie der Aphyllitiden 
noch nicht fixirt war. 


1) Für diese Gruppen würde also die Annahme Holzapfel’s zutreffen, dass Tornoceras zum Theil auf 
Anarcestes, zum Theil auf Aphyilites zurückzuführen sei. 
°) Fauna der Schichten mit Maeneceras terebratum, pag. 84. 


46 


Fritz Frech. 


[20] 


Da meine eigenen Beobachtungen über die mitteldevonischen Tornoceren lange nicht so ausgedehnt 


sind wie diejenigen Holzapfel’s, der (l. c.) weitere Beobachtungen abwartet, möchte ich ebenfalls kein 


abschliessendes Urtheil wagen. 


Einen Hinweis auf die Abstammung der involuten Tornoceren mit langer Wohnkammer gibt 


die Taf, IV abgebildete interessante Zwischenform: 


Tornoceras (?) Holzapfeli n. sp. 

Taf. V (iv), Fig. 7, 6c. 

Die ziemlich kräftige Sculp- 
tur der Aussenseite und die den 
Rücken säumenden (auf einem Exem- 
plar im Berliner Museum noch deut- 
licheren) Seitenkanten weisen auf 

Tornoceras angulato-striatum 
C. Koch sp.!) als 
Art hin. 

Jedoch ist unsere in den be- 


nächstverwandte 


kannten Greifensteiner Kalken (oberes 
Unterdevon) vorkommende Art etwas 
dicker und die Seitensutur ist so 
wenig gebogen, dass man zweifeln 
muss, ob die Stücke noch als Anar- 


Fig. 9. 


a Tornoceras circumflexiferum 
Sdb. Schwarze Kalke der Ense 
b. Wildungen (Oberes Mittel- 
devon). N. Holzapfel, pag. 85, 
Taf. VIL,Fig. 7.!);. 5 Tornoceras 
Verae Frech. Ob. Unterdevon. 
1. Weisser Kalk des Pic de 
Cabrieres. 


cestes oder als Tornoceras zu be- 

zeichnen wären. 
Ein Stück 

lung des Verfassers, ein ande- 


in der Samm- 


res im Museum für Natur- 


kunde, Berlin. 


A. Typische Tornoceras-Arten 
mit langen Wohnkammern. 
1. Tornoceras Verae n. Sp. 

Taf. V (iv), Fig. 6, 6a. 

Weder 

zeigen 


noch 
Sutur Unter- 


schiede von Tornoceras simplex, hin- 


Schalenform 
wesentliche 


gegen ist die Wohnkammer lang, 
d. h. sie misst I—ı!/, Umgang und 
verweist die Artsomitin die Verwandt- 


schaft von Tornoceras circumflexiferum.?) Von dieser Art ist Tornoceras Verae wiederum durch vorge- 


wölbtere Gestalt des Seitenlobus und flacheres Gehäuse unterschieden. 


Vorkommen: Ich fand die 
den 
Be 
welche die be- 


Art 
schneeweissen Kalken 
de Cabrieres, 


zeichnende Fauna von Mnenian 


nicht eben selten in 


des 


und Greifenstein (oberes Unter- 
devon)’) enthalten. 


2. Tornoceras Bertrandi nov. sp. 
(= Tornoceras simplex var. Frech: 


Lethaea palaeozoica, pag. 


174, Anm.) 
Die 
typischen 


neue Art steht dem 
flachen Tornoceras 
simplex (dessen Abbildung auf 
Taf. V, Fig. S wiederholt wurde) 
Die Unterschiede be- 


stehen — abgesehen von der er- 


recht nahe. 


heblicheren Grösse der neuen Art 


Fig. Io 


Tornoceras Bertrandi nov. sp. 
!/,. Oberstes Mitteldevon. Eisen- 
kalk des Pic de Cabrieres. Ges. 
vom Verf. NB. Der äussere Ast 
des Seitenlobus ist ein wenig 
stärker zurückgebogen als auf der 
Abbildg. dargestellt wurde; die 
oberen Suturensindziemlich richtig, 
die unteren hingegen verzeichnet. 


(Vergl. Taf. V, Fig. 65.) 
— in der Länge der Wohnkam- 
mer?) und der ganz ungewöhnlich 
tiefen Einsenkung des 
Astes des Laterallobus. Während 
bei Tornoceras simplex der äussere 
Ast des Laterallobus 
Lateralsattel der nächsten Sutur 
steht, 
äussere Ast mit dem Lateralsattel 


inneren 


über dem 


correspondirt hier der 


der drittnächsten Kammer. In 
Folge dessen erinnert das Bild 
der inneren Umgänge an eine 
Irisblende; offenbar wird durch 
diese Vorrichtung die Festigkeit 
des flachen scheibenförmigen Ge- 
häuses erhöht. 

Zusammen 
Barr.,?) 


Aphyllites evexus v. B. var. crassa 


Vorkommen: 
mit Phacops breviceps 


) E. Holzapfel: Schichten mit Maeneceras terebratum, pag. 94, Taf. 4, Fig. 18. 

°) Versteinerungen des rheinischen Schichtensystems in Nassau, Taf. XI, Fig. 8. 

®) Mit Spirifer indifferens, Phacops fecundus major, Rhynchonella velox und princeps var. gibba, Merist«a 
basser, Leptaena tenuwissima, Harpes Montagnei und Proetus crassirhachis. 

*) Da das Exemplar nicht vollständig ist, dürfte die Länge der Wohnkammer nicht weniger als I Umgang 
betragen haben. Bei Tornoceras simplex ist die Wohnkammer nur !/, Umgang. In der Mitte dieser kurzen Wohnkanımer 
findet sich auf beiden Seiten der Eindruck einer angelegten, aber noch nicht ausgebildeten Kammerscheidewand. 

°) — Phacops fecundus mut. supradevonica Frech: Zeitschr. Deutsch. geol. Ges. 1837, pag. 469. 


[21] Ueber devonische Ammoneen. 47 


Holzapfel, Aphyllites Barroisi n. sp. in den braunrothen Eisenkalken in dislocirter Stellung am Südabhang 


des Pic de Cabrieres. 


B. Gruppe des Tornoceras simplex L. v. B. 


Die im höheren Mitteldevon und tieferen Oberdevon vorkommenden Arten dieser Gruppe sind 
neuerdings von Holzapfel in den Arbeiten über die Schichten mit Maeneceras terebratum und den Domanik 
des Petschora-Landes in eingehender und sorgfältiger Weise dargestellt worden. 

Indem ich auf diese Beschreibungen verweise, hole ich hier nur einige Einzelheiten nach, welche 
auf das Vorkommen bei Cabri@res und auf das höhere Oberdevon Bezug haben. 

Von Tornoceras simplex L. v. B. mut. ovata (Mstr.) Holzapf.!) wird — zum Vergleich — Quer- 
schnitt und Lobenlinie auf Taf. II, Fig. 21a, 215 abgebildet. Tornoceras simplex-Typus ist auf Taf. IV 


neben Tornoceras Verae gestellt. 


Tornoceras acutum n. sp. 
Taf. II, Fig. 17. 
—= Goniatites acutus E. Kayser non Münster nec Sandberger: Deutsch. geol. Ges. 1873, pag. 622. 


Die von E. Kayser beschriebenen scheiben- bis linsenförmigen Goniatiten »mit zarten, schwach 
zurücklaufenden Anwachsstreifen« scheinen nur zu Tornoceras zu gehören,?) obwohl die convergente 
Cheiloceras-Art ebenfalls bei Nehden vorkommt. Die involute Form und die Feinheit der Anwachsstreifen 
erinnert an Tornoceras simplex, die Gestalt der Lobenlinie mehr an Tornoceras subundulatum. Die 
Unterscheidung von allen anderen Arten wird durch die »galeate« Form, d. h. die zugeschärfte Aussen- 
seite erleichtert. 

Die Abbildungen Sandberger'’s beziehen sich ausschliesslich auf Chezloceras acutum (siehe unten), 
die Beschreibung Münster’s wahrscheinlich auf dieselbe Art. Da eine Einziehung der Gattung Cheiloceras 
nicht zu erwarten steht, kann der gleiche Artname auch dem Tornoceras verbleiben; was den Autornamen 
anlangt, so könnte man in Zweifel sein, ob die beschriebene Art als nov. sp. oder als E. Kays. sp. zu 
bezeichnen ist. 

Vorkommen: Selten im mittleren Oberdevon von Nehden. 


Tornoceras Haugi n. sp. 
Taf. II, Fig. 20 a, b. 

Den Uebergang zu dem abseits stehenden Tornoceras Escoti des Clymenien-Kalkes bildet eine 
seltene Form des mittleren Oberdevon von Nehden.?) Der hakenförmige Verlauf des Laterallobus stimmt 
mit der jüngeren Art überein; jedoch fehlt der Lateralsattel-und der Nahtlobus von Tornoceras Escoti; 
die Lobenlinie ist also wesentlich einfacher und stimmt — abgesehen von der Hakenform des Laterallobus — 
mit Tornoceras simplex überein. Zum Vergleich ist die Lobenlinie und der Querschnitt eines Tornoceras 
simplex neben Tornoceras Haugi gestellt, damit diese allerdings geringen Unterschiede besser hervortreten. 
Ferner ist die Sculptur der jüngeren Form stärker undulirt. E. Holzapfel?) scheint geneigt zu sein, die 


1) Die mit Münsters Originaletikette »Goniatites ovatus« versehenen Formen, die im Berliner und im Breslauer 
Museum liegen, gehören sämmtlich zu Cheiloceras, sind aber nicht näher bestimmbar; ich behalte die Bezeichnung 
»mut. ovata« vorläufig mit verändertem Autornamen bei. 

2) Vergl. auch Gürich: N. Jahrb. Beil. Bd. XIII (1900), pag. 349. Die Originale E. Kayser’s befinden sich in 
der geologischen Landesanstalt zu Berlin. 

3) Die ich nach meinem um die Erforschung der Goniatiten hochverdienten Freunde Prof. Emile Haug benenne. 

*) Holzapfel gibt die verticale Verbreitung von »Zornoceras simplex« bis zur Oberkante des Oberdevon an. 
Ohne die Möglichkeit einer so langen Lebensdauer bestreiten zu wollen, möchte ich doch hervorheben, dass mir aus 
dem Clymenien-Kalke niemals eine Tornoceras simplex ähnelnde Form vor Augen gekommen ist. Die in der Litteratur, 
z. B. E. Kayser, E. Tietze, vorkommenden Angaben über das Vorkommen von »Goniatites retrorsus< im Clymenien- 
Kalke beziehen sich auf abgeriebene (E. Kayser) oder junge Stücke von Aganides sulcatus oder Aganides Güricht 
(wie ich durch Untersuchung der Originalexemplare feststellen konnte). 


48 Fritz Frech. [22] 


in Rede stehende Art noch zu Tornoceras simplex zu stellen. Ich halte die genannten Unterschiede für 
hinreichend zur Unterscheidung. 

Die vollkommene Uebereinstimmung der Lobenlinie mit dem gleichalten, ebenfalls bei Nehden vor- 
kommenden Tornoceras Loeschmanni Frech ist bemerkenswerth. Jedoch fehlen bei Tornoceras Haugi 
die bezeichnenden Labialwülste von Tornoceras Loeschmanni. 


Vier Exemplare von Nehden im Museum für Naturkunde, Berlin. 


Die Parallelität der Formenentwicklung ist also auch hier ebenso ausgeprägt wie bei den Clymenien: 


[ oberes Tornoc. Escoti T. planidorsatum Pseudoclymenia 
Ober- | mittleres n Haugi „ ‚planidorsatum T. Loeschmanni (guestfalicum) 
devon N unteres N simplex „ undulatum T. constrictum 

( (mut. ovata) 


Tornoceras Escoti Frech. 
Taf. II, Fig. 19, Textbild 135,. 

Das grösste, bis ans Ende gekammerte Exemplar besitzt 35 cm Durchmesser, Die Schale ähnelt 
Cheiloceras curvispina, sie ist flach, aber nicht gleichmässig scheibenförmig, sondern in der Mitte erhöht 
und auf der Externseite verschmälert. Labialwülste scheinen zu fehlen. 

Der Lateralsattel erscheint auch nach der Innenseite zu deutlich bogenförmig begrenzt, so zwar, 
dass sich an dem Nabel die Andeutung eines zweiten Laterallobus ausgeprägt findet. . 

Der wesentlichste Unterschied von Tornoceras (Pseudoclymenia) Sandbergeri, an das sich die neue 
Art nahe anschliesst, besteht in der äusseren Form. Hingegen ist die Uebereinstimmung der Sculptur, Sutur 
und Wohnkammerlänge für die nahe Verwandtschaft beweisend. Eine gewisse Convergenz der Lobenlinie 
und besonders der äusseren Form weist auf Chezloceras curvispina hin. 

Ich sammelte zwei vollständig erhaltene Exemplare und das Bruchstück eines dritten in den oberen 
Clymenien-Kalken von La Serre, wo die Art sehr selten vorzukommen scheint. Ein viertes Exemplar be- 
findet sich in dem Berliner Museum für Naturkunde. 


C. Gruppe des Tornoceras auris Qu. 


Mit kKinakıziwozet des weitverbreiteten Torno- 
Sculptur, meist mitLabi- Fie. I1. ceras auris. 
alwülsten. Vorwiegend un- 


teres Oberdevon.!) Tornoceras Tornoceras ausavense 
auris Quens. (— paucistriatum Stein. SP- 


Arch. Vern.) mit seinen zahl- En ; Be, 
; ; Goniatites ausavensis, Steinin- 
reichen Labialwülsten ist hin- 


ger: Geogn. Beschrei- 
reichend bekannt. 


bung der Eifel, Trier 1855, 
Den Uebergang zu der rain 1, Die ©, 7 


involuten Gruppe des Torno- In der Jugend gerundet, 


ceras simplex bilden zwei gut im Alter scheibenförmig, rasch 


unterscheidbare, aber schlecht an Grösse zunehmend mit 5—6 
abgebildete Zwergformen von Labialwülsten auf einem Um- 
Büdesheim in der Eifel, die a, d Tornoceras ansavense Stein. sp. gang. Laterallobus breit, ein 
beide eine geringere Zahl von a, d ®ı. b, c Tornoceras constric- Ansatz zur Bildung eines Naht- 
Labialwülsten als Tornoceras Sn Selling, m: D 0 @ Tas Ua, Oben lobus ist wahrnehmbar. Anti- 


devon (Goniatitenmergel, Zone des Ge- 
phyroceras intumescens) Büdesheim in 
der Eifel. Die Seitenansichten und Bei Büdesheim 
lich involuter ist als das Querschnitte. Ges. vom Verf. ziemlich häufig. 


auris und ein Gehäuse be- siphonallobus deutlich sichtbar. 


sitzen, dessen Form wesent- 


!) Nur zwei Formen aus der Untergruppe des Tornoceras undulatum gehen höher hinauf. 


[23] Ueber devonische Ammoneen. 49 


Tornoceras constrietum. Stein. sp. 
Goniatites, Steininger: ]. c. Taf. ı, Fig. 9. 
Das Gehäuse bleibt kugelig und zeigt auf einem Umgang nur 3—4 Labialwülste, sowie zwei sehr 
deutliche Rückenfurchen. Laterallobus schmäler als bei Tornoceras ausavense. Ein Nahtlobus ist nicht angedeutet. 


Die bei Büdesheim etwas seltener vorkommende Art ist zweifellos die kleinste Form der dortigen 
Pygmaeen-Fauna. Das grösste von IO Exemplaren besitzt einen Durchmesser von $'5 mm, zeigt aber ebenso 
wie die beiden abgebildeten Stücke eine Wohnkammer von 1/—?/), Umgang Länge. Das Stück war also 
annähernd vollständig. Das sind Grössenverhältnisse, welche noch weit unter Cassianer Ammoneen hinab- 
gehen, von denen ja meist nur die inneren Windungen vorliegen. Tornoceras Loeschmanni, der bei Nehden 
vorkommende Nachkomme, unterscheidet sich nur durch etwas engeren Nabel und hakenförmig gekrümmten 
Seitenlobus von der älteren Art. 


Tornoceras Loeschmanni nov. nom. 
Taf. IV (v), Fig. 9a—c. 

Non Tornoceras westfalicum Holzapfel 1895!) — Tornoceras guestfalicum Frech: Lethaea palaeozoica, Taf. XXXIla, 

Fig. S (veröffentlicht ohne Beschreibung) 1897. 

Die Sutur der neuen Art hat am meisten Aehnlichkeit mit der von Goniatites curvispina. Die 
Seiten der ziemlich dicken Schale sind flach. Der Rücken ist durch zwei parallele Furchen begrenzt und 
besitzt daher einen stumpfkantigen Umriss, ähnlich wie bei Goniatites auris. Man zählt auf einem Umgang 
drei Labialwülste, die einen etwas eigenthümlichen Verlauf besitzen. Auf den Seiten sind dieselben 
ein wenig gekrümmt, an der den Rücken begrenzenden Furche biegen sie plötzlich spitzwinkelig nach 
hinten um und bilden auf dem Rücken eine tiefe Einbuchtung. Der Laterallobus ist tief, der Lateralsattel 
erheblich kürzer als der Seitensattel. Die die Schalenform evoluter, Labialwülste 
Art bleibt klein; denn bei zwei ca. I cm fehlen. 
grossen Exemplaren ist noch die Wohn- Die zuerst von Büdesheim 


kammer in der Länge eines halben Um- beschriebene Art ist an den deutschen 


ganges erhalten. Fundorten der kalkigen Entwicklung 


Vorkommen: Mittleres Oberdevon der Zone des Gephyroceras intumescens 


von Nehden. ziemlich selten und findet sich ausser- 


dem häufig in den schwarzen Knollen- 


Tornoceras undulatum Sandb. b kalken des gleichen Horizontes im Val 
Goniatites undulatus, Sandb.: Versteine- N @Isarne bei Cabriceres. 
rung d. oberen Schichtensystems in DE j SEN . N 
Nassau Tarxı Big. 17.19 3 Tornoceras cinctum Reys. 
2) SE > z n . . ai . - - 
1897. Tornoceras Sandbergeri nov. nom. Tornoceras undu- (— eifeliensis Steining.) ist nach 
Crick and Foord:?) Cat. Foss. latum Sandb. Unt. Holzapfel(Cephalopoden der Domanik, 
Ceph. Brit. Mus. III, pag. 112. On en age 16, TaranSy ish 2:6), dicker 
j } f tenmergel. *?/. Bü- 22 
Die Sutur stimmt mit Torno- desheim, Eifel. und ungenabelt. Die ältere Angabe, dass 
ceras simplex mut. ovata überein, die Nach Sandberger. diese Art eine lange Wohnkammer be- 
Sculptur ist kräftiger ausgeprägt und sässe, ist 1. c. berichtigt. 


1) Ich bemerke, dass der Name Tornoceras guestfalicum von E. Holzapfel bereits 1895 (mit etwas anderer 
Orthographie) für eine mitteldevonische Art vergeben war (Fauna der Schichten mit Maeneceras terebratum, Tat. IV, 
Fig. 11, 12, pag. 102). Ich benenne die oberdevonische Art daher neu und zwar zu Ehren der hervorragenden zeich- 
nerischen Verdienste des Herrn Dr. E. Löschmann. 


2) Der neue Name war aufgestellt, um die von Brown schon vergebene Bezeichnung Goniatites undulatus 
zu ersetzen; da aber Crick und Foord den offenbar obsoleten Namen Brown’s gar nicht weiter erwähnen oder 
näher fixiren, verfällt auch die neue Bezeichnung der Synonymik, umsomehr als schon ein Tornoceras (Pseudoclymenia) 
Sandbergeri, Beyr. 1863, benannt ist. 


Beiträge zur Paläontologie Oesterreich-Ungarns. Bd. XIV. 7 


50 Fritz Frech. [24] 


Tornoceras subundulatum Frech. 
Taf. II, Rige: 15. 
1887. Tornoceras subundulatum, Frech: Geol. Beschreibung von Cabrieres. Zeitschr. d geol. Ges., pag. 371, 388, 464: 
1897. e a CGrick and Foord. Cat. Foss. Ceph. IH, pag. 114. 

Das nicht sonderlich gut abgebildete Original obiger Art wird hier zum zweiten Male dargestellt 
und zeigt deutlich die Abstammung von Tornoceras subundulatum: Schalenform und Sculptur sind die 
gleichen; jedoch wird die Aussenseite der Schale zweikantig und der glockenförmige Seitenlobus der älteren 
Art erhält eine flachere bogenförmige Gestalt. Mittleres Oberdevon. La Serre bei Cabrieres. Hier 
findet sich häufiger als die Hauptform die durch gedrungenere Gestalt und Ausbildung von Seitenrippen (statt 
der Anwachsstreifen) gekennzeichnete var. folcata Frech. Die kantige Begrenzung der Aussenseite und 
die abwechselnde Entwicklung des Aussenlobus prägt sich bei der folgenden Art mehr aus, die ausserdem 
noch Labialwülste besitzt. 

Der phylogenetische Zusammenhang entspricht also der folgenden Uebersicht: 


Oberes Oberdevon: Tornoceras planidorsatum 
Mittleres 5 Tornoceras subundulatum — Tornoceras planidorsatum 
Unteres = Tornoceras undulatum. 


Tornoceras planidorsatum Mstr. sp. 
Tat. I, Fig. 16. 
1839. Goniatites Planidorsatus, förmig gekrümmten Ein- 


Münster: Beiträge I, 


Fie. 13 drücke Labialwülsten ent- 
Der >, Me HdR Sr 


sprechen. Bei den franzö- 


Fig. 7. 
1852. ne b Shen Exemplaren stehen 
Reinitm da: N A dieselben etwas weiter von 
wackenformation N A einander entfernt, so dass 
Sachsens, pag. 309, Bu ihre wahre Natur besser 
Ta A, Pia % B erkannt werden kann. Die 


1862. Goniatites planidorsatus a 5) 2 5 } c 
: 3 2, al- 
ae u m 9 Eindrücke sind in derselben 


buch, pag. 319, Taf, V; Weise wie die Anwachs- 


Fig. 19. % RN AR a, streifen gebogen und auf den 


1873. Gontatites planidorsatus, 


! S b inneren Theil des Crehäuses 
Kayser: Zeitschrift EI nt) EIN beschränkt. Die Entwicklung 
der deutschen geolo- 2 fi a] 1 7 


der Sutur, des flach ausge- 


le iv 02 buchteten Laterallobus und 
d. 25, pag. 627, Taf. 7 R ae : 
a nen eines wenig tief eingesenkten 
1873. Gomiatites falcifer, E. Externlobus zu ausgepräg- 
Kayser non Mün- a Tornoceras planidorsatum Mstr. sp. a, Mittl. teren Formen wird durch die 
ster: ibid. pag. 627, Oberdevon Nehden, Originalexemplar E. Kay- Figuren veranschaulicht; die 


Taf. XIX F ie. 8. ser’ 1 lg, lg i 3 fl ch I b en prechen 

’ D> „ Ss (Berliner Mus.), a „a Lobenent Ww cklu g a en oben tspr 
Die ausführliche Be ii i Tornoc eras ubı ndulatum y 
grösserung ( Jı» 3h). Unt. Clymenienkalk Enke- : ITS 2 


schreibung Kayser'’s (l. c.) berg bei Brilon. Breslauer Museum. b,,— bz mit der ausgeprägteren 
umfasst die durch Verwitte- Tornoceras (Pseudoclymenia) Sandbergeri Glockenform kehrt die Art 
rung und Präparation abge- Beyr. sp. Unt. Cliymenienkalk. Enkebereg. gewissermaassen zu ihrem 
riebenen Exemplare von Breslauer Museum. D1, b, Lobenentwicklung Ausgangspunkte (Torno- 


desselben Exemplars vergr. b, Etwas ab- = 

; . 3 A ceras undulatum) zurück, 
weichende Sutur eines zweiten Stückes. b, Di La ä 

. © - 

f Ear,yet } Tornoceras Escoti Frech. (Involute Parallel- = nSe er Wohn 

ginale ergab; ihr ist hinzu- form von Pseudoclymenia.) Ob. Clymenien- kammer beträgt ca. °/, Um- 


zufügen, dass die sichel- kalk. La Serre b. Cabrieres. Ges vom Verf. gang. 


Tornoceras planidorsatum, 


wie der Vergleich der Ori- 


25] Ueber devonische Ammoneen. 


[071 
„ 


Die Art gehört im mittleren Oberdevon von La Serre zu den Seltenheiten; die wenigen Exemplare 
befinden sich zum Theil in Göttingen, zum Theil in meiner Sammlung. Tornoceras planidorsatum findet 
sich ausserdem beiNehden (ebenfalls selten), sowie im Clymenien-Kalk vom Enkeberg bei Brilon (häufig), 
Geysen im Fichtelgebirge und am Klein-Pal in den karnischen Alpen. 


Subgenus: Pseudoclymenia Frech 1897. 


Die äussere Form der Schale und die Lobenlinie stimmt mit Oxyclymenia ornata!) überein, jedoch 
liegt der Sipho extern. 


Einzige Art: Goniatites Sandbergeri Beyr. (non Crick and Foord), Clymenien-Kalk. 


Tornoceras (Pseudoclymenia) Sandbergeri. 
Tat. II, Fig. 18. 
Clymenia pseudogoniatites Sandb.: Verh. naturh. Ver. f. Rheinland u. Westphalen X, Tat. VII, Fig. 2, 3, 9, 10, 

Taf. VIII, Fig. 4. 

Goniatites Sandbergeri, Beyr. bei Gümbel: N. ]J. 1862, pag. 320, Taf. V, Fig. 32. 
5 Kayser: Zeitschr. d. geol. Ges. 1873, pag. 611, Taf. XIX, Fig. 7. 

Die ziemlich kräftige Sculptur der Aussenseite und die evolute Form weist auf Arten der Gruppe 
des Tornoceras auris — vielleicht auf Tornoceras undulatum — als den Ursprung der interessanten Con- 
vergenzform hin. Junge Exemplare zeigen einen breiten, bereits hakenförmig gekrümmten Seitenlobus; 
derselbe wird bei der weiteren Entwicklung schmäler und gibt Raum für die Ausbildung eines Nahtlobus. 


Die einzige zuerst von Sandberger als Clymenia gedeutete Art findet sich nuram Enkeberge 


bei Brilon, und zwar verhältnismässig; selten. 


Epitornoceras nov. subgen. 


Scheibenförmige, involute Gehäuse, deren Sutur sich von Tornoceras s. str. durch spitze Endigung 
des Externsattels und Länge des Externlobus unterscheidet. Unterdevon bis unteres Oberdevon. Typus: 
Epitornoceras mithracoides Frech. 


Die Einfachheit der Organisation oder mit anderen Worten der Mangel an Merkmalen machte die 
Bestimmung der als Tornoceras bezeichneten Gehäuse äusserst schwierig. 


E. Holzapfel hat unter vorläufiger Trennung der Formen mit langer (I—ı!/, Umgänge) und 
derjenigen mit kurzer Wohnkammer die einen auf Anarcestes, die anderen auf Aphyllites zurückzuführen 
gesucht, und ich habe oben auf die bemerkenswerthe Uebereinstimmung des mitteldevonischen Anarcestes 
vittiger mit der oberdevonischen Gruppe des Tornoceras auris hingewiesen, deren Wohnkammerlänge 
allerdings nicht übereinstimmt. 


Die Tornoceras-Arten mit spitzem Aussensattel nehmen insofern eine Sonderstellung ein, als ihre 
Entstehung nicht in mitteldevonischer, sondern in vordevonischer Zeit erfolgt sein muss. 


1. Tornoceras Stachei Frech (Zeitschr. d. geol. Ges. 1887, Taf. XXVII, Fig. 11) kommt noch in 
Gesellschaft von silurischen Cephalopoden und im Liegenden einer Schicht von silurischen Brachiopoden 
(Rhynchornella Megaera), also an der unteren Grenze des Devon vor.?) 

2. Tornoceras mithrax Hall gehört der oberen Heldenberg-Gruppe, d. h. der Grenze des 
europäischen Unter- und Mitteldevon an und stimmt mit 


1) Die Aechnlichkeit mit Oxyclymenia undulata (Leth. pal., pag. 127) ist natürlich auch gross. 

2) Die genauere systematische Stellung von Tornoceras (?) inexpectatum Frech 1. c. mit seiner an Chei- 
loceras oxyacantha und globosum erinnernden Sutur bleibt wegen Mangels an besser erhaltenem Material vorläufig 
noch unbestimmt. 

7 


Fritz Frech. [26] 


[a7 
D 


3. Tornoceras mithracoides Frech!) in allen wesentlichen Punkten überein, der dem tiefsten 
Oberdevon angehört und dessen Lobenlinien hier neben diejenigen der unterdevonischen Art gestellt 
werden, 

Wir haben es also hier mit einer zwar selten und vereinzelt auftretenden, geologisch aber geschlos- 
senen Formenreihe zu thun, die stammesgeschichtlich älter ist als die übrigen bekannten zu 
Tornoceras gestellten Arten. Von diesem phylogenetischen Gesichtspunkt fasse ich trotz der Geringfügigkeit 
des gemeinsamen Merkmals?) (spitzer Aussensattel) die Gruppe als Untergattung auf. Allerdings kommt dazu, 


Fig. 14. 
Epitornoceras und Pinacites. 


a Tornoceras (Epitornoceras) Stachei Frech. Unterstes Devon. Zone des Tornoceras inexpectatum. 
Wolayer Thörl (Valentin-Thörl), karnische Alpen. Copie n. Frech. Z. deutsche geol. Ges. 1887, Taf. XXVIIL, 
Fig. ı1. b,, „ Tornoceras (Epitornoceras,) mithracoides Frech. Unterstes Oberdevon (Zone des Gephy- 
roceras Hoeninghausi u. Prolecanites lunulicosta). Eisenstein d. Grube Eibach b. Oberscheld. Copie 
n. Frech. c Pinacites (?) discoides Waldschm. sp. Oberstes Mitteldevon, Ense bei Wildungen. 1. Copie 
». Waldschmidt, Zeitschr. deutsche geol. Ges. 1885, Taf. XXXIX, Fig. 3, pag. 920. 2. Vollständige Sutur 
eines etwas grösseren vom Verf. gesammelten Exemplars. d Pinacites Jugleri Fr. A. Römer sp. Mittel- 
devonischer Orthocerasschiefer v. Wissenbach im Reg.-Bez. Wiesbaden. Aeussere Sutur nach E. 
Kayser, auf der Innenseite der Nabelkante (N) bis zu dem Antisiphonalpol (A) ergänzt nach einem 
von Rupbach stammenden Exemplar des Breslauer Museums. e Tornoceras (Epitornoceras) irideum 
n. sp. Mitteldevonischer Orthocerasschiefer Wissenbach, Mus. Breslau (leg. C. Koch). Die Art 
scheint einen Uebergang von Epitornoceras zu Pinacites (d) anzudeuten. 


') Geologie der Umgegend von Haiger (Dillenburg), Berlin 1887, Paleont. Anh. page. 30, Taf. II, Fig. ı. Hall 
Illustrations of Devonian Fossils. Albany 1876, Taf. LXIX, Fig. 7, Taf. LXXIV, Fig. 14. Diese Fig. 14 dargestellte Sutur 
stimmt zum Verwechseln mit der Fig. 145, dargestellten Lobenlinie von Epitornoceras mithracoides. 

°) Die Unterschiede zwischen Tornoceras Escoti und Tornoceras simplex sind zweifellos ebenso gross, wie 
zwischen Tornoceras s. str. und Epitornoceras; in dem einen Falle handelt es sich aber um eine geologisch langlebige 
Gruppe, im anderen Falle um einen vereinzelten Ausläufer von kurzer Lebensdauer. 


[27] Ueber devonische Ammoneen. 53 


dass bei den mitteldevonischen Zornoceren nicht nur der Aussensattel besonders abgerundet, sondern auch 


der Aussenlobus stets sehr kurz ist. 


Epitornoceras irideum n. sp. 


Die überaus flache Gestalt der Schale erinnert an Pinacites Jugleri, das an eine Irisblende erinnernde 
Ineinandergreifen der Lateralloben an Tornoceras Bertrandi, der spitze Aussensattel weist der Art ihren Platz 
neben Fpitornoceras müthracoides an. Die letztgenannte jüngere, in derselben Gegend vorkommende Art 
ist bauchiger und die Loben stehen in grösserer Entfernung von einander als bei Epitornoceras irideum. 

Die neue Art, von der nur ein bis ans Ende gekammerter Pyritkern sich in der Breslauer Samm- 
lung befindet,!) stellt die geologische Verbindung der unterdevonischen Formen (Devon—Silurgrenze und 
Ober-Heldenberg) und der oberdevonischen Art her; Epitornoceras irideum stammt von Wissenbach und 
nach der Gesteinsbeschaffenheit wahrscheinlich aus der Zone des Aphyllites occultus. 


Pinacites Mojs. em. Frech. 


Scheibenförmig, genabelt oder ungenabelt. Ein breiter bogenförmiger Laterallobus wird aussen und 
innen von ziemlich spitzen Sätteln begrenzt. Der innere Sattel liegt bei der ungenabelten scheibenförmigen 
Art auf der Seitenfläche, bei der genabelten Art wenig unterhalb der Nabelkante; die letztere Art besitzt 
einen Antisiphonallobus, der der ersteren fehlt. Oberes Unterdevon und Mitteldevon. 


Pinacites Jugleri A. Roem. 
Goniatites Jugleri, Kayser: Orthocerasschiefer, Jahrb. G. L.-A. für 1883, pag. 44, Taf. V, Fig. I—7 (Literaturangabe). 

Die Beschreibung E. Kayser’s ist —- abgesehen von der Ergänzung der Lobenlinie bis zum anti- 
siphonalen Pol —- nicht hinzuzufügen. 

Den Vergleich der Lobenlinie mit der vollständigen Sutur von Pinacites discoides zeigt als einzige 
Abweichung die Ausbildung eines Antisiphonallobus bei Pinacites discoides. Die verschiedene Lage des 
spitzen Seitensattels erklärt sich aus der Abflachung des Gehäuses von Pinacites Jugleri, dem eine 
Nabelkante fehlt. In Folge dessen rückt der bei Pinacites discoides unter der Kante liegende Seitensattel auf 
die Aussenfläche. 

Vorkommen: Untere mitteldevonische Zone des Anarcestes subnauftilimus, Orthocerenschiefer und 
-Kalke von Westdeutschland und Böhmen, oberes Unterdevon, Greifenstein und Mnenian. 

Eine directe Vergleichung von Originalexemplaren dieser verschiedenen Fundorte ist noch nicht 
ausgeführt; es handelt sich also vielleicht um verschiedene Arten, die das obere Unterdevon und das Mittel- 


devon kennzeichnen. 


Pinacites discoides Waldschm. sp. 

1885. Goniatites discoides, Waldschm.: Z. d. geol. Ges., pag. 920, Taf. XXXIX, Fig. 3. 
1855. ? Agoniatites discoides, Holzapfel: Schichten mit Maeneceras terebratum, pag. 67, Taf. IV, Fig. 13. 

Die aus dem obersten Mitteldevon stammende, auch von E. Holzapfel als zweifelhaft bezeichnete 
Art gehört jedenfalls in die Verwandtschaft von Pinacites oder ist besser zu dieser Gattung selbst zu stellen. 
Der Laterallobus nimmt allerdings — wie bei Aphyllites |= Agoniatites) — die ganze Seitenfläche ein, 
wird aber, wie auch E. Holzapfel hervorhebt, von einem spitzen Nahtsattel begrenzt, was auf »generische 
Verschiedenheit« von Aphyllites hindeute. Die Präparation eines von mir gesammelten Exemplars ergab 
ferner unterhalb des schon bekannten Nahtsattels einen Antisiphonallobus. 

Die Uebereinstimmung der Hauptmerkmale der Sutur mit Pinacites Jugleri unterliegt keinem Zweifel. 
Das bestimmt beobachtete Fehlen des Antisiphonallobus bei der älteren Art beruht darauf, dass die sehr 


schmale Innensutur keinen Raum für Entwicklung von Complicationen bietet. 


!) leg. C. Koch. 


54 Fritz Frech. [28] 


Pinacites discoides findet sich in den rothen Kalken an der Oberkante des Mitteldevon an der 
Ense bei Wildungen, wo ich drei Exemplare sammelte. 


Maeneceras (Hyatt nom.) Holzapfel em. 


Involute Formen mit langer Wohnkammer, einem winkelig begrenzten Laterallobus und einem breiten, 
meist durch einen Adventivlobus getheilten Externsattel. Oberes Unterdevon und Mitteldevon. Die von Hyatt 
auf heterogene Arten basirte Gattung ist erst von E. Holzapfel genau erforscht und begrenzt worden. 


Maeneceras Koeneni n. sp. 
af. EV, Bier 10. 


In den weissen und grauen unterdevonischen Kalken des Pic de Cabrieres findet sich — als 
häufigster Goniatit — ein Maeneceras, das im Vergleich mit den Arten des höheren Mitteldevon (Maeneceras 
terebratum) auf einer niedrigen Stufe der ART Die Vergleichung der Lobenlinie 
Lobenentwicklung verblieben ist. Die Be- iS mit den drei letzten Entwicklungsstadien 
erenzung des Extern- und Seitenlobus ist we von Maeneceras terebratum zeigt, das 
winkelig, aber ein Adventivlobus ist nicht n Maeneceras Koeneni nicht als directer 
zur Ausbildung gelangt und andererseits Nr Vorläufer von NMaeneceras terebratum 
ist der Externlobus stärker verlängert. Dass FRA anzusehen ist. Die Abzweigung müsste 

\ 


ein typisches Maeneceras vorliegt, beweist vielmehr, wenn man einen gemeinsamen 


u. a. die Innensutur, welche aus einem Maeneceras tere- Ursprung annimmt, noch vor der Ausbil- 
bratum Sandb. 


Ob. Mitteldevon. 


Suturentwicklung 
kugelig beginnt und bei erwachsenen nach Holzapfel. plieirte Suturentwicklung auf ein hohes 


Exemplaren scheibenförmig wird. geologisches Alter der Gattung hin, was 


mit der Beschaffenheit der im unterdevonischen Kalke des Pic de Cabrieres vorkommenden Brachio- 


breiten Innenlobus und ebensolchen Seiten- dung; des ältesten dargestellten Stadiums 


loben besteht, und die Schalenform, welche erfolgt sein. Jedenfalls deutet diese com- 


poden gut übereinstimmt. 


3. Familie: Gephyroceratidae Frech!) 
umfasst Formen von complicirter, sehr verschiedener Lobenentwicklung, denen sämmtlich 


1. kurze Wohnkammer (1/,—°/, Umgang), 
2. tiefe Rückenausbuchtung des Mündungssaums und der Sculptur, 
3. Anlage eines tiefen Externlobus in den ersten Entwicklungsstadien gemeinsam ist. 


Während die beiden ersten Merkmale in allen Altersstadien beobachtet werden, erfolgt später bei 
den verschiedenen Zweigen des Stammes eine Differenzirung zu 


4A) einer Lobenlinie mit einem breiten, fast die ganze Seitenfläche einnehmenden Lateralsattel und 
zwei Seitenloben, sowie zuweilen einem Auxiliarlobus: 


Unterfamilie: Primordialinae Beyr. (Hyatt). 
B) einer aus zahlreichen Adventiv- und Auxiliarloben, sowie spitzen Satteln bestehenden Entwicklung 


mit scheibenförmiger Schale: 
Unterfamilie: Beloceratinae Frech em. 


C) einer aus zwei zugespitzten Seitenloben und gleichartigen Sätteln, sowie meist zahlreichen Auxiliar- 
loben bestehenden Entwicklung ; Schale meist evolut, zuweilen kräftig sculpturirt: 


Unterfamilie: Prolecanitinae (A. Hyatt) em. Frech. 


!) Der Name soll gleichzeitig an die am einfachsten organisirte Gattung und an die Uebergänge (yzybpz 
erinnern, die im Jugendstadium zwischen den später stark divergirenden Zweigen bestehen. 


[29] Ueber devonische Ammoneen. 55 


a Gephyroceras s. str.) gerolsteiniense Steining. sp. Museum Breslau. b Gephyroceras intumescens 
mut. orbiculus Beyr. (Manticoceras) Museum Breslau. c Gephyroceras complanatum Sdb. sp. (Manti- 
coceras) Coll. Frech. a—c Goniatitenmergel, Z. d. Gephyroceras intumescens Büdesheim, Eifel. !/. 
d,—d, Timanites acutus Keys. Unt. Oberdevon, Petschoraland. Lobenentwicklung nach Holzapfel. 
d, vergr. d,, d;, Y'ı. e Gephyroceras Hoeninghausi L. v. B. (= lamellosum Sdb.) Tiefstes Ober- 
devon, Goniatitenmergel des Japhethügels b. Cabrieres. Sutur eines erwachsenen Exemplares (!/,), die 
dem Stadium d, bei Timanites entspricht. f Timanites (Probeloceras) Iynx Clarke. Unt. Oberdevon 
(Naples beds) Staat New-York A. Clarke. !/;. g Timanites (Probeloceras) ex. aff. Probeloceras Iynx 
Clarke. Unt. Oberdevon (Goniatitenmergel) Büdesheim e, gleg. Frech. '/,. ı Timanites (Probeloceras) 
multiseptatus L. v. Buch sp. Original L. v. Buch’s. Fundort unbekannt (? Büdesheim) N. Holzapfel, 
Schichten mit Maeneceras terebratum, pag. IIS. !/;; 2 Dimorphoceras (Anthracoceras) discus Frech. 
Sudetische Stufe (Unt. Obercarbon), Carolinengrube, Oberschlesien N. Leth. palaeoz. Taf. 46b, Fig. 6b; 
Innensutur nach einem zweiten Exemplar. 


d) Wie c, aber der bei c einfache Externlobus ist stets dreispitzig und der erste Laterallobus meist 
gezackt. Pronorites (Uebergangsgattung).!) 

Das geologische Alter der drei Unterfamilien reicht ziemlich weit zurück; das älteste Beloceras ist 
aus dem Unterdevon, die ältesten Arten von Prolecanites und Gephyroceras aus dem Mitteldevon bekannt 
(während Pronorites — Ibergiceras auct. sich erst im Carbon von Prolecanites abzweigt). Eine directe 
Ableitung aus einer geologisch älteren Wurzel ist also bei den ersten drei Gruppen bisher nicht bekannt. 
In den meisten Uebersichten (so auch von mir Lethaea palaeozoica, pag. 126) wurden die drei Unterfamilien 
somit als selbstständige Familien aufgefasst. Ich glaube jedoch jetzt nach Feststellung einer Lobenform als 


des gemeinsamen Ausgangspunktes, dass die Zusammenfassung zu einer Einheit den natürlichen Verhältnissen 


besser entspricht. 


') Pronorites selbst gliedert sich wohl am besten den Prolecanitinae ein und besitzt wie diese in den ersten 
Stadien einen tiefen Externlobus, lässt aber, wie bekannt, in der Dyas einen durchaus selbstständigen Zweig der Medlicottiidae 
mit Medlicottia, Parapronorites, Prosageceras, (= Propinacoceras + Sicanites) Daraelites, Pseudosageceras, in der Trias 
mit Sageceras hervorgehen. Diese letzteren bilden jedenfalls wieder eine selbstständige systematische Einheit, die man 
in Anlehnung an die gebräuchliche Nomenclatur als Familie oder mit E. Haug als Phylum bezeichnen kann. Für den 
Verfasser sind beide Namen gleichbedeutend. Auf der Taf. LIXD, Fig. ıı der Lethaea palaeozoica ist Daraelites in 
Folge eines Druckfehlers als Subgenus von Prosageceras bezeichnet worden; es soll Pronorites heissen. 


56 Fritz Frech. [30] 


Im Gegensatz zu der Ausbildung eines tiefen Externlobus zeigen die in Seulptur, Mündungsform 
und Wohnkammerlänge übereinstimmenden Aphyllitiden zuerst die Tendenz zur Ausbildung eines Lateral- 
lobus. Die Cherloceratidae weichen in Wohnkammerlänge (mehr als ein Umgang), Sculptur und Mündungs- 
form von Gephyroceratiden und Aphxllitiden erheblich ab. 


a b N e 
> Ei 
a a An u N 


= NH 


Tr 


Embryonale Suturentwicklung vonPrimordialinen (a,b) und Prolecanitinen (c,d,e). Gephyro- 
ceras (a) und Timanites (b). N. Holzapfel, Beide unt. Oberdevon. c) Pseudarietites silesiacus 
n. g. n. sp. Ob. Clymenienkalk Ebersdorf. (Vergl. Textb. 22.) '/,. Endgiltige Sutur, übereinstimmend 
mit den Embryonalsuturen der älteren Formen: d) Triainoceras costatum. Unt Oberdevon. !/,. 
Dillenburg. e) Prolecanites tridens Sandb. Unterstes Oberdevon. ®,. Dillenburg. (Vergl. Textb. 21.) 


I. Unterfamilie Primordialinae. 
Gephyroceras (Hyatt) Holzapfel und 


Manticoceras (Hyatt) Holzapfel. 
Vergl. Holzapfel: Cephalopoden der Domanik, pag. 17—21 und pag. 27. 


In einer Revision der beiden unhaltbaren oben genannten Hyatt’schen Namen hat E. Holzapfel 
in durchaus zutreffender Weise auf einen Unterschied hingewiesen, der auf den obenstehenden Lobenlinien 
von oberdevonischen Goniatiten erläutert wird. 

Die Sutur ist auf der Aussenseite bei beiden Gruppen gleich, auf der Innenseite besitzt Gephyroceras 
Holzapfel non Hyatt (Fig. 16a) einen Antisiphonallobus, Manticoceras Holzapfel non Hyatt 
(Fig. 1656,c) einen Antisiphonal- und zwei Seitenloben. 

Die Unterschiede lassen sich auch bei Büdesheimer Zwergformen nachweisen, dürften aber 
wohl nur den systematischen Werth von Gruppen oder Untergattungen bedingen. Ein Vergleich mit Gephyro- 
ceras Hoeninghausi zeigt z. B., dass diese Art trotz einer mit Gephyroceras complanatum  übereinstim- 
menden Schalenform einen schmäleren Seitensattel, aber viel tiefere und breitere Seitenloben, sowie die An- 
deutung eines Nahtlobus besitzt. Das wäre also eine dritte, auf die Lobenform zu begründende Formenreihe 
innerhalb von Gephyroceras in weiterem Sinne (Fig. 16e). 

Der Name Gephyroceras (Hyatt) Holzapfel ist am besten für die Gesammtheit beizubehalten, 


weil die am wenigsten complieirte Schalenform den natürlichen Ausgangspunkt bildet. 


1. Gephyroceras (mit einem Antisiphonallobus) im engeren Sinne, das in Amerika gänzlich fehlt, ist 
in Deutschland selten und wird hier in dem tiefsten Oberdevon durch Gephyroceras aequabile Beyr. und 
planorbis Sandb. vertreten; wahrscheinlich gehört auch Gephyroceras forcipifer Sandb. hierher. Ein 
typischer Vertreter der Gruppe ist endlich Gephyroceras gerolsteiniense Steining.,!) die einzige in die 

!) Steininger: Eifel 1853. Taf. I, Fig. S, pag. 43. Die ganze Seitenfläche wird von dem ziemlich runden 
Seitensattel eingenommen 


[32] Ueber devonische Ammoneen. 57 


Zone des Gephyroceras intumescens hinaufreichende Art. Dieselbe ist in den Büdesheimer Gontatiten- 
Mergel ausserordentlich selten, und unterscheidet sich durch breitere Umgänge von den evoluten, aber 
schmalen älteren Arten. (Taf. II, Fig. 8.) 

Die Hauptentwicklung der Gruppe im Domanik-Horizont des Petschoralandes (12 Arten!) hat 
E. Holzapfel eingehend beschrieben. Ein durch besonders schöne Entwicklung der stark verlängerten 
Ohren ausgezeichnetes Stück von Gephyroceras uchtense wurde hier auf Taf. II, Fig. 7 abgebildet. 


2. Manticoceras Holzapfel (non Hyatt) mit zwei inneren Seitenloben ist als Untergattungs- oder 


Gruppenname!) beizubehalten und zerfällt: 


a) in die Untergruppe des Gephyroceras intumescens mit grossem und breitem Seitensattel 


und kleinen Seitenloben ; 


b) in die sehr wenig zahlreiche Untergruppe des Gephyroceras Hoeninghausi mit kleinerem 
Seitensattel, grösseren Seitenloben und Andeutung eines Nahtlobus. (Uebergang zu Timanites (s. unten) ?) 


Der Formenreichthum der so gut wie ausschliesslich?) in der deutschen und südfranzösischen Zone 
des Gephyroceras intumescens (Manticoceras) angehäuften Arten lässt sich tabellarisch wie folgt (auf 
Seite [32], 58) versinnbildlichen. 

Für die Bestimmung der im Vorstehenden aufgeführten Arten sind vor Allem die Tafeln 6—-9 in 
den Versteinerungen Nassaus der Gebrüder Sandberger sowie die Untersuchungen von E. Holzapfel) 
in Betracht zu ziehen. 

Nur die Abbildung von Gephyroceras prumiense Steining. (Taf. II, Fig. 6), einer am Martenberg, 
bei Adorf und bei Büdesheim ausserordentlich selten vorkommenden Art, möge beigefügt werden. Dieselbe 
ist zuerst bei Steininger, Geogn. Beschreibung der Eifel, Taf. I, Fig. 5, nicht sonderlich deutlich abgebildet 
worden und ist offenbar die durch starke Sculptirirung der Aussenseite gekennzeichnete (»trachyostrake«) 
Nebenform von: Gephyroceras intumescens. 

Was dieHäufigkeit der Formen anlangt, so sind in den westdeutschen und französischen (mir fast 
durchweg aus eigenen Aufsammlungen bekannten) Fundorten Gephyroceras complanatum (2) und intu- 
mescens (3) am verbreitetsten und häufigsten; auch Gephyroceras affine und calculiforme finden sich ziemlich 
überall. Die Formen der drei von der Hauptreihe abzweigenden Nebenreihen sind ebenso wie das extrem 
ausgebildete Gephyroceras acutum viel weniger verbreitet und an den Fundorten selten. (Gephyroceras 
prumiense). Das Vorkommen von Gephyroceras in den verschiedensten Facies weist auf pelagische, 
freischwimmende Lebensweise hin. Gephyroceras, dem an Verbreitung kaum Tornoceras gleichkommt, 
findet sich ı. in rothen Goniatiten-Kalken, 2. in grauen Goniatiten-Kalken (Domanik des Timan und Naples 
beds, N.-York), 3. in schwarzen bituminösen Gonzatiten-Kalken, 4. in Kramenzel-(Knollen-)Kalken 
(Chudleigh, Devonshire), 5. in Goniatiten-Mergeln (grau mit verkiesten Kernen: Typus Büdesheim; roth 
ohne Pyrit: Typus Saltern Cove bei Torquay), 6. in grauen, Brachiopoden und Korallen führenden Mergel- 
kalken Belgiens (»Frasnien« von Nismes), 7. in reinen weissen Korallenrifikalken (Iberg bei Grund im Harz). 

Die carbonischen Nachkommen der Gephyroceratiden sind Nomismoceras und Dimorphoceras, 
beziehungsweise Thalassoceras. Bei Nomismoceras (Lethaea palaeozoica, Taf. XLVIa, Fig. 8 a—f) stimmen 
Sculptur, Wohnkammerlänge und Mündungsrand sowie die Sutur so vollkommen mit Gephyroceras (Mantico- 
ceras) überein, dass ein Zweifel über den Zusammenhang nicht möglich ist. Gleichzeitig und unabhängig 


1) Im Sinne früherer Ausführungen (Lethaea palaeozoica, Dyas, pag. 482, Anm.) in Klammern hinter dem Species- 
namen beizufügen: Gephyroceras intumescens Beyr. (Manticoceras). 

2) Wollte man auf Grund des zweifellos vorhandenen Unterschiedes Manticoceras intumescens und Verwandte 
als Gattung von Gephyroceras s. str. trennen, so müsste folgerichtig auch I. Gephyroceras Hoeninghausi, 2. Aganides 
praecursor (ohne die inneren Seitenloben von Aganides sulcatus), 3. Cheiloceras oxyacantha (mit Antisiphonallobus, 
der bei Cheiloceras subpartitum fehlt) ete. etc. als Gattung unterschieden werden. 

3) Vereinzelte, nicht sicher bestimmbare Exemplare liegen in den Cubodes-Kalken bei Büdesheim; ein Gephy- 
roceras (Manticoceras) ist bei Nehden gefunden worden. 

4% Die Goniatiten-Kalke in Adorf (Paläontogr. 28, pag. 15—22 mit Nachträgen). Ueber die Namengebung von 
Gephyroceras intumescensBeyr. = primordialis, 1. c. pag. 27), siehe Cephalopoden der Domanik im südlichen Timan, pag. 17. 
b) 


Beiträge zur Paläontologie Oesterreich-Ungarns, Bd. XIV, 


Fritz Frech. 


58 


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[33] Ueber devonische Ammoneen. 59 


von dem Verfasser hat Fig. 18. seits erkennen: Aller- 

E. Haug dieselbe An- Querschnitte der Umgänge von Gephyroceras (Manticoceras) dings sind die ein’ 

schauung begründet. aus der Zone des Gephyroceras intumescens {Unt. spitzigen Bohenendr: 
2 ie 


Hingegen glaube ich gungen von Gephyro- 


nicht, dass sich, wie 4 ceras bei den jüngeren 
derselbe Forscher an- Formen zwei- und drei- 
deutet, ein genetischer spitzig geworden. Viel 
Zusammenhang von grösser ist dagegen die 
Dimorphoceras und Uebereinstimmung von 
Tornoceras nachwei- Anthracoceras aus der 
sen lässt. Gerade unteren oberschlesi- 
zwischen den hoch- 
differenzirten — bisher 
wenig bekannten — 
Tornoceratiden, (Tor- 
noceras Escoti und 


schen Steinkohlenfor- 


mation, dessen Sutur 
oben in ergänzter Form 


© 

neu gezeichnet ist. Hier 
ist die Sutur von Ge- 
phyroceras im Ganzen 
fast unverändert ge- 
blieben ; nur ein kleiner 
Nahtlobus ist hinzu- 
gekommen. Extern- 
und Internseite, sowie 


a Gephyroceras acutum Sandb. (sehr seltene, nur in West- 
deutschland vorkommende Art). N. Sandberger. b Ge- 
phyroceras complanatum Sandb. (= Gephyroceras intu- 


Pseudoclymenia) einer- 
seits und Dimorpho- 
ceras andererseits be- 
steht keinerlei Aehn- 
lichkeit. 

Hingegen lässt 
sich ein Zusammen- der grosse Seitensattel 


hang zwischen Dimor- sind übereinstimmend 


bhoceras (beziehungs- mescens F. Roem et auct. Orig. zu Lethaea geognostica. gebaut; noch näher 
weise Thalassoceras) 3. Aufl. Taf. I, Fig. 15). Korallenkalk des Ibergs bei steht die Art Timani- 
discrepans u. Looneyi, Grund (Mus. Breslau). Häufigste Art. c Gephyroceras tes, das nur einen Naht- 


intumescens E. Beyr. s. str. (= Gephyroceras primor- 
e 5 dialis auct.) N. Sandberger. Ebenso verbreitet aber weniger 
Taf. ul b, iz: > häufig als c. d Gephyroceras affine Steining. Pic de 
und 11) einerseits und Cabrieres leg. F. Frech. (Selten, aber verbreitet). 
Gephyroceras anderer- so gross (mittleres 


Oberdevon bis Unteres Obercarbon), so könnte man versucht sein, Anthracoceras als Subgenus zu Tima- 


lobus mehr besitzt. 
Wäre der geologische 


Lethaea palaeozoica, 


Zeitunterschied nicht 


nites zu rechnen. 
Timanites (Mojs.) em. Holzapfel 
— Hoeninghausia Gürich. 
(Lobenzeichnung oben, pag. 55, Taf. II, Fig. 2, 3.) 
Scheibenförmig, meist scharfkantig. Sutur von Gephyroceras (insbesondere Gephyroceras Hoening- 
hausi) durch Ausbildung eines Auxiliar- und eines Nahtlobus verschieden. Wohnkammer = 2 Umgang. 


Tiefstes Oberdevon. Typus: Timanites acutus Keys. 


Subgenus: Probeloceras Clarke em. 
Wie Timanites, aber Sättel spitz; der zweite (nicht wie bei der Hauptgattung der erste) Lateralsattel 
ist am grössten; ein Adventivlobus. Unteres Oberdevon. Typus: Probeloceras Lutheri Clarke. 


Timanites Hoeninghausi Arch. Vern. sp. 
Taf. II, Fig. 9. 

Goniatites Hoeninghausi, Archiac et de Verneuil: Description of fossil Mollusca bei Sedgwick and Murchison, 
Distribution and classification of the Palaeozoic deposits of the North of Germany etc. Transactions Geol. soc. 
of London, 2. ser, Vol. VI, Taf. 25, Fig. 7 (non Goniatites Hoeninghausi L. v. Buch, Bronn’s Lethaea geogn. 
3. Aufl. Taf. Lf, pag. 515. Vergl. Frech: Lethaea palaeozoica 2, pag. 165, wo die Zugehörigkeit dieser Art zu Gephy- 
roceras nachgewiesen wird), 8* 


60 Fritz Frech. [34] 


Die Aehnlichkeit der in demselben tiefsten Horizonte des Oberdevon vorkommenden, oben citirten 
Arten 1. Timanites Hoeninghausi Arch. Vern. sp. und 2. Gephyroceras Hoeninghausi L. v. Buch sp. hat 
die Erkennung der letztgenannten wichtigen Form erschwert. Z. B. ist das Taf. II abgebildete Stück in 
der Sammlung der geologischen Landesanstalt von E. Kayser als Gephyroceras sublamellosum Sandb. 
bezeichnet worden. Auch E. Haug (Etudes, pag. 45) rechnet die beiden Arten zu derselben Gattung.!) 


Doch zeigt ein Blick auf die obenstehenden Lobendiagramme, dass Gephyroceras Hoeninghausi 
(— lamellosum Sandb.) unmittelbar neben die Gruppe des Gephyroceras intumescens Beyr. (Manti- 
coceras) gehört. 

Die Speciesunterschiede von Timanites acutus Keys.’) und Hoeninghausi beruhen sowohl in 
der abweichenden Lobenform, wie in der mehr evoluten Gestalt der westeuropäischen Art. Auch das abge- 
bildete Stück unterscheidet sich durch spitzere Sättel von dem Original Archiac’s und Verneuils. 
Doch scheint letzteres etwas abgerieben zu sein, während unser Exemplar ein natürlicher Steinkern ist, an 


dem die Loben und Sättel somit eine ungewöhnlich gute Erhaltung zeigen. 


Ein Exemplar des von Holzapfel eingehend beschriebenen Timanites acutus Keys. aus dem 
Petschoraland habe ich Taf. II, Fig 3 abbilden lassen, da der Mündungssaum besser erhalten ist als 
auf irgend einem anderen bisher bekannten Vertreter der Gattung. Der Steinkern der Wohnkammer zeigt 
Eindrücke der Anwachsstreifen, welche dem Mündungssaum durchaus parallel verlaufen, sowie spirale Furchen 


von unbeständigerer Form. 


Die Bedeutung des abgebildeten Stückes von Timanites Hoeninghausi liegt nicht auf der paläontolo- 
gischen Seite, die durch Holzapfel’s Beobachtungen (Gephalopoden der Domanik, pag. 43) vollkommen 
geklärt ist, sondern in dem geologischen Auftreten: Timanites kennzeichnet überall die tiefste Zone des Ober- 


devon im Liegenden der Zone mit Gephyroceras intumescens s. str. und Beloceras multilobatum. 


Man darf somit auch den Schluss ziehen, dass das Zusammenvorkommen von Timanites mit 
Gephyroceras s. str. (Gephyroceras uchtense, bisulcatum, Tschernyschewi, regale) am Timan darauf 
hindeutet, dass hier vornehmlich der tiefste Horizont des Oberdevon entwickelt ist, ohne dass die höhere 
Zone des Gephyroceras (Manticoceras) intumescens fehlt. 

Auch in den Dillenburger Eisensteinen kommen neben Timanites vornehmlich Arten der 
Gattung Gephyroceras s. str.: Gephyroceras aequabile und planorbis vor. 


Probeloceras Clarke. 
(Lobenzeichnung oben, pag. 55.) 


Die Gattung Probeloceras, deren Beschreibung durch J. M. Clarke fast gleichzeitig mit der ein- 
gehenderen Darstellung von Timanites veröffentlicht wurde, steht Timanites Hoeninghausi so nahe, dass 
die Bezeichnung als Untergattung von Timanites die verwandtschaftlichen Beziehungen wohl am besten 
ausdrücken würde. Den einzigen wesentlichen Unterschied bildet das Vorhandensein eines ziemlich grossen 
Adventivlobus bei Probeloceras, der Timanites fehlt. 


Das Vorkommen eier ausserordentlich seltenen, mit dem New-Yorker Probeloceras Iynx Clarke 
nahe verwandten Form in den Goniatiten-Schiefern von Büdesheim sei hier kurz erwähnt, Das Stück 
lag als unbestimmbar seit langer Zeit in meiner Sammlung, bis sich durch Vergleich mit den Abbildungen 
Clarke’s die nahe Beziehung ergab. Leider liegt nur dies Bruckstück eines scheibenförmigen Goniatiten 
aus der Eifel vor, dessen genauere Bestimmung unthunlich ist. Hierher &ehört wahrscheinlich auch der 
vier- bis fünfmal so grosse Goniatites multiseptatus L. v. B., dessen Lobenzeichnung (nach Holzapfel) 


‘) Haug ist dadurch natürlich zu einer Aenderung des Artnamens (Timanites Archiaci Gürich, wie bei 
Gürich: Poln. Mittelgebirge, pag. 348) veranlasst worden, — Aeltere Angaben Hyatt’s über die schwer zu deutende 
Art haben die Sachlage nicht geklärt. Vergl. auch Beyrich: Zeitschr. D. geol. G. 1884, pag. 211. 

°) Das von Gürich aus dem polnischen Mittelgebirge (l. c.) erwähnte, nicht ganz sicher bestimmbare Bruch- 
stück steht jedenfalls dem russischen Timanites acutus näher als der westeuropäischen Form, 


[35] Ueber devonische Ammoneen. 61 


beigefügt wird. Die Art ist zwar mit Probeloceras Iynx nicht ident, aber doch verwandt und das Vorkommen 
im Oberdevon somit wahrscheinlich.!) 


2. Unterfamilie: Beloceratinae Frech. 


Scheibenförmig, mit spitzen Satteln und zahlreichen Adventiv- und Auxiliarloben (pag. 5—6). Devon: 


Eine Ableitung des nach den bisherigen Erfahrungen älteren Beloceras von Probeloceras ist nicht nachweisbar. 


Beloceras Hyatt. 
Beloceras praecursor n. sp. 
Taf. IV, Fig. ı1. 


Von den gleich grossen Exemplaren des Beloceras multilobatum unterscheidet sich die geologisch 
viel ältere, aus dem tiefsten Unterdevon der karnischen Alpen stammende Art durch unerhebliche Unterschiede: 


1. Die Adventivloben XXXIla, Fig. 9) abgebildeten 
sind weniger spitz als bei Belo- Fig. 19 Exemplares (dessen Lobenzeich- 
ceras multilobatum. nung dort nicht ganz correct 

2. Die Auxiliarloben war) ist zur Vergleichung im 


N 


sind grösser als bei Beloceras Texte wiederholt worden und 


multilobatum. Beloceras multilobatum Beyr. Unt, lässt die Geringfügigkeit de 
Oberdevon (Z.d. Gephyroceras intu- 
mescens). Rother Kalk des Pic de 
Cabrieres. Eine schwarz ausgetuschte 
Kammer eines erwachsenen Exem- 


3. Die gesammte Zahl Unterschiede klar hervortreten. 


der Suturelemente (Io) ist etwas Wenn auch bei Brachio- 


geringer als bei Beloceras mul- poden einzelne Arten durch eine 


tilobatum (etwa 13). plares. Gesammelt vom Verf. Verel. noch grössere Schichtenmächtig- 
Die Sutur des in der Taf. IV, Fig. 11. keit (Untersilur bis Oberdevon?) 
Lethaea palaeozoica (Taf. oder Untercarbon)°) unverändert 


hindurchgehen, so steht doch wohl die lange Lebensdauer eines verhältnismässig complicirten Typus wie 
Beloceras unter den Ammoneen einzig da. 

Ich würde das Vorkommen von Beloceras praecursor an der Basis des Devon durch tektonische 
Verschiebungen erklären, wenn nicht das deutliche Profil des Wolayer Thörls (aus dem Beloceras praecursor 
stammt) als die normale Schichtenfolge in den karnischen Alpen allgemein anerkannt wäre. Das graue 
Gestein, in dem das von mir aus dem Anstehenden herausgeschlagene Exemplar liegt, enthält ferner Anar- 
cestes, Aphyllites und das obersilurische Cyrfoceras miles Bam. (E,)*) sowie zwei Tornoceras-Arten. Die 
Mischung jüngerer und älterer Typen kennzeichnet also die ganze Fauna. 

Die einzige Möglichkeit, die lange Lebensdauer von Beloceras zu verstehen, beruht wohl in der 
Annahme, dass benthonisch lebende Formen längere Lebensdauer besitzen als pelagische Schwimmer. 


Alle sonst zu Beloceras gehörenden Formen: Beloceras multilobatum Beyr. und das evoluter gebaute 
Beloceras Kayseri Holzapfel gehören dem unteren Oberdevon an. 

Der zuweilen als Beloceras bezeichnete Goniatites multiseptatus L. v. Buch gehört zu Timanites, 
bezw. Probeloceras (s. 0.). 


3. Unterfamilie Prolecanitinae Frech. 


Wohnkammer kürzer als ein Umgang, Sculptur und Mündung mit Seitenohren und tiefem Rücken- 
ausschnitt. Sutur mit tiefem Extern- und Antisiphonallobus, meist mit zahlreichen äusseren und inneren 
Seiten- und Auxiliarloben. 


‘) Der Fundort des grossen in Pyrit verwandelten Bruchstückes ist unbekannt. 
2) Atrypa reticularis. 

®) Leptaena depressa, bezw. Leptaena analoga. 

*), Frech, Karnische Alpen, pag. 247. 


A. Externlobus einspitzig. 


1. Prolecanites Mojs. (+ Phar- 
ciceras Hyatt + Schistoceras Hyatt). 
Sculptur nur aus Anwachsstreifen 
bestehend. Externlobus weniger tief 
als bei den übrigen Gattungen. Auf 
der Aussenseite stets mehr als zwei 
(bis zu 5) Hilfsloben,!) deren Zahl mit 
der Zunahme der Involution wächst. 
Auch die Innenseite zeigt neben dem 
tiefen und spitzen Antisiphonallobus je 


ı—2 Seitenloben. Öberstes Mittel- 


devon bis Carbon. 

2. Phenacoceras nov. gen. 
(= Cycloclymenia Gümbel). Extern- 
lobus und erster Seitenlobus sehr 
tief, zweiter Seitenlobus kleiner, ein 
tiefer Nahtlobus vorhanden.?) Ganz 
evolut, Windungen breit, nur berüh- 
rend. Sculptur aus feinen scharfen 
Streifen auf der Seite und einem 


1) Nur bei dem ganz evoluten 
Prolecanites Lyoni liegt zwischen den 
zwei Seitenloben und dem Antisiphonal 
ein einziger Nahtlobus. Hingegen zeigt 
Prolecanites clavilobus (ganz involut, 
Taf. II, Fig. 10) 5 Hilfsloben, Prolecanites 
lumulicosta 3, Prolecanites Becheri (Taf. ]I, 
Fig. 12) 2—3 (je nach der Grösse), Prole- 
canites applanatus ı—2 und nur Prole- 
canites Lyoni 1 Hilfs- (bezw. Naht-)lobus. 
Wer auf diese Zahlenverhältnisse und den 
Grad der Involution systematischen Werth 
legt, darf nicht 3 Gattungen (Prolecanites, 
Schistoceras, Pharciceras), sondern muss 
10 unterscheiden: Auf der einen Seite 
steht Prolecanites Lyoni mit einem, aur 
der anderen Seite Prolecanites clavilobus 
mit 5 äusseren + ca. 3 inneren (= 8) 
Suturelementen zwischen Antisiphonal- 
und äusseren Seitenloben. Prolecanites 
lunulicosta besitzt 3 + 2, Prolecanites 
tridens 2 -- 2, Prolecanites applanatus 
ı + I Lobus in derselben Lage. Aller- 
dings würde ein Theil dieser »Gattungen« 
nur durch Wachsthumsstadien verkörpert 
werden. Denn wie ein Blick auf die Loben- 
entwicklungen zeigt, erfolgt die Ein- 
schiebung neuer Innen- und Hilfsloben 
Schritt für Schritt mit dem Wachsthum 
des betreffenden Exemplars. 

2) Innensutur unbekannt. 


Fritz Frech. 


Loben von: a Pseudarie- 
tites silesiacus nov. gen. 
nov. sp. (= Goniatites 
tuberculoso-costatus 
Tietze non auct.). Neu 
präparirtes Original- 
exemplar Tietze’s. Cly- 
menienkalk, Ebersdorf. 
Mus. Breslau. Sutur 
eines ausgewachsenen 
Exemplars, entsprechend 
den Anfangswindungen 
von Triainoceras und 
Prolecanites. b Phenaco- 
cerasplanorbiformeMstr. 
sp. (Clymenia bezw. 
Cycloclymenia planorbi- 
formis Mstr. bez. Gümb.) 
Clymenienkalk, Gatten- 
dorf. Originalexemplar 
Gümbel’s; neu präparirt. 
c Triainoceras costatum 
Arch. Vern. em. Unterstes 
Oberdevon, Dillenburg. 
Mus. Berlin. Entwick- 
lungsformen eines Exem- 
plars. c, Aufgewickelte 
vollständige Sutur einer 
Anfangswindung. c, In- 
nensutur des auf c, fol- 
genden Umgangs. 
c; Aussensutur desletzten 
Umgangs. c, Querschnitt 
des auf c, dargestellten 
Umgangs. d Pronorites 
mixolobus Sandb. Unter- 
carbon (Posidonienschie- 
fer) Nassau. Nach Sand- 
berger. Sämmtliche Sutu- 
ren sind in natürlicher 
Grösse gezeichnet. . 


[36] 


flacheren Rückensinus bestehend. Cly- 
menien-Kalk, ı (oder 2) Arten. 

3. Pseudarietites nov. gen. 
(Sutur s. 20a). Schalenform und 
Sculptur Arietites ähnlich, d. h. evo- 
lut, kräftig gerippt mit einem dem 
Sceulptursinus entsprechenden Kiel auf 
der Aussenseite. Sutur?) aus einem 
tiefen Externlobus und einem breiten, 
Seitenlobus bestehend. 
ı (oder 2) Arten im Clymenien-K alk. 

Die Sutur entspricht, wie ein 
Blick auf die 


zeigt, dem Embryonalzustand von 


winkeligen 


Lobenentwicklungen 


Triainoceras und Frolecanites. Die 
Sculptur der Aussenseite steht hin- 
gegen auf einem Stadium weitgehender 
Differenzirung. 


B. Externlobus dreispitzig. 


4. Triainoceras Hyatt em. 
Frech —- Sandbergeroceras Hyatt‘) 
(Sutur s. oben). Schale evolut mit 
kräftigen Seitenrippen und zwei Furchen 
auf der Aussenseite (dem Externsinus 
entsprechend). Der dreizackige Sipho- 
nal- und erste Laterallobus tief; die 
drei übrigen tragen den Charakter von 
Hilfsloben. Internseite mit einem Sipho- 
nal- und zwei, beinahe gleich langen 
Seitenloben. Nur eine Art aus dem 
tiefsten Oberdevon bekannt. 

5. Pronorites (Mojs.) em. 
Aussenseite gestreift, Externlobus drei- 
spitzig, wenig tief eingesenkt (Pro- 
norites mixolobus). Seitenloben theils 
wie bei Prolecanites, theils durch 
Zweispitzigkeit der Lateralloben com- 
plieirt. Carbon. 


») Nur Aussenseite bekannt. 

*, Auf die Identität der beiden 
Gattungen hat Holzapfel in zutreffen- 
der Weise hingewiesen. »Triainoceras« 
costatum Arch. Vern. (Fig. 3c) entspricht 
der ausgewachsenen Art, »,Sandberger- 
oceras« tuberculoso-costatum Sandb. ist 
ein wahrscheinlich etwas ungenau ge- 
zeichnetes, zwischen c, und ©, stehendes 
Entwicklungsstadium. 


[37] Ueber devonische Ammoneen. 62 


Systematische Einzelheiten: 
a) Phenacoceras.') 
Phenacoceras planorbiforme Mstr. sp. 


Clymenia planorbiformis Mstr. sp. (Sutur s. oben): Litteratur und eingehende Beschreibung bei Gümbel: 

Clymenien des Fichtelgebirges, pag. 166, Taf. XXI, Fig. 6. (Cycloclymenia). 

Auch mir liegen nur die beiden von Gümbel gut abgebildeten Originale des Grafen Münster 
vor (Paläont. Museum München, aus grauem Clymenien-Kalk von Gattendorf). Da die Gümbel’sche — 
an sich durchaus correcte — Lobenzeichnung von einer stark abgeschabten und angeätzten Stelle stammt, so 
versuchte ich mit grösster Vorsicht die Sutur an einem anderen, weniger mitgenommenen Theile der Aussen- 
windung freizulegen und fand hier vier offene Externloben hintereinander, so dass ein Zweifel an der Zu- 
gehörigkeit der Form zu den Goniatiten ausgeschlossen ist. Die Sutur tritt in dem grauen Kalke im 
Allgemeinen nicht sehr deutlich hervor und Gümbel hatte daher den Umgang so weit abgeschabt, bis der 
offene Siphonallobus sich wieder geschlossen hatte. Die Beobachtung Gümbel’s, der einen internen Sipho 
— allerdings nur im Querschnitt — abbildete, bezieht sich auf den Antisiphonallobus. 


Phenacoceras ? paradoxum Tietze (non Mstr.) sp. 
Taf. I, Fig. 5. 

Die Originale der dreieckigen, ganz eigenthümlichen Clymenia paradoxa Mstr. (vergl. auch die Copie 
in Lethaea palaeozoica Taf. XXXVI, Fig. 5) waren weder in dem Paläontologischen Museum in München, noch 
im Museum für Naturkunde in Berlin wieder aufzufinden. Die genauere generische Bestimmung der eigen- 
artigen Form muss also zweifelhaft bleiben. 

Hingegen liegen mir zwei Ebersdorfer Stücke aus dem letztgenannten Museum vor, die Tietze 
wegen kleiner Unregelmässigkeiten, die das innere Gewinde zeigt, als Clymenia paradoxa beschrieben, jedoch 
nicht abgebildet hat. Da jedoch die äusseren Windungen vollkommen rund sind, wird man dieselben jeden- 
falls von Clymenia paradoxa Mstr. abtrennen müssen. An der nahen Verwandtschaft dieser Stücke mit Phena- 
coceras planorbiforme Mstr. sp. ist nicht zu zweifeln, obwohl die Sutur nicht erhalten ist. Phenacoceras ? 
baradoxum Tietze sp., wie ich die Art vorläufig bezeichne, besitzt dieselben feinen Anwachsstreifen, die- 
selben evoluten, breit niedergedrückten Windungen wie Phenacoceras planorbiforme und unterscheidet sich 


nur durch die Unregelmässigkeit der inneren Umgänge. 


b) Pseudarietites. 


Pseudarietites silesiacus nov. gen. n. sp. 
Taf IE Rior2. 
Goniatites tuberculoso-costatus Tietze non Sandberger: Paläontogr. 19 (1869) pag. 130, Taf. XVI, Fig. 6. 

Die Aehnlichkeit des bei Ebersdorf selten vorkommenden (in zwei Exemplaren im Breslauer Museum 
liegenden) Goniatiten mit Triainoceras costatum hat E. Tietze richtig erkannt. Die Präparation der 
Loben, welche nur an dem einen Stück nach ziemlicher Mühe gelang, ergab jedoch eine vollkommene 
Verschiedenheit von der rheinischen, in viel älteren Schichten auftretenden Art. Da die ältere Figur wenig; 
deutlich ist, wurde eine neue Abbildung des kleineren, vollständig erhaltenen Exemplares und des grösseren 
Bruchstückes gegeben. 


c) Arten von Prolecanites. 


Ueber die Entwicklung und Artenabgrenzung der im tiefsten Oberdevon vorkommenden Prolecaniten 
habe ich wenig nachzutragen.?) Von dem ganz involuten Prolecanites clavilobus Sandb. (Taf. II, Fig. 10) 


1) oevas — Betrüger. Die Bezeichnung Cveloclymenia kann für einen echten Goniatiten nicht beibehalten werden. 
®) F. Frech, Geologie der Umgegend von Haigen bei Dillenburg, Berlin 1887, Paläont. Anhang. 


64 


Fritz Frech. 


bis zu den immer evoluter werdenden Formen Prolecanites Becheri L. v. B. 


Sandb. leitet die Entwicklung allmälig zu Prolecanites lumulicosta hinüber. 


Die auf den 
Textfiguren 
stellte 
lung erheischt ebenso 
Erläute- 


rung, wie die zum Ver- 


darge- 


Lobenentwick- 
wenig eine 


gleich mit den nach- 
stehend beschriebenen 
Arten 
copirten Querschnitte 
(Atas NE, Aero. 12, 113.) 

Ueber das geo- 


französischen 


logische Alter (tiefstes 
Oberdevon) der beiden 
südfranzösischen Arten 
ist im geologischen 
Theile das Wichtigste 


bemerkt. 


Prolecanites Kiliani 
n. Sp. 
Taf. II, Fig. 14 a—f. 
Der bisher nur 
am Südabhang des 
Di@ de (GAbrieres 
(Herault) gefundene 
Goniatit steht Prole- 
canites lumulicosta 
ausserordentlich nahe. 
Die Sutur 


etwas schräger als bei 


verläuft 


der deutschen Art, 
stimmt aber sonst voll- 
kommen mit ihr über- 
ein, denn das Fehlen 
eines dritten, an der 
Naht liegenden Auxi- 
liarlobus beruht auf un- 
Erhal- 


tung. Jedoch ist die 


vollkommener 


Windungszunahme ab- 
weichend: a) die in- 
neren (5—6) Umgänge 
des ziemlich evoluten 
Gehäuses wachsen 
langsamerals bei Prole- 


canites lunullcosta 


Fig. 21. 


Loben- und Suturentwicklung von Prolecanites. 


a Prolecanites tridens Sdb. Embryonalloben vom Original 
FE. Frech (Abh. Geol. L. A. VIIl. H.4, Taf. I, Fig. 2), Grube 
Anna bei Oberscheld, unterstes Oberdevon. a,,, Jugendliche 
Entwicklungsstadien stark vergrössert. (Der Massstab gibt 
die natürliche Grösse an.) a, Aussenseite stark vergrössert 
(I! bezeichnet die Breite des Originals). @, Innenseite mit 
ergänzter Aussenseite. — a, Vollständige Lobenlinie eines 
erwachsenen Exemplars !/,. b,,, Prolecanites compressus 
Sow.em.(= ceratitoides HolzapfelnonL. v. Buch). Innenloben 
von zwei verschiedenen Entwicklungsstadien. Unterstes 
Carbon. Erdbach bei Breitscheid; n. Holzapfel. ce Prolecanites 
Lyoni Hall. Unterstes Carbon, Rockford, Ind. Vollständig 
abgewickelte Sutur, wenig vergrössert. d, Prolecanites 
lunulicosta. Unterstes Oberdevon. Vollständige Sutur eines 
embryonalen Umganges von 4 mm Breite. Gr.-Constanze 
bei Langenaubach; leg. Frech, d, Desgl. erwachsenes Exem- 
plar !/. Copie n. Frech. e Prolecanites Becheri. Unterstes 
Oberdevon, Lobenlinie erwachsener Exemplare, Copie n. 
Frech. Die Embryonalanfänge der Suturen (a,, a,, dı) sind 
vom Verfasser neu präparirt und gezeichnet. 


[38] 


und Prolecanites tridens 


und stimmen — abge- 
sehen von der etwas 
geringeren Dicke — mit 
der Form des Gephyro- 
ceras  calculiforme 
überein; 5) dann be- 
schleunigt sich das 
Wachsthum 


unvermittelt und die 


ziemlich 
vorliegenden ausge- 
wachsenen, 6-7 cm 
im Durchmesser hal- 
tenden Exemplare sind 
flach scheibenförmig;; 
gleichzeitig erhält der 
auf den inneren Um- 
gängen runde Rücken 
zwei deutliche Kanten. 
Bei Prolecanites lunu- 
licosta erfolgt im 
Gegensatz hierzu die 
Grössenzunahme vom 
Anfang bis zum Ende 
gleichmässig. 
Prolecanites 
Kiliani ist als süd- 
französische Localform 
des westdeutschen Pro- 
lecanites lunulicosta 
anzusehen, und gehört 
dem &leichen, hier wie 
dort durch Gephyro- 
ceras  Hoeninghausı 
v. B. gekennzeichneten 
tiefsten Horizont des 
Oberdevon an. 

Der graurothe, 
an Kalkspathadern 
reiche Kalk enthält 
ausser den genannten 
zwei Arten Cladocho- 
mus nov. sp., Penta- 
merus afj. globus Bronn 
und Gephyroceras 
retrorsum L. v. Buch 
em. Beyrich (Taf. II, 
Fig. 1a, 1b) Aeussere 


[39] Ueber devonische Ammoneen. 65 


Form und Sculptur der Goniatiten sind gut erhalten, die Suturen sind fast immer zerstört, und wurden 


unter den circa 40 vorliegenden Exemplaren von Prolecanites Kiliani nur einmal beobachtet. 


Prolecanites lateseptatus n. sp. 
Taf. II, Fig. ıı a-c. 


Die äussere Form des Gehäuses stimmt so vollkommen mit den Anarcesten aus der Gruppe des 
Anarcestes lateseptatus überein, dass ich den obigen Speciesnamen zur Kennzeichnung dieser Convergenz- 
erscheinung gewählt habe. Speciell stimmt die südfranzösische Art in Bezug auf Grösse, Sculptur, Wölbungs- 
verhältnisse und Querschnitt mit Anarcestes praecursor von Mnenian überein. Da diese Art auch in einem 
übereinstimmenden Gestein vorkommt, beruht die Unterscheidung nur auf der Sutur und — wahrscheinlich 
— auf der Länge der Wohnkammer.') 

Die Sculptur lässt einen besonders tiefen, von ziemlich spitzen Ohren begrenzten Rückensinus er- 
kennen. Die äussere Sutur besteht aus vier runden Loben, von denen die beiden mittleren bei weitem am grössten 
sind; eine gewisse Aehnlichkeit mit dem dreispitzigen Externlobus von Triainoceras ist unverkennbar. 

Es sind nur drei Exemplare der interessanten Convergenzform in dem graurothen Gestein des 
Pic de Cabrieres zusammen mit dem häufigen Prolecanites Kiliani gefunden worden: Ein Abdruck, das 
Fig. ııc dargestellte grössere Exemplar und das kleine bis ans Ende gekammerte, vorzüglich erhaltene 
Bruchstück (Fig. Irau. b). Letzteres zeigt auf der Aussenseite die Runzelschicht, während die Anwachsstreifen 


nur durchschimmern. 


Die untercarbonischen Arten erfordern in nomenclatorischer Hinsicht eine Revision, da die 
vor langen Jahren von L. v. Buch und Sowerby beschriebenen Formen so undeutlich abgebildet waren, 
dass eine Wiedererkennung ohne Hilfe der Originalexemplare unmöglich ist. In dem mitteleuropäischen 
Untercarbon sind die folgenden drei Arten von Prolecanites zu unterscheiden: 

Prolecanites ceratitoides L. v, Buch (über Goniatiten und Clymenien in Schlesien, Abh. d. Kgl. 
Akad. d. Wissenschaften, Berlin 1839, Fig. 5) ist weit flacher (nicht gewölbte Seiten) als abgebildet und 
daher von Holzapfel auf eine mit dieser Figur übereinstimmende Nassauer Art bezogen worden. Nun 
ergab aber der Ausguss der Abdrücke, welche das Originalexemplar L. v. Buch’s bilden, eine Form mit 
gewölbten Seiten, die mit dem später von Crick und Foord?°) beschriebenen Frolecanites discoides 
ident ist. 

Nach Crick und Foord besitzt nur das Original des Ellipsolites compressus Sow. thatsächlich die 
flachen Seiten und die evolute Form, welche L. v. Buch’s Art nach der Abbildung zu besitzen schien. 
Holzapfel’s Prolecanites ceratitoides (non L. v. Buch) ist daher mit der englischen Art ident und ein von 
mir?) vorgeschlagener Name Prolecanites applanatus (= Prolecanites ceratitoides Holzapfel non 
L. v. Buch) verfällt somit der Synonymik. 

Der durch involute Form vom vorangehenden unterschiedene Prolecanites aus dem tiefsten Carbon 
von Erdbach wurde von Holzapfel auf Grund der Abbildung (Sowerby, Min. Conch., Taf. CCLII) mit 
Ellipsolites Henslowi Sow. identifieirt. Nun sind aber nach Crick und Foord (l. c. pag. 252) die Originale 
von Ellipsolites compressus und Henslowi ident, die Abbildung Sowerby’s aber so ungenau, dass die 
Bestimmung Holzapfel’s gerechtfertigt erschien: 

Der Erdbacher Goniatit muss also neu benannt werden und es ergibt sich die folgende Synonymik: 

1. Prolecanites ceratitoides L. v. Buch (non Holzapfel), Leth. pal., Taf. XLVla, Fig. 10. 

— Prolecanites discoides Crick and Foord, Catalogue Brit. Mus. Ill, pag. 256, mit gewölbten 
Seitenflächen. Oberes Untercarbon oder Stufe des Productus giganteus. 


1) Vor der mühsamen Präparation der Loben hatte ich die Stücke für Anarcestes gehalten, umsomehr als eine 
zweifellose Art dieser Gattung (Anarcestes Rouvillei v. Koenen) in dem grauen, unterdevonischen Kalk des Pic de 


Cabrieres vorkommt. 
2) Catal. Foss. Cephalop. Brit. Mus. III, pag. 256 (Abb.). 
®) Gleichzeitig mit dem Erscheinen des dritten Theiles des Cephalopoden-Katalogs. 


Beiträge zur Paläontologie Oesterreich-Ungarns, Bd. XIV. O) 


66 Fritz Frech. [40] 


2. Prolecanites compressus Sow. em. (Sowerby: Mineral Conch., Tat. XXXVII), Crick et Foord, 
Catalog. Fossil Cephalopoda III, pag. 252. 

— Ellipsolites Henslowi Sow. 1. c. Taf. CCLXII. 

— Prolecanıtes ceratitoides Holzapfel non L. v. B.: Carbonkalke von Erdbach, Taf. IV, Fig. ı, 3, 6, 
Ataın JD0E, Joe 13, Sy, Main Wo 

— Prolecanites applanatus Frech, Lethaea palaeozoica, Taf. XLVIa, Fig. 9a, 9b. 

Evolut mit flachen Seitenflächen. Unterstes Carbon. Stufe des Spirifer tornacensis. 

3. Prolecanites Holzapfeli nov. nom. 

— Prolecanites Henslowi Holzapfel non Sow. Holzapfel: Carbonkalke von Erdbach, Taf. IV, Fig. 2, 4, 7. 

Seitenflächen flach, Gehäuse viel involuter als ı und 2. Unterstes Carbon. 

Wollte man für die auf weitverbreitete Brachiopoden begründete Stufenbezeichnung des Untercarbon 
Ammoneen-Namen einführen, so wäre das tiefere Untercarbon als Stufe des G/yphioceras princeps 
und Prolecanites compressus, das höhere Untercarbon als Stufe des Glyphioceras sphaericum zu 


bezeichnen. 
4. Familie: Cheiloceratidae Frech 1897: 
Taf. III. 


Cheiloceras, Aganides (mit Prolobites). Sporadoceras und Paralytoceras. 


Gerade oder nur wenig nach vorn gebogene Anwachsstreifen, Mündungsrand von übereinstimmender 
Form, lange (I—1', Umgänge umfassende) Wohnkammer, Labialwülste und eine mit dem geologischen 
Alter allmälig complieirter werdende Sutur sind die Kennzeichen dieser im höheren Oberdevon auf- 
tretenden, natürlich begrenzten Gruppe.!) Die Glyphioceratinae des Carbon schliessen sich ohne scharfe 
Grenze an. 

Ueber die anatomisch-physiologische Bedeutung des Mündungsrandes, der ein Abbild des Thier- 
körpers gibt, ist ein Zweifel nicht möglich; bei der Eintheilung der mesozoischen Ammoneen ist das Merkmal 
stets voll berücksichtigt worden. Tornoceras, dessen Wohnkammerlänge und Sutur bei einigen Arten mit 
Cheiloceras übereinstimmt (Cheiloceras circumflexum — Tornoceras Bertrandi), zeigt in Bezug auf Sculptur 
und Mündungsrand niemals irgendwelche Uebergänge zu Cheiloceras und muss daher einem andern, früher 
abgezweigten Stamme (beziehungsweise Familie) zugerechnet werden. Erst im Obercarbon entwickelt sich 
eine Art aus der Familie der Cheiloceratiden, deren Sculptur mit den schon im Devon erloschenen Aphylii- 
tiden convergirt, während die Sutur durchaus mit G/yphioceras übereinstimmt. (Glyphioceras reticulatum 
Lethaea palaeozoica, Taf. XLVI2, Fig. 7.) 

Die älteste bekannte Gattung (Cheiloceras) zeigt in der Sutur: 

I. einen Seitenlobus von verschiedener Form, und bei der ersten Gruppe gerade Innensutur, bei der 
zweiten weiter entwickelten Formenreihe einen Antisiphonallobus. 

2. Aganıdes besitzt je einen langen zugespitzten Seitenlobus und einen ebensolchen Aussenlobus, 
auf der Innenseite einen Antisiphonal- und meist zwei Seitenloben. Hieher gehört das Subgenus Prolobites. 

3. Sporadoceras weist zwei zugespitzte äussere Seitenloben auf, während die Innensutur mit Aganides 
übereinstimmt. Hieher das Subgenus oder Genus Paralytoceras. 

Uebergänge zwischen den drei Gruppen sind nachgewiesen (I, 2) oder angedeutet (@e3)). 

Von den Untergattungen entspricht Paralyfoceras wahrscheinlich einer einseitigen Weiterbildung von 
Sporadoceras, während Prolobites mit seiner wenig gebogenen Lobenlinie auf den Seitenflächen eine an 
Cheiloceras erinnernde Rückschlagsform darstellt. 

Aus der devonischen Gattung Sporadoceras entwickelt sich im Carbon Glyphıoceras und weiter 
Gastrioceras und Agathiceras; aus den letzteren Gruppe in der Dyas Popanoceras und Cyclolobus, die wieder 
in die triadischen Arcestiden und Phylloceratiden auslaufen. 


‘) Im Gegensatz zu den meisten, einseitig Sutur und Schalenform berücksichtigten Gruppirungen devonischer 
Ammoneen habe ich für die Abgrenzung dieser und anderer Familien den Hauptwerth auf die Sculptur und den der- 
selben genau entsprechenden Mündungsrand gelegt. 


[41] Ueber devonische Ammoneen. 67 


Im Gegensatz zu den rascher oder langsamer aussterbenden Gruppen der Clymenien, Aphyllitiden, 
Gephyroceratinen und Beloceratinen sind demnach die Cheiloceratiden die einzige langlebige 
Ammoneen-Familie (= Stamm, beziehungsweise Phylum Haug’s) des Devon. Auch die von Prole- 
canites und Pronorites ausgehenden dyadischen Medlicottiiden entsenden nur noch vereinzelte Ausläufer 
(Sageceras) in die Trias, 


Cheiloceras Frech (= Parodiceras Hyatt ex parte). 


Parodiceras (oder sprachlich richtiger Parodoceras) Hyatt (Genera pag. 319) ist eine durchaus 
ungenügend begründete Gattung. Der Typus derselben, Goniatites discoideus Hall ist ein normales 
Tornoceras, und zwar noch dazu ein Synonym zu Tornoceras uniangulare.!) — Ebenso ist die 
Diagnose wenig glücklich: Dass der halbmondförmige Mündungsquerschnitt im Gegensatz zu den compri- 
mirten von Tornoceras bedeutungslos ist, braucht nicht hervorgehoben zu werden; die Loben sind im 
vorliegenden Falle so variabel, dass sie bei der Aufstellung einer Diagnose nur in zweiter Linie in 
Betracht kommen. 

Ein buntes Gemisch bilden die von Hyatt (l. c. pag. 319) zu Parodoceras gerechneten Arten: 

1. Der Typus der Gattung gehört zu Tornoceras. 

2. Goniatites oxyacantha, planilobus, supartitus, amblylobus bilden eine natürliche Gruppe (Cheilo- 
ceras Frech). 

3. Goniatites sublinearis Mstr. ist ein Synonym von Aganides sulcatus Mstr. 

Es bedarf keines Beweises, dass eine so begründete Gattung nicht existenzberechtigt ist. Wenn für 
eines der drei heterogenen Elemente eine Gattung mit neuer Diagnose aufgestellt wird, so gebührt derselben 
ein neuer Name. Von dem Mündungsrand, der ersten Wohnkammer und der Form der Anwachsstreifen ist 
in der Beschreibung Hyatt’s?) überhaupt nicht die Rede. 

Die Diagnose lautet: Anwachsstreifen und Mündungsrand geradlinig oder schwach gebogen, Extern- 
sinus fehlt stets. Die Wohnkammerlänge beträgt ı1!/),—ı!/, Umgänge. Aeussere Lobenlinie zwischen einem 
fast geradlinigen Verlauf und einem spitzzackigen Seitenlobus variirend; Innensutur geradlinig oder zu einem 
bogenförmigen Antisiphonallobus ausgebuchtet. Mittleres und höheres Oberdevon. 

Schwieriger als die Abgrenzung ist die Gruppirung der ungemein zahlreichen Arten. Man könnte 
ausscheiden: 

a) eine Gruppe des Cheiloceras subpartitum mit gerundetem oder winkeligem Seitenlobus, gerader 
Innensutur und einer Art mit fast geradliniger Lobenlinie (Chezloceras planilobum). Hierher Cheiloceras 
amblylobum, Verneuili, circumflexum, subpartitum ; 

b) eine Gruppe des Cheiloceras curvispina mit spitzem Seitenlobus und bogenförmigem Antisiphonal- 
lobus. Hierher Cherloceras oxyacantha, globosum, umbilicatum und lagowiense Gür. 


a) Gruppe des Cheiloceras subpartitum Mstr. 


1. Cheiloceras planilobum Sandb. 
Taf. IV, Fie. 12a, b. 

1855. Goniatites retrorsus planilobus, Sandberger: Versteinerungen des Rheinischen Schichtensystems in Nassau. 

Taf. XIV, Fig. 6—7a, Taf. Xa Lobenlinie Nr. 14, I5, 16; Taf. XD, Fig. 27. 
1873. Goniatites Verneuili, Kayser ex parte (non Münster): Zeitschrift der deutschen geol. Gesellschaft, pag. 623. 

Die äussere Form, die relative Dicke der Umgänge und die Gestalt der Labialwülste stimmt durchaus 
mit Cheiloceras subpartitum überein. Jedoch ist die Lobenlinie so einfach, dass die Aufrechterhaltung einer 
gesonderten Bezeichnung wohl gerechtfertigt ist. Der Externlobus ist kurz aber deutlich, die Spitze des 
Seitenlobus verschwindet jedoch allmälig soweit, dass die ganze äussere Sutur beinahe eine grade Linie 

1) Clarke, Naples Fauna, pag. Iıı, Taf. VIII, Fig. 15-18. 

®) Selbst der Name enthält — nach neuerer Auffassung — einen Widersinn: x4poöos heisst Uebergang; Cheilo- 


ceras (Parodoceras p. p.) bildet aber den Ausgangspunkt eines grossen, weitverzweigten Stammbaums, der sich fast 
lückenlos bis zu den Arcestiden sowie Phylloceratiden der Trias verfolgen lässt. 


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[42] 


Fritz Frech. 


68 


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[43] Ueber devonische Ammoneen 69 


bildet. Bei anderen Exemplaren, die bisher nur bei Nehden gefunden sind, schliesst sich die Sutur mehr 
an diejenige von Cheiloceras Verneuili an. So bemerkt man auf der diese Form darstellenden Figur 27, 
Taf. Xdb bei Sandberger eine bogenförmige Vorbiegung der Lobeniinie an dem Nabel, während eine 
Andeutung des spitzen Laterallobus fehlt. Die Vereinigung solcher Exemplare mit Cheiloceras Verneuili 
würde sich auf Grund der Lobenlinie vielleicht rechtfertigen lassen. Jedoch sind, wie oben erwähnt, bei 
dieser Art die Labialwülste auf den äusseren Theil des Rückens beschränkt, während bei der angeführten 
Abbildung Sandberger's die Wülste vollständig wie bei Cheiloceras subpartitum entwickelt sind. 

Auf der Innenseite verläuft die Sutur wie bei Tornoceras subpartitum als vollkommen gerade Linie. 

Tornoceras planilobum findet sich überall als Seltenheit im mittleren Oberdevon von la Serre und 
Nehden, sowie im rothen C/ymenien-Kalk des Pic de Cabritres. Ich kenne ca. 10 Exemplare. 


(Berliner Museum für Naturkunde, Breslauer Museum, Sammlung des Verfassers.) 


2. Cheiloceras subpartitum Mstr. em. Frech. 
Taf. III, Fig. Ta—c. 


1839. = Goniatites subpar- der Lobenlinie und Labial- 
titus, Mstr.:Beitr. 1, Fig. 22. wülste, welche die An- 
ei u Das yon ; wachsstreifen fast stets 

ee a a diagonal schneiden und 
mende Original h 2 % a 
liegt zum Ver- zu in ihrem Verlauf zwischen 
gleiche vor, stimmt & Nabel- und Aussenkante 
vollkommen mit vielfach Unregelmässig- 
nom aß Garen y keiten zeigen, machen 
Sn a > die Art leicht kenntlich. 
ster bezeichneten, 2 ussenachsn9 Stücke 
Taf. III, Fig. 1a von Nehden (Fig. Ia, c) 
abgebildeten Gat- erreichen 3— 31, cm 
tendoxier Stück Durchmesser und sind von 
re er der mehr kugeligen var. 
Berne va > amblyloba leicht zu tren- 
partebeiCrick and nen. Bei jungen Exem- 
Foord, Cat. Foss. 9 plaren ist der lediglich auf 
Ceph. Brit. Mus.IIl, > der Form der ausgewach- 
pag. 99. Hier voll- Gheilogeras subparbitum Aulstn sp. Mittl. Oberdevon "h. SSuen Sei amade 
ständige Lituratur- a nes enstein sen mit nes eluS sinn Labial- chiednnachnnieht 
angabe. — Gonia- wülsten (a,) von Nehden. «a,, a, Ein Exemplar mit nur ö h 
les veiröreusän- zwei Labialwülsten von zwei Seiten. Berliner Museum. wahrnehmbar. Die Art ist 
blylobus, Sandb. ex b Cheilocaras subpartitum var. amblyloba Sandb. Drei sehr häufig im mittle- 
parte, Taf. Xb, Ansichten zweier bis zur Mündung vollständig erhaltener ren Oberdevon von Neh- 
Fig 2.) Bremplars: b, SONWEIZEN Kalk des Val d’Isarne bei den, fehlt jedoch bei Ca- 
Flache, im Alter Gabun et De. Era a un Seammel brieres und ist vereinzeltim 
fast scheibenförmige Ge- a Clymenien-Kalk (Gatten- 
stalt, winkeliger Verlauf dorf) gefunden worden. 


3. Cheiloceras subpartitum (Mstr.) var. amblyloba Sdb. em. Frech. 
Taf. IV, Fig. 16. 
1855. Goniatites amblylobus und biarcuatus, Sandberger: Versteinerungen des Rheinischen Schichtensystems in 
Nassau, pag. 108, Taf. X, Fig. 5, 8, Taf. Xa (Lobenlinie), Fig. ı1. (Das im Berliner Museum für Naturkunde auf- 


bewahrte Originalexemplar von Taf. X, Fig. 8 liegt zum Vergleich vor.) 
1873. Guniatites subpartitus, Kayser: ]. c. pag. 626. 


1) Auf Grund der Uebereinstimmung mit dieser Figur hatte ich den vieldeutigen Namen amblylobus für die 
vorliegende Art beibehalten zu müssen geglaubt (Gürich: N. ]J. Beitr. B. XII, Taf. 14, Fig. 8, 9). Nach Untersuchung 
der in Berlin befindlichen Originalexemplare Münster’s ist die Bezeichnung zu ändern. 


70 Fritz Frech. [44] 


Die Varietät unterscheidet sich durch geringere Grösse und gerundete bis kugelige Schalenform von 
Cheiloceras subpartitum-Typus. Die meisten, mit Wohnkammer erhaltenen Exemplare schwanken im 
Durchmesser zwischen 1'5 und 2 cm; Stücke von 2'5 cm Durchmesser sind selten. 


Die Anwachsstreifen, deren Eindrücke man auch zuweilen auf dem Steinkerne noch wahrnimmt 
(Fig. b,, d,), sind fein und in derselben Richtung wie die Labialwülste gekrümmt. Die letzteren sind entweder 
gleichmässig in ihrem ganzen Verlauf (zwischen Aussen- und Innenseite) gebogen oder zeigen in der Nähe 


des Nabels eine winkelige Knickung. 


Die Zahl der Labialwülste beträgt meist 3—4; ausnahmsweise wie bei dem Taf. IV, Fig. 16 dargestellten 
Exemplar 7—8. Bei vollständig erhaltenen Exemplaren wird der Mündungssaum meist durch einen La- 
bialwulst gebildet. Jeder Wulst bezeichnet also wie bei jüngeren Ammoniten eine Ruhepause im Wachsthum 
und die relative Entfernung ist von äusseren, besonders Ernährungsverhältnissen abhängig. Die Länge der 
Wohnkammer beträgt etwas mehr als einen Umgang. 


Die Sutur verläuft im Allgemeinen geradlinig, die drei Zacken des Extern- und der beiden Lateral- 
loben treten verhältnismässig wenig hervor. Doch finden sich hier mannigfache Abweichungen, insbesondere 
ist der Lateralsattel zuweilen stark gekrümmt, wie bei Tornoceras oxyacantha und in der Zuspitzung der 
Lateralloben finden sich alle Uebergänge zwischen Cheiloceras planilobum und sacculus. Auch bei kleinen, 
4—5 mm im Durchmesser haltenden Exemplaren sind die Extern- und Lateralloben noch verhältnismässig 
deutlich sichtbar. Die Suturlinie verläuft auf der Innenseite der Umgänge vollständig geradlinig, ohne 
Spur von Antisiphonal- oder inneren Seitenloben. 

Cheiloceras subpartitum v. amblyloba ist die häufigste Versteinerung des mittleren Oberdevon bei 
Cabrieres; ich selbst sammelte dort über 100 Exemplare und die gesammte Zahl der untersuchten Stücke 
übersteigt 300°. Am massenhaftesten erscheint die Art als Erzkern in den Dolomiten von la Serre; ferner 
in den schwarzen, bituminösen Plattenkalken des Val d’Isarne undam Nordabhang des Pic deCabrieres 
in ähnlichen Gesteinen. Hier und bei Ja Touriere findet sich die Art ausserdem in rothem, marmor- 
artigem Kalk. 

Bei Nehden ist die Varietät minder häufig; das Vorkommen derselben (nach Kayser) in den Clyme- 
nien-Schichten von Warstein, Oberscheld, Bohlen, Gattendorf, Schübelhammer und Pether- 
wyn bezieht sich wahrscheinlich auf Cheiloceras subpartitum s. str. 


4. Cheiloceras Verneuili Mstr. sp. 
Taf. IN, Fıg. 7, Taf. IV, Fig. 13, 14. 


Goniatites Verneuili, Mstr.: Beitr. ı, Taf. III, Fig. 9, pag. 17 (1839). 

— Goniatites retrorsus amblylobus, Sandb. ex parte: l. c. Taf. Xb, Fig. 3, 4, 2I, 23, 25. 

== 5 Verneuili, Kayser (non Mstr.) ex parte: ]. c. pag. 623.!) 

= Tornoceras Verneuili, Mstr. bei Crick und Foord:?) Cat. Foss. Ceph. Brit. Mus. III, pag. 97 (Literaturangabe). 
Gerundete, nur in der Jugend kugelige Form der Schale, winkelige Gestalt der Lobenlinie, regel- 

mässiger Verlauf der Labialwülste sind dieKennzeichen der Art. Die Labialwülste sind stets auf die Aussenseite 

beschränkt, zum Theil (bei grösseren Exemplaren) nicht sehr deutlich und verlaufen im Gegensatz zu Cheiloceras 

subpartitum in gleicher Richtung wie die Anwachsstreifen. 


Bei Nehden und in den kalkigen Facies des mittleren Oberdevon von La Touriere bei Gabrieres 
häufig und hier ziemlich gross werdend (5—6 cm Durchmesser). Vereinzelt im Clymenien-Kalk des Fich- 
telgebirges, Enkeberges und bei Cabrieres (la Serre). 


Ein einziges Mal wurde auf einem Steinkerne ein System geradliniger Längs- oder Spiralstreifen 
beobachtet. (Taf. IV, Fig. 15.) 


1) Kayser. cc. pag. 615. 


?) Auch die sehr sorgfältig zusammengestellte Synonymik bei Grick und Foord, Cat. Cephal. Brit. Mus, 
III, pag. 97 fasst die Art zu weit. 


[45] Ueber devonische Ammoneen. "1 


5. Cheiloceras eircumflexum Sandb. 
Taf. III, Fig. 10a, b. 

1855. Goniatites retrorsus circumflexus, Sandberger: Versteinerungen des Rheinischen Schichtensystems in Nassau, 

Taf. X, Fig. 9—-9d, Taf. Xa, Fig. 9, Lobenlinie Nr. 25, 26 (?) 27 (2). (Von Taf. XVIb, Fig. 26.) 
1873. Goniatites Verneuili, Kayser ex parte: Zeitschrift der deutschen geologischen Gesellschaft, Bd. 25, pag. 623. 

Kayser hat in seiner in Einzelheiten recht revisionsbedürftigen Arbeit über Nehden und den 
Enkeberg diese Art mit den schon besprochenen Arten Cheiloceras Verneuili s. str., subpartitum var. 
amblyloba und planilobum!) vereinigt. Cheiloceras circumflexum besitzt schmale, vollständige Labialwülste und 
die kaum bemerkbare Andeutung eines Antisiphonallobus (Fig. 10a). Formen von Cabrieres, die dieses 
Merkmal deutlicher zeigen und einen schmäleren Laterallobus besitzen, habe ich früher zu Cheiloceras 
"eircumflexum gerechnet, dieselben sind aber besser zu Cheiloceras curvispina zu stellen. Cheiloceras 
circumflexum s. str. findet sich nur im mittleren Oberdevon von Nehden. 


6. Cheiloceras acutum Mstr. em. Sandberger. 
Taf. III, Fig. 6. 
Goniatites acutus, Sandberger: 1. c. Taf. X, Fig. Io, Taf. Xa, Fig. 1, 2. i d.E. Kayser ex parte: ]. c. pag. 622. 


Diese interessante Form schliesst sich als galeater Typus von Cheiloceras eng an Cherloceras cir- 
cumflexum (Taf. III, Fig. 10) an. Loben und innere Umgänge sind fast übereinstimmend, auf der Aussenseite 
prägt sich der scharfe an eine Sturmhaube (galea) erinnernde Kamm aus. 

E. Kayser’s ebenfalls bei Nehden vorkommende Originale gehören zu Tornoceras (Taf. I, 
Fig. 17); Goniatites acutus Münster s. sfr. (Beitr. III, Taf. XVI, Fig. ı1, pag. 110) dürfte zu Cheiloceras 
gehören. 

Die überall seltene Art findet sich somit im mittleren (Nehden, Museum für Naturkunde, Berlin und 
Sammlung des Verfassers) und oberen Oberdevon (Fichtelgebirge, Paläont. Museum, München). 


b) Gruppe des Cheiloceras curvispina. 


7. Cheiloceras sacculus (Sandb.) 
Textbild 23 a. 

1955. Goniatites retrorsus sacculus, 1873. Goniatites sacculus, Kayser: 
Zeitschrift der deutschen geo- 
logischen Gesellschaft. Bd.25, 
pag. 624. 

Die angeführten Abbildun- 


Sandberger ex parte: Fig. 23. 


Rheinisches Schichtensystem 
in Nassau, Taf. X, Fig. 22, 
Taf. X a. (Das Original liegt 


as, 


zum Vergleiche vor.) Loben- 
linie Nr. 37 und 38, Taf. XD, 
Fig. 20, 22. 

—=? Goniatites retrorsus angu- 
latus, Sandb.: ibid. Taf. X, 
Fig. 4. (Die Abbildung stellt 
einen weniger kugelig gestal- 
teten Goniatiten dar, der ent- 
weder zu Cheiloceras sacculus 
zu stellen ist, oder eine nahe 
verwandte Varietät bildet. 


Der RR 5 
a Cheiloceras sacculus Sandb. 
Nehdener Orig. v. Sandberger 
(Taf. 10, Fig. 225) neu gezeich- 
net. bCheiloceras oxyacantha 
Sandb. Mittl. Oberdevon 
Nehden Lobenlinie des Ori- 
ginalexemplares von Sand- 
berger Berl. Mus. revidirt !/,. 


gen stellen zum Theil Uebergangs- 
formen von Cheiloceras Verneuili 
zu Cheiloceras oxyacantha dar, 
deren Selbstständigkeit zweifelhaft 
bleiben muss. Die äussere Form 
von Cheiloceras sacculus stimmt 
mit Cheiloceras oxyacantha überein 
(Sandb., Taf. X d, Fig. 22). Die 


Labialwülste erstrecken sich, wie 


bei der genannten Art, von dem äusseren Theil der Schale bis zum Nabel. Den wesentlichen Unterschied 
von Cheiloceras oxyacantha bildet die geringere Länge und weniger ausgeprägte Zuspitzung des Lateral- 


1) Alle diese Formen sind gut unterscheidbar; Cheiloceras circumflexum besitzt einen glockenförmigen Sei- 
tenlobus und bildet eine Convergenzform zu Tornoceras simplex. 


72 Fritz Frech. [46] 


lobus, wie die beiden nach Sandberger's Originalen gezeichneten Suturen erkennen lassen. Ein ziemlich 
tief eingesenkter, mit einer Spitze endigender Antisiphonallobus ist deutlich ausgebildet. 

Die Art kommt in mittleren Oberdevon bei Nehden, la Serre und an der Nordseite des Pic de 
Cabrieres vereinzelt vor; häufiger ist dieselbe im Polnischen Mittelgebirge (Sacculus-Bank bei Lagon). 
Das Studium der im Berliner Museum befindlichen Originale Sandberger’s macht die Bestimmung zweifellos. 


8. Cheiloceras oxyacantha (Sandb.) 
Taf. III, Fig. 3, ıı Textbild 23b. 
1955. Goniatites retrorsus oxyacantha, Sandberger: Rheinisches Schichtensystem in Nassau, Taf. X, Fig. 3. (Das 
Original liegt zum Vergleich vor.) Taf. X a, Lobenlinie Nr. 9 und Io. 
73. Goniatites oxyacantha, Kayser: Zeitschrift der deutschen geologischen Gesellschaft, Bd. 25, pag. 626. 


un 


Gestalt kugelig, mit breitem Rücken, sehr engem Nabel und deutlich ausgeprägten vollständigen 
Labialwülsten. Ein ungewöhnlich grosses (Durchmesser 3:8 cm), bis ans Ende gekammertes Exemplar 
von Nehden ist ziemlich abgeplattet, hat aber den breiten Rücken behalten. Die Länge der Wohnkammer 
beträgt gerade einen Umgang, wie an einem vollständigen, verkalkten Exemplar von Cabri&res beobachtet 
werden konnte. Die feinen Anwachsstreifen verlaufen in der gleichen Richtung wie die Labialwülste. Die 
zugespitzten Extern- und Seitenloben sind entweder gleich lang oder aber der erstere ist etwas kürzer; 
nur bei ganz jungen Exemplaren ist der Externlobus zuweilen länger. Die Länge der Loben vermehrt sich 
stetig mit zunehmender Grösse (Sandb., Taf. X, Fig. 3). Der Antisiphonallobus ist tief und spitz zulaufend, 
der Lateralsattel auf der Innenseite ebenso tief ausgebogen, wie auf der Aussenseite; ein Nahtlobus fehlt. 


Die Art findet sich im mittleren Oberdevon bei la Serre und am Nordabhang des Pic de Cabrieres 
in vererztem, bei la Touriere und Mont Bataille in verkalktem Zustande; in Deutschland bei Nehden 
im gleichen Horizont sowie (nach Kayser) am Enkeberg, bei Oberscheld und Gattendorf im 
Clymenien-Kalk. 

Ueberaus nahe ist die beschriebene Art mit dem gleichalterigen Cheiloceras curvispina verwandt, 


während sich andererseits Cheiloceras globosum ebenfalls nahe anschliesst. 


9. Cheiloceras curvispina Sandb. 
Taf. II, Fig. 9, 12 (Lobenlinie im Text). 


1855. Gontatites retrorsus curvispina, Fi 24 Anwachsstreifen. Fint oder sechs 
. : = Z a 2 S ö a 
Sandberger: Versteinerun : schwach gebogene Labialwülste 


en des Rheinischen Schich- 2 ; h 5 
S ı sind auf die Aussenseite be- 


tensystems in Nassau, pag. ; 
no, Ita X, Ale >, Ma, 3 @ 1 : schränkt. Die Sutur besteht aus 
$) a) eo —H) em $) D 
Fig. 9, Io, 24, 28, Fig. 10a, n Bi u 0 — einem bei erwachsenen Individuen 
{ D 2 PRER- er, B 

Suturen Fig. 1—8. kurzen, bei jüngeren verhältnis- 
a Cheiloceras lagowiense Gürich. 
Mittl. Oberdevon. Lagow b. Kielce, 


Poln. Mittelgebirge. N. Gürich. 
b Cheiloceras curvispina Sandb. 


1873. Coniatites curvispina Kayser: mässig langen Externlobus und 
Zeitschrift d. deutschen geol. 


Gesellschaft, B. 25, pag. 625. 


einem spitz zulaufenden, nach aussen 


schwach gekrümmten Laterallobus, 


Die äussere Form ist nicht Vollständige Sutur. Unt.Clymenien- dessen Breite kleineren Schwan- 
ganz constant; es finden sich kuge- Kalk. Enkeberg b. Berlin, Orie in kungen unterliegt. Der Externsattel 
lise und etwas flacher gestaltete Ku ze ee Hal: ist verhältnismässig kürzer als der 

ö eide /1. 


Die Oberfläche zeigt Lateralsattel. Durch die Krümmung; 


Exemplare. 
des Laterallobus unterscheidet sich 


feine, schwach rückwärts gebogene 
die Art von Cheiloceras sacculus, durch grössere Breite von Cheiloceras oxyacantha, jedoch bestehen in 
dieser Hinsicht zwischen den genannten Arten allmälige Uebergänge. Eine schärfere Trennung ist auf Grund 
der Sutur der Innenseite möglich; der tiefe und spitze Antisiphonallobus von Cheiloceras oxyacantha ist 


bei Cheiloceras curvispina viel schwächer entwickelt. 


[47] Ueber devonische Ammoneen. 73 

In den unteren rothen Bänken des mittleren Oberdevon von Val d’Isarne (Cabriöres) habe ich 
ein Exemplar gesammelt, das von mir zuerst zu dieser Art, später von Gürich zu dem nahe verwandten 
Cheiloceras lagowiense gerechnet wurde (N. ]. 1900, Beil. XIII, pag. 345). Erst die subtile Präparation 
und Bemalung der Loben ergab, dass der gekrümmte Laterallobus weiter von der Mittellinie entfernt und 
dass ein kleiner Adventivlobus vorhanden ist. Das Stück gehört demnach in die nächste Verwandtschaft 
von Sporadoceras subbilobatum oder ist mit dieser Art ident. 

Vorkommen bei Nehden (nach Sandberger auch bei Oberscheld), auf dem Nordabhang des 
Pic de Cabrieres und bei la Serre (Languedoc) im mittleren Oberdevon. Als grösste Seltenheit (ein 
Exemplar im Museum für Naturkunde, Berlin) auch im C/ymenien-Kalk des Enkeberges (wo das Vor- 
kommen neu ist). 

10. Cheiloceras umbilicatum Sandb. (non Münster). 
Taf. III, Fig. 2a, b. 
1855. Goniatites retrorsus umbilicatus, Sandberger:].c. Taf. X, Fig. 1, Taf. ıob, Fig. 1I—13. 
1373. » globosus, Kaysernon Münster: Zeitschrift der deutschen geologischen Gesellschaft, Bd. 25, pag. 625. 

Die Art unterscheidet sich von Tornoceras curvispina, mit der sie zusammen vorkommt und der 
sie überaus nahe steht, durch das Vorhandensein eines weiten Nabels; die äussere Form bildet somit eine 
Convergenz zu Anarcestes lateseptatus. Der zugespitzte Seitenlobus zeigt die für Tornoceras curvispina 
charakteristische Krümmung in verstärktem Maasse; bei jüngeren Exemplaren, beziehungsweise an inneren Win- 
dungen verschwindet zuerst dieser Seitenlobus und man sieht dann einen geradlinig verlaufenden Abschnitt der 
Sutur auf dem Rücken und ein bogenförmig gekrümmtes Stück an der Seite. Bei den Nehdener Stücken tritt 
der Seitenlobus deutlicher hervor, als an den südfranzösischen Exemplaren, auch sind die letzteren bei weitem 
flacher als die ersteren, die fast völlig kugelig gestaltet sind. Man wird daher die südfranzösische Form 
möglicherweise als geographische Varietät abzutrennen haben. Vorläufig ist das Material zu gering (5 Exem- 
plare), um ein bestimmtes Urtheil abgeben zu können. 

Cheiloceras globosum (Mstr.), eine Art des Clymenien-Kalkes, mit der Kayser die Nehdener 
Form vereinigt hat, unterscheidet sich nach Gümbel’s Lobenzeichnung durch die stärkere Verlängerung 
der Extern- und Lateralloben, sowie nach einem Originalexemplar des Berliner Museums für Naturkunde 
durch Fehlen des Nabels. 

Goniatites umbilicatus Münster ist, wie Gümbel nachgewiesen hat, mit Aganides sulcatus 
(linearis) ident. 

Cheiloceras umbilicatum Sandb. ist auf das mittlere Oberdevon beschränkt und findet sich ausser 
bei Nehden in den Dolomiten von la Serre vererzt, sowie verkalkt in einem schwärzlichen Plattenkalk 
bei la Touriere. 

Eine Varietät, bei der der Nabel von Knoten umgeben ist, wird von E. Kayser (l. c. pag. 625) 
als var. nehdensis von Nehden beschrieben. 


11. Cheiloceras globosum Graf Münster em. Beyrich. 
Taf. III, Fig. 4. 
1832. Goniatites globosus, Münster: Planuliten und Goniatiten, pag. 21, Taf. IV, Fig. 4. 


Die von E. Kayser mit Cheiloceras umbilicatum vwerwechselte Art besitzt im Gegensatz zu dieser 
deutlich genabelten Form keine Einsenkung,?) sondern nähert sich der Form einer geschlossenen Kugel. 
Zunächst verwandt ist Cheiloceras oxyacantha, doch ist hier der Abstand des spitzen Seitenlobus von dem 
Externlobus viel grösser als bei Cherloceras globosum. 

Cheiloceras globosum ist die einzige Art der Gattung, welche in dem Clymenien-Kalk neu 
entsteht; alle übrigen Cheiloceren der obersten Devonhorizonte sind die seltener werdenden, aber un- 
verärderten Ueberbleibsel der im mittleren Oberdevon herrschenden Arten. 

1) Neues Jahrbuch 1862, Taf. V, Fig. S. 


°) Der auf der Münster’schen Abbildung angegebene Nabel ist auf dem Originalexemplar in Wirklichkeit 
nicht vorhanden, sondern durch Präparation hervorgerufen. 


Beiträge zur Paläontologie Oesterreich-Ungarns. Bd. XIV. Io 


74 Fritz Frech. [48] 


Die Art ist ausserordentlich selten; ich kenne nur das eine kleine fast bis ans Ende gekammerte 
Originalexemplar des Grafen Münster von Gattendorf (Museum für Naturkunde in Berlin), dessen 
systematische Stellung von E. Beyrich (im Gegensatz zu der Auffassung E. Kayser’s) berichtigt worden ist. 


= 12. Cheiloceras lagowiense Gürich. 
Taf. III, Fig. Sa, Sb. 

Cheiloceras lagowiense, Gürich: N. ]J., Beilageband XIII, 1900, Taf. XIV, Fig. 4, 5, pag. 344; 
stimmt, wie die reproducirten Figuren Gürich’s erkennen lassen, in der äusseren Form zum Verwechseln 
mit Cheiloceras curvispina überein. Auch die äussere Sutur ist sehr ähnlich, die innsre jedoch — wie das 
Lobenschema zeigt — gänzlich abweichend. Vor Allem ist der bogenförmige, breite, mit kleinen Spitzen versehene 
Antisiphonallobus von Cheiloceras curvispina bei der polnischen gleichalten Art_als kurze Spitze ausgebildet. 

Vorkommen: Mittleres Oberdevon (Sacculus-Bank) von Lago w bei Kielce, polnisches Mittelgebirge. 


Aganides (Montf. em.) P. Fischer. 
P. Fischer: Manuel de Conchyliologie, pag. 380. 
— Brancoceras, Hyatt 1884: Genera fos. Gephalopoda, pag. 325. 
— Prionoceras Hyatt (non Brancoceras Steinmann 1881): ibid, pag. 328. 

Den beiden Hyatt’schen Gattungen liegt dieselbe Art als »Typus« zu Grunde. Zu » Brancoceras« 
sulcatum Mstr. (= lineare Mstr.) gehört als Jugendform » Prionoceras« divisum Mstr., dessen Identität 
mit Goniatites linearis Mstr. schon Gümbel im Jahre 1862 (N. ]J., pag. 325) nachgewiesen hatte. 

E. Haug!) hat neuerdings angenommen, dass die beiden Gattungen, für deren erstere der Name 
Aganides mit Recht wieder eingeführt wird, durch die Länge der Wohnkammer verschieden seien: Aganides 
Ixion Holzapfel (Brancoceras) besässe eine kurze, Prionoceras (bisher Goniatites Belvalianus und sulcatus 
Mstr. — linearis Mstr.) eine lange Wohnkammer. 

Meine Annahme, dass auch Aganides (Goniatites Ixion und rotatorius) eine lange Wohnkammer 
besitzen, gründet sich zunächst nur auf ein Exemplar der ersteren Art (Coll. Frech), das eine an der 
Mündung stark zerbrochene Wohnkammer von circa ®/, Umgang aufweist. Vor Allem aber liegt mir eine 
mit der amerikanischen bis auf unbedeutende Unterschiede der Sutur?) übereinstimmende Art des europäischen 
Clymenien-Kalkes, Aganides Gürichi n. sp. vor, die zweifellos eine Wohnkammer von der Länge eines 
Umganges besitzt. Prionoceras und Brancoceras fallen also zusammen und sind hinter dem älteren 
Namen Aganides in die, Synonymik einzureihen. 

Die verwandtschaftlichen Beziehungen der etwa gleichzeitig im obersten Devon lebenden Arten von 
Sporadoceras und Aganides lassen sich graphisch in folgender Weise versinnbildlichen. Ganze Linien 


bezeichnen die sicher nachgewiesene, punktirte die wahrscheinliche Verwandtschaft: 


var. orbicularis Sporadoceras speudosphaericum 
Sporadoceras Muensteri — Sporadoceras subbilobatum 
N 
var. brachyloba Sporadoceras contiguum var. meridionalis 
Sporadoceras mammilliferum ....: Aganides lentiformis 


Sporadoceras cucullatum B RO : 
Sporadoceras subinvolutum Aganides Gürichi 


Subgen Paralytoceras. 


Aganides sulcatus 
Subgen. Prolobites 


1) Etudes sur les Gonzatites, pag. 39 (Aganides), pag. 20 (Prionoceras). 

2) Der Externlobus ist bei Aganides Ixion deutlicher flaschenförmig als bei Aganides Gürichi. Die Extern- 
sättel Jassen bei der ersteren Art einen grösseren Raum zwischen sich, als bei Aganides Gürichi, andererseits drängen 
sich die spitzen Seitenloben dichter aneinander, als bei der Form des C/ymenien-Kalkes. Endlich zeigt der Lateral- 
sattel von Aganides Ixion eigenthümlich winkelige Knickungen. 


Ueber devonische Ammoneen. 


[49] 


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10* 


76 Fritz Frech. 


[so] 
Aganides (= Prionoceras + Brancoceras) mit einem Laterallobus. 
A. Innere Lobenlinie mit einem B. Innere Lobenlinie mit Antisiphonal- und zwei Seitenloben: 
Antisiphonallobus: Gr ; er ET RE 5 Es 
3. Aganides Gürichi n. sp. (nahe verwandt mit 

Aganides Ixion — — —) 

scheibenförmig, ohne Labialwülste. A 

| 
— [m ——— 


Galeate Nebenform mit 
kleinem Nahtlobus: 


1. Aganides praecursor n. sp. 2. Aganides sulcatus Mstr. 4. Aganides lenti- 
(sonst wie Aganıdes sulcatus). — linearis Mstr., kugelig (zum formis. 


Theil abgeflacht) mit tief ein- 
geschnittenen Labialwälsten. 


Aganides Montf. em. 


Aganides praecursor nov. Sp. 
Taf. IH, Fig. 16a, b. 


Nur ein einziges kleines, bis ans Ende gekammertes Exemplar liegt von Nehden bei Brilon vor. 
Dasselbe unterscheidet sich bei aller sonstiger Aehnlichkeit von Aganides sulcatus durch das Fehlen der 
inneren Seitenloben. Der Antisiphonal ist ziemlich breit und wahrschemlich tiefer als bei Aganides sulcatus, 
bei dem zwei innere Seitenloben mehrfach beobachtet wurden. Auch äusserlich unterscheidet sich die neue 
Art durch rascheres Wachsthum bei gleicher Dicke, wie besonders der Vergleich mit Taf. III, Fig. 19 zeigt. 
Das einzige Exemplar befindet sich in Museum für Naturkunde, Berlin. 

Durch die Auffindung dieser ausserordentlich seltenen Zwischenform wird ein vollständiger Uebergang 
zwischen Cheiloceras und Aganides nachgewiesen: 


a) die Gruppe des Cheiloceras subpartitum zeigt eine geradlinige Innensutur; 


b) die Gruppe des Cheiloceras curvispina zeigt eine flach bogenförmige oder durch kurzen spitzen 
Antisiphonallobus unterbrochene Innensutur; a) und 5) haben einen kurzen Externlobus; 


c) Aganides praecursor (isolirte Art) zeigt langen Externlobus und einen tiefen Antisiphonallobus ; 

d) die Gruppe des Aganides sulcatus zeigt zwei innere Seitenloben neben dem tiefen Antisiphonal- 
lobus. Hierher Aganides Gürichi Frech, I/xion Hall, rotatorius Kon. sp., ornatissimus Kon. 
SD SSTWZ 

Es bedarf keines Hinweises, wie gut die allmälige Complication der Lobenlinie mit der geologischen 
Aufeinanderfolge übereinstimmt. Cheiloceras (a, b) besitzt seine Hauptverbreitung im mittleren Oberdevon 
und entsendet Ausläufer in den Clymenien-Kalk. Die Zwischenform (c) findet sich — wie alle Zwischen- 
formen — als grosse Seltenheit im mittleren Oberdevon. Die typischen Formen Aganides sulcatus und 
Gürichi erscheinen häufig im obersten Devon und entsenden Ausläufer in das unterste Carbon, deren 
Unterschiede oft ausserordentlich gering sind (Aganides Gürichi, bezw. Aganides Ixion und 
rotatorius). 


Aganides Gürichi n. Sp. 
Taf. III, Fig. 22, vergl. ibid. Fıg. 19 und Textbild pag. "77. 
— Goniatites simplex oder retrorsus auct. (non. v. B.). 
Die sehr gross werdende, im Alter flach scheibenförmige Art wurde bisher meist mit Aganides 
sulcatus verwechselt. Ich beschreibe dieselbe als besondere Art, vor Allem weil die Labialwülste von 


Aganides sulcatus so gut wie gänzlich fehlen. (Ganz flache, auf den Schalenrücken beschränkte 
Einsenkungen sind bei einigen Exemplaren vorhanden.) Das Fehlen der nicht zu übersehenden vollstän- 


[51] Ueber devonische Ammoneen. 


ST 
SI 


digen Furchen hat bisher vielfach Veranlassung gegeben, die Art als »Goniatites retrorsus« (E. Kayser, 
E. Tietze) zu bezeichnen.) 

Die Sutur jugendlicher Exemplare stimmt vollkommen mit Aganides sulcatus überein und die 
Form des Gehäuses ist nicht sonderlich von dieser Art verschieden. Bei zunehmendem Alter wird die Schale 
fach und der Laterallobus schmal und sehr spitz. 

Ich kenne die Art — die allgemein verbreitet sein dürfte — als ziemlich häufige Erscheinung bei 
Cabrieres (la Serre) und Ebersdorf. 


Fig. 32. 
Aganides (= Brancoceras auct). 


a, Aganides Gürichi. Ausgewachsene Exemplare. 
Frech !J;. Oberer Clymenienkalk. La Serre, Cabrieres 
leg. Frech Coll. Frech. a, Desgl. Querschnitt eines 
ausgewachsenen, in der Grösse mit a, übereinstim- 
menden Exemplars, dessen Sipho etwas asymmetrisch 
liegt. Ebersdorf in Schlesien. Breslauer Mus. az... 
Combinationsfigur: a, äussere Lobenlinie eines 
jüngeren Exemplars von Aganides Gürichi (schwarz 
ausgetuscht). Innere Lobenlinie eines entsprechend 
grossen Exemplars von Aganides sulcatus Mstr. (ein- 
fache Linie). Beide von La Serre bei Cabrieres, leg. 
Frech. a, a, Aganides Gürichi von Ebersdorf. 
Aeussere Lobenlinien zweier kleineren Exemplare in 
nat. Grösse. Mus. Breslau. b Aganides sulcatus 
Mstr. sp. Querschnitt eines ausgewachsenen, kuge- 
ligen Exemplars. Flachere, nicht selten vorkom- 
mende Stücke derselben Art unterscheiden sich von 
Aganides Gürichi stets durch Besitz von vollstän- 
digen, wohl ausgeprägten Labialwülsten (Taf. III, 
Fig. 19, 22). Ebersdorf. Mus. Breslau. c Aganides 
Ixion Hall. Unterstes Carbon (Kinderhook-Schichten) 
Rockford, Indiana. Breslauer Mus. !/,. Sämmtliche 
Querschnitte und Lobenlinien sind in natürlicher 
Grösse ausgeführt. 


ee 


Aganides lentiformis Sandb. sp. em. Gürich. 
Taf. III. Fig. 5, Taf. IV, Fig. 17, Textbild pag. 79. 
Brancoceras lentiforme, Gürich: N. J. Beil-Bd. XII, pag. 347, Taf. XIV, Fig. 1-3. 

Die interessante Art ist von Gürich eingehend studirt und beschrieben worden. Die Abbildung 
wurde hier wesentlich deshalb reprodueirt, um die Convergenz der galeaten Form mit Tornoceras acutunmn, 
Cheiloceras acutum etc. zu veranschaulichen, 

1) Die in Breslau befindlichen Originalexemplare Tietze’s stimmen in der äusseren Form des Gehäuses 
allerdings mit Tornoceras simplex (= retrorsus auct.) überein und konnten umso eher verwechselt werden, als die 
Sutur meist unsichtbar ist. Das Kayser’sche Original des Goniatites simplex vom Enkeberg zeigt hingegen den 


langen Externlobus und den spitzen Seitenlobus von Aganides in voller Deutlichkeit. Nur die Species- 
bestimmung (sulcatus oder Gürichi) ist hier wegen schlechter Erhaltung der Aussenseite nicht ganz sicher. 


-g Fritz Frech. [52] 


Auf der Zusammenstellung der Lobenlinien wird ausserdem noch die Sutur eines erwachsenen 
Exemplars nachgetragen, das wegen der Andeutung eines Nahtlobus interessant ist. Die unmittelbar daneben 
stehende Sutur von Sporadoceras mammilliferum zeigt diesen Nahtlobus zum zweiten Seitenlobus umge- 
wandelt. Der Uebergang: der beiden Gattungen ist noch weit davon entfernt, vollständig zu sein; aber man 
-sieht doch den Weg, auf dem derselbe sich vollzogen hat (pag. 79.a). 

Vorkommen: Mittleres Oberdevon (Sacculus-Bank) bei Lagow, Polnisches Mittelgebirge, 
ziemlich häufig (14 Exemplare) und am Enkeberg bei Brilon selten (6 Exemplare). 


Prolobites Karpinski. 


Kleine, sehr solid gebaute Schalen von niedergedrückter Form mit kragenförmig abgesetztem Mündungs- 
rand. Externlobus lang, der Seitensattel zwischen der zugespitzten Form von Aganides und dem nur ange- 
deuteten Bogen des älteren Tornoceras schwankend. Ein Antisiphonallobus!) vorhanden. 

Clymenien-Kalk, eine Art und eine Varietät. Die Aehnlichkeit der Schalenform, der reducirten Sutur 


und der Labialwülste mit Zobites pisum (St. Cassian) ist augenfällig. 


Prolobites delphinus Sandb. em. Frech. 
Taf. IV, Fig. 18. 
Goniatites bifer var. delphinus, Sandberger: Versteinerungen des rheinischen Schichtensystems in Nassau. Taf. IX, Fig. 5. 
» delphinus, Kayser: Zeitschr. d. geol.- Ges. 1873, pag. 615, Taf XX, Fig. 4. 
Die Widerstandsfähigkeit der kleinen Schalen, in denen etwa ein kräftiger Labialwulst aut einen 
Umgang entfällt, ergibt sich daraus, dass °/, aller gefundenen Exemplare den Mündungsrand besitzen. Auf 
die Solidität der Schale ist auch wohi die Rückbildung der Sutur zurückzuführen, deren Complication be- 


sonders bei älteren Formen als ein Mittel zur inneren Verstärkung des Gehäuses anzusehen ist. 


Fig. 33. 

Prolobites delphinus Sandb. sp. 
Ar a a, b var. nov. atava, c, d Typus der Art. Unt. 
j Clymenienkalk. Enkeberg b. Brilon. a, d Mus. 
Bere Breslau. b,c Vom Verf. gesammelt. !/,. Die Reihe 
a N s soll die ungewöhnliche Variabilität der beiden 
EAN IR b letzten Kammerscheidewände veranschaulichen, 
V N Diese Veränderlichkeit ist nur z. Th. durch die 
ER AL? e Lage sr (punktixt aupra benen) Labialwülste 
SZ NV (b-d) bedingt, im Wesentlichen aber als Atavis- 
= mus (a, b) zu deuten. Die Schalenform ist überall 


d dieselbe. 


Aehnlich wie die Cheiloceras-Arten der Nehdener Schichten (Cheiloceras planilobum—oxyacantha) 
zeigt auch die zur gleichen Formenreihe gehörige Gattung Prolobites grosse Variabilität der Lobenlinie. 
Der lange tutenförmige Externlobus verweist allerdings auf die nahe Verwandtschaft mit Aganides, 
aber der Seitenlobus zeigt, wie die Abbildungen erkennen lassen, eine zwischen Aganides sulcatus und 
Aphyllites oder Tornoceras circumflexiferum schwankende Beschaffenheit.) Die Form des Seitenlobus 
unterliegt sogar bei demselben Individuum (b) beträchtlichen Schwankungen, die zum Theil durch die Lage 


1) Innere Seitenloben fehlten wahrscheinlich nicht. (Sandb., 1. c. Taf. IX, Fig. 5c.) 

2) Die verschiedenen Angaben E. Kaysers der dem Goniatites delphinus zuerst .(1873) eine Anarcesten 
ähnliche später (1899) eine an Goniatites sulcatus erinnernde Sutur zuschrieb, sind hiernach zu berichtigen, be- 
ziehungsweise zu präcisiren. 


[53] Ueber devonische Ammoneen. 79 


auf dem Labialwulst, zum Theil durch den niedergedrückten, kapuzenförmigen Schalenumriss bedingt sind. 
(Siehe die Lobenzeichnungen.) Ich glaube vorläufig — trotz der grossen Verschiedenheit der Endglieder — 
keine Arten, sondern Varietäten annehmen zu sollen: 

I. Die an Aganides sulcatus erinnernden Formen (Abb. c, d) bezeichne ich als die typische Art. 

2. Die Exemplare mit rückgebildeten Sutur (a, db) bezeichne ich als var. atava. 

Beide Formen kommen zusammen, und zwar ziemlich häufig am Enkeberg bei Brilon vor. 


Ausserdem sammelt sich am Klein-Pal in den Karnischen Alpen ein einzelnes kleines Exemplar, dessen 
Lobenlinie nicht freigelegt werden konnte. 


Sporadoceras Hyatt em. Frech. 
— Sporadoceras Hyatt — Dimeroceras Hyatt + Discoclymenia Guembel, pag. 57. 
Wohnkammer länger als ein Umgang, Mündungsrand und Anwachsstreifen geradlinig. Zwei spitze 


äussere Lateralloben, ein Antisiphonal- und je ein innerer Seitenlobus stets vorhanden. Kammerscheidewände 
convex. Mittleres und besonders oberes Oberdevon. 


Fig. 34. 
a Aganides lentiformis Sandb. em. Gürich. Mittl. Oberdevon, Lagow 04 | 
b Kielce, Polnisches Mittelgebirge. a, Junges Exemplar °/,. as, Er- 7 N ! 
wachsenes Exemplar !/, mit der Andeutung eines zweiten Seitenlobus. d, SINE 


b Sporadoceras mammilliferum Sandb. sp. (Dimeroceras auct.) 


Unt. Clymenienkalk, Enkeberg bei Brilon. Ges. vom Verfasser !/.. b ANA 


c Sporadoceras Muensteri L. v. B. c, Sacculus-Bank (mittl. Ober- \N Ve Syn €, 
devon), Lagow bei Kielce. Coll. Gürich. Vollständige Sutur. Y A 

Ca,a3 Ob. Clymenienkalk, La Serre bei Cabrieres. cs, Normale Sutur, IV j 2 

C; zeigt links die Sutur, rechts den medianen Schnitt an dembelben | 


Exemplar !/,. Vergl. Taf. IV, Fig. 13a b. 


d Sporadoceras Muensteri L. v. B. var. nov. brachyloba. Unt. d a 
Clymenienkalk, Enkeberg bei Brilon. Museum Halle. a) = 
Sporadoceras zeigt im Lobenbau nicht unerhebliche Verschiedenheiten je nachdem: 
1. die zwei seitlichen Loben gleich sind (Gruppe des Sporadoceras Muensteri, Taf. III, Fig. 13 a, b). 
2. der extern gelegene Seitenlobus kleiner ist (Gruppe des Sporadoceras subbilobatum Mstr.) 
3. der extern gelegene Seitenlobus grösser ist (Gruppe des Dimeroceras mammilliferum Sdb.) 
4. die Sättel zugespitzt sind und ein Adventivlobus vorhanden ist (Sporadoceras cucullatum L. v. B. 
— Haueri Mstr. — Discoclymenia Gümb.). 
Die Bestimmung der zehn verschiedenen Arten und Varietäten von Sporadoceras wird durch die 
vorstehende Tabelle, die Abbildungen (Taf. III, Fig. 13, 15, 17 und ff.) und Lobenzeichnungen erleichtert. 


Die Bibliographie der beiden wichtigsten, in der vorliegenden Uebersicht je einer Gruppe ent- 
sprechenden Arten des Sporadoceras Muensteri L. v. B. und des Sporadoceras subbilobatum (2) ist von 


so Fritz Frech. A [54] 


Crick und Foord in dem bekannten Cephalopodenkatalog des Britischen Museums (III, pag. 129, bezw. 130) 
ziemlich erschöpfend zusammengestellt. Es kann auf diese Uebersicht mit dem Bemerken verwiesen werden, 
dass Sporadoceras contiguum Mstr. jedenfalls als Art und Sporadoceras orbiculare Mstr. eventuell als 
Varietät von Sporadoceras Mwuensteri wieder abzutrennen sind. Der Formenreichthum ist bei Sporadoceras 
grösser als bei den verwandten Gattungen Aganides und Cheiloceras, da zu der durch die Schalenform und 
die — zumeist fehlenden — Labialwülste bedingten Verschiedenheiten noch die mannigfache Ausbildung 
der Sutur hinzutritt. 

Bei Sporadoceras ist ein enger Zusammenhang zwischen geologischer und geographischer 
Verbreitung insofern zu beobachten, als die Hauptvertreter der beiden wichtigsten Gruppen, 
Sporadoceras Muensteri und subbilobatum, schon im mittleren Oberdevon als grosse Selten- 
heiten!) erscheinen. 

Im Clymenien-Kalk besitzen beide Arten die grösste horizontale Verbreitung und relative Häufigkeit 
an den einzelnen Fundorten, während die später differenzirten Arten seltene Erscheinungen oder Local- 
formen sind. So findet sich Sporadoceras Muensteri var. orbicularis nur im Fichtelgebirge, var. brachy- 
loba nur am Enkeberg: bei Brilon, Sporadoceras subbilobatum var. meridionalis findet sich — allerdings 
häufig — aber nur bei Cabrieres, Sporadoceras pseudosphaericum nur (als Seltenheit) am Enkeberg. 

Von der Gruppe des Sporadoceres mammilliferum kommt die namengebende Art nur in West- 
deutschland, Sporadoceras subinvolutum nur im Fichtelgebirge vor, während Sporadoceras contiguum (der 
nahe mit Sporadoceras Muensteri verwandt ist und vielleicht genetisch besser hier anzuschliessen wäre) 
grössere Verbreitung besitzt: Fichtelgebirge, Ebersdorf (Gr.-Glatz), Enkeberg bei Brilon und Cabri£res. 

Sehr eigenthümlich ist die weite Verbreitung des mit complicirterer Lobenlinie versehenen Spora- 
doceras cucullatum, der an weit auseinanderliegenden Punkten, bei Ebersdorf, in den Ostalpen (Klein- 
Pal) und bei Cabrieres als grosse Seltenheit je in ein oder zwei Exemplaren gefunden wurde. 

Hingegen ist die eigenartige, zunächst an Sporadoceras subinvolutum einschliessende Untergattung 
Paralytoceras bisher nur in Schlesien gefunden worden. 

Bemerkenswerth ist die theilweise Convergenz, welche die Sutur von Sporadoceras und Gastrio- 
ceras erkennen lässt. Vergleicht man die Suturen von Sporadoceras Muensteri mit den (Leth. palaeoz., 
pag. 473) zusammengestellten Lobenlinien der jungpaläozoischen Gastrioceren, so ergibt sich, dass 

1. die dreispitzige Innensutur von Gastrioceras Jossae ganz mit Sporadoceras Muensteri übereinstimmt; 

2. dass die äusseren Seitenloben von Gastrioceras Fedorowi dieselben sind wie bei der ober- 
devonischen Art. 

Der Unterschied der Lobenlinie besteht ausschliesslich in der nach aussen gewandten Siphonaldute 
von Gastrioceras. i 


Ueber die einzelnen Arten ist nur wenig zu bemerken: 


2. Sporadoceras Muensteri L. v. B. var. orbicularis Mstr. 
Goniatites orbicularis, Graf Münster: Ueber Planuliten und Goniatiten, pag. 26, Taf. V, Fig. 4. 

Der kugelige Umriss der Varietät stimmt mit dem pag. 77 abgebildeten Querschnitt von Aganides 
sulcatus überein, während die Sutur sich nicht von Sporadoceras Muensteri s. str. unterscheidet. Ausgewach- 
sene Exemplare der typischen Form halten etwa die Mitte zwischen kugeligem und scheibenförmigem Quer- 
schnitt (Taf. III, Fig. 13 ab). Die vorliegende Form dürfte am besten als Varietät von Sporadoceras Muensteri 
anzusehen sein und ist in ihrem geographischen Vorkommen auf die Fundorte des Fichtelgebirges beschränkt. 


3. Sporadoceras Muensteri L. v. B. var. nov. brachyloba. 
Testbild 34d. 
(Synonymik der typischen Art bei Crick and Foord: Cat. Foss. Ceph. Brit. Mus. III, pag. 129.) 
Eine nur am Enkeberg bei Brilon vorkommende Varietät unterscheidet sich von der ebenfalls dort 
vorkommenden Hauptform durch geringere Länge der beiden Seitenloben. Dieselben sind nur !/, bis Y, 


1) Beide kommen nach Gürich in der »Sacculus-Bank« (mittleres Oberdevon) von Lagow bei Kielce vor, 
Sporadoceras subbilobatum ausserdem noch im mittleren Oberdevon von La Touri£ere bei Cabrieres. 


[55] Ueber devonische Ammoneen. Sı 


kürzer als die Loben bei gleich grossen Exemplaren der Hauptform. Ausserdem ist der äussere Lateral- 
lobus hakenförmig eingekrümmt und die Schalenform bei ausgewachsenen Exemplaren flach-scheibenförmig. 

Die wenigen Exemplare, welche die Kennzeichen stets in gleicher Weise erkennen lassen, befinden 
sich in den Museen zu Breslau und Hallea. S. 


Fig. 35. 
Suturen der 5 Sporadocerasarten des oberen Clymenienkalkes. 


a Sporadoceras pseudosphaericum Frech. Enkeberg bei Brilon, leg. Frech, Coll. Frech. b,—, Sporadoceras 
subbilobatum Mstr. var. meridionalis Frech. Lobenentwicklung aus drei verschiedenen Altersstadien. Ob. 
Clymenienkalk, La Serre bei Cabrieres, leg. Frech, Coll. Frech. c Sporadoceras subbilobatum Typus 
Gattendorf bei Hof, E. Coll. Graf Münster. d Sporadoceras contiguum Mstr. '/,. d, Schübelhammer 
(Coll. Frech), dg Ebersdorf (Mus. Breslau). Ob. Clymenienkalk. e Sporadoceras Muensteri L. v. B. Loben- 
linie des grössten mir bekannten Exemplars, oben mit Ansätzen einer jüngeren, nicht mehr zur Ausbildung 
gelangten Kammerwand. La Serre bei Cabrieres. Ob. Clymenienkalk, leg. Frech, Coll. Frech. Sämmtlich 
aus dem Clymenienkalk und in !/, abgebildet. 


5. Sporadoceras subbilobatum Mstr. var. nov. meridionalis. 
Taf. III, Fig. 21 (Lobenlinie Fig. 35 b,—b;). 
(Synonymik der typischen Art bei Crick and Foord: Cat. Foss. Cephal. Brit. Mus. III, pag. 130. 

Die bisher nur bei Cabrieres gefundene Localform besitzt, wie die Vergleichung mit der 1ypischen, 
in Deutschland heimischen Art zeigt, einen sehr kleinen, äusseren Seitenlobus, der nicht grösser ist als der 
Adventivlobus von Sporadoceras cucullatum. 

Bei der typischen Art ist der äussere Seitenlobus grösser und etwas flacher. Schwache, auf den 
Rücken beschränkte Labialwülste wurden bei grösseren Exemplaren beobachtet. 

Die Varietät findet sich auf der Höhe la Serre bei Cabrieres häufiger als irgend eine andere 
Ammoneen-Form. 

Anmerkung: Goniatites bifer Phill.: Pal. Foss. Cornwall ete., London 1841. Taf. XLIX, Fig. 230, ist 
wahrscheinlich mit der neuen Varietät ident. Doch ist auf Grund der Abbildung, die ein abgeriebenes 
Exemplar darstellt, keine sichere Entscheidung ohne Vergleich des Originals möglich. Dasselbe gilt für 
Sandberger's Gomiatites bifer, 1. c. Taf. IX, Fig. 4. 


Beiträge zur Paläontologie Oesterreich-Ungarns, Bd. XIV. II 


82 Fritz Frech. [56] 


6. Sporadoceras pseudosphaericum n. sp. 
Taf. III, Fig. 20. 

Während Sporadoceras subbilobatum eine flache, im Alter rasch an Höhe zunehmende Schale besitzt, 
bleibt Sporadoceras pseudosphaericum kugelig und erinnert im Aeusseren durchaus an Glyphyoceras sphaeri- 
cum. Der äussere Seitenlobus ist klein wie bei var. meridionalis, beide Seitenloben sind fast vollkommen 
gleichschenkelig, während der grössere Seitenlobus bei Sporadoceras subbilobatum sichelförmig gekrümmt er- 
scheint. Die Kugelgestalt ist schon bei ganz jungen Exemplaren deutlich ausgeprägt. 


Sehr selten am Enkebere bei Brilon (Museum Halle und Sammlung des Verfassers). 


7. Sporadoceras contiguum Mstr. 
(Lobenlinie d‚—d,, pag. SI.) 
Goniatites contiguus, Grt. Münster: Ueber Gomiatiten und Planuliten pag. 26, Taf. III, Fig. 8. — Beitr. I, 2. Ausg,, 

pag. 20, Taf. IIIa, Fig. S. 

Die abgeflachten Seiten der ziemlich gross werdenden Art erinnern an Sporadoceras subbilobatum ; 
das Grössenverhältnis der Loben ist umgekehrt wie bei der genannten Art: der äussere Seitenlobus ist 
erösser als der innere (siehe die Zusammenstellung, pag. 81) und der Externsattel ist besonders breit. 
Diese Eigenthümlichkeit ist schon bei jüngeren Exemplaren deutlich sichtbar. 

Sporadoceras contiguum ist im Clymenien-Kalk weit verbreitet, aber nirgends häufig: Ebersdorf 


bei Glatz, Fichtelgebirge, Enkeberg bei Brilon und Cabrieres. 


8. Sporadoceras mammilliferum Sandb. (»Dimeroceras« Hyatt). 
Taf. III, Fig. 18, Sutur b, pag. 79. 
Goniatites mammillifer, Sandberger: Versteinerungen des Rhein. Schichtensystems in Nassau, pag. 70, Taf. V, Fig. 5. 


Die äussere fast scheibenförmige Gestalt ausgewachsener Exemplare ist ebenso wie die Grundlage der 
Sutur dieselbe wie bei der vorher beschriebenen Art. Jedoch sind die Seitenloben kürzer und schmäler, der 
Externsattel kleiner und der erste Lateralsattel breiter als bei Sporadoceras contiguum. Schmale, wenig 
ausgeprägte Labialwülste wurden bei dieser bisher nur bei Oberscheld und am Enkeberg gefundenen, hier 
aber gar nicht seltenen Art beobachtet. 

Ein Blick auf die mannigfache Entwicklung der Sutur von Sporadoceras zeigt, dass man entweder 
Sporadoceras Muensteri, subbilobatum, mammilliferum und cucullatum je als Vertreter einer »Gattung« 


ansehen oder zu einer natürlichen Gruppe vereinigen muss. 


9. Sporadoceras subinvolutum Mstr. sp. 
Taf. II, Fig. 17. 
Goniatites subinvolutus, Mstr.: Beitr. I, Tat. XVII, Fig. 2, pag. 23. 

Lobenlinie und gradliniger Verlaut der Anwachsstreiten weisen der Art ihre Stellung neben dem 
vollkommen involuten Sporadoceras mammilliferum an; der augenfälligste Unterschied ist der weite, an 
Anarcestes lateseptatus erinnernde Nabel. Abgesehen hiervon zeigt die Art eine interessante Convergenz 
der Lobenlinie mit Gephyroceras, insbesondere Gephyroceras Hoeninghausi v. B. (= lamellosum Sdb.) 
Auf Grund dieser Aehnlichkeit der Lobenlinie hat Gümbel die gut charakterisirte Art mit Goniatites 
intumescens identificirt. (N. J. 1562. pag. 324.) 

Ausser dem grossen, auf der Münster’schen, oben citirten Abbildung dargestellten Stück (München) 
kenne ich nur noch ein kleineres, auf Figur 17 abgebildetes Exemplar im Musem für Naturkunde (Berlin), 
das ebenfalls aus der Sammlung des Grafen Münster stammt. Beide sind bei Gattendorf in grauem 


Clymenien-Kalke gefunden worden. 


[57] Ueber devonische Ammoneen. 83 
10. Sporadoceras cucullatum L. v. Buch sp. 
Taf. III, Fig. 15. 
1839. Goniatites cucullatus, ü en erste Täters: 
Bay Buch. Weber Fig. 36. 5 
Goniatiten und Cly- N 


menien in Schlesien, 
Fig. 4. a 
1840. Goniatites Haueri, 
Münster:Beitr. Ill, 
pag. 109, Taf. XVI, 


sattels geben der Art eine 
MN b er gewisse Sonderstellung. 
i \ Jedoch schliesst sich die 
! Anordnung der Sutur nahe 
\ 
\ 
d 


[8% 
! an Sporadoceras conti- 
er ce guum an. Der breite 
ig. IO. \ 
iR: nn \ xt ttel di 

1863. Clymenia Haueri (Dis- \ Ex Be dieser ae wird 
coclymenia), Güm- durch einen Adventivlobus 
bel: Paläontogr. XI, getheilt und der in der 
Taf. XXI, Fig. 5, Jugend runde Lateralsattel 
pag. 75. (Fig. d) erscheint bei er- 

1862. Goniatites hercynicus, 
z er wachsenen Exemplaren zu- 


Gümbel: Neues i ? 
Jahrbuch, pag. 323, Sporadoceras cucullatum L. v. Buch sp. —-Gonza- sb We = = 
Taf. V, Fig 34. tites hereynicus Gümb. — Clymenia Haueri (Mstr.) unsere Form eine Serie 
1873. Clymenia  cucullata, Gümb. a, b Querschnitt und Lobenlinie des von weiter differenzirter Arten 
E.Kayser:Zeitschr. Ebersdorf stammenden Originalexemplars L. v. anschlösse, würde man 
deutsche geolog. Ge- Buch’s (Mus. für Naturkunde, Berlin) !/;. ce Loben- mit ihr eine neue Gattuns 
sellschaft, Bd. >25, linie des kleineren, Taf. III, Fig. ı5 abgebildeten beefiınen Ikasen: &o a 
pag. 614 (Anm.). Exemplars, La Serre bei Cabrieres. d Vergrösser- z Re R : 
1884. E. Beyrich, Zeitschr. tes Schema eines 8 ınm hohen Umgangs von dem a = Sn nur een. 
deutsche geolog. Ge- Originälexemplar des Goniatites Hauer! Münster. vereinzelte Art. 
sellschaft. pag. 218. Ob. Clymenienkalk von Schübelhammer im Fichtel- Die Art ist im 
Die Ausbildung gebirge (Mus. für Naturkunde, Berlin). Clymenien-Kalk weit ver- 


eines Adventivlobus und breitet, aber überall selten 


Ebersdorf (L. v. Buch’s Original), Schübelhammer, Saalfeld, (Münster’s und Gümbel’s Originale): 
Klein-Pal, Karnische Alpen und Cabri£res (an beiden Orten vom Verfasser gesammelt). 


Paralytoceras nov. subgen, 


Sculptur wie bei Lyfoceras fimbriatum;, Schale evolut, Umgänge nur wenig umhüllend. Sutur, 
(unvollkommen bekannt) aus einem spitzen Seitenlobus und einem Nahtlobus bestehend. Ciymenien-Kalk, 
eine Art. 

Sporadoceras (Paralytoceras) crispum Tietze sp. 
Taf. III, Fig. 14. 
Clymenia crispa, Tietze: Ebersdorf, Paläontogr. XIX (1870), pag. 135, Taf. XVI, Fig. 12. 

Der Verlauf der Sculptur, welche nicht — wie bei sämmtlichen Clymenien — eine externe, rück- 
wärts gerichtete Ausbuchtung, sondern eine vorwärts gerichtete Biegung zeigt, weist der Art ihre Stellung 
bei den Cheiloceratiden an. Die typische Frmbriaten-Sculptur (die der Arieten-Form von Pseudarietites 
vergleichbar ist) würde ferner hinreichen, um eine selbstständige systematische Stellung zu rechtfertigen. 
Ein Ansatz zu einer derartigen Sculptur, die Kräuselung (crispus) der geradlinigen Anwachsstreifen ist bei 
Aganides sulcatus (Taf. III, Fig. 19) zu beachten. 

Das Wenige, was von der Sutur an dem einen Originalexemplar E. Tietze’s beobachtet wurde 
(siehe Diagnose), stimmt in der Anlage im Wesentlichen mit Sporadoceras subinvolutum (Taf. III, Fig. 17) 
überein: - Der grosse spitze Seitenlobus zeigt übereinstimmende Form, der innere Ast des zweiten (oder 
Naht-)Lobus ist bei Paralytoceras auf die Innenseite übergegangen, bei Sporadoceras subinvolutum in 


dem weiten Nabel sichtbar. Innensutur und Exteruseite von Paralytoceras konnte nicht freigelegt werden. 
ı1* 


S4 Fritz Frech. [55] 
Die einzige Art findet sich als Seltenheit im Clymenien-Kalk von Ebersdorf. Die beiden Originale 


E. Tietze’s — die einzigen bisher bekannt gewordenen Exemplare — liegen im Museum für Naturkunde 


und der Sammlung: der geologischen Landesanstalt in Berlin. 


Ueber den Zusammenhang von Sporadoceras und Glyphioceras. 


Fig. 37. 


a Glyphioceras Oweni Hall. Unterstes Carbon (Kinderhook) greup) Rinder- 
hook, Indiana !/,. Vollständig abgewickelte Lobenlinie, Mus. Breslau. 


b Glyphioceras sphaericum Sow. mut. nov. asturica Frech !/,. Unterstes 

Carbon (Marbre griotte). Narranco, Asturien (leg. Barrois, Coll. Frech). mw d 

cı Glyphioceras sphaericum Sow. Typus !/,. Obere Zone des Untercarbon. 

Original Sowerby’s. Nach Crick und Foord. c, ist ein jüngeres Exemplar % 

mit gerundetem Aussensattel. Derartige Altersunterschiede (vergl. auch 1 E 
Fig. e, e,) dürfen nicht als Speciesmerkmale angesehen werden. Bi 


c, Desgl. von Grund (Mus. Breslau) grösseres Exemplar mit spitzem 
Aussensattel. 


d Glyphioceras obtusum Sow. Kohlenkalk, Kildare, Irland !/,. (Orig. Bres- | d 
lauer Museum.) 
N 


e Glyphioceras subglabrum Holzapfel (Pericyclus) Unterstes Carbon, Erd- 
bach. e, Lobenlinie eines ausgewachsenen Stückes derselben (?) Art vom 
gleichen Fundort Y,. Original im Breslauer Museum. 


SG 
2 
&,2 Loben junger Exemplare nach Holzapfel. we 


Die Formen mit winkeligen Sätteln (Goniatites E. Haug) durchlaufen in der Suturentwicklung ein Stadium mit runden 
Sätteln (Fig. cı, €, €), in welchen sie mit den Formen mit definitiven runden Sätteln (G/yphioceras E. Haug = Fig. a, d 
übereinstimmen. Dieser Verschiedenheit der Entwicklung kann kaum systematische Bedeutung zugeschrieben werden. 


An dem unmittelbaren genetischen Zusammenhang von Sporadoceras und Glyphioceras!) dürfte 
nach Vergleich der abgebildeten Suturen Niemand zweifeln. Enthalten doch bei der vollkommenen Ueber- 
einstimmung von Schalenform, Sculptur und Wohnkammerlänge die Suturen die einzigen Unterschiede 
zwischen den geologisch unmittelbar aufeinander folgenden Gattungen. 

Gleichzeitig ergibt sich aber die ausserordentliche Schwierigkeit, eine bestimmte Art als Vorfahren 
zu bezeichnen. Der Charakter des seitlichen Theiles der Sutur stimmt z. B. bei Sporadoceras cucullatum 


— Haueri Mstr. sp. am besten mit Glyphioceras subglabrum und sphaericum mut. asturica überein. 


1) — Glyphioceras (Hyatt) E. Haug + Goniatites (de Haan) E. Haug; de Haan begründete IS25 in seinem 
Buch: Monographiae Ammoniteorum et Goniatiteorum, pag. 159, die Gattung Goniatites auf die carbonischen Arten 
Goniatites sphaericus und striatus, für diese Gruppe, die Carbonarii Beyrich’s oder die Familie Glyphioceratidae 
Hyatt ex parte dürfte eventuell der Name Goniatites s. stricto beizubehalten sein (E. Haug). Allerdings würde 
diesem Vorschlage die Thatsache widersprechen, dass die Bezeichnung »Goniatites« allgemein in erweitertem Sinne 
— für die Mehrzahl der paläozoischen Ammoneen — verwendet worden ist. Eine neuerliche Beschränkung auf eine 
engere Gruppe würde also der Klarheit der Nomenclatur nicht förderlich sein. 


[59] Ueber devonische Ammoneen. 85 


Der Externtheil zeigt hingegen mehr Uebereinstimmung bei Glyphioceras sphaericum s. str. und Spora- 
doceras subbilobatum. 

Die runden Sättel von Glyphioceras obtusum stimmen endlich mit Sporadoceras pseudosphaericum 
vollkommen überein, während die Grössenverhältnisse _ des Externlobus der devonischen Arten am meisten 
an Glyphioceras sphaericum erinnern, dessen Externlobus das winzige Gebilde von Glyphioceras obtusum 
an Ausdehnung übertrifft. Auch die Schalenform stimmt bei Glyphioceras sphaericum und Sporadoceras 
‚pseudosphaericum überein. 

Offenbar sind unsere Kenntnisse noch keineswegs ausgebreitet genug, um mit Sicherheit eine be- 
stimmte Sporadoceras-Art als Wurzel der carbonischen Formen ansprechen zu können. Da fast alle verglichenen 
Glyphioceren aus der höheren Stufe des Untercarbon stammen und Formen mit runden Sätteln aus der 
tiefen Zone des Glyphioceras princeps kaum (Fig. 37«) bekannt sind, lässt sich die Lücke unserer Kenntnis 
ganz genau angeben. 


B. Allgemeiner Theil. 
I. Ueber die Entwicklung der devonischen Ammoneen. 
1. Ueber Unterscheidungsmerkmale devonischer Ammoneen. 


Zu den beständigsten Merkmalen der devonischen Goniatiten gehören zweifellos: 

1. die Form der Sculptur und des Mündungsrandes (Peristom), 

2. die Länge der Wohnkammer. 

Doch lassen auch diese Kennzeichen innerhalb einheitlicher Stämme (Familie oder Phylum!) Ab- 
weichungen erkennen. 

Man könnte aus dem Umstande, dass ich bei der Gruppirung der devonischen Goniatiten die 
Sceulptur und den Mündungsrand in den Vordergund stelle, den weiteren Schluss ziehen, dass dieses Merkmal 
auch später zu bevorzugen sei. Doch beweist die eigenthümliche Convergenz von Glyphioceras reticulatum 
(Obercarbon, Leth. palaeoz., Taf. XLVId, Fig. 7), dass ein im Devon constantes Merkmal bereits in der 
folgenden Formation fliessend werden kann. Lobenlinie, Spiralsculptur und Form des Gehäuses lassen keinen 
Zweifel über die Gattungsbestimmung von Glyphioceras reticulatum aufkommen. Jedoch zeigt die An- 
wachsstreifung und die Form der Mündung eine unverkennbare Annäherung an die im Devon ausgestorbenen 
Tornoceren aus der Gruppe des Tornoceras undulatum und auris. 

Das wäre ein Fall von Convergenz ungleich alter Formen (siehe unten), deren bekanntester das 
Ceratiten-Stadium der cretaceischen Amaltheen oder die Goniatiten-Form des jurassischen Agassiceras 
und Morphoceras darstellt. Am eigenthümlichsten ist die Ausbildung einer mit Ceratites semipartitus über- 
einstimmenden Form in dem alttriadischen Aspidites der Salzkette. 

Nur die möglichst gleichmässige Berücksichtigung aller Merkmale und des Ausmasses ihrer all- 
mäligen Veränderungsfähigkeit gibt eine natürliche Grundlage für Systematik und Stammesgeschichte. 
Dabei kann der Werth desselben Merkmales in den verschiedenen Perioden ganz verschieden sein: 

Dia Dyas-Ammoniten besitzen in ihrrer Sutur scharfe und gute Unterscheidungsmerkmale, bei den 
Devon-Goniatiten führte die einseitige Berücksichtigung der Lobenlinie zuweilen zum Zusammenwerfen hete- 
rogener Dinge (Cheiloceras + Tornoceras, Sporadoceras involutum + Gephyroceras lamellosum). Bei einigen 
Gruppen bildet nun die Länge der Wohnkammer ein scharfes Unterscheidungsmerkmal, bei Tornoceras, 
Aphyllites und Anarcestes finden sich gerade in Bezug auf die Längsausdehnung der Wohnkammer alle mög- 
lichen Uebergänge. 


1) Ich bezeichne grössere, systematische, mehrere Gattungen oder Gruppen von Gattungen umfassende Ein- 
heiten als Familie (beziehungsweise Unterfamilie) und verstehe unter Familie thatsächlich genau dasselbe, was E. Haug 
als Stamm, Phylum bezeichnet hat. Gemäss den Auseinandersetzungen Neumayr’s entspricht eine geologische, über 
verschiedene Zeitabschnitte ausgedehnte Gattung oder Familie einem anderen Begriff, als die gleichartig bezeichnete 
zoologische Gruppe. Jedoch dürfte es einfacher sein, die Namen Familie, Gattung und Art beizubehalten. Eine Ver- 
wechslung mit den zoologischen, nur die Gegenwart bezeichnenden Begriffen ist schon dadurch ausgeschlossen, dass 
bei jeder geologischen Artbezeichnung das geologische Alter stets hinzugefügt wird. 


s6 Fritz Frech. [60] 


Die Jura- und Kreide- Ammoniten mit ihrer veränderlichen und mannigfachen Ornamentirung er- 
heischen die vorwiegende Betonung der äusseren Sculptur und der Mündungssäume. 

Die Abgrenzung der Gattungen innerhalb der Familien beruht bei den devonischen Ammoneen aut 
der Entwicklung und der Verschiedenheit der Sutur> für die hauptsächlichen Merkmale ist somit auf den 
systematischen Theil zu verweisen. Hier mögen nur die ausnahmsweise schwankenden Merkmale erörtert 
werden: 

1. Frolobites delphinus, ein naher Verwandter von Aganides, zeigt eine fast vollständige Rückbildung 
der Seitensutur bis zu dem Stadium von Anarcestes, Fseudarietites nov. gen., ein naher Verwandter von 
Prolecanites lässt im erwachsenen Zustande nur einen einzigen flachen Seitenlobus statt der 3—7 Seiten- 
elemente erkennen, welche die Prolecanitinen sonst besitzen. Allerdings behält in beiden Fällen der Extern- 
lobus seine normale Länge bei. 

2. Wenn die Sutur bei jüngeren Formen alle möglichen Rückschlagserscheinungen zu 
unterzähligen Loben erkennen lässt, so schwankt dafür in den Anfängen der Entwicklung 


einer Familie die Länge der Wohnkammer: 


Die Verschiedenheit, welche Aphyllites und Anarcestes in dieser Hinsicht aufweisen, ist bekannt; 
auf die bei Tornoceras (sensu strictissimo) vorhandenen Gegensätze hat E. Holzapfel hingewiesen. Die 
neuen, aus den rothen Eisenkalken des Pic de Cabrieres stammenden Tornoceras Bertrandi und Verae 
lassen diesen Gegensatz besonders deutlich hervortreten. Die neuen Arten stimmen in der Schalenform und 
Sculptur!) vollkommen mit Tornoceras simplex-Typus (vom selben Fundort) überein und zeigen in der Sutur 
nur geringe Unterschiede. Dagegen ist die Wohnkammer von Tornoceras simplex ‘|, und von Tornoceras 
Bertrandi mehr als einen Umgang lang. 

Trotzdem möchte ich die beiden Arten derselben Gattung zurechnen. Der Gegensatz longidomer 
und brevidomer Arten ist zweifellos in der späteren Entwicklung eirier bestimmten Familie scharf ausgeprägt. 
In den Anfängen der Stammesgeschichte ist auch dieses später fixirte Merkmal noch fliessend und unbe- 
ständig. 

3. Vollkommen constant und weder durch Rückschlagsbildung noch durch primitive Variabilität 
beeinflusst ist bei den devonischen Ammoneen allein der Verlauf der Anwachsstreifen und die 
denselben genau entsprechende Form des Mündungsrandes (Peristom). 

Nur die inneren Verdickungen des Mündungsrandes (Labialwülste), welche dem Verlauf desselben 
nicht genau zu entsprechen brauchen, zeigen bei einer Art von Cheiloceras (Ch. subpartitum var. amblyloba, 
Taf. III, Fig. 16) zuweilen Unregelmässigkeiten, welche jedoch als Monstrositäten zu bezeichnen sind: Diese 
Unregelmässigkeiten finden sich nur bei wenigen Exemplaren. 

Am wenigsten beständig ist bei den älteren Goniatiten die Form der Einrollung;- eingerollte und 
aufgerollte, eng- und weitgenabelte Formen lassen sich z. B. bei Agathiceras, Tornoceras, Cheiloceras, Gly- 
phioceras und Gephyroceras, in besonders variabler Weise aber bei Prolecanites, Clymenia und Oxy- 
clymenia unterscheiden. Diese Formen wurden von mir je zu demselben Genus gerechnet, wenn sie durch 
Uebergänge verknüpft sind und die Gesammtheit der übrigen Merkmale gemeinsam haben. Bei jüngeren 
(Jura) Ammoniten wird innerhalb kleiner Gruppen auch die äussere Form wesentlich constanter; von Devon- 


Ammoniten ist diese Beständigkeit der Form nur bei Aganides und Maeneceras vorhanden. 


Am unbestimmtesten ist bei paläozoischen Goniatiten die Ausbildungleiostraker und trachyo- 
straker Sculptur. Zu jeder grösseren Gattung gehört stets je eine kleine, mehr oder weniger Arten um- 
fassende Gruppe, bei der die Anwachsstreifen sich zu Rippen, selten zu knotenartigen Bildungen verstärken. 


Es sei nur an die geschilderten Verhältnisse von Clymenia, Gephyroceras, Tornoceras auris und 
Tornoceras simplex erinnert u. s. w. Es bedarf keiner Darlegung, dass diese Goniatiten lediglich Con- 
vergenzformen zu den trachyostraken Ceratiten darstellen. Aber auch in kleinerem Bereich ist der syste- 
matische Werth dieser devonischen, rauh und glattschaligen Gruppen unbedeutend, da dieselben stets nach 


kurzer Lebensdauer erlöschen und ausser den Sculpturmerkmalen sich durch nichts von einander unter- 


1) Soviel davon sichtbar ist. 


[61] Ueber devonische Ammoneen. 87 


scheiden. Nur kleinere Gruppen der Prolecanitinen!) und Cheiloceratiden,’) sowie die Gonioclymenien besitzen 
neben ihrer Berippung auch bezeichnende Unterscheidungsmerkmale der Sutur. 

Der Verfasser befindet sich, wie aus der obigen Auseinandersetzung hervorgeht, im bewussten 
Gegensatz zu der Zersplitterung (Pulverisation) der Gattungsbezeichnungen, wie sie neuerdings von 
A. Hyatt versucht worden ist. Der einzige Vortheil liegt, wie Neumayr hervorhob, in der Nothwendiekeit 
einer möglichst scharfen Bestimmung einer neuen Form, die natürlich bei engbegrenzten Formgruppen, z.B. 
Grammoceras, Microderoceras schwerer ist, als bei grösseren Gattungen (Harpoceras, Aegoceras). Dieser 
Vortheil wird aber zum mindesten aufgehoben durch die Unverständlichkeit, welche jeden Nichspecialisten 
von der Lectüre und Beurtheilung derartiger Namensverzeichnisse abschreckt. Da die Namen zum Theil 
sachlich begründet sind, können dieselben zur Bezeichnung von Gruppen oder Untergattungen in rein 
paläontologischen Uebersichten beibehalten werden, etwa derart dass man einen Untergattungsnamen zwischen 
Gattungs- und Speciesbezeichnung, — Tornoceras (Pseudoclymenia) Sandbergeri, — einen Gruppennamen hinter 
letzteren in Klammern beifügt (Manticoceras, Gruppe von Gephyroceras). Bei geologischen Uebersichten 
zusammenfassender Art ist die Untergattungs- oder Gruppenbezeichnung besser fortzulassen. Wollte man 
fortfahren, die Namen der kleinsten systematischen Gruppen als alleinige Gattungsbezeichnung beizuhehalten, 
so würde der Augenblick nicht fern sein, wo zwischen den verschiedenen paläontologischen Specialgebieten 
die Verständigung anfhört. 


2. Parallele Entwicklungsreihen. 


Als Convergenzformen bezeichnet man Arten verschiedener Gattungen, die trotz ihrer abweichenden 
Stammesgeschichte dieselbe äussere Form zeigen. Parallele Entwicklungsreihen finden sich bei nah ver- 
wandten Gattungen gleicher Abstammung, deren äussere Form dieselbe Variationstendenz erkennen lässt. 
Ein deutlicher Beleg für die Richtigkeit dieser Annahme bilden z. B. die Clymenien in ihren beiden ein- 
facher organisirten Gattungen Clymenia s. str. (— Cyrtoclymenia auct.) und Oxyclymenia. 

Wie die obigen Tabellen der C/ymenien und Gephyroceren zeigen, lässt sich bei beiden Gattungen 
eine vollkommen geschlossene Entwicklung von ganz evoluten Formen, deren Umgänge sich nur berühren 
(Clymenia laevigata, Oxyclymenia linearis), bis zu involuten Gehäusen mit engem Nabel nachweisen 
(Clymenia angustiseptata, Oxyelymenia striata\. 

Andererseits fehlt jedoch eine schematische Einförmigkeit der Entwicklung; vielmehr sind Neben- 
reihen, die neben der Hauptreihe herlaufen, durch verschiedene Merkmale der Sculptur oder Lobenlinie 
gekennzeichnet. 

Eine parallele Entwicklung in aufeinander folgenden Zonen lassen die verschiedenen Zweige der 
Gattung Tornoceras erkennen. Während die Formen des unteren Oberdevon (Tornoceras simplex, 


Tornoceras constrietum) einen glockenförmigen Laterallobus zeigen, sind die unmittelbar von ihnen abzu- 


Haugi (mittleres Oberdevon) Loeschmannı 
leitenden Arten des mittleren Oberdevon (Tornoceras V simplex (unteres Oberdevon, Tornoceras V constrictum 


durch hakenförmige Krümmung desselben ausgezeichnet. Die Ausläufer des Ciymenien-Kalkes zeigen die 
Haken in ausgesprochener Form und ausserdem noch einen Lobus an der Naht. Tornoceras Escoti. ist 
direet von Tornoceras Haugi abzuleiten, während Pseudoclymenia (mit denselben Suturmerkmalen wie 


Tornoceras Escoti) aus der Gruppe des Tornoceras auris hervoreseht.?) 
> ‚ 


Die antisiphonale Sutur der älteren Ammoneen, ein Beispiel paralleler Entwicklung. 


Die antisiphonale, bei den Goniatiten innen, bei den Clymenien aussen gelegene Sutur zeigt im 
Gegensatz zu der siphonalen Sutur sehr geringe Verschiedenheiten innerhalb der systematischen Gruppen. 
In allen Familien — mit Ausnahme der Gephyroceratiden — beginnt die Entwickelung mit einem gerad- 
linigen Stadium (Anarcestes, Aphyllites, Mimoceras, eine Gruppe von Cheiloceras, Pinacites, Sellaclymenia 


1) Triainoceras, Pseudarietites. 
2) Paralytoceras. 
°) Zu der auch Tornoceras constrietum gehört. 


) 


8 


( 


24 


3 Fritz Frech. [62] 


Oxyclymenia und Cliymenia s. str), um dann zu einer einspitzigen (Tornoceras, Gephyroceras, die andere 
Gruppe von Cheiloceras und Pinacites) und zu einer dreispitzigen Ausbildung fortzuschreiten. Das letztere 
Stadium wird von sämmtlichen übrigen Cheiloceratiden und Gephyroceratiden (mit Ausnahme von Gephyro- 
ceras s. str.) sowie von Gonioclymenia und Maeneceras erreicht. Der Dreizack der Antisiphonalseite hat 
bei sämmtlichen Goniatiten eine übereinstimmende Form. 

Die gradatim fortschreitende Entwickelung ist als ein typischer Fall correlativer Abänderung anzu- 
sehen. Wenn die complieirtere Sutur der Aussenseite dem Gehäuse mehr Halt verleiht und daher fast stets 
mit vorschreitender Entwicklung Hand in Hand geht, so ist auf der ohnehin geschützten Innenseite dies 
Schutzbedürfnis gar nicht oder nur in abgeschwächtem Maasse vorhanden. Wohl aber kann man sich leicht 
vorstellen, dass die Complication auf der Aussenseite, d. h. die Faltenbildung des Mantels, dieselbe Er- 
scheinung auch auf der Innenseite der Umgänge bedingt. In Folge dessen vollzieht sich bei allen vier syste- 
matischen Hauptgruppen dieselbe Entwicklung in paralleler Form (und besitzt daher für praktische Zwecke 


der Gattungsunterscheidungen — Gephyroceras, Manticoceras — nur beschränkte Anwendbarkeit). 


Die antisiphonale Sutur zeigt folgende Entwicklung bei Goniatiten und Clymenien: 


a U 
Innensutur drei- Maeneceras Prolecanites (zuweilen Glyphioceras Aussensutur(anti- 
spitzig(I Antisi- fünfspitzig) Sporadoceras siphonal) der C/y- 
phonal, 2 Seiten- Triainoceras Aganides menien 3spitzig: 
loben) ? Beloceras mit Ausnahme von Gonioclymenia 
Gephyroceras (Gruppe Aganıdes praecursor 
Manticoceras) 
Anthracoceras 
Innensutur ein- Tornoceras Gephyroceras s. str. Cheiloceras (Gruppe 
spitzig (I Anti- Zpitornoceras des Cheiloceras Oxy- 
siphonallobus) Pinacites discoides acantha) 
Aganides praecursor 
Innensutur Anarcestes Cheiloceras, Gruppe d. Sellaclymenia 
geradlinig Aphyllites Chetloceras sub- Oxyelymenia 
Mimoceras ‚bartitum Clymenia 
Pinacites Jugleri °  (Aussensutur) 


3. Ueber Convergenzformen der äusseren Schalengestalt bei verschiedenen Gattungen von 
Goniatiten und Clymenien. 


Aeussere Schalenform. 


Man war eine Zeit lang geneigt, der äusseren Schalenform grosse Bedeutung für die Systematik 
beizulegien. Die Vorstellung, dass die involute Gestalt von Goniatites lateseptatus lediglich durch Compli- 
cation der Sutur sich zu Arcestes fortbildet, gab Veranlassung zu dem Namen Anarcestes, die Vergleichung 
von Goniatites fidelis mit Phylloceras rief den Namen Aphyllites hervor; die Unterscheidung von Mantı- 
coceras Hyatt und Gephyroceras Hyatt beruhte zunächst nur auf der grösseren oder geringeren Einrollung. 
Thatsächlich ist bei jüngeren — jurassischen und cretacischen — Ammoneen die evolute oder involute 
Schalenform wesentlich constanter (ZyZfoceras, Phylloceras) als bei den alten Formen. Indem man die bei den 
gut bekannten Ammoneen gemachten Erfahrungen einfach auf die weniger gut bekannten Gomiatiten über- 
trug, ergab sich die obige Auffassung, die zum Theil durch die noch bestehenden Namen Sixirt ist. 

Wie wenig beständig die äussere Form in Wahrheit ist, lehrt nun die folgende Uebersicht con- 


vergenter Schalenformen aus verschiedenen Gontatiten-Gattungen. 


[63] Ueber devonische Ammoneen. 89 


A. Galeate Form. Die Form der Sturmhaube, die wohl zuerst bei Arcestes gigantogaleatus von 
Hallstatt beschrieben worden ist, besteht in dem Scharfwerden des äusseren Umganges (der Wohnkammer), 
während die inneren Umgänge einen gerundeten Rücken aufweisen. Diese Form findet sich — abgesehen von 

I. dem genannten Arcestes, 

2. bei Tornoceras acutum Sdb. (hier nicht ganz typisch), 

3. bei Cherloceras acutum Sdb. em. Frech (Nehden), 

4. bei Aganides lentiformis Sdb. sp. em. Gürich. (Brancoceras Gürich, Clymenien-Kalk verschiedener 
Fundorte), 

5. bei Gephyroceras acutum Sdb. sp. (unteres Oberdevon), 

6. bei Glyphioceras Dawisi Crick et Foord (unteres Carbon, Yorkshire), Cat. of. Fossil Cephalopoda 
Brit. Mus. III, pag. 195, 

7. bei Glyphioceras subcrenatum var. carinata Frech (Öbercarbon).!) 

3. bei Clymenia subflexuosa Mstr. (stark comprimirte Form). 

B. Nicht ganz typisch ist die Form bei Tornoceras subundulatum, wo die Aussenseite der Umgänge 
nicht scharfrückig, sondern abgerundet ist. Jedoch zeigt die Lobenform hier eine ganz auffallende Ueberein- 


stimmung mit Clymenia subflexuosa und Chesloceras acutum. Typisch scharfrückig von Anfang an sind: 


I. Timanites acutus Keyserl. sp. (unteres Oberdevon, Petschora und Kielce). 
2. Pinacites Jugleri A. Roem. sp. (Mitteldevon, Wissenbacher Schiefer). 


Noch scharfrückiger und scheibenförmiger als die Genannten ist die Gattung Beloceras, mit der hin- 
sichtlich der Gestalt Beneckeia übereinstimmt. 

Jedoch ist ein genetischer Zusammenhang zwischen beiden ebensowenig vorhanden, wie etwa zwischen 
Pinacites und Timanites. Vielmehr gehört Beneckeia, wie besonders die Buntsandsteinart Beneckeia tenuis 
deutlich erkennen lässt, zu den Ceratitiden. 

C. Dass trachyostrake, mit Rippen und Knoten versehene »Nebenformen« bei vielen Goniatiten- 
Gattungen neben den typischen glatten Formen erscheinen, wurde soeben hervorgehoben. Am deutlichsten 
ergiebt sich der Charakter als Nebenform bei 


1. Gephyroceras tuberculatum Holzapf., der im übrigen — in Form und Sutur — mit Gephyroceras 


caleuliforme übereinstimmt; die Nebenform trägt Knoten nur auf den inneren Windungen. 
2. Cheiloceras umbilicatum Sandb. var. nehdensis Kays. (Clymenien-Kalk). 


3. Aphyllites umfasst sogar mehrere trachyostrake Formen: Aphyllites fecundus Barr. sp. (Mittel- 
devon Böhmens) ist in zwei Arten, eine evolute aus G, und eine involute aus G,, zu trennen. Bei Aphyllites 
Dannenbergi sind wie bei Gephyroceras tuberculatum die inneren Umgänge trachyostrak, während die 
Wohnkammer nur Anwachsstreifen zeigt. Nur in Folge dieses glücklichen Umstandes sind die rauhschaligen 


Aphylliten wohl bisher dem Schicksal entgangen, zu einer »Gattung« erhoben zu werden. 


4. Sehr mannigfaltis ist die rauhschalige Oberfläche bei carbonischen Glyphioceren ausgebildet: 

a) bei Glyphioceras suberenatum und coronatum umgeben wie bei dem gleichnamigen Sfephanoceras 
Knoten den Nabel, bei Glyphioceras diadema beobachtet man fadenförmige Rippen in unregelmässiger 
Ausbildung, 5) bei » Perieyclus« finden sich a) fadenförmige (Glyphioceras macrocephalum Frech und virgatum 
de Kon.), ß) kräftigere (Glyphioceras princeps de Kon.) oder sehr kräftige Rippen (Glyphioceras fasciculatum 
M’Coy und besonders furcatum M’Coy). Da Gruppe «) wie b) im wesentlichen runde Sättel besitzt, so er- 
scheint die Verschiedenheit der beiden Gruppen anderweitig nicht ausgeprägt. 

5. Die mannigfachsten Verzierungen, Rippen (gleich?) oder ungleich?) sowie Stacheln und Rippen‘) 
zeigen endlich die C/ymenien, ohne dass auch hier die mannigfachen Ornamentirungen direct mit der Ent- 
wicklung der Sutur zusammenhingen. 


1) Die Zuschärfung der Aussenseite ist hier weniger deutlich ausgeprägt. 

2) Clymenia annulata, 

3) Clymenia subarmata Rippen alternirend, Clymenia intracostata innen Rippen, aussen glatt. 
") Clymenmia spinosa, binodosa. 


Beiträge zur Paläontologie Oesterreich-Ungarns Bd. XIV. 12 


90 Fritz Frech. [64] 


D. Uebereinstimmende Lobenformen bei verschiedener Schalenausbildung 


(Seulptur, Schalenform, Wohnkammerlänge) zeigen: 


1. Sporadoceras cucullatum v. B. — Gonioclymenia speciosa.!) 

2. Gephyroceras Hoeninghausi L. v. B. — Aganides subinvolutus Mstr. sp. 
3. Tornoceras simplex — Cheiloceras circumflexum. 

4. Norites — Pronorites. 

5. Lecanites — Prolecanites. 


E. Convergenz der Schalen- und Lobenausbildung: 


a) Bei Ciymenien und Goniatiten. 


Oxyelymenia ornata » . 2 2 2.2.2... Pseudochymenia Sandberger'i. 
Cheiloceras acutum Sdb. Sf. . . . . . Tornoceras acutum n. sp. 
Cheiloceras circumflexum Sandb. sp. em. . Tornoceras simplex v. B. 


d) In der Form der Schale und der Sculptur sind Convergenzerscheinungen mit jüngeren Ammoneen 
ausgeprägt bei: 

1. Pseudarietites (Prolecanitinae), Taf. II, Fig. 2 mit Arietites. 

2. Prolobites (Cheiloceratinae, Taf. IV, Fig. 18) mit Lobites und HAyattıtes (Hyattoceras). 

Paralytoceras (Cheiloceratidae), Taf. III, Fig. 14 mit Zytoceras fimbriatum. 

Clymenia aegoceras n. sp, Taf. I, Fig. 5 mit Aegoceras (Platypleuroceras). 

Eine ganz eigenthümliche Entwicklung zeigt Gonioclymenia armata, deren fünfter und sechster Umgang 
die Sculptur- und Schalenform von Aspidoceras perarmatum zeigt (Taf. I, Fig. 3a), während sich 
später eine an AJegoceras erinnernde Sculptur ausbildet. 

Ueberhaupt gehören hierher fast sämmtliche soeben erörterte Fälle von trachyostraker Oberfläche bei 


an 2 


älteren Ammoneen. 

Die durchaus verschiedene Entwicklungshöhe der devonischen und der mesozoischen Ammoneen 
macht die verhältnismässige Seltenheit dieser Convergenzformen erklärlich. 

Die Häufigkeit ähnlicher Schalen- und Suturformen innerhalb verschiedener Familien erklärt sich 
aus der Einfachheit der Organisation, welche die häufige Wiederkehr derselben Merkmale bedingt. 


4. Spontane Variabilität bei Goniatiten. 


Das oft auffällige Abändern einzelner Exemplare (spontane Variabilität) bei häufig vorkommenden 
Arten wird allgemein als ein wichtiger Factor der Artenbildung anerkannt. Die Feststellung derartiger Fälle 
ist jedoch keineswegs einfach, da man sich vor der Verwechslung mit verschleppten Exemplaren aus anderen 
Schichten oder mit passiv verfrachteten Schalen (s. u.) hüten muss. Fälle spontaner Variabilität können nur 
dann sicher constatirt werden, wenn dem paläontologischen Forscher auch die geologischen Verhältnisse 
des Fundortes durch eigene Aufsammlungen genau bekannt sind. 

Cheiloceras subpartitum var. amblyloba Sandb. ist eine bei Nehden nicht eben häufige, bei 
Cabrieres in ungewöhnlicher Menge vorkommende Form. Ich kenne von Cabrieres 3400 Exemplare, 
von denen ich etwa die Hälfte selbst gesammelt habe und kann daher hervorheben, dass die oben beschrie- 
benen Merkmale des kugeligen bis gerundeten, mit 3—4 vollständigen Labialwülsten versehenen Goniatiten 
im Ganzen recht constant sind. Ganz vereinzelt ist das folgende, durchaus aberrante Exemplar: 

I. Ein mit Wohnkammer erhaltenes Stück, das 6—8 (statt 3-4) Labialwülste aufweist. Man wird 
diese Erscheinung wohl auf verlangsamtes Wachstum zurückführen (Taf. IV, Fig. 16). 

2. Ein bis ans Ende gekammertes Stück mit deutlicher Spiralsculptur. Hier liegt die spontane 
Entstehung eines Merkmals vor, das erst bei jüngeren, genetisch von Cheiloceras ableitbaren Formen (Glyphio- 
ceras striatum, Gastrioceras, Agathiceras) seine volle Ausbildung findet (Cheiloceras Verneuili Taf. IV, Fig. 15). 


‘) Die unrichtige Bestimmung der Goniatiten hercynicus als Clymenia beruht wesentlich auf dieser Ueber- 
einstimmung der Lobenform, 


[65] Ueber devonische Ammoneen. 91 


II. Biologisches über Goniatiten. 


Die Unterscheidung grundbewohnender (benthonischer) und freischwimmender Goniatiten. 


In jeder Stufe oder Zone sind die durch ihre Individuen- und Artenzahl vorherrschenden Gruppen, 
die »Leitfossilien«, durch zahlreiche Varietäten und Uebergangsformen vertreten, so im unteren Oberdevon 
Gephyroceras und Tornoceras, im mittleren Cherloceras, im Ciymenien-Kalk ausser der namengebenden 
Gruppe Aganides und Sporadoceras. Bei Cheiloceras (im mittleren Oberdevon) ist durch die grosse Formen- 
mannigfaltigkeit die Unterscheidung bestimmter Arten oder Varietäten erschwert. Die Arten von Gephyro- 
ceras, Oxyclymenia und Sporadoceras sind kaum leichter von einander zu trennen. 

Lässt hingegen die Häufigkeit der Individuen auch nur etwas nach, so ist die Unterscheidung der 
Arten leicht und einfach: Es entstehen »gute Species«. 

Die Tornoceren des mittleren und noch mehr des höheren Oberdevon sind die scharf getrennten 
Ueberbleibsel der in einander übergehenden Gruppen der unteren Stufe. Die wenigen Cheiloceras-Arten des 
Clymenien-Kalkes sind ausgeprägte, gut unterscheidbare Arten, die mit der diffusen Variabilität der Neh- 
dener Fauna nichts mehr gemein haben. 

Biologisch eigenartig ist die Fauna des Clymenien-Kalkes entwickelt: Neben einzelnen, an allen 
europäischen Fundorten häufig vorkommenden Typen wie Oxyclymenia undulata und striata, Clymenia 
laevigata, Goniochymenia plana und speciosa, Aganides sulcatus, Sporadoceras Muensteri, subbilobatum 
u. a. sind andere Formen auf einen oder wenige Fundorte beschränkt. U. A. zeigt Ebersdorf eine Reihe 
von Localarten, die gleichzeitig an Ort und Stelle selten sind so: 

1. Sporadoceras (Paralytoceras) und | A erkieazen. 
2. Pseudarietites ; 

3. Gonioclymenia pessoides L. v. B. sp. 
4. 5 Uhligi n. sp. 
5. Phenacoceras (?) paradoxum Tietze non Mstr. (Taf. II, Fig. 5.) 


n 


Clymenia (?) solarioides L. v. B. und 

7. eine verwandte, bestimmt unterscheidbare,‘) unvollkommen bekannte Art. 

Nur im Fichtelgebirge finden sich: die Sellaclymenien, Gonioclymenia maxima, Sporadoceras sub- 
involutum und die typische Art der Gattung Phenacoceras; nur in Westdeutschland: Pseudoclymenia, 
Sporadoceras pseudosphaericum und mammilliferum;, nur in den Karnischen Alpen: Clymenia aegoceras. 
Tornoceras Escoti ist auf Brilon und Cabrieres beschränkt, die bei weitem häufigste Clymenia des 
letzteren Fundortes (Clymenia intracostata) fehlt in Deutschland fast ganz (pag. 33).?) 

Der Gegensatz allgemein verbreiteter und localisirter Formen (Phenacoceras und die Prolecanitinen 
überhaupt) legt den Gedanken nahe, dass die einen pelagische Schwimmer, die anderen Boden- 
bewohner gewesen seien. -Unterstützt wird diese Vermuthung durch die Thatsache, dass von sechzehn oben 
genannten Arten zwölf evolute Schalen besitzen. Diese evoluten, zum Theil ganz besonders flach scheiben- 
förmig (Gonioclymenia pessoides, Clymenia aegoceras, Paralytoceras crispum) gestalteten Gehäuse wären der 
Zerstörung durch Wellen und Strömungen besonders ausgesetzt gewesen. Die genannten zwölf evoluten 
Localarten sind also mit einem hohen Grade von Wahrscheinlichkeit als grundbewohnende (ben- 
thonische) Formen anzusehen. Auch die gegensätzliche Entwicklung, welche die atavistisch rückgebildete 
Sutur und die hochdifferenzirte Sculptur von Pseudarıetites zeigt, ist am ersten bei einem benthonischen 
Geschöpf denkbar. Nicht zu verwechseln mit den vereinzelt vorkommenden benthonischen Gattungen Prole- 
canites, Triainoceras (unteres Oberdevon), Phenacoceras, Pseudarietites,. Paralytoceras, Pseudoclymenia 
sind die vereinzelt — nur an einem Fundort — vorkommenden Localarten oder Varietäten verbreiteter 
Gruppen wie Tornoceras acutum, Cheiloceras acutum, Tornoceras Haugi, Tornoceras subundulatum, 


1) Die involute, kugelige Form erinnert durch die starke Vorwölbung des runden Rückenkiels an » C/ymenia« 
solarioides, eine genauere Bestimmung ist ausgeschlossen, da die Loben nicht erhalten sind (Museum Breslau). 
*®) Da ich von allen Fundorten sehr grosse Mengen von Material untersucht habe, so kann die »Unvollständig- 
keit der Ueberlieferung« nicht ohne weiteres zum Vergleich herangezogen werden. 
I2” 


92 Fritz Frech. [66] 


Sporadoceras Muensteri var. brachyloba, Sporadoceras subbilobatum war. meridionalis. Hier handelt es 
sich um die in Bildung begriffenen Arten pelagischer Gruppen, welche in Folge ungünstiger Umstände keine 
weitere Verbreitung erfahren haben. 

Ueber die Lebensweise der Goniatiten gibt nächst dem Clymenien-Kalk das untere Oberdevon 
mit seinen sehr mannigfachen Faciesbildungen einigen Aufschluss: 

Die weit verbreiteten Formen Gephyroceras (mit Manticoceras) und Tornoceras sind in fast 
sämmtlichen!) Facies gefunden worden: 


I. In den rothen Goniatiten-Kalken (und den zugehörenden Rotheisensteinen). 


D 


In den grauen Goniatiten-Kalken (Domanik) und 
. In den schwarzen (bituminösen) Knollenkalken mit Paläoconchen (Kellwasserkalk). 
. Im Kramenzel- oder Nierenkalk (Chudleich, Devonshire), 


(Typus Saltern Cove). 


3 
4 
5. Im Goniatiten-Mergel und zwar sowohl in dem grauen (Typus Büdesheim) wie dem rothen 
S 
6. In den durch Korallen und Brachiopoden gekennzeichneten Mergelkalken (Typus Nimes in 


Belgien; hier scheint Tornoceras zu fehlen). 


7. Im weissen Korallenriffkalk (Iberg bei Grund im Harz). 


Im Gegensatz zu dieser allgemeinen Verbreitung kommt von anderen Typen des unteren Oberdevon: 

a) Prolecanites nur in 1. und 2. (Domanik), 

b) Triainocers nur in 1., 

c) Beloceras nur in 1. und 3. vor. 

Timanites und Probeloceras sind mir aus Westeuropa nur in je zwei Exemplaren bekannt,?) Zpr- 
tornoceras findet sich nur im Rotheisenstein. 

Der Rückschluss auf verschiedene Lebensweise (siehe oben) liegt somit sehr nahe. 

Ein Vergleich mit dem höheren Oberdevon lehrt, dass die von Prolecanites abstammenden Gattungen 
Phenacoceras und Pseudarietites ebenfalls typische Localformen sind. 

Auch Beloceras zeigt im tiefsten Devon und in der Zone des Gephyroceras intumescens dasselbe 
localisirte Vorkommen. Der Schluss auf benthonische Lebensweise wird durch die Thatsache unterstützt, dass 
die Prolecanitinen und Beloceras ausschliesslich in den dichten oder knolligen (kramenzelartigen) 
Tiefseekalken vorkommen; Beloceras findet sich ausserdem noch in dunkeln bituminösen Kalken gleicher 
Entstehung, In Mergeln, Schiefer und Mergelkalken, in Korallenbildungen, sowie in allen Flachseefacies fehlen 
die hierher gehörigen Gattungen, die somit auf einen, durch bestimmte Sedimente gekennzeichneten 
Lebensbezirk angewiesen waren. 

Endlich wird unser obiger Schluss durch die Thatsache unterstützt, dass Prolecanites wie Beloceras 
an geologischer Lebensdauer kaum von einer anderen Goniatiten-Gattung übertroffen werden: Beloceras reicht 
von der unteren Devongrenze bis zum Oberdevon, Prolecanites vom Mitteldevon bis in die Mitte des Carbon. 

Der Hypothese, nach der die weite Verbreitung der leeren Ammoniten-Schale passiv durch die 
Meeresströmungen erfolgt sei, sind die angeführten Thatsachen jedenfalls nicht günstig. Denn man darf 
nicht vergessen, dass die von mir als Bodenbewohner gedeuteten Formen, insbesondere Prolecanites und 
Beloceras an den wenigen Funndorten, an welchen sie auftreten, meist nicht eben häufig sind. (Gr. Con- 
stanze bei Haiger, Martenberg, Pic de Cabrieres.’) 

Das vollständige Fehlen von Beloceras und Prolecanites in den den Kalken benachbarten Goniatiten- 
Mergeln wäre unerklärlich, wenn man ausgeprägte, passive oder active Bewegungsfähigkeit dieser Cephalopoden 
vermuthen wollte. Man wird annehmen dürfen, dass nur die Embryonen gelegentlich passiv (planktonisch) von 


‘) Mit Ausnahme der Sandsteine des »Famennien« Belgiens und der »Chemung group« Nordamerikas (beide 
mittleres bis oberes Oberdevon). Auch im Cypridinen-Schiefer fehlen Goniatiten; da man aber die schiefrige, von Ammoneen 
freie Tiefseefacies des Oberdevon im Allgemeinen als Cypridinen-Schiefer bezeichnet, kommt derselbe für die obige 
Frage überhaupt nicht in Betracht. 

°) Hierzu kämen noch zwei Stücke von Timanites? triphyllus aus dem untersten Oberdevon von Büdesheim. 
°) Die Fundorte sind mir sämmtlich durch eigene Ansammlung bekannt; nur Beloceras ist etwas häufiger. 


[67] Ueber devonische Ammoneen. 93 


Meeresströmungen mitgeführt wurden; denn Prolecanites selbst ist, wenn auch in verschiedenen Schichten 
und vereinzelten Orten, sehr weit verbreitet: West- und Nordeuropa (Timan), Sibirien und Indiana (Kinderhook). 

Für die Beurtheilung fossiler Faunen und Facies ist der Vergleich mit den Befunden der Untersuchung 
der heutigen Meere unabweisbar. Die activ und passiv schwimmenden Meeresbewohner (Nekton und Plankton) 
waren von den Bewohnern des Bodens in den geologischen alten und den heutigen Meeren gleichmässig 
verschieden.!) 

Aber der scharfen Scheidung dieser drei Faunenelemente, welche J. Walther (Zeitschr. d. geol. Ges. 
1897, pag. 273) für nöthig erachtet, um erdgeschichtliche Schlüsse zu ziehen, stellt sich ein nicht unwesentliches 
Hindernis entgegen: Auf dem Beden der Meere wurden wie auf einer einheitlichen Projectionsebene sämmt- 
liche Reste, Plankton, Nekton und Benthos niedergelegt. Eine Scheidung desselben ist bei tertiären, der 
Jetztzeit nahestehenden Ablagerungen leicht ausführbar, bei mesozoischen Bildungen mehr oder weniger 
schwierig, bei paläozoischen Schichten nur in seltenen Fällen möglich. 

So unumgänglich die Kenntnis der neueren zoologischen und oceanographischen Forschungen für den 
Geologen ist, so wenig wird für die Wissenschaft durch Aufstellung unerfüllbarer Forderungen gewonnen. 
Die Lebensweise ausgestorbener Ordnungen ist stets noch schwerer zu bestimmen als ihre systematische 
Stellung. Den besten Beweis für diese Auffassung bilden die über Ammoniten und Graptolithen hinsichtlich 
ihrer Lebensweise geäusserten Anschauungen. Während Jäkel die Graptolithen als benthonisch auffasst, 
bezeichnet Lapworth sie als pseudoplanktonische, an Tangen angeheftete Formen. Die grosse Mehrzahl der 
Forscher erachtet sie — abgesehen von den Dendrograptiden — als echte Planktonthiere. Die Lapworth’sche 
Hypothese scheint mir recht wenig wahrscheinlich zu sein, da in den für die Erhaltung der feinsten Einzel- 
heiten geeigneten Graptolithen-Schiefern doch irgend etwas von den »Tangen« wahrnehmbar sein müsste. 

Die Ammoniten-Schalen sollen nach Walther in leerem Zustande ebenfalls als »Pseudoplankton « 
transportirt worden sein. Walther erachtet das Fehlen von Weichtheilen als besonders beweisend für seine 
Annahme des Fortschwimmens in leerem Zustande, ohne zu berücksichtigen, dass für sämmtliche übrigen 
fossilen Mollusken und die benthonischen Brachiopoden das Fehlen der Weichtheile ebenso bezeichnend ist 
(l. c. pag. 259—268). Indem Walther seine, wie es scheint, bisher ausschliesslich bekämpfte Hypothese 
des pseudoplanktonischen Charakters aufrecht erhält, stellt er den Satz auf (pag. 261), dass die Verbreitung 
der gekammerten Cephalopodenschalen unabhängig ist von dem wechselnden Charakter der sie umhüllenden 
Sedimente und von der Meerestiefe. Für den Jura ist vielleicht eine scheinbare Richtigkeit dieser Annahme 
zuzugeben. Für die Kreide und die sämmtlichen Systeme von der Trias zum Devon sind die thatsächlich 
beobachteten Verhältnisse der Annahme Walther’s nicht günstig. Für das Devon sei nur auf die obige 
Uebersicht der Facies der Stufe des Gephyroceras intumescens verwiesen und das übrige Palaeozoicum trägt 
den gleichen Charakter. 

Immerhin ist die Möglichkeit, dass ausnahmsweise einmal leere Goniatiten-Schalen durch Strömungen 
verfrachtet werden, nicht zu bestreiten. Wenn in Deutschland von dem nordamerikanischen Probeloceras 
oder dem timanischen Timanites nur wenige Exemplare (je zwei bis vier) gefunden sind, so macht dieses 
Vorkommen den Eindruck passiven Transportes. 

Aehnlich ist das vereinzelte Vorkommen von Goniatiten in den mitteldevonischen Kalken und Mergeln 
der Eifel zu deuten, umsomehr, als es sich hier meist um Bruchstücke handelt (Aphyllites evexus von Buch). 

Aber gerade diese Ausnahmen lassen die Regel klar hervortreten, nach der die Ammoneen in den- 


selben Meeren gelebt haben, auf deren Grunde man ihre häufig mit wohlerhaltenen Mundrändern?) versehenen 
Schalen findet. 
III. Stratigraphische und stammesgeschichtliche Entwicklung der Ammoneen ım Devon. 


Allgemeines. 


Die stratigraphische Bedeutung der Ammoneen nimmt im Verlauf der devonischen Periode zu. Im 


Unterdevon, an dessen Ober- und Untergrenze nur Faunenfragmente von Ammoneen bekannt sind, im Mittel- 


2) Lethaea palaeozoica, Taf. NXXIla, Taf. I-U. 


94 Fritz Frech. [68] 


devon, wo nur local (im rechtsrheinischen Schiefergebirge) die Ueberlieferung vollständiger wird, beruht die 
geologische Gliederung auf anderen Thierclassen, vor Allem auf den Brachiopoden. Erst im Oberdevon 
erreichen Goniatiten und Clymenien eine Häufigkeit und Verbreitung, welche an die ihrer mesozoischen 
Nachkommen heranreicht. 

Wollte man — zur Verdeutlichung des auf das Vorwalten der Brachiopoden und das Zurücktreten der 
Ammoneen begründeten Gegensatzes — eine Gliederung des Devon auf die letzteren begründen, so würden 
sich vier Stufen!) ergeben, von denen: 

4. die oberste dem höheren Oberdevon, 

3. die dritte dem tieferen Oberdevon, 

2. die vorletzte dem oberen Mitteldevon, 

I. die unterste aber dem tieferen Mitteldevon und dem gesammten Unterdevon 
entspricht. 

Jede dieser Stufen zerfällt in eine Anzahl von Zonen (je 2—4). Aber die Verschiedenheiten innerhalb 
der tiefsten Stufe sind so wenig erheblich, dass offenbar die Entwicklung der Ammoneen während dieses 


langen Zeitraumes nur geringe Fortschritte gemacht hat. 


1. Aelteres Devon und silurischer Ursprung der Ammoneen. 


Der langen Ruhepause des älteren Devon ist im Obersilur offenbar eine Periode der Entwicklung 
und Differenzirung der Ammoneen vorhergegangen, als deren Ergebnis die vollkommen typisch entwickelten 
Gattungen: Anarcestes, Aphyllites, Epitornoceras und ? Tornoceras sowie Beloceras an der Basis des Devon 
erscheinen. An der oberen Grenze des Unterdevon kommen Mimoceras, Maeneceras, Tornoceras s. str. und 
Pinacites hinzu, aus der Mitte des Unterdevon fehlt — abgesehen von einigen schlecht erhaltenen (Huns- 
rückschiefer) oder unbeschriebenen (Schönauer Kalk) Aphylliten — jede Ueberlieferung. 


Das plötzliche Auftreten einer Anzahl von verschiedenen Goniatiten-Typen im Unterdevon erinnert 
an die »kryptogenen« jurassischen Ammoniten. Ueber den Verlauf dieser silurischen Entwicklung wissen 
wir nichts. Ein von A. Denckmann aus obersilurischen Schichten des Kellerwaldes beschriebener 
Aphyllites kommt schon deshalb für die Entwicklungsgeschichte nicht in Betracht, weil er der Form der 


devonischen Arten durchaus ähnlich ist. 


Paläontologisch kann der Nachweis von Aphyllites im Obersilur umso weniger überraschen, als ein 
typischer — wenn auch schlecht erhaltener — Vertreter der Gattung von mir im tiefsten Devon des 
Wolayer Thörls nachgewiesen wurde. 


Wichtiger für die Stammesgeschichte ist der Nachweis einer von G. Holm als Bactroceras be- 
schriebenen Gattung im mittleren Untersilur von Westgotland und Oeland.?) Der Sipho dieses Orthoceren 
liegt marginal oder submarginal und erinnert somit an Bactrites. Allerdings liegt — abweichend von diesem 
Genus — die Siphonaldute zwischen Aussenschale und Sipho, und der Anfang der Schale (Blase oder 
Narbe ?) ist unbekannt. 


Die Verschiedenheiten sind angesichts des grossen Zwischenraumes zwischen mittlerem Untersilur 
und mittlerem Mitteldevon nicht so gross, um jeden Gedanken an einen stammesgeschichtlichen Zusammen- 
hang abzuweisen. Aber andererseits ist die Länge der Zeit, aus der jede Ueberlieferung fehlt, so bedeutend, 
dass eine bestimmte Beantwortung der Abstammungsfrage der Ammoneen nicht möglich erscheint. Immerhin 
wird man den Ursprung der Ammoneen in einer wenig differenzirten, nur mit glatten Anwachs- 
streifen und externem Sipho versehenen Gruppe der Nautileen zu suchen haben.’ Als älteste Ammoneen- 
Form wäre dann diejenige — uns unbekannte — mittelsilurische Gruppe zu bezeichnen, bei der die häutige 


Anfangssblase kalkige Bestandtheile in sich aufnimmt. 


‘) Frech: Lethaea palaeozoica, Tabelle X, pag. 169. 
°) G. Holm: Geol. Fören. Förhandl. Nr. 189, Bd. 20, H. J., pag. 354-360, Taf. XVIII. Die genauere Horizont- 
bezeichnung ist rother Lituitenkalk. 


[69] Ueber devonische Ammoneen. 95 


Leider gestattet das späte Auftreten von Bactrites s. str. im mittleren Mitteldevon nicht eine 
Entscheidung über das Problem, ob die Ammoneen von geraden oder von eingerollten Vorfahren abstammen. 
Gegen die letztere Aufnahme würde höchstens der Umstand sprechen, dass die silurischen Nautilus-Arten 
schon einen hohen Grad von Differenzirung zeigen und mit den einfachen devonischen Goniatiten (Gyroceras 
H. v. Meyer — Mimoceras Hyatt, Aphyllites und Anarcestes) nichts mehr gemein haben. Andererseits 
erinnert das späte Auftreten von Bactrites (mittleres Mitteldevon) an die Möglichkeit, dass hier bereits eine 
geradgestreckte »Nebenform« vorliegt. Jedenfalls ist Bactrites im unteren Oberdevon der letzte Vertreter 
der mit »subnautilinen<s Kammerscheidewänden versehenen alterthümlichen Goniatiten. 


2. Die Entwicklung der mitteldevonischen Goniatitenfaunen. 


Das Mitteldevon ist die Zeit der einfach gebauten Formen und enthält zwar neue Arten aber 
mit Ausnahme von Bactrites, Celaeceras,!) Gephyroceras!) und des an der oberen Grenze auftretenden 
Prolecanites?) sowie der Gruppe des Anarcestes cancellatus keine neuen Gruppen. Das aus dem Mesozoicum 
bekannte Intermittiren der Gattungen prägt sich schon hier aus: Beloceras intermittirt im ganzen Mittel- 
devon, Maeneceras?) fehlt in der unteren Stufe und erscheint in der Mitte von neuem. 

Die Cephalopoden-Faunen des älteren und jüngeren Mitteldevon sind ausserordentlich scharf von 
einander geschieden; nur die Vereinzelung der reicheren Fundorte und die Verworrenheit der Lagerungs- 
verhältnisse konnte die Feststellung: dieser wichtigen Thatsache verzögern. Während die Brachiopoden- und 
Korallenzonen eng verbunden sind, liegt bei den Cephalopoden eine Scheidegrenze ersten Ranges in der 
Mitte des Mitteldevon. Die scharfe Ausprägung derselben wird nur zum Theil durch das Fehlen eines 
Cephalopoden-Aequivalentes der Eifler Crinoiden-Schicht erklärt. Im Wesentlichen hängt die Aenderung 
wohl mit dem Beginn der mitteldevonischen Transgression (siehe unten) und den hierdurch bedingten Wande- 
rungen der Hochseefauna zusammen. Die Vorfahren der Tornoceras-, Maeneceras- und Aphyllites-Arten des 
oberen deutschen Mitteldevon kommen im Süden in wesentlich älteren Schichten vor (Karnische Alpen, 
Cabrieres). 

a) Die untere Stufe, das ungefähre Aequivalent der Calceolaschichten, wird durch 
die Gruppe des Anarcestes lateseptatus, durch Gyroceras?) und den selteneren, aber sehr bezeichnenden Pina- 
cites Jugleri*) charakterisirt (Stufe des Anarcestes lateseptatus und Pinacites). Abgesehen von den genannten 
und einigen seltenen Arten (z. B. Anarcestes neglectus) zeigen die beiden Zonen, die untere nach Anarcestes 
subnautilinus (Lethaea palaeozoica, Taf. XXV, Fig. 6), die oberenach Aphyllites occultus (l. c. Taf. NXX a, 
Fig. I) benannt, nur wenige Beziehungen. So sind die Gattungen Gyroceras (Taf. XXV, Fig. 7), Herco- 
ceras (Taf. XXIV, Fig. 8) und Jovellania auf die untere, Bactrites auf die obere Zone beschränkt; auch 
die ältesten, am Rheine bekannten Tornoceren scheinen?) in der letzteren vorzukommen. Die obere Zone 
ist allgemein verbreitet, typische Vertreter der unteren Zone sind die kalkigen Schiefer der Grube Königs- 
berg (Rubpach), die unteren Wissenbacher Schiefer und die Ballersbacher Kalke (über Einzelheiten 
vergleiche die Tabelle). 

Eine Vermittlung zwischen den an den westdeutschen Fundorten schart getrennten Faunen bilden 
die Schichten von Hasselfelde (Harz) sowie Knollenkalke von Hlubocep bei Prag (G,), wo eigen- 
thümliche Gattungen (Nothoceras und Hercoceras) mit Aphyllites occultus zusammen vorkommen. 
Während die Mächtigkeit der Prager Knollenkalke eine Vertretung beider Zonen möglich erscheinen lässt, 


1) Je eine vereinzelte Art. 

2) An der obigen Darstellung wird nichts geändert, wenn man entsprechend einer anderen Deutung die Kalke 
von Mnenian und dem Pic de Cabri&res nicht als oberstes Unterdevon, sondern als unterstes Mitteldevon 
bezeichnet. 

3) Siehe Seite 44. 

4) Die letztere Art kommt schon an der oberen Unterdevongrenze (bei Greifenstein und Mnenian) vor. 

:) Dieselben (Tornoceras circumflexiferum und annulatostriatum) wurden allerdings bisher nur in den 
Wissenbacher Schiefern gefunden und stammen — da ein zonenweises Sammeln hier unmöglich ist — vielleicat schon 
aus dem oberen Mitteldevon. 


6 Fritz Frech. [70] 


ist dies in den wenigen Metern des Hasselfelder Kalkbruches (im Harz) kaum wahrscheinlich. Auch hier 
findet sich der sonst für die jüngere Zone bezeichnende Aphyllites Dannenbergi zusammen mit den älteren 
Formen Gyroceras und Hercoceras. 

db) Das obere Mitteldevon, die dem Stringocephalen-Kalk ungefähr entsprechende 
Stufe des Maeneceras terebratum, ist durch das Auftreten von Tornoceras und der genannten Gattung 
sowie die Formenreihe des Aphyllites evexus v. Buch —= inconstans Phill.!) gekennzeichnet. In der 
unteren Zone, die nach Posidonia hians (oder Maeneceras terebratum s. str.) benannt wird,?) sind 
die weitgenabelten Anarcesten (Gruppe des Anarcestes lateseptatus) noch zahlreich; dieselben werden in 
der oberen Zone (s. o.) durch die ungenabelte Gruppe des Anarcestes cancellatus ersetzt, während Maene- 
ceras Decheni sich gleichzeitig von der älteren Form abzweigt. Noch bezeichnender ist das — allerdings 
seltene Auftreten von Prolecanites (Prolecanites clavilobus): Zone des Prolecanites clavilobus und 
Maeneceras Decheni. 

Die Goniatiten-Fauna des oberen deutschen Mitteldevon, vor Allem durch das Auftreten von 
Tornoceras?) und Maeneceras (sowie das Verschwinden von Gyroceras, Pinacites, Jovellania und Her- 
coceras) gekennzeichnet, erscheint bereits in der Odershäuser Kalken, welche bei Wildungen die Gün- 
teröder Kalke überlagern und ungefähr dem unteren Stringocephalen-Kalk der Eifel sowie den obersten 
stratigraphisch noch nicht abgeschiedenen Wissenbacher Schiefern gleichstehen. Eine schärfere Parallelisirung 
mit’den Eifler Brachiopoden-Horizonten ist schwierig.*) Jedenfalls kommen die bezeichnenden Goniatiten der 
oberen Mitteldevonstufe, vor Allem Tornoceras simplex und Anarcestes cancellatus erst im oberen Stringo- 
cephalen-Kalk von Paffrath?) und Villmar°) vor. 

Die Facies der Tentaculiten- oder Orthoceren-Schiefer reicht nur selten (Haiger) bis an die 
obere Grenze des Mitteldevon; meist wird die oberste Zone dieser Abtheilung durch Kalk beziehungs- 
weise Eisenstein gebildet, dessen Goniatiten-Fauna nur geringe Unterschiede von der der Odershäuser 
Kalke zeigt. 

Maeneceras Decheni und terebratum, Aphyllites evexus, Anarcestes cancellatus, Tornoceras simplex 
und circumflexiferum schliessen sich eng an ihre älteren Vorläufer an und sind zum Theil ident, zum 
Theil wenig veränderte Mutationen. Neu ist das Auftreten der für die spätere Entwicklung des Stammes 
wichtige Gattung Prolecanites (Prolecanites clavilobus) die somit trotz ihrer Seltenheit für die Charakteri- 
sirung der Zone wichtig ist. Daneben findet sich Anarcestes cancellatus, eine von den älteren weitgenabelten 
Formen abweichende Art. 

Die Eisensteine des Enkeberges bei Brilon und der weiteren Umgegend (Grottenberg bei 
Bredelau, Martenberg bei Adorf), die rothen Knollenkalke mit Pinacites discoides von Wildungen, 
Eisensteine (mit Anarcestes cancellatus) von Wetzlar und Dillenburg sowie vom Büchenberg bei Wer- 
nigerode gehören diesem Horizonte an. Die Anreicherung durch Eisen entsteht secundär dort, wo Kalk 


(Mitteldevon) und schiefrige Gesteine (des oberen Devon) an einander grenzen. 


') Die Identität des Aphyillites inconstans Phill. 1842 var. obligua White bei Holzapfel (Schichten mit Mae- 
neceras terebratum, pag. 621) mit zwei bei Pelm gefundenen, im Breslauer Museum befindlichen Exemplaren unterliegt 
keinem Zweifel. Die letzteren stammen von dem Fundorte von L. von Buch’s Goniatites evexus und stimmen in jeder 
Hinsicht mit der Zeichnung des letzteren überein. Der ältere Name (1832) ist somit wieder einzuführen; die Kenntnis 
der Formenreihe ist jedoch erst durch E. Holzapfel’s citirte, ausgezeichnete Arbeit begründet worden. 

2) Beide Arten gehen noch in die höhere Zone hinauf; die erstere ist hier allerdings selten. 

3) Tornoceras? Holzapfeli s. ob. p. 46 aus dem Greifensteiner Kalk ist eine Uebergangsform zu Anarcestes, 
Tornoceren mit höher entwickeltem Laterallobus sind nur in Südeuropa aus älteren Schichten bekannt. 

*) Allerdings lagert bei Wetzlar der Hainaer, dem unteren Theile des Eifeler Stringocephalen-Ralkes ent- 
sprechende Kalk über Gunteröder Kalken und E. Kayser vergleicht daher die Stufe des Aphyllites oceultus mit den 
Calceola-Schichten. Man konnte jedoch ebenso gut den Hainaer Kalk als heteropes Aequivalent des oberen Theiles 
der Occultus-Stufe auffassen. Leider schliessen sich Riffkorallen und die zugehörenden Brachiopoden sowie Goniatiten 
— von seltenen Ausnahmen abgesehen — gegenseitig aus. 

5) Nach Exemplaren des Breslauer Museums bei F. Roemer. Vergl. auch Holzapfel, l. c. 

%) Z. B. Brilon, Grottenberg, Wetzlar, Ense bei Wildungen. 


[71] Ueber devonische Ammoneen. 97 


3. Die Eisenkalke des Pic de Cabrieres mit Phacops breviceps, Aphyllites Barroisi und Tornoceras 
Bertrandi. 


Für die Altersbestimmung der in dislocirter Stellung am Südabhang des Pic de Cabrieres vor- 
kommenden Eisenkalke !) ist Phacops breviceps Barr. von besonderer Wichtigkeit. Eine Neupräparation 
der dort vorkommenden, früher als Phacops fecundus mut. supradevonica von mir bezeichneten Formen 
ergab die vollkommene Uebereinstimmung mit der auch in den Eisensteinen des oberen deutschen 
Mitteldevon weitverbreiteten Art.?) 

Die drei vorkommenden Goniatiten, von denen mindestens zwei neuen Arten angehören, widersprechen 
der Deutung nicht. Das Zusammenvorkommen von typischen Tornoceras und Aphylliten aus der Gruppe 
des Aphyllites evexus (Aphyllites evexus var. crassa Holzapf.) kennzeichnet das obere Mitteldevon. Die 
interessante Zwischenform von Aphyllites und Tornoceras (T. Barroisi) entspricht ebenfalls der Faunen- 
entwicklung dieses Horizontes. 

Auch jenseits des Oceans kommt an der Oberkante des New-Yorker Mitteldevon in dem bituminösen 
Genessee-Schiefer eine Goniatiten-Fauna vor, welche durchaus der der europäischen Eisensteine entspricht: 
Aphyllites evexus v. B. var. expansa Vanuxem und var. crassa Holzapf., d. h. typische Arten der Evexus- 
Gruppe sowie Tornoceras simplex-Typus und var. uniangularis sind, wie die vergleichende Untersuchung 
von Originalen ?) lehrte, nur durch ganz geringfügige Unterschiede von den entsprechenden europäischen 
Formen getrennt (var. expansa) oder mit ihnen ident. Allerdings fehlen die westdeutschen Leitformen 
Maeneceras terebratum und Anarcestes cancellatus, deren Verbreitung ebensowenig bis Südfrankreich ge- 


reicht zu haben scheint. 


Die Ammoneen-Entwicklung des Oberdevon. 


Vier wohlcharakterisirte Ammoniten-Faunen, die allerdings in vollständiger Reihe bisher 


nur in Europa beobachtet wurden, kennzeichnen die beiden Stufen des Oberdevon: 


A. Das untere Oberdevon, die Gephyroceras-Stufe. 


Die Gattungen Gephyroceras (schon im Mitteldevon des Ural) und Beloceras (schon an der 
unteren Grenze des Devon beobachtet) entfalten sich aber erst im unteren Oberdevon zu bedeutender Grösse 
und erheblichem Artenreichthum (Gephyroceras mit circa 15 Arten), um mit dieser Stufe fast ganz zu erlöschen. 
Etwas geringer ist die Mannigfaltigkeit der langlebigen Gruppen Tornoceras und Prolecanites. Beide reichen 
ebenso wie der eigenthümliche Bactrites aus dem Mitteldevon herauf. Bezeichnend, aber örtlich beschränkt 
ist das Vorkommen von Timanites (mit der Untergattung Probeloceras), sowie von Triainoceras. 


1. Das tiefste Oberdevon, die Zone des Gephyroceras Hoeninghausi und Prolecanites lunulicosta 


besitzt mit seiner eigenthümlichen Goniatiten-Fauna eine Verbreitung, die zum wenigsten Westdeutschland 
und Südfrankreich‘) (Cabri@res) umfasst und entspricht ungefähr der Brachiopodenzone der Rhynchonella 
cuboides (Büdesheimer Cuboides-Mergel unter anderem mit Timanites). Abgesehen von der namengeben- 
den, am meisten verbreiteten Art gehören zu den Charakterformen der Zone vier Gattungen, welche in 
höheren Schichten z. Th. ganz fehlen (Epitornoceras, Triainoceras), z. Th. intermittiren (Prolecanites): 


1) Vergl. Zeitschr. deutsch. geol. Ges. 1887, pag. 440 und Lethaea palaeozoica, pag. 174 Anm. 

2) Frech: Rheinisches Unterdevon, Zeitschr. deutsch. geolog. Ges. 1889, pag. 253, 254 und Holzapfel: Fauna 
der Schichten mit Maeneceras terebratum, pag. 18—20. 

°) Museum Breslau. 

*) Der Nachweis der Prolecaniten bei Cabrieres in einem Gestein, das weder Beloceras noch Gephyroceras 
intumescens, noch Tornoceras auris enthält, modificirt die Darstellung der Lethaea palaeozoica (l. c. pag, 177) bei 
einigen Punkten. In Folge dessen erscheint auch eine veränderte Benennung nothwendig. 


Beiträge zur Paläontologie Oesterreich-Ungarns. Bd. XIV. 13 


98 Fritz Frech. [72] 


Prolecanites (mit sechs Arten) und Triainoceras. 

Timanites (Timanites Hoeninghausi, acutus und triphyllus). 

Gephyroceras s. str. (Gephyroceras aequabile, planorbis.)') 

Eine Art der mitteldevonischen Gattung Anarcestes (Anarcestes nucıformıs Holzapfel) reicht noch 
bis in die Grenzzone hinauf. Von einigen weiteren Formen Gephyroceras (s. str.) forcipiferum Sandb.?) 
und Gephyroceras retrorsum v. B. var. tripartita Sandb. ist das ausschliessliche Vorkommen in dem 
tieferen Horizont sehr wahrscheinlich. 

Ueber das localisirte Vorkommen einzelner Gattungen ist das Folgende zu bemerken: die in Nord- 


russland heimische Gattung Timanites findet sich in Westdeutschland vereinzelt und zwar: 


1. In den Eisensteinen der Dillenburger Gegend (Taf. II, Fig. 2), deren stratigraphische Stellung 
an der Basis des Oberdevon durch Beobachtungen von Denckmann bei Wildungen und neuere Unter- 
suchungen von Lotz bei Oberscheld bestätigt wird. 

2. In der Gegend von Refrath bei Köln (Lethaea palaeoz. pag. 165), wo die Zone des Gephyro- 
ceras intumescens überhaupt fehlt. 

3. Bei Büdesheim in der Eifel, wo das von mir in den Cubordes-Mergeln gefundene Beloceras 


triphyllum Frech höchst wahrscheinlich ebenfalls zu Timanites gehört.?) 


Im I. und 2. kommt Timanites zusammen mit dem häufig verwechselten Gephyroceras Hoening- 
hausi L. v. B. (= lamellosum Sandb.) vor. Die letztere Art findet sich auch an den Japhethügeln bei 
Cabrieres recht häufig zusammen mit Gephyroceras forcipiferum in einem tieferen Horizonte als Gephyro- 
ceras intumescens (Manticoceras). 


Die etwas unklare Kritik, welche F. Drewermann (Jahrb. Geolog. L. A. für IgoI, pag. 112) 
an meiner Auffassung der Zone des Prolecanites lunulicosta ausübt, gipfelt in der Vermuthung, dass »der 
durch Prolecanites charakterisirte Horizont« — »nicht, wie Frech annimmt, die Basis des Oberdevon 
bildet, sondern seinen Platz unter den /Infumescens-Kalken hate. Die Intumescens-Kalke sind bekanntlich 
der untere Theil des Oberdevon. Wenn also die Vermuthung Drewermann’s einen Sinn haben soll, 
so kann es nur der sein, dass die Prolecanites-Kalke zwar an derselben Stelle liegen, die ich ihnen anwies, 
aber noch zum Mitteldevon gehören. Das kann aber Drewermann auch nicht meinen, denn im nächsten 
Satze steht bereits, dass die » Prolecaniten mit Manticoceras intumescens und anderen Primordialen zu- 
sammen vorkommen«. Uebrigens ist die allen bisherigen Wahrnehmungen entgegenstehende Annahme des 
Zusammenvorkommens von Gephyroceras intumescens und der Prolecaniten-Fauna noch näher zu begründen. 
Wenn beide nicht in demselben Stück liegen, ist die Annahme wahrscheinlicher, dass auf Grube Constanze 


über dem Prolecaniten-Kalke noch die Intumescens-Zone in geringer Mächtigkeit lagert. . 


Aehnlich steht es mit den übrigen »Berichtigungen« zu meiner Arbeit über Haiger. Es werden 
allerdings auf Grundlage neuer Aufschlüsse über und unter Tage neue stratigraphische Beobachtungen mit- 
getheilt, welche zweifellos einen Fortschritt der Kenntnis bedingen. Es fehlt aber jeder Hinweis darauf, 
dass diese neuen Aufschlüsse (bei Drewermann, |. c. pag. 107 und 108) in den 16 Jahren geschaffen 
wurden, welche seit dem Abschluss meiner Untersuchungen (1882—85) verflossen sind. Die Aufschlüsse 
waren früher naturgemäss schlechter als jetzt. Besonders auffallend ist die Angabe (pag. 102), dass ich 
niemals in dem anstehenden, von mir dort zuerst nachgewiesenen Iberger-Kalk gesammelt habe, sondern 
dass »die sämmtlichen von Frech pag. 17—ıS angeführten Arten aus der Tuffdreccie stammen«. 

In meiner Arbeit über Haiger ist hingegen (pag. 17) ausdrücklich gesagt, dass »der reichste 
Fundort« — d. h. nicht der ausschliessliche Fundort — eine alte Pinge am Rombachthal sei. Ausser- 
dem steht noch (pag. 18): »Von den genannten Arten wurden einige ausserdem in einem einige Hundert 


!) Gephyroceras s. str. ist in der höheren westeuropäischen Zone des Gephyroceras intumescens sicher nur 
mit einer ausserordentlich seltenen Art (Gephyroceras gerolsteiniense) vertreten. 

*) Bei Ballerades und am Japhethügel bei Cabrieres. 

®) Die genauere Untersuchung der übrigen in demselben Gesteine gefundenen Exemplare von Tornoceras 
und Gephyroceras ergab, dass eine sichere specifische Bestimmung nicht möglich ist. 


[73] Ueber devonische Ammoneen. 99 


westlich im Kalke angesetzten Stollen gefunden; Productus subaculeatus ist nur hier vorgekommen.« 
Wenn ein Stollen im Kalke angesetzt wird, so muss der Kalk dort auch anstehen. 

Es ist also F. Drewermann und seinem Lehrer Herrn Prof. Kayser, der als Leiter der Arbeit 
ausdrücklich genannt wird, der Vorwurf einer etwas oberflächlichen Benützung meiner kleinen — nur 
36 Seiten umfassenden — Arbeit nicht zu ersparen. In den paläontologischen Abschnitten Drewermann's 
ist die Ausführung gelungener; z. B. möchte auch ich jetzt mit dem Verfasser die Athyris globosa vom 
Kollinkofel für verschieden von der Harzer-Form halten und als Athyris collinensis bezeichnen. Nicht 
zutreffend ist allerdings auch hier die mir in den Mund gelegte Angabe des Verfassers (pag. 171) »von einer 
Beziehung zu perversen Formen kann bei Afhyris globosa keine Rede sein.< Ich habe in der Zeitschrift 
der deutschen geologischen Gesellschaft 1891, pag. 674, gesagt: »es scheint, als ob die Art zu den perversen 
Arten gehöre«, d. h.mit anderen Worten: sie ähnelt diesen Formen, gehört aber thatsächlich nicht zu ihnen. 
Unzutreffend ist die Vermuthung Drewermann’s, dass die alpine Art zu Pentamerus gehöre; bei den 
40 vorliegenden Exemplaren wurden niemals die bezeichnenden kräftigen Zahnstützen beobachtet. 

Die von Drewermann beschriebenen neuen Arten der Cephalopoden, Pseudoclymenia Sandbergeri 
var. nov. dillensis, pag. 131, Taf. XIV, Fig. 1—4, und Clymenia Kayseri, pag. 135, Taf. XIII, Fig. ı1, 
eine eigenthümliche, zwischen Gonioclymenia plana und maxima stehende Form sind als gut begründet 
anzusehen. Hingegen glaube ich nicht, dass die Abbildung bei Phillips (Paläoz. foss., Tat. LIV, Fig. 245) 
von Clymenia valida mit einer der l.c.auf Taf. XIV abgebildeten Ciymenien identificirt werden kann. 
Anmerkung nach Abschluss des Manuscriptes. 2 

Eine ziemlich unerwartete Vervollständigung: der südfranzösischen Schichtenfolge bei Cabrieres ergab 
sich auf dem von Dislocationen zerschnittenen Südabhang des Pic de Cabricres. 

In einem graurothen, an Goniatiten reichen Kalk, den ich früher auf Grund des Vorkommens eines 
in der Form mit Anarcestes praecursor (lateseptatus) übereinstimmenden Stückes zum Unterdevon gerechnet 
hatte, gelang es nach vieler Mühe, an zwei Exemplaren die Loben von Prolecanites freizulegen. Allerdings 
sind die beiden unterscheidbaren Arten neu: 

1. Prolecanites lateseptatus nov. sp., Taf. I, Fig. 11, erinnert nur an Prolecanites tridens und clavilobus 

2. Prolecanites Kiliani n. sp., Taf. II, Fig. 14, steht hingegen dem Prolecanites lunulicosta Sand- 
berger sehr nahe. 

Bei einigen weiteren Goniatiten gelang die Freilegung der Suturen allerdings nicht; jedoch stimmt 
ein Exemplar in der bezeichnenden Form des Gehäuses so vollkommen mit 

3. Gephyroceras Hoeninghausi L. v. B. (= Goniatites lamellosus') und sublamellosus Sandb.) überein, 
dass ich an der Identität nicht zweifle. (Taf. II, Fig. 1b.) 

4. Eine vierte Art erinnert in Form und Sculptur an Gephyroceras retrorsum v. B. var. tripartita 
Sandb. (Lethaea palaeoz., pag. 178, Taf. NXXIlIa, Fig. 7a). Jedoch ist der Nabel weiter und die Zahl der 
in demselben sichtbaren Umgänge grösser als bei der im deutschen Oberdevon vorkommenden Art. Ich 
bezeichne die französische Form somit vorläufig als Gephyroceras retrorsum v. B. var. (Taf. II, Fig. 1a). 

Gephyroceras Hoeninghausi und das häufige Vorkommen von Prolecanites kennzeichnet in Deutsch- 
land wie in Südfrankreich die tiefste Zone des Oberdevon. Bemerkenswerth ist ferner hier wie dort der 
Umstand, dass — abgesehen etwa von dem vertical weit verbreiteten Tornoceras simplex — keine Art aus 
der Zone des Gephyroceras Hoeninghausi in die darüber folgende Zone übergeht. 


2. Die Zone des Gephyroceras intumescens 
ist in Westdeutschland (Martenberg) wie am Pie de Cabrie£res als rother Kalk vom Typus des Hall- 
stätter Kalkes mit Gephyroceras intumescens und affine, Beloceras multilobatum, Kayseri, Tornoceras auris, 
cinctum, simplex und andere Arten bekannt. Beloceras multilobatum verbreitet sich bis zum Altai. 


1) Goniatites Tamellosus Sandb. (Verst. Nassaus, Taf. VIII, Fig. I) unterscheidet sich von Goniatites sublamel- 
losus (I. c. Taf. VI, Fig. 2) durch die spitze Endigung und grössere Länge des zweiten Laterallobus. Dieser Unterschied 
ist zweifellos vorhanden, aber — wie eine Anzahl von Pyritkernen aus dem Gomiatiten-Mergel des Japhethügel bei 
Cabritres erkennen lassen, lediglich auf das Wachsthum zurückzuführen. Der in der Jugend runde Lobus wird mit 


zunehmendem Alter spitz. 
13* 


1) Fritz Frech. [74] 


In der Facies der Goniatiten-Mergel mit Kieskernen ist die Zone des Gephyroceras intumescens 
mit dem Leitfossil z. B. bei Büdesheim und Wildungen entwickelt. 

Die durch Gephyroceras intumescens gekennzeichnete Ammoneen-Fauna besitzt wohl die weiteste Ver- 
breitung in dem Oberdevon ; man kennt dieselbe aus dem Staate New-York (Naples beds) mit Gephyroceras Patter- 
soni (Manticoceras), einen sehr nahen Verwandten von Gephyroceras complanatum,!) mit Tornoceras und Probelo- 
ceras, aus dem Ural, Westsibirien (Altai), sowie aus ganz Mittel- und Westeuropa. Eine Uebersicht der mannig- 
fachen Faciesbildungen findet sich in dem vorangehenden Abschnitt über die Lebensweise der Gomiatiten. 

Hier sei nur noch ein Verzeichnis der Arten gegeben, die mir aus dem Goniatiten-Mergel von 
Büdesheim bekannt sind: 


- 


Tornoceras simplex mut. ovata Holzapt. 


D 


auris Qu. 


(05) 


cinctum Keys. (= eifeliense Steininger). 


4 a constrictum Stein. 

5. 5 ausavense Stein. 

6. Gephyroceras intumescens Beyr.?) (Manticoceras). 

7 complanatum Beyr. 3 

8 Buchi A. V. = serratum Sdb. (Manticoceras). 
9. H ‚brumiense Steining. 

Io affıne Stein. 

Io hs calculiforme Beyr. 3 

12. R (s. str.) gerolsteiniense Stein. 


13. Timanites (Probeloceras) aff. Iynx Clarke. 
14. Bactrites gerolsteiniensis F. Roem. 


B. Das höhere Oberdevon. 
3. Die Zone des Cheiloceras curvispina (Nehdener Horizont). 


In der Cephalopoden-Entwicklung grösserer Zeitabschnitte lassen sich die in Blüthe stehen- 
den, an Arten und Individuen reichen Gruppen stets leicht von den aussterbenden vereinzelten Ueberresten 
und den ebenfalls seltenen Vorläufern jüngerer Familien unterscheiden. 

Die Zusammensetzung der Nehdener Goniatiten-Fauna (mittleres Oberdevon) bildet in dem be- 
schränkteren Bereich einer Zone ein geradezu typisches Beispiel hiefür: 


(im Obercarbon 


Untercarbon fehlt fehlt fehlt fehlt verschwunden) 
wird selten 
oberes Oberdevon wird selten vereinzelte iso- fehlt sehr formen- und) formen- und in- 
(Clymenien-Stufe) | lirte Ausläufer individuenreich | dividuenreich 
A 
| 
it, As | 3% Als 5. 
mittleres Oberdevon | Chezloceras, herr-|Tornoceras wird Gephyroceras Sporadoceras Aganides 
(Nehden) schende Gattung seltener ı Exemplar be- 2 Artenin4Exem-| 2 Localformen 
sehr reich an kannt plaren bekannt bekannt 
Formen u. Indi- 
viduen 
untere Stufe des fehlt sehr reich an |reich an Formen fehlt fehlt 
Oberdevon Formen und In- | und Individuen 


dividuen 


1) Die Verschiedenheit der Species ist nicht sicher. 
?) Auch als Zwergform des eigentlichen intumescens var. orbiculus Beyr. genannt. 


[75] Ueber devonische Ammoneen, IOI 


In Zahlen ausgerechnet sind mir aus der Nehdener Zonel) ca. 1000 Exemplare verschiedener Cheilo- 
ceren, 60°—80 Stück von Tornoceras, je 4—6 Stück von Sporadoceras und Aganides und ein Exemplar 
von Gephyroceras durch die Hände gegangen. 

Die fast mathematisch regelmässige Entwicklung vollzieht sich innerhalb des zwar ausgedehnten, 
aber doch bestimmt abgegrenzten Meeresgebietes von Mittel- und Westeuropa. Für die unregelmässigere 


Verbreitung der Clymenien, Prolecaniten und Timaniten kommen andere Verhältnisse in Frage. 


Fig. 35. 
Das Normalprofil des Devon von dem Hügel la Serre bei Cabrieres, Languedoc. 

Unteres Oberdevon: Mittleres Oberdevon: Oberstes Devon. 8 Pflanzenschiefer 
54 Heller Dolomit 8 m 6 Dunkler eisenschüssiger Dolo- 7a Dichter grauer Kalk ohne undGrauwackedes 
5b Schwarze Kalkbänke wech- mit mit Goniatiten u. Eisenkies- Verst. 15 m (Unt. Clyme- Untercarbon. 

selnd mit Geodenschiefer, Erhaltung. Zone des Cheiloceras nienkalk). 
Zone des Gephyroceras curvispina (Cheiloceras subpar- 7b Rother Kramenzelkalk mit 
intumescens 12 m. titum var, amblyloba) 20 m. reicher Fauna mit Oxycly- 


mema andulata, Clymenia 
laevigata, Sporadoceras und 
Gonioclymenien. 


NO sw 


4b Kieselkalke des Mittel- 
devon, oben dickbankig. 

4a Unt. Mitteldevon. Mer- 

gel. Zone des Spirifer 

eultrijugatus. 

Unterdevon, Dolomit 

und Quarzit. 

x Quarzgang. 

y Bruch. 


[997 


Ze 1. Untersilur (Schiefer mit Asaphus glabratus). 
2. Obersilur. Grapholithenschiefer mit Monograptus priodon. 


Die unregelmässige Verbreitung der drei tieferen Cephalopodenfaunen des Oberdevon in Deutsch- 
land, von denen der Horizont mit Cheiloceras curvispina am seltensten?) beobachtet wird, erfährt durch die 
regelmässigen, vollständigen Profile von Cabrieres eine erwünschte Ergänzung und erinnert durchaus an 
das Auftreten der einzelnen Jurastufen in dem mediterranen Gebiet. Nur sind bei der Vergleichung die 
Rollen vertauscht. Während der mitteleuropäische Jura die vollständige Normalentwicklung zeigt, finden sich 


!) Von sämmtlichen bekannten Fundorten Westfalens, Thüringens, Nord- und Südfrankreichs. 

®) Die durchaus richtige Grundidee der öfters citirten Arbeit E. Kayser's über Nehden und den Enkeberg, die 
Gliederung des Oberdevon in Stufen beruht auf Beobachtungen E. Beyrich’s, die bereits im Jahre 1860 
(Zeitschr. deutsch. geol. Ges. XII, pag. 246) von R. Stein veröffentlicht sind und auch von E. Kayser (l. c. pag. 608) 
allerdings mehr beiläufig erwähnt werden. Beyrich hatte schon in den fünfziger Jahren erkannt, dass »die Goniatiten 
der Nehdener Schiefer nicht dem Buch’schen retrorsus (d. h. Tornoceras simplex L. v. B.) entsprächen, sondern weit 


102 Fritz Frech. [76] 


die drei Stufen des Gephyroceras intumescens, des Cheiloceras curvispina und der Clymenien in Süd- 
frankreich (Cabrieres) concordant übereinander. Die durch das Fehlen von Sediment, der wechselkalkigen 
und schiefrigen Facies und das unregelmässige Auftreten der pelagischen Thiere bedingten scheinbaren Lücken 
der Schichtenfolge werden in gleicher Weise im alpinen Dogger und im deutschen Oberdevon beobachtet. 

Das lückenhafte Vorkommen von mehreren oberdevonischen Goniatiten-Zonen steht in bemerkens- 
werthem Gegensatz zu der ungewöhnlichen Verbreitung, welche einzelne Brachiopoden-Arten, Stringoce- 
phalus Burtini odeı Spirifer Verneuili und seine Gruppe aufweisen. Der Grund ist wohl vornehmlich in 
der geringen Mächtigkeit zu suchen, welche die im tiefen Wasser abgesetzten Goniatiten-Schichten im 
Gegensatz zu der grossen Mächtigkeit der Brachiopoden-Kalke und Brachiopoden-Schiefer besitzen. 

Die Nehdener Goniatiten-Fauna, welche man vom Polnischen Mittelgebirge bis Thüringen, Westfalen, 
der westlichen Bretagne und dem südlichen Frankreich nachgewiesen hat, fehlt auch nach den neuesten Beobach- 
tungen in England und im Harz vollständig. Nur diese Lückenhaftigkeit machte auch die Anschauung erklärlich, 
dass die Nehdener Fauna mit Cherloceras curvispina über den Clymenien-Kalken läge. 

Da ich in mehreren Profilen bei Cabrieres!) die Nehdener Goniatiten zwischen Clymenien- 
Kalk im Hangenden und der Zone des Gephyroceras intumescens im Liegenden nachgewiesen habe, so 
wäre zunächst an Ort und Stelle der Nachweis zu führen, dass die stratigraphischen Beobachtungen unrichtig; 
sind. Auch der Vermittlungsvorschlag von E. Haug, dass die Clymenien-Schichten die kalkige, die Zone 
des Cheiloceras curvispina die schieirige Facies eines und desselben Horizontes seien, erscheint nach den 
Beobachtungen von Cabrieres nicht haltbar: Denn hier ist die Zone des Chezloceras curvispima nie- 
mals schiefrig, sondern entweder als bunter Kalk (wie der Clymenien-Kalk des Fichtelgebirges) oder 
als Dolomit mit Kieskernen entwickelt. 


Synoptisches Verzeichnis der im mittleren Oberdevon bei Nehder unweit Brilon vorkommenden 


Arten. 
Nach E. Frech (1901). Nach E. Kayser (1873). 
Tornoceras planidorsatum Mstr.. . -» » . .... Gomiatites planidorsatus. 
en acutum mn. sp.) (bezw. Kays. sp.) n acutus Kayser non Sandb. 
n I SET ESP En e — 
Boesch mann SP — 
Sal. sümplexs. Ba) 2er Gonialiteswretkorsus, Kaysı): 


GEPRYFOGEHASESDN + de or ee ee _ 
AO Um ESEPKAECUNSO TS) = 


mehr solchen Goniatiten glichen, die auch andernorts schon in den eigentlichen Kramenzel (C/ymenien)-Schichten be- 
obachtet worden seien.«e Da R. Stein gleichzeitig zur Erläuterung dieser Beobachtung Beyrich’s die eigenthümlichen 
Nehdener Arten namentlich anführt (Goniatites curvispina, amblylobus, planilobus und umbilicatus), war schon 1860 der 
Beweis geliefert, dass die Nehdener-Schichten »unmerklich in den Kramenzelschiefer übergehen«e, und »nicht eine 
besondere tiefer liegende Stufe bilden« (Stein l.c. pag. 246) Man versteht nicht, wie E. Kayser diese auf Beyrich’s 
Beobachtungen beruhenden präcisen Angaben R. Stein’s als eine »ganz unerwiesene Behauptung« bezeichnen kann. 
Gerade die lückenhafte Beschreibung, welche E. Kayser von den Nehdener Cheiloceren gibt, ist fast bei jeder Art ver- 
besserungsbedürftig und berücksichtigt nur die Hälfte der vorkommenden Arten und Gattungen. (Siehe die Liste.) 
Die vorstehenden Bemerkungen sollen das Verdienst E. Beyrich’s klar stellen, dessen Scharfblicke in allererster Linie 
die Gliederung des Oberdevon — ebenso wie die richtige Deutung des kalkigen Unterdevon (Hercyn) zu verdanken ist. 

1) Von denen nur das vollständigste und am leichtesten zugängliche hier noch einmal nach meinem Tagebuch 
wiedergegeben ist. Meine frühere Zeichnung war leider durch technische Ungeschicklichkeit bei der Wiedergabe entstellt. 

?) Tornoceras acutum beginnt wie die übrigen galeaten Formen mit rundrückigen Windungen; erst die 
äusseren Umgänge sind scharf gekielt. 

°) Ein typisches Tornoceras aus der Gruppe des Tornoceras simplex, scheibenförmig mit runden Seitenloben, 
dem Tornoceras simplex s. str. sehr nahe verwandt, befindet sich in der Sammlung der geologischen Landesanstalt 
(leg. Dannenberg). Da eine Fundortverwechslung immerhin nicht ausgeschlossen erscheint, so erwähne ich 
die Art hier mit ?. Ich selbst habe weder im Nehdener Horizont, noch im C/ymenien-Kalk je etwas Aehnliches gefunden. 


[77] Ueber devonische Ammoneen. 1o3 


I 
Nach F. Frech (1901). Nach E. Kaiser (1873). 
Cheiloceras plamlobum Sdb. . » : . 2.2.2... Goniatites Verneuwli Kays. e. p. non Mstr. 
5 subpartitum Mstr. s. str. Se: — retrorsus Kays. (non L. v. B.). 
n n var. amblyloba Sdb. . — 5 5 Fre 
KerneunnNNStre er a Verneuili Mstr. 
BUKCUIM[LERUMES db ra ee = retrorsus biarcuatus E. Kays. non Sdb. 


EUTUNMES ar db — 


Goniatites sacculus Sandb. und Goniatites cur- 
vispina Kays. e. p. non Sdb. 


sacculus Sandb. 


DORyacantha= Sandbr >. EI FIErrE Goniatites oxyacantha Sandb. 
|  Gomitites curvispina Sandb. (Die Mehrzahl der 
GURUHSPiINaaSandb. Pr er \ von E. Kayser als Goniatites curvispina eti- 
| kettirten Stücke gehört zu Cheiloceras sacculus.) 
n umbilicatum Sandb. . -. : . : . . = Gomiatites globosus E. Kays. (non Mstr.). 
umbilicatum var. nehdensis Kays. . - —= a „ var. nehdensis Kays. 


4. Die Clymenienstufe. 


Die Mannigfaltigkeit und Häufigkeit, welche die Clymenien in der obersten nach ihnen benannten 
Stufe des Devon erreichen, ist in der Entwicklung paläozoischer Faunen fast beispiellos. An der Basis 
des Clymenien-Kalkes finden sich nur die einfach organisirten Gattungen Clymenia s. str. — Cyrtoclymenia) 
und Oxyclymenia, in der höchsten Zone erscheint neben den älteren Formen die grösste!) und gleichzeitig 
am höchsten differenzirte Gattung Gonioclymenia. 

Bei den Goniatiten erscheinen neben den letzten seltenen Vertretern von Tornoceras (Tornoceras 
planidorsatum und Tornoceras Escoti) und Cheiloceras die höher differenzirten, eng mit dieser Gattung 
zusammenhängenden Gruppen Sporadoceras und Aganides. Daneben beobachten wir andere zum Theil eigen- 
artig differenzirte Formen, die ebenso wie die Clymenien mit dem Schluss des Devon aussterben: Prolobites, 
Paralytoceras, Pseudarietites, Phenacoceras und Pseudoclymenia. Die Veränderungen, welche die übrigen 
Gruppen der wirbellosen 'Thiere erfahren, sind belanglos. Wie die Trilobiten im Untersilur, Brachiopoden 
und Korallen im Obersilur, so durchlaufen die Ammonitiden im Oberdevon eine Periode lebhafter, ja 
stürmischer Entwicklung. 

Die folgende Uebersicht der Ammoneen des obersten Devon zeigt übereinstimmend mit 
anderen Stufen neben langsam erlöschenden Gruppen (Tornoceras) andere, welche plötzlich inmitten einer formen- 
reichen Entwicklung verschwinden (C/ymenia) und wieder andere, bei denen zwar der Hauptstamm untergeht 
(Cheiloceras }), während aus Wurzelschösslingen lebenskräftige Stammbäume vorgehen (Sporadoceras — 
Glyphioceras). 


A. Aussterbende Formen sind: 
1. Tornoceras planidorsatum ) 
n Fscoti N selten im Clymenien-Kalk. 
2. Pseudocly'nenia | 
3. Cheiloceras s. str. im Clymenien-Kalk. 
B. Blühende Gruppen, die plötzlich aussterben: 
4. Clymenia (wie Beloceras, Timanites im unteren Oberdevon). 
5. Sporadoceras Muensteri, mammilliferum, Aganides (Prolobites) delphinus. 


C. Blühende Gruppen, die Nachkommen hinterlassen: 
6. Sporadoceras pseudosphaericum, subbilobatum. 
7. Aganides s. str. (Aganides Owent, rotatorius, sulcatus, Güricht). 


1) Bis zu 4 dın Durchmesser. 


104 Fritz Frech. [78] 


D. Intermittirende Formen: 

Das letzte Gephyroceras erscheint in der Zone des Cheiloceras curvispina und verwandte Formen 
fehlen im Clymenien-Kalk; jedoch knüpfen die carbonischen Gattungen Dimorphoceras, Anthracoceras 
und Nomismoceras an Gephyroceras an, auch Prolecanites fehlt in Deutschland in den Zonen des Gephy- 
roceras intumescens und Chetloceras curvispina. 

E. Vereinzelt gefundene Gruppen, wahrscheinlich Bewohner des Meeresgrundes der Tiefsee sind 
Phenacoceras, Pseudarietites und Paralytoceras. 

Die Gründe des Aussterbens waren verschiedenartig: Zornoceras und Cheiloceras erlöschen so 
langsam, dass ihr allmäliges Seltenerwerden oder die Verdrängung durch besser organisirte Concurrenten 
dem individuellen Vorgang: des Marasmus senilis verglichen werden könnte. Prolobites, Pseudarietites, Phenaco- 
ceras und Paralytoceras sind Formen, die in einseitiger Richtung stark differenzirt sind und daher von 
jeder Aenderung der physikalischen Verhältnisse des Meeres besonders stark betroffen werden mussten. 
Diese Aenderung ist das Seichterwerden der mitteleuropäischen Meere in Folge der Vorboten der grossen 
carbonischen Faltungen. Diese Umwälzung hat auch offenbar das Verschwinden der reich entwickelten 
Clymenien bedingt. Nur Aganides, vielleicht auch das wenig: geänderte Sporadoceras scheint die Aende- 
rung in europäischen Gewässern überdauert zu haben. Für die Nachkommen der Gephyroceratiden, die — 
abgesehen von vereinzelten Prolecanitinen — im Clymenien-Kalke fehlen, ist die Annahme von Wanderungen 
erforderlich, deren Verlauf jedoch in Folge des Fehlens thatsächlicher Anhaltspunkte vorläufig der Forschung 
unzugänglich ist. 


Ueber die Einzelgliederung des Clymenien-Kalkes haben A Denckmann und H. Lotz!) 
neuerdings wichtige Beobachtungen veröffentlicht, durch die ältere Ansichten des Erstgenannten in wesent- 
lichen Punkten (Transgression der Auenberger Schichten) geändert werden. Durch das liebenswürdige Ent- 
gegenkommen der genannten Forscher konnte ich ihre reichen im Sauerlande gemachten Aufsammlungen, 
sowie die Clymenien des Kellerwaldes (leg. A. Denckmann) durchsehen und zum Theil bestimmen. Der 
folgende Gliederungsversuch beruht also im Wesentlichen auf den Arbeiten A. Denckmann’s. 


4 A. Der untere Theil des Clymenienkalkes. 


(Enkeberger-Kalk und darüber Zone der C/ymenia annulata A. Denckmann und H. Lotzl. c. 


Ob die drei im Nachstehenden unterschiedenen Horizonte nur locale Bedeutung tür Deutschland 
besitzen oder als weiter verbreitete Zonen zu betrachten sind, müssen weitere Untersuchungen entscheiden. 
Als paläontologische Bezeichnungen würden sich: 

Zone der Pseudoclymenia Sandbergeri für b) + a) und weiter Zone der 'Clymenia annu- 
lata für c) empfehlen, sobald der Nachweis erbracht ist, dass auch in Sachsen die dort vorkommende C/ymenia 
annulata einen besonderen höheren Horizont einnimmt. 

a) An der Basis des Clymenien-Kalkes bildet ein von Denckmann entdecktes und ausge- 
beutetes Vorkommen verkieselter Kalke am Büsenberg bei Kallenhardt (unweit Warstein) 
den paläontologischen Uebergang zu den Nehdener Schichten. Wie in dieser ist 

Cheiloceras, die bei weitem häufigste Gattung, Sporadoceras und Aganides sind verhältnismässig 
selten und verweisen ebenso wie die noch vereinzelt auftretenden Clymenien auf die oberen 
Schichten des Oberdevon. 

Die Uebereinstimmung mit der »Humboldti-Mergelbank?) bei Kielce (mit Aganides sulcatus, Oxy- 
elymenia undulata und Clymenia Humboldti) ist bemerkenswerth. In dem in der Geologischen Landes- 
anstalt befindlichen Material sind vertreten: 


') A. Denckmann und H. Lotz, Ueber einige Fortschritte in der Stratigraphie des Sauerlandes. Zeitschr. 
Deutsch. geol. Ges. 1900, pag. 564 und A.Denckmann, Geol. Bau des Kellerwaldes, Abh. &. L.-A. N. F. H. 34, I9oI, 
besonders pag. 42. 

°) Clymenia Humboldti findet sich nach neueren Beobachtungen Gürich’s (N. ]. Beil. Bd. XIII, pag. 352) 
zusammen mit Oxyc/ymenia undulata und Sellaclymenia bilobata, würde also hiernach schon der Basis des Clymenien- 


[79] Ueber devonische Ammoneen. 105 


a) Häufig: 
1. Cheiloceras subpartitum Mstr. s. str. (die bei Nehden häufigste Art findet sich auch hier in 
grösster Menge). 
2. Cheiloceras subpartitum var. (wie I, aber wie es scheint ganz ohne Labialwülste; die Er- 
haltung ist bei den verkieselten Kernen nicht sehr günstig und die Bestimmung daher nicht 


überall sicher). 


3. Cheiloceras curvispina Sdb.? 
4. N umbilicatum Sandb. 
5. = saccuhıs Sandb. (Loben nicht sichtbar). 


%) Ziemlich selten: 


6. Sporadoceras Muensteri L. v. B. 
He 2 subbilobatum Mstr. sp. 
8. Aganides sulcatus Mstr. sp. 


x) Selten: 


9. Clymenia aff. flexuosae Mstr. 
10. Oxyelymenia undulata Mstr 
b) Die Enkeberger Schichten Denckmann’s im engsten Sinne (früher unterer Clymenien-Kalk 
desselben Forschers) enthalten am Enkeberg,!) ebenso wie inden grauenKalken des Kellerwaldes Cheilo- 
ceras nur noch selten, ‚Sporadoceras, Aganides, Clymenia und Oxyclymenia häufig, sowie ferner als neu- 
artige Gruppen Prolobites und Pseudoclymenia. 
Wesentlich nach den schichtweise geordneten Aufsammlungen Denckmann’s konnte ich folgende 
Arten feststellen: 
Oxyelymenia striata Mstr.? 
5 undulata Mstr. 
Clymenia arietina Sdb. (häufig). 
5 subflexuosa Mstr. 
5 flexuosa Mstr.? 
" angustiseptata Mstr. 
Pseudoclymenia Sandbergeri Beyr. (häufig). 
Tornoceras planidorsatum Mstr. (häufig). 
Aganides sulcatus Mstr. 
Prolobites delphinus Sdb. typisch und var. nov. atava. 
Sporadoceras Muensteri L. v. B. und var. nov. brachyloba. 
S contiguum Mstr. 
subbilobatum Mstr. 
pseudosphaericum n. sp. (von mir gesammelt in demselben Gestein, wie die 


» 

” 
übrigen Fossilien). 
2 c) Aus den höheren Schichten mit Clymenia annulata?) (i—2 m mächtig), dieDenckmann auch 
am Kellerwald, im Sauerland und im Hönnethalgebiet unweit Iserlohn auffand, konnte ich ausser der 


genannten Art nur Tornoceras planidorsatum und Pseudoclymenia Sandbergeri bestimmen. 


Kalkes zuzurechnen sein (Schicht 24, Lethaea pag. 180). Darüber lagert der obere Clymenien-Kalk mit reicherer Fauna 

Schicht 25, l. c.). Mit der im Westen durchführbaren Gliederung des C/ymenien-Kalkes (s. o.) stimmt die Schichten- 

gruppirung im Osten deshalb nicht überein, weil die am höchsten specialisirten Gonioc/ymenien in Polen überhaupt fehlen. 
1) A. Denckmann und H. Lotz,Stratigraphie des Sauerlandes (Zeitschr. d. geol. Ges. briefl. Mitth. pag. 566). 
?) A. Denckmann und H. Lotz, ]. c. pag. 566. 


Beiträge zur Paläontologie Oesterreich-Ungarns Bd. XIV, ud 


100 Fritz Frech. [80] 


Verzeichnis der im tieferen C/ymenien-Kalke des Enkeberges bei Brilon (Enkeberger Kalk) 


vorkommenden Arten: 


Ess köreicihr Br Klasyisienzans 73: 
: | Goniatites planidorsatus Mstr. 
DORROSETEERDI a On a 2 Be NEIN \ —+- Goniatites falcifer Kays. non Mstr. 
Tornoceras (Pseudoclymenia) Sandbergeri Beyr.. . — Goniatites Sandbergeri. 
Agamnides sulcatus Mstr. . . . . ER N Sr “ sulcatus Mstr. + Goniatites simplex 
E. Kays. non L. v. B. 
% lentufkonmeSsaS anderer MN lentiformis Sandb. 
Prolobites. delphinus‘ Sandb2 2. erErer 2, R Sn 
55 ” var. nov. alava . ) 
GneilosenasaVienmeunleN\ Str o Verneuili Mstr. 
n SOHYDEHAOEONB NISER 5 0 6 on 2 oa — 5 subpartitus Mstr. 
SporadoeenasE MALEN Stern le Dr „ Mwuensteri L. v. B. 
a „ var. nov. brachyloba . . .- — 
n mammilliferum Sandb. . ». . 2. — " mammillifer Sandb. 
CONSOLE S Ver — 
u 106 DV10b au N Sr | = „ bifer Phill. (In demselben Kasten lae 


‚ ausserdem noch ein Exemplar von Aganides sulcatus.) 
pseudosphaericum n. sp. | 


Glymeniarlaevigata Mstirr 2.2 e@lymienianlaevieodenNste 


annulata Mstr. (mon. Kays) 2 zen Ri 
ö I m annulata Kays. non Münster. 
er ee var. nov. demsicosta 
= SRyIERRS MIR ER oo oe ee n flexuosa Kays. non Münster. 
angustiseptata Mstr. Hs: Ä 
ST. f \= 5 angustiseptata Kays. 
Er etınamS and | 
ONCE Role 5 5 5 ee a ra ” undulata 
SION 5 a: IE De N Me 1 striata 


Clymenia subarmata (Burg bei Bredenbeck nicht Enkeberg) fehlt im Enkeberger Kalk und 
kennzeichnet die höhere Zone. 

Zu dem tieferen Theile des Clymenien-Kalkes — möglicher Weise zu der Zone der 
Clymenia annulata — gehören die grauen dichten Kalke, welche im Königreich Sachsen den obersten 
Theil des Devon vertreten. Eine Durchbestimmung der im Dresdener Mineralogischen Museum befindlichen 
Originale zu E. Geinitz, Grauwackenformation in Sachsen ergab das Vorhandensein von neun Arten: 

1. Tornoceras planidorsatum Mstr. Pegau. 

2. Aganides sulcatus. Marxgrün. (Geinitz, Grauwackenformation, l.c. Taf. X, Fig. 3, Goniatites 
retrorsus). 

3. Sporadoceras Mwuensteri L. v. B. Oelsnitz und Marxgrün. 1. ec. Taf. X, Fig. 9—Io und Taf. XI, 
Fig. 2 (Gontatites Bronni |]. c.). 

4. Oxyclymenia undulata Mstr. flache Varietät. Marxgrün. (COlymenia flexuosa Geinitz, Original 
zu Merz 188, ler 1@, NO) 

5. Clymenia annulata Mstr. Marxgrün. (Clymenia flewuosa Geinitz, Original zu Taf. IX, Fig. 17). 


Ferner finden sich bei Planitz unweit Zwickau: 

1. Olymenia annulata (auch in anderen Exemplaren) sehr häufig (Geinitz det. z. Th. Goniatites 
Dunkeri. 

2. Clymenia flexuosa (det. Geinitz). 

3. n laevigata (auch sonst häufig) Nr. ı—3 liegen in demselben Kalkstück; ausserdem 
finden sich am selben Fundorte: 


— 


4. Sellaclymenia angulosa — (Goniatites planidorsatus Geinitz, Original Taf. XI, Fig. 5). 


[Sı] Ueber devonische Ammoneen. 107 


5. Oxyclymenia ornata Mstr. typisch. 
6. Aganides sulcatus Mstr. 
7. Cheiloceras Verneuili Mstr. (Goniatites retrorsus Geinitz |. c., Taf. IX, Fig. 21, 22). 


4 B. Der obere Theil des Clymenienkalkes, die Zone der Gonioclymenien') 


umfasst in der vollständigen Entwicklung des Sauerlandes nach Denckmann drei Glieder, deren oberstes, 
der Wocklumer Kalk, von dem Untercarbon überlagert wird, 

Die Reihenfolge ist 

oben: WocklumerKalk (A. Denckmann) dunkel gefärbt, mit dunklen bis grünlichen Thon- 
schiefern und Sandsteinen.?) 

ß) rothe Cypridinen- und Kalkknotenschiefer, 

a) Densberger Kalk (entspricht dem rothen »oberen Ciymenien-Kalk« des Kellerwaldes). 

Die ganze obere Gruppe unterscheidet sich von den tieferen Clymenien-Kalken durch das Auftreten 
der weitverbreiteten Gonioclymentien, der bezeichnenden Clymenia acuticostata Mstr.?) und von Sporadoceras 
cucullatum L. v. Buch, welche sämmtlich in Sculptur und Lobenlinie oder in einem dieser beiden Merk- 
male, die am höchsten differenzirten Typen devonischer Ammoneen darstellen. Dazu kommen von eigen- 
thümlichen grundbewohnenden Formen Ciymenia solariordes, Pseudarietites und Phenacoceras sowie neue 
Species aus schon vorhandenen Gattungen (Aganides Gürichi, Clymenia Dunkeri, Wysogorskii, binodosa, 
Tornoceras Escoti). Auch die grosse Häufigkeit von Clymenia laevigata ist bemerkenswerth. 

Hingegen fehlen negative Merkmale gegenüber dem unteren Theile der Clymenien-Kalke so gut 
wie gänzlich. Allerdings sind Clymenia Humboldti Pusch, Clymenia arietina Sdb., Sporadoceras mam- 
milliferum, pseudosphaericum und Pseudoclymenia Sandbergeri allem Anscheine nach dem höheren 
Horizont fremd, bisher aber nur in Westdeutschland (vor Allem am Enkeberg) und im Polnischen Mittel- 
gebirge gefunden worden. Weitere Verbreitung besitzt Clymenia annulata, die aber nur eine Schicht des 
tieferen Clymenien-Kalkes zu kennzeichnen scheint. Eine paläontologische Bezeichnung der tieferen Clymenien- 
Schichten im Gegensatz zu der Zone der Gonioclymenien wird dadurch erschwert, dass die meisten älteren 
Formen fortleben oder — soweit sie aussterben (Pseudoclymenia Sandbergeri) — beschränkte Verbreitung 
besitzen. 

Auch zu einer paläontologischen Gliederung innerhalb der Gonioclymenien-Zone sind zur Zeit keine 
Anhaltspunkte vorhanden: Allerdings glaube ich in einem kleinen, nicht sonderlich gut erhaltenen Exemplare 
des Wocklumer Kalkes die hochdifferenzirte Gonioclymenia Uhligi wieder zu erkennen. Aber da innerhalb 
der Gonioclymenien-Zone in den Östalpen, in Schlesien und Südfrankreich eine subtilere Gliederung meines 
Erachtens ausgeschlossen ist, werden wir für vergleichende Zwecke zunächst mit obiger Zweitheilung aus- 
zukommen haben. 

Besonders abweichende faunistische Verhältnisse zeigt auch hier das Polnische Mittelgebirge. Während 
der untere Theil des Clymenien-Kalkes durch den Humboldti-Mergel vertreten ist, fehlen in dem oberen 
Theile (Clymenien-Kalk der Psiarnia Nr. 25, Leth. pal. pag. 180), ausser den Goniochymenien Clymenia acu- 
tieostata und Sporadoceras cucullatum. Nur Clymenia laevigata erinnert an die Häufigkeit derselben Art 
im Westen, während Ciymenia annulata, die in Westfalen eine Zwischenzone kennzeichnet, hier — ebenso 
wie bei Ebörsdorf — in den höchsten Theil des Clymenien-Kalkes hinaufreicht. 

Jedenfalls ist, nachdem Denckmann die Ueberlagerung des obersten (Wocklumer) Clymenien-Kalkes 
durch Plattenkalke und Kieselschiefer des Untercarbon (»Culm«) selbst nachgewiesen hat, der hauptsäch- 
lichste Differenzpunkt beseitigt.) 


1) Wollte man eine bestimmte Species zur Bezeichnung verwenden, so wäre Gonioclymenia plana als die auf 
dem weitesten verbreitete und häufigste Form zu nennen. 

?) Entspricht den Auenberger Schichten in Denckmann’s früherer Auffassung z. Th. 

>) — Clymenia aegoceras n. sp. wie ein während des Druckes erhaltenes Exemplar zeigt. 

*) Der Hauptgrund für die zuwartende Stellung, welche ich Denkmann’s Gliederung des Clymenien-Kalkes 
gegenüber eingenommen habe (Leth. pal. pag. 178, beruht auf dem Umstande, dass fast sämmtliche damals besser 
bekannte Fundorte in Schlesien, den Ostalpen, Südfrankreich, Cornwall der Gonioclymenien-Zone angehören oder in 


14*® 


108 Fritz Frech. [32] 


Das isolirte Vorkommen des grossen Steinbruches bei Ebersdort (unweit Neurode, Glatz I, 
pag. 45) ist durch das deutliche, concordante Einfallen des nur 3—4 m mächtigen Clymenien-Kalkes unter 
die Culmgrauwacke wichtig. In dem weiter im Liegenden folgenden dunklen, wohlgeschichteten Haupt- 
kalk findet sich der grosse, gekammerte und aufgerollte Euomphalus crassitesta Tietze, Turbonitella und 
Phillipsastraea Kunthi Frech, während Cephalopoden gänzlich fehlen. Der Hauptkalk ist wohl als heteropes 
Aequivalent der Nehdener und wohl noch der unteren Clymenien-Schichten anzusehen, zeigt jedoch 
keinerlei Beziehungen zu dem unteren Oberdevon. 

Das zur Zeit aufgeschlossene Profil zeigt folgende Schichten: 

:Hangendes: »Culm«-Grauwacke (sehr mächtig). 

d) 1'30 m grauer und röthlicher (von kleinen Störungen durchsetzter) Kalk, nur local mit reich- 
licheren Versteinerungen. 

c) 0'04 m grauen Schiefer, zuweilen auskeilend. 

b) 1:40 m bunter, meist rother Knollenkalk mit zahlreichen Versteinerungen. 

a) ca. 1 m dunkler, bläulicher Kalk mit wohlerhaltenen (nicht durch Knollentwicklung deformirten) 
Versteinerungen. 

Liegendes: Hauptkalk ca. 4o m. 

Die häufiger vorkommenden. Versteinerungen lassen, soweit die Untersuchung an Ort und Stelle 
und die Vergleichung der petrographisch leicht unterscheidbaren (a bez. c und d) Sammlungsstücke zu 
erkennen gestattete, keine Verschiedenheiten des stratigraphischen Auftretens erkennen. Hervorzuheben sind: 
Trimerocephalus eryptophtalmus Emmr. und anophtalmus Frech var., Oxyclymenia undulata, bisulcata, 
(Taf. I, IV,) ornata, striata, Olymenia lacvigata, binodosa und angustiseptata, Gonioclymenia subarmata, 
Uhligi, pessoides und speciosa, Aganides sulcatus und Gürichi, Paralytoceras erispum, Sporadoceras 
subbilobatum Mstr., Muensteri L. v. Buch und contiguum Mstr., Porcellia Tietzei Frech (= Goniatıtes 
porcellioides Tietze) und Posidonia venusta. 

Als Beispiele der reichen Fauna der Gonzoclymenien-Zone seien noch die Verzeichnisse einiger Fund- 
orte gegeben. Am Serre-Hügel bei Cabrieres kommen folgende Ammoneen vor: 


Tornoceras Escoti Frech. 
Chetloceras Verneuili Mstr., selten. 
Aganides SEUOEDEIO Mstr. | denne 
Gürichi n. sp. j = 
Sporadoceras Muensteri L. v. B. 
subbilobatum var. nov. meridionalis (häufigstes Fossil). 
contiguum Mstr., selten. 
cucullatum L. v. B. (1 Exemplar). 
Clymenia angustiseptata Mstr., selten. 
S intracostata n. sp. (häufigste Clymenia). 
laevigata Mstr. (sehr häufig). 
Dunkeri Mstr. 
binodosa Mstr. | seltener. 
subflexuosa Mstr. 


ihren publieirten Verzeichnissen eine Mischung der oberen und unteren Fauna enthalten. Das gilt höchstwahrscheinlich 
für die Fundorte des Fichtelgebirges und sicher für die Arbeit E. Kayser’s über den Enkeberg. Die 1. c. beschriebene 
Gonioclymenia subarmata stammt (wie auch der Verfasser angibt) von der Burg bei Bredenbeck und liegt in einem 
dunklen, von dem dolomitischen Enkeberger Gesteine durchaus abweichenden Kalke; Gonioclymenien kommen auf 
dem Enkeberge selbst ebensowenig wie Sporadoceras cucullatum und Clymenia acuticostata vor. 

Die Gliederung wurde ferner durch den Umstand erschwert, dass in den von mir genau studirten Gegenden 
der tiefere Theil des Clymenien-Kalkes entweder vollkommen fossilleer ist (Ostalpen, Cabri&res) oder aus einer 
heteropen cephalopodenfreien Facies besteht; der sehr mächtige bläuliche »Hauptkalk« von Ebersdorf dürfte noch die 
Nehdener Zone mitumfassen. 


[S3] Ueber devonische Ammoneen. 109 


Oxyelymenia linearis Mstr., selten. 
Se undulata Mstr., sehr häufig. 
ornata Mstr., selten. 

% ‚szriata Mstr., ziemlich häufig. 

Gonioclymenia plana Mstr., selten. 

Die gesperrt gedruckten Arten sind Localformen; die übrigen finden sich — etwa mit Ausnahme von 
Aganides Gürichi und Tornoceras Escoti — in dem petrographisch und faciell sehr ähnlichen oberen 
Clymenien-Kalk des Kellerwaldes, in dem ich ausserdem noch Gonioclymenia plana var. intermedia, 
Gonioclymenia speciosa und Clymenia acuticostata erkannte (Coll. Denckmann). 

Das nach den neueren Untersuchungen revidirte Verzeichnis der am Klein Pal in den Karnischen 
Alpen von mir entdeckten und gesammelten Stücke enthält folgende Arten: 

Gonioclymenia speciosa Mstr., selten. 

Oxycelymenia undulata Mstr., sehr häufig. 

m striata Mstr., häufig. 
Clymenia laevigata Mstr., die häufigste Art. 
cingulata Mstr., selten. 
Dunkeri Mstr., selten. 
" binodosa Mstr., ein Exemplar. 
j acuticostata Mstr. (— aegoceras nov. sp..) selten. 

Aganides sulcatus Mstr. sp., häufig. 

Sporadoceras cucullatum L. v. Buch, ein Exemplar. 

Tornoceras planidorsatum Mstr. sp., ziemlich häufig. 

n Escoti Frech. 

Cheiloceras sp. n. (eine genabelte, nicht näher bestimmbare Form, deren Loben unbekannt sind). 

Prolobites delphinus Sandbg. sp, ein Exemplar. 

Orthoceras sp, selten. 

Forcellia Tietzei Frech — Goniatites porcellioides Tietze, ziemlich selten. 

In der streichenden Fortsetzung der hellgrauen Clymenien-Kalke, die ich nur auf Grund der Gesteins- 
beschaffenheit dem obersten Devon zurechnete, sind neuerdings von d’Angelis d’Ossat ziemlich reiche 
Clymenien-Faunen aufgefunden worden. 

Durch die vollkommen unzweideutige Schichtenfolge bei Cabrieres!). ist zwar die Discussion über die 
Stellung der Nehdener Schichten an und für sich abgeschlossen. Wenn neuerdings L. Beushausen die 
concordante Auflagerung der Pflanzengrauwacke auf dem Ebersdorfer Clymenien-Kalk nicht als Beweis für 
die Stellung desselben an der Oberkante des Devon ansieht, weil concordante Lagerung das Vorhandensein 
von Lücken nicht ausschlösse, so ist dabei die Deutung nicht in Betracht gezogen, durch die ich die 
Bildung der untercarbonischen Conglomerate und Sandsteine erkläre. Ich halte eine »Transgression« des 
»Culm«, von der L.Beushausen (das Devon des nördlichen Oberharzes 1900, pag. 174) spricht, bei dem 
Fehlen einer stratigraphischen Lücke z. B. bei Ebersdorf für nicht erwiesen, glaube vielmehr, dass nur 
ein Flacherwerden des tiefen devonischen Meeres durch die ersten carbonischen Faltungen erfolgt ist. 
Hierdurch erklärt sich die Auflagerung der basalen carbonischen Brandungsconglomerate und Sandsteine 
auf dem benthonischen Olymenien-Kalk — ohne dass eine paläontologisch nicht vorhandene »Lücke« con- 
struirt zu werden brauchte. 


Devonische und carbonische Ammoneen. 


Die Carbonzeit entspricht einem bemerkenswerthen Rückgang des Formenreichthums der 
Ammoneen bei gleichzeitiger Entwicklung und Differenzirung der Nauf£tleen mit geschlossener Spirale. 


!) Deren Richtigkeit auch von französischen Forschern — de Rouville und Bergeron — ausdrücklich 
bestätigt wird. 


1) Fritz Frech. [84] 


Von devonischen Arnmoneen sind zwei reich entwickelte Gruppen, die Clymenien und Aphyllitiden, 
gänzlich ausgestorben, Prolecanites und Aganides, die beiden einzigen aus dem Devon stammenden Gat- 
tungen erlöschen im Untercarbon; aus dem Gephyroceratiden entwickelt sich ein kleiner, niemals zu beson- 
derer Bedeutung gelangender Seitenzweig mit Nomismoceras, Dimorphoceras, Anthracoceras und Thalasso- 
ceras, der bis an die Grenze der Trias hinaufgeht. Trotz der ammonitischen, am Ussuri sogar hoch 
differenzirten Lobenentwicklung entsendet jedoch Thalassoceras keine Ausläufer in das Mesozoicum. Die 
eigenthümliche, noch wenig bekannte, isolirte Gattung Pseudonomismoceras (des Untercarbon) ist vielleicht 
der Vorgänger von Paraceltites. l 

Die Charakterformen des Carbon »die Carbonarii«e Beyrich’s wurzeln in Sporadoceras und bilden 
die artenreiche Gattung Glyphioceras, deren stärker sculpturirte, genetisch schwer abtrennbare Formen 
gewöhnlich als Fericyelus!) citirt werden. 

An der oberen Grenze des Carbon entwickeln sich aus G/yphioceras die Vorgänger der meso- 
zoischen Arcestiden in der Reihe: ı. Gephyroceras, 2. Gastrioceras, 3. Paralegoceras, 4. Agathiceras. 

Pronorites, eine Gattung, der auch das unrichtig aus dem Oberdevon citirte » Ibergiceras«?) zufällt, 
verbreitet sich durch das ganze Carbon und geht in die Dyas hin, ist aber nur in einigen feinkörnigen 
Schiefern des Untercarbon häufiger. 

Eine Uebersicht auch der formenarmen carbonischen Goniatiten gibt der den Schluss bildende Ent- 
wurf eines Stammbaumes der devonischen Ammoneen. Dass eine solche graphische Darstellung stets nur den 
zeitweiligen Stand unserer Kenntnisse versinnbildlicht, sei hier besonders hervorgehoben. 


!) Will man Pericyclus als Gruppe oder Untergattungsnamen beibehalten, so ist derselbe auf die ältere Formen- 
reihe der Glyphioceras princeps und fasciculatum einzuschränken. Im Obercarbon entwickeln sich aus Glyphioceras 
diadema von Neuem gerippte Formen, die mit den untercarbonischen Arten in keinem genetischen Zusammenhang 
stehen, wie die Verschiedenheit der Sutur zeigt. 

°) »Ibergiceras« tetragonum stammt, wie sich E. Holzapfel und Verfasser unabhängig von einander durch 
Untersuchung des in Clausthal befindlichen Originals überzeugen konnten, nicht aus dem weissen oberdevonischen 
Riffkalke, sondern aus dem schwarzen »Culmkalk«. 


1081 


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2. Parallele Entwicklungsreihen . . . . . ER TREER, orsad era ENhhEeTE . 87 

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III. Stratigraphische und stammesgeschichtliche Entwicklung ..... . . ee OR 
III 


SchlussegEntwurkzemesEStammbanme SE 


ÜBER EINIGE FOSSILIEN AUS DER KARPATHISCHEN KREIDE 


von 


Dr. Adalbert Liebus, 


(1 Tafel (VI) und 2 Textfiguren) 


mit stratigraphischen Bemerkungen 
Prof. V. Uhlig. 


Die zu beschreibenden Stücke stammen grösstentheils aus den mittleren und ‚höheren Stufen der 
Kreideformation der Karpathen, deren geologische Zusammensetzung durch L. Hohenegger in muster- 
hafter Weise aufgehellt wurde. Trotz vieljähriger Bemühung konnte Hohenegger aus den mittel- und 
obercretacischen Ablagerungen der schlesischen Karpathen nur wenige Stücke zusammenbringen, welche 
die Grundlage der Altersbestimmung der von ihm unterschiedenen Schichtgruppen bildeten. Diese Exem- 
plare, die der Kg]. bayr. Paläontologischen Staatssammlung in München gehören, stellen ein kostbares 
Material vor, dessen Werth namentlich auf geologischem Gebiete zu suchen ist. Die betreffenden Stücke 
wurden mir mit freundlicher Zustimmung des Herrn Geheimraths Prof. Dr. K. A. von Zittel von Herrn 
Prof. Dr. V. Uhlig übergeben, der zugleich einige Exemplare, der Lehrkanzel für Mineralogie und Geologie 
der deutschen Technischen Hochschule in Prag gehörig, hinzufügte. 

Es stammen: 

a) aus den Wernsdorfer Schichten: 

Imoceramus sp. ind. 
db) aus den Ellgother Schichten: 
Belemnites cf. minimus List. 
Parahoplites Bigoureti Seun. 
Inoceramus Laubei n. sp. 
- concentricus Sow. (?) 
c) aus dem Godula-Sandstein: 
Desmoceras aff. Dupinianum d’Orb. 
Dentalium cf. decussatum Sow. 

d) aus den Istebner Schichten: 

Pachydiscus Neubergicus v. Hauer sp. em. Grossouvre. 

e) aus den Friedeker Schichten: 

Puzosia sp. ind. aff. planulata Sow. sp. 
Baculites Hochstetteri n. sp. 

f) aus dem Baschker Sandstein: 

Ptychodus latissimus Ag. var. Schlotheimi Gein. 


Beiträge zur Paläontologie Oesterreich-Ungarns. Bd. XIV. I5 


114 Dr. Adalbert Liebus. [2] 


Bevor ich zu den Einzelnausführungen schreite, sei es mir gestattet, an dieser Stelle meinen innigsten 
Dank allen jenen auszusprechen, die meine Arbeit förderten, und zwar den Herren: Geheimrath Prof. Dr. 
K. A. v. Zittel für die) Ueberlassung der Stücke, nicht minder meinem geehrten Institutsvorstande 
Herrn Prof. Dr. G. CE. Laube, sowie Herrn Prof. Dr. V. Uhlig, für die Unterstützung durch Rath und 
Literatur und schliesslich Herrn Prof. Dr. Cl. Schlüter in Bonn für die mir betreffs der /noceramen 
geleistete Hilfe. 


A. Aus den Wernsdorfer Schichten. 


Inoceramus sp. ind. 


In den Wernsdorfer Schichten kommen zuweilen mittelgrosse und kleinere /noceramen gesellig vor, 
die ganze Platten mit ihren Schalen bedecken. Der Erhaltungszustand dieser Reste ist leider so schlecht, 
dass eine nähere specifische Bestimmung trotz grosser, hierauf verwendeter Mühe nicht durchführbar war. 
Eine derartige /noceramen-Platte ist mit einer Etikette Hohenegger’s versehen, die auf /noceramus plicatus 
d’Orbigny, Voyage dans l’Amerique merid. II, 1842, hinweist. Bei der Vergleichung der betreffenden 
Exemplare mit der von d’Orbigny abgebildeten Form stellte sich die völlige Verschiedenheit von der 
citirten Form heraus. 

Die Schale der karpathischen Form der Wernsdorfer Schichten ist breit und ganz mit concentrischen, 
schmalen Anwachsstreifen bedeckt. Der Winkel, den der Vorderrand mit dem Hinterrand am Wirbel ein- 
schliesst, ist etwas grösser als 90°. Der Hinterrand bildet eine gerade Kante und die Rippenenden sehen 
an ihr wie gegen den Wirbel hin geschleppt aus. Die Länge beträgt ungefähr 50 mm, die Höhe 35 mm. 

Die Exemplare stammen von Grodischt. 


B. Aus den Ellgother Schichten. | 


Belemnites c/. minimus List. 
d’Orbigny: Pal. Franc. I., pag. 55 fi. pl. 5, Fig. 3, 9. 
Pictet et Campiche: Descr. des foss. du terr. cret. des envir. de S. Croix Prem. part. pag. 104. 

Die vorliegenden Exemplare sind 30—47 mm lang, haben eine spindelförmige Gestalt, indem sie 
am Vorderende eng sind, gegen das Hinterende zu sich verbreiten, im letzten Drittel ihre grösste Dicke 
erlangen und in eine stumpfe Spitze endigen. Hier ist bei allen Exemplaren eine Narbe sichtbar, welche auf 
einen dornartigen Fortsatz schliessen lässt, der auch bei einem Stücke theilweise erhalten ist. Das Alveolar- 
ende ist beinahe bei allen Stücken verdrückt, nur bei wenigen ist es erhalten, da aber. so stark verletzt, 
dass man in Bezug auf die Form der Oefinung keinen sicheren Schluss ziehen kann. Die äussere Oberfläche 
ist glatt, zeigt aber stellenweise Spuren von Abrollung und Verletzung. Vom Vorderrande reicht bis etwa 
zum ersten Fünftel des Rostrums eine von gerundeten Rändern eingefasste Furche, die nur bei einem Stück 
gut erhalten ist, während bei den anderen der Beginn derselben sammt dem Alveolarrand verdrückt ist. 
Bei einigen Stücken sieht man überhaupt nichts von einer Furche. Seitenlinien konnten nicht mit Sicherheit 
constatirt werden, nur ein Exemplar zeigte eine Andeutung der Doppellinie, die aber so schwach und un- 
deutlich ist, dass man sie zur Charakterisirung nicht verwenden kann. | 

Was die Identifieirung unserer Formen betrifft, so stimmen sie am besten mit d’Orbigny’s 
Belemnites minimus überein. D’Orbigny gibt als Charakteristik seiner Stücke für die jungen Exemplare 
an, die keulenförmige Gestalt mit der grössten Breite im letzten Drittel, die stumpfe, mit einem medianen 
Dorn versehene Spitze, die lange konische mediane Alveole mit runder Oeffnung: und das Vorhandensein einer 
bis in das erste Viertel reichenden Bauchfurche, sowie je einer Doppelfurche an beiden Seiten; die erwach- 
senen Exemplare, die er unter den Sowerby’schen Namen Belemnites attenuatus fasst, haben eine lange, 
allmälig sich verschmälernde Spitze. Pictet und Campiche legen ein grosses Gewicht auf die Tiefe 
des Alveolarraumes und fassen das Auftreten der seitlichen Doppellinien als secundäres Merkmal auf, indem 


sie auch Stücke mit einer einfachen Seitenlinie zu Belemnites minimus zählen. Diesen stellen sie in Gegen- 


[3] Ueber einige Fossilien aus der karpathischen Kreide. I15 


satz zu Belemnites semicanaliculatus, der von einigen Autoren mit Belemnites minimus identificirt wurde 
und geben als hauptsächlichsten Unterschied das in der Mitte erweiterte Rostrum des letzteren an; immerhin 
räumen sie eine gewisse Aehnlichkeit zwischen beiden ein, insofern gewisse Vorkommen von Belemnites 
minimus zu Belemnites semicanaliculatus hinüberführen. Belemnites attenuatus fassen sie als Varietät von 
Belemnites minimus auf. Bei einem der Länge nach durchgeschliffenen Stücke kann man die kurze, etwa 
über das erste Drittel hinausreichende Alveolarhöhlung beobachten. Dies sowie die Kürze der Bauchfurche 
und das Fehlen der Seitenlinien lassen eine vollständige Identificirung mit Belemnites minimus nicht zu 
und müssen vorliegende Stücke nur als Belemnites cf. minimus List vorläufig zu diesem gestellt werden. 

Das vorliegende Stück stammt aus den Ellgother Schichten von Paul und Tietze (= Miku- 
schowitzer Schichten Szajnocha). 

Belemnites minimus List. ist ein charakteristisches Fossil für den Gault. 


Parahoplites Bigoureti Seun. 
Baus MAL, Aer 2 


Seunes: Notes sur quelques ammonites du Gault Bull. de la Soc. Geol. de Fr. 1887, pag. 556 f., Taf. XIV, Fig. 3, 4 ab. 
Anthula: Ueber die Kreidefossilien des Kaukasus in Beitr. zur Pal. und Geol. Oesterreich-Ungarns und des Orients 
Bd. XII, pag. 117 f., Taf. XIII, Fig. 2. 


Durchmesser . . . .. . .. . „ungefähr 70 mm 
Nabelweiteg nes ser ee 26 
Höhe des letzten Umgangs . . . ungefähr 26'5 „, 


Das scheibenförmige Gehäuse besteht aus ziemlich niedrigen Umgängen, die einander etwa zu “n 
umfassen. Im letzten Umgang weicht die Wohnkammer etwas nach aussen hin aus, so dass das darunter 
liegende Stück des vorletzten Umganges beinahe gar nicht von ihr bedeckt wird. Die Flanken sind flach, 
in die anscheinend abgeflachte Externseite allmälig übergehend, die Nabelwand gerundet aber ziemlich 
steil einfallend. Die Dicke ist leider nicht sicher feststellbar. 

Die Sculptur besteht in einem Wechsel von starken und schwächeren Rippen. Jene, von denen neunzehn 
auf einem Umgange sich befinden, beginnen an der steilen Nabelkante mit in die Länge gezogenen, etwas 
gegen die Mündung hin gebogenen knotenartigen Verdickungen, setzen sich, etwas schwächer werdend, über 
die Flanken fort, verstärken sich wieder gegen die Externseite zu, wo sie wahrscheinlieh — es konnte nicht 
constatirt werden — immer stärker werdend, endigen. Am äusseren Theile des Gehäuses schwellen sie zu 
runden kräftigen Knoten an, von denen aus sie sich unmittelbar vor Beginn der Wohnkammer in zwei Aeste 
gabeln, deren einer gleichsam die directe Fortsetzung der Hauptrippe bildet, während der andere schwächere 
Ast unter einem kleinen Winkel von dieser abgeht. Gegen die Mündung zu treten diese schwächeren Ab- 
zweigungen aus dem Verbande der Hauptrippen heraus und werden selbstständig. Gleichzeitig schwächen sich 
auch die Knoten ab. Ausser den Zweigen der Hauptrippen schaltet sich zwischen je zwei starke knoten- 
tragende Hauptrippen eine schwächere Schaltrippe ein, die unter die Höhe der Knoten hinabzieht, die 
Nabelwand aber nicht erreicht. Diese Rippen sind ungegabelt, an der Externseite am stärksten, erreichen 
hier sogar die Dicke der Hauptrippen. Gegen die Mündung hin verschwinden sie stellenweise und die 
Hauptrippen erscheinen infolgedessen dichter gestellt. Die Sculptur der innersten Windungen scheint, soweit 
sie sichtbar ist, derjenigen des mittleren Stadiums zu entsprechen; man erkennt die Mittelknoten schon bei 
einem Durchmesser von ungefähr 13 mm. 

Die Lobenzeichnung zeigt einen breiten, von einem dreitheiligen Secundärlobus unsymmetrisch in 
zwei Aeste gespaltenen Externsattel, von denen der innere etwas kürzer und schmäler ist als der äussere. 
Von dem breiten, ebenfalls unsymmetrischen Lateralsattel wird er durch einen tiefen Laterallobus getheilt, der 
einen schmalen, mittleren, am Ende dreispitzigen und zwei schmale seitliche Aeste besitzt. Der Nahtlobus ist 
ziemlich schmal und an der Spitze unsymmetrisch dreitheilig. Das Stück ist identisch mit Acanthoceras Bigou- 
reti Seun. und wurde von Anthula der neuen Gattung Parahoplites beigezählt. 

Das vorliegende Stück stammt aus den Ellgother Schichten. Sonstiges Vorkommen: Unterer franzö- 
sischer Gault und Aptien des Akuschathales. 

15* 


116 Dr. Adalbert Liebus. [4] 


Inoceramus Laubei m. 


Die Schale ist etwa Io cm lang und sammt dem Flügel 8 cm breit. Die Oberfläche ist mit 
29 sichtbaren, scharf ausgeprägten Rippen bedeckt. Die Zwischenräume zwischen je zwei Rippen 


sind viel breiter als gegen den Flügel ent- 
diese. An einigen Stel- steht, welche aber 
len verstärken sich die gegen die Höhenmitte 
Rippen und dadurch, der Schale sich verliert. 


dass diese Stellen oft 
in einer geraden Linie 


Der Flügel ist glatt, 
nur an seinem proxi- 
hintereinander liegen, malen Theile zeigt er 
entsteht eine eigen- schwache Andeutungen 
thümliche, senkrecht der sich auf ihn fort- 
zur Rippung verlau- setzenden Rippen der 
Schale und am äusser- 
sten distalen Rande 


bogenförmige Streifen. 


fende radiale Streifung, 
die andeutungsweise 
an die radialstreifigen 
Inoceramen von der Von dem übrigen 
Schalentheil ist er durch 
eine deutlich ausge- 
prägte Kante getrennt. 
Die Schale ist stark 
comprimirt, beinahe 
ganz flach, so dass 
man von einer Wöl- 
bung nichts bemerken 


Insel Sachalin erinnert. 
(Michael: Ueber 
Kreidefossil. v. d. In- 
sel Sachalin im Jahrb. 
d. kgl. preuss. Geol. 
Landesanst. 1898, pag. 
153— 164, Taf. V, VI.) 
Etwa im letzten Viertel 


der Schale zieht sich . kann. 

aufderSeitedes Flügels, Dieser JInmoce- 
nahe am Wirbel begin- ramus unterscheidet 
nend, eine seichte, sich von allen bisher 
senkrecht auf die Rip- Bi: bekannten Arten durch 


Inoceramus Laubei nov. spec. Aus den Ellgother Schichten von 1 E 
Krasna, Schlesien. seinen grossen Flügel. 
hin, wodurch eine fal- Einige Aehnlichkeit be- 


tenähnliche Erhöhung sitzt er mit den ge- 


pen gestellte Furche 


flügelten Formen von /noceramus Brogniarti Sow., die Goldfuss unter dem Namen /noceramus alatus 
Goldf. beschreibt, ist aber hauptsächlieh durch den Rippenverlauf und den glatten Flügel von diesem ver- 
schieden. Durch die schmalen scharfen Rippen gewinnt er eine gewisse Aehnlichkeit mit /noceramus con- 
centricus Sow. Das vorliegende Stück stammt aus den Ellgother Schichten Paul und Tietze 
(= Mikuschowitzer Schichten, Szajnocha) von Krasna. 


Inoceramus concentricus Sow. (2) 
Goldfuss: Petrefacta Germaniae, II, pag. 115, Taf. CIX, Fig. 8. 
Geinitz: Elbthalgebirge, I, pag. 41. 

Zwei, von vorn zusammengedrückte zusammengehörige Klappen, welche die Wirbelregion, den 
Vorderrand und einen Theil der Mittelpartie der Schale erkennen lassen, dürften zu dieser Art gehören. 
Die Schale ist mit einer Anzahl schwacher Rippen bedeckt, die in Abständen von I—4 mm angeordnet 
sind. Die Uebereinstimmung erscheint im Allgemeinen ziemlich befriedigend, mit voller Sicherheit kann 
aber die Identität mit /noceramus concentricus nicht ausgesprochen werden, da bei dem mangelhaften 
Erhaltungszustand über manches Merkmal Unklarheit besteht. 


[5] Ueber einige Fossilien aus der karpathischen Kreide. 117 


Inoceramus concentricus hat seine Hauptverbreitung im Gault. 
Das vorliegende Stück stammt von Krasna, aus dem ehemaligen Leopold-Stollen, wohl sicher 
aus Ellgother Schichten. 


C. Aus dem Godula-Sandstein. 


Desmoceras aff. Dupinianum d’Orb. 
Taf. VI, Fig. 3. 
d’Orbigny: Cephal. cret. pag. 276, pl. Sı, Fig. 6—8. 
Parona et Bonarelli: Fossili albiani d’Escragnolles, Palaeontografia Italiana II, 1896, pag. 82. 


Durchmesser ann 
Höhe des letzten Umganges . FE DS 
Nabelweite EEE ee ZUNG 


Das betreffende Exemplar aus dem Godula-Sandstein von Brenna ist ein Abdruck und die hier 
angeführten Dimensionen sind sämmtlich dem Gypsabgusse dieses Stückes entnommen. 

Die Umgänge umfassen einander mehr als zur Hälfte, haben gewölbte Flanken und eine gerundete, 
aber ziemlich steil abfallende Nabelwand. Die Oberfläche ist mit einer Anzahl von schwach sichelförmig 
geschwungenen Rippen bedeckt, von denen etwa 7—3 als stärkere Hauptrippen in die Augen fallen, während 
die übrigen als Nebenrippen anzusehen sind. Die Hauptrippen entspringen an der Nabelkante und ziehen 
sich in einer lachen S-förmigen Krümmung über die Flanken, die Anordnung der Nebenrippen ist derart, 
dass zwischen je zwei Hauptrippen sich eine Anzahl von IO—ı2 Nebenrippen einschiebt, welche zum Theil 
stärker geschwungen sind als jene und gegen den Nabelrand hin immer schwächer werden. Von diesen 
Nebenrippen verschmelzen oft je zwei gegen die Mitte der Flanken hin zu einer Rippe, andere wieder 
bleiben einfach, ziehen ebenfalls bis zur Flankenmitte, um dort, immer schwächer werdend, zu verschwinden. 

Dieses Stück ist specifisch nicht sicher bestimmbar, da das hauptsächlichste Kriterium, die Loben- 
linie, gänzlich fehlt, jedoch wird es durch das Vorhandensein von 7—8 geschwungenen Hauptrippen, sowie 
ziemlich dicken Umgängen dem Ammonites Dupinianus sehr nahegebracht. 

Pictet vereinigte den Ammonites Dupinianus mit Ammonites Parandieri d’Orb. Parona und 
Bonarelli sprechen sich, und wohl mit Recht, gegen diese Vereinigung aus. 

Das Stück stammt aus dem Godula-Sandstein von Brenna. 


Dentalium cf. decussatum Sow. 
d’Orbigny: Pal. frang. Terr. cret. II, pag. 400, Tab. 236, Fig. I—3. 

Ein Steinkern, Bruchstück von 28 mm Länge, sanft gebogen, am vorderen Ende 6 mm breit. Der 
Querschnitt der Schale ist elliptisch. Von der Sculptur ist nichts zu sehen, aber das Stück zeigt jene 
Doppelriefe, welche d’Orbigny an den Steinkernen seiner Stücke bemerkte; leider ist diese nicht weit zu 
verfolgen, da das Stück gerade längs dieser Riefe verletzt ist. 

Die unterscheidenden Merkmale liegen in der Schalensculptur, die an unserem Stücke verloren 
gegangen ist; die specifische Bestimmung ist daher nicht sicher durchführbar. Das vorliegende Stück stammt 


aus dem Godula- Sandstein. 


D. Aus den Istebner Schichten. 


Pachydiscus Neubergicus von Hauer sp. em. de Grossouvre. 
Natavıs Eier 7. 

Schlüter: Cephalopoden der oberen deutschen Kreide, pag. 59, Tat XVII, Fig. 1—3. 
De Grossouvre: Pal. les ammon. de la craie super. in Recherch. sur la craie super., pag. 207, Taf. XXVI, Fig. 3, 

Taf. XXX, Fig. 4. 
H. Imkeller: Kreidebildungen am Stallauer Eck, Palaeontographica, Bd. 48, I90I, pag. 56. 

Das Gehäuse besteht aus drei nachweisbaren, etwa zur Hälfte sich umfassenden Umgängen. Die 
Flanken sind etwas gewölbt, die Externseite nicht erhalten. Die Form der Mündung lässt sich wegen der 


118 Dr. Adalbert Liebus. [6] 


Verdrückung des Exemplares nicht sicher reststellen. Die Oberfläche ist mit Rippen von zweierlei Art geziert. 
Die Hauptrippen beginnen kräftig verstärkt an der Nabelwand, setzen sich bis gegen die Mitte der Flanken 
fort, um hier allmälig zu verschwinden. Am Beginne sind die Rippen ein wenig nach vorn vorgezogen. 
Ausserdem bemerkt man an der Externseite, soweit sie erhalten ist, schwächere nach vorn geneigte Neben- 
die theils in der Verlängerung der Hauptrippen, theils in den Zwischenräumen zwischen je zwei 


rippen, 
derselben auftreten, bis zur Flankenmitte herabreichen und hier verschwinden. Die Maasse, die von dem 


unvollständigen und theilweise verdrückten Stücke angegeben werden können, sind folgende: 
Durchmeser . . 2. 2.2... .. ca. I85 mm » 
Höhe des letzten Umganges . . . „ 60 „ 
Nabelweiter rn, 


Ammonites Neubergicus v. Hauer (Hauer: Cephalopoden der Gosau-Schichten in Beiträge zur 
Paläontographie von Oesterreich, pag. 12, Taf. II, Fig. 1—-3) ist offenbar ein junges Exemplar gewesen, das 
die Rippen der Externseite noch deutlich zeigt. Schlüter zweifelt (l. c. pag. 59) an der Identität dieses 


Exemplares, das er mit seinen norddeutschen Stücken sehr wohl identificiren konnte und das auch Favre 


mit den sein 
gebildeten Stück. Er sagt, man müsse abwarten, ob die noch zu sammelnden Stücke eine derartige Ver- 


en von Lemberg übereinstimmend fand, mit dem auf Taf. III, Fig. I—2, von Hauer ab- 


änderung zeigen. De Grossouvre hat hierin einen Schritt weitergethan, indem er seine diesbezüglichen 


französischen Ammoniten direct bloss mit dem auf Taf. II, Fig. 1—3, dargestellten identificirte. De Gros- 


souvre bildet junge und erwachsene Formen ab, wobei bei den letzteren die Rippen der Externseite all- 
mälig, verschwinden, was auch sehr wahrscheinlich und bei Pachydiscus peramplus schon lange bekannt ist. 

Unser Stück zeigt mit den Darstellungen de Grossouvre’s eine vollständige Uebereinstimmung 
sowohl in Bezug auf die Grösse, als auch in Bezug auf die Oberflächengestaltung. 

Die Lobenzeichnung zeichnet sich bei Pachydiscus Neubergicus durch .eine reiche Zerschlitzung aus, 
wodurch die Loben an ihren Enden scharfe Spitzen erlangen. An unserem Stücke konnte leider eine voll- 
ständige Auspräparirung nicht vorgenommen werden, aber die Theile der beiden Lateralsättel, sowie des 
Externsattels, die durch das Aetzen sichtbar wurden, zeigen durchaus jene charakteristische Zerschlitzung. 

Die nächsten Verwandten dieser Form sind Pachydiscus Egertonianus Forbes und Ammonites 
Gollevillensis @Orb., Pachydiscus Egertonianus Forbes (Kossmat: Untersuchungen über die süd- 
indische Kreideformation in Beiträge zur Paläontologie und Geologie Oesterreich-Ungarns und des Orients. 
Bd. XI, pag. 94, Taf. XV (XXI), Fig. 4, Th. Oldham: Mem of the geol. Survey of India, F. Stoliczka: 
Ammonites with revis. of the nautil., pag. IO4, Pl. 53, Fig. 1-4) stimmt ganz mit Pachydiscus Neubergicus 
überein, nur treten bei der Abbildung Stoliczka’s die Rippen der Externseite wenig hervor und sind die 
Hauptrippen länger als bei Pachydiscus Neubergicus. Kossmat gibt als Unterscheidungsmerkmal gegen 
jenen die geringe Breite der Umgänge, die grössere Schärfe der Aussenrippen und die geringere Entfernung 
zwischen denselben bei Pachydiscus Neubergicus an; doch hält er diese Merkmale besonders nach Ver- 
gleichung der de Grossouvre’schen Exemplare für unzulänglich, um eine Trennung dieser beiden 
Formen vorzunehmen, und fasst direct den Pachydiscus Egertonianus Forb. als den indischen Ver- 
treter des Pachydiscus Neubergicus Hauer aut. 

Ammonites Gollevillensis d’Orb. (nach Favre: Moll. foss. de la craie des env. de Lemberg, pag. 15 
und Sharpe [Descr. of the Foss. rem. of Mollusca found in the Chalk of Engl. Cephalop. pag. 48] in 
Palaeont. Franc. pag. 336, pl. 101 als Ammonites Lewesiensis angeführt) hat zwar die Rippen der Extern- 
seite, es fehlen ihm aber die charakteristischen starken Rippen an der Nabelkante, woselbst er nur schwach 
angedeutete Rippen besitzt. Sharpe bildet (l. c. pl. XXII, Fig. 2) ein etwas grösseres Exemplar ab, das 
überhaupt der Rippen an der Nabelkante ganz entbehrt; sie haben also keine Constanz und ihr Nicht- 
vorhandensein oder ihre schwache Ausbildung gewähren gegenüber den starken Nabelrippen des Pachy- 
discus Neubergicus ein gutes Unterscheidungsmerkmal, zumal da die Lobenzeichnungen einander sehr ähnlich 
sind und die des Ammonites Gollevillensis sich bloss durch den schräg absteigenden Nahtlobus von der 
des Pachydiscus Neubergicus unterscheiden lässt. Uebrigens wird nach der Angabe d’Orbigny’s die 


Schale, die 5—6 Nabelrippen besitzt, bei 150 mm Durchmesser bereits ganz glatt. 


[7] Ueber eipige Fossilien aus der karpathischen Kreide. 119 


Die übrigen Ammoniten, die noch eine Vergleichung gestatten würden, sind durch grössere 
Unterschiede, insbesonders in der Lobenform verschieden, ausserdem hat Pachydiscus galizianus Favre 
(l. c. pag. 16, pl. III, Fig. 5, 6) scharfe, bis an die Externseite reichende Hauptrippen und über die Flanken- 
mitte hinausziehende Nebenrippen und Pachydiscus Levyi de Grossouvre (l. c. pag. 175, pl. XXI) starke, eben- 
falls bis an die Externseite reichende Hauptrippen. Pachydiscus Neubergicus v. Hauer sp. em de Grossou- 
vre. ist auf die obersten Kreidebildungen beschränkt und bildet in diesem Horizonte eine weit verbreitete 
Art. Das vorliegende Exemplar stammt aus den Istebner Schichten, nach Hohenegger's Etikette 
aus einer Dockel im Bache Dychanetz unweit des Flusses Czerna an der Barania, in Althammer. 


E. Aus den Friedeker Schichten. 


Baculites Hochstetteri n. sp. 
Tara VlgBE12=74,,570- 


Die vorliegenden Stücke stammen vom Friedeker Schlossberg und vom Leskowetzer Bache, sind 
verkiest und zeigen in schöner Weise die Lobenzeichnung. Bei flüchtiger Betrachtung erscheint die äussere 
Oberfläche der Stücke glatt, bei näherer Untersuchung aber findet man zahlreiche schwache Rippen, die 
steil von der Externseite über die Flanken herablaufen und gegen die Internseite hin sich nach aufwärts 
wenden. Auf der Internseite bilden sie breite Bögen, um sich dann mit denen der anderen Seite zu ver- 
binden. Der Bogen, den zwei correspondirende Rippen auf der Externseite bilden, ist spitz. Die Stücke 
sind Il), bis 4 cm lang und zeigen eine Tendenz, stark in die Spitze zu gehen. Auffallend an den Exem- 
plaren ist die Enge der Kammern, welche bewirkt, dass die Sättel der einen Kammer die Loben der nächsten 
berühren. Die Lobenzeichnung ist im Allgemeinen nach dem Typus des Baculites Knorri gebaut, zeigt einen 
breiten, mit zwei grossen seitlichen und einem kleineren terminalen Lappen versehenen secundären Siphonal- 
sattel, einen reichgelappten zweitheiligen Externsattel, einen ebenso beschaffenen Lateralsattel, beide an der 
Basis stark verengt und einen zweitheiligen Internsattel, der nicht die Höhe des Lateralsattels erreicht. Die 
Loben sind zweitheilig, nur der Internlobus an der Spitze dreitheilig. Nach den Einzelnheiten in dem Bau 
der Lobenzeichnung sah ich mich genöthigt, zwei Extremformen zu unterscheiden, welche durch Uebergänge 
mit einander verbunden sind, und zwar eine forma latisellata und eine forma angustisellata. Die 
erstere Form zeigt einen denen der vorigen Form. 


plumperen Bau der Loben- Ausserdem ist die Lappung 


zeichnung, die Secundär- der Lobenzeichnung eine 


loben, welche die Sättel viel reichere und feinere. 


theilen, sind an der Spitze Dieses Baculiten-Vorkom- 


beim Externsattel zweitheilig, men erwähnt Hochstetter 
im Jahrbuch der k. k. Geol. 
Reichs-Anstalt 1852, III. 
Heft, pag. 33. Er beschreibt 
die bei Friedeck gefun- 


denen Baculiten als Bruch- 


beim Lateralsattel und In- 
ternsattel dreitheilig, die 
oben erwähnte basale Ein- 
schnürung der Sättel ist 
nicht so scharf wie bei 


forma angustisellata. Diese stücke, die aufeine Gesammt- 


länge von 13 cm ohne Wohn- 


kammer schliessen lassen. 


hat extrem eingeschnürte 
Sättel, was besonders beim Lobenlinien von Baculites Hochstetterin.sp. 


i latisellate F b form, - 
Lateralsattel auffällt, die Se- RT ey PAUSE Der ans formu Seinen Angaben nach sind 
c angustisellate Form. > 


cundärloben, welche die die Loben sehr scharf und 
Sättel theilen, sind gleich die Kammern so eng, dass 
die schmalen Sättel der einen mit den Loben der anderen Kammer sich berühren. Hochstetter bezeichnet 
diese Baculiten als »dem Baculites vertebralis Lam., dem Baculites Faujassii, wie er in Böhmen vorkommt, 
und dem Baculites anceps sehr nahestehend«. 

Nun vereinigt d’Orbigny Baculites vertebralis mit Baculites Faujassü und stellt diesen den 
Baculites anceps gegenüber, Quenstedt dagegen fasst alle drei unter dem Namen Baculites vertebralis 


120 Dr. Adalbert Liebus. [8] 


zusammen und Reuss hält Baculites anceps und Baculites vertebralis für identisch und unterscheidet von 
ihnen Baculites Faujassü. Hochstetter schliesst sich hierin der Meinung Reuss’ an und nennt diese Ba- 
culiten Baculites Faujassü. So weit der Bericht Hochstetter’s. Bei der Vergleichung der Stücke mit 
den drei angeführten traten so grosse Differenzen zu Tage, dass sie weder mit irgendeinem dieser drei, noch 
mit den ihnen viel näher stehenden Baculites Knorri und Baculites Valognensis identificirt werden konnten. 

Baculites anceps Lam. unterscheidet sich durch die breiten Sättel der Lobenlinie und durch eine 
starke Berippung. 

Baculites Faujassii Lam. (Baculites Faujassii var. bohemica Fr. u. Schl.) (Cephalopoden der 
böhmischen Kreideformation pag. 49, Taf. XIII, Fig. 23—25, 29, 30) stimmt mit unseren Stücken nur darin 
überein, dass die Kammern sehr eng; stehen, die stärkeren Rippen und die breiten Sättel, von denen nur 
der Lateralsattel eine Spur von einer basalen Einschnürung erkennen lässt, unterscheiden ihn von jenen. 

Baculites vertebralis Lam. (non vertebralis Quenst. Petref.) zeigt einen dreispitzigen Internlobus, 
die Rippen sind schwächer als bei den beiden vorigen, die breiten Sättel und das Fehlen der basalen Ein- 
schnürung. derselben trennen ihn von den vorliegenden Stücken. 

Baculites cf. vertebralis bei Schlüter (l. cc. pag. 144, Taf. XL, Fig. 7), von dem er nur eine Loben- 
linie angibt, stimmt mit unserem Stücke besser überein als die vorigen, jedoch schliesst die evidente Klein- 
heit des Internlobus, der etwa die Hälfte des Laterallobus beträgt, die Identificirung aus, 

Baculites Knorri Gein. Blainv. ist einer der grössten Baculiten, die wir kennen. Wenn auch die 
Lobenzeichnung im Allgemeinen übereinstimmt, sind doch in der Grösse, der Weite der Kammern und selbst 
in den Details der Lobenlinie genug Anhaltspunkte gegeben, um den vorliegenden Stücken eine von diesem 
getrennte Stellung zuzuweisen. 

Baculites Valognensis Böhm (Die Kreidebildungen des Fürberges und Sulzberges bei Siegsdorf in 
Oberbayern in Paläontogr. B. XXXVIII, pag. 50, Taf. I, Fig. 13 a, b). 

Diese Form steht unseren Stücken ausserordentlich nahe. Die feine Rippung der Flanken und im 
allgemeinen auch der Bau der Lobenlinie ähneln sehr unseren Stücken; jedoch ist der Querschnitt bei 
Baculites Valognensis bauchig gegenüber dem ovalen fast elliptischen Querschnitt unserer Exemplare. 
Weiters ist auch in der Lobenzeichnung ein Unterschied zu constatiren. Während nämlich hier die Intern- 
loben siebenfingerig resp. an der Spitze einfingerig sind, hat Baculites Hochstetteri deutlich drei gleich berech- 
tigte Spitzen, ausserdem sind die Secundärloben, welche die Sättel spalten, bei Baculites Valognensis an 
der Spitze stets dreitheilig. 

Baculites Hochstetteri stammt aus den Baculiten-Mergeln des Friedeker Schlossberges und des 


Leskowetzer Baches. 


Puzosia sp. indet., aff. planulata Sow. 
Tarı VI, Rıozız. 


D’Orbigny: Pal. franc. Terr. cret. Tom. I, pag. 267 f., pl. 79. 
Sharpe: Descr. of the Foss. rem. of Mollusca found in the Chalk ot Engl., P. I, Cephalopoda pag. 29, pl. XII, Fig. 3, 4. 
Schlüter: Cephalopoden d. ob. deutschen Kreide, pag. 5 ff. 

Ein kleines schalenloses Exemplar, an dem man deutlich die S-förmig gebogenen Varices sowie an 
einigen Stellen auch gut die Lobenzeichnung wahrnehmen kann. Von den zwischen je zwei Varices verlau- 
fenden Rippen ist nichts zu sehen. Die Varices selbst verlaufen von der Naht aus zuerst nach vorne, biegen 
etwa in der Mitte der Flanken nach hinten um, und ziehen von da aus in einem sanften Bogen wiederum 
nach vorne. 

Die Grössenverhältnisse gestalten sich folgendermaassen: 


DiRelNESSERr 0 5 5 0 05 5 0 2 MOM 
Elohez.deswletztenSllmgangess ss So 
Nabelweite ge ee 


Die Lobenlinie zeigt einen Externlobus, der durch einen Siphonalsattel in zwei Arme getheilt wird, 
einen zweitheiligen Externsattel, der von dem folgenden, ebenfalls zweitheiligen Lateralsattel durch einen 


[9] Ueber einige Fossilien aus der karpathischen Kreide. 121 


tiefen dreitheiligen Laterallobus getrennt wird. Der gegen die Externseite hin verlaufende Ast dieses Lobus 
ist stärker ausgebildet und schneidet hier tiefer ein. Der darauffolgende zweite Lateralsattel ist ebenfalls 
zweitheilig und schliesst mit dem vorhergehenden einen dreitheiligen zweiten Laterallobus ein. Der eine Ast 
des zweiten Lateralsattels ist etwas schwächer und steht gegen die Innenseite hin etwas weiter ab, so dass 
der nächste Lobus, ein kleiner dreitheiliger Hilfslobus, etwas schief zu stehen kommt. Vom weiteren Theile 
der Lobenzeichnung sind zwei Hilfssättel sichtbar, die stark herabhängen. Der erste Seitensattel ist höher 
gestellt als der Externsattel. 

In der Anlage der Lobenzeichnung ist eine gewisse Aehnlichkeit dieser Form mit Puzosia planulata 
Sow., jedoch ist durch die stärker sichelförmig geschwungenen Varices, sowie durch die einfachere Loben- 
zeichnung des vorliegenden Stückes ein Unterschied der beiden gegeben. Das Exemplar stammt aus dem 
Baculiten-Mergel des Friedeker Schlossberges. 


F. Aus dem Baschker Sandstein. 


Ptychodus latissimus Ag. var. Schlotheimi Gein. 
Taf. VL, Fig. 8. 
Agassiz: Rech. sur les poiss. foss. III, pag. 157, Taf. XXVa, b, Fig. 24—26. 
Geinitz: Elbthalgebirge, II. Bd., pag. 212 f, Taf. XL, Fig. 16—22. 

Der Zahn ist mässig gewölbt und zeigt einen mit Runzeln versehenen Randtheil und einen auf 
gefalteten Mitteltheil. Die Falten dieses von dem Rande deutlich abgehobenen Mitteltheiles, sechs an der 
Zahl, sind stark, scharfkantig, in der Mitte etwas eingebogen und krümmen sich an beiden Seiten nach 
abwärts. Vor der ersten Falte befindet sich eine ganz kleine siebente Falte, die etwa in der Mitte der 
Breite aufhört, wo dann grössere runde Warzen vom Seitenrande ihre Stelle einnehmen; sie erscheint dann 
wieder schwach auf der anderen Seite. Noch weiter vorn steht eine achte Falte, die etwa nur halb so lang 
ist wie die vorige und noch vor der Mitte in eine Warzenreihe übergeht, um auf der gegenüberliegenden 
Seite wieder als schwache Runzel sichtbar zu werden. Zwischen diese Falten schieben sich hie und da 
von den Seiten her einige Warzen ein, die bisweilen eine beträchtliche Grösse erlangen. 

Dieser mittlere erhabene Theil wird von einem mit Warzen und Runzeln bedeckten Seitenrand 
umgeben, in den auch die abschüssigen, mit Warzen bedeckten Vorder- und Hinterränder des erhabenen 
Mitteltheiles übergehen. 

Diese hier angegebenen Merkmale sind für Piychodus latissimus Ag. charakteristisch, Geinitz 
trennte (Charakt. I. u. III) den Piychodus Schlotheimi Gein. von Pfychodus latissimus Ag. ab, indem er 
für jenen den jähabfallenden Hinterrand als charakteristisch bezeichnete, während bei Fiychodus Schlotheimi 
Vorder- und Hinterrand gleichmässig abfallen. Im »Elbthalgebirge« führt er jedoch bei Piychodus latıssimus, 
Ptychodus Schlotheimi als Synonym an. Das vorliegende Exemplar würde darnach zu der Varietät Pfychodus 
Schlotheimi zu stellen sein. 

Von Piychodus mammillaris Ag. ist er direct durch die Beschaffenheit des Mitteltheiles zu unter- 
scheiden, der sich bei diesem von dem nicht mit Warzen, sondern mit feinen Runzeln versehenen Seiten- 
rande sehr steil nach aufwärts wölbt. Von Piychodus decurrens Ag. unterscheidet ihn dessen grosse Anzahl 
von Kaufalten, die sich seitwärts verzweigen und am Vorderrande durch ähnliche Zweige in die länglichen 
Warzen des abschüssigen Randes übergehen. Von Piychodus polygyrus Ag. und granulosus Redl. ist er 
unterschieden durch die grössere Anzahl der Falten des Mitteltheiles, von letzterem noch überdies dadurch, 
dass dessen erste drei Falten am Vorderrande in einzelne Stücke zerrissen sind und dass kein gekörnelter 
Rand vorhanden ist. 

Das Exemplar stammt aus dem Baschker Sandstein von Metillowitz; sonst allgemein in der 
oberen Kreide. 


Beiträge zur Paläontologie Oesterreich-Ungarns, Bd. XIV. 16 


122 Dr. Adalbert Liebus. [ro] 


Stratigraphische Bemerkungen 


von 


Prof. V. Uhlig. 


Die höheren Stufen der schlesisch-karpathischen Kreideformation sind, wie man weiss, ausserordentlich 
arm an Versteinerungen; nur dem ungewöhnlichen Eifer und der unermüdlichen Aufmerksamkeit L. 
Hohenegger’s und seiner Beamten ist es zu verdanken, dass im Laufe vieler Jahre in diesen sterilen 
Schichtgruppen die wenigen Versteinerungen aufgefunden wurden, die in den vorhergehenden Zeilen von 
A. Liebus beschrieben sind. Mit Ausnahme von Parahoplites Bigoureti Seun. und /noceramus Laubei 
Liebus n. sp. haben diese Exemplare schon Hohenegger vorgelegen und sie bildeten die paläontologische 
Grundlage für die Altersbestimmung der von Hohenegger erkannten Schichtgruppen der mittleren und 
oberen schlesisch-karpathischen Kreideformation. 

Diese Schichtgruppen hat Hohenegger unter den Namen: Godula-Sandstein, Istebner 
Sandstein, Friedeker Baculitenmergel und Baschker Sandstein beschrieben.!) Die Godula- 
Sandsteine bilden einen Haupttypus dessen, was man so recht unter Karpathensandstein versteht; ihre massige 
Ausbildung und grosse Mächtigkeit bedingen hauptsächlich die relative Höhe und das steile Aufragen der 
Hauptkette der Westbeskiden. Ueber den Wernsdorfer Schichten regelmässig aufruhend, werden sie 
selbst von den obercretacischen Istebner Sandsteinen überlagert, die am Südabhange des Hauptzuges der 
Beskiden auftreten. Obercretacische Bildungen erscheinen auch am Nordfusse des Beskidenzuges, hier aber 
nicht als Istebner Sandsteine, sondern als Friedeker Mergel und Baschker Sandsteine. Wir stehen 
hier somit vor der Thatsache einer gewissen localen und faciellen Differenzirung der Ober- 
kreide in den Westbeskiden, einer Thatsache, deren hohe geologische Bedeutung Hohenegger 
nicht entgangen ist. Er verglich die Istebner Schichten, wie man aus seinen knappen Darlegungen ent- 
nehmen kann, mit den weiter im Süden auftretenden Zxogyren-Sandsteinen der ungarischen Klippenzone, 
die Baschker und Friedeker Schichten mit der Oberkreide des mittleren und westlichen Mähren von 
böhmischem Typus und betrachtete die Transgression der Friedeker und Baschker Schichten als von 
Westen her eingedrungen. 

Unter seinem Godula-Sandstein verstand Hohenegger eine ungemein mächtige Ablagerung. 
Diese Ablagerung lässt aber eine nähere Gliederung zu, die in den wesentlichsten Zügen schon von 
Hohenegger erkannt wurde. An der Basis treten unmittelbar über den Wernsdorfer Schichten 
a) schwarze kieselige Schiefer mit kieseligen, zuweilen selbst hornsteinartigen Sandsteinbänken, Conglomerat- 
lagen und kieselreichen Sphaerosiderit-Flötzen auf und bilden einen regelmässig verfolgbaren Horizont. 
Darüber folgt d) die Hauptmasse der plattigen und massigen grünlichen Sandsteine, die den eigentlichen 
Typus der Godula-Sandsteine bilden, in einer Mächtigkeit von mindestens 2—3000 Fuss und zu oberst 
endlich kommen c) kolossale Conglomeratlagen vor.?) 

Die Richtigkeit dieser Gliederung des Godula-Sandsteines wurde später von Paul und Tietze 
bestätigt.) Die unterste Abtheilung der Godula-Serie schien Paul und Tietze eine so grosse Bedeutung 
und Selbstständigkeit zu besitzen, dass sich diese Autoren veranlasst fanden, diese Abtheilung unter dem 
Namen Ellgother Schichten von den Godula-Sandsteinen zu trennen, ein Vorgang, dessen Richtigkeit 
durch die Neuaufnahme der schlesischen Karpathen vollauf bestätigt wurde, wie ich an einem anderen Orte 


ausführlicher zeigen konnte.*) 


1) Die geognostischen Verhältnisse der Nordkarpathen in Schlesien etc. Gotha, 1861. 

2) Hohenegsger, 1. c., pag. 30. 

®) Jahrbuch geol. Reichsanst., 1877, 27. Bd., pag. 42, 43. 

%) Ueber der Cephalopodenfauna der Teschener und Grodischter Schichten. Denkschriften d. K. Akademie 
d. Wissensch. Wien, 1901, 72. Bd.. pag. 6. 


[11] Ueber einige Fossilien aus der karpathischen Kreide. 123 


Aber auch die oberste Abtheilung, die groben Conglomerate und grobkörnigen Sand- 
steine können von den echten Godula-Sandsteinen getrennt werden. Sie unterscheiden sich durch ihre helle, 
im frischen Zustande fast weisse, verwittert gelbbraune Farbe, ihre mehr massige Beschaffenheit und die 
gewaltigen Conglomeratbänke auffallend von den echten Godula-Sandsteinen, wogegen sie sich durch das 
Vorhandensein schwärzlicher Zwischenlagen, grobes Korn, massig-mürbe Beschaffenheit und helle Farbe, wie 
die Conglomeratführung eng an die Istebner Schichten anschliessen, in die sie ohne scharfe Grenze und 
ganz allmälig übergehen. Bei der geologischen Aufnahme der Jahre 1886 und 1887 habe ich daher diese 
Sandsteine zu den Istebner Schichten gezogen, die daher auf der von mir aufgenommenen Karte einen 
viel breiteren Raum einnehmen als auf Hohenegger’s Karte aus dem Jahre 1861. Unter den Conglo- 
meratblöcken dieser Schichten kommen nicht nur Quarze vor, sondern’auch Granite, Tithonkalke und ver- 
schiedenfältige krystallinische Schiefer, zum Theil von derselben Beschaffenheit wie die Blöcke des Alttertiär. 

Wo diese Conglomerate und hellen, massig-mürben, grobkörnigen Sandsteine auf echten Godula- 

Sandsteinen aufruhen, konnte eine deutliche Transgressionsdiscordanz nicht mit Sicherheit nachgewiesen wer- 
den. Dass aber zwischen den echten Godula-Sandsteinen und dem Istebner Schichtenverbande wahrschein- 
lich doch eine solche Discordanz besteht, dafür spricht das Verhalten der Istebner Sandsteine im Olsathale. 
. Diese Sandsteine, welche zwischen dem Sola- und Olsathale die ungefähr ostwestlich streichende Godula- 
Sandsteinzone überlagern und parallel zu dieser Zone verlaufen, schwenken bei Jablunkau nach Norden ab, 
so dass sie nun, ganz ähnlich wie die Eocänschichten, die Godula-Sandsteinzone gleichsam verqueren. Für 
die Eocänbildungen war dieses Verhalten schon von Hohenegger auf das bestimmteste erkannt, und auc 
eine von Süden herkommende Transgression des Eocänmeeres über das bereits gehobene und durchfurchte 
Kreidegebiet zurückgeführt worden. !) Dass sich auch die grobkörnigen weissen Sandsteine und Conglo- 
merate des tiefsten Istebner Horizontes ähnlich verhalten, konnte erst durch die Aufnahme des Kartenblattes 
Teschen-Mistek-Jablunkau im Jahre 1887 festgestellt werden. Es zeigte sich hierbei, dass diese Sandsteine 
bis in die Gegend von Niedek und Wendrin, also bis an den Nordrand der Godula-Sandsteinzone vordringen 
und hier neocome Bildungen überlagern. Somit wird man wohl auch die Istebner Schichten als eine trans- 
gressive Ablagerung auffassen müssen. 

Über den eben besprochenen hellen, massig-mürben Sandsteinen mit Conglomeraten lagert jenes 
Schichtsystem, das Hohenegger speciell Istebner Schichten genannt, aber leider nicht näher beschrieben 
hat. Die Sandsteine dieser oberen Istebner Schichten haben eine ganz ähnliche Beschaffenheit wie die- 
jenigen des tieferen Horizontes, sie sind nur im Allgemeinen weniger massig und in grösserer Mächtigkeit 
von dunklen, schwarzen, bis grünlich- oder bräunlich-schwarzen, sehr selten rothen Schiefermitteln durchsetzt. 
Auch in diesem Horizonte kommen Conglomerate vor und nicht selten erscheinen grössere und kleinere Blöcke 
von krystallinen Gesteinen und Tithonkalken auch mitten im Schiefer und Schieferthon. In den Schiefer- 
thon, dessen Mächtigkeit diejenige der Sandsteine oft weit überragt, sind ferner mehrere Sphaerosiderit-Flötze 
eingeschaltet. In Kamesznice und Istebna waren sie einstmals Gegenstand lebhaften Abbaues. Wo 
Schiefer und Sandstein wechsellagern, sind die Sandsteine oft auf dünne, nicht selten kieselige dunkle Bänke 
und Bänkchen reducirt. Wegen des grossen Eisenreichthums dieser Bildung nehmen sowohl Sandsteine wie 
Schiefer verwittert eine rostbraune Farbe an. 

Im Ganzen und Grossen zeigen die Istebner Schichten eine Facies, die den alttertiären Grudeker 
Sandsteinen Schlesiens, den Ciezkowicer Sandsteinen und den sogenannten Bonaröwka-Schichten 
Galiziens sehr nahe steht. In Galizien scheint übrigens diese Facies schon viel früher einzusetzen als in 
Schlesien, denn die Godula-Sandsteine verlieren nach Osten hin allmälig ihre bezeichnende Beschaffenheit 
und grünliche Farbe, so dass sie schon im Solathale in Westgalizien fast mehr den Istebner Schichten 
als den echten Godula-Sandsteinen ähnlich sehen. Selbst in das Neocom scheint diese, den Mietniover 
Sandsteinen bei Wieliczka ähnliche Facies herabzugreifen. 

Da die Istebner Sandsteine bei Istebna keine obereretacischen Versteinerungen enthalten, 
konnte es bei der von E. Tietze?) und L. v. Tausch constatirten räumlichen Verbindung der Istebner 


)l. e. pag. 33, 35, 49. 
2) Jahrbuch geolog. Reichsanst. 37. Bd., pag. 384. 
16* 


124 Dr. Adalbert Liebus. [12] 


Schichten mit Nummuliten- und Menilit-Schichten und der petrographischen Aehnlichkeit mit gewissen Alttertiär- 
gesteinen eine Zeitlang fraglich bleiben, ob die Schichten zwischen Istebna in Schlesien und Kamesznice 
in Galizien auch wirklich zur Oberkreide und nicht vielmehr zum Alttertiär gehören.) Die Untersuchung: der 
Localität Althammer im Ostravitza-Thale an der Westgrenze Schlesiens, wo in Tychanec am Süd- 
gehänge der Lissa hora zweifellos obercretacische Versteinerungen gefunden waren, hat diese Zweifel, völlig 
zerstreut:?) hier treten über den Godula-Sandsteinen des Lyssa hora-Zuges genau dieselben schwarzen 
erzführenden Schiefer und grauer, theils kieseligen, theils mürben Sandsteine auf, wie bei Istebna, und es 
steht nach den Etiketten auf zwei Exemplaren der Hohenegger’schen Sammlung sowie nach seinen An- 
gaben in seinem grunglegenden Werke (pag. 32) zweifellos fest, dass Hamites Roemeri Hohenegger und 
Pachydiscus Neubergicus aus diesen Schichten stammen. Der Gestein- und Erzzug von Istebna bildet 
die, nur durch die Eocäntransgression des Olsathales getrennte Fortsetzung des Zuges von Althammer; 
Lagerungsverhältnisse und petrographische Ausbildung stimmen überein, so dass jeglicher Anlass zu einer 
Sonderung des Istebner vom Althammerer Zuge entfällt. 

Schichten, die lithologisch mit den sogennnnten Ropianka-Schichten der galizischen Sandstein- 
zone verglichen werden könnten, sind bis jetzt weder im Hangenden, noch innerhalb der Istebner Schich- 
ten mit Sicherheit nachgewiesen worden. 

Ueber die Kreidebildungen am Nordfusse der Karpathen, die Friedeker Baculiten- 
Mergel und die Baschker Sandsteine hat sich Hohenegger eingehend ausgesprochen. Die Frie- 
deker Baculiten-Mergel bilden bläuliche, zerreibliche sandige Mergel, die nicht wenig an den sächsisch 
böhmischen Baculiten-Mergel erinnern, aber auch gewissen karpathischen Alttertiärgesteinen ungemein ähnlich 
sehen. In Friedek und im Leskowetzer Bache lagern alttertiäre Gesteine concordant mit den ober- 
cretacischen Friedeker Mergeln, so dass die Trennung dieser lithologisch ähnlichen Bildungen grosse 
Schwierigkeiten bereitet. Hohenegger führt diese Lagerung auf gemeinsame Faltung zurück. Nach 
Hohenegger stehen die Friedeker Mergel in innigen Beziehungen zu den Baschker Sandsteinen, 
weshalb er auch beide als Friedeker Schichten zusammenzog. Die Baschker Sandsteine bilden kalkige, 
feinkörnige, bankige Sandsteine, die auf den Schichtflächen mit grünlichweissen Schieferhäuten überzogen 
sind und häufig helle, kalkige Mergelzwischenlagen enthalten. Die Baschker Sandsteine unterscheiden 
sich durch ihre helle, fast weisse Farbe, die auch im verwitterten Zustande erhalten bleibt, sowie durch 
ihren grossen Kalkreichthum sehr bestimmt von anderen Karpathensandsteinen, besonders auch vom Istebner 
Sandstein. Der Kalkgehalt des Bindemittels ist häufig so gross, dass das Gestein eine deutlich späthige 
Beschaffenheit annimmt und mit Kalkstein verwechselt werden kann. Die Baschker Sandsteine führen 
sehr häufig Glaukonitkörnchen oder wenigstens Körnchen einer glaukonitartigen Substanz und enthalten 
nicht selten grosse Conglomeratblöcke von Tithonkalk oder auch Tithonkalkbreccien. Das Hauptverbreitungs- 
gebiet dieser Schichten befindet sich, soviel man bisher weiss, in der Gegend zwischen Neutitschein- 
Stramberg in Mähren und Baschka an der mährisch-schlesischen Grenze. Weiter östlich ist noch bei 
Domaslowitz in Schlesien ein kleiner Denudationsrest dieser Schichten bekannt, der durch seine deutlich 
transgressive Lagerung über Neocomschichten bemerkenswerth ist. Das Olsagebiet erreichen die Friedeker 
Schichten nicht. Auch weiter östlich ist ihr Vorkommen bisher nicht bekannt, ich möchte aber bemerken, dass 
gewisse Schichten, die ich in der Umgebung der Klippen von Roczyny und Andrychau in Westgalizien 
beobachten konnte, sich petrographisch am besten mit diesen Schichten vergleichen lassen. Noch weiter 
östlich treten bei Wieliczka, noch mehr aber im Gebiete südlich von Bochnia und Tarnöw bis nach 
Przemysl in Mittelgalizien helle Sandsteine und Fucoidenmergel in grosser Mächtigkeit und weiter Verbreitung 
auf, die mit den Baschker Sandsteinen die grösste Analogie aufweisen.) In südwestlicher Richtung er- 
strecken sich die Baschker Sandsteine kaum über die Gegend von Neutitschein hinaus; erst im 
Gebiete der Nikolsburger Klippen, noch deutlicher im Wiener Walde treten uns in den /noceramen- 


!) L. v. Tausch, im Jahresberichte des Directors der geol. Reichsanstalt, Verhandl. 1887, pag. Io. 

2) Verhandl. geol. Reichsanstalt 1857, pag. 258 

®) Zu der betreffenden Schichtgruppe stehen die Kalkmergel von Wegierka in inniger Beziehung, in denen 
Szajnocha Scaphites aff. constrictus nachgewiesen hat, ebenso auch die Schichten von Pralkowce bei Przemysl. 


[13] Ueber einige Fossilien aus der karpathischen Kreide. 125 


Sandsteinen und besonders in den diese begleitenden hellen Frcoiden-Mergeln analoge Gebilde entgegen, 
und es verdient hervorgehoben zu werden, dass gewisse Typen dieser Fleckenmergel, besonders die soge- 
nannten Ruinenmarmore und die lithographischen Schiefern ähnlichen Gesteine des Wiener Waldes 
mit den Kalkmergeln der Baschker Sandsteine in lithologischer Hinsicht vollständig übereinstimmen. 

Es ist wiederholt bemerkt worden, dass die Oberkreide der nordostalpinen und karpathischen Sand- 
steinzone und Klippenzone mehr Analogien mit der nordeuropäischen als mit der mediterranen Ausbildung 
aufweist. Ganz besonders gilt dies von den Friedeker Baculiten-Mergeln, die F. v. Hochstetter und 
Hohenegger mit den Plänermergeln von Sachsen und Böhmen verglichen. 

Indem wir die obenstehenden Bemerkungen nochmals kurz zusammentassen, stellen wir fest, dass 
die westbeskidische Oberkreide in zwei gesonderten Verbreitungsgebieten auftritt, Im südlichen Gebiete der 
hohen Beskiden besteht die Oberkreide zu unterst I. aus den hellen, massig-mürben Sandsteinen und Con- 
glomeraten der Istebner Schichten, und darüber 2. aus den schwärzlichen Schiefern mit Eisenerzen und 
rothbraun verwitternden Sandsteinen der oberen Istebner Schichten (Istebner Schichten, Hohenegger). 
Im nördlichen Gebiete am Nordfusse der hohen Beskiden besteht die Oberkreide ı. aus den Friedeker 
Baculiten-Mergeln und darüber 2. aus den Baschker Sandsteinen. Beide Serien verhalten sich transgredirend, 
wogegen die mittelcretacischen Schichtgruppen in concordanter, ununterbrochener Folge auf den untercreta- 
eischen Schichten aufruhen, und zwar liegen über den Wernsdorfer Schichten die Ellgother Schichten, 
über diesen die echten Godula- Sandsteine. 

Wir gehen nun auf die Besprechung der aus diesen Schichtgruppen von A. Liebus beschriebenen 
Versteinerungen ein. 


I. Aus den Wernsdorfer Schichten beschreibt Liebus /noceramen, die in grösserer Anzahl 
Gesteinsplatten bedecken. Die Erwartung, dass es gelingen werde, über das Verhältnis dieser älteren Formen 
zu den jüngeren Typen der Oberkreide etwas Näheres zu ermitteln, ist leider nicht realisirt worden, da eine 
specifische Bestimmung dieser Formen wegen mangelhafter Erhaltung nicht möglich war. Indessen ist dieses 
Vorkommen auch an und für sich von Interesse, denn es zeigt, dass die Facies der Karpathensandsteine 
auch in derjenigen Modification, die während der Unterkreide herrschte, die Entwicklung dieser Zweischaler 
begünstigte. 

II. Aus den Ellgother Schichten liegen nach den Bestimmungen von Liebus folgende Arten vor: 

Belemnites cf. minimus List. 

Parahoplites Bigoureti Seunes. 

Inoceramus Laubei n. sp. 

Inoceramus concentricus Sow. (?). 

Von diesen Formen kannte Hohenegger nur den Belemnites cf. minimus, er bezeichnete ihn 
(l. c. pag. 31) als »Leitstern« der untersten Godula-Sandsteine, unmittelbar über den Wernsdorfer 
Schichten. Da sich dieser kleine Belemnit im Cement des Tithonkalk-Conglomerates von Chlebowitz, 
das für die Ellgother Schichten so bezeichnend ist und hier mit Sandsteinbänken wechsellagert, in grosser 
Anzahl vorfindet, so verdient er in der That diese Bezeichnung, war doch damit bewiesen, dass »die Kar- 
pathensandsteine« auch über den Wernsdorfer Schichten noch zur Kreideformation gehören. Allein für 
die nähere Altersbestimmung ist er von geringerem Werthe, da es sich gezeigt hat, dass er mit der be- 
kannten Leitform des Gault, Belemnites minimus, nicht gänzlich übereinstimmt, sondern sich sogar ziemlich 
wesentlich davon unterscheidet. Auch /noceramus Laubei Liebus kommt für die Bestimmung des näheren 
geologischen Alters wenig in Betracht, desgleichen /noceramus concentricus (?). 

Zwar gilt /Inoceramus concentricus für eine ausgesprochene Gault-Species; allein die Identität unserer 
Form mit /noceramus concentricus ist leider nicht sicher erweisbar. Gewisse Schwankungen der Vertical- 
verbreitung dürften übrigens bei dieser Art ebenso wohl vorkommen, wie bei anderen /noceramen. 

Von grosser Wichtigkeit ist dagegen Parahoplites Bigoureti Seunes. Das betreffende Exemplar ist 
vom ehemaligen Erzherzoglichen Schichtmeister Paul Rakus auf dem Bergbaue Krasna bei Janowitz 
in Schlesien aufgefunden worden, wo vor Jahren die kieselerdereichen Eisenerze der Ellgother Schichten 
(Erzzug des Albien bei Hohenegger) lebhaft abgebaut wurden. Es ist in Thoneisenstein eingeschlossen, 


126 Dr. Adalbert Liebus. [14] 


dessen kieselige Beschaffenheit von den Erzen der tieferen Kreidehorizonte auffallend absticht.!) Wie aus 
der Beschreibung und Abbildung dieses wichtigen Stückes hervorgeht, ist die Uebereinstimmung mit dem 
französischen Typus sehr befriedigend, so vollkommen, wie bei dem mangelhaften Erhaltungszustand nur 
immer erwartet werden kann. Die Abweichungen, auf die etwa hingewiesen werden könnte, sind so unbe- 
deutend, dass man jedenfalls berechtigt ist, für diese Form dieselbe stratigraphische Bedeutung zu bean- 
spruchen wie für Parahoplites Bigoureti. 

Diese, für unsere Untersuchung so wichtige Art wurde von Seunes aus den tieferen Schichten 
des Gault als Theil einer Fauna beschrieben, zu der Ammonites Dutemplei, Cleon, Senequieri, Camattei, 
Nolani und mehrere Acanthoceras gehören und die den Charakter einer Mischfauna von Aptien- und Gault- 
formen aufzeigt. Im Kaukasus wurde diese Art von D. Anthula nachgewiesen in Gesellschaft mehrerer 
anderer Parahopliten, zusammen mit Hoplites Deshayesi, Acanthoceras Martini, Lytoceras Duvali. Unter 
diesen Parahopliten befindet sich auch eine Form, die ursprünglich aus den Wernsdorfer Schichten be- 
schrieben wurde, Parahoplites Borowae Uhl. Anthula stellt die betreffende Fauna in das Aptien, und in 
der That findet man hier viele charakteristische Züge desoberen Aptien oder Gargasıen. In demselben 
Niveau des Gargasien hat W. Kilian?) in der Umgebung von Sisteron eine in die Gruppe des Para- 
hoplites Bigoureti und Bergeroni Seun. übergehende Form nachgewiesen. Was wir von der geologischen 
Verbreitung der Parahopliten wissen, spricht dafür, dass dieser Ammoniten-Zweig im oberen Barremien 
beginnt und bis in den Gault reicht, seine Hauptentwickelung aber im oberen Aptien oder zwischen diesem 
und dem unteren Gault erlangt. Hieraus würde sich somit die Wahrscheinlichkeit ergeben, dass die 
Ellgother Schichten dem oberen Aptien oder Gargasien entsprechen. Die Altersfrage dieser 
Schichten lässt sich aber nicht losgelöst vom geologischen Alter der darunter und darüber liegenden Schichten 
beurtheilen, und wir werden auf diese Frage in einem besonderen Aufsatze zurückkommen. 

III. Die echten Godula-Sandsteine haben wohl am längsten den Bemühungen Hohenegger’s 
um die Erlangung von Versteinerungen gespottet; aber schliesslich gelang es doch, auch in diesem ebenso 
einförmigen wie mächtigen Sandsteincomplexe einzelne bezeichnende Versteinerungen nachzuwiesen: 
Hohenegger nennt Ammonites Dupinianus d’Orb. von Brenna in Schlesien, Dentalium decussatum 
vom Östri bei Niedek, weiterhin Ammonites mamillatus Schl. und Bellerophina cf. Vibrayi d’Orb. 
Die beiden letzteren Funde erwiesen sich als unbestimmbar und können daher hier nicht weiter in Betracht 
kommen. Das von Hohenegger als Dentalium decussatum angeführte Exemplar wurde von Liebus 
als Dentalium cf. decussatum beschrieben und als eine Form bezeichnet, die mit Dentalium decussatum 
zwar nahe verwandt, aber mangels der Schalensculptur doch nicht sicher bestimmbar ist. Wird sind also 
lediglich auf das als Ammonites Dupinianus bestimmte Exemplar angewiesen und dieses ist trotz mangel- 
hafter Erhaltung in der That von hohem Werth. Obwohl dieses Exemplar im Brennabache lose auf- 
gefunden wurde, kann doch über seine Herkunft aus dem echten Godula-Sandstein kein Zweifel bestehen: 
dafür bürgen sowohl die petrographische Beschaffenheit des Stückes wie auch der Umstand, dass das Thal 
von Brenna vom Ursprunge bis zum Fundpunkte und darüber hinaus gänzlich in Godula-Sandstein 
eingesenkt ist. 

Das betreffende Stück bildet einen Abdruck; da Loben und Externtheil nicht erhalten sind, auch 
die Dicke nicht sicher bestimmt werden kann, hat die specifische Bestimmung mit Schwierigkeiten zu 
kämpfen. Die Sculptur und die übrigen erhaltenen Merkmale sind aber glücklicher Weise so bezeichnend, 
dass an der sehr nahen Verwandtschaft der Form von Brenna mit Ammonites Dupinianus d’Orb. nicht 
gezweifelt werden kann. Die volle specifische Identität kann freilich nicht behauptet werden, diese fest- 
zustellen verhindert ebenso sehr der schon erwähnte Erhaltungszustand unserer, wie die mangelhafte Kenntnis 
der d’Orbigny’schen Form. Es bedürfte übrigens für die nähere Ermittlung des geologischen Alters 
nicht so sehr einer genauen specifischen Bestimmung als vielmehr der Feststellung der Verwandtschafts- 


verhältnisse unserer Form: steht diese in enger Beziehung zu den Puzosien der bis in das Senon verbrei- 


1) Das betreffende Stück gelangte in den Besitz des Professors Dr. Karl Moser in Triest und wurde von 
diesem an die geologische Sammlung der Deutschen Techn. Hochschule in Prag abgetreten. 
2, Note sur la structure de la Montagne de Lure et des env. de Sisteron. Bull. Soc. geol. France 1896, pag. 767. 


[15] Ueber einige Fossilien aus der karpathischen Kreide. 127 


teten Planulatus-Gruppe, so ist ihre Bedeutung unter den obwaltenden Umständen weitaus geringer, als 
wenn eine nähere Verwandtschaft zu den geologisch älteren Typen der Gruppe des Desmoceras Matheroni 
und Desmoceras liptoviense Zeusch. erkannt wird. Leider ist auch diese Feststellung weder für unsere 
Form noch für d’Orbigny's Ammonites Dupinianus mit voller Sicherheit durchführbar, aber es kann 
doch mit einem hohen Grad von Wahrscheinlichkeit behauptet werden, dass der letztere Fall zutrifft. Die 
Art und Weise, wie sich zwischen je zwei grobe Wülste und Einschnürungen theils kürzere und schwächere, 
theils längere und stärkere Rippen einschalten, die sich an ihrem Ursprunge oft nähern, entspricht nicht 
den Verhältnissen der Gruppe der Puzosia planulata und Mayoriana, sondern erinnert auf das lebhafteste 
an Desmoceras liptaviense und Desmoceras Matheroni, und so können wir mit einem hohen Grade von 
Wahrscheinlichkeit behaupten, dass unsere Form einen Ausläufer der im Barr&mien und Aptien verbreiteten 


und über den Gault nicht hinausgreifenden Gruppe des Desmoceras liptaviense und Matheroni bilde. 


Desmoceras Dupinianum d’Orb. stammt aus dem Gault; von Pictet und Campiche!) wird 
diese Art mit Desmoceras Parandieri d’Orb. zusammengezogen (wahrscheinlich nicht mit Recht) und in 
den mittleren Gault versetzt. Parona und Bonarelli?) cıtiren Desmoceras Dupinianum aus dem Albien 
von Escragnolles. 

Mit Rücksicht auf diese Verbreitung des Ammonites Dupinianus, auf die Verwandtschaftsverhältnisse 
unserer Art und die Lagerung des Godula-Sandsteines über den Ellgother Schichten mit Parahoplites 
Bigoureti können wir behaupten, dass der Godula-Sandstein zwar geologisch jünger sein muss als das 
Gargasien, dass aber kein Grund vorhanden ist, ihn als jünger zu betrachten als das Albien oder den 
mittleren Gault. Für die Vertretung des oberen Gault oder des Vraconnien im Godula-Sandstein 
liegt nicht der mindeste Grund vor, und wir werden daher an der schon von L. Hohenegger angenom- 
menen Auffassung festhalten, dass der Godula-Sandstein inder hier vorgenommenen engeren 
Fassung dem Albien entspreche. 


IV. Führte die Bearbeitung der Versteinerungen des Godula-Sandsteines zu einer Bestätigung der 
älteren Anschauungen, so ergaben sich beim Istebner Sandstein wesentlich neue Gesichtspunkte. 
Seiner Besprechung der Istebner Sandsteine stellt Hohenegger die Bemerkung voran, dass es mit 
den Nachweisen für diese Stufe beinahe noch schlimmer stehe, als für den Godula-Sandstein, eine Be- 
merkung, die sich scheinbar im Widerspruche zu dem Umstande befindet, dass Hohenegger nicht weniger 
als sechs Ammoniten und Hamites Roemeri Hoh. aus dem Istebner Sandstein aufzählt. Die Betrachtung 
der betreffenden Reste in der Münchener Staats-Sammlung löste diesen Widerspruch: mit Ausnahme von 
Hamites Roemeri und der von Hohenegger Ammonites Mantelli genannten Art erwiesen sich fast alle 
übrigen Reste als specifisch unbestimmbar und zugleich unbekannten Fundortes. Aus den Etiketten dieser 
Stücke ist zu entnehmen, dass sie grösstentheils aus der Gegend von Sucha in Westgalizien herstammen ; 
da sie aber Hohenegger aus zweiter und dritter Hand zukamen, ist der Horizont und auch der nähere 
Fundort nicht sicher ermittelt. 

Nur eines dieser galizischen Stücke bildet insofern eine Ausnahme, als es, obwohl specifisch nicht 
sicher bestimmbar, doch gewisse Anhaltspunkte für die geologische Altersbestimmung gewähren könnte. 
Die Hohenegger’sche Etikette dieses Exemplares lautet: » Ammonites Mayorianus, Albien und Cenomanien, 
von Sucha aus Galizien erhalten.« Der Erhaltungszustand dieses Stückes ist besser als bei den Exemplaren, 
die Hohenegger als Ammonites Mantelli und Renauxianus bestimmt hat, namentlich ist die Lobenlinie 
deutlich erkennbar, und diese Linie ist von derjenigen des Ammonites Mayorianus gänzlich verschieden, 
stimmt dagegen mit dem Typus der Silesites-Loben sehr gut überein. An sSzlesites erinnern auch äussere 
Form und Sculptur. Sonach deutet das Stück auf Oberneocom oder Aptien, höchstens Albien, lässt sich aber 
mit der Annahme cenomanen oder noch jüngeren Alters nicht gut in Einklang bringen. Der Eisenstein, in 
dem das Stück eingeschlossen ist, zeigt die kieselige Beschaffenheit, die den Thoneisensteinflötzen der 
Ellgother Schichten zu eignen pflegt und es wäre daher sehr wohl möglich, dass das betreffende Exemplar 


1) Ste Croix, pag. 280. 
2) Palaeontographia Italiana II, 1896, pag. 82. 


128 Dr. Adalbert Liebus. [16] 


aus den Ellgother Schichten herstammt. Ueber die wahrscheinliche Herkunft dieses Vorkommnisses aus 
der Gegend von Korszöw bei Sucha enthält eine Arbeit von E. Tietze werthvolle Angaben.) 

Es ergibt sich hieraus, wie sehr Hohenegger Recht hatte, diesen Stücken zu misstrauen, und 
auch hier musste von einer Verwerthung derselben für die Altersbestimmung speciell der Istebner Schichten 
gänzlich abgesehen werden. Nur von zwei Arten, Hamites Roemeri und Ammonites Mantelli, gibt Hohenegger 
in seiner Arbeit, pag. 32, den Fundort (sam südlichen Abhange der Lissa hora«) an und diese sind es 
ausschliesslich, auf die Schlüsse betreffs des geologischen Alters der Istebner Schichten 
begründet werden können. Auf einem dieser Stücke ist der Fundort von Hohenegger’s Hand noch 
genauer verzeichnet; die betreffende Etikette lautet: »aus einer Dockel im Bache Dychanec unweit des 
Flusses Czerna an der Barania in Althammer, am südlichen Abhange der Lissa hora«.°) Leider konnte 
Hamites Roemeri Hohenegger, ein grosser, ausgezeichneter Rest von Liebus nicht näher behandelt werden, 
da dieses kostbare Unicum wegen seiner Gebrechlichkeit nicht hierher transportirt werden durfte, so dass 
wir also hinsichtlich der Altersbestimmung der Istebner Schichten lediglich auf den von Hohenegger 
Ammonites Mantelli genannten Ammoniten angewiesen sind. 

Glücklicher Weise ist dieses Stück nicht nur sicher bestimmbar, sondern gehört auch zu einer in 
der Oberkreide leitenden Ammoniten-Gruppe. Aus der Beschaffenheit der Lobenlinie, der äusseren Form 
und Sculptur geht mit Sicherheit hervor, dass hier nicht Ammonites Mantelli, sondern sicher Pachydiscus 
Neubergicus v. Hauer em. de Grossouvre vorliegt.?) Die nähere Untersuchung dieser Art war durch die 
vorzüglichen neuen Darstellungen, die wir gerade von dieser Art besitzen, ungemein erleichtert und diesem 
Umstande ist es mit zu verdanken, dass Liebus die Zugehörigkeit des so wichtigen schlesischen Exemplares 
zu Pachydiscus Neubergicus ausser Zweifel stellen konnte. 

Pachydiscus Neubergicus bildet bekanntlich eine der verbreitetsten und bezeichnendsten Leitversteine- 
rungen des europäischen Obersenon.*) In diesem Niveau findet man unsere Form in den Pyrenäen, im 
Cotentin, in der Lemberger Senonkreide mit Scaphites constrictus, in der norddeutschen Mucronatenkreide, 
in der Kreide mit Belemnites mucronata und Scaphites constrictus des Plattenauer Stollens und des Cement- 
bruches im Stallauer Graben in Oberbayern (nach J. Böhm u. H. Imkeller). Auch in Indien kommt 
der nahe verwandte Pachydiscus Egertonianus, den man »bei einer etwas weniger engen Speciesfassung 
ohne viel Bedenken mit Pachydiscus Neubergicus vereinigen könnte« (F. Kossmat) im Obersenon, und 
zwar in der Valudayur- und Ariyalur-Gruppe vor. 

Stellt sich Pachydiscus Neubergicus auf diese Weise als eine typische Leitform des Obersenon dar, 
die bisher in so vielen weit auseinander liegenden und auch in mehreren, den Westbeskiden benachbarten 
Gebieten stets in demselben Niveau, niemals aber tiefer nachgewiesen wurde, so bleibt wohl nichts anderes 
übrig, als anzunehmen, dass diese Art auch in den Beskiden denselben Horizont einhalte und auch hier 
dem Obersenon angehöre. Wir gelangen so zu einem Ergebnisse betrefis des geologischen Alters der 
Istebner Schichten, das von Hohenegger’s Anschauung beträchtlich abweicht. 

Eingangs wurde bemerkt, dass die Istebner Schichten eine sehr mächtige Ablagerung bilden. Da 
sich die Eisenerze in Althammer ebenso wie in Istebna erst in einem hohen Niveau dieser Schichten- 
gruppe einstellen, so sind wir nicht berechtigt, das Resultat, das wir speciell für den erzführenden Zug 
dieser Schichten erhalten haben, ohneweiters auf die gesammte Schichtgruppe zu übertragen. Da die flötz- 
führenden Schiefer mit den Sandsteinen innig zusammenhängen und mit ihnen durch vielfache Wechsel- 
lagerung verbunden sind, wäre es zwar möglich, dass nicht nur der Flötzzug, sondern die gesammten als 
Istebner Schichten zusammengefassten, sandig-thonigen Ablagerungen dem Senon zufallen, aber be- 
weisen könnte man eine derartige Aufstellung auf Grund der gegenwärtig vorliegenden paläontologischen 


!) Jahrbuch geolog. Reichsanstalt 1887. Bd. 37, pag. 381. 

2) Vergl. Verhandl. geol. Reichsanstalt 1887, pag. 259. 

®) Das betreffende Exemplar war von mir vorläufig als mit Pachydiscus beramplus verwandt bezeichnet worden. 
Es sollte damit keine Bestimmung gegeben, sondern nur die grosse Gruppe, zu der das Stück gehört, ungefähr ange- 
geben werden. Verhandlungen 1887, pag. 258. 

*) Vergl. namentlich A. de Grossouvre. 


[17] Ueber einige Fossilien aus der karpathischen Kreide. 129 


und geologischen Ergebnisse nicht. Die tieferen Partien der Istebner Schichten könnten immerhin älteren 
Horizonten der Oberkreide angehören. 

V. Merkwürdiger Weise ergeben auch die Friedeker Baculiten-MergelunddieBaschker Sand- 
steine nur Anhaltspunkte für ein senones Alter dieser Bildungen. In den Baculiten-Schichten von Friedek 
kommt nebst den Baculiten eine kleine Puzosia vor, deren schon F. v. Hochstetter!) als einer unbe- 
stimmbaren, aber mit Ammonites Mayori verwandten Form gedenkt. Wesentlich mehr, als v. Hochstetter 
über dieses Vorkommen erwähnt hat, lässt sich auch heute nicht angeben. Die Lobenlinie stimmt in den 
Hauptzügen mit der von Puzosia Mayori und flanulata überein, ist aber viel weniger zerschlitzt. Wahr- 
scheinlich ist diese geringere Zerschlitzung nicht ausschliesslich auf die geringe Grösse des Exemplares 
zurückzuführen und es dürfte daher wohl hier eine von Puzosia planulata verschiedene Art vorliegen. Die 
specifischen Merkmale dieser Art lassen sich jedoch. nicht näher feststellen. Keinesfalls könnte dieses Vor- 
kommen für die Bestimmung des geologischen Alters näher in Betracht kommen, da Puzosia planulata 
und wohl auch die mit ihr in Verbindung stehenden Formen durch mehrere Horizonte fast unverändert 
hindurchgehen und bis in das Senon hineinreichen. 

Viel wichtiger sind die Baculiten. Von diesen lässt sich leicht feststellen, dass sie nicht zu den 
Formen der Gruppe des starkgerippten Baculites Gaudini aus dem Vraconnien und des gefurchten Baculites 
baculoides aus dem Cenoman und Turon gehören, bei denen die Loben deutlich zweitheilig und mit vor- 
herrschenden und tief gestellten Seitenästen versehen sind. Auch die senonen Formen, wie Baculites Faujasst, 
bohemicus, anceps mit breiten Sätteln und Loben, deren paarige Theilung fast oder gänzlich verwischt ist, 
sind hier ausgeschlossen. Wohl aber bestehen, wie Liebus zeigt, sehr enge Beziehungen zu Baculites 
valognensis J. Böhm aus dem Obersenon des Fürberges. Eine andere sehr verwandte Form beschrieb 
C. Schlüter als Baculites sp. ind. aus dem Senon von Ciply.”) Die Loben mit ihrer deutlich paarigen 
Ausbildung und hochgestellten kräftigen Seitenästen stimmen mit diesen Formen dem Grundtypus nach voll- 
ständig überein, desgleichen die äusserst schwache Sculptur. 

Somit sind wir auch für die Friedeker Mergel auf Obersenon hingewiesen. 

Aus dem Baschker Sandstein zählt Hohenegger nur /noceramus annulatus Goldf und 
Ptychodus latissimus Ag. auf.?) 

Inoceramus annulatus lag bei der Untersuchung nicht vor; wohl ist ein /noceramus mit der 
Fundortsangabe »Leskowetz« vorhander, der möglicher Weise dasselbe Stück bildet, auf das Hohenegger 
die Bestimmung /noceramus annulatus begründete, allein es fand sich bei dem Stücke diesbezüglich kein 
näherer Vermerk und auch keine Niveauangabe, so dass es gerathen schien, es vorderhand nicht näher zu 
berücksicktigen. Was aber Pfychodus latissimus betrifft, so hat Dr. Liebus die Richtigkeit der Hohen- 
egger’schen Bestimmung anerkannt. Der betreffende Rest: ist so schön und vollkommen erhalten, dass die 
paläontologische Deutung ohne Schwierigkeiten und Zweifel ermöglicht war. Piychodus latissimus ist, wie 
die Zusammenstellung bei Geinitz zeigt, im Bereiche der Oberkreide ungemein verbreitet, doch nicht auf 
eine bestimmte Stufe beschränkt, man findet diese Art namentlich in der oberen Region der Oberkreide, 
hier aber ebenso häufig im Turon wie im Senon. Zur näheren Altersbestimmung ist daher gerade diese Form 
wie wohl alle Selachier wenig tauglich, ihr Auftreten erregt aber insofern Interesse, als auch im obercreta- 
eischen Wiener Sandstein von Hütteldorf bei Wien ein Piychodus (Ptychodus granulosus Redlich *) 
aufgefunden ist. 

Die Baschker Sandsteine sind mit den Friedeker Baculiten-Mergeln so innig verknüpft, dass 
Hohenegger beide Ablagerungen unter der Bezeichnung Friedeker Schichten zusammenfasste. Wenn 
wir daher auch nicht in der Lage sind, das geologische Alter der Baschker Sandsteine selbstständig zu 
bestimmen, so können wir doch wegen der Auflagerung der Baschker Sandsteine auf den Friedeker 


1) Jahrbuch geol. Reichsanst. 1852, Band 3, 4. Heft, pag. 34.1. c. 

2) Palaeontographica, Band 24, pag. 144, Taf. XL, Fig. 7. 

3) Letztere Art figurirt bei Hohenegger infolge eines lapsus calami als Apfychus lamellosus Agassiz 
(l. ec. pag. 33). 

*) Jahrbuch d. geol. Reichsanst. 1895, pag. 219. 


Beiträge zur Paläontologie Oesterreich-Ungarns, Bd. XIV. 


130 Dr. Adalbert Liebus. [18] 


Mergeln und wegen der innigen Verknüpfung dieser Schichten nicht umhin, auch den Baschker Sandsteinen 
ein senones Alter zuzuschreiben. 

Die Versteinerungen, die bisher aus den obercretacischen Bildungen der Westbeskiden vorliegen, 
deuten demnach ausschliesslich auf ein senones Alter hin. Merkwürdiger Weise scheint auch im Bereiche der 
Oberkreide am Fusse der galizischen Sandsteinzone gerade die Senonstufe paläontologisch besonders bevorzugt, 
denn die wenigen deutlichen Versteinerungen, die von Pralkowce bei PrzemysSl!) und von Wegierka 
bei Jaroslau°) bekannt sind, sprechen ebenfalls für Senon. Bei diesem Umstande und bei der petro- 
graphischen Aehnlichkeit, theilweise selbst Uebereinstimmung dieser galizischen mit den schlesischen Ablage- 
rungen scheint man annehmen zu sollen, dass die Friedeker Mergel und Baschker Sandsteine den 
obereretacischen /noceramen-Schichten und Fxcoiden-Mergeln gleichzustellen sind, die sich am Nordfusse 
der galizischen Karpathen bis nach Przemysl und darüber hinaus in grosser Mächtigkeit hinziehen. 

Es wurde vorhin hervorgehoben, dass aus der westbeskidischen Oberkreide bisher nur auf die 
Senonstufe deutende Versteinerungen bekannt sind. Diese Thatsache schliesst aber an und für sich die 
Möglichkeit nicht aus, dass die älteren Stufen der Oberkreide hier vielleicht durch versteinerungsfreie Sedi- 
mente vertreten sein könnten. Was das Gebiet der Friedeker und Baschker Schichten am Nordfusse 
der Westbeskiden betrifft, so ist hier die unmittelbare Auflagerung der genannten Schichten auf weit 
älteren Bildungen der Unterkreide sichergestellt und es ist in diesem geologisch sehr genau aufgenommenen 
Gebiete keine Schichtgruppe bekannt, auf die man die angedeutete Möglichkeit beziehen könnte. Sämmt- 
liche Schichtgruppen und Felsarten des betreffenden Gebietes haben ihre sichergestellte stratigraphische 
Position, so dass also die Annahme von Ablagerungen der Oberkreide, die älter wären als Senon, hier 
keinen Boden hat. 

Anders verhält es sich dagegen im südlichen Gebiete der hohen Westbeskiden. Hier befindet sich 
unter der flötzführenden Schiefer- und Sandsteinzone der Istebner Schichten mit Pachydiscus Neubergicus 
eine sehr mächtige Ablagerung von weissen grobkörnigen Sandsteinen und Conglomeraten, deren Zugehörig- 
keit zu einer der älteren Stufen der Oberkreide nicht ohneweiters als unmöglich bezeichnet werden kann. 
Vielleicht würden neuerliche, speciell mit Rücksicht auf diese Frage ausgeführte geologische Untersuchungen 
hierüber genügend Klarheit verbreiten, vielleicht aber würden auch diese nicht genügen und erst glückliche 
Versteinerungsfunde uns in die Lage versetzen, eine bestimmte Entscheidung zu treffen. Jedenfalls ist zur 
Zeit eine sichere Entscheidung nicht möglich und wir müssen daher mit beiden Eventualitäten rechnen. 
Umfassen die tieferen Partien der Istebner Sandsteine in der That die Turon- und Cenomanstufe, so 
bestände ein merkwürdiger Gegensatz zwischen der Oberkreide in den hohen Westbeskiden und der Ober- 
kreide am Nordfusse dieses Gebirges, dagegen würden die hohen Westbeskiden mit dem Waagthal über- 
einstimmen, wo ja bekanntlich die Cenomanstufe“durch Sandsteine und Conglomerate mit Exogyra columba 
vortrefflich vertreten ist. Gehört dagegen auch die tiefere Partie der Istebner Sandsteine und Conglo- 
merate zum Senon, ein Fall, der namentlich bei dem Umstande, dass es sich hier nur um detritogene 
Sedimente handelt, doch auch im Auge behalten werden muss, so hätten die Sedimente der Oberkreide am 
Nordfusse und in den hohen Westbeskiden denselben stratigraphischen Umfang und wären nur durch 
kleinere Faciesdifferenzen verschieden, und beide Gebiete befänden sich im Gegensatze zur südlicher gele- 
genen Klippenregion des Waagthales. In diesem Falle wäre die gesammte Sandsteinzone der West- 
karpathen von der obercretacischen Transgression später betroffen worden als das Waagthal und die 
Klippenzone, in jenem nur der Nordfuss der Karpathen. Die Entscheidung dieser Frage muss der 


Zukunft anheim gestellt werden. 


1) Jahrbuch geol. Reichsanstalt. 1894, Bd. 44, pag. 222. 
?) Atlas geologiczny Galicyi, XIII, Krakau IYoI, pag. 35. 


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Des 
PALÄONTOLOGISCHEN UND GEOLOGISCHEN INSTITUTES 
- DER UNIVERSITAT WIEN 
HERAUSGEGEBEN 
vi UNTERSTÜTZUNG DES HOHEN K.K. MINISTERIUMS FÜR UND UNTERRICHT 


VON 


VICTOR UHLIG, 


PROF. DER GEOLOGIE 


UND 


G. von ARTHABER, 


PRIVATDOC. DER PALÄONTOLOGIE. 


BAND XIV, 


“HEFT UI UND IV. — MIT TAFEL VII -XX UND ı0 TEXTILLUSTRATIONEN. 


} N 
JÜ WIEN uno LEIPZIG. 

WILHELM BRAUMÜLLER 
RUU.KR.HOF- UND UNIVERSITÄTS-BUCHHÄNDLER. 


1902. 


DIE AMMONITEN DER SÄCHSISCHEN KREIDEFORMATION 


von 


Wilhelm Petrascheck. 


(Mit 5 Tafeln und 8 Textfiguren.) 


Mittheilung aus dem k. mineralogisch-geologischen Museum zu Dresden. 


Als H. B. Geinitz seine sich über Jahrzehnte erstreckenden Untersuchungen der Fauna der 
sächsischen Kreideformation in den Jahren 1871—1875 mit der Herausgabe des »Elbthalgebirges« zu einem 
Abschlusse brachte, lag ihm zur Bearbeitung der Ammoniten ein verhältnismässig spärliches Material vor. 
Da sich seitdem sein Interesse wieder in erhöhtem Maasse anderem zugewendet hatte, kam er nicht mehr 
zur Bearbeitung vereinzelter in den Besitz des k. mineralogisch-geologischen Museums gelangter neuer 
Funde. In letzter Zeit hat die sammlerische Thätigkeit eifriger Naturfreunde eine Reihe von Ammoniten 
zum Vorschein gebracht, die Geinitz noch nicht gekannt hat. Dieser Umstand, sowie der Wunsch, die 
verschiedenen in der Literatur niedergelegten Abänderungen der im »Elbthalgebirge« enthaltenen Be- 
stimmungen an den Originalen selbst nachzuprüfen, liess eine erneute Bearbeitung der Ammoniten als 
wünschenswerth erscheinen. Wir beschränkten uns auf diese, da zur Zeit für die übrigen Cephalopoden sowie 
die sogenannten Nebenformen der Ammoniten kein wesentliches neues Material vorlag, während für erstere 
reichhaltige, über 500 Exemplare umfassende Suiten zur Verfügung standen. 

Bei unserem Vorhaben wurden wir von verschiedenen Seiten auf das bereitwilligste unterstützt. 
Besonderen Dank schulden wir Herrn Prof. Dr. Ernst Kalkowsky, der unsere Studien in jeder Hinsicht zu 
fördern bestrebt war. Dank wissen wir ferner den Herren Prof. Dr. G. Laube und Prof. Dr. A. Fritsch 
in Prag, Prof. Dr. A. de Lapparent, Paris, A. de Grossouvre, Bourges, R. Chudeau, Bayonne, so- 
wie allen den nachbenannten Herren, die uns ihre Sammlungen in liberalster Weise zur Disposition stellten, 
nämlich den Herren: Geheimen Bergrath Prof.Dr. H. Credner, geologische Landesuntersuchung von Sachsen, 
Prof. Dr. R. Beck, Bergakademie Freiberg, Prof. Dr. J. E. Hibsch, Landwirthschaftliche Akademie Lieb- 
werd bei Tetschen, Prof. Dr. A. Fritsch, Böhmisches Landesmuseum zu Prag, Seminaroberlehrer Wolff, 
Museum des Gebirgsvereins zu Pirna, Prof. H. Engelhardt, Sammlung des Neustädter Realgymnasium 
zu Dresden, Oberlehrer Dr. R. Nessig, Lehrer ©. Ebert, Oberlehrer H. Döring, Lehrer Ludwig, 
Lehrer Fischer, Fabriksbesitzer E. Kühnscherf, Dr. E. Naumann, k. preuss. Sectionsgeologe, Berlin, 
C. Droop, Mineralienhändler, Plauen bei Dresden. 

Das auf diese Weise zusammengebrachte Material, im Verein mit den Vorräthen des k. minera- 
logisch-geologischen Museums und des mineralogisch-geologischen Institutes der 
k. S. Technischen Hochschule wurde ergänzt durch vom Verfasser im Auftrage des mineralogischen 
Museums vorgenommene sammlerische Ausbeutungen einzelner Fundorte. 

Was den Erhaltungszustand des untersuchten Materials anbelangt, so handelt es sich nur um Stein- 
kerne, die nicht selten verdrückt sind, und an denen sich wesen der Beschaffenheit des Gesteinsmaterials 
nur verhältnismässig selten die Sutur gewinnen liess. Die Identificirung bot daher häufig Schwierigkeiten 
und war erhöhte Vorsicht am Platze. Sehr zustatten kam uns dabei, dass das Vergleichsmaterial des mine- 


Beiträge zur Paläontologie Oesterreich-Ungarns. Bd. XIV. 18 


132 Wilhelm Petrascheck. [2] 


ralogischen Museums unszur Verfügung stand, und dass wir beim Besuche auswärtiger Sammlungen in Folge 
freundlicher Demonstrationen, deren wir uns dankbarst erinnern, manche der im Folgenden zu beschreibenden 
Arten in ihren Originalen und Vorkommnissen anderer Gegenden studiren konnten. 

Von einer Charakterisierung der Species wurde, soweit diese im »Elbthalgebirge« zur Genüge ent- 
halten ist, abgesehen, desgleichen unterblieb die Wiederholung der Literaturnachweise, die schon von 
Geinitz gegeben wurden, obgleich dieselben in ihrer Synonymik keineswegs immer richtig sind. 

Als Grenze des Gebietes gegen Böhmen wurde der erzgebirgische Abbruch genommen, so dass 
wohl die Funde vom Hohen Schneeberge und Tyssa, nicht aber mehr die in der geologischen Specialkarte 


von Sachsen erwähnten Ammoniten von Tetschen berücksichtigt wurden. 


Beschreibung der Arten. 


Amaltheidae Fischer. 
Placenticeras Meck. 


Es war üblich geworden, lediglich auf Grund oberflächlicher habitueller Uebereinstimmung recht 
verschiedene Arten zu dieser Gattung zusammenzufassen. Erst neuere Untersuchungen, namentlich die 
Arbeiten Sarasins und Kossmats haben eine dankenswerthe Klärung angebahnt. Unsere beiden sächsischen 
Arten sind typische Placenticeras aus der Gruppe des Placenticeras placenta Dekay. Discusförmige Gestalt, 
bedeutende Involubilität, ein enger, tiefer Nabel, eine zugeschärfte Aussenseite, die an der Peripherie abge- 
stumpft ist und ein Externsattel, der nach der bisher üblichen Annahme durch 2—3 tiefe Secundäreinschnitte 


zertheilt ist, sind dieser Gattung eigenthümlich. 


Placenticeras Memoria-Schlönbachi Laube u. Bruder. 


1839. Ammonites Lewesiensis (Mant.), Geinitz: Charakteristik der Schichten und Petrefacten des sächsischen Kreide- 
gebirges, pag. 39, Taf. XIII, Fig. 4 ex parte. 

1849. Ammonites bicurvatus (Mich.), Geinitz: Das Quadersandsteingebirge in Deutschland, pag. ı12, Taf. IV, Fig. 2, 

1871—75. Ammonites cf. bicurvatus (Mich.), Geinitz: Das Elbthalgebirge in Sachsen. Palaeontographica, Bd. XX, 

pag. 188, Taf. XXXIV, Fig. 3. 

1887. Placenticeras Memoria-Schlönbachi, Laube u. Bruder: Ammoniten der böhmischen Kreide. Palaeontographica, 

Bd. XXXIII, pag. 221, Taf. XXIII, Fig. I. 

Die Möglichkeit, dass die von Geinitz ursprünglich als Lewesiensis, später, wenn auch mit Vor- 
behalt als bicurvatus beschriebenen, durch starke Involubilität ausgezeichneten, scheibenförmigen Ammoniten 
zu obiger, von Laube und Bruder aufgestellten Art gehören, wurde bereits von diesen beiden Autoren 
in Betracht gezogen. Da jedoch die Abbildungen Geinitz’s ebensowenig wie seine Originale, welche eine 
rauhe, nicht gut erhaltene Oberfläche aufweisen, die für diese Art bezeichnenden stecknadelkopfgrossen 
Knötchen in der Umgebung des Nabels zeigen, war daran die wahrscheinliche Zugehörigkeit zu Placenti- 
ceras Memoria-Schlönbachi nicht zu entscheiden. Ein glücklicher Fund des Herrn Lehrer Ebert lässt die 
genannten Knötchen am Rande des engen, tief eingesenkten Nabels erkennen, so dass die Identität mit der 
Art Laube und Bruders ausser Zweifel ist. 

Die Zurechnung dieses Ammoniten zu Desmoceras bicurvatum Mich. ist ganz ausgeschlossen, ein- 
mal wegen der grösseren Dicke der Umgänge dieser Art, während diejenigen der unsrigen stets flach und 
pfeilförmig im Querschnitt sind, vor allem aber wegen der ganz verschiedenen Sutur. Wie beistehende Ab- 
bildung zeigt, löst sich bei unserer Art der Externsattel in drei selbständige Sättel auf, während er dort 
etwas unsymmetrisch zweitheilig ist. 

Ein Exemplar erreicht bei 185 mm Durchmesser 42 mm grösste Dicke, andere, flachere, dürften 
Compression erlitten haben. Die Umgänge umfassen sich bei erstgenanntem zu */, und lassen einen Nabel 


von 45 mm Durchmesser frei. 


[3] Die Ammoniten der sächsischen Kreideformation. 133 


Die Externseite ist dort, wo sie noch deutlich gegen die Flanken abgesetzt ist, 3 mn breit, gegen 
das Ende des letzten Umganges wird sie etwas breiter und verliert die scharfen Kanten. 

Als Fundort gibt Geinitz den cenomanen Plänersandstein von Goppeln an. Es war jedoch nicht 
gewiss, ob das Lager der dort in feinsandiger Entwickelung anstehende Carinatenquader oder der darüber 
liegende Plänersandstein der Zone des Actinocamax plenus sei. Spätere Funde Geinitz’s im cenomanen 


Sutur von Placenticeras Memoria-Schlönbachi Laube und Bruder. 


Pläner von Plauen machten ihm das letztere wahrscheinlich. Von Herrn Lehrer Ebert wurde die Art 
weiter in dem nahe bei der Zschoner Mühle unweit Ockerwitz in einem kleinen Steinbruche gewonnenen 
Carinaten-Pläner gesammelt. Während also in Sachsen das Niveau des Placenticeras Memoria-Schönbacht 
das jüngste Cenoman ist, wurde es in Böhmen in den unterturonen Schichten des Weissen Berges bei 


Prag gefunden. 


Placenticeras Orbignyanum Gein. spec. 
1871—75. Ammonites Orbignyanus, Geinitz: Elbthalgebirge II, pag. 188, Taf. XXXVI, Fig. 5. 
1893. X " Fritsch: Priesener Schichten, pag. 75, Fig. 53. 
1895. Placenticeras d’Orbignyanum (Gein. sp.), J. Jahn: Jahrb. der k. k. geol. Reichsanst. Bd. 45, pag. 130. 

Ob die sächsischen, von Geinitz als Orbignyanus bestimmten Ammoniten, es handelt sich um 
das stark geschönt im Elbthalgebirge abgebildete Exemplar, sowie um ein zweites, nur den Nabel zeigendes 
Bruchstück, wirklich mit der schlesischen Art identisch sind, lässt sich nicht sicher entscheiden, ist jedoch 
in hohem Grade wahrscheinlich. Sicherlich herrscht Uebereinstimmung mit den unter gleicher Bezeichnung 
aus den Priesener Schichten Böhmens bekannt gewordenen Ammoniten. Diesen letzteren fehlen ebenso 
wie den unsrigen die dünnen Knoten, wie sie bei den Kieslingswaldaer Originalen den Nabel umgeben. 
Dieser letztere ist eng und steilwandig, die Aussenseite scharf und gerade abgestutzt, bei einem Exemplar 
von IO mm Durchmesser ı mm breit, Eigenschaften, die sämmtlich auf das Placenticeras Orbignyanum 
hindeuten. Gute Uebereinstimmung: mit der schlesischen Art zeigt die von Fritsch, Priesener Schichten, 
Fig. 53, abgebildete Sutur. Auch bei unseren Ammoniten ist dieselbe erhalten, weist jedoch bereits der 
Kleinheit des Bruchstückes entsprechende Vereinfachungen auf, wobei besonders die geringe Grösse des 
äusseren Adventivlobus auffällig ist. Eine Erscheinung, die sich sehr einfach mit einer von Smith!) bei 
Placenticeras pacificum Sm. gemachten Beobachtung erklären lässt, nämlich dass der erste der Adventiv- 
loben dieser Art aus einem Einschnitt des ursprünglichen Lateralsattels, die übrigen Adventivloben hingegen 
aus Kerben im ursprünglichen ersten Laterallobus entstanden sind. 

Die Annahme Grossouvres,?) dass das Placenticeras Orbignyanum aus den Priesener Schichten 
zu dem von ihm aus dem Coniacien beschriebenen Placenticeras Fritschi gehöre, erscheint zweifelhaft, denn 
dieses weicht durch die Beschaffenheit der Externseite und durch die starke Entwickelung der Umbilikal- 
knoten beträchtlich von den böhmischen Stücken ab. Mit Recht löst Sturm,’) der die im hiesigen Museum 


1) The Developement and Phylogeny of Placenticeras. Proceedings of the California Academy of Sciences 
3 ser. Geology vol I, 1900. 
2) Les ammonites de la craie super. pag. 125. 
>) Der Sandstein von Kieslingswalde in der Grafschaft Glatz. Jahrb. preuss. geol. Landesanst. 1900, pag. 509. 
18* 


134 Wilhelm Petrascheck. [4] 


aufbewahrten Originale untersuchte, die von Schlüter!) vollzogene Vereinigung des Placenticeras Orbig- 
nyanum von Kieslingswalde mit dem untersenonen Placenticeras syrtale Morton wieder auf. 

In Sachsen ist das Lager des Placenticeras Orbignyanum derselbe Horizont wie in Böhmen, 
nämlich der oberturone, verschiedene Scaphiten führende Thon von Zatschke. 


Desmoceratidae Zittel. 
Puzosia Bayle. 


Die Bestrebungen die zur Gattung Desmoceras gehörenden Arten zu gruppiren haben schliesslich 
in den Untersuchungen Sarasins?) zu einem Resultate geführt, dem man sich wohl nicht länger mehr 
verschliessen kann: die Beschränkung des Gattungsbegriffes Desmoceras auf die Verwandtschaft des Des- 
moceras difficile d’Orb., Desmoceras Beudanti d’Orb., Desmoceras bicurvatum Mich. und Desmoceras 
quercifolium d’Orb., sowie die Erweiterung der Gattung Puzosia, so dass sie die Verwandten des Ammonites 
Emerici Rasp., Ammonites latidorsatum Mich. und Ammonites majorianus d’Orb. umfasst. 

Da der Erhaltungszustand unserer sächsischen Desmoceratiden ziemlich mangelhaft ist und überhaupt 
bei den in Frage kommenden Arten die Eigenthümlichkeiten der Sutur noch nicht genügend bekannt sind, 
kann bei unserem Materiale die Einordnung nur mit einem gewissen Vorbehalte durchgeführt werden. Es 
ist wahrscheinlich, dass ebenso wie Ammonites Gaudama Forb. auch der Ammonites Austeni Sharpe und 
der Ammonites montis albi Laube u. Bruder zur Gattung Puzosia gehören. Hiefür sprechen die Art des 
Querschnittes der Windungen, insbesondere das Fehlen einer Nabelkante, die geringe Involubilität, vor allem 
aber der Charakter der Sutur, der in einem Externlobus von beträchtlicher Tiefe, in einem an seiner Basis 
stark verschmälerten ersten Lateralsattel und der symmetrischen Bauart des ersten Laterallobus zum Aus- 
druck kommt. 

Puzosia Austeni Sharpe spec. 
1871—75. Ammonites Austeni (Sharpe), Geinitz: Elbthalgebirge II., pag. 186, Taf. XXXIV, Fig. 2 (ex parte). 
n ? Zeptophyllus (Sharpe), Geinitz: daselbst, pag. 157. 
1886. Desmoceras Austeni (Sharpe), Laube u Bruder: Ammoniten d. böhm. Kreide, pag. 224. 

Verschiedenartige Formen wurden bisher in Sachsen unter dieser Bezeichnung vereinigt. Nach Aus- 
schaltung der im Folgenden noch zu beschreibenden Arten verbleiben Ammoniten, die mit der grösseren der 
beiden Figuren Sharpes recht wohl übereinstimmen. 

Die Umgänge umfasseı sich zur Hälfte, in der Jugend sogar bis zu ?/,. Ihre grösste Dicke erreichen 
sie in der Projectionslinie, verengen sich dann gegen aussen und zeigen sich endlich auf der Externseite, 
soweit nicht Compression in Frage kommt, gerundet. Die zahlreichen, am Nabel entspringenden Rippen 
sind anfangs schwach sichelförmig nach vorn gebogen, neigen sich dann beim Uebertritt auf die Externseite 
mit scharfer Krümmung nach vorn und laufen über diese mit unveränderter Stärke hinweg. Auf den Flanken 
schieben sich zwischen je zwei dieser Hauptrippen zwei, hie und da auch drei verschieden lange Schalt- 
rippen ein. Wulstartige Verdickungen, 4—5 an Zahl, in ihrem Verlaufe den Rippen conform, bezeichnen 
die Stellen ehemaliger Mundränder. Der Sipho tritt hart an die Aussenseite heran und wird daselbst in 
Gestalt einer breiten Linie sichtbar. 

Die Sutur ist durch die Untersuchungen Laube und Bruders wenigstens theilweise bekannt ge- 
worden. An den sächsischen Exemplaren war auch nicht mehr davon zu gewinnen als von diesen beiden 
Autoren bereits abgebildet worden ist. Bei unserem Stücke stimmt die Verästelung des Externsattels und 
die Zerschlitzung des oberen Laterallobus, deren Einschnitte bis fast an die Siphonallinie heranreichen, ganz 
mit der Darstellung Laube und Bruders überein. 

Es liegen 3 Exemplare von der Grösse der citirten Abbildung Geinitz’s, sowie 2 grössere vor, 
deren einem bei 22 cm Durchmesser noch ein ganzer Umgang; fehlt, vor. Sie wurden sämmtlich im Pläner- 
kalk von Strehlen und Weinböhla gefunden. 


1) Palaeontographica, Bd. XXI, pag. 46. 
®) Bull. soc. g&ol. de France. III, ser. t. XXV (1897), pag. 760. 


[5] Die Ammoniten der sächsischen Kreideformation. 135 


Puzosia montis albi Laube u. Bruder spec. 
1887. Desmoceras montis albi, Laube u. Bruder: Ammoniten der böhm. Kreide, pag. 222, Taf. XXIV, Fig. ı. 


Grosse flache Ammoniten, die bei völlig glattem Gehäuse 75 cm Durchmesser erreichen, pflegte 
man bisher als Austen?! zu bezeichnen. Dass es aber richtiger ist, sie bei oben genannter Species unter- 
zubringen, dafür spricht der pfeilförmige, mit geraden Seiten versehene Querschnitt der sehr flachen 
Windungen, der sicherlich nicht immer bloss in Folge von Compression diese Gestalt erhalten hat. Auch 
der weite Nabel, den die stets weniger als zur Hälfte involuten Umgänge frei lassen, sowie die Art der 
Berippung weisen auf Puzosia montis alb! hin. Die Rippen sind nur an den inneren Windungen zu be- 
obachten, bei ca. 40 cm Durchmesser verschwinden sie. Während von Puzosia Austeni es bislang noch 
nicht erwiesen worden ist, dass das Gehäuse im Alter glatt werde, ist solches an dem Originale Laube 
und Bruders wahrnehmbar. Den Rippen selbst fehlt das, der Puzosia Austeni eigenthümliche jähe Um- 
biegen bei Annäherung an die Externseite. 

Im Gegensatz zur typischen Puzosia Austeni, die wir in Sachsen und Böhmen in völliger Ueber- 
einstimmung mit Schlüters in Westphalen gemachten Erfahrungen nur aus dem Scaphiten Pläner kennen, 
ist Puzosia montis albi auf die unterturone Labiatus-Stufe beschränkt, in welcher sie sowohl im Pläner 
bei Leutewitz als auch im Quader von Cotta bei Pirna gesammelt wurde, 


Puzosia Gaudama Forbes spec. 


1846. Ammonites Gaudama Forbes: Transact. geol. soc. London I, ser. vol., VII, pag. 113, Taf. X, Fig. 3. 

1872. 5 Hernensis Schlüter: Cephalopoden etc., pag. 40, Taf. XI, Fig. 13, 14. 

1871—75. Austeni (Sharpe) Geinitz: Elbthalgebirge Bd II, pag. 186, Taf. XXXIV, Fig. I, ex parte. 

1890. Desmoceras Gaudama (Forb.) Yokohama: Verstein. japan. Kreide. Palaeontogr. Bd. 36, pag. 184. Taf. XVIII, 

Fig. 14, Taf. XIX, Fig. 5. 

1893. Puzosia Mülleri A. de Grossouvre: Les ammonites de la craie super. pag. 172. 
1897. Desmoceras Gaudama (Forb.) Kossmat: Indische Kreideformation (Beitr. z. Pal. Oesterr.-Ung.) Bd. IX, pag. 180. 
1898. Puzosia cfr Gaudama (Forb.) Choffat: Les ammone&es du Bellasien, pag. 82, Taf. XVII, Fig. 2, 3, Taf. XVIIL, Fig, 1. 

Der Ammonites Hernensis, den Schlüter aus dem Cuvieri Pläner Westphalens und Hannovers be- 
schrieben hat, und der von Grossouvre wegen seiner Verschiedenheit vom senonen Ammonites Hernensis 
Schlüt. in Puzosia Mülleri umgetauft, von Kossmat aber, welcher Autor die Originale studiren konnte, 
trotz der Verschiedenheit in der Berippung, die man nach den Abbildungen herausfinden kann, mit dem 
Desmoceras Gaudama Forb. vereinigt worden ist, wurde von Geinitz unter die Synomyma des Austeni 
gestellt. Gegen diese letztere Vereinigung machte Schlüter!) aufs Neue die Verschiedenheit beider Arten 
geltend und hob hervor, dass das von Geinitz Tafel XXXIV, Fig. I abgebildete Exemplar dem Ammo- 
nites Hernensis, wie er aus dem Cuvieri Pläner bekannt ist, angehöre, eine Bemerkung von deren Richtig- 
keit wir uns durch die Präparation der Rückseite des Geinitz’schen Originalexemplares überzeugen 
konnten, da es auf der in der Abbildung dargestellten Seite nicht ganz sicher war, ob das Verschwinden 
der Rippen auf den Flanken nicht bloss durch Abreibung des Steinkernes verursacht sei. 

Der Unterschied beider Arten ist ausser in der flacheren Gestalt der Puzosia Gaudama in der Art 
der Berippung zu suchen, indem die Externseite nahezu gleich kräftige, stark nach vorn gebogene Rippen 
trägt, welche die Mitte der Flanken nicht mehr erreichen. Fälschlich erweckt die Abbildung im Elbthal- 
gebirge den Anschein, als ob am Ende des letzten Umganges die Rippen nahe dem Nabel Ursprung nehmen. 
Die intercostalen Zwischenräume vergrössern sich im Laufe des Wachsthums.. Wie auch die Abbildung 
Geinitz’s hervorhebt, sind vier wenig deutliche Labialwülste vorhanden. 

Von allen den bisher als Puzosia Gaudama abgebildeten Ammoniten kommen diejenigen des Cuvieri 
Pläners unseren Stücken im Habitus am nächsten. 

Von der durch Schlüter und Kossmat bekannt gewordenen Sutur ist an einem zweiten, nur 
fragmentarisch erhaltenen Stücke bloss der spitzdreilappige obere Laterallobus und der zweispaltige erste 
Lateralsattel zu erkennen. 

Beide Exemplare entstammen dem Strehlener Plänerkalk und liegen im Museum zu Dresden. 


1) ]. c. pag. 157. 


36 Wilhelm Petrascheck. [6] 


Muniericeras A. de Grossouvre. 


Für einige wenige Ammoniten, welche man wie Ammonites clypealis Schlüt. bisher am Desmoceras 
angliederte, stellte Grossouvre eine neue Gattung auf. Sie unterscheidet sich vom typischen Desmoceras 
durch ihre zugeschärfte Aussenseite, die anfangs geknotet ist, späterhin aber glatt werden kann. Nach der 
von Grossouvre als Beispiel herangezogenen Sutur von Ammonites gosavicus v. Hauer, besitzt diese 
einen wenig: zergliederten Aussensattel mit breiter Basis. Es findet hierin enger Anschluss an gewisse 
Desmoceratiden, vor allem an Desmoceras quercifolium d’Orb. statt, doch unterscheiden sich diese durch 
eine grössere Zahl von Auxiliarloben, deren der Ammonites gosavicus ebenso wie unsere Art nur einen 
aufweist. 

Muniericeras dresdense nov. spec. 
Taf. VII (D, Fig. 1. 

Ein bisher nur in einem einzigen Exemplar vorgekommener Ammonit erinnert in seiner linsen- 
förmigen Gestalt sehr an den Ammonites clypealis, den Schlüter aus dem Unter-Senon des Salzberges 
bei Quedlinburg beschrieben hat. Die Umgänge sind hoch, umfassen sich zu fast ?/,. Ihre grösste Dicke 
erreichen sie dicht an der Kante des engen und mit senkrechten Wänden ziemlich tief eingesenkten Nabels. 
Die schwach gekrüämmten Flanken convergiren gegen aussen und bilden eine scharfkantige Externseite. 
Zeigt sich schon in der Art des Querschnittes eine geringe Verschiedenheit von Ammonites clypealis, so ist 


doch das wesentlichste Unterscheidungsmerkmal in der Skulptur zu suchen, die allerdings, wenn die von 


Fig. 2. 


Zt 


>> — 


Querschnitt von Muniericeras dresdense nov. spec. 


Schlüter und von Brauns!) gegebenen Abbildungen sich wirklich auf eine und dieselbe Art beziehen 
recht variabel zu sein scheint. Nach diesen beiden Autoren sind die Rippen entweder sichelförmig, oder 
von der Mitte der Seiten an energisch nach vorn gekrümmt. Bei unserem Stücke sind die Rippen anfangs 
gerade und erst ausserhalb der Flankenmitte neigen sie sich nach vorn. Ein Theil derselben, wir zählen 
ihrer 14 oder 15, nimmt am Nabelrande Ursprung, die übrigen, 2—3 zwischen je zwei Hauptrippen, ver- 
schwinden an der Krümmung der ‚bealis, wie er von Schlüter ab- 
gebildet wird, aus. An der Nabel- 
kante, welche auf der Wohnkammer 


Rippen. Auf der Wohnkammer 
werden die Hauptrippen breiter 


noch schärfer als an den Luftkam- 


und flacher, die Schaltrippen dün- 


ner, zahlreicher und länger. Es mern hervortritt, sind die Haupt- 


Sutur von Muniericeras dresdense 


spricht sich hierin ein beträchtlicher nov. sp. rippen schwach verdickt. Viel ähn- 
Unterschied von Ammonites cly- licher ist die Berippung der kleineren 


Abbildung des Ammonites Austen! Sharpes, doch ist dieser Ammonit durch seinen Querschnitt total ver- 
schieden. 

Während an der Wohnkammer die Aussenkante glatt ist, da die Rippen vor ihr verwischen, er- 
zeugen sie im Bereiche der Luftkammern auf derselben kleine Knötchen. Solche findet man auch bei dem 
Desmoceras clypealoides, das Leonhard?) aus demselben Niveau, nämlich dem Plänerkalk von Oppeln, be- 
schrieben hat. Es unterscheidet sich jedoch auch dieses durch die ausgesprochen sichelförmige Krümmung 
seiner Rippen. 


!) Zeitschr. für ges. Naturwissensch. 1875, Bd. 46, pag. 342, Taf. VIII, Fig. 1-3. 
?) Palaeontographica Bd. 44, pag. 57, Taf. VI, Fig. 2 a, b. 


[7] Die Ammoniten der sächsischen Kreideformation. 137 


Die Sutur schliesst sich eng an diejenige des Ammonites gosavicus von Hauer an. Der breite 
Externlobus erreicht die Tiefe des oberen Seitenlobus, welcher unten in drei Spitzen endet. “ Der Extern- 
sattel besitzt einen breiten Stamm und fünf kurze Aeste. Die Körper der Sättel sind breiter als diejenigen 
der Loben. Es ist nur ein Auxiliarlobus auf den Flanken sichtbar. 

Das einzige vorhandene Exemplar entstammt dem glauconitischen Plänerkalke von Strehlen, es be- 


findet sich im Besitze des mineralogisch-geologischen Museums. 


Pachydiscus Zittel. 


Diese Gattung, die im Cenoman beginnend, im Turon eine grosse Verbreitung gewinnt und aus 
deren Reihen in den jüngsten Kreideschichten die letzten Sprossen der Ammoniten überhaupt hervorgehen, ist in 
ihrer äusseren Gestaltung wie im Baue der Lobenlinie ausserordentlich einheitlich. Die Versuche Grossouvres, 
eine Gruppe aus dieser Gattung herauszulösen und zum Genus Sonneratia zu transferiren, erscheinen nicht 
sonderlich glücklich. Wenn auch genannter Autor mit Recht die Eigenthümlichkeit des Querschnittes der 
Windungen der betreffenden Gruppe hervorhebt, so scheint doch der Gesammthabitus ebenso wie die Sutur 
vielmehr mit den übrigen Pachydiscusarten als mit den Sonneratien übereinzustimmen. 

Am wenigsten an die ihm heute noch zugewiesene Stelle zu passen, scheint uns der Ammonites 
Lewesiensis Mant. Mag auch seine Sutur grosse Analogie mit derjenigen des Pachydiscus peramplus 
zeigen und mögen auch beide im ausgewachsenen Zustande äusserlich kaum zu unterscheiden sein, so ist 
es doch sehr schwer wiegend, dass seine inneren Windungen im Gegensatz zu allen Pachydiscus-Arten völlig 


glatt und ohne Skulptur sein sollen. 


Pachydiscus peramplus Mant. spec. 
Taf. VII (D), Fig. 2. 
1871—75. Amonites peramplus (Mant.) Geinitz: Elbthalgebirge II, pag. 189, Taf. NXXIV, Fig. 4—7. 
1881. h 6 Windmöller: Entwickelung des Pläners etc. pag. 36. 
1886. Pachydiscus peramplus (Mant. spec.) Laube und Bruder: Ammoniten pag. 225. 


1893. Sonneratia perampla (Mant. spec.) A. de Grossouvre: Les ammonites de la craie sup. pag. 145. 
1896. Pachydiscus peramplus (Mant.) Woods: Molluska of the Chalk Rock. Quat. Journ. Vol. 54, pag. 79. 


1897. 5 a Leonhard: Fauna der Kreideform. in Oberschlesien pag. 58. 
1897. m = Peron: Les Ammonites du cretac& sup. de l’Algerie pag. 43, Taf. I, Fig 4, 5, Taf. XVII, 
Fig. 6, 


1899. Ammonites peramplus (Mant.) A. de Grossouvre: Bull. soc. g&ol. de France 3. ser. vol. 27, pag. 328. 


Die Beschreibung des typischen Pachydiscus peramplus wurde von Schlüter, Geinitz und 
neuerlich von Woods gegeben. Ihr entsprechen vollkommen die in grösserer Zahl von Strehlen und 
Weinböhla vorliegenden Funde, sowie einzelne aus älteren Schichten stammende Stücke. Die Art erreicht 
bei uns einen Durchmesser von ungefähr 0'5 m. Da nach Schlüter gerade in so grossen Exemplaren der 
Ammonites Lewesiensis Mant. zu suchen ist, sei hervorgehoben, dass sich diese Ammoniten durch die an 
den inneren Windungen sichtbar bleibenden Umbilikalknoten sicher als zu peramplus gehörend zu erkennen 
geben. In der Berippung findet völlige Uebereinstimmung mit den sehr genauen Angaben Schlüter’s statt. 
Die Zahl der Schaltrippen ist in der Regel drei, doch weisen einzelne Exemplare, namentlich solche aus dem 
Cenoman und dem Unterturon, ihrer auch vier, sogar fünf auf, die dann etwas schmäler ausfallen. 

Die Sutur eines Strehlener Stückes wurde von Geinitz im »Quadersandsteingebirge« abgebildet und 
später im »Elbthalgebirge« copirt. Die Zeichnung ist einem sehr jugendlichen Zustande (einer Entfernung 
von 12 mm vom Mittelpunkte des Gehäuses gemessen) entnommen und in ihren Verhältnissen nicht correct. 
Einzelne grössere Exemplare lassen die vollkommene Uebereinstimmung ihrer Lobenlinie mit den Dar- 
stellungen Sharpes sowie Laube und Bruders erkennen. 

Auf einige in Strehlen gefundene Stücke muss besonders aufmerksam gemacht werden, da sie vom 
normalen Typus abweichen. Während bei diesem letzteren die Zahl der dem Alterszustande eigenthümlichen 
Wellenrippen höchstens 17 betrug, was bei einem Durchmesser von 60 cm zutraf, bei Gehäusen von etwas 


unter 20 cm Grösse jedoch mit grosser Regelmässigkeit sich auf ı1 beschränkt, weisen einige Exemplare von 


138 Wilhelm Petrascheck. [8] 


diesem selben Durchmesser ebenfalls 17 Rippen auf. Während die meisten derselben wie dies immer beim 
‚peramplus der Fall ist, unmittelbar am Nabelrande in einer schwachen Erhebung entspringen, verwischen 
hier einige dicht über dem Nabelrande. Auch nähern sich die Wellenrippen der Externseite mehr, als es 
bei peramplus die Regel ist. Ein Exemplar dieser Art besitzt das mineralogisch-geologische Institut der 
Technischen Hochschule, drei die durch ihren Reichthum an in früherer Zeit bei Strehlen, einem jetzt 
nicht mehr zugänglichen Fundorte, gesammelten Vorkommnissen besonders werthvolle Sammlung des Herrn 
E. Kühnscherf. Es scheint, dass das von Schlüter pag. 32 erwähnte, von Schlönbach in Strehlen 
aufgehobene Stück ebenfalls dieser Art ist. 

Pachydiscus peramplus tritt in der Kreide Sachsens bereits im cenomanen Pläner und zwar bei 
Ockerwitz auf, häufiger wird er in der unterturonen Labiatus-Stufe, aus deren Plänerfacies er von Leutewitz, 
Cotta und Leubnitz, aus deren Quaderfacies hingegen von Tyssa vorliegt. Desgleichen wurde er in dem 
sandigen Thone, der den Labiatus-Quader vom Ceroman trennt, am Ladenberge bei Berggiesshübel ge- 
funden. Im mittelturonen Plänermergel von Räcknitz wies Herr Dr. E. Naumann diese Art nach. Ihr 
Hauptverbreitungsgebiet ist jedoch der Plänerkalk von Strehlen und Weinböhla, von welchen Fundorten 
eine grosse Zahl von Exemplaren zur Untersuchung kam. 

Aus jüngeren Schichten kennen wir diesen Ammoniten nicht mehr. Ein Pachydiscus wurde von 
dem Herrn Realgymnasiasten Johannes Winkler in dem an die Basis des Untersenon gehörenden 
Ueberquader gefunden. Derselbe, er ist nicht näher bestimmbar, stellt sich in seinem Habitus zwischen 
peramplus und gewisse senone Arten (Wittekindi) und unterscheidet sich von ersterem namentlich durch 
die zahlreicheren und längeren Wellenrippen sowie durch raschere Zunahme an Dicke, 


Pachydiscus spec. 


Gehäuse, die in ihrer Sculptur anfänglich dem Pachydiscus peramplus ähneln, unterscheiden sich 
von diesem sofort durch ihren Querschnitt. Wie die Skizze zeigt, sind hier die Windungen schon in einem 
verhältnismässig jugendlichen Alter beträchtlich höher wie breit, während der Pachydiscus peramplus in 


diesem Stadium Umgänge aufweist, deren Dicke der Höhe mindestens gleichkommt. Später werden dieselben 


Fig. 4. 


Zr ae 


Querschnitt von Pachydiscus spec. 


bei letzterer Art zwar ebenfalls höher, haben jedoch, da sie an der Naht, breit bieiben, einen beinahe stumpf 
dreieckigen Querschnitt, indem die beiden Flanken gegen aussen convergiren. Die Schalensculptur ist anfangs 
derjenigen des Pachydiscus peramplus sehr ähnlich. Zwischen je zwei Hauptrippen, deren neun auf einem 
Umgang vorhanden sind, fallen drei breite Nebenrippen. Alle sind nach vorn gebogen. Einschnürungen 
begleiten die ersteren. Die Umbilikalknoten verschwinden im Laufe des Wachsthums sehr bald, während 
die Schaltrippen immer zahlreicher und schwächer werden. An einer Stelle sind ihrer neun zu zählen. Sie 
vermehren sich noch weiter, werden aber dabei so dünn, dass sich ihre Zahl auf der rauhen Oberfläche des 
Gehäuses nicht mehr feststellen liess. Selbst bei 147 mm Durchmesser, welche Grösse ein Exemplar erreicht, 
ist noch erkennbar, dass die Hauptrippen über die Externseite hinweglaufen. 

Wegen Unkenntnis der Sutur muss auf eine Bestimmung, bezw. Benennung verzichtet werden, um- 
somehr, als der enge und steilwandige Nabel, wie überhaupt der Querschnitt des Gehäuses Zweifel auf- 


kommen lässt, ob hier wirklich ein Pachydiscus und nicht ein Desmoceras oder eine Puzosia vorliegt. 


[9] Die Ammoniten der sächsischen Kreideformation. 139 


In der That erinnert die Art an eine Puzosia Takei, welche Popovici-Hatzeg aus dem Cenoman 
Rumäniens !) beschrieben hat. Jedoch ist das Gehäuse letzterer Art flacher ‘und fehlen ihr auch die Um- 
bilikalknoten auf den älteren Windungen. 

Wir kennen zwei Exemplare, welche beide im Besitze des Museums sind und von denen das eine aus 
dem cenomanen Pläner von Ockerwitz, das andere aus dem Labiatus-Pläner von Briesnitz stammt. Die 
Maasse sind nachstehend gegeben. Durch Abrollen des grösseren beider liess sich feststellen, dass das 
kleinere nur die inneren Windungen des ersteren repräsentirt. 


Exemplar von 


Ockerwitz Briesnitz 
Durchmesser des Gehäuses. . . . . I42 mm 95 mm 
Höhe des letzten Umganges . . . - G2mer 3oWr 
Dickezdesnletzient Umgangesez 2 As 200 
Höhe des vorletzten Umganges SU, 24 
Diekerdesz vorletzten Umeangese 27 22 2, 16 
\Vieite@desa Nabelsu gr oe 27 


Pachydiscus Lewesiensis Mant. spec. 
1822. Ammonites Lewesiensis, Mantell: Fossils of the South Downs, pag. 199, Taf. XXII, Fig. 2. 
1852. b3 ee (Mant.), Sharpe: Mollusca of the Chalk, pag. 46, Taf. XLI, Fig. 1. 
1872—76. „ » (Mant.), Schlüter: Cephalopoden der oberen Kreide, pag. 23, Taf. VII, Fig. 5—7, 
Taf. IX, Fig. 7. 
1887. Pachydiscus Lewesiensis (Mant. sp.), Laube u. Bruder: Ammoniten der böhm. Kreide, pag. 226. 

Ein sehr werthvolles Kennzeichen für Pachydiscus Lewesiensis haben Laube und Bruder mit- 
getheilt, nämlich die gekerbte Sutur im Gegensatz zur gesägten des Pachydiscus peramplus. Hinsichtlich 
der Zahl der Rippen lehrt ein grosses Exemplar, dass selbige etwas grösser sein kann als Laube und 
Bruder angeben. Wir zählen ihrer 13 auf dem letzten Umgange, der einen Durchmesser von 61 cm er- 
reicht, während ihrer nach genannten beiden Autoren höchstens ıı sein sollen. Die Nabelkante ist deut- 
licher ausgeprägt, als es bei Pachydiscus peramplus der Fall ist. Da der Jugendzustand glatt ist, fehlen 
im Innern des Nabels die Knoten. 

Ausser durch das schon angeführte Merkmal ist die Sutur charakterisirt durch einen Externlobus, 
welcher bei weitem nicht die Tiefe des oberen Laterallobus besitzt und dessen Verzweigungen die Siphonal- 
linie erreichen. Es besteht völlige Uebereinstimmung mit der von Laube und Bruder abgebildeten Lobenlinie. 

Wir kennen zwei Exemplare, die beide im Plänerkalke Weinböhlas gefunden wurden. Das eine der- 
selben ist im k. Museum ausgestellt, das zweite ist im Besitz des Herrn E. Kühnscherf. 


Cosmoceratidae Zittel. 
Pulchellia Uhlig. 


Diese durch Nache, hochmündige Gehäuse, einen engen Nabel und geschwungene, nach aussen ver- 
dickte Rippen charakterisirte Gattung wurde von Uhlig”) in seiner klassischen Bearbeitung der Cephalo- 
podenfauna der Wernsdorfer Schichten eingeführt. Vertreter dieses Genus wurden seitdem in den Kreide- 
schichten der verschiedensten Gegenden nachgewiesen. Douvill&°) hat es unternommen, die diesem Ver- 
wandtschaftskreise angehörenden Arten zu classificiren, indem er besonderes Gewicht auf die Beschaffenheit 
der Externseite legte. Er fasste den Begriff Pulchellia enger und bezeichnet die mit einem Siphonalkiel 
versehenen Pulchelliiden als Tissotia, diejenigen aber, bei denen die Rippen ununterbrochen über die Bauch- 
seite hinweglaufen als Sfoliczkaia. Auch Saynt) schied, sich wesentlich auf die Sculptur stützend, eine 


') M&m. soc. g&ol. de France III. t. VIII, pag. 9, t. II, Fig. 2. 

?) Denkschriften der k. k. Akademie der Wissensch. Wien. Math. naturw. Cl., Bd. 46 (1883), pag. 246. 
®) Classification des Ceratites de la craie. Bull. soc. g£ol. III. ser., t. XVIII (1890), pag. 287. 

*) Description des Ammonitides du Barr&mien du Djebel-Ouach pres Constantine. Lyon 1890. 


Beiträge zur Paläontologie Oesterreich-Ungarns Bd, XIV. 19 


140 Wilhelm Petrascheck. [10] 


Untergattung Heinzia aus. Nickles!) und endlich Gerhardt?) legten, wie dies längst schon von Uhlig 
hervorgehoben war, der Beschaffenheit der Aussenseite geringere Bedeutung bei, indem sie diese lediglich 
zur Abgrenzung von Gruppen innerhalb der Gattung Pulchellia verwenden, jedoch hervorheben, dass die 
mit Siphonalkiel versehenen Arten auf eine besondere Gattung hinweisen. Wie sehr berechtigt dieses 
Vorgehen ist, lehrt unsere sächsische Art. Anfangs mit scharf ausgesprochener Sculptur auf den Flanken 
und einer schwach ausgehöhlten, mit zwei Zahnreihen versehenen Externseite ausgestattet, stellt sie eine 
typische Pulchellia im Sinne Douvill&’s oder eine Heinzia dar, um ganz zuletzt in eine Stoliczkara in 
der Auffassung von Douvill& und von Nickl&s mit gerundeter Aussenseite und ununterbrochenen Rippen 
überzugehen. Dass jedoch die namentlich von Nickl&s als subgen. Stoliczkaia bezeichneten Pulchelliiden 


nicht mit der Gattung Neumayer’s zu vereinigen ist, geht aus den Darlegungen Kossmat’s hervor.°) 


Pulchellia Gesliniana d’Orb. spec. 
Taf. VII (I), Fig. 3a, b, 4a, b, 5a, b. 
1872—76. Ammonites Geslianus (d’Orb.), Geinitz; Elbthalgebirge I., pag. 280, Taf. LXII, Fig. 3. 
H. B. Geinitz’s geübtes Auge erkannte bereits in einem ziemlich mangelhaften, dem Carinaten- 
Quader entstammenden Steinkern diese Art. Sie wurde seitdem durch zwei eifrige Sammler, Herrn Ober- 
lehrer Döring und Herrn Lehrer Ebert in einer Reihe schöner Exemplare im cenomanen Pläner nach- 
gewiesen, so dass die Beschreibungen d’Orbigny’s und Geinitz’s wesentlich ergänzt werden können. 
Das Gehäuse ist flach, hochmündig und von beträchtlicher Involution, der Nabel daher eng. Jedoch 
zeigen sich hierin grosse Schwankungen. Um dieselben zu veranschaulichen, werden nachstehend die Maasse 
mehrerer Exemplare gegeben, und zwar in der ersten Rubrik der Durchmesser des Gehäuses, in der zweiten 


derjenige des Nabels, in der dritten der Quotient beider Werte. 


IK II. III. 
Abbildung bei d’Orbigny: 94 mm 25 mm 379 
OrioinalsvonaGeinitz 1020 a7 35 


(Dre 2 8 
DO m an 780 
IO5 N 22 ” 477 


Olsen 12005 758 


Neue Funde: } Tan 2 . Sol 
| RES Pa Ro 

52 „ DA 

Ag in 5,5, 9:80 

NEE 4 nm go 


Der Durchmesser des Gehäuses beträgt somit das 4—I5fache desjenigen des Nabels. Im Allgemeinen 
sind die kleineren stärker involut als die grösseren, da sich der Betrag der Involution im Laufe des Wachs- 
thums verringert. Diese Ausschnürung, in der sich allerdings ein gewisser Anklang an Stoliczkaia zeigt, 
ist der Grund zu dem einem Scaphiten nicht unähnlichen elliptischen Umriss, den die Art zeigen kann. 
Selbiger ist bei dem Originale Geinitz’s besonders auffällig und wird von diesem Autor auf Deformation 
zurückgeführt. Dass diese jedoch nicht die alleinige Ursache dieser Gestaltung ist, lehrt uns ein völlig 
unverdrücktes Exemplar. 

Die hohen Flanken sind von schwach sichelförmig nach vorn geschwungenen Rippen bedeckt, die 
entweder bereits zu zweien in einer Stelle des Nabels Ursprung nehmen, oder sich im ersten Drittel ihrer 
Länge gabeln. Zwischen diese Paare schieben sich einfache Rippen ein, die nur ungefähr bis zur Mitte der 


1) Contribution A la pal&ontologie du Sud, Est de l’Espagne. M&m. soc. geol. III. ser., t. I. 
2) Beitrag zur Kenntnis der Kreideformation in Columbien. Neues Jahrbuch, XI. Beil., Bd. (1897), pag. 135. 
3) Untersuch. über südind. Kreideform., pag. 98. 


[11] Die Ammoniten der sächsischen Kreideformation. 141 


Flanken herabreichen. Alle Rippen sind breit, flach, eben, sie verbreitern sich gegen aussen, sind auf der 
Mitte der Seiten etwas undeutlicher, werden aber aussen wieder kräftig. 

Die Externseite ist in der Jugend abgestutzt und erscheint, da an ihrer Kante die Rippen in einem 
in die Länge gezogenen Zahn ihr Ende nehmen, ausgehöhlt. Der Sipho wird auf ihr mitunter in Gestalt 
einer feinen Linie sichtbar. Im Laufe des Wachsthums verbreitert sich die Aussenseite beträchtlich, die 
Zähne stumpfen sich ab und verschwinden bald ganz, ebenso die Kante, welche sie erzeugten. Der Bauch 
wird rund und glatt, und bei einem Durchmesser von 162 mm endlich, wie ihn das Original Geinitz’s 
erreicht, laufen die Rippen unverändert über die Externseite weg; es ist, wie schon erwähnt, der Zustand 
erreicht, den man zur Gattung Stoliczkaia gezogen hat. 

Die Sutur ist zwar an einigen Exemplaren noch erhalten, jedoch so mangelhaft, dass sich eben 
noch ihre Uebereinstimmung mit derjenigen von Pulchellia constatiren lässt. Die Sättel und Loben sind 


niedrig, nur gezackt, nicht weiter ge- radliniger Fortsetzung noch zwei kürzere 
liedert; nur der Externlobus ist durch Fig 5. Auxiliarien an. Nur die oberen Seiten- 
Ss 

einen kurzen Secundärlobus in zwei aa) ab “ } loben greifen ineinander ein. Die Länge 
grössere Lappen getheilt. Die Wände Be einer Luftkammer an einem Stücke mitt- 
der Sättel stehen parallel. Der breite se lerer Grösse, und zwar an der Aussen- 
Externsattel ist nicht ganz so tief wie seite gemessen, beträgt S mm. 


Br Sutur von Pulchellia Ba rigt N 
der erste l.ateralsattel, der zweite Lateral- on Choffat!) hebt hervor, dass 


sattel ist beträchtlich kürzer als der Extern-Sattel. der Ammonites Geslinianus d’Orb. ge- 
erste. An diese schliessen sich in ge- wissen Exemplaren des Neolobites 
Vibrayeanus d’Orb. ähnele. Er gibt weiter der Vermuthung Ausdruck, dass die Figur d’Orbigny’s 
eine Restauration und die Art selbst eine problematische sei. Worauf sich diese letztere Annahme stützt, 
ist nicht zu ersehen, Sicher ist jedoch, dass unsere Art in hohem Grade der Abbildung des Geslinianus 
entspricht und dass sie nicht zu Neolobites gehört, das beweist die Zahnung sowohl der Loben wie der 
Sättel. Eine Verwechslung mit Neolobites Vibrayeanus ist demnach völlig ausgeschlossen. 

Pulchellia Gesliniana d’Orb. ist bislang ausserhalb Sachsens nur aus Frankreich bekannt geworden, 
wo sie nach d’Orbigny im cenomanen Grünsande von Vibraye (Sarthe) und Touvois (Loire) und nach 
Millet?) bei Suette gefunden worden ist. Die von Choffat eitirte Arbeit Gu&rangers wurde nicht 
herangezogen, da wir sie nicht eruiren konnten. Was Schlüter?) als Ammonites cfr. Geslinianus aus der 
Tourtia von Essen beschreibt, wird von ihm selbst mit Recht als zweifelhaft bezeichnet. Dass die Art 
jedoch im Cenoman des benachbarten Böhmens vorkommt, davon konnten wir uns im Landesmuseum zu 
Prag überzeugen. In Sachsen ist sie uns aus dem Carinaten-Quader von Welschhufe und aus dem Carinaten- 
Pläner von Ockerwitz und Dohna bekannt geworden. Geinitz erwähnt, dass ausser dem von ihm abge- 
bildeten noch ein zweites Exemplar im Carinaten-Quader von Welschhufe gefunden worden sei und mit der 
E. v. Otto’schen Sammlung in das Wiener Hofmuseum gekommen sei. Wir konnten, Dank der Liebens- 
würdigkeit des Herrn Custos Dr. Kittl, auch dieses Stück untersuchen und uns überzeugen, dass es keine 
Pulchellia ist, sondern wahrscheinlich bei Acanthoceras pentagonum Jukes Browne and Hill unterzubringen 


ist, sicher lässt sich dies jedoch bei seinem mangelhaften Erhaltungszustand nicht entscheiden. 


Mammites Laube und Bruder. 5 


Laube und Bruder fassten einige turone Arten zu obiger Gattung zusammen und hoben hervor, 
dass dieselbe durch ihre Sculptur eine grössere Verwandtschaft zu Acanthoceras besitze, dass jedoch auch 
Beziehungen zu Schlönbachia bestehen, hervorgerufen durch »das Vorhandensein eines schwachen, oft nur 
angedeuteten und eigentlich lediglich durch das Hervortreten des Siphonalstranges hervorgebrachten Kieles«. 
Diese Worte sind sehr zu beachten, es ist kein eigentlicher Kiel vorhanden, wie ihn die Schlönbachien zeigen 


!) Receuil d’etudes pal&ontologiques sur la faune cretaceique du Portugal. II. ser. Les ammonees du Bell- 
asien, pag. 76. 

2) Pal&ontologie de Maine et Loire, Angers 1854, pag. Io3. 

®) Cephalopoden der oberen deutschen Kreide, pag. 9, Taf. III, Fig. 6, 7. 


19* 


142 Wilhelm Petrascheck. [12] 


und ebensowenig ein durch Verschmelzen einer medianen Höckerreihe entstandener Kiel, was bei Acanthoceras 
vorkommt. Es kann vielmehr lediglich der kalkige Sipho an der Aussenseite sichtbar werden. Manchmal 
ist dies an einem Exemplare nur an den inneren Windungen der Fall und verschwindet der Sipho bald 
wieder von der Aussenseite, manchmal tritt er umgekehrt nur an den jüngeren Theilen hervor, oft hingegen 
ist er gar nicht sichtbar. Dies ist sowohl bei Mammites michelobensis, der aus Sachsen in grosser Zahl 
vorliegt, als auch bei Mammites nodosoides zu beobachten. Der Vergleich der Originale Schlotheims 
im Berliner Museum und derjenigen Laube und Bruders sowie der Abbildungen Schlüter’s lehrte 
dies gerade so, wie einige Stücke des Mammites nodosoides, die wir selbst bei Michelob, dem Fundorte 
der typischen Exemplare, gesammelt haben. Dem Hervortreten des Siphos ist nicht die geringste Bedeutung 
beizulegen. 

Kossmat!) fasst den Gattungsbegriff Acanthoceras sehr weit und vereinigt, sich an die ursprüng- 
liche Diagnose Neumayr’s anlehnend, Formen mit medianer Höckerreihe, resp. daraus entstandenem Kiel, 
sowie solche, denen dieselbe fehlt. Es zieht demgemäss die Gattung Mammites ein, um ihre Vertreter in 
der Gruppe des Acanthoceras colerunense Stol. und Acanthoceras nodosoides unterzubringen. Mögen auch 
bei dem bekanntlich im Alter sehr veränderlichen Acanthoceras zuweilen die unpaaren Höckerreihen an den 
letzten Umgängen verschwinden, so glauben wir doch recht zu thun, dort, wo dieses Fehlen bereits den 
inneren Windungen eigenthümlich ist, die Grenze für eine besondere Gattung einzufügen. 

Wir behalten somit die Gattung Mammites bei und zerlegen sie lediglich auf Grund der Sutur in 
zwei, den betreffenden von Kossmat bei Acanthoceras unterschiedenen Unterabtheilungen analoge Gruppen: 
diejenige des Mammites nodosoides Schloth. und die des Mammites Footeanus Stol. Die Sutur der ersteren 
entspricht vollkommen derjenigen der Acanthoceras-Arten aus der Gruppe des Rhofomagense, hat also einen 
breiten Externsattel von rechteckiger Gestalt, der durch einen kurzen Secundärlobus in zwei Zweige getheilt 
ist und einen schmalen, wenig gegliederten oberen Laterallobus. Zu dieser Gruppe gehören Mammites 
nodosoides Schloth., conciliatus Stol., Tischeri Laube und Bruder, Rochebrunei Coqu., Renevieri Sharpe, 
der im Folgenden neu zu beschreibende binicostatus sowie crassitesta Stol. Letztere Art repräsentirt den 
Uebergang zur zweiten Gruppe, welcher ein schmaler, wenig gegliederter Externsattel und ein breiter, durch 
einen dreieckigen Secundärsattel in zwei kurze Aeste gespaltener Seitenlobus eigenthümlich ist. Sie umfasst 
Mammites Footeanus Stol., und michelobensis Lbe. und Br. 


Mammites nodosoides Schloth. spec. 
Ammonites nodosoides, Schlotheim: Manuscript. 
1829. " n (Schloth.), L. v. Buch Ann. d. sciences nat., Bd. XVII, pag. 267, ges. Schriften, Bd. IV, pag. 58. 
1871. ” n Schlüter: Cephalopoden der oberen deutschen Kreide, pag. 19, Taf. VIII, Fig. 1-4. 
1872. Ammonites Woolgari var. lupulina, Fritsch: Gephalopoden der böhm. Kreide, pag. 31, z. T. 
1887. Mammites nodosoides (Schloth.), Laube und Bruder: Ammoniten der böhm. Kreide, pag. 229, Taf. XV, Fig. La, b, 


1890. " P Blanckenhorn: Beitr. zur Geologie Syriens, pag. 125. 


Die Art ist allein nach ihrem Aeusseren in der Jugend gar nicht und später nur schwer von 
Mammites michelobensis zu unterscheiden. Leicht ist sie hingegen an dem oben beschriebenen, für die 
ganze Gruppe bezeichnenden Eigenthümlichkeiten der Sutur zu erkennen, mit Hilfe deren sie sich auch in 
Sachsen recognosciren liess. Im Gegensatz zu Mammites michelobensis sind die Marginalknoten stärker 
entwickelt und an Zahl geringer. 

Von dieser für das Unter-Turon sehr bezeichnenden Art ist nur ein einziges Exemplar im Labiatus- 


Pläner von Leutewitz gefunden worden und wird im k. Museum aufbewahrt. 


Mammites michelobensis Laube u. Bruder. 


Taf. VIII (I), Fig. 2a, b, Taf. IX (III), Fig. 2a, b, Taf. X (IV), Fig. 1. 
1872. Ammonites Woolgari var. lupulina, Fritsch: Cephalopoden der böhm. Kreidef,, pag. 31, Tan, II, DE, ii, 2, 
Taf. XV, Fig. 6. 
1887. Mammites michelobensis, Laube u. Bruder: Ammoniten der böhm. Kreide, pag. 231, Taf. XXV, Fig. 2. 


1) Untersuchungen über die südind. Kreideformation, pag. 128. 


[13] Die Ammoniten der sächsischen Kreideformation. 143 


Mammites michelobensis ging bei uns bisher, wie überhaupt die meisten Acanthoceratiden unter 
der Bezeichnung Amsmonites Woolgari Mant. Wenn auch gerade genannter Mammites local sehr häufig 
ist, so scheint er doch Geinitz noch nicht bekannt gewesen zu sein, da die Funde meist aus den letzten 
Jahren datiren. 

Wie schon erwähnt wurde, kann es schwer halten, den Mammites michelobensis vom Mammites 
nodosoides zu unterscheiden. Das Gehäuse beider ist flach scheibenförmig, nimmt jedoch bei ersterer Art 
langsamer an Dicke zu, wodurch er im Alter eine flachere Gestalt behält. Die Umgänge haben einen 
hoch rechteckigen Querschnitt, wo derselbe breiter als hoch erscheint, ist das lediglich die Folge von Ver- 
drückung. Die Involubilität beträgt ein Drittel, in der Jugend mehr. Der Nabel ist daher eng und tief, 
da seine Wände steil stehen. Eine Nabelkante ist nicht vorhanden. 


Die Sculptur unterliegt mit dem Alter beträchtlichen Veränderungen. Es liegen eine Reihe von 
Jugendzuständen vor und haben wir dieselben auch an mehreren grösseren Exemplaren durch Abrollen frei 
gelegt. Bis zu einem Durchmesser von So mm zeigen die Windungen ganz schwache breite Wellen, die 
einzeln oder zu zweien in dicken Umbilikalknoten entspringend, gerade über die Seiten weglaufen und selbst 
am Bauche noch angedeutet sind. Andere, kürzere nehmen zwischen dem Nabelrande und der Mitte der 
Seiten Ursprung. Bei der angegebenen Grösse verschwinden die Rippen auf der Externseite, bleiben jedoch 
auf den Flanken bis in höheres Alter hinein erkennbar. Sie stehen in der Jugend dichter wie später. 
An vier Individuen von nahezu gleicher Grösse zählen wir auf der ersten halben Windung zwölf, auf der 
zweiten acht solche Rippen, also ebenso wie es bei Schlüter’s Abbildung der inneren Windungen eines 
Mammites nodosoides der Fall ist. 


Den Nabel umstellen dicke, spitz konische Knoten, deren Zahl bei den erwähnten Jugendzuständen 
sechs beträgt, bei älteren Stücken bis auf neun steigt. Auf der Aussenseite tragen die Rippen vier Reihen 
runder Tuberkeln. Anfangs von gleicher Grösse und Gestalt verschwinden die beiden äusseren, also der 
Siphonallinie am nächsten stehenden allmählich, indem sie dabei eine seitliche Zuschärfung erfahren, während 
die beiden anderen, nach innen zu stehenden Reihen gleichzeitig immer kräftiger werden. Schliesslich ver- 
bleiben nur noch die runden Buckel der Marginalknoten, während an Stelle der äusseren Knotenreihen zwei 
stumpfe, oft recht undeutliche Kanten treten, zwischen denen die Aussenseite erst flach ausgehöhlt, später 
gerade und schliesslich bei den grössten Stücken schwach convex erscheint. Auf ihr wird zuweilen, und 


zwar bei jüngeren Exemplaren öfter als bei älteren der Sipho sichtbar. 


Der Uebergang zu dem soeben beschriebenen Alterszustand findet bei 1I—12 cm Durchmesser statt. 
Aber auch weiterhin noch ändert sich die Sculptur, indem die Marginalknoten immer spärlicher werden 
und daher weiter auseinander treten. Ihre Zahl fällt von 17 oder 19 herunter bis auf 9, wieviel auf dem 
grössten Exemplare von 23 cm Durchmesser zu zählen sind. Die wellenartigen Rippen verschwinden auch 
auf den Flanken fast völlig. 

Der Unterschied vom Mammites nodosoides macht sich in diesem Stadium am auffälligsten in der 
grösseren Zahl und in der schwächeren Entwickelung der Dornen geltend. 


Es möchte scheinen als seien unsere Exemplare von der Laube-Bruder’schen Species verschieden, 
denn es fehlen die auf der Abbildung dieser Autoren sehr auffälligen drei Kiele.e. Wir konnten uns jedoch 
an den Originalen, deren Studium uns Herr Professor Dr. Laube wiederholt in bereitwilligster Weise 
ermöglichte, überzeugen, dass die Kiele keineswegs immer in ebensolcher Weise entwickelt sind, dass viel- 
mehr die Figur einen einzigen, besonders markanten Fall hervorhebt. Die Unbeständigkeit des Siphonal- 
kieles bei der Gattung Mamzmites ist schon oben hervorgehoben worden, die beiden Seitenkiele sind aber 
auch bei unserem Material, wie bereits erwähnt, als stumpfe, kantenartige Erhebungen vorhanden. Hervor- 
gehoben sei nur noch, dass die von Laube und Bruder ebenfalls für ihre Art herangezogene Abbildung 
bei Fritsch und Schlönbach, Taf. II, Fig. I u. 2, unseren Stücken besser entspricht. 


Bei einer Anzahl von Exemplaren gelang es die Sutur zu gewinnen und wo dies nicht möglich 
war, konnte doch oft wenigstens durch Präparation der Septalflächen Aufschluss über ihre Grundzüge erhalten 
werden. Der Externsattel ist schmal, tief gezackt, doch nicht so weit, dass es zu einer Gliederung in Aeste 


144 Wilhelm Petrascheck. 14] 


kommt. Der breite und seichte erste Laterallobus ist in zwei divergirende Lappen getheilt, von denen der 
äussere der grössere ist. 

Der bisher nur aus dem Weissenberger Pläner Böhmens bekannt gewordene Mammites michelobensis 
ist in Sachsen im Pläner der Müller’schen Ziegelei bei Leubnitz, unweit Dresden, sehr häufig. Ausser 
mit Znoceramus labiatus kommt er dortselbst noch mit Mammites binicostatus, Acanthoceras Fleuriau- 
sianum, Pachydıscus peramplus und noch einigen selteneren, in den nachfolgenden Blättern zu beschrei- 


benden Ammoniten vergesellschaftet vor. 


Mammites Footeanus Stol. spec. 
Taf. IX (III), Fig. 1a, b. 


1861. Ammonites Footeanus, Stoliezka: Cephalopoda of the cretaceous rocks of southern India. (Mem. geol. Surv. 

of India), pag. 101, Taf. LII, Fig. I, 2. 

1897. Acanthoceras Footeanum (Stol.), Kossmat: Untersuch. üb. indische Kreideform., pag. 127. 
1898. Acanthoceras (?) cfr. Footeanum (Stol.), Choffat: Les ammonees du Bellasien, pag. 66, Taf. XVI, Fig. 9 u. IO, 

Taf. XXII, Fig. 34. 

Diese für unsere Gegenden neue Art ist ein Mammites, der ähnlich wie Mammites michelobensis, 
in der Jugend auf seiner Bauchseite vier Knotenreihen trägt, von denen die beiden äusseren im Laufe des 
Wachsthums verschwinden, wobei sie zwei stumpfe Kanten zurücklassen, zwischen denen die Siphonalgegend 
schwach vertieft erscheint, bis endlich im höchsten Alter auch diese convex wird. Lediglich hierin zeigt 
sich die Analogie mit der eben beschriebenen Art. Beide unterscheiden sich aber auf den ersten Blick 
durch den Grad der Involution, die hier so unbedeutend ist, dass die Marginalknoten nicht mehr durch den 
nächstfolgenden Umgang verdeckt werden, sondern im Nabel unmittelbar an der Naht sichtbar bleiben. 
Die Knoten selbst sind nicht die dicken Höcker oder Dornen anderer Mammites-Arten, sondern kleinere, 
rundliche, papillöse Tuberkeln. Sie liegen auf wenig deutlichen, geraden Rippen, deren Zahl ı1 bis 13 
betragen mag und die in den Umbilikalknoten entspringen. Die Zahl der letzteren ist ‘grösser als diejenige 
der Knoten an der Bauchkante, da einige der Rippen auf den Seiten verlöschen. Sichelförmig: nach vorn 
gekrümmte Anwachsstreifen laufen über das Gehäuse hinweg. E 

Der Querschnitt der vorliegenden Exemplare stimmt nicht mit den Angaben Stoliczka’s überein, 
denn die Höhe der Windungen übertrifft ihre Breite um die Hälfte. Es möchte uns nicht scheinen als käme 
Compression hierbei wesentlich in Frage. 

Die Sutur ist nicht deutlich erhalten. Nur bei einem Exemplare liess sich eben noch feststellen, 
dass ein schmaler Aussensattel und ein breiter, zweitheiliger erster Seitenlobus vorhanden ist. 

Diese von Stoliczka aus der Ootatorgruppe von Odium beschriebene Art ist seitdem mit mehr 
oder weniger Sicherheit in anderen Ländern nachgewiesen worden. Zittel!) erwähnt sie mit Vorbehalt aus 
der arabischen Wüste, desgleichen Choffat aus dem portugiesischem Turon. Sehr ähnlich ist auch der 
Ammonites Pedroanus, den White?) aus der oberen Kreide Brasiliens beschrieben hat. Von unseren Exem- 
plaren soll das eine, im Besitz des mineralogischen Museums befindliche, aus dem cenomanen Pläner von 
Gorbitz bei Dresden stammen. Mit grösster Sicherheit wies Herr Oberlehrer Dr. Nessig, der diese Art bei 
Leutewitz auffand, als ihr Lager das unterste Niveau der Labiatus - Stufe nach, nämlich das sogenannte 
Keilstück, welches unmittelbar über der die Grenzschicht gegen den Carinatenpläner bildenden Mergelschicht 
liegt. Ebenso wurde dieser Ammonit durch Herrn E. Kühnscherf im Labiatus-Pläner von Cotta ge- 
sammelt, ein viertes Exemplar, das wir aus demselben Niveau zu Gesichte bekamen, ist Eigenthum der 


Leutewitzer Dorfschule geworden. 


Durchmesser des Gehäuses . . .. . 230 m 132 m 135 m 
Elöhesdersletzten@\Vındunege EEE soE 50 „ 45 5 
Dickendersletzten@\Vaudune sr STul; Bor 


1) Beiträge zur Geologie und Paläontologie der Iybischen Wüste. Paläontogr. Bd. 30, pag. 79. 
2) Cretaceons invertebrate Fossils, Archivos do Mus. nacion. do Rio de Janeiro. Bd. 7, pag. 212, Taf. XXIl, 
Jake I, 22, ebe 2O:G, len. &% 


[15] Die Ammoniten der sächsischen Kreideformation. 145 


Höhe der vorletzten Windung . . . 44 m 22 m ? m 
Dicke der vorletzten Windung . . . 27 ae BR 
Wieitegerdes@Nabelserwmre een Du 46 „ 


Mammites cfr. crassitesta Stol. 
1863. Ammonites crassitesta, Stoliczka: Cephalop. of the cretac. of Southern India pag. 98, Taf. L, Fig. 1, 2. 
1897. Acanthoceras crassitesta, (Stol.) Kossmat: südind. Kreidef., pag. 130. 

Die Windungen des wenig involuten Gehäuses nehmen langsam an Höhe zu. Sie werden von 
breiten, flachen und geraden, radial gestellten Rippen gekreuzt. Die Mehrzahl derselben bildet am Nabel- 
rande einen dünnen Knoten, nur einzelne verlöschen kurz vorher, ohne dass es zur Bildung eines Knotens 
kommt. Ein zweiter, dickerer befindet sich vor der Bauchkante. Auf der Bauchseite selbst enden die 
Rippen in einem in der Spirale verlängerten hohen Zahn. Die Gesammtzahl der Rippen beträgt 17. 

Der Querschnitt der Windungen ist fünfseitig wie bei crassitesta, die Windung wenig höher wie 
breit. Bei einem Exemplare von 130 mm Durchmesser nimmt die Dicke des letzten Umganges von 24 
auf 38 mm zu. 

In der geringeren Zahl der Rippen und der stärkeren Entwickelung der Knoten und Zähne an der 
Aussenseite macht sich ein Unterschied gegen den Mammites crassitesta Stoliczka’s geltend. Jedoch scheint 
dieser ältere Individuen als die uns vorliegenden darzustellen. 


Die drei untersuchten Exemplare entstammen dem Labiatus-Pläner von Leutewitz, Cotta und 


Omsewitz. 


Mammites binicostatus nov. spec. 

} Taf. VII (I), Fig. 6a, b, Taf. VIII (II), Fig. Ta, b u. 3a, b. 

Die Gehäuse besitzen einen engen, tiefen Nabel mit steilen Wänden, da sich die Windungen zu fast 
/, umfassen. Die grösste Dicke erreichen dieselben in unmittelbarer Nähe des Nabelrandes, nach aussen 
verengen sie sich. Es kommt nicht zur Ausbildung einer Nabelkante, Sechs oder auch sieben kräftige, 
stumpf konische Knoten umgeben den Nabel. In jedem derselben entspringen zwei gerade Rippen, die 
ebenso wie die zwischen diesen Paaren liegenden, zwischen Seitenmitte und Nabelrand verlöschenden 
Schaltrippen nach aussen zu stärker hervortreten. Im Ganzen zählen wir 17—19, in einem Falle auch bloss 
15 Rippen. An der Kante der schmalen Bauchseite werfen sie einen in der Richtung der Spirale in die 
Länge gezogenen ziemlich kräftigen Knoten auf. Zwischen diesen Knoten erscheint die Aussenseite schwach 
vertieft. Die Rippen sind daselbst bedeutend abgeschwächt, aber immer noch deutlich wahrnehmbar. 

Dieser soeben beschriebene Zustand stellt das Normalstadium unseres Ammoniten dar. Ihm gehören 
Gehäuse von 35 bis 95 mm Durchmesser an. 

Unter dieser Grösse sind die Ammoniten etwas geblähter, die Rippen sind vor Allem auch auf der 
Aussenseite etwas deutlicher wahrnehmbar. Sie tragen daselbst vier Reihen von Knoten. Während aber 
bei den bisher betrachteten Mammites-Arten die beiden äusseren derselben verschwanden und nur die 
weiter nach innen gelegenen stehen blieben, ist es hier umgekehrt. Die äusseren treten immer stärker 
hervor, und nehmen allmählich eine längere und schmälere Gestalt an. Die inneren aber verfliessen gänzlich 
in den Rippen und bewirken, dass wie erwähnt im Normalstadium die Rippen nach aussen relativ breiter 
werden. Auch in der Jugend sind schon die Umbilikalknoten die am kräftigsten ausgebildeten. 

Oberhalb der angegebenen Grösse von 95 mm verbreitert sich die Aussenseite, sie wird völlig 
glatt, nur undeutliche stumpfe Kanten bezeichnen die Stellen der inneren Knotenreihen. Die Rippen ver- 
löschen und die kräftigen Umbilikalknoten verflachen nach aussen. Das Gehäuse nimmt ganz den Habitus 
des Genus Vascoceras an, wie es durch Choffat!) in grösserer Artenzahl aus dem portugiesischen Turon 
beschrieben wurde. Namentlich das Vascoceras subconciliatum Choff. erinnert sehr an die sächsische Art, 
unterscheidet sich aber durch grössere Dicke, weiteren Nabel, schwächere Ornamentik und vor Allem durch 
eine andere Sutur. Zwar gelang es bei unseren Exemplaren nicht die Sutur selbst zu gewinnen, immerhin 


!) Les ammonees du Bellasien, pag. 51. 


146 Wilhelm Petrascheck. [16] 


aber deutet der Bau der Septalflächen darauf hin, dass ein breiter, zweitbeiliger Aussensattel und ein be- 
trächtlich schmälerer oberer Laterallobus vorhanden sind, 

Unserer Gattung ausserordentlich ähnlich, werden der Mammites Rochebrunei Coqu. und der nach 
Grossouvre!) damit identische Mammites Revelieri Court., einer Art, die im unteren Turon des süd- 
lichen Frankreichs recht verbreitet ist. Der Umstand, dass Coquand?) seine Beschreibung nicht mit einer 
Abbildung begleitete, die Figuren des Mammites Revelieri Court. aber in einer schwer zu beschaffenden 
Provinzial-Zeitschrift niedergelegt sind,®) erschwerte es über das Verhältnis der sächsischen Art zu der- 
jenigen Frankreichs klar zu werden. Nur der freundlichen Unterstützung französischer Gelehrter haben wir 
es zu danken, dass dies doch möglich wurde. Herr Prof. A. de Lapparent übersandte uns ein Exemplar 
des Mammites Rochebrunei und Herr A. de Grossouvre versah uns mit den Abbildungen der in Frage 
kommenden Art. Desgleichen erhielten wir durch die Herren Chudeau und Choffat, welche den 
Mammites Rochebrunei, beziehungsweise verwandte Arten in Spanien und Portugal gesammelt hatten, sehr 
schätzenswerthe Mittheilungen, i 

Es ist kein Zweifel, dass unser Ammonit dem Mammites Rochebruneı sehr nahe kommt, was uns 
auch Herr de Lapparent bestätigte. Immerhin aber finden sich einige Unterschiede auf die uns Herr 
de Grossouvre aufmerksam machte. Selbige bestehen vor Allem in dem weiteren Nabel, in der grösseren 
Zahl der Umbilikalknoten und dem etwas stärkeren Hervortreten der Knoten an der Aussenseite unserer Art. 
Sie zeigt auch, dass in einem Umbilikalknoten immer nur zwei Rippen entspringen, während es nach 
Courtiller drei sein müssen, was auch an der Skizze eines Mammites Rochebrunei in Douvill&’s Cours 
de Pal&ontologie ersichtlich ist. Wie uns Herr deGrossouvre mittheilt, kommen beim Mammites Rochebrumei 
Gehäuse von flacher Gestalt mit schwächerer und aufgeblähte mit stärkerer Ornamentik vor. Unsere 
Ammoniten aber sind ziemlich flach und haben kräftige Sculptur. Es muss unseren französischen Fach- 
genossen überlassen bleiben, genauer festzustellen, wie sich die sächsische Art zu dem Variationskreis des 
Mammites Rochebrunei verhält. 

Es liegen uns 43 Exemplare sämmtlich aus dem Labiatus Pläner der Müller’schsn Ziegelei bei 
Leubnitz unweit Dresden herrührend, vor. 

Es wurde für die Art der Name Mammites binicostatus gewählt, um dadurch anzudeuten, dass die 
Rippen paarweise, nicht aber zu dreien, wie beim Mammites Rochebrumei auftreten. 


Douvilleiceras Grossouvre. 


Wir hoben hervor, dass Mammites wegen des Fehlens eines Siphonalkieles nicht bei Acanthoceras 
belassen werden kann, und müssen folgerichtig auch den Ammonites Mantelli, dem selbst auf den inneren 
Windungen die siphonale Knotenreihe fehlt, aus dieser Gattung eliminiren. Wir stellen ihn, wie es bereits 
Grossouvret) andeutete, zu Douvilleiceras, welche Gattung durch das vollständige Fehlen der siphonalen 
Knotenreihe, sowie durch gerade, mit Knoten versehene Rippen, die auf der Anssenseite etwas abgeschwächt 


sein können, ausgezeichnet ist. Die Gattung umfasst Kossmat’s Gruppe des Acanthoceras Mantelli Sow. 


Douvilleiceras Mantelli Sow. spec. 


1871— 75. Ammonites Mantelli (Sow.), Geinitz: Elbthalgebirge I, pag. 279, Taf. LXII, Fig. 1, 2. 
1887. Acanthoceras Mantelli (Sow.), Laube und Bruder: Ammoniten der böhm. Kreide, pag. 239. 


1896. a © Söhle: Geolog. Aufnahme des Labergebirges, Geogn. Jahreshefte, Bd. 9, pag. 23, 
ran IL, JA, I, 


1897. Acanthoceras Mantelli (Sow.), Kossmat. Unters. üb. ind. Kreidef. pag. 130., 


Der von H. B. Geinitz gegebenen Beschreibung ist nichts Neues hinzuzufügen. Da die Art 
im ausgewachsenen Zustande dem Acanthoceras Rhotomagense Defr. ähnlich wird und in der That, wie 


!) Les ammonees de la craie superieure, pag. 28. 

2) Bull. soc. g&ol. France II, t. XVI (1859), pag. 967. 

3) Les ammonites du Tuffeau. Ann, soc. linneenne de Maine et Loire. t. IX, Angers 1867, pag. 4, t. III. 
DulEcapasg2e: 


[17] Die Ammoniten der sächsischen Kreideformation. 147 


wir in einer auswärtigen Sammlung an sächsischen Exemplaren gesehen haben, damit verwechselt worden 
ist, mag hervorgehoben werden, dass wir an den grossen Gehäusen des Douvilleiceras Mantelli stets lange 
mit kurzen Rippen abwechselnd gefunden haben, was bei Acanthoceras Rhotomagensis nicht der Fall ist. 
Letztere Art konnte bisher ebensowenig wie das Acanthoceras naviculare Mant., welches Geinitz mit 
Dowuvilleiceras Mantelli vereinigte, in Sachsen nachgewiesen werden. 

Douvilleiceras Mantelli ist im sächsischen Cenoman recht verbreitet, geht aber nicht über dieses 
hinaus. Wir kennen es aus dem Carinaten-Quader von Niederschöna und Ehrlicht bei Freiberg, von 
Ockerwitz, Cunnersdorf, Welschhufe, Bannewitz, von der Goldenen Höhe und der Prinzenhöhe bei Dresden 
ferner aus dem Thone, der bei Cunnersdorf diesen Quader überlagert, und ihn von dem Plänersandstein trennt 


aus letzterem selbst von Koschütz, sowie aus dem Carinaten-Pläner von Oberau und Ockerwitz. 


Acanthoceras Neumayr. 


Wie aus den vorangehenden Darlegungen ersichtlich ist, wünschen wir an Stelle der sehr weiten 
Neumayr’schen Diagnose dieser Gattung eine enger begrenzte treten zu lassen, in welcher alle die Formen- 
reihen, denen eine siphonale Knotenreihe oder ein Kiel schon in der Jugend fehlt, ausgeschieden werden. 
Wir finden uns hierbei in voller Uebereinstimmung mit den von Grossouvre in seiner Untersuchung über 
die Ammoniten der oberen Kreide Frankreichs geäusserten Ansichten. Da Neumayr in seiner Diagnose 
ausdrücklich von ganz geraden Rippen spricht, werden Formen mit stark nach vorn gekrümmten Rippen, 
wie solche der Ammonites carolinus d’Orb. aufweist, nicht wohl in dieser Gattung untergebracht werden 
können, was, wenn auch mit einer gewissen Reserve, geschehen ist. Anders mag es sich mit Arten, welche 
sichelförmige Rippen besitzen, verhalten. Neumayr selbst zählt den Ammonites harpax Stol., Ammonites 
Ushas Stol, und Ammonites Morpheus Stol. zu Acanthoceras, obgleich ihre Rippen auf den Seiten leicht 
geschwungen sind. Uns liest ein Acanthoceras Fleuriausianum d’Orb. vor, bei dem die sonst geraden 
Rippen am Ende des letzten Umganges sichelförmige Gestalt annehmen. Ueberhaupt unterliegen die Arten 
dieser Gattung mit dem Alter beträchtlichen Variationen, so ist zum Beispiel das Verschwinden der siphonalen 
Höckerreihe bei Acanthoceras Rhotomagense Defr. und anderen Arten hinlänglich bekannt. Auf die generische 
Stellung des Ammonites Woollgari wird unten eingegangen werden. 

Unsere Acanthoceras-Arten gehören in die Gruppe des Acanthoceras Rhotomagense Defr., wobei 
allerdings die drei an letzter Stelle zu behandelnden Arten wieder unter sich einen engeren Verwandtschafts- 
kreis bilden. 


Acanthoceras Fleuriausianum d’Orb. spec. 
Taf. XI (V), Fig. 1a, b, 2. 
1840. Ammonites Fleuriausianus (d’Orb.) Paleont. france. terr. cret pag. 350, Taf. CVII, Fig. 1-3. 
1872-76. „ ; n Schlüter: Ammoniten d. ob. deutschen Kreide, pag. 28, Taf. X, Fig. I—3. 
1871—75. Ammonites Woollgari (Mant.) Geinitz: Elbthalgebirge II, Taf. XXXII, Fig. 2 ex parte. 
1887. Acanthoceras Fleuriausianum (d’Orb.) Laube und Bruder: Ammoniten der böhm. Kreide pag. 234. 

Dass diese, sonst nur aus Frankreich und Böhmen bekannte Art auch im sächsischen Pläner ver- 
treten ist, wurde bereits von Laube und Bruder an der Hand der von Geinitz für Ammonites Woollgari 
gegebenen Abbildungen nachgewiesen. Das Original Geinitz’s, sowie eine Anzahl meist neuerer Funde 
bestätigen dies vollkommen. 

Unsere Exemplare schliessen sich mehr an die Abbildung Schlüter’s als an diejenige d’Orbigny’s 
an, woran aber kein Anstoss zu nehmen ist, da durch Schlönbach!) bekannt geworden ist, dass d’Orbigny’s 
Figur einen Ausnahmefall darstellt. 

Die Gehäuse sind flach und hochmündig, ihr Nabel eng, doch öffnet er sich im Alter, da die 
Involution anfangs ?°/,, schliesslich aber nur noch !/, beträgt. Kräftige runde Knoten, S—ıo an Zahl, 
umgeben den Nabel. In ihnen nehmen anfangs Paare, später aber nur einzelne Rippen Ursprung und ver- 
laufen dann in gerader Richtung über die flachen Seiten und den schmalen, rundlichen Bauch. Sie werden 


!) Jahrbuch der k. k. geol. Reichsanst., Bd. 19, pag. 291. 


Beiträge zur Paläontologie Oesterreich-Ungarns. Bd. XIV, 20 


148 Wilhelm Petrascheck. [18] 


gegen die Bauchkante zu etwas kräftiger und sind auf der Externseite nicht merklich abgeschwächt. Kürzere 
Schaltrippen schieben sich im Alter zu zweien zwischen je zwei einfache Hauptrippen ein und vertreten die 
Gabelrippen. Wir zählen im Ganzen je nach der Grösse 17 bis 29 Rippen auf einem Umgange. Die 
Umbilikalknoten schwächen sich mit zunehmendem Wachsthum ab und verschwinden schliesslich ganz, so 
dass die letzten Rippen an der Nabelkante verwischen. Bei einem Exemplare von 100 mm Durchmesser 
sind dieselben von gleicher Länge und schwach sichelförmig nach rückwärts concav. 

Im Normalstadium zeigt die Aussenseite auf den Rippen drei Reihen von Knoten, von denen die 
unpaaren, über dem Sipho gelegenen, sägeblattähnlich scharf in die Länge gezogen sind, ohne dass sie 
jedoch in einander verfliessen. Die beiden inneren Reihen kommen auf die Bauchkante zu liegen, ihre 
Knoten sind stumpf, jedoch ebenfalls in der Richtung der Spirale in die Länge gezogen. In der Jugend 
kommen noch zwei weitere Tuberkelreihen hinzu, die auf den Flanken, nahe der Bauchkante liegen, jedoch 
bei einem Durchmesser von 70 mm verschwinden und später nur noch eine mehr oder minder geringe 
Blähung der Rippen zurücklassen. 

Von der Sutur konnte lediglich an einem Exemplare der schmale, gezackte obere Laterallobus be- 
obachtet werden. 

Das Lager des Acanthoceras Fleuriausianum d’Orb. ist der Labiatus-Pläner, in dem es bei Leubnitz, 


Briesnitz und Cotta gesammelt wurde. 


Acanthoceras cr. Woollgari Mant. spec. 
Taf. XII (VI), Fie. 2, 3. 


1872—75 Ammonites Woollgari (Mant.), Geinitz: Elbthalgebirge II, pag 184, 2. T. 

1576. Prionocyclus carolinus (Mant.), Meek: Report on the invertebrate cretaceous and tertiary fossils of the upper 
Missoury country. Rep. of the Un. States geol. surv. of the terr. Vol. IX., pag. 455, Taf. VO, Fig. Ia, b, e, g, h, 3. 

1887. Acanthoceras Woollgari (Mant.), Laube u. Bruder: Ammoniten der böhm. Kreide, pag. 235. 

1897. Prionotropis Woollgari (Mant.), Leonhard: Die Fauna der Kreidef. in Oberschlesien. Palaeontogr. Bd. 44, pag. 58. 

1898. 5 A 5 Logan: The invertebrate of the Benton Group. The University geol. surv. of 


Kansas Vol. IV. Pal. I., pag. 466. 

Das wenigste von dem, was man in Sachsen bisher mit obigem Namen belegte, gehört hierher. 
Vielmehr sind die meisten der in diesen Blättern beschriebenen Arten von Mammites und Acanthoceras als 
Acanthoceras Woollgari bezeichnet worden. Die nach ihrer Ausscheidung verbleibenden wenigen Exemplare 
nähern sich dem Acanthoceras Woollgari, wie es namentlich durch Schlüter beschrieben wurde, soweit, 
dass wir sie damit identificirt hätten, wenn uns Herr A. de Grossouvre nicht darauf aufmerksam gemacht 
hätte, dass das, was Schlüter als Acantkoceras Woollgari von Laun abbildet, nicht zu der von Mantell 
und Sharpe beschriebenen Art gehöre. Diese letztere, theilte uns genannter Geologe mit, ist zwar in 
Frankreich vorhanden, nimmt jedoch ein höheres Niveau ein, als man in Deutschland auf sie bezieht.!) 
Hingegen soll im französischen Unterturon eine Art vorhanden sein, die mit derjenigen von Laun identisch 
sein dürfte. Es muss Herrn de Grossouvre vorbehalten bleiben, über die specifische Stellung der hier 
untergebrachten Ammoniten zu entscheiden. Wir können nur die Bezeichnung Acanthoceras cfr. Woollgarı 
anwenden, da sich die in Frage kommenden Stücke eng an diejenigen anschliessen, die bisher von Schlüter 
sowie Laube und Bruder als Acanthoceras Woollgari benannt wurden, doch aber einige Unterschiede 
von der Art Mantell’s und Sharpe’s zeigen. Da Geinitz zwar Exemplare dieser Art vorlagen, er sich 
jedoch im Text wie in den Abbildungen hauptsächlich mit dem sofort zu behandelnden Acanthoceras 
Schlüterianum Laube u. Bruder befasst, sollen die wesentlichsten Merkmale unseres Acanthoceras cfr. Woollgari 
hier zusammengefasst werden. 

Die Gehäuse besitzen einen weiten Nabel, da die späteren Umgänge die früheren nur soweit umfassen, 
dass die Marginalknoten derselben noch sichtbar bleiben. 14 bis 16 gerade Rippen laufen über die Win- 
dungen hinweg. Ihre Zahl vermehrt sich im Laufe des Wachsthums nicht, weshalb sie auf den inneren und 


!) Vgl. auch Grossouvre, Cretac& de la Touraine et du Maine. Livret-guide du VII. Congr. g&ol. internat., 
pag. 7 (1900). 


[19] Die Ammoniten der sächsischen Kreideformation. 149 


äusseren Umgängen correspondiren und auf letzteren durch Zwischenräume getrennt werden, deren Breite 
ihre eigene um das mehrfache übertrifft. Nach aussen werden die Rippen nur wenig kräftiger, wohl aber 
sind diejenigen der äusseren Windungen dicker. Zwischen dem Nabelrande und der Seitenmitte werfen sie 
einen dünnen Knoten auf, ihrer zwei liegen an der Bauchkante. Die dem Nabel näher gelegenen derselben 
schwellen im Laufe des Wachsthums zu kräftigen Höckern an, während die weiter nach aussen gelegenen 
die Gestalt schmaler Zähne annehmen. Es kommt nicht zur Ausbildung der mächtigen hornartigen Hervor- 
ragungen, wie sie die Figur Sharpe’s darstellt. Weitere Unterschiede bieten die Umbilikalknoten, welche 
bei unserer Art weit auf die Flanken hinaufrücken und die Rippen, welche bei Sharpe’s Exemplar in der 
Jugend schräg gestellt, ja sogar aussen etwas nach vorn gekrümmt sind. Ueber dem Sipho kommt in der 
Jugend eine Reihe sägeblattförmiger, den Rippen entsprechender Zähne zu liegen, die im Laufe des weiteren 
Wachsthums zu einem etwas höckerigen Kiel verschmelzen können. 

Durch diese letztere Eigenschaft tritt diese Art ebenso wie das echte Acanthoceras Woollgari in 
enge Beziehung zu Schlönbachia, bei welcher Gattung letzteres denn auch von Kossmat untergebracht 
wurde. Ebenso wie das Exterieur lässt die Sutur das Vorhandensein solcher Beziehungen nicht ausgeschlossen 
erscheinen. Laube und Bruder geben ihre Abbildung, welche wohl mit den Figuren Meek’s, dessen 


Woollgari allerdings einige Bedenken Tiefe beträchtlich hinter dem ersten 
erregt, übereinstimmt. Eins unserer Fig. 6. zurück. Er ist der innerste der von 
Exemplare bietet eine Ergänzung zur Laube und Bruder abgebildeten 
Darstellung Laube und Bruder's. ( u) u Ui Loben und liegt, wie das dort darge- 
Der sich an den nur schwach verästel- D US ER 4 stellt ist, in der Linie der weit auf 
ten und unten kurz dreispitzig enden- AN die Seiten hinaufgerückten Umbilikal- 
den ersten Laterallobus anschliessende SrvonWleantnoceras knoten. Der zweite Lateralsattel ver- 
Lateralsattel wird durch einen sehr cf. Woollgari ‚Mant. sp. breitert sich nach oben und wird durch 
kurzen Secundärlobus in zwei ungleiche (Das Original ist sehr einen kurzen Einschnitt in zwei breite 


verdrückt.) Aeste getheilt. 


Lappen getheilt. Der nun folgende 
zweite Laterallobus bleibt in seiner Wenn trotz dieser Beziehungen 
unser Ammonites cfr. Woollgari bei Acanthoceras belassen wird, so geschieht dies einmal, weil er in der 
Jugend keinen Kiel, sondern eine Zahnreihe besitzt und eine solche oft auch bei grösseren Exemplaren noch 
erhalten bleibt und dann wegen der Geradheit der Rippen, welche bei Schlönbachia in der Regel bei An- 
näherung an den Siphonalkiel nach vorn umbiegen. Dieselben Gründe sprechen auch gegen die Vereinigung 
mit Prionotropis, bei Aufstellung welcher Gattung Meek den Ammonites carolinus d’Orb.. im Auge 


hatte, den er fälschlich mit Ammonites Woollgari identificirte. 


Dieses Acanthoceras cfr. Woollgari kommt im Labiatus-Pläner vor und wurde darin bei Leubnitz 


Leutewitz und Cotta gefunden. 


Acanthoceras Woollgari Mant. spec. 
Eieg7Eumgs- 

Ausser den soeben beschriebenen Ammoniten enthält die Kreide Sachsens noch andere, die denselben 
zwar durchaus ähnlich sind, bei denen jedoch die Umbilikalknoten dicht am Nabelrande liegen und bei denen 
die Rippen namentlich in der Jugend schräg gestellt sind. Sie wurden bisher nur in Bruchstücken gefunden, 
die sich schwer mit Sicherheit beurtheilen lassen und von denen wir zwei umstehend abbilden. Sie 
scheinen dem echten Acanthoceras Woollgari zu entsprechen. 

Diese Art kommt in dem nächst höheren Horizonte als die vorbeschriebenen Stücke, nämlich dem 
Brogniarti-Mergel von Räcknitz vor. Der nämliche Horizont tritt in der Sächsischen Schweiz an den Ge- 
hängen des Hohen Schneebergs bei Bodenbach zu Tage. Auch hier wurden von A. Fritsch ähnliche 
Ammoniten-Fragmente gefunden, und zwar sowohl im Pläner, wie in dem diesen unterteufenden Sandstein. 
Aus dem Strehlener Plänerkalk liegt kein Exemplar vor, das sich zweifellos mit dieser Art identificiren 
liesse. Die von Geinitz citirten und abgebildeten Stücke gehören vielmehr der nächstfolgenden 


Species an. 


150 Wilhelm Petrascheck. [20] 


Fig. 7. Fig. 8. 


Acanthoceras Woollgari Mant. spec. Aus dem Acanthoceras Woollgari Mant, spec. ebendaher, 
Brogniarti Pläner von Räcknitz. Original in der Original im k. mineral. Museum. 
Sammlung der Techn. Hochschule. 


Acanthoceras Schlüterianum Laube und Bruder. 
Taf. X (IV), Fig. 3, Taf. XI (V), Fig. 3, Taf. XI (VI), Fie. 1. 


1872. Ammonites Woollgari (Mant.), Fritsch u. Schlönbach: Cephalop. d. böhm. Kreide, pag. 30, Taf. IV ex parte. 
1872—706. „ n a Schlüter: Gephalop. d. deutschen Kreide, pag. 25, Taf. XII, Fig. 5, 6. 

187175. „ n > Geinitz: Elbthalgebirge II., pag. 184, Taf. XXXII, Fig. I ex parte. 

1886. Acanthoceras Schlüterianum, Laube u. Bruder: Ammon. der böhm. Kreide, pag. 236, Taf. XXIX, Fig. 2 u. 3. 


zZ 


Die Unterschiede dieser Art vom Acanthoceras Woollgari, mit dem sie wiederholt vereinigt wurde, 
liegen bei den grösseren Exemplaren in der ungleichförmigen Ausbildung der Rippen, bei den Jugend- 
zuständen hingegen in der grösseren Zahl der Rippen. In der Jugend dem Acanthoceras Rhotomageuse 
Brongn., mit dem sie früher wohl auch verwechselt worden ist, sehr ähnlich, unterscheidet sie sich von 
diesem wesentlich nur durch die flachere Gestalt. 

Die Involution ist gering, wie bei Acanthoceras Woollgari, der Nabel daher weit. Die Windungen 
tragen in der Jugend 24—30 gerade, scharfe, schräg nach vorn gestellte Rippen, die gegen -aussen merklich 
kräftiger werden. Manche von ihnen entspringen unregelmässig in einem schwachen Umbilikalknoten, anderen 
fehlt dieser, wieder andere erreichen überhaupt nicht den Nabelrand, sondern verlöschen vorher. Auf der 
Externseite tragen die Rippen fünf Reihen von Knoten. Diejenigen der siphonalen und der beiden inneren 
sind sägezahnartig scharf und schmal, die der beiden äusseren rundlich. Diese letzteren werden bei weiterem 
Wachsthum kräftiger, jedoch nicht alle in gleichem Maasse. Bei dem Originale zu Geinitz’s Fig. I zeigt 
es sich besonders deutlich,!) dass immer je zwei nebeneinander liegende Knoten, deren Rippen gleichfalls 
schwache Verstärkung erfahren, besonders hervortreten, während die dazwischen liegenden, ebenfalls zwei 
oder drei an Zahl, abgeschwächt erscheinen. Auch die von Laube und Bruder als Acanthoceras hippo- 
castanım Sow. bezeichneten Fragmente dürften diesen Zustand darstellen. Das Original zu der von diesen 
Autoren herangezogenen Fig. 3@ und 5 auf Taf. XXXIII im Elbthalgebirge II spricht ebenso, wie ein aus 
den Malnitzer Schichten (Zone IV, Zahalka’s) von Bechlin bei Raudnitz in Böhmen vorliegendes Bruchstück 
dafür. Auch ist die im Vergleich zum Acanthoceras hippocastanıım Sowerby’s geringe Involubilität dieser 
Stücke zu beachten. 

Im weiteren Verlaufe des Wachsthums verkürzen sich die Rippen, deren Knoten schwächer ge- 
blieben waren, soweit, dass sie nur noch auf der Aussenseite hervortreten, während die beiden verstärkten 


!) Seine Abbildung hebt es nicht genügend hervor. 


[21] Die Ammoniten der sächsischen Kreideformation I5I 


Rippen auf den Seiten zusammenfallen und ihre Knoten sich zu einem kräftigen Buckel vereinigen. Auf 
der Aussenseite sind die beiden Rippen, aus denen sie hervorgegangen sind, noch getrennt vorhanden. 

Diese Verhältnisse wurden zwar von Laube und Bruder nicht besonders hervorgehoben, lassen 
sich jedoch, einmal erkannt, auch aus ihren Abbildungen ebenso wie aus derjenigen Schlüter’s herauslesen. 

Noch später verschwinden die kurzen Zwischenrippen ganz und die noch getrennt gebliebenen Theile 
der die kräftigen Knoten tragenden Rippenpaare verfliessen und greifen als dicker Wulst über die Aussen- 
seite hinweg. 

Alle die beschriebenen Veränderungen vollziehen sich im Verlaufe einer Windung. Sie nehmen bei 
einem Durchmesser von 96 mm Anfang und erreichen den zuletzt beschriebenen Alterszustand bei einem 
solchen von 350 mm. 

Das bisher nur aus dem Pläner des Weissen Berges bei Prag und aus dem Malnitzer Grünsand- 
stein Böhmens bekannte Acanthoceras Schlüterianum kommt in Sachsen im Labiatus-Pläner von Kemnitz, 
Briesnitz, Leutewitz und Cotta, sowie im oberturonen Plänerkalke Strehlens vor. Eine Bemerkung 
Schlönbach’s!) weist darauf hin, dass an letztgenanntem Orte die tieferen Gesteinspartien diesen Ammo- 
niten beherbergten. Eine dieser Art zum mindesten sehr nahestehende wurde von Blankenhorn?) kürzlich 
als Acanthoceras athleta aus der oberen Kreide Siebenbürgens beschrieben. 


Acanthoceras cfr. Choffati Kossmat. 
Taf. X (IV), Fig 2a, b. 
1898. Acanthoceras Choffati, Kossmat: Untersuch. üb. d. südindische Kreideform., pag. 119, Taf. XV, Fig. 1a, b, c. 


Ein Bruchstück eines enggenabelten Ammoniten hat grosse Aehnlichkeit mit der indischen Art, 
jedoch ist es bei seiner Mangelhaftigkeit nicht möglich, es mit voller Sicherheit zu bestimmen. Dasselbe 
gilt von einem zweiten Exemplare, das durch Compression stark gelitten hat. Die hohen Flanken sind von 
zahlreichen, enge stehenden, sichelföürmig gekrümmten Rippen bedeckt, von denen einzelne oder Paare sich 
am Nabelrande zu einem kleinen Knoten verdicken, während andere daselbst verlöschen, ohne dass es zur 
Bildung eines Umbilikalknotens kommt. Auf den Seiten gabeln sich einzelne Rippen oder es schalten sich 
zwischen die Paare und auch in die Paare kürzere Schaltrippen ein. Die Rippen, welche flachrundlich 
sind und durch etwas schmälere Zwischenräume getrennt werden, setzen über die gerundete Aussenseite 
hinweg und werfen daselbst drei Reihen von Knoten auf, von denen die mediane am frühesten verschwindet. 


Beide Exemplare wurden im Labiatus-Pläner der Müller’schen Ziegelei bei Leubnitz gefunden. 


Acanthoceras Neptuni Gein. spec. 
1871—75. Ammonites Neptuni, Geinitz: Elbthalgebirge II, pag. 185, Taf. XXXVI, Fig. 4. 

Von dieser seltenen Art liegen ausser den drei Geinitz’schen Stücken, von welchen zwei im Elb- 
thalgebirge und im Quadergebirge abgebildet sind, nur noch ein weiteres aus der Sammlung des Herrn 
Kühnscherf vor. Wir können der Beschreibung Geinitz’s nichts hinzufügen, müssen jedoch hervorheben, 
dass nicht alles, was in der Literatur mit obigem Namen belegt worden ist, hierher gehört. Gekannt 
wurde die Art von A. Fritsch, der sie aus dem Pläner von Laun abbildet. Von den Darstellungen 
Schlüter’s gehören die Figuren 2, 3, 4 und allenfalls 7 auf Tafel XI hierher, die Stellung der anderen 
ist mehr oder weniger zweifelhaft. Zum Theil erinnern dieselben an Jugendzustände des Acanthoceras 
Schlüterianum Lbe. u. Brud. 

An dem Querschnitt der Fig. 4 Schlüter’s erscheint die Aussenseite gerade abgestutzt, auf ihr 
erhebt sich der schmale, scharfe Zahn der Siphonalreihe. An einem der Originale Geinitz’s ist jedoch 
sichtbar, dass sich die Zähne an ihrer Basis verbreitern, wodurch der Bauch eine etwas dachförmige 
Gestaltung annimmt. Dieses Exemplar ist im Elbthalgebirge in der Seitenansicht abgebildet. Man erhält 
durch die Figur die irrige Vorstellung, als seien die Rippen vor der Bauchkante gebläht. Es tritt jedoch 


") Jahrb. d. k. k. geolog. Reichsanst., Bd. 18, pag. 140. 
2) Zeitschr. deutsche geol. Gesell., Bd. 52 (1900), pag. 33. 


Wilhelm Petrascheck. [22] 


„ 
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an der Stelle der unter diesen scheinbaren Auftreibungen liegenden vermeintlichen Einschnürungen eine 
Reihe schwacher, quer zu den Rippen gestellter Knoten auf. Sulche zeigen auch die Figuren Wood’s!), 
trotzdem erscheint auch bei diesen die Richtigkeit der Bestimmung unwahrscheinlich, denn die Rippen sind 
nach der Abbildung scharf, während ihr Querschnitt flach, gerundet sein müsste. Die generische Bezeichnung 
Prionotropis, wie sie Wood anwendet, ist, solange es nicht gelingt nachzuweisen, dass die inneren 
Windungen einen glatten Kiel besitzen, bedenklich. 

H. B. Geinitz erwähnt das Acanthoceras Neptuni aus dem mittelturonen Plänermergel von der 
Walkmühle bei Pirna. Die im mineral. Museum noch aufbewahrten Belegstücke gehören jedoch nicht zu 
dieser Art, sondern zu dem später zu beschreibenden Prionotropis carolinus d’Orb. spec. Aus Böhmen 
hingegen wird obige Art aus dem nämlichen Horizonte, d. i. den Launer Kalkknollen (Zone V 1,2 Zahalka’s) 
durch A. Fritsch angeführt und abgebildet. Die vorliegenden Exemplare entstammen dem Strehlener 
Plänerkalke. Dass die Art in dem gleichalterigen Scaphiten-Pläner von Losch bei Teplitz vorkommt, lehrte 


uns ein von Herrn Prof. Dr. Hibsch übersandtes Stück. 


Acanthoceras spec. 
1871—75. Ammonites Neptuni Geinitz: Elbthalgebirge I, Taf. LXIV, Fig. 4. 

Ein von Geinitz zu Acanthoceras Neptuni gestelltes, dem Carinaten-Pläner von Plauen ent- 
stammendes Bruchstück eines sehr zierlichen Ammoniten unterscheidet sich von genannter Art hinlänglich 
durch das Fehlen von Umbilikalknötchen, durch die hohen, scharf leistenförmigen und zahlreicheren Rippen 
und durch die siphonale Höckerreihe, welche hier aus spitzen Tuberkeln von runder Basis gebildet werden. 
Das Gehäuse dürfte einer neuen Art angehören, deren Benennung jedoch bei dem fragmentaren Erhaltungs- 


zustand nicht rathsam ist. 
Prionotropidae Zittel. 


Prionotropis Meck. 


Wenn auch Meek diese Gattung hauptsächlich für Acanthoceras Woollgari Mant. aufstellte, so hatte 
er dabei doch den Ammonites carolinus d’Orb., den er mit Acanthoceras Woolgari vereinigte, im Auge, 
wie daraus hervorgeht, dass der Gattung stark nach vorn gekrümmte Rippen und ein in der Jugend glatter 
Kiel eigenthümlich sein sollen. Durch diese Eigenschaften nähert sie sich den Schlönbachien, in deren 
Verwandtschaftskreis man sie auch stellt. Als ebenfalls hierher gehörend, werden noch der Ammonites 
Germari Reuss, serrato-carinatus Stol. und Bravaisianus d’Orb. betrachtet. 


Prionotropis carolinus d’Orb. spec. 


1840. Ammonites carolinus d’Orbigny: Paleont. frangaise terr. cret. vol. I, pag. 310, Taf. IXC, Fig. 5—6. 
1850. 5 Woollgari d’Orbigny: Prodrome de Paleant., pag. 189. 
1872— 76. n carolinus (d’Orb.), Schlüter: Cephalop. d. ob. deutsch. Kreide, pag. 27, Taf. IX, Fig. 6. 


1876. Prionotropis Woollgari, Meek: Invertebr. cretac. foss. of upper Missouri. Rep. Un. States geol. surv. of the 
territ. Vol. IX, pag. 455, Taf. VII, Fig. T'c, d. f. ex parte. 
1881. Ammonites carolinus (d’Orb.), Windmöller: die Entwickelung des Pläners bei Lengerich. Jahrb. d. preuss. 

geol. Landesanst., pag. 33. 

1886. Acanthoceras carolinum (d’Orb.), Laube u. Brud.: Ammon. d. böhm. Kreide, pag. 232, Taf. XXVIL, Fig. 1. 

Die Unterschiede zwischen Prionotropis carolinus und Acanthoceras Woollgari wurden von Sharpe 
und neuerlich von Schlüter hervorgehoben, und ist es in der That möglich, beide Arten sicher nach 
gewichtigen Merkmalen zu unterscheiden, so dass eine Vereinigung ausgeschlossen ist. 

Es liegen eine Reihe mehr oder weniger mangelhafter jugendlicher Formen, sowie zwei Bruchstücke 
älterer vor. Auf ersteren zählen wir auf einem Gehäuse von 15 mm Durchmesser 39, auf einem anderen 
von 25 mm Durchmesser 32 scharfe, schräg gestellte, oberhalb der Seitenmitte nach vorn gebogene Rippen, 
welche durch breitere Zwischenräume getrennt werden. Auf den Fragmenten grösserer Exemplare treten die 


Rippen weiter auseinander und dürfte ihre Zahl mit Schlüter’s Angaben übereinstimmend eine geringere 


) On the molluska of the Chalk rock, Quat. Journ. 1896, Bd. 52, pag. 72, Taf. III, Fig. 1—4. 


[23] Die Ammoniten der sächsischen Kreideformation. 153 


sein. An der Bauchkante werfen die Rippen einen kleinen, in der Richtung der Spirale in die Länge ge- 
zogenen Knoten auf, im mittleren Alter zeigen sie schon vorher eine geringe Anschwellung. An Stelle des 
in der Jugend glatten und niedrigen Kieles tritt später ein hoher sägeförmiger, dessen Zähne mit den Rippen 
correspondiren. 

Der Ammonit wurde in etlichen Exemplaren in dem das Hangende der Labiatus-Stufe bildenden 
Mergel zwischen Räcknitz und Plauen gesammelt. Aus dem äquivalenten Horizonte im Gebiete der 
sächsischen Schweiz, nämlich dem Brongniarti-Pläner liegt er von der Walkmühle bei Pirna sowie vom 
Hohen Schneeberge vor, woselbst er am Silberborn von Herrn Prof. Hibsch und an der Wassigquelle 
von Herrn Prof. A. Fritsch gefunden wurde. Ausserhalb Sachsens ist die Art aus dem Pläner vom 
Weissen Berge bei Prag aus dem Brongniarti-Pläner Westphalens und dem Turon Frankreichs bekannt ge- 
worden. Meek bildet sie aus den Kreideschichten der Black Hills, Dakota, ab. 


Schlönbachia Neumayr. 

Durch die Arbeiten Grossouvre’s und Kossmat’s haben die zahlreichen Arten dieser Gattung 
eine Sichtung und Gruppirung erfahren, durch welche die verschiedenartigen Beziehungen dieses grossen 
Geschlechtes zu anderen aufgedeckt werden. Nach den bisherigen Erfahrungen spielen die Schlönbachien 
in den sächsischen Kreideablagerungen eine höchst unbedeutende Rolle, sie gewinnen aber dadurch ein 
umso höheres Interesse, dass die eine Art dem ganzen hercynischen Kreideareale fremd ist, während die 
zweite in den Verwandtschaftskreis einer Species (Schlönbachia inflata Sow.) gehört, deren Verbreitung 


nach und nach auf der ganzen Erde erwiesen worden ist. 


Schlönbachia varians Sow. spec. 


1817. Ammonites varians, Sowerby: Mineral Conchologie, pag. 226, Taf. CLXXVI. 


1822. n 5 (Sow.), Mantell: Geology of Sussex pag. 115, Taf. XXI, Fig. 2, 5, 7. 

1840. r » »  @Orbigny: Paleontologie franc. terr. cret., pag. 311, Taf. IIXC, Fig. 3—5. 
184649. n » »  Quenstedt: Petrefactenkunde, Cephalopoden, pag. 212, Taf. XVII, Fig, 49. 
1853. „ n » Sharpe: Molluska of the Chalk, pag. 22, Taf. VIII, Fig. 5—10. 

187275. „ n »„ Schlüter: Cephalop. der ob. deutsch. Kreide, pag. 10, Taf. IV, Fig. I—12. 


Dass diese im nördlichen Deutschland recht häufige, den Kreideschichten Böhmens, Schlesiens und 
Bayerns aber völlig fehlende Art in dem äusserst nordwestlichen Zipfel der heutigen Kreiderelicte Sachsens 
vorkommt, wurde 1877 von Geinitz!) an der Hand der Dittmarsh’schen Sammlung nachgewiesen. 
Das Lager des Ammoniten war der den Syenit der Rathsweinberge Meissens direct überlagernde, den 
Carinatenpläner unterteufende eisenschüssige sandige Mergel. 

Die im Besitze des mineralogischen Museums befindlichen Exemplare, nämlich ein vollständiges 
Gehäuse von 43 mm Durchmesser und ein Bruchstück eines grösseren Steinkernes liegen uns vor. Durch 
den kräftigen und glatten Siphonalkiel die Höcker an der Bauchkante, die schwach sichelförmigen, sich 


auf der Mitte der Seiten gabelnden Rippen ist die Art unzweifelhaft sicher erwiesen, 


Schlönbachia gracillima Kossmat. 
Taf. IX (II), Fig. 3a, b. 
1865. Ammonites Candollianus (Pict.), Stoliczka: foss. cephal. of. southern India., pag. 51, Taf. XXX, Fig. 4. 
1897. Schlönbachia gracillima, Kossmat: Untersuch. üb. süd.-ind. Kreideform., pag. 98, Taf. VIII, Fig. 7. 
Diese schöne Art ist durch geringe Involubilität, durch entferntstehende Rippen, von denen kurze 
mit längeren, bis zum Nabelrande reichenden, abwechseln, und deren Gesammtzahl auf einem Umgange 21 
betragen mag, charakterisirt. Die Rippen tragen unter der Bauchkante eine schwache knotenartige Ver- 


diekung und gehen nach vorn langsamer als nach hinten in die Flanken über. An der Bauchkante enden 


1) Sitzungsb. Isis 1877, pag. 74. 


154 Wilhelm Petrascheck. [24] 


sie in einem nach vorn und aussen langsamer verflachenden Knötchen, an denen wir allerdings die von 
Kossmat zum Vergleich herangezogene Gestaltung ähnlich derjenigen eines Apfelkernes nicht recht 
herausfinden können, Zwischen diesen Knötchen erscheint die Aussenseite eingesenkt und tritt auf ihr der 
Sipho hervor. 

Diese nach Kossmat der unteren Ootatoorgroup angehörende Art wurde von Herrn E. Kühnscherf 


im Labiatus-Pläner von Cotta gesammelt. 


Stratigraphische Ergebnisse. 


Wenn auch durch die vorstehenden Untersuchungen die Artenzahl der aus der sächsichen Kreide 
bekannten Ammoniten eine beträchtliche Vermehrung erfahren hat, so ist doch der Reichthum derselben 
noch nicht erschöpft, denn es verbleiben noch einige Exemplare, die wenigstens vorläufig als nicht oder nicht 
genügend sicher bestimmbar zurückgelegt werden mussten. 

Da darnach gestrebt wurde möglichst alles, was an Ammoniten von verschiedenen Sammlern 
zusammengebracht worden war, in den Kreis der Betrachtungen zu ziehen, steht die Summe der untersuchten 
Stücke sicherlich nicht sehr weit hinter der Gesammtzahl aller Funde zurück. Es sind daher die in nach- 
stehender tabellarischen Uebersicht enthaltenen ziffermässigen Angaben der untersuchten Exemplare im Stande, 
die Verbreitung der einzelnen Arten in den verschiedenen Horizonten und innerhalb derselben in den beiden 
Facies derselben zu illustriren. 

In allen Horizonten ist die Facies des Pläners beträchtlich reicher an Ammoniten als diejenigen 
des Quaders. Unzweifelhaft mag dabei die leichte Zerstörbarkeit der Gehäuse von Einfluss sein. Es muss 
jedoch hervorgehoben werden, dass die Reste von Ammoniten keineswegs auf solche Quadersteine beschränkt 
sind, die wegen der Feinheit ihres Kornes, ihres Gehaltes an Calciumcarbonat oder anderer Ursachen 
halber als zur Erhaltung der zarten Gehäuse besonders geeignet erscheinen möchten. 

Die verschiedenen Horizonte nach ihren Ammoniten zu charakterisiren hält schwer, da manche 
Arten, von denen man gewöhnlich annimmt, ‚dass sie einem bestimmten Niveau eigenthümlich seien, bei 
uns durch mehrere Zonen hindurch gehen. 

Im Carinaten-Quader findet man nicht selten allein das Douvilleiceras Mantelli Sow. Bei Schlön- 
bachıa variaus Sow. ist es nicht ganz sicher, ob sie dem Horizonte des Carinaten-Quaders oder dem- 
jenigen des Carinaten-Pläners angehört. Wir halten das erstere für wahrscheinlicher, da das Material der 
Steinkerne ein sandiger rother Mergel ist, während der Carinaten-Pläner an ihrem Fundorte als grauer 
Kalk entwickelt ist. 

Douvilleiceras Mantelli geht ebenso wie Pulchellia Gesliniana d’Orb. aus dem Carinaten-Quader 
in den darüber liegenden Carinaten-Pläner hinauf. Auffallend möchte das Auftreten von Pachydiscus 
peramplus in einer Schicht, deren Fauna entschieden cenomanes Gepräge trägt, erscheinen. Wir hatten bei 
früherer Gelegenheit zeigen können, dass der Carinaten-Pläner einem Horizonte gleich zu stellen ist, der 
durch das Auftreten von Actinocamax plenus in Westphalen und Frankreich in weiter Verbreitung bekannt 
ist!). Als einem Grenzhorizonte zwischen Cenoman und Turon ist es strittig, ob man ihn zu ersterem oder 
bereits zu letzterem zählen soll, wozu man namentlich in Frankreich jetzt geneigter ist. Es ist naturgemäss, 
dass in einer solchen Zone eine Mischung cenomaner und turoner Fossilien vorhanden sein muss, und hat 
von diesem Gesichtspunkte aus das Vorkommen des Pachydiscus peramplus nicht nur nichts Auffallendes 
an sich, sondern erscheint vielmehr durch das Alter der Schicht wohl begründet. Auch in Frankreich 
kennt man die Art bereits aus der Plenus-Zone?). Hervorzuheben ist, dass nach den Beobachtungen des 
Herrn Lehrer Ebert der Pachydiscus peramplus bei Ockerwitz namentlich in den hangenden Bänken ent- 


1) Studien. über Faciesbildungen im Gebiete der sächs. Kreideformation, Abhandl. d. Isis. 1899, pag. 51. 
2) Lapparent, trait@ de ge£ologie II, pag. 1553. 


[25] Die Ammoniten der sächsischen Kreideformation. 


155 
Ammonitenfauna der sächsischen Kreideformation. 
S 5) {=} = {=} B = Ss ‚ 
5 3 g Labiatus- | & © 2 ee = = = 
©, 82 pr | ar Les Sl ar | a | "> 
Placenticeras Memoria Schlönbachi Lbe.u.Brud. | -- | 5 I | - - 
— Orbignyanum Gein. — | 
Puzosia Austeni Sharpe 5 | 
—_ montis albi Laube u. Brud. . — | — 1-7 12 
—  Gaudama Forbes — | —- | — | — | —- | — | — | 2 | — | — | — 
Muniericeras dresdense nov. spec. . — ll — | | | — I — 1 | — 
Pachydiscus peramplus Mant. ZA | | elre) 
= SOON N ala 2 a | me 
— Lewesiensis Mant. . — || 2 — || — || — 
Pulchellia Gesliniana d’Orb. I 16 — | || — 
Mammites nodosoides Schloth. | ze tl a I ee EZ I — 
—_ michelobensis Lbe. u. Brud. . ZN RR | ||| at ol | | 
—_ Footeanus Stol. . | — 1, 2 | | I Ir 
-- cfr. crassitesta Stol. N all || NN — || = 
— binicostatus nov. spec... . za All | |) | 
Douvilleiceras Mantelli Sow. 22 | IO Tel a | Ile || le 
Acanthoceras Fleuriausianum d’Orb. || || Zell 
Eu efr. Woollgari Mant. Oel 
—_ Woollgari Mant. . Ze | | le er 
= Schläterianum Lbe. u. Brud. u | a = ee 2a re (| 
= cfr. .Choffati Kossm. . . a ee | | 
= Neptuni Gein.. . . Ze N ee I ee Ile 
— spec. ed TE I ie el | lee ee 
Prionotropis Carolinus d’Orb. . 7 | ee | ES a | 
Schlönbachia variaus Sow. 2 u el. ya: || Nee || re 
— gracillima Kossm. — | — | — || a2 | || | |) 
Beiträge zur Paläontologie Oesterreich-Ungarns. Bd. XIV. 2I 


156 Wilhelm Petrascheck. [26] 


halten war. Ebenso ist das im Carinaten-Pläner und im gleichalterigen Plänersandstein aufgefundene 
Placenticeras Memoria Schlönbachi aus turonen Schichten Böhmens beschrieben. 

Die Ammoniten-Fauna der unterturonen Labiatus-Stufe, dem dem Ligerien entsprechenden Niveau, 
stimmt vollkommen mit derjenigen Frankreichs überein. Sie ist ausgezeichnet durch das Ueberhandnehmen 
der geknoteten Ammoniten, der Gruppe der armati Leopold von Buch’s. Mammites nodosoides wird 
als Leitfossil neben dem /noceramus labiatus Schloth. genannt und ist als solches aus den verschiedensten 
Gegenden bekannt geworden. Er liess sich nur in einem Exemplar nachweisen und wird durch den 
Mammites michelobensis vertreten, unter dessen Jugendzuständen, durch den Mangel der Sutur nicht heraus- 
findbar, sich vielleicht noch mehr Exemplare verbergen können. Ein dem Acanthoceras Woollgari nahe- 
stehender Ammonit tritt hier ebenso wie in Böhmen in Gemeinschaft mit Acanthoceras Fleuriausianum 
Pachydiscus peramplus und überdies mit Mammites binicostatus, einem nahen Verwandten des Mammites 
Rochebrunei Coqu. bereits in der Labiatus-Stufe auf. Eine ganz ähnliche Vergesellschaftung kennt man aus 
Ligerien Aquitaniens und des Departements Charente inferieure'). 

Es muss noch darauf aufmerksam gemacht werden, dass alle die zahlreichen Exemplare des Mam- 
mites michelobensis sowohl wie des Mammites binicostatus an einem einzigen Orte, der Müller’schen 
Ziegelei zwischen Leubnitz und Goppeln autgehoben wurden, einem Orte, auf den zuerst Beck?) die 
Aufmerksamkeit lenkte und der sich seitdem als reiche Fundstätte, namentlich an Cephalopoden erwiesen 
hat. Acanthoceras cfr. Woollgari und Schlüterianum hingegen kamen zur Mehrzahl in der Umgebung 
von Cotta und Briesnitz vor. Es sind bisher noch keine Gründe bekannt geworden, die zur Annahme 
verschiedener Zonen mit abweichender Fauna innerhalb der Labiatus-Stufe zwingen, so dass vielleicht auch 
andere Ursachen die eigenthümliche Differenzirung der Fauna in den beiden Gegenden bewirkt haben können. 
Es sei an Walther’s Theorie von der pseudoplanktonischen Trift der leeren Cephalopodengehäuse erinnert. 

Der nächst jüngere Horizont ist durch das Erscheinen des /noceramus Brongniarti Sow. 
und Micraster cor testudinarium Goldf. charakterisirt. Die Funde von Ammoniten, und zwar Prionotropis 
carolinus und Acanthoceras Woollgari, sowohl an den Abhängen des Hohen Schneeberges in der Sächsischen 
Schweiz und bei der Walkmühle unweit Pirna, wie bei Räcknitz, nahe Dresden, sind ein neuer Beleg für die Identität 
des Horizontes in beiden Gebieten. Bei Dresden kommt noch Pachydiscus peramplus hinzu. Von Bedeutung für 
die Recognoscirung des Alters dieses Niveaus ist das Vorkommen des erstgenannten Prionotropis carolinus, da 
dieser in Böhmen sowohl wie in Westphalen im Brongniarti-Pläner (im Sinne Schlüter’s) nachgewiesen wurde. 

Das Erscheinen von #Heteroceras Reussianum d’Orb., das reichliche Auftreten von Scaphites 
Geinitzi d’Orb. und das Ueberhandnehmen des Pachydiscus peramplus charakterisiren den Plänerkalk 
von Strehlen und Weinböhla. Als diesem Horizonte eigenthümlich wird von Schlüter das Acantho- 
ceras Neptuni, das ja von Strehlen zuerst beschrieben wurde, angeführt. Es darf jedoch nicht übersehen 
werden, dass diese Art in Böhmen bereits in älteren Schichten nachgewiesen worden ist. 

Für die Altersbestimmung der jüngsten Stufen unserer Kreideablagerungen endlich versagen 
die Ammoniten vorläufig noch völlig. Das Placenticeras Orbignyanum aus dem Scaphitenthon von Zatschke 
deutet zwar noch auf die Nähe der Grenze zwischen Turon und Senon hin, der specifisch nicht bestimmbare 
Pachydiscus des Ueberquaders aber gibt gar keinen Anhaltspunkt mehr. 

Ueberblickt man die Ammoniten-Fauna unserer Kreideablagerungen (vergleiche die Tabelle), so fällt 
die nicht unbeträchtliche Verschiedenheit von derjenigen Norddeutschlands auf. Aus dem benachbarten 
Böhmen ist uns hingegen nahezu alles bekannt, was soeben aus Sachsen beschrieben worden ist. Solche 
Verwandtschaftsverhältnisse sind schon längst nachgewiesen worden, Sie führten Gümbel dazu, die Kreide- 
ablagerungen Sachsens, Böhmens, Schlesiens und von Regensburg als hercynisches Procänreich zu einem 
besonderen Faunenreiche zusammenzufassen, einem Begriff, der sich sowohl auf stratigraphische wie auf 
paläontologische Eigenthümlichkeiten, die namentlich in den älteren Theilen unseres Kreidesystems, im 
Cenoman und Unterturon deutlich hervortreten, gründet. Versagt doch die im nördlichen Deutschland, im 


Bd. 17 (1889), pag. 475. 
*) Erläut. zu Sect. Dresden der geolog. Specialkarte des Königreiches Sachsen, pag. 56. 


157 


Die Ammoniten der sächsischen Kreideformation. 


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158 Wilhelm Petrascheck. [28] 


- 
Pariser Becken wie in England übereinstimmend durchführbare Dreitheilung des Cenomans für das hercynische 
Kreideareal völlig. Nun ist allerdings nicht nöthig, dass bei uns der ganze cenomane Schichtencomplex, wie 
er in den genannten Gegenden ohne Unterbrechung auf die untere Kreide aufgelagert ist, zur Entwickelung 
gelangt ist. Fehlt es doch auch in unseren Gegenden nicht an Anzeichen dafür, dass die Zeit der Senkung 
bis weit in das Turon hinein gedauert hat. Wofern auch bei uns nur die hangendsten der beispielsweise am 
Nordrande des Harzes vorhandenen cenomanen Schichten zur Ablagerung gekommen sein sollten, so ist es 
doch nicht möglich, das sächsische Cenoman auch nur mit einer, etwa der obersten der drei dortigen 
cenomanen Zonen zu identificiren, denn es fehlt an den nöthigen Leitfossilien, vor allem an denjenigen 
aus der Klasse der Ammonoidae. Des Acanthoceras Rhotomagense Defr. und der Schlönbachia variaus 
Sow., zweier im Vorlande des Harzes so verbreiteter Leitfossilien, entbehrt die hercynische Kreide fast 
völlig. Von ersterer Art wies Römer ein einziges Exemplar im grobkörnigen Sandstein von Leobschütz 
nach und nur Drescher!) und Williger?) citiren sie noch aus der Löwenberger Kreidemulde, von 
letzterer Art dagegen sind die oben erwähnten zwei von Meissen stammenden Stücke alles, was sich trotz 
der langjährigen systematischen Ausbeutung verschiedener reicher Fundorte cenomaner Fossilien gewinnen 
liess. Es ist gewiss nicht Zufall, dass die Reste dieser Art gerade in dem äusserst nordwestlichen, also der 
subhereynischen Kreide am nächsten gelegenen Zipfel der ausgedehnten Relicte des hereynischen Kreide- 
reiches gefunden wurden. Ja, die Beschaffenheit der beiden Stücke schliesst die Möglichkeit, dass sie von 
einer einzigen Schale herstammen können, die noch, ehe sie in die Sedimente der Klippenfacies eingebettet 
wurde, zerbrach, durchaus nicht aus, so dass es wohl denkbar ist, dass es sich hier um ein vereinzeltes, ver- 
schlagenes Gehäuse handelt. Erst weit im Osten ist diese Art, die doch leicht und sicher wieder zu er- 
kennen ist, aufgefunden worden. Radkewitsch°) wies sie im Östlichsten russischen Theile der podolischen 
Platte nach. Nikitin?) führt sie aus dem Centrum Russlands, wo wieder untere Kreide mit verschiedenen 
Arten von Hoplites und Olcostephanus das Cenoman unterteuft, an. Auch im Gouvernement Saratov ist 
diese Art über der unteren Kreide durch Sinzov) entdeckt worden. Simonowitsch‘) und Fournier’) 
fanden sie im Cenoman des Kaukasus, das ebenfalls in ununterbrochener Schichtenfolge der unteren Kreide 
aufliegt. Im Westen kommt Schlönbachia variaus zwar gar nicht selten in dem transgredirenden Grünsand 
von Essen vor, jedoch zeigen die Tiefbohrungen an, dass derselbe nicht gar weit über den Rand des 
Gaultbeckens hinausgreift. Eine analoge Deutung lässt das Vorkommen im Cenoman des Ohmgebirges zu. 
In den transgredirenden Cenomanschichten der Ardennen hat Barrois°) nirgends diesen Ammoniten ge- 
funden, und im Gebiete des fossilreichen Cenomans in dem französisch-belgischen Grenzdistricte ist die 
Tourtia von Tournay und Montignies sur Roc die einzige Localität, von der diese Art durch Cornet und 
Briat’) namhaft gemacht wird, und auch dieser Ort liegt nane am Rande der Ablagerungen des Albiens, 
die von Barrois!°) noch bei Valencienne erwiesen worden sind. Das Auftreten dieser Art in dem trans- 
gredirenden Cenoman der südwestlichen Departements Frankreichs!!) und in der Kreide Irlands?) ist ein ganz 


1) Zeitschr. d. deutsch. geol. Ges. 1863, pag. 333. 

2) Jahrb. preuss. geol. Landesanst. 1881, pag 62. 

3) Citirt nach Karakasch, Fortschritte im Studium der Kreideablagerungen Russlands. Ann. geol. et min. 
de la Russie Vol. III, Nr. 7, pag. 140. 

*) M&em. du comite geologique V, Nr. 2 (1888), pag. 170 

5) Notizen über die Jura, Kreide und Neogenablagerungen der Gouvernements Saratov etc. Odessa 1899, pag. 68. 

6) Citirt nach Karakasch, la faune des couches cr&tac&es des vall&es du versant septentrional de la chaine 
principale du Caucase. Trav. soc. natur. St. Petersbourg, Vol. 22 (1893). 

?) Citirt nach Karakasch, Fortschritte, pag. 159. 

®) Mem. sur le terrain cretac& des Ardennes. Ann. soc. g&ol. du Nord, t. 5 (1878), pag. 225. 

°) Descript. mineral. pal&ont. et geol. du terrain cretac& de la province du Hainaut. M&m. et publicat. de la 
soc. des sciences du Hainaut JII. ser., t. I (1867), pag. 168. 

10]. e., pag. 265. 

ı) Vgl. Grossouvre, Bull. soc. geol. Fr. III. ser, t. XVII (1889) u. Guiller, Geologie du depart. de la 
Sarthe. Le Maus et Paris 1886. 

12) Vgl. Tate, Quat. Journ., Bd. 2I (1865) u. Hume. Quat. Journ., Bd. 35 (1897), pag. 540. 


[29] Die Ammoniten der sächsischen Kreideformation. 159 


analoges, d. h. unfernes von des Grenze der unteren Kreide. Die von Tiessen!) betonten Eigenthümlich- 
keiten in der Verbreitung der Avicula gryphaeoides und des Pecien asper deuten ebenso wie diejenige 
gewisser Echinodermen (Pygurus lampas, Codiopsis doma, Pyrına Desmoulinsi) auf ganz ähnliche Be- 
ziehungen hin. Es hat den Anschein, als ob in den Kreidearealen, in denen durch die 
cenomane Transgression weit ausgedehnte Landstrecken überflutet wurden, sich 
gleichartige faunistische Differenzirungen bemerkbar machen. 

In vier Arten unserer sächsischen Ammoniten (Mammites Footeanus, Mammites cfr. crassitesta, 
Acanthoceras cfr. Choffati und Schlönbachia gracillima) zeigen sich Anklänge an die indische Kreide, wo 
ebenfalls die Ablagerungen erst mit dem Cenoman beginnen.?) Die erstgenannte Art wird auch noch in 
Arabien und Portugal vermuthet, beidemale in Gegenden, in denen die untere Kreide fehlt. 

Unter den Kreideablagerungen des Pariser Beckens nehmen diejenigen der Touraine und des Thales 
der Loire eine gesonderte Stellung ein, denn es finden sich dort eine Reihe von Arten, die auf eine un- 
mittelbare Verbindung mit der Kreide des Departements Charente und somit auch durch Aquitanien mit 
dem mediterranen Kreidemeere hindeuten.’) In der Touraine und im Thale der Loire ist ebenso wie in der 
Charente und in Angoulöme untere Kreide nicht zur Ablagerung gekommen. Aus diesem Gebiete sind 
einige Ammoniten bekannt geworden, die sich sonst nirgend anderswo haben auffinden lassen, und es ist 
merkwürdig, dass zwei derselben (Pulchellia Gesliniana und Acanthoceras Fleuriausianum) sich gerade 
in dem sächsisch-böhmischen Kreidegebiete wiederfinden. Auch der in Westphalen nur als grosse Seltenheit 
vorkommende, hier aber häufiger auftretende Prionotropis carolinus, ist bisher nur noch aus den soeben 
genannten französischen Provinzen bekannt geworden. Endlich ist der, dem sächsischen Mammites bini- 
costatus sehr nahe stehende Mammites Rochebrunei Coqu. nur in eben dieser Gegend und dem sich an- 
schliessenden Aquitanien und der Provence verbreitet. Dort auch treten wie bei uns Pachydiscus peramplus 
und ein vermutlich mit dem unsrigen identisches Acanthoceras cfr. Woollgari bereits in der Labiatusstufe 
auf. Auch an Anklängen an die indische Kreidefauna fehlt es in besagter Gegend nicht, wie Grossouvre®) 
neuerlich nachgewiesen hat. 

Der unterturone Labitus-Pläner Sachsens ist besonders durch das zahlreiche Auftreten geknoteter 
Ammoniten gekennzeichnet. Aehnliches kennt man aus Portugal?) woselbst die Gattung Mammites durch 
das nahe verwandte Genus Vascoceras vertreten wird. Während bei Lissabon die untere Kreide ohne 
Unterbrechung auf den Jura folgt, liegt an der Mündung des Mondego das Cenoman discordant auf dem 
oberen Jura. Wie in Sachsen und Böhmen beginnt es mit pflanzenführenden Schichten, dann folgen fein- 
körnige Sandsteine und sandige Mergel mit Lamellibranchiaten, endlich kalkige Schichten mit Neolobites 
Vibrayeanus d’Orb., von dem ein Exemplar sehr an die Pulchellia Gesliniana des sächsischen Carinaten- 
Pläners erinnert. Eine schwache oolitische Bank trennt diesen Cenomancomplex vom Unter-Turon in dem 
Vascoceras-Arten in grosser Zahl auftreten und zuweilen unserem Mammites binicostatus recht ähnlich werden. 

Eine wiederholt beobachtete Thatsache ist, dass Transgressionen Invasionen anderer Faunen nach 
sich ziehen. Ein bekanntes Beispiel hierfür aus der Kreide ist die von Neumayr und Uhlig untersuchte 
Cephalopodenfauna des norddeutschen Hils, welche Merkmale zeigt, die auf eine Einwanderung aus dem 
Osten und Nordosten hinweisen. Aehnliche Erscheinungen dürften die Folge der cenomanen Transgression 
gewesen sein, denn wie wäre wohl sonst das Zusammenvorkommen von nordwestdeutsch-englischen Typen 
mit solchen Südwestfrankreichs und Indiens zu erklären. Die biologische Verschiedenheit der Cephalopoden- 
faunen des anglo-gallisch-nordgermanischen Kreidebeckens und derjenigen der mediterranen Provinz, die zur 
Zeit des Barr&ms so auffallend ist, °) ist auch noch zu Beginn der oberen Kreide sehr ausgeprägt. Das 


1) Zeitschr. d. deutsch. geolog. Gesellsch., Bd. 47 (1895), pag. 531. 

2) Kossmat, Untersuch. über ind. Kreideform , pag. 203. 

3) Grossouvre, Bull. soc. g&ol, de France IIl., Bd. 17 (1889), pag. 513. Vgl. auch Millet, Pal&ont. de Maine 
et Loire, pag. II4. 

*) Bull. soc. geol. III, Bd. 27 (1899), pag. 234. 

>) Choffat, Bull. soc. ge&ol. III, Bd. 25 (1897), pag. 470. 

6%) Uhlig, Wernsdorfer Schichten, pag. 161. 


160 Wilhelm Petrascheck. [30] 


hereynische Kreideareal, das sich eng an die nordwesteuropäische Kreide anschliesst, zeigt doch auch noch 
Anklänge an die letztere Provinz. Damit steht die von Douvill&?) vermuthete Meeresverbindung zwischen 
dem böhmischen Becken und dem von ihm als Mesogeum bezeichneten Kreideareale wohl in Einklang.°) 
Aus alledem geht hervor, dass die hercynische Kreide nicht so isolirt dasteht, wie manche Geologen anzu- 
nehmen geneigt waren, dass jedoch die Anknüpfungspunkte in anderen Gegenden, als man bisher vermuthete, 
zu suchen sind. Wir zweifeln nicht, dass sich die angedeuteten verwandtschaftlichen Beziehungen erhärten 
und vervollständigen lassen werden, wenn unsere böhmischen Fachgenossen die Untersuchung und erneute 
Bearbeitung des reichen Ammoniten-Materials vornehmen sollten, welches dieses weite Gebiet in den letzten 
Jahrzehnten geliefert hat. 
Dresden, Juli 1901. 


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2) Sur la distribution geographique des rudistes, des orbitolines et des orbitoides. Bull. soc. geol. de Fr. III, 
Bd. 28 (1900), pag. 230. 

») Eine neue Stütze für diese Annahme ergibt sich aus der jüngst bei Strehlen erfolgten Auffindung eines 
Lytoceras, das jedoch wegen seiner Kleinheit specifisch nicht näher bestimmbar ist. 


[31] Die Ammoniten der sächsischen Kreideformation. 161 


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TERTIÄRPFLANZEN VON STRANITZEN, SCHEGA UND 
RADELDORF IN STEIERMARK. 


Von 
Prof. H. Engelhardt. 


(Mit IV Tafeln.) 


Einleitende Bemerkungen. 


Im Jahre 1850 erschien in den Denkschriften der mathematisch-naturwissenschaftlichen Klasse 
der k. Akademie der Wissenschaften zu Wien Ungers sehr verdienstvolle Arbeit: »Die fossile Flora von 
Sotzka«, in welcher ihr Verfasser den Grund zu der Kenntnis der Sotzkapflanzen legte. Ein reichhaltiges 
Material, aus dem er 121 fossile Pflanzenarten nachzuweisen im Stande war, hatte ihm zu Gebote gestanden. 
Acht Jahre darauf behandelte Ettingshausen in einer in den Sitzungsberichten derselben Gesellschaft 
niedergelegten Abhandlung den gleichen Gegenstand, da unterdessen »neues Material durch die von Seite 
der k. k. geologischen Reichsanstalt vermittelten Forschungen gewonnen worden«e war. Sein Nachtrag 
ergab eine Vermehrung von 53 Species. In der folgenden Zeit schien es, als hätte mit letzter Arbeit unser 
Wissen von der berühmt gewordenen Flora seinen Abschluss erhalten, 

Da that sich im Jahre 1900 eine neue Quelle auf, die hunderte von Exemplaren fossiler Pflanzen 
bot. Die immerhin wertvolle Sammlung des Herrn Bergverwalter Ranter, in der Gegend von Stranitzen 
im Baue Subnitzen, der zur Zeit verbrochen ist, beiSchega in der Grube Morgenstern im Schega- 
graben, östlich der Südbahnstation Poltphach, und in Radeldorf gewonnen, gelangte durch Herrn 
Bergrath Riedl in Cilli in die Hände des Herrn Dr. Redlich, Docenten an der Bergakademie zu 
Leoben, welcher mich aufforderte, dieselbe zu bearbeiten. 

Neben aus den Sotzkaschichten bereits Bekanntem, welches zur weiteren Bestätigung früherer 
Funde dienen kann, fand sich auch Neues vor, das als Ergänzung desselben betrachtet werden muss, in- 
soweit durch dasselbe entweder der Bezirk des localen Auftretens einzelner Arten oder deren Nachweis in 
früherer Stufe begründet wird. Die auffallende Armut an Farnen und Gräsern konnte durch wenige Arten 
verringert werden. So glaube ich aussprechen zu dürfen, dass die auf diese Funde verwendete Zeit nicht 
ganz umsonst gewesen sei, zumal die Blicke der Geologen in neuerer Zeit wieder auf diese Gegend und 
das Alter ihrer Schichten gerichtet wurden. !) 

Das Alter der Sotzkaflora betreffend sei hier in aller Kürze nur Folgendes bemerkt. Unger hatte 
ihr ein eocänes zugesprochen und Ettingshausen war ihm hierin gefolgt. Beide hatten zur Vergleichung 
HäringundMonte Promina gewählt und da sie sich in dem damals wohl zu entschuldigenden Irrthum 
befanden, dass beide eocän seien, so mussten sie bei der nicht wegzuleugnenden Verwandtschaft aller drei 
zu dem Schlusse gelangen, dass dies auch mit Sotzka der Fall sei. Heer dagegen wies auf Grund seiner 


!) Dr. K. A. Redlich in Leoben, Das Alter der Kohlenablagerungen östlich und westlich von Rötschach 
in Südsteiermark. (Jahrb. d. k. k. geol. Reichsanstalt, 1900, Bd. 50, Heft 3.) 


Beiträge zur Paläontologie Oesterreich-Ungarns. Bd. XIV. 22 


164 Prof. H. Engelhardt. [2] 


Vergleichung des Charakters dieser Flora mit dem einer Reihe anderer, besonders mit dem der von ihm 
bearbeiteten reichen schweizerischen, deren Alter bereits feststand, dieselbe in das Oligocän. Doch schwankte 
er, ob er sie dem Tongrien oder dem Aquitanien zuweisen solle. Für das letztere sprach »die grosse 
Zahl der mit der aquitanischen Schweizermolasse gemeinsamen Arten«, für das erstere »das etwas schwächere 
Auftreten der Typen der temperirten Zone und Amerikas als in der aquitanischen Stufe der Schweiz«. 
So ist es denn gekommen, dass manche diese Flora dem Aquitanien, andere dem Tongrien einfügen. 


Dieser Unbestimmtheit wegen sei erlaubt, nochmals einen Blick auf sie zu werfen. 


Unger betonte auf Grund seines Materiales, dass in der Sotzkapflanzenwelt die ostindisch-austra- 
lischen Formen vorherrschten. Wollten wir .dies Moment allein gelten lassen, so wäre eine Verweisung 
in das Eocän oder in die nächste Nähe desselben begründet. Es muss jedoch bedacht werden, dass ausser 
afrikanischen und Mittelmeerpflanzen, welche sich nur schüchtern beimengen, auch amerikanische in derselben 
enthalten sind, die insofern besonders ins Auge zu fassen sind, als sie eine längere Zeit hindurch sich von 
Stufe zu Stufe in wachsender Procentzahl einfinden. Sie gerade sind es, welche einen Fingerzeig zu geben 
vermögen, ob wir eine Flora in nähere oder weitere Entternung von dem Eocän einzustellen haben. Nun 
treten sie in dem Unger’schen Material zwar hinter die genannten Typen zurück, doch geschieht dies 
durchaus nicht in auffälliger Weise und gerade das muss uns veranlassen, die Sotzkaflora weit von dem 


Eocän zu stellen, wie es zur Zeit auch geschieht. 


Die Pflanzen welche Ettingshausen hinzuzufügen vermochte, verstärken die ostindisch-austra- 
lischen Formen wesentlich, die amerikanischen in nur verhältnismässig geringem Maasse, wodurch die Flora 
ein etwas älteres Aussehen bekommt. 

Wie steht es nun mit dem Zuwachs, den die neuesten Funde bekunden? Scheiden wir von den 
für Sotzka neuen Arten Dofhidea acericola Heer aus, da Pilze von keinem Einfluss auf die Altersbestimmung 
sind, ebenso Polypodium KRedlichi und Poacites lepidoides als neue Species, dann Ouercus chlorophylla 
Ung., Sapotacites Euphemes Ung. sp. und Leguminosites Proserpinae Heer, da ihr Charakter noch ein 
sehr problematischer ist, so finden wir in ihnen noch ı Art, !) von der wir auf Mauritius, 2 Arten, von 
welchen wir in Japan?) und 1, von der wir in China?) ein Analogon finden. Von den übrigen zeigen 
nur 4*) den ostindisch-australischen, die übrigen den amerikanischen Typus und gehören von den analogen 
Species derselben 5°) dem heissen, 6°) dem gemässigten Amerika an. Dadurch wird ein Ausgleich 
geschaffen; es bleibt somit im Grossen und Ganzen das Verhältnis wie im Unger’schen Materiale, in dem 
beide Hauptgruppen sich so ziemlich das Gleichgewicht halten und dies veranlasst uns, die Sotzkaflora 
weder der einen noch der anderen Stufe einzureihen, sondern sie als Uebergang von der einen zu 
der anderen zu betrachten, da sie nicht wie das Aquitanieneinen merklichen Ueberschuss von Pflanzen 
amerikanischen Charakters zeigt, sich aber doch in der Anzahl dieser über das Tongrien erhebt. 

Wir haben uns gewöhnt, jede Tertiärflora einer bestimmten Stufe zuzuweisen und wollen damit nur 
ihren Hauptcharakter zum Ausdruck bringen. Die an verschiedenen Localitäten eingebetteten Floren einer 
solchen zeigen aber stets Verschiedenheiten in der Zusammensetzung unter einander, welche, wenn wir die 
geographische Lage des Einbettungsortes und die verschiedene Ausbreitung der einzelnen Species dafür 
nicht verantwortlich machen können, immer in den verschiedenen Zeiten, in welchen sie eingebettet wurden, 
ihre Ursache finden lassen dürfte, da innerhalb des Hauptzeitraumes ja nicht Stillstand, sondern fort- 
schreitende Entwickelung stattgefunden haben muss. Auch die Abgrenzung der einzelnen Stufen unter ein- 
ander sind nur künstliche Marksteine, die ruck- und sprungweise Veränderung nicht bezeichnen sollen. 
Wir können deshalb, wenn wir alle hier einschlagenden Momente berücksichtigen, bisweilen nicht blos die 


1) Celastrus dubius Ung. 

2) Cinnamomum Buchi Heer, Acer Rümianum Heer. 

®) Glyptostrobus europaeus Brongn. sp. 

®) Betula prisca Ett., Cinnamomum Rossmässleri Heer, Eucalyptus grandifolia Ett., Dolichites maximus Ung. 

°) Ficus lanceolata Heer, Myrsine doryphora Ung., Styrax stylosa Heer, Cassia Berenices Ung. 

°) Myrica salicina Ung., M. bankisaefolia Ung., Sassafras Aesculapi Heer, Acer trilobatum Stbg. sp., Juglans 
bilinica Ung., Rhamnus Eridani Ung. 


[3] Tertiärpflanzen von Stranitzen, Schega und Radeldorf in Steiermark. 165 


Stufe im allgemeinen, sondern auch eine genauere Stellung innerhalb derselben bezeichnen, welche einer 
vorweltlichen Pflanzengenossenschaft zukommt. Haben wir aber eine Mischflora vor uns, die Glieder zweier 
an einander grenzenden Zeiträume gleichmässig in sich birgt, so dürfte es schwer werden, sie mit 
Bestimmtheit der einen ‚oder anderen Zeit zu überweisen. Diesen Fall haben wir in der Pflanzenwelt des 
Sotzkagebietes vor uns; daher die auseinandergehenden Meinungen der Forscher und daher mein 
Vermittelungsvorschlag. 


Beschreibung der Arten. 
Pilze. 


Familie der Pyrenomyceten. 
Gattung: Dothidea Tul. 


Dothidea acericola Heer. 
Taf. I, Fig. 2. 
Heer El. d. Schw. III, pag. 148, Taf. CI, Fig. 26. 


Die Pilze stehen zerstreut, sind schwarz, klein, aus sehr kleinen Pünktchen zusammengesetzt. 

Unser Blatt zeigt die Pilze in vortreffliicher Weise. Zunächst finden wir an demselben Stellen, dıe 
sich als dunkle Flecke bezeichnen und als Myceliumpartieen deuten lassen; an anderen erheben sich daraus 
kohlschwarze gerundete Bildungen, welche das Stroma darstellen, bei dessen Oeffnen nur unter der Lupe 
erkennbare Perithecien (Fig. 2 a—d) sichtbar werden. Die Zahl derselben ist sehr verschieden; viele von 
ihnen zeigen in der Mitte eine runde Oeffnung. Sporen sind nicht nachweisbar. Infolge der massenhaften 
Bedeckung des Blattes mit diesen Pilzen erhält dasselbe ein dunkles Aussehen; nur da, wo dieselben weniger 
zahlreich auftreten, machen sich die helleren Blattpartien bemerkbar. 

Analoge jetztweltliche Art:!) »Ist ähnlich der Dothidea alna Fries«. (Heer.) Zeitliche Ver- 
breitung:?) Bisher Miocän, von jetzt an auch Oligocän. 

Fundort: Stranitzen. 


Familie der Fucoideen Ag. 
Gattung: Chondrites Stbg. 


Chondrites dalmaticus Eitt. 
Kata Eiog123: 
Ettingshausen: Monte Promina, pag. 24, Taf. I, Fig. 4, 5. 

Das Laub ist fiederartig verzweigt, die Zweige sind einfach, gestreckt, gleichbreit, genähert, die 
unteren beinahe gegenüberstehend, abstehend. . 

Auf Stücken, welche ausdrücklich die Etiquette »Stranitzen-Hangend« zeigen, fand ich die zwei in 
Zeichnung dargestellten fossilen Meeresbewohner, denen ich noch ein drittes Beispiel mit breiterem Laube 
und ein viertes mit schmälerem (Spitzentheil) hätte hinzufügen können. Da ich ausser Pflanzenresten auf 
einigen Stücken Exemplare der auf Süsswasser hinweisenden Melania Escheri Brongn. und der Unio 
sotzkaensis Redl. vorfand, aber nichts, das auf Meer hindeutet, so kann ich mir das Vorkommen unserer 
Art nur dahin erklären, dass wohl zeitweise ein streckenweises Uebertreten der Meeresfluten in das Süss- 
wassergebiet stattgefunden haben möge. 

Die Achse des Thallus zeigte sich bei allen Funden glatt, ohne jegliche Streifung oder sonstige 
Auszeichnung; nur bei dem einen war in Folge eines seitlichen Druckes die Oberfläche stellenweise etwas un- 


1) Fernerhin abgekürzt: A. j. A. — °) Weiterhin Z. V. 


[$) 
N, 


166 Prof. H. Engelhardt. [4] 


eben. Die Reste mit Pinus setifolia Heer (Fl. d. Schw. III, pag. 160, Taf. CXLVI, Fig. 6) in Verbindung 
zu bringen, erweist sich beim ersten Blicke als unstatthaft. 

Z. V.: Oligocän. 

Fundort: Stranitzen. 


Farne. 


Familie der Aspleniaceen Mett. 
Gattung: Blechnum L. 


Blechnum (?) Göpperti Ett. 
Taf. I, Fig. 4, 
Ettingshausen: Bilin I, pag. 14, Taf. III, Fig. ı, 2, 4. 

Der Wedel ist gefiedert, die Fieder sind linealisch oder linealisch-lanzettförmig, gegen die Spitze 
verschmälert, am Grunde gerundet, sehr kurz gestielt, am Rande gezähnt; der Mittelnerv ist stark, hervor- 
tretend, gerade, die Seitennerven entspringen unter spitzen Winkeln, sind sehr zahlreich, sehr zart, gegabelt 
oder gabelspaltig; die Fruchthäufchen dem Mittelnerv angewachsen. 

Unser Exemplar ist in Folge des etwas groben Versteinerungsmateriales, das zum Theil abgeblättert 
ist und noch abblättert, nicht gut erhalten. Neben ihm liegen noch zwei Bänder von etwas geringerer Breite, 
die wohl zu ihm gehören mögen, von denen das eine den Mittelnerv gut, das andere nur an einer Stelle 
erkennen lässt, während die Nervatur ganz verwischt ist. Ich betone ausdrücklich, dass mir in Folge der 
schlechten Erhaltung die Stellung unter Blechnum noch nicht ganz gesichert erscheint. 

A. j. A.: Hinsichtlich der Zahnung und Form Blechnum cartilagineum Sw., hinsichtlich der Seiten- 
nerven Blechnum serrulatum Rich. (Brasilien). Z. V.: Bisher Miocän. 

Fundort: Stranitzen. 


Familie der Polypodiaceen Metten. 
Gattung: Polypodium L. 


Polypodium Redlichi nov. spec. 
Taf. I, Fig.'8, 20. 

Der Wedel ist länglich-lanzettföormig, am Grunde verschmälert, häutig, beinahe bis zur Rhachis 
fiederspaltig, die oberen Lappen verlaufen beinahe horizontal, stehen einander gegenüber oder wechseln in 
ihrer Stellung ab, sind länglich-linealisch und schmal, nach der Spitze hin ein wenig erweitert oder 
trapezoidisch, ganzrandig, an der Spitze gezähnelt, die unteren dreiseitig, durchgehend ganzrandig, spitz, 
nach dem Grunde zu sich verkleinernd; die Nervatur ist äusserst zart, mit blossem Auge nicht sichtbar. 

Es sind zwei neben einander liegende Wedelstücke vorhanden, von denen ich annehmen muss, dass 
sie derselben Art angehören. 

Ein jetztweltlicher Farn, der in jeder Beziehung mit dem fossilen übereinstimmt, ist mir trotz allen 
Suchens in Herbarien und Büchern nicht bekannt geworden. Dennoch bringe ich ihn bei der Gattung 
Polypodium unter, da er in sich, eine Anzahl von Merkmalen birgt, die man bei dieser findet, freilich in 
verschiedenen Arten verstreut. In Bezug auf die Gestalt, welche in dieser grossen Gattung ungemein 
mannigfaltig ist, gehört er zu der fiederspaltigen Gruppe, in der wir neben Species, bei denen die Lappen 
des Wedels nach unten zu an Länge zunehmen (z. B. Polypodium vulgare L.), solche findet, bei welchen 
das Umgekehrte wie bei dem unserigen der Fall ist (z. B. Polypodium pendulum Sw., Polypodium jubaeforme 
Kess., Polypodium lepidopteris Kze.), Wenn man etwa auf die Achnlichkeit mit Wedeln von Zomaria- 
Arten (z. B. Lomaria aspera Klotsch) hinweisen möchte, so wäre wohl zu bedenken, dass bei diesen die 
unteren verkürzten Lappen eine ganz andere Gestalt annehmen. Bis beinahe zur Rhachis reichende Lappen 
zeigen sich bei Polypodium papillosum Bl. Polypodium Lechnopus Wall. u. a. und die auffällige Zähne- 
lung an der Spitze wenigstens ähnlich bei Polypodium Lechnopus Wall., Polypodium Khasyanım Hook., 
mehr noch bei Polypodium papillosum Bl. Was die Nervatur anbetrifft, so ist sie auch bei manchen 
lebenden mit blossem Auge kaum sichtbar. Unter der Lupe erkenne ich übrigens in manchen Lappen 


[5] Tertiärpflanzen von Stranitzen, Schega und Radeldorf in Steiermark. 167 


einen die Mitte durchlaufenden feinen Nerven und ein bei weitem zarteres Netz zu beiden Seiten desselben; 
doch ist dasselbe so wenig ausgeprägt, dass es nicht genauer beschrieben werden kann. Die Textur der Polypodien 
ist sehr verschieden, bald mehr oder weniger häutig, bald mehr oder weniger lederig. Vielleicht, dass es einem 
Kenner der Polypodiaceen möglich ist, eine Art, in der die Eigenschaften unseres Farn vereinigt vor- 
kommen, aus der jetztweltlichen Pflanzenwelt anzuführen. 

Fundort : Radeldorf. 


Familie der Gramineen L. 
Gattung: Phragmites Trin. 
Phragmites oeningensis Al. Br. 
Taf. I, Fig. 7. 
Al. Braun in Stitzenb. Verz., pag. 75, Weitere Literatur s. Engelhardt, Grasseth pag. 288 u. Berand pag. 11. 

Die Blätter sind flach, breit, von stärkeren Längsnerven durchzogen, zwischen welchen sich zarte 
Zwischennerven befinden. 

In der Zeichnung unseres grossen Blattstückes treten die Hauptnerven durchgängig etwas stärker 
hervor, als am natürlichen Stücke, bei dem mitunter dieselben an einzelnen Stellen beinahe den Zwischen- 
nerven gleichkommen, was sich ganz genau schwer wiedergeben liess. 

Von Halm, Rhizom, oder Wurzel dieser Pflanze fand sich nichts vor. 


A. j. A.: Phragmites communis Trin. (Europa, Nordasien.) Z. V.: Oligocän, Miocän, Pliocän. 
Fundort: Radeldorf. 


Gattung: Poacites Brongn. 


Poacites lepidoides nov. spec. 
Tat. TI, Fig. 5. 
Das Blatt ist lang, breit, linealisch, vorn lang zugespitzt (?), von vier Haupt- und einer grösseren 
Anzahl zarter Zwischennerven durchzogen. 


In dem breiteren Mittelfelde befinden sich mehr Zwischennerven als in den schmäleren Seitenfeldern. 
Zu Poacites lepidus Heer (Fl. d. Schw. III, pag. 162, Taf. CXLVI, Fig 


g, 27) darf unser Blattstück seiner 


bedeutenderen Breite wegen nicht gezogen werden. 
Fundort: Radeldorf, 


Familie der Gyperaceen DC. 
Gattung: Cyperites Heer. 
Cyperites Deucalionis Heer. 
Taf. I, Fig. 6. 
Heer: Fl. d. Schw. I, pag. 78, Taf. XXIX, Fig. I; Taf. XXVI, Fig. 13 b; Taf. XXX, Fig. 3 h. Weitere Lit. in Engel- 
hardt, Dux, pag. 148. 
Der Halm ist cylindriseh, die Blätter sind 3'/),—4 lin. breit, in der Mitte gekielt; beiderseits 
10—12 Längsnerven, 
Z. V.: Oligocän, Miocän, 
Fundort: Stranitzen. 


Familie der Cupressineen Rich. 
Gattung: Glyptostrobus Endl. 
Glyptostrobus europaeus Brongn. spec. 
Taf. I, Fig. 10, 12-14 
Taxodium europaeum Brongniart, Ann. d. sc. nat. Bd. 30, pag. 168. Weitere Lit. in Staub, Zsilthal, pag. 241— 246. 
Die Blätter sind spitz, schuppenförmig, angedrückt, am Grunde herablaufend, ungerippt, bisweilen 
linealisch, abstehend; die Blüthen sind monöcisch, die männlichen Kätzchen spitzenständig, vielblüthig, die 


168 Prof. H. Engelhardt. [6] 


weiblichen an Seitenzweigen vereinzelt, endständig, eiförmig, die Zapfen kurz eiförmig oder beinahe kugelig, 
die Schuppen verholzt, an ihrer halbkreisförmigen Spitze mit 6—8 Kerbzähnen versehen oder beinahe glatt. 
am Rücken der Länge nach gefurcht, in der Mitte mit Anhängseln versehen. 

In Bezug auf die Zahl der Fundstücke kommt diese Art gleich hinter Acer trilobatum Stbg. spec. 
zu stehen. Diese zeigen sowohl beblätterte Zweige, als Blüthen und Zapfen. Bei ersteren zeigten sich die 
Zweigelchen oft dicht gedrängt, bei einem rund umgebogen, dass die Spitzen den Grund berührten, was auf 
Einwirkung einer Wasserströmung hindeuten dürfte; bei einem weiteren waren sie auffällig auseinander- 
gerückt und daher nur in sehr geringer Zahl am Zweig. 

Das Wissenswertheste über diese langlebige Pflanze hat Staub in Zsilthal, pag. 246—249 zusammengestellt. 

A. j. A.: Glyptostrobus heterophyllus Endl, (China). Z. V.: Kreide, Eocän, Oligocän, Miocän, Pliocän. 

Fundort: Stranitzen. 


Familie der Myriceen Rich. 
Gattung: Myrica L. 
Myrica hakeaefolia Ung. spec. 
Taf. I, Fig. 9. 
Dryandroides hakeaefolia Unger: Gen. et spec. pl. foss., pag. 428. Weitere Lit. in Engelhardt, Grasseth, pag. IQ u. 


Menzel, Sulloditz pag. 8. 
Die Blätter sind lederartig, fest, lanzettförmig oder linealisch-lanzettförmig, in den Blattstiel ver- 


schmälert, zugespitzt und entfernt gezähnt, nach dem Grunde oder durchgehend ganzrandig, die meisten 
Zähne ungleich; der Mittelnerv ist stark, die Seitennerven sind zart, flach bogenförmig, die Nervillen so 
stark als letztere. 

Selten. 

A. j. A.: Myrica macrocarpa H. B. (Peru, Neu-Granada). Z. V.: Eocän, Oligocän, Miocän 
vereinzelt. 

Fundort: Stranitzen. 


Myrica banksiaefolia Ung. 
Taf. I, Fig. 15, 16. 
Unger, Sotzka, pag. 30, Taf. VI, Fig. 3, 4; Taf. VII, Fig. 2-6. Weitere Lit. in Engelhardt, Jesuitengr., pag. I9. 

Berand, pag. 14. 

Die Blätter sind gestielt, steif, lederig, linealisch oder linealisch-lanzettförmig, überall schart gesägt, 
beiderseits zugespitzt; die Seitennerven entspringen unter beinahe rechtem Winkel, sind .genähert, einfach, 
parallel, bogenläufig. 

A. j. A.: Myrica cerifera L. (Nordamerika), Myrica esculenta Don. (Nepal), Myrica californica 
Cham (Californien). Z. V.: Oligocän, Miocän. 


Fundorte: Stranitzen, Schega. 


Myrica salicina Ung. 
Taf. I, Fig. 17. 
Unger, Iconogr. pl. foss. pag., 14, Taf. XXXIX, Fig. 7. Weitere Lit. in Engellıardt, Meuselwitz, pag. II. 

Die Blätter sind lederig, länglich, ganzrandig, meist ein wenig spitz, in den Blattstiel, verschmälert ; 
der Mittelnerv ist stark, die Seitennerven sind zart, meist verwischt. 

Das Blatt gleicht in der Gestalt dem, welches Unger a. a. ©. Fig. 6 unter dem Namen Myrica 
integrifolia wiedergegeben hat, ist also über der Mitte am breitesten; in der Länge stimmt es mit dem 
von Heer in Fl. d. Schw. I, Taf. LXXI, Fig. 3 abgebildeten überein. 

A. j. A.: Myrica FayaL. nach Heer, Myrica cerifera L. (Nordamerika) nach EttinghausenZ.V.: 
Oligocän, Miocän. 

Fundort: Schega. 


[7] Tertiärpflanzen von Stranitzen, Schega und Radeldorf in Steiermark. 169 


Familie der Betulaceen Bartl, 
Gattung: Betula Tourn. 


Betula prisca Ett. 
Taf 1 yBiesLr. 
Ettingshausen, Wien, pag. II, Taf. I, Fig. 15—17. Weitere Lit. in Engelhardt, Leitm ,Mittelgeb. pag. 374. 

Die Blätter stehen abwechselnd, sind eiförmig, gesägt, randläufig; der Mittelnerv ist stark, die 
Seitennerven entspringen unter spitzen Winkeln, sind einfach, beinahe gerade, parallel, oft mit Aussennerven 
versehen, 5—8 mm weit von einander entfernt. 

Es wurde nur das wiedergegebene Bruchstück eines kleineren Blattes gefunden. 

A. j. A.: Betula Rhojpaltra Wall. (Östindien). Z. V.: Oligocän, Miocän. 

Fundort: Stranitzen. 


Familie der Cupuliferen Endl. 
Gattung: Quercus L. 


Quercus chlorophylla Ung. 
Taf. I, Fig. 18. 
Unger, Chl. prot. pag. Iıı, Taf. XXXI, Fig. 1. Weitere Lit. in Engelhardt, Leitm. Mittelgeb., pag. 359. 


Die Blätter sind lederig, länglich oder umgekehrt-eiförmig-länglich, an der Spitze gerundet, stumpf, 
ganzrandig, am Rande umgerollt; die Seitennerven sehr zart, bogenläufig, meist verwischt. 

Diese Blätter gehören zu denjenigen, von denen nicht mit Gewissheit gesagt werden kann, dass 
sie einer Eiche angehört haben, da lederige Textur und ähnliche oder gleiche Gestalt auch bei solchen 
anderer Gattungen beobachtet werden kann. Es findet sich an ihnen nichts, das unbedingt auf Ouercus 
hinweist, zumal die feinere Nervatur an ihnen nicht zum Ausdruck gebracht ist und nur dann und wann 
überaus zarte Seitennerven beobachtet werden können. Unger hat sie mit Ouercus virens Mich. (Texas) 
verglichen, bei welcher aber wie Heer sich hervorzuheben gedrungen fühlt, die Seitennerven immer deutlich 
hervortreten. Durch die Rundung an der Spitze, wohl auch durch die Umbiegung des Randes unterscheiden 
sie sich sofort von denen der Myrica salicina Ung. 

Z. V.: Oligocän besonders, auch Miocän. 

Fundort: Schega. 


Quercus Lonchitis Ung. 
Taf. I, Fig. 2I, 22 
Unger, Sotzka, pag. 33, Taf. IX, Fig. 3—8. Weitere Lit. in Ettingshausen, Sagor I., pag. 23 u. Engelhardt, Berand, pag. 15. 


Die Blätter sind lederig, gestielt, Jänglich-lanzettförmig oder ei-lanzettförmig, zugespitzt, scharf ge- 
zähnt, die Seitennerven sind zahlreich, einfach, seltener gegabelt, gleichlaufend, die Tertiärnerven gehen 
unter ziemlich rechtem Wirbel aus. 

Zu Fig. 22. Ich sehe das Blattstück als hierher gehörig an, obgleich ich seine etwas abnorme Aus- 
bildung anerkennen muss. Es muss die bedeutende Entfernung von einem Zahne zum anderen in der Mittel- 
partie des Randes auffallen, doch finden wir in Unger, Kumi, Taf. V, Fig. I ein gewissermaassen den 
Uebergang von den normalen Formen zu der unserigen bildendes, bei dem die Zähne der einen Seite unge- 
wöhnlich weit aus einander gerückt sind. Bei dem Blattstücke in meiner Abhandlung über die Tertiärflora 
des Jesuitengrabens Taf. II, Fig. 29 ist auch die Entfernung zweier Zähne an der rechten Seite eine ausser- 
gewöhnliche. Bei noch anderen finden wir ebenfalls Verschiedenheiten nach dieser Richtung hin, wenn auch 
nicht so auffallende, sind Formenschwankungen bei den Eichenblättern ja nichts Ungewöhnliches. Die Grösse 
der Zähne variirt sehr an verschiedenen Blättern, hier ist diese Eigenschaft an ein und demselben zu be- 
obachten. 

A. j. A.: Ouercus lancifolia Schlecht. (Süd-Mexico.) Z. V.: Oligocän, Miocän. 

Fundorte: Stranitzen, Schega. 


170 Prof. H. Engelhardt. [8] 


Familie der Moreen Endl. 
Gattung: Ficus Tourn. 


Ficus tiliaefolia Al. Br. sp. 
Taf. II, Fig. 4. 
Cordia tiliaefolia, Al. Braun: Jahrb. 1845, pag. 170. Weitere Lit. in Engelhardt, Caplagr., pag. 183, 184. 

Die Blätter sind gestielt, ganzrandig oder zerstreut-wellig, herzförmig-rund, ziemlich rund oder 
länglichrund, manchmal zwei- oder dreilappig, am Grunde meist ungleichseitig, doch zuweilen auch gleich- 
seitig, an der Spitze gerundet oder kleinspitzig; bezüglich der drei bis sieben starken Hauptnerven hand- 
förmig, die Seitennerven stark, etwas bogenförmig, unter einander verbunden, die Nervillen theils durchgehend, 
theils gebrochen. 

Von dieser zeitlich wie räumlich weit verbreiteten Art kam mir nur das eine verletzte Blatt zu. 

A. j. A.: Ficus nymphaefolia L. (Trop. Amerika.) Z. V.: Oligocän, Miocän, Pliocän. 

Fundort: Radeldorf. 


Ficus (?) degener Ung. 
Taf. II, Fig. 7. 
Unger, Sotzka, pag. 165, Taf. XXXIII, Fig. 1-7. 

Die Blätter sind breit, lanzettförmig, stumpf, in den kurzen und dicken Stiel verschmälert, gezähnt 
oder gekerbt; der Mittelnerv ist stark, die Seitennerven sind sehr zart. 

Unger bezeichnete Ficus degener als »eine sehr zweifelhafte Pflanze, die durch den kurzen Blatt- 
stiel und durch den ebenso kräftigen Mittelnerv bei fast verschwindenden Seitennerven etwas« mit Arcus- 
Arten übereinstimme,. Zweifelhaft ist mir, ob alle von ihm mit diesem Namen bezeichneten Blätter zusammen- 
gehören, da sie in Grösse und Gestalt zu sehr von einander abweichen, vielmehr scheint mir wahrscheinlich, 
dass sie zwei verschiedenen Gattungen zuzuweisen seien, von denen die eine die gestreckten, die andere 
die elliptischen Formen umfasst. Letztere haben viel Achnlichkeit mit Blättern von Celastrineen wie von 
Elaeodendron glaucum Pers. u. a., weshalb ich sie vorläufig zu dieser Gattung gestellt habe, da sie viel 
eher zu ihr als zu Ficus gehören dürften, obgleich es nicht mit Bestimmtheit gesagt werden kann, da viel 
zu wenig in seiner Nervatur wohlerhaltenes Material vorliegt, aus dem vollberechtigte Schlüsse gezogen 
werden könnten. Mir ergab die Vergleichung der fossilen Blätter mit solchen lebender Ficus-Arten mit 
gezähneltem (z. B. Ficus hispida H. B.) und gewelltem Rande (z. B. Ficus capensis Thunb.) das Resultat, 
dass beide nicht zusammengehörig sein könnten, da, soweit uns die Nervatur der fossilen bekannt ist, diese 
von der der lebenden Ficus-Arten bedeutend abweicht. Was aber die gestreckten Formen anbetrifft, so 
wüsste ich keine jetztweltliche Art zu nennen, welche entweder nur in der Spitzengegend (Unger's, 
Fig. ı) oder über den ganzen Rand hin (Unger’s, Fig. 2) gezähnelt wäre, wenn man des letzteren Rand 
nicht als gewellt betrachten will. Es bleiben deshalb diese Blätter noch in dasselbe Dunkel gehüllt, das sie 
auch in früherer Zeit umgab. 

Z. V.: Oligocän. 

Fundort: Stranitzen. 


Ficus multinervis Heer. 


Taf. IM, Fig. 2. 
Heer, Fl. d. Schw. II, pag. 63, Taf. LXXXI, Fig. 6-10; Taf. LXXXII, Fig. 1. Weitere Lit. in Friedrich, Prov. 
Sachsen, pag. 56. 
Die Blätter sind lederig, elliptisch oder lanzettförmig, am Grunde verschmälert, an der Spitze zuge- 
spitzt; der Mittelnerv ist stark, die Seitennerven sind zart, zahlreich, gedrängt, verlaufen gerade und parallel. 
Es war nur das wiedergegebene Bruchstück vorhanden. 
A. j. A.: Ficus elastica Roxb. (Ostindien). Z. V.: Oligocän, Miocän. 
Fundort: Schega. 


[9] Tertiärpflanzen von Stranitzen, Schega und Radeldorf in Steiermark. 


171 


Ficus lanceolata Heer. 
Taf. II, Fig. 1. 
Heer, Fl. d. Schw. II, pag. 62, Taf. LXXXI, Fig. 2—5. Weitere Lit. in Engelhardt, Grasseth, pag. 297. 

Die Blätter sind lederig oder ziemlich lederig, lanzettförmig oder ei-lanzettförmig, ganzrandig, am 
Grunde schnell zusammengezogen und in den dicken Blattstiel verschmälert; der Mittelnerv ist stark, die 
Seitennerven sind bogenläufig und laufen in spitzen Winkeln aus. 

Grosse Aehnlichkeit zeigen die Blätter von Ficus lanceolata-acuminata Ett. (Sagor I, Taf. VI, 
Fig. 3, 4), doch fällt bei ihnen, wie das Ettingshausen an einer grösseren Anzahl durchgehend zu be- 
obachten im Stande war, die grösste Breite in die Nähe des Grundes, nicht wie bei den Blättern der vor- 
liegenden Art über die Mitte; auch zeigen sich bei ihnen die Seitennerven in grösserer Anzahl. 

Zu Ouercus nereifolia Al. Br. darf unser Blatt nicht gezogen werden, da bei den Blättern dieser 
Species eine so auffällige Zusammenziehung nach dem Grunde hin nicht stattfindet, die Seitennerven zahl- 
reicher sind und die Randfelder breiter. 

Zwei Hauptformen müssen unterschieden werden, die breite und die schmale. Soweit sich die 
Spitzen erhalten zeigen, beobachtet man solche mit vorgezogener und solche mit abgesetzter Spitze. Unser 
Blatt ist schmal und kurzspitzig; es kommt dem von Heer in Balt. Fl., Taf. XXII, Fig. 1 wiedergegebenen 
sehr nahe, ist aber länger; sonst hat es auch viel Achnlichkeit mit dem von Weber in Palaeont. II, 
Taf. IV, Fig. 1a dargebotenen, das aber zugespitzt ist. Von der feineren Nervatur konnte nichts anderes 
entdeckt werden, als stellenweise mit der Lupe ein feines Netzwerk, das dem von Heer in Fl. d. Schw. I, 
Taf. LXXXI, Fig. 25 abgebildeten ganz und gar gleicht. 

A. j. A.: Ficus princeps Knth. (Brasilien). Z. V.: Oligocän, Miocän. 

Fundort: Schega. 

Familie der Monimiaceen Endl. 
Gattung: Laurelia Juss. 
Laurelia rediviva Ung. 
Taf. II, Fig. 17. 
Unger, Neuholland in Europa, pag. 54. Ders., Syll. pl. foss. IH, pag. 71, Taf. XXIV, Fig. 4. 

Die Blätter sind gestielt, elliptisch, beiderseits verschmälert, gesägt-gezähnt, häutig; die Seitennerven 
sind sehr zart, an der Spitze verzweigt. Die Nüsschen sind länglich, sehr klein, federig, mit einem bleibenden 
fadenförmigen, oben gekrümmten Griffel versehen. 

Von den früher zu Platanus gerechneten Früchtchen habe ich nichts zu entdecken vermocht; auch 
war das Blatt das einzige, welches mir zu Gesicht gekommen ist. Es ist insofern von Interesse, als es uns 
zeigt, dass die Art schon vor der Radobojzeit existirte. 

Zu den Blättern von Planera Ungeri Köv. sp. darf es nicht gestellt werden; dagegen sprechen 
ausser seiner häutigen Beschaffenheit die Zartheit der Seitennerven und die Bezahnung. 

Unger hat hierher noch einige Blätter gestellt, die kaum dieser Art zuzuweisen sein möchten. 
Fig. 8a. a. ©. ist schon durch seine Nervatur ausgeschlossen und Zizyphus zuzurechnen; die übrigen dürften 
lederig sein und zeigen ganz anderen Rand. 

A. j. A.: LZaurelia aromatica Spl. (Chile) u. a. nach Unger. Z. V.: Bisher Miocän, nun 
auch Oligocän. 

Fundort: Stranitzen. 


Familie der Laurineen Juss. 
Gattung: Laurus L. 
Laurus Lalages Ung. 
Taf. II, Fig. 18, Taf. III, Fig. 1, 7. 
Unger, Sotzka, pag. 169, Taf. XL, Fig. 6—9. Weitere Lit. in Engelhardt, Jesuitengr., pag 30. 
Die Blätter sind etwas lederig, lanzettförmig oder ei-lanzettförmig, nach Grund und Spitze hin ver- 
schmälert, langgestielt, ganzrandig; der Mittelnerv ist deutlich, die Seitennerven sind zart, bogenläufig und 


Beiträge zur Paläontologie Oesterreich-Ungarns. Bd. XIV. 23 


172 Prof. H. Engelhardt. to] 


reichen bis gegen den Rand, die unteren entspringen unter rechtem oder ziemlich rechtem Winkel, die 
mittleren und oberen unter spitzen. 
Nach der Zahl der Reste zu urtheilen muss diese Art im Gebiete häufig gewesen sein. 
Ettingshausen ist geneigt, sie des langen Stieles wegen Ficus oder den Apocyneen zuzuweisen. 
Z. V.: Vorzugsweise im Oligocän, vereinzelt im Miocän. 
Fundorte: Stranitzen, Schega, Radeldorf. 


Gattung: Sassafras Nees. 


Sassafras Aesculapi Heer. 
Taf. II, Fig. IT. 
Heer, Fl. d. Schw. II, pag. 82, Taf. XC, Fig. 13—16. Weitere Lit. in Engelhardt, Berand, pag. 18. 

Die Blätter sind am Grunde keilförmig, oval, ungetheilt oder zwei- bis dreilappig, ganzrandig, 
dreifachnervig. 

Von Cinnamomum-Blättern unterscheiden sich die dieser Art sofort durch ihre Dünnhäutigkeit. 
Während sonst zu beobachten ist, dass die unteren Seitennerven so ziemlich auf gleicher Höhe entspringen, 
sind dieselben bei dem unserigen weiter aus einander gerückt, dafür hat sich aber dem einen Grundnerven 
gegenüber ein kurzer Seitennerv entwickelt. 

Alle bisher aus dem Tertiär nachgewiesenen Blätter zeigten sich ungetheilt, ausser einem, welches 
im Pliocän von Kreka in Bosnien gefunden worden ist. 

Unser Fund ist insofern werthvoll, als er uns zeigt, dass diese Art nicht erst im Obermiocän auf- 
getreten ist, sondern, wie bereits das Berander ergab, schon im Oligocän vorhanden war. 

Dass die von Ettingshausen als hierher gehörig gegebenen Blätter in Bilin II, Taf. XXXI, 
Fig. 9, 12 zu dieser Art zu ziehen seien, muss sehr angezweifelt werden, da ihre Grundseitennerven nicht 
über dem Grunde entspringen und die Nerven überhaupt zu stark sind. 

A. j. A.: Sassafras officinalis Nees. (Nordamerika). Z. V.: Oligocän, Miocän, Pliocän. 

Fundort: Stranitzen. 


Gattung: Cinnamomum Burm. 


Cinnamomum polymorphum Al. Br. sp. 
abaız, IUE, ID, 112% 
Ceanothus bolymorphus, Al. Braun: Jahrb. 1845, pag. 171. Weitere Lit. in Staub, Zsilthal, pag. 326-330. 

Die Blätter sind gestielt, elliptisch, am Grunde wenig verschmälert, zugespitzt, dreifachnervig; die 
Grundseitennerven laufen mit dem Rande nicht parallel, erreichen die Spitze nicht und haben bisweilen in 
den Winkeln, die sie mit dem Mittelnerv bilden, Drüsen. 

A. j. A.: Cinnamomum zeylanicum Nees. (Östindien). Z. V.: Oligocän, Mioeän. 

Fundort: Stranitzen. 


Cinnamomum lanceolatum Ung. sp. 
Taf. II, Fig. 2. 
Daphnogene lanceolata, Unger: Gen. et. sp. pl. foss., pag. 424. Weitere Lit. in Staub, Zsilthal, pag. 319—322. 
Die Blätter sind gestielt, lanzettförmig, an Grund und Spitze zugespitzt, dreifachnervig; die Grund- 
seitennerven verlaufen mit dem Rande parallel, sind ihm genähert und erreichen die Spitze nicht. 
Z. V.: Eocän, Oligocän, Miocän. 
Fundorte: Stranitzen, Schega. 


Cinnamomum Scheuchzeri Heer. 
“Taf. II, Bier 3, 5,6, 12. 


Heer, Fl. d. Schw. II, pag. 85, Taf. XLI, Fig. 4—24, Taf. XLII, Taf. XLIII, Fig. 1-5. Weitere Lit. in Staub, Zsilthal, 
pag. 313— 316. 


[11] Tertiärpflanzen von Stranitzen, Schega und Radeldorf in Steiermark. 173 


Die Blätter sind zu zwei genähert und fast gegenständig, lederig, glatt, gestielt, elliptisch, oval oder 
länglich, dreifachnervig; die unteren Seitennerven laufen mit dem Rande parallel oder ziemlich parallel, 
erreichen die Spitze nicht, entspringen am Blattgrunde, meist in der Blattfläche aus dem nach der Spitze zu 
allmählich an Stärke abnehmenden Mittelnerven; die von ihnen eingeschlossenen Hauptfelder sind von zarten, 
fast unter rechtem Winkel ausgehenden Nervillen durchzogen; in der oberen Partie gehen noch mehrere 
Seitennerven, die sich in Bogen mit einander verbinden, vom Mittelnerv aus; die Randfelder sind von unter 
ziemlich rechtem Winkel entspringenden bogenläufigen Tertiärnerven ausgefüllt. 

Blätter dieser Art sind zahlreich vorhanden; die kleineren Formen herrschen vor. 

A.j. A.: Cinnamomum pedunculatum Nees. (Japan). Z. V.: Eocän, Oligocän, Miocän, Pliocän. 

Fundort: Stranitzen. 


Cinnamomum Rossmässleri Heer. 
“Taf. Il, Fig. 8. 
Heer, Fl. d. Schw. II, pag. 84, Taf. XCIIL, Fig. I5—17. Weitere Lit. in Staub, Zsilthal, pag. 323—325. 

Die Blätter sind lederig, elliptisch oder länglich-elliptisch, kurz gestielt, dreifachnervig; die Seiten- 
nerven sind vollkommen spitzläufig und senden nach aussen bogenläufige Tertiärnerven aus. 

Es fand sich nur das eine Bruchstück vor. 

A. j. A.: Cinnamomum zeylanicum Nees. (Ostindien). Z. V.: Eocän, Oligocän, Miocän. 

Fundort: Schega. 

Cinnamomum Buchi Heer. 
Taf. II, Fig. 10. 
Heer, Fl. d. Schw. II, pag. 90, Taf. XCV, Fig. I—8. Weitere Lit. in Staub, Zsilthal, pag 331 f. 

Die Blätter sind gestielt, umgekehrt-eiförmig, elliptisch oder umgekehrt-ei-lanzettförmig, am Grunde 
verschmälert, an der Spitze vorgezogen, kurz gespitzt, dreifachnervig; die seitlichen Grundnerven erreichen 
die Spitze nicht. 

Die langausgezogene Spitze sowie die über der Mitte befindliche Breite unterscheiden die Blätter 
dieser Art sofort von denen des Cinnamomum polymorphum Al. Br. sp., ihre Gleichseitigkeit von denen 
der Daphnogene melastomacea Ung. 

A. j. A.: Cinnamomum Camphora L. sp. (Japan). Z. V.: Oligocän, Miocän. 

Fundort: Stranitzen. 

Familie der Myrsineen R. Br. 
Gattung: Myrsine L. 
Myrsine doryphora Ung. 
Taf. III, Fig. 5. 
Unger, Syll. pl. foss. III, pag. 19, Taf. VI, Fig. 1-10. Weitere Lit. in Engelhardt, Meuselwitz, pag. 24 und 

Berand, pag. 24. 

Die Blätter sind lanzettförmig oder eiförmig-länglich, beiderseits verschmälert, kurz gestielt, ganz- 
randig, lederig; der Mittelnerv ist stark, die Seitennerven sind meist verwischt, wo sie vorhanden, sehr zart, 
entspringen unter spitzen Winkeln und verzweigen sich. 

Die Blätter wechseln sehr an Grösse und Gestalt und wird deshalb wahrscheinlich, dass die von 
Unger unter dem Namen Myrsine Centaurorum beschriebenen (Syll. pl. foss. III, Taf. VII, Fig. 15—17)sehr 
ähnlichen, meist nur breiteren zuihnen zu ziehen sind. Ob aber die Myrsine Caronis benannten kleinen (a. a. 0. 
Taf. VII, Fig. 8$—-ı0) nur ein jugendliches Alter bezeichnen oder artlich verschieden sind, bleibt zur Zeit 
unentschieden, da Uebergänge zu den grösseren nicht gefunden wurden. 

Mit Ettingshausen (Beitr. zu Radobo;j, pag. 24) halte ich das Unger’sche Blatt Fig. 2 auf 
Taf. VI für ein solches, das Ouercus nereifolia Heer zuzuweisen sei. Dagegen hege ich Zweifel daran, 
dass die in der Biliner Tertiärfl. Taf. XXXVII, Fig. 5, 6, 13 abgebildeten zu dieser Art gehören. 

A. j. A.: Myrsine latifolia Mart. (Brasilien). Z. V.: Oligocän, Miocän. 

Fundort: Schega. 23* 


2 


174 Prof. H. Engelhardt. [12] 


Familie der Sapotaceen Juss. 
Gattung: Sapotacites Ett. 
Sapotacites Euphemes Ung. sp. 
ats Bi 0’go! 
Pyrus Euphemes Unger, Sotzka, pag. 53, Taf. XXXVI, Fig. 1—10. 

Die Blätter sind gestielt, elliptisch, lederig, am Rande umgeschlagen, ganzrandig, an der Spitze 
stumpf; der Mittelnerv ist stark und verschmälert sich stark nach oben, die Seitennerven sind zahlreich und 
entspringen unter wenig spitzen Winkeln. 

Unger zog diese Blätter wohl wegen ihrer lederigen Beschaffenheit zu Pyrus; doch entspricht die 
Nervatur ganz und gar der der Sapotaceen wie die zahlreichen und daher einander nahe stehenden feinen 
Seitennerven zeigen. Bei unserem Blatte kommen dazu zarte Quernervillen, welche stellenweise sichtbar 
sind und wie bei anderen Sapotaceen-Blättern verlaufen. Ich reihte es aus diesen Gründen der von 
Ettingshausen gegründeten provisorischen Gattung Sapotacites ein. 

Z. V.: Oligocän. 

Fundort: Stranitzen. 


Sapotacites sideroxyloides Ett. 
Taf. II, Fig. 24. 

Ettingshausen, Häring, pag. 61, Taf. XXI, Fig 2I. Weitere Lit. in Ettingshausen, Sagor II, pag. 12. 

Die Blätter sind umgekehrt-eiförmig-länglich, ganzrandig, an der Spitze gerundet, nach dem Grunde 
verschmälert, lederig, die Nervatur ist netzläufig, der Mittelnerv stark und meist allein sichtbar. 

Lederige Blätter von gleicher oder ähnlicher Gestalt aus einander zu halten ist oft eine vergebliche 
Arbeit, sobald die Nervatur nicht angedeutet ist, ganz unmöglich, sobald die Spitze wie bei unserem Blatte 
fehlt. Ich würde das Stück unberücksichtigt gelassen haben, wäre nicht an einigen Stellen etwas von der 
feineren Nervatur zu sehen gewesen. Die Seitennerven zeigen sich äusserst fein, noch zarter und daher sehr 
schwer zu erkennen, ist das zwischen ihnen befindliche Maschenwerk, welches aus an beiden Enden aus- 
gekeilten linsenförmigen Partikelchen besteht, wie wir sie bei Sapotaceen-Blättern z. B. von Sideroxylon u. a. 
bemerken können. Ich glaubte, aus diesem Grunde das Blatt hierherstellen zu können. 

Z. V..: Oligocän. 

Fundort: Schega. 


Familie der Ebenaceen Vent. 
Gattung: DiospyrosL. 
Diospyros brachysepala Al. Br. 
Taf. II, Fig. 20, 23. 
Al. Braun, Jahrb. 1845, pag. 170. Weitere Lit. in Engelhardt, Dux, pag. 174 u. Berand, pag. 25. 

Die Blätter sind gestielt, elliptisch, an Spitze und Grund verschmälert, ganzrandig; der Mittelnerv 
ist kräftig und verdünnt sich allmählich nach der Spitze zu, die Seitennerven alternieren, sind gebogen und 
entspringen unter spitzen Winkeln. 

A. j. A.: Diospyros Lotus L. (Mittelmeergebiet, Gemässigtes Asien). Z. V.: Oligocän, Miocän. 

Fundort: Schega. 


Familie der Styraceen Rich. 
Gattung: Styrax Tourn. 
Styrax stylosa Heer. 
Taf. II, Fig. 10. 
Heer, Fl. d. Schw. III, pag. ı3, Taf. CIII, Fig. ı1L. Weitere Lit. in Menzel, Sulloditz, pag. 42. 


Die Blätter sind häutig, elliptisch-lanzettförmig, gestielt, ganzrandig; die Nervation ist 
bogenläufig. 


Tertiärpflanzen von Stranitzen, Schega und Radeldorf in Steiermark. 175 


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Diese Species gehört zu denen, welche bisher nur an wenigen Localitäten nachgewiesen werden 
konnten. Heer beschrieb sie vom obermiocänen Oeningen, Ettingshausen erhielt sie von Schichow und 
Kutschlin, ich wies sie vom Jesuitengraben nach, Schweiz und Nordböhmen galten bisher als ihre einzigen 
Fundstätten; indem sie jetzt von Steiermark bekannt wird, erweitert sich der Kreis ihres Vorkommens und 
wird zugleich klar, dass sie während des Oligocäns bereits an ziemlich weit entfernten Localitäten Platz 


genommen hatte. 
A. j. A : Styrax camporum Pohl. (Brasilien). Nach Heer Sf. Benzoin Dryand.,(Ostindien). 


Z. V.: Oligocän, Miocän. 
Fundort: Stranitzen. 
Styrax boreale Ung. 
Taf. III, Fig. 18. 
Unger, Gen. et. sp. pl. foss., pag. 436. Ders., Syll. pl. foss. III, pag. 33, Taf. XI, Fig. 11—13. 

Die Blätter sind häutig, kurz gestielt, ziemlich kreisrund, stumpf an der Spitze, oder breit oval und 
kleinspitzig, ganzrandig; der Mittelnerv ist gerade, die Seitennerven sind gekrümmt, meist einfach, doch 
auch an der Spitze verästelt. 

Die Blätter dieser Art sind in Gestalt und Nervatur so charakteristisch, dass kaum ein Zweifel an 
der Zugehörigkeit des unserigen aufkommen dürfte, bei dem die feinere Nervatur besser als bei den 
Unger’schen Exemplaren erhalten ist. Aus ihr erhellt eine sehr grosse Uebereinstimmung mit den Blättern 


von Siyrax grandifolium Ait. (Nordamerika). 
Bisher ist diese Art nur von Parschlug bekannt gewesen; die neue Fundstätte weist ihr Alter 


um einige Stufen zurück. 
Fundort: Schega. 


Familie der Ericaceen D. C. 
Gattung: Andromeda L. 


Andromeda protogaea Ung. 
Taf. III, Fig. 6. 

Unger, Sotzka, pag. 173, Taf. XLIV, Fig. 1—9. Weitere Lit. in Engelhardt, Meuselwitz, pag. 26. 

Die Blätter sind lederartig, lanzettförmig, beiderseits verschmälert, ganzrandig, langgestielt; der 
Mittelnerv ist stark, die Seitennerven sind meist verwischt, wo sie vorhanden, stark bogenläufig und zart. 

Nur in wenigen Exemplaren vertreten. 

A. j. A.: Andromeda (Leucothoö) eucalyptoides D. C. (Brasilien). Z. V.: Oligocän, Miocän. 

Fundort: Schega. 


Andromeda vaccinifolia Ung. 
Taf. III, Fig. 12. 
Unger, Sotzka, pag. 43, Taf. XXIII, Fig. I—-9. Weitere Lit. in Engelhardt, Meuselwitz, pag. 27 und Menzel, Sul- 

loditz, pag. 40. 

Die Blätter sind lederig, lanzettförmig, ganzrandig, an der Spitze stumpf oder spitz, am Grunde 
gerundet oder ziemlich gerundet, auch in den Stiel verschmälert, gestielt. 

Nur ein Blatt vorhanden. 

Ob diese Art mit der vorigen zu verschmelzen sei, wie Ettingshausen (Sotzka, pag. 25) an- 
nehmen zu müssen meint, erscheint mir noch nicht gewiss. Jedenfalls steht fest, dass die Blätter von beiden 
in ihrer Gestalt sehr variabel sind, besonders was Grund. und Spitze anbetrifft. Leicht möglich ist, dass 
Unger unter Andromeda vaccinifolia Blätter verschiedener Arten vereinigte. Nur ein reichhaltiges Material 
kann hier vollständige Klarheit verschaffen. 

A. j. A.: Andromeda calyculata L. (Nord-Amerika, Europa, Asien). Z. V.: Oligocän, Miocän. 

Fundort: Schega. 


176 Prof. H. Engelhardt. [14] 


Familie der Araliaceen Juss. 
Gattung: Panax L. 


Panax longissimum Ung. 
Taf. III, Fig. 11. 

Unger, Sotzka, pag. 44, Taf. XXIV, Fig. 21-23 Weitere Lit. in Engelhardt, Jesuitengr., pag. 45. 

Die Blätter sind lanzettförmig, beiderseits zugespitzt, lang gestielt, am Rande gezähnt; der Mittel- 
nerv ist stark, die Seitennerven sind einfach, zahlreich, gleichlaufend. 

Nur ein Blatt vorhanden. 

A. j. A.: Panax simplex Forst. (Neu-Seeland). Z. V.: Oligocän. 

Fundort: Schega, 


Familie der Ampelideen Kth. 
Gattung: Cissus L. 


Cissus (?) stiriacus Ett. 
Taf. IV, Fig. 24. 
Ettingshausen, Sotzka, pag. 63, Taf II, Fig. 2. 


Die Blätter sind gestielt, gefiedert (?), die Blättchen rundlich, elliptisch oder eiförmig, lederig, sitzend, 
am Grunde schief, an der Spitze stumpflich, am Rande gekerbt oder grobgezähnt; der Mittelnerv ist stark, 
gerade, die seitlichen Grundnerven entspringen unter sehr spitzen Winkeln, die Seitennerven unter stumpferen, 
die Tertiärnerven sind kaum sichtbar. 

Zwischen den Blättern von Ficus Fiydrarchos Ung. (Sotzka, pag. 35, Taf. XII, Fig. 2) und dem 
unseren besteht eine gewisse Aehnlichkeit, doch darf es nicht zu ihnen gestellt werden, da diese häutig 
sind, einen buchtig-gezähnten Rand und mehr Seitennerven haben. Ob es, wie Ettingshausen annehmen 
möchte, ein Theilblättchen ist, kann auch nicht so ohne weiteres angenommen werden. Die Blatthälften 
vermag ich nicht als »auffallend ungleich« anzuerkennen; eher weist die »abgeschnittene Basis« bei dem 
Exemplare des hochverdienten Forschers darauf hin. Leider vermag unser Fossil darüber nicht Auskunft 
zu ertheilen, ob wir es mit einer zufälligen Verkümmerung oder mit einer regelmässig wiederkehrenden 
Form zu thun haben. Wir wissen deshalb nicht, ob wir ein Blatt (Alacourtia cataphracta Roxb. besitzt 
sehr ähnliche) oder ein Blättchen vor uns haben und es bleibt die Ansicht von Ettingshausen, wie er 
selbst herzuheben sich gedrungen fühlt, nur »eine Vermuthung«. Trotz alledem lässt sich die Aehnlichkeit 
mit Cissus-Blättchen nicht ableugnen, weshalb mit Vorbehalt der gegebene Name fortgeführt sei. Sicher 
ist, dass wir es vorläufig mit einer schlechten Art zu thun haben. 

Z. V.: Oligocän. 

Fundort: Stranitzen. 


Familie der Acerineen D. C. 
Gattung: Acer L. 


Acer trilobatum Stbg. sp. 
Taf. IV, Fig. 3—5, 10. 
Phyllites trilobatus Stbg., Vers. I, pag. 42, Taf. L, Fig. 2. Weitere Lit. in Staub, Zsilthal, pag. 341—344. 

Die Blätter sind langgestielt, drei- oder beinahe fünflappig, handspaltig, die Lappen meist ungleich 
und dann der Mittellappen länger und breiter als die Seitenlappen oder gleich, der Rand ist ungleich ein- 
geschnitten, gezähnt, die Spitze zugespitzt, die Seitenlappen stehen entweder vom Mittellappen unter rechtem 
oder ziemlich rechtem Winkel ab oder sind unter einem spitzen aufgerichtet. 

Auffällig ist, dass weder Unger noch Ettingshausen einen einzigen Rest dieser ungemein 
weit verbreiteten Art in ihrem reichen Materiale zu Gesicht bekamen, während in unserem die Gattung 


[15] Tertiärpflanzen von Stranitzen, Schega und Radeldorf in Steiermark. 177 


Acer an Zahl der Exemplare alle anderen Gattungen und Arten weit überragt. Blüthen und Früchte fehlten 
gänzlich. Die wichtigsten beobachteten Blattformen sind: 
Alle drei Lappen des Blattes gleich gross. Acer trilobatum. 
Die Lappen schmal, nahezu gleich gross, scharf gezähnt. Form genuinum Ett. 
Form mit breiteren Lappen. Taf. V, Fig. 5. 
Mit langem Mittellappen, aber kurzen Seitenlappen. Form Acer productum Al. Br. Taf. V, Fig. 4. 
Mittellappen bedeutend breiter als die seitlichen, die Buchten rechtwinkelig. Form Acer patens Al. Br. 
Mittellappen breiter und meist länger als die seitlichen. Form Acer tricuspidatum Al. Br. Taf. V, Fig. 10. 
A. j. A.: Acer rubrum L. (Nord-Amerika). Z. V.: Oligocän, Miocän, Pliocän. 
Fundort: Stranitzen. 


Acer crassinervium Ett. 
Taf. II. Fig. 22. 
Ettingshausen, Bilin III, pag. 22, Taf. XLV, Fig. S—16. 

Die Blätter sind lederig, dreilappig, selten zweilappig, die Lappen durchaus ganzrandig, der mittlere 
ist breiter als die seitlichen, stumpf oder zugespitzt oder an der Spitze langgespitzt, die seitlichen sind ab- 
gekürzt, abstehend, die Buchten stumpf gerundet; der Mittelnerv ist dick, gerade, auslaufend, die Seitennerven 
sind kräftig, gebogen. 

Nur ein Blatt wurde entdeckt. 

Mit einem ganzrandigen Ahornblatte (Acer sotzkianum), das in den Sotzka-Schichten gefunden 
wurde, machte uns schon Unger (Sotzka, pag. 45, Taf. XXIX, Fig. 2) bekannt, doch darf das unsere 
nicht mit ihm zusammengestellt werden, da bei demselben die Seitenlappen beinahe die Länge des mittleren 
erreichen. Ebenfalls aus diesem Grunde und manchem anderen sofort in die Augen fallenden z. B. wegen der 
Verschiedenheit der Buchten darf es nicht zu Acer integrilobum Web., Acer pseudocampestre Ung., Acer 
decipiens Ung. u. a. gezogen werden. 

Die Art ist eine Seltenheit; bisher war sie nur aus dem Biliner Becken, und zwar von Kutschlin 
bekannt. Der neue Fundort lässt vermuthen, dass sie in Zukunft auch in Zwischengebieten gefunden 
werden dürfte. 

Z. V.: Oligocän. 

Fundort: Stranitzen. 


Acer Rümianum Heer. 

Heer, Fl. d. Schw. III, pag. 59, Taf. CXVIII, Fig. 11-16; pag. 199, Taf. CLV, Fig. ı3. Ettingshausen, Bilin III, 

pag. 23, Taf. XLVI, Fig. 8, 9. 

Die Blätter sind lederig, tief dreitheilig, die Lappen linealisch-lanzettförmig, zugespitzt, tief einge- 
schnitten-gesägt. 

Nur drei Exemplare waren vorhanden, von denen zwei den Mittellappen mit ausgezogener Spitze 
ganz, den Grund aber abgebrochen zeigten. 

A. j. A.: Acer polymorphum Sieb. et Zuce. (Japan). Z. V.: Oligocän, Miocän. 

Fundort: Stranitzen. 


Familie der Celastrineen R. Br. 
Gattung: Celastrus L. 
Celastrus dubius Ung. 
Unger, Sotzka, pag. 47, Taf. XXX, Fig. 15, 16. Weitere Lit. in Engelhardt, Jesuitengr., pag. 56. 
Die Blätter sind eiförmig-elliptisch, stumpflich gekerbt, gestielt, lederig; die Seitennerven zahlreich, 
zart und entspringen unter spitzen Winkeln. 


A. j. A.: Celastrus trigynus D. C. (St. Mauritius). Z. V.: Oligocän, Miocän. 
Fundort: Stranitzen. 


178 Prof. H. Engelhardt. [16] 


Celastrus Andromedae Ung. 
bene, NY, 1Eıt5 TER 

Unger, Sotzka, pag. 47, Taf. XXX, Fig. 2—5. Weitere Lit. in Engelhardt, Jesuitengr., pag. 57. 

Die Blätter sind lederig, elliptisch, beiderseits verschmälert, gestielt, gezähnt; der Mittelnerv ist 
kräftig, die Seitennerven sind sehr zart, kaum sichtbar. 

Es ist nur das abgebildete, sehr verletzte Blatt, welches aber wohl hierherzuziehen sein möchte, 
gefunden worden. 

Die von Unger mit demselben Namen bezeichneten schmalen Blätter müssen wohl ausge- 
schieden werden. 

Z. V.: Oligocän. 


Fundort: Stranitzen. 


Gattung: Elaeodendron Jacg. 


Elaeodendron Ungeri m. 
Taf. IV, Fig. 14. 

Die Blätter sind elliptisch oder breit lanzettförmig, an der Spitze stumpf, kerbig-gezähnt, lederig; 
der Mittelnerv ist dick und verdünnt sich nach der Spitze hin, die Seitennerven sind fein, entspringen 
unter spitzen Winkeln und verbinden sich gegen den Rand hin in Bogen. 

Vergleiche das unter Ficus degener Ung. Gesagte. 

A. j. A.: Aehnelt Elaeodendron glaucum Pers. (Ostindien). 

Fundort: Stranitzen. 


Familie der Rhamneen R. Br. 
Gattung: Rhamnus L. 


Rhamnus aizoon Ung. 
Taf. I, Fig. 19. 

Unger, Chl. prot. pag. 146, Taf. L, Fig. 1-3. Weitere Lit. s. Engelhardt, Berand, pag. 34. 

Die Blätter sind gestielt, elliptisch oder umgekehrt-eiförmig, stumpf, ganzrandig, etwas lederig; der 
Mittelnerv ist stark, die Seitennerven sind zahlreich, einfach, gerade oder wenig gekrümmt und verlaufen parallel. 

Heer glaubt, dass die Blätter dünnhäutig gewesen seien; unser Exemplar zeigt sich jedoch gleich 
den Unger’schen als mehr lederig. Sehr wahrscheinlich gehört Rhamnus pygmaeus Ung. (Syll. pl. foss. U. 
Taf. III, Fig. 48) hierher, wenigstens kann ich aus Abbildung und Diagnose keine Artverschiedenheit heraus- 
lesen. Da die Blätter von Rhamnus aizoon in der Grösse, auf die Unger das Hauptgewicht bei der 
Abzweigung legt, bedeutenden Schwankungen unterliegen, so wäre wohl möglich, dass noch kleinere als die 
abgebildeten vorhanden gewesen wären. 

Z. V.: Oligocän, Miocän. 


Fundort: Schega. 


Rhamnus Eridani Ung. 
Rat. I, Ried. 
Unger, Gen. et sp. pl. foss., pag. 465. Weitere Lit. in Engelhardt, Grasseth, pag. 312 f. 
Die Blätter sind gross, ziemlich lang gestielt, häutig, länglich-elliptisch, ganzrandig; der Mittelnerv 
ist kräftig, die S—1o Seitennerven entspringen unter spitzen Winkeln, sind viel zarter und bilden erst am 
Rande flache Bogen. 


A.j. A.: Rhammus carolineanus Walt. (Warmes und kühles Nordamerika). Z. V.: Oligocän, Miocän. 
Fundort: Schega. 


[17] Tertiärpflanzen von Stranitzen, Schega und Radeldorf in Steiermark. 179 


Familie der Juglandeen DC 
Gattung: Juglans L. 
Juglans bilinica Ung. 
Taf. III, Fig. 3. 
Unger, Gen. et. sp. pl. foss., pag. 469. Weitere Lit. in Engelhardt, Caplagr., pag. 199. 

Die Blätter sind unpaarig-gefiedert, vielpaarig, die Blättchen eirund-elliptisch, eirund-lanzettförmig 
oder lanzettförmig, kurz gestielt, zugespitzt, unregelmässig feingezähnt; der Mittelnerv ist stark, die Seiten- 
nerven sind bogenläufig, zahlreich und entspringen unter spitzen Winkeln, sind gegabelt und bilden runde 
Schlingen, die Nervillen sind deutlich und bilden ein unregelmässiges polygones und grossmaschiges Netzwerk. 

Die Blätter zeigen sehr verschiedene Grössenverhältnisse; neben sehr grossen werden solche von 
mittlerer Grösse und kleine gefunden. Die unserigen gehören der langen schmalen Form an. 

A. j. A.: Juglans nigra L., Carya amara Nutt. (Nordamerika). Z. V.: Oligocän, Miocän, Pliocän. 

Fundorte: Radeldorf, Schega. 


Gattung: Carya Nutt. 


Carya elaenoides Ung. spec. 
Taf. IV, Fig. ı. 

Juglans elaenoides Unger, Sotzka, pag. 49, Taf. XXXII, Fig. 1—4. Weitere Lit. in Engelhardt, Jesuitengr., pag. 67. 

Die Blättchen sind ei-lanzettförmig, zugespitzt, etwas sichelförmig, gesägt, am Grunde sehr 
ungleich, gestielt. 

Sicher gehören Ouercus urophylla Unger, Sotzka Taf. IX, Fig. 9, Io, 14 hierher. 

A. j. A.: Carya olivaeformis Nutt. (Nord-Amerika). Z. V.: Oligocän, Miocän. 

Fundort: Stranitzen. ö 


Familie der Anacardiaceen Lind. 
Gattung: Rhus L. 


Rhus prisca Ett. 
Bat 1,0 EI9713, 15,010: 
Ettingshausen, Häring, pag. 79, Tat. XXVI, Fig. 13—23. Weitere Lit. in Engelhardt, Jesuitengr., pag. 68. 

Die Blätter sind unpaarig-gefiedert, die Blättchen dünnhäutig, oval oder länglich, sitzend, am 
Grunde schief, an der Spitze stumpflich, am Rande entfernt gezähnelt; der Mittelnerv ist deutlich, die 
Seitennerven sind zart und gekrümmt. 

A. j. A.: Rhus Coriaria L. (Süd-Europa). Z. V.: Oligocän, Miocän. 

Fundorte: Stranitzen, Schega. j 


Familie der Combretaceen R. Er. 
Gattung: Terminalia L. 


Terminalia radobojensis Ung. 
Taf. IV, Fig. 12: 
Unger, Chl. prot., pag. 142, Taf. XLVIII, Fig. I, 2. Weitere Lit. in Engelhardt, Leitm. Mittelgeb., pag. 387. 

Die Blätter sind verkehrt-eirund, lanzettförmig, ganzrandig, oberhalb der Mitte am breitesten 
allmählich in den Blattstiel verschmälert, zugespitzt; der Mittelnerv ist stark, die Seitennerven entspringen 
unter spitzen Winkeln, sind bogenförmig und laufen bis in die Nähe des Randes. 

Man könnte mir den Vorwurt machen, ein so unvollständiges Bruchstück, wie das unserige ist, 
einer Art zuzuweisen, doch trägt dasselbe den Charakter der Blätter von Terminalia radobojensis Ung. 


Beiträge zur Paläontologie Oesterreich-Ungarns. Bd. XIV. 24 


180 Prof. H. Engelhardt. [18] 


so ausgeprägt an der Stirn, dass ich glaubte, davon absehen zu können, es wie manches andere unberück- 
sichtigt zu lassen, zumal es gilt, die Sotzkaflora in möglichster Vollständigkeit kennen zu lernen. Der dicke 
Mittelnerv, die vortretenden gebogenen Seitennerven, welche bis in die Nähe des Randes reichen, sind 
charakteristisch. Dazu kommt, dass wir, wenn wir uns das Blatt vervollständigt denken, die grösste Breite 
oberhalb der Mitte und eine allmähliche Verschmälerung nach dem Grunde zu auch angedeutet finden. Bei 
den Blättern von Ficus lanceolata Heer, auf die man vielleicht verweisen möchte, entspringen die Seiten- 
nerven unter ganz anderen Winkeln; eine so auffällige Aufrichtung wie bei Terminalia findet man 
bei ihnen nicht. 

Die Stellung dieser Blätter unter Terminalia ist übrigens noch nicht gesichert. 

Z. V.: Oligocän, Miocän. 

Fundort: Schega. 


Familie der Myrtaceen R. Br. 
Gattung: Eucalyptus Herit. 


Eucalyptus oceanica Ung. 
Tat. II, Fig. 19, 21, 22. 
Unger, Sotzka, pag. 182, Taf. II, Fig. 21, 22. Weitere Lit. in Engelhardt, Meuselwitz, pag. 30 u. Menzel, Sulloditz, pag. 37. 


Die Blätter sind lederig, lanzettförmig oder lineal-lanzettförmig, fast sichelförmig, zugespitzt, in den 
Blattstiel verschmälert, ganzrandig, der Blattstiel ist öfters am Grunde gedreht; der Mittelnerv ist stark, die 
Seitennerven sind sehr zart und entspringen unter spitzen Winkeln. 

Von dieser Art lagen sehr viel Blattreste von verschiedener Grösse vor. Bei den meisten war die 
Nervatur fast ganz verwischt. 

A. j. A.: Eucalyptus sp. (Australien) Z. V.: Oligocän, Miocän. 


Fundorte: Stranitzen selten, Schega häufig. 


Eucalyptus grandifolia Ett. 
Taf. III, Big. 13. 
Ettingshausen, Bilin III, pag. 53, Taf. LIV, Fig. 17—19. 

Die Blätter sind lederig, gestielt, breit lanzettförmig, zugespitzt, ganzrandig, am Grunde spitz; der 
Mittelnerv ist stark, ziemlich gerade, die Seitennerven sind sehr fein, gerade, parallel und entspringen unter 
spitzen Winkeln. 

Es war nur ein Blatt vorhanden; dafür zeigte sich dasselbe aber in einer Erhaltung, wie man sie 
sich nicht besser wünschen kann. Ä 

Ettingshausen hält dafür, dass die längeren und breiteren Blätter nicht zu Eucalyptus oceanica 
Ung. zu rechnen seien. Besonders beruft er sich auf den eiförmig spitzen Grund derselben, doch findet 
man diesen auch bei den Blättern der verwandten Art und bei Fig. 17 dürfte er fehlen. Mir scheint der 
Hauptunterschied ausser der grösseren Länge in der bestimmteren Ausprägung der Nervatur, die eine andere 
Beschaffenheit der Blattmasse voraussetzt, zu liegen. ö 

Z. V.: Oligoeän. 

Fundort: Schega. 

Gattung: Eugenia Mich 
Eugenia Aizoon Ung. 
Taf. III, Fig. 8, 19. 
Unger, Sotzka, pag. 52, Taf. XXXV, Fig. I, 2. Heer, Fl. d. Schw. III, pag. 34, Taf. CVII, Fig. 17—19. 

Die Blätter sind lederig, kurz gestielt, länglich, ganzrandig;; der Mittelnerv ist stark, die Seitennerven 
sind zart, einfach, gekrümmt. 

Unser Blattstück Fig. 8 ist zwar etwas breiter als die von Unger abgebildeten, muss aber hier- 
hergezogen werden ; die derbe Textur, der starke Mittelnerv und die aufstrebenden schwächeren, aber doch 


[19] Tertiärpflanzen von Stranitzen, Schega und Radeldorf in Steiermark. 181 


deutlich sichtbaren Seitennerven weisen darauf hin. Fig. 17 bei Heer ist ebenfalls breiter. Zu Terminalia 
radobojensis darf es nicht gerechnet werden, da bei den Blättern dieser der Mittelnerv viel stärker ist und 


die Seitennerven hervortreten, 
A. j. A.: Eugenia Jambos L. (Trop. Amerika). Z. V.: Oligocän, Miocän. 


Fundorte: Stranitzen, Schega. 


Familie der Amygdaleen Bartl. 
Gattung: Amygdalus L. 
Amygdalus pereger Ung. 
Rat, III 819,14, 15,17. 
Unger, Sotzka, pag. 54, Taf. XXXIV, Fig. I0—14. Weitere Lit. in Engelhardt, Jesuitengr., pag. 71. 
Die Blätter sind häutig, langgestielt, ei-lanzettförmig, zugespitzt, sägezähnig; die Frucht ist eine 
eiförmig-zugespitzte Steinfrucht. 
Unser Blatt schliesst sich den in Unger’s Flora v. Sotzka dargestellten an, nur ist es länger. Es 
ist am Grunde breit und verschmälert sich allmählich nach der Spitze hin, worin es auch mit den mein 
in der Schweiz gefundenen übereinstimmt, welche aber durch grössere Randzähne und verschmälerten Grund 


von den Sotzkaer Exemplaren abweichen. Durch den etwas spitzeren Auslauf der Seitennerven stellt es 
sich als eine beide vermittelnde Form dar. 


A. j. A.: Amygdalus persica L. (Gemässigtes Asien). Z. V.: Oligocän am häufigsten, seltener 
im Miocän. 


Fundort: Stranitzen. 


Familie der Papilionaceen Endl. 
Gattung: Palaeolobium Ung. 
Palaeolobium sotzkianum Ung. 
Taf. III, Fig. 21, 23. 
Unger, Sotzka, pag. 56, Taf. XLI, Fig. 6, 7. Weitere Lit. in Engelhardt, Jesuitengr., pag. 74. 


Die Blätter sind gefiedert, die Blättchen ganzrandig, gross, die seitlichen eiförmig-elliptisch, am 
Grunde sehr ungleichseitig, die Endblättchen länglich-umgekehrt-eirund oder elliptisch; die Seitennerven 
wenig zahlreich, ziemlich parallel und in Bogen verbunden. 


Unser Blättchen muss Endblättchen gewesen sein; es kommt dem in Heer’ Fl. d. Schw. III, 
Taf. 134, Fig. 7 abgebildeten am nächsten 
A. j. A.: Cyclolobium sp. Bnth. (Asien). Z. V.: Oligocän. 


Fundorte: Stranitzen, Schega. 


Palaeolobium haeringianum Ung. 
Taf. III, Fig. 24. 
Unger. Sotzka, pag. 56, Taf. XLIV, Fig. 8$—-ıo. Weitere Lit. in Engelhardt, Jesuitengr., pag. 74. 
Die Blätter sind häutig, gefiedert (?), die Blättchen lanzettförmig, spitz, ganzrandig; die Seitennerven 
zahlreich, einfach, parallel. 


A. j. A.: Viel Aehnliches besitzen die Blätter von Dalbergia mirabilis D. C. (Ostindien). Z. V.: 
Oligocän. 


Fundort: Stranitzen. 


182 Prof. H. Engelhardt. [20] 


Gattung: Dolichites Ung. 


Dolichites maximus Ung. 
Taf. IV, Fig. 17. 
Unger, Gen. et sp. pl. foss., pag. 439. Weitere Lit. in Unger, Syll. pl. foss. II, pag. 25. 

Die Blätter sind dreizählig, die Blättchen dünnhäutig, sitzend, ganzrandig, das mittlere ist elliptisch, 
beiderseits verschmälert, die seitlichen sind am Grunde ungleich; die Seitennerven wechseln meist ab, sind 
an der Spitze etwas verästelt, durch Quernerven unter sich verbunden, 

Bisher nur von Radoboj bekannt gewesen. 

A. j. A.: Dolichos ciliatus Wall. (Ostindien). Z. V.: Bisher Miocän. 


Fundort: Stranitzen. 


Gattung: Sophora L. 


Sophora europaea Ung. 
Taf. IV, Fig. 18, 22. 
Unger, Sotzka, pag. 57, Taf. XLII, Fig. 1-5. Weitere Lit. in Ettingshausen, Leoben II, pag. 47. 

Die Blätter sind unpaarig gefiedert, mehrpaarig (?), die Blättchen häutig, eiförmig, umgekehrt-eiförmig, 
gerundet-eiförmig, elliptisch oder länglich-eiförmig, am Grunde ungleich, kurz gestielt, ganzrandig; der Mittel- 
nerv ist stark, die Seitennerven sind zart. 

A. j. A.: Sophora littoralis Schrad. (Brasilien). Z. V.: Oligocän, Miocän. 


Fundort: Stranitzen, 


Gattung: (assia L. 


Cassia phaseolites Ung, 
Taf. IV, Fig. 15, I6, 21. 

"Unger, Sotzka, pag. 188, Taf. LXV, Fig. 1-5; Taf. LXVI, Fig. 1-9. Weitere Lit. in Engelhardt, Caplagr., pag. 203. 

Die Blätter sind vielpaarig-gefiedert, die Blättchen häutig, länglich-elliptisch oder eirund-länglich, 
gestielt, ganzrandig; der Mittelnerv ist stark, die Seitennerven sind zart, zahlreich, laufen parallel oder fast 
parallel und verbinden sich am Rande in Bogen. 

A. j. A.: Cassia micrantha D. C. (Brasilien). Z. V.: Oligocän, Miocän, Pliocän. 

Fundorte: Stranitzen, Schega. An beiden Orten häufig. 


Cassia Feroniae Ett. 
Taf. IV, Fig. 19. 
Ettingshausen, Häring, pag. 91, Taf. XXX, Fig. 9—I1. Weitere Lit. in Ettingshausen, Leoben II, pag. 48. 

Die Blättchen sind ziemlich lederig, kurz gestielt, lanzettförmig, am gerundeten Grunde etwas schief; 
der Mittelnerv ist deutlich, die Seitennerven sind äusserst fein und gebogen. 

Wären nicht einige Seitennerven sichtbar gewesen, hätte man dieses Blättchen leicht als zu Cassıqa 
Zephyri Ett. gehörig ansehen können. Die Blättchen dieser Art haben aber steil ansteigende Nerven, was 
bei denen unserer Art nicht der Fall ist. 

A. j. A.: Cassia stipulacea Ait. (Chile). Z. V.: Oligocän, Miocän. 

Fundort: Stranitzen. 


Cassia Berenices Ung. 
Taf. III, Fig. 16; Taf. IV, Fig. 9. 
Unger, Sotzka, pag. 188, Taf. LXIV, Fig. 4-10. Weitere Lit. in Engelhardt, Caplagr., pag. 202. 


[21) Tertiärpflanzen von Stranitzen, Schega und Radeldorf in Steiermark. 183 


Die Blätter sind gefiedert, die Blättchen kurz gestielt, dünnhäutig, eiförmig- oder elliptisch-zugespitzt, 
am Grunde meist stumpf gerundet, bald deutlich ungleichseitig, bald kaum merklich; der Mittelnerv ist zart, 
die Seitennerven sind zart, zuweilen gegenständig und verbinden sich vom Rande entfernt in Bogen. 

Das grosse Blatt zu Cassia phaseolites Ung. zu rechnen, verbietet die Zuspitzung des Blattes. 

A. j. A.: Cassia laevigata Willd. (Mittel-Amerika\. Z. V.: Oligocän, Miocän, Pliocän. 

Fundort: Stranitzen. 


Cassia hyperborea Ung. 
Taf. IV, Fig. 7, 8. 
Unger, Sotzka, pag. 58, Taf. XLIII, Fig. 2, 3. Weitere Lit. in Engelhardt, Caplagr. pag., 202. 

Die Blättchen sind häutig, gestielt, ei-lanzettförmig, zugespitzt; der Mittelnerv ist stark, die Seiten- 
nerven sind sehr fein, gebogen, vor dem Rande unter einander verbunden. 

Heer vermuthet bei der grossen Aehnlichkeit der Blätter dieser Art mit denen von Cassia 
Berenices Ung., dass beide wohl zusammengehören dürften. Verschiedenheiten in der Form sind jedenfalls 
durch die Stellung an der Spindel bedingt gewesen. Ein Blatt mit auffallend ungleichhälftigem Grunde 
bildet auch Ettingshausen in Häring, Taf. XXX, Fig. 14 ab. 

A. j. A.: Cassia laevigata W. (Tropisches Amerika). Z. V.: Oligocän, Miocän, Pliocän. 


Fundort: Stranitzen. 


Cassia lignitum Ung. 
Taf. III, Fie. 9. 

Unger, Gen. et sp. pl. foss., pag. 492. Weitere Lit. in Heer, Fl. d. Schw. III, pag. 121 u. Menzel, Sulloditz, pag. 26. 

Die Blätter sind gefiedert, die Blättchen kurzgestielt, häutig, oval oder länglich, am Grunde meist 
ungleichseitig, gerundet, an der Spitze stumpf, die Seitennerven zart. 

Unger kannte solche Blättchen von hier, beschrieb sie aber unter dem Namen Dalbergia podocarpa. 
(Sotzka, pag. 55, Taf. XL, Fig. 1—ı3), worin ihm Weber folgte. 

A. j. A.: Cassia chrysotricha Collad. (Brasilien). Z. V.: Oligocän, Miocän. 

Fundort: Stranitzen. 


Gattung: Leguminosites Heer. 


Leguminosites Proserpinae Heer. 
Taf. III, Fig. 20; Taf. IV, Fig. 13. 
Heer, Fl. d. Schw. III, pag. 123, Taf. CXXXVIII, Fig. 50—55. Engelhardt, Berand, pag. 4I, Taf. III, Fig. 17, 20, 23. 
Die Blättchen sind lederig, kurz gestielt, elliptisch oder länglich-elliptisch, an der Spitze ausgerandet ; 
der Mittelnerv ist stark, die Seitennerven sind sehr zart, meist verwischt. 
A. j. A.: Dalbergia? Z. V.: Oligocän. z 
Fundort: Stranitzen. 


Familie der Mimosaceen W.K. 
Gattung: Acacia L. 


Acacia sotzkiana Ung. 
Taf. IV, Fig. 2, 6. 
Unger, Sotzka, pag. 59, Taf. XLVI, Fig. 1-10. Weitere Lit. in Menzel, Sulloditz, pag. 25 u. Engelhardt, 
Berand, pag. 41. 
Die Blätter sind doppelt-gefiedert, die Blättchen lanzettförmig, beinahe sitzend, ganzrandig, etwas 
lederig‘; die Hülsen langgestielt, 6—8 cm lang, 6—-10 mm breit, zusammengedrückt, stellenweise blasig auf- 


getrieben, an der Spitze geschnäbelt und verengert, mehrsamig, die Samen rund. 


184 Prof. H. Engelhardt. [22] 


A. j. A.: Nach Unger Acacia portoricensis Willd. (Trop. Amerika), doch besitzt diese viel 
kleinere Blättchen. Betreffs der Hülsen Acacia fallax Mey. (Süd-Afrika). Z. V.: Oligocän, Miocän. 


Fundort: Stranitzen. 
Anm.: Der grösste Theil einer sichelförmig gekrümmten nicht bestimmbaren Leguminosenschale ist 


noch vorhanden. Sie ist ganz flach, zeigt weder Samen noch Auftreibungen. Vielleicht gehört sie Cassia 


hyperborea Ung. an. (Taf. V, Fig. 23.) 


Gattung: Caesalpinia L. 
Caesalpinia norica Ung. 
Taf. III, Fig. 25. 
Unger, Sotzka, pag. 57, Taf. XLII, Fig. 8-19. 
Die Blätter sind abgebrochen-doppelt-gefiedert, die Blättchen am Grunde ungleich, eiförmig-elliptisch, 
ausgerandet, ganzrandig, fast sitzend. 
Unsere Blättchen zeigen die feinere Nervatur, welche die Deutung Ungers bestätigt. 
Z. V.: Oligocän. 
Fundort: Schega. 


ÜBER RIPPEN EINES DEUTEROSAURIDEN. 


(Deuterosaurus Seeleyi nov. spec.?) 


von 


Franz Baron Nopcsa jun. 


(mit I Tafel.!) 


Von dem paläontologischen Materiale, das Dr. Holub in Südafrika sammelte, wird ein ansehnlicher 
Theil im Paläontologischen Institute der Wiener Universität aufbewahrt. Die Reste stammen, wie 
eine Untersuchung bald zeigte, von Dicynodonten und anderen theromorphen Reptilien. Leider 
stammen nicht alle Stücke von derselben Fundstelle, sondern wurden (zum Theil nur als lose verschleppte 
Blöcke) an verschiedenen Stellen aufgesammelt. Nach dem Gestein liess sich im Ganzen eine Zweitheilung 
vornehmen. In einem Falle war die Matrix graugrün, stark kieselig (so dass sie Funken schlug), im anderen 
Falle war aber nur ein geringer Quarzgehalt bemerkbar, auch war das Gestein ausgesprochen graublau gefärbt. 

Aus dem kieseligeren Gesteine stammt die linke Unterkieferhälfte sowie ein Zahn eines gewaltigen 
Dicynodonten sowie ein anderer unbestimmter Knochen!), während die übrigen Reste alle im kieselarmen 
Gesteine eingebettet liegen. 

Es sind im Ganzen vier solche Blöcke vorhanden. In einem sind die Knochen vollkommen mit dem 
Gesteine verwachsen, weshalb diesem Stücke keine weitere Beachtung geschenkt werde, der zweite Block 
zeigt Schädelreste eines Dicynodonten; die beiden letzten Blöcke endlich zeigen mehrere ziemlich gut 
erhaltene Rippenfragmente. 

Der Schädel besitzt in seiner jetzigen Erhaltung noch am ehesten eine nicht unbedeutende Ähnlich- 
keit mit dem Dicynodonten-Typus, allein sein schlechter Erhaltungszustand macht ohne grösseres Ver- 
gleichsmaterial eine genauere Bestimmung unmöglich. 

Es sind auf der Oberseite des Schädels die untere Fläche der Frontalia, Bruchstücke des einen 
Postfrontale, gute Spuren des Interparietale, endlich die halben Supraparietalia undParietalia 
bemerkbar. Auf der Seite sieht man Bruchstücke des Jugale sowie derMedianregion des Schädels, auf 
der Unterseite sind Theile des Vomer, an der Schnauzenspitze Reste des Intermaxillare (?) erhalten. 
Wenn auch auf diese Weise scheinbar Reste von mehreren Knochen erhalten sind, so ist doch der Erhal- 
tungszustand der einzelnen Knochen ein solcher, dass in Ermangelung deutlicherer Nähte gar nicht auf die 
Natur des betreffenden Knochens geschlossen werden kann. Das Parietalloch ist weit vorne (am vor- 
deren Ende der Schläfenöffnungen) gelegen. Es wird seitlich durch die Parietalia, gegen vorne durch 
ein langes schmales Interparietale begrenzt. 

Die beiden nur undeutlich getrennten Parietalia werden durch zwei grosse flache Knochen 
(Supraparietalia) begrenzt und stossen gegen vorne an die breiten paarigen Frontalia. Die Schläfen- 


1) Fundort nach mündl. Aussage von Dr. Holub Cradock. südlich oder südwestlich von Colesberg. 


186 Franz Baron Nopecsa jun. [2] 


öffnung dürfte gross, die Augenöffnung schräge, aufwärts gerichtet gewesen sein. Sonst lässt sich vom 
Schädel, der im Allgemeinen an einen Dicynodonten erinnert, nichts bemerkenswerthes sagen. 

Bei Weitem wichtiger als dieser fragmentäre Rest ist ein Block, in dem 13 kippen in natür- 
licher Lage sichtbar sind und der zum Theil durch einen kleineren Block ergänzt wird. 

Die beiden letztgenannten Stücke fand Dr. E. Holub!) in der Umzäumung eines Straussenkraals 
bei Kuilfontein, 9 Meilen S.W. Colesberg; man kann sie mit keinem der zuvorerwähnten Reste 
vereinigen. 

Das grösste und beste erhaltene Stück zeigte vor der Präparirung den Längenschnitt von 13 Rippen, 
die mit der Dorsalseite in dem Gesteine lagen, während die Ventralseite sowie das Capitulum bereits 
abgewittert waren. Auf diese Weise waren nur die Dorsalseite und das Tuberculum zu retten. Da ein Bloss- 
legen der Rippen wegen der brüchigen Beschaffenheit der Knochen sowie wegen der Härte des Gesteines 
unmöglich erschien, wurden die Rippen selbst sorgfältig entfernt und von dem so erhaltenen natürlichen 
Negativ ein Gypsabguss gemacht, auf dem die Rippen positiv erscheinen und ihre Dorsalseite und das 
Tuberculum zeigen. Dasselbe Verfahren wurde bei dem kleineren Blocke angewendet, bei dem auf diese 
Weise die Ventralseite der Rippen sichtbar wurde. 

Da Rippen von Theromorphen an und für sich zu den Versteinerungen gehören, die am seltensten 
gefunden (oder gesammelt?) werden, so gehören diese Rippen — zumal auf der einen Platte ausserdem noch 
der Abdruck eines Wirbels vorhanden ist — zu den interessanteren Versteinerungen der Wiener Paläontolo- 
gischen Sammlung. Wie wenig bisher von theromorphen Rippenresten bekannt ist, geht am besten daraus 
hervor, dass unter So theromorphen Gattungen nur bei 20 Rippenreste überhaupt bekannt sind und unter 
diesen bisher nur die Rippen von neun Gattungen (Pareiasanrus, Aristodesmus, Eurycarpus, Herpetocheirus, 
Deuterosaurus, Procolophon, Cynognathus, Microgomphodon, Gomphognathus) genauer beschrieben sind. 

Die erste nothwendige Folge dieses Missverhältnisses ist die, dass es derzeit noch nicht möglich ist, 
bei den Theromorphen Rippentypen für die einzelnen Familien festzustellen und auch eine genaue Be- 
stimmung eines isolierten Rippenrestes unmöglich wird. 

In Folgenden sollen zuerst die Wiener Rippenreste beschrieben und dann mit den übrigen bisher 
bekannten theromorphen Rippen verglichen werden. Der Beschreibung der Stücke ist nicht der negative 
Hohldruck, sondern aus Utilitätsgründen der positive Gypsabguss zugrunde gelegt, auf dem es den Eindruck 
macht, als ob die Rippen mit der einen Seite im Gestein stecken würden. Ein analoger Vorgang wurde 
mit viel Erfolg von Newton für die Reptilien des Elgin -Sandsteines verwendet. Zuerst soll der grössere 
und dann erst der kleinere Block beschrieben werden. 

Von den 13 Rippen auf der grösseren Gesteinplatte haben von den schwächeren Rippen an gezählt 
die 7. und die 9.— 13. noch ihre natürliche parallele Lage bewahrt, woraus hervorgeht, dass sie seitlich 
keinem mechanischen Drucke ausgesetzt waren. Die I1..—5. Rippe sind mit ihren distalen Enden bei der 
Verwesung des Cadavers aufeinander gefallen, die 6. hat sich nur unbedeutend gegen oben geschoben und 
die 8. hat sich etwas nach hinten geneigt. Die Lage der Knochen ist daher eine fast ungestörte zu nennen, 

Im Allgemeinen ist eine gewisse Differenz zwischen den Rippen des einen und des anderen 
Endes bemerkbar. Die einen zeigen eine ausgesprochene S-förmige Krümmung, während die anderen 
nur einfach bogenförmig gekrümmt sind; dabei ist diese S-förmige Krümmung eines Theiles der Rippen 
weder auf eine spätere mechanische Verdrückung zurückzuführen, noch durch eine verschiedene Lagerung 
erklärbar, sondern eine typische Eigenschaft einer gewissen Rippenregion. Verschiedene Eigenschaften, zumal 
eine später zu besprechende tiefe Längsfurche auf einer Seite der meisten Rippen, deuten darauf hin, dass 
die bogenförmig gekrümmten Rippen als die vorderen, die S-förmig gebogenen Rippen hingegen als die 
hinteren aufzufassen sind. 

In Folge dieser Orientierung kann festgestellt werden, dass die auf der grossen Platte erhaltenen 
Rippen der rechten Seite angehören, die des kleineren Blockes hingegen von der linken Seite stammen. 
Ohne die Stelle, welche die Rippen muthmasslich im Thierkörper inne hatten, sollen sie vorläufige von vorn 
nach hinten mit den fortlaufenden Zahlen I—13 bezeichnet werden. Ob die Rippe, welche in Folge dessen hier 


1) Ebenfalls nach mündlicher Aussage. 


[3] Ueber Rippen eines Deuterosauriden. 187 


als Nr. ı bezeichnet wird, thatsächlich der ersten Rumpfrippe entspricht, das soll erst ein späterer Ver- 
gleich mit verwandten Formen entscheiden. 

Von der ersten Rippe ist eben nur soviel erhalten, dass man mit Bestimmtheit sagen kann, dass 
vor der ersten gut erhaltenen Rippe (Nr. 2) noch eine Rippe gelegen ist. Auch die zweite Rippe, obwohl 
auf ihrer Oberseite auf 12'/, cm blossgelegt, ist nur schlecht sichtbar. Sie ist am dorsalen Ende sichelförmig 
gebogen, gegen das freie (ventrale) Ende hin aber die letzten 7 cm gerade gestreckt. In ihrer jetzigen Lage 
ist sie mit dem distalen Ende etwas gegen vorne gerichtet. Viel besser ist die 3. Rippe erhalten, Sie ist 
auf eine Länge von I6 cm blossgelegt. Auf der Aussenseite ist sie am proximalen Gelenksende circa 9 cm 
weit gerundet, von da an wird jedoch gegen das freie Ende hin diese Rundung allmählich verflacht!). 
Gleichzeitig verändert sich auch die ventrale Einwärtskrümmung der Rippe. Dort wo der Aussentheil ge- 
rundet ist, ist diese Krümmung ziemlich bedeutend, wo sich jedoch die Rippe auf der Oberseite verflacht, 
hört auch diese Krümmung auf, und auf diese Weise ist das distale Rippenende gerade gestreckt. An dieser 
Stelle beträgt die Dicke der Rippe wenigstens I cm, während die Breite der Rippe am entfernteren Ende 
I cm, am proximalen jedoch nur 0:7 cm beträgt. Die Rippe ist also im Allgemeinen am proximalen Ende 
lateral comprimirt zu bezeichnen, während sie distal quadratischen Querschnitt hat. Aehnlich ist die 
vierte erhaltene Rippe gestaltet; da sie jedoch am distalen Ende noch nicht so abgeflacht ist wie 
Nr. 3 und dementsprechend auch noch stärker gekrümmt erscheint, dürfte sie noch bedeutend 
länger gewesen sein; ihr Querschnitt erscheint quadratisch mit gerundeten Ecken. Ihre 
jetzige Länge beträgt IS cm. Noch länger (22 cm) ist die fünfte ebenfalls scheinbar quadratische 
Rippe, die am proximalen Ende sehr schmal ist, am distalen jedoch leider von der vierten Rippe bedeckt 
wird. Schon bei der 3. und 4. Rippe war auf der einen Seite am proximalen Ende eine schwache Längs- 
furchung bemerkbar und diese Eigenthümlichkeit ist auch bei der 5. Rippe vorhanden, gelangt aber erst bei 
der 6. zur vollen Entwicklung. Diese ist 22 cm lang, fast gleichmässig (proximal etwas stärker), ventralwärts 
gekrümmt ist sie stärker als alle vorhergehenden Rippen, dabei bedeutend tiefer als breit und hat auf ihrer 
hinteren Seite eine tiefe Längsfurche ?), die sich von ihrem vorderen Ende an I3 cm weit erstreckt. Bei 
allen den bisher erwähnten Rippen ist nichts von dem Gelenkskopf erhalten und erst bei der 7. sind Spuren 
vom Tuberculum übrig. Die Gelenkfläche ist hoch, lateral stark comprimirt und durch eine kleine Einsattelung 
auf der oberen Seite der Rippe von dem eigentlichen Rippenschafte getrennt. Nach diesem Halse ist die 
Rippe, so wie die vorhergehenden, schmal distal; wird sie um ein geringes breiter, gleichzeitig verflacht sich 
auch die ventrale Krümmung, die schon 5 cm nach der Gelenksfläche ihr Maximum erreicht. Die Vorderseite 
der im Querschnitt annähernd aufrecht rechteckigen Rippe ist flach, die hintere mit einer tiefen Rinne 
versehen, die sich ventralwärts I4 cm weit erstreckt und in der unmittelbaren Nähe des Tuberculums auch 
um ein Unbedeutendes verflacht. Die Länge der Rippe ist 17 cm. Alle bisher beschriebenen sind gerade 
noch aussen gerichtet und ventralwärts gebogen, wobei noch zu bemerken ist, dass die Krümmung der Rippen 
von den Vorderen gegen die Hinteren hin allmählich zunimmt, dermassen, dass während die 3. Rippe einen 
Bogen von circa 30 Bogengrad beschreibt, die die Krümmung der 7. doppelt so viel beträgt. 

Der Uebergang von diesen einfachen gefurchten Sichelrippen zu den doppelt gekrümmten sigmoidalen wird 
durch die 8. Rippe vermittelt, die im Wesentlichen nach dem Muster der 7. Rippe gebaut, nur durch die Lage des 
Gelenkkopfes eine Aehnlichkeit mit den folgenden Rippen aufweist. Da sie etwas auf ihrer vorderen Fläche liegt, 
ist relativ viel von ihrer Gelenkfläche sichtbar. Der ganze Rippenkopf ist lateral stark comprimirt, vom Tuberculum 
aus erstreckt sich das Capitulum flügelförmig abwärts, das Capitulum selbst liegt allerdings in der Matrix ver- 
borgen und man sieht auch, dass keine scharfe Trennung zwischen Capitulum und Tuberculum existirte. 
Seitlich vom Tuberculum ist vorne und hinten eine schwache flügelartige Verdickung bemerkbar, durch diese 
beiden Verdickungen und durch eine Einsattelung auf der Oberseite der Rippe, analog wie bei Nr. 7, setzt 
sich der Kopf deutlich vom Rippenschafte ab, während auf den beiden Seiten der Schaft sich allmählich 
da zu dem Capitulum verlängert. Die Rippe, die aut der Oberseite beim Halse nur schmal ist, verbreitet 
sich so wie bei den vorhergehenden allmählich etwas gegen hinten. 


1) Aehnlich wie bei Eurycarpus. 
2) Aenlich wie bei Pareiasaurus, Eurycarpus, Platypodosaurus und Deuterosaurus. 


Beiträge zur Paläontologie Oesterreich-Ungarns, Bd. XIV. 25 


188 Franz Baron Nopcsa jun. [4] 


So wie bei der 7. Rippe, jedoch noch ausgesprochener, ist auch das proximale Rippenende stärker 
als das Distale ventralwärts gekrümmt. Die Vorderseite dieser Rippe ist eben, die Hinterseite jedoch durch 
eine starke Längsrinne tief gefurcht. Bemerkenswerth ist das Verhalten des obersten Theiles der Rippe. 
‘Während bei allen vorigen Rippen dieselben gerade nach aussen gerichtet waren, ist diese 1!/, cm vom 
Tuberculum etwas geknickt, so dass der übrige Theil der Rippe etwas stärker gegen vorne gerichtet ist, 
als der Theil beim Tuberculum selbst. Dies ist der Anfang jener sigmoidalen Beugung, die uns noch später 
beschäftigen soll und die hier allerdings nicht mehr als 2 mm beträgt. Die Länge dieser 8. Rippe beträgt 


15 cm. Die Längfurche ist 9—Io cm vom proximalen Ende am stärksten entwickelt. 


Aehnlich ist auch die Rippe Nr. 9 gebaut, nur ist bei ihr die sigmoidale Beugung (2 cm vom 
proximalen Ende) bereits etwas stärker entwickelt, wie denn diese Rippe überhaupt in jeder Beziehung 
Nr. 8 an Stärke übertrifft. Nicht nur dass das Tuberculum und seine laterale Anschwellungen sind 
stärker entwickelt, auch der Rippenhals ist bedeutend stärker markirt. Die Höhe dieser Rippe beträgt etwas 
über ı'2 cm, ihre Breite circa 0'9 cm. Auch sie ist daher bei viereckigem Querschnitt lateral comprimirt. 
Ihre Länge, soweit sie erhalten, beträgt 15 cm. Bereits 3:5 cm vom Kopfe beginnt die gut merkbare obere 
Beugung bei der 10. Rippe. Am Kopfe ist das Tuberculum vollkommen erhalten und es zeigt sich auch 
hier, wie bei Nr. 8, dass der Einschnitt zwischen Capitulum und Tuberculum, falls überhaupt vorhanden, 
nur unbedeutend gewesen sein dürfte. Auch hier sind seitlich vom Tuberculum flügelartige Verdickungen 
bemerkbar und die tiefe Einsattelung am Rippenhals beträgt 0'5 cm. Bei der ıı. Rippe beginnt die deutliche 
Vorwärtsbeugung der Rippe erst 4 cm hinter dem Tuberculum. Der folgende Theil der Rippe ist auf weitere 
4 cm ventralwärts gekrümmt, hierauf wird jedoch die Rippe auf ihrer Oberseite eben, dabei biegt sie sich 
etwas gegen vorne, um erst nach weiteren 12 cm durch eine leichte Rückwärtsbeugung annähernd ihre erste 
Richtung (die des Kopftheiles) wieder einzunehmen. Auf diese Weise beschreibt sie eine ausgesprochene 
S-förmige Beugung. Der Kopf dieser, auf solche Weise modificirten Rippe, ist weit und tief und so wie die 
ganze Rippe selbst, lateral stark comprimirt. Unter allen Rippen ist der Rippenhals am stärksten bei dieser 
bemerkbar. Die Rippe ist circa ı cm breit und 1'5 cm hoch. Noch stärker ist dieser sigmoidale Rippen- 
typus bei der 12. erhaltenen Rippe ausgeprägt. Bei dieser ist das Tuberculum auffallend hoch und schlank, 
was wohl auf eine spätere mechanische Quetschung zurückzuführen ist. 41/, cm vom Kopfe erfolgt in einem 
Winkel von circa 150° die erste Beugung oder Knickung nach vorne und auf einer Entfernung von weiteren 
10 cm in einem sehr stumpfen Winkel von über 160° die zweite Beugung des freien Rippenendes nach 
hinten, Obzwar auf diese Weise die beiden Rippenenden noch keineswegs parallel sind, ist die doppelte 
(Vor- und Rückwärts-) Krümmung sehr gut bemerkbar. So wie bei der ıı. Rippe ist auch bei dieser weder 
Vorder- noch Hinterseite deutlich sichtbar, daher über die Existenz der hinteren Längsrinne nichts genaues 
angegeben werden kann. Die Länge dieser Rippe beträgt 20 cm. Schlecht erhalten ist die letzte, die 13. Rippe. 
Auch bei ihr ist die S-förmige Krümmung, allerdings wieder etwas schwächer als bei der vorgehenden, 
bemerkbar. Ihre Länge beträgt, soweit sie erhalten, 19 cm. Die Gestalt des Tuberculums lässt sich (da am 


Negativ neben dem Abdruck des Tuberculums eine tiefe Höhlung ausgewittert ist) nicht entnehmen. 


Wie aus dieser Beschreibung ersichtlich, ist keine der erwähnten Rippen von der Ventralseite sichtbar. 
Diese kann auf dem zweiten, hier nicht abgebildeten Rippen enthaltendem Blocke studirt werden, auf dem auch 
eine Rippe, resp. ihr Hohlraum vollkommen erhalten ist. Die Ventralseite der Rippen ist schwach gewölbt, 
so dass der Querschnitt, wenigstens der mittleren Rippen, ein aufrechtes Rechteck mit abgerundeten Ecken 
darstellt. 


Der Querschnitt einer der letzten Rippen, der auf diesem Stücke ebenfalls studirt werden kann, 
erinnert vollkommen an den von Meyer abgebildeten Querschnitt einer Rippe von Deuferosaurus. 


In Folge der Länge der 13. linken Rippe ist es sehr wahrscheinlich, dass sie nicht die letzte war, 
sondern dass ihr noch einige folgten, was ein späterer Vergleich mit Deuterosaurus augenscheinlich nur 
bestätigt. 


Es ergibt sich nun die Frage, in welche Unterordnung oder Familie der Theromorphen unser 
Rippenrest einzureihen sei. 


[5] Ueber Rippen eines Deuterosauriden. 189 


Sämmtliche bisher bekannten Theromorphen Rippenreste lassen sich der Gestalt nach in drei Typen 
eintheilen, ünd zwar in 
einen sichelförmigen Typus, z. B. Furycarpus u. a., 
einen sigmoidalen Typus, z. B. Deuterosaurus u. a., 


einen blattförmigen Typus, z. B. Cynognathus u. a. 


Um eine Uebersicht aller bisher bekannter Rippenreste zu ermöglichen, soll vor Allem eine Be- 


schreibung aller bisher bekannter Rippen gegeben werden: 


A. Sichelförmiger Typus. 


Pareiasaurus. 
Seeley, 1888, 1892. 

Die Rückenrippen sind stark und am proximalen Ende, wo sich der Knochen verticel erweitert 
verdickt. Auf der Unterseite ist die Rippe von oben gegen unten convex, auf der Hinterseite ist sie durch 
eine tiefe in halber Höhe gelegene Rinne gefurcht. Diese Rinne, die der Theilung zwischen Capitulum 
und Tuberculum entspricht, ist hauptsächlich auf den vorderen Rippen stark entwickelt, erstreckt sich jedoch 
nicht weit entlang der Rippe. Der distale Theil der Rippe ist von oben und unten comprimirt. 


Aristodesmus. 

Wiedersheim, 1878. 

Halsrippe hier als Clavicula beschrieben; Seeley, Proceedings royal soc. 1896; Quart. Journ. 
Geol. Soc. 1900), Wiedersheim 1876: Die Rippen nehmen »nach vorne nur sehr allmählich, nach hinten 
dagegen ziemlich rasch an Größe ab, gegen ihr laterales Ende verjüngen sie sich nur sehr langsam und 
letzteres ist nicht zugespitzt, sondern medianwärts concav eingebaucht. Viele Rippen, namentlich die vorderen, 
liegen auf ihrer Fläche«, die eine ansehnliche Breite erreichte; es existirt ein deutlicher Rippenhals, die 
Rippen sind zweiköpfig. 

In 1900 fügt Seeley noch hinzu: Die Rippen sind von oben nach unten und aussen gekrümmt, 


von der Seite flachgedrückt und auf der gewölbten Dorsalseite etwas abgeflacht. 


Dieynodon. 
Owen 1976. 


Owen erwähnt in 1576 ein Stück, ohne es genauer zu beschreiben. 


Ptychognatus. 
Owen 1876. 
Owen (Catalogue, 1876, Tab. LIII) bildet ein Eurycarpus ähnliches Rippeniragment ab. Seeley 
(Philos. transact. 1889) sagt nur, dass die Rückenrippen lang gebogen und im Querschnitt cylindrisch sind. 


Eurycarpus. 
Owen 1876. 

Owen (loc. supra cit., unter dem Namen Piychognatus, Tab. LII) beschreibt die Rippen als lang 
schlank, mässig gebogen, mit schwacher Länggsfurche auf einer Seite. Seeley sagt in 1359 von denselben 
Rippen: »Sie sind 14 cm lang, schlank, gebogen, am ventralen Ende auf die Hälfte verjüngt, auf der Innen- 
seite sind sie gerundet, oben etwas abgeflacht und haben am rückwärtigen Rand eine kleine hervorragende 
Leiste, so dass die Seite der Rippe concav erscheint.«< In 1900 fügt er ausserdem noch hinzu: »Die vordere 
Kante ist etwas zugeschärft, am freien Ende sind die Rippen von oben nach unten, in der Nähe des Gelenks- 
kopfes jedoch von vorne gegen hinten comprimirt. Ein Processus uncinatus (wie bei Gomphognatus) ist 


nicht bemerkbar.‘ 
25* 


190 Franz Baron Nopesa jun. [6] 


Ondenodon. 
Bain Eastern Province Monthley Magazine Grahams town 1865 (in Owen Cataloque fossil. Rept. S.-Africa 1876 citirt). 


Ondenodon besass freie schmale Rippen; eine weitere Beschreibung wurde bisher nicht gegeben. 


Platypodosaurus. 


Owen, 1880. 


Die Rippe ist etwas comprimirt und auf der einen Seite mit einer seichten Furche versehen. 


Gordonia. 
Newton, 1893. 


Zahlreiche deutlich gekrümmte, lange, schlanke Rippen, die von oben nach unten comprimirt sind, 
einen einfachen gerundeten Gelenkskopf und deutlichen Rippenhals haben. 


Tropidostoma. 
Seeley, 1889. 


Es zeigen die Rippen ebenfalls dicynodonten Typus; es sind nur Halsrippen bekannt. 


Dicranozygoma. 
Seeley, 1900. 


Die Rippen dieses Thieriodonten sind »stark von vorne gegen hinten gerundet, lateral comprimirt, 


und es zeigt jede auf der hinteren Fläche eine seichte Längsfurche.« 


Herpetocheirus. 
Seeley, 1895. 


Die schlanken Rippen dieses Reptils, das wahrscheinlich zu den Dicynodonten gehört, werden fol- 
gendermassen beschrieben: »Keine sichere Anzeige einer capitularen Articulation für die Rippen vorhanden, 
die meisten Rippen zeigen weite, tiefe, einfache Köpfe. Sie sind alle gleichförmig und gut entwickelt. Lang 
und schlank, werden sie gegen das distae Ende schmäler und endigen nicht in Spitzen, sondern dünne, 
schmale Schneiden. Der Gelenkskopf ist etwas schräg abgestutzt, als ob die Rippen am Anfange eher auswärts 
als abwärts gerichtet gewesen wäre. Der Kopf ist tiefer als breit, der Rand der Gelenkfläche ist etwas er- 
hoben und am oberen Rand ist auf der Aussenseite eine geringe Concavität bemerkbar. Die auffallende 
Länge und Dünne der Rippen sind Merkmale, die bisher noch bei keinem Dicynodonten beobachtet wurden.« 


Procolophon 


hat nach Seeley, auffallend tiefe Gelenkflächen, der proximale Theil der Rippe ist vertical sehr tief 
und von vorne und hinten comprimirt, die Rumpfrippen sind lang und stark, annähernd oval, im Querschnitt 
mit einer tiefen Furche längs der rückwärtigen Fläche. Die Schweifrippen sind lang, cylindrisch und gegen 
rückwärts gekrümmt. 


Eunotosaurus. 


Seeley, Ann. mag. hat. hist. 1892. Quart. journ. geol. soc. 1892. 


Die Rippen auffallend massiv, lang, breit, oben comprimirt, und annähernd dreieckig im Querschnitt. 
Von Embolophorus, Dimetrodon und Theropleura sind die Rippen nur unvollständig bekannt. (Cope 
Proceed. Amer. Thil. soc. Philadelph. 1878, 1881.) 


B. Sigmoidaler Typus. 
Deuterosaurus. 
Eichwald, 1860; Meyer, 1865; Seeley, 1894. 
Eichwald (lethea rossica 1870): »Die ersten Rippen sind kurz und werden gegen das Körperende 
hin schnell länger. Die erste ist die breiteste, die hinteren sind schmäler. Auf der Aussenseite sind die zwei- 


[7] Ueber Rippen eines Deuterosauriden. 191 


köpfigen Rippen convex, auf der Unterseite flach.« An der Abbildung ist noch an den dickeren Rippen eine 
Art sigmoidale Krümmung bemerkbar; zu erwähnen ist ausserdem noch, dass an der von Eichwald 
gegebenen Zeichnung der Rippenquerschnitt, den später Meyer und Seeley angeben, nicht bemerkbar 
ist, die Rippen von Eichwald vielmehr in diesem Punkte ganz anderen (flacheren) Charakter zeigen. 

Meyer (Paläont. 1865) beschreibt hauptsächlich den Rippenkopf und sagt: »Er zeichnet sich durch 
große Breite aus, war dabei flach und zweiköpfig.«c Der Querschnitt der Rippe gegen das freie Ende ist 
viereckig gerundet mit einer bemerkbaren Furche. 

Seeley erwähnt über die Rippen noch Folgendes: Die Rippen wahrscheinlich nicht mit dem 
Centrum verwachsen. Die rückwärtigen Rippen sind kurz, schlank, von oben nach unten comprimirt. Es erregt 
den Eindruck, als ob 16 praesacrale Wirbel Rippen gehabt hätten. Die Gelenkpartie der Rippen ist von vorne 
nach hinten comprimirt und zweiköpfig, die Einkerbung zwischen Capitulum und Tuberculum ist sehr klein, 
Auf der rückwärtigen Seite jeder Rippe ist eine tiefe Längsfurchung sichtbar. Die Rippen haben keine autore 
posteniore Ausdehnung. 


C. Blattförmiger Typus. 


Cynognathus. 
Seeley, 1895. 


Die ersten Halsrippen sind rhombisch, mit etwas ausgezogenen Ecken, speciell die hintere Ecke, an 
deren Unterseite ein Längskiel bemerkbar wird, ist auffallend gedehnt. Bei der sechsten Halsrippe ist dieser 
hintere Fortsatz ganz bedeutend verlängert, während der vordere bereits vollkommen verschwunden ist. 

Bei der siebenten Rippe, die von Seeley für die erste Rumpfrippe gehalten wird, ist der Kopf 
schmäler als bei Nr. 6, auch ist der rückwärtige Fortsatz weniger gebogen und etwas schmäler als in den 
beiden folgenden Rippen. Die achte Rippe ist etwas gebogen, die Gelenkfläche scheint transversal gewesen 
zu sein. Die Rippe hat einen ausgesprochenen mittleren Kiel und ist von vorne nach hinten comprimirt. — 
Bei den folgenden Rippen ist die vordere Kante abgeflacht und der rückwärtige Rand concav gebogen. 
Die Rippen erstrecken sich horizontal auswärts und erweitern sich zu einem schrägen länglichen Rhomboid, 
so dass der Hintertheil einer solchen erweiterten Rippe den Vordertheil der nächstfolgenden überdeckt. Die 
äussere Spitze dieses Rhomboeders bildet einen schlanken rippenartigen Fortsatz. Die nächsten Rückenrippen 
entwickeln auf der oberen Fläche eine Kante, die gegen aussen gerichtet auf den rückwärtigen Rand der 
rhomboidalen Fläche verläuft und eine solche Höhe erreicht, dass zwischen ihr und dieser Fläche eine Ver- 
tiefung entsteht, in die der hintere Rand der folgenden Rippe hineinpasst. 

Auf den Lendenwirbeln endlich entsteht an Stelle der rhomboidalen Platte eine untere ähnliche Kante, 
so dass sich auf diese Weise der Hinterrand der folgenden Rippe zwischen zwei gegen vorne divergirende 
Flächen keilförmig einschiebt. Gleichzeitig geht bei diesen Rippen auch der distale Fortsatz der eigentlichen 
Rippe verloren, 


Microgomphodon. 
Seeley, 1895. 


Die erste Rippe ist schlank, im Querschnitt transversal, oval, hohl, und hat auf der einen Seite eine 
geringe longitudinale Ausnehmung. Sie ist deutlich gebogen und hat einen erweiterten Kopf, an dessen Seite 
sich ein kurzer Längskiel entwickelt. 

Die zweite erhaltene Rippe ist stark gebogen und im ersten Drittel lateral comprimirt. Die nächste 
Rippe ist in der Mitte gegen vorne und hinten stark verbreitet, zeigt jedoch noch einen deutlichen äusseren 
rippenartigen Fortsatz. In den folgenden Rippen wird der bei der dritten noch deutlich bemerkbare äussere 
Fortsatz immer kürzer und ist bei der sechsten Rippe bereits völlig verschwunden. Die Rippen der Lenden- 
wirbel zeigen nur eine horizontale dreieckige Fläche, greifen aufeinander über, und werden dabei allmählich 
um ein merkliches kürzer. 


Gomphognatus. 
Seeley, 1895. 


Nur die Rippen der Lendengegend bekannt. Bei diesen ist der Vorderrand gerade, hinten entwickelt 
sich ein etwas aufwärts gebogener Fortsatz, der sich wahrscheinlich auf die folgende Rippe legte. 


192 Franz Baron Nopcsa jun. [8] 


In diesem Typus zeigt Cynognathus die grösste Abweichung vom normalen Rippenbau. Während bei 
Microgomphodon noch normal entwickelte Halsrippen bemerkbar sind, beginnt bei Cynognathus schon bei 
den Halsrippen eine starke transversale Verbreitung. 

Auch die Rückenrippen von Cynognathus zeigen durch das Auftreten der verticalen Kante einen 
höheren Grad von Verfestigung als Microgomphodon, wo sich die Rippen bloss dachziegelförmig überdecken. 

Mit Ausnahme dieser drei, auch sonst nahe verwandten Theriodonten scheinen bei den meisten 
Theromorphen das Auftreten einer Längsfurche auf der rückwärtigen Seite der Rippen eine verticale dorsale 
und eine ventrale horizontale Compression charakteristische Merkmale zu sein, während die Gestalt der 
Rippen, sowie ihre Befestigung ziemlichen Schwankungen unterworfen sind. Diese drei typischen Merkmale 
sind alle bei unseren Rippenresten gut erhalten und es ergibt sich nun die Frage mit welchen theromorphen 
Rippen sich der Wiener Rest noch am ehesten vergleichen lässt. 

Ein Vergleich mit der Theriodonten-Gruppe Cynognathus-Gomphognathus ist a priori ausge- 
chlossen, ebenso ist keine rechte Aehnlichkeit mit den Rippen von Aristodesmus, Phychognathus, Gordonia, 
Herpetocherius bemerkbar. Mit Eurycarpus haben die Rippen allenfalıs die daselbst bemerkbare Längs- 
furchung gemeinsam, sie unterscheiden sich aber auch von diesen gut dadurch, dass bei Eurycarpus, wie 


un 


allen südafrikanischen Theromorphen, auch jede Andeutung einer sigmoidalen Krümmung fehlt. 

Die Rippen von Oudenodon, Dicynodon, Phychognathus, Platypodosaurus, Tropidostoma, Dime- 
trodon!) und Embolophorus sind so gut wie unbekannt. Eunotosaurus zeigt einen ganz anderen Quer- 
schnitt, die Rippen von Herpetochirus sind viel zu schlank und auf diese Weise kommen nur noch die 
Genera: Pareiasaurus, Procolophodon, Dicranozygona und Deuterosaurus näher in Betracht. Alle die 
Genera zeigen lateral comprimirte Rippenköpfe und bei allen ist die für Deuferosaurus als bezeichnend 
hervorgehobene tiefe rückwärtige Längsfurchung vorhanden. Allerdings lassen sich zwischen Pareiasaurus, 
Procolophodon, Dicranozygoma und unserem Genus bedeutende Unterschiede feststellen, bei Pareiasaurus 
sind Capitulum und Tuberculum deutlich getrennt, die hintere Längsfurche reicht nicht weit auf die Rippe 
hinab und gegen die Mitte hin werden die Rippen von oben und unten comprimirt; lauter Eigenschaften, 
die unserem Reste mehr oder weniger fehlen. Eine immerhin grössere Aehnlichkeit lässt sich mit Procolophon 
oder Dicranozygoma constatiren, bei denen der einzige Unterschied von unserem Reste darin besteht, dass 
beı Deuterosaurus ein Theil der Rippen eine sigmoidale Krümmung aufweist, während bei Procolophon und 
Dicranozygoma dies nicht bemerkbar ist. 

Die sigmoidale Krümmung der hinteren Rippen (einer der markantesten Züge in unserem Reptilreste) ist 
unter allen Theromorphen nur bei Deuterosaurus bemerkbar und auch sonst zeigt unser Rest mit den von 
Eichwald viele Aehnlichkeit. Vor Allem muss hervorgehoben werden, dass unser Rest zwar dieselbe sigmoi- 
dale Krümmung zeigt, wie der von Eichwald abgebildete Rest, aber einen ganz anderen Querschnitt aufweist. 
Ausserdem von Eichwald beschriebenen Reste liegen Beschreibungen und Abbildungen von Meyer und 
Seeley vor. Seeley bildet eine vordere Rumpfrippe ab, die wegen des eher quadratischen Querschnittes 
vollkommen mit unserer 3. oder 4. Rippe übereinstimmt, während der von Meyer abgebildete Rest ganz 
der 12. oder 13. unserer Rippen entspricht. Von beiden, Seeley und Meyer, wird es als Thatsache hin- 
genommen, dass der von Eichwald beschriebene Rippenrest trotz des scheinbar verschiedenen Querschnittes 
zu Deuterosaurus gehört; es scheint daher als ob der andere Querschnitt des Eichwald’schen Restes 
auf spätere mechanische Veränderung zurückzuführen wäre. Wenn man dies annimmt, so kann ohne weiteres 
an einen Vergleich zwischen unserem Rest und den Eichwald’schen geschritten werden. 

Vorerst muss auf Grund unserer Platte festgestellt werden, dass das Rippenstück, das Eichwald 
als ı bezeichnet, nicht gegen vorne, sondern hinten gehört, dass Eichwald also bei der Zählung der 
Rippen von rückwärts begonnen. 

In Bezug auf die sigmoidale Krümmung entspricht unsere Rippe Nr. 10 am besten der sechsten 
des russischen Restes, so dass also die erste Rippe Eichwald’s einer auf unserer Platte nicht erhaltenen 
15. Rippe, die letzte (10.) Eichwald’s hingegen unserer 6. entsprechen würde, womit auch die allgemeine 


Gestalt aller der bezeichneten Rippen gut übereinstimmt. 


1) Der im Bau der Wirbelsäule stark an Deuterosaurus erinnert Seeley, (Philos transact 1894). 


[9] Ueber Rippen eines Deuterosauriden. 193 


Vor unserer ersten Rippe dürfte kaum eine weitere Rippe gelegen sein, wohl kann aber eventuell 
hinter der ı5. (Eichwald’s-Platte) noch die Existenz einer weiteren Rippe angenommen werden, so dass 
wir auf diese Weise für Deuterosaurus mit ziemlicher Sicherheit 15—ı6 Rippen annehmen dürfen. Mit 
diesen Beobachtungen stimmen auch die auf anderen Weg gewonnenen Resultate Seeleys auffallend überein. 
Seeley sagt auf Grund von Wirbelstudien, dass die Rippen Eichwald’s der linken Seite eines Thieres ange- 
hören und die erste Sichelrippe (10. Rippe Eichwald’s— 6. Rippe unserer Zählung) hinter den 5. Wirbel ver- 
lest werden muss und gelangt durch Annahme einer weiteren hinteren Rippe ebenfalls zu 16 Rippen. 
Wenn ein Unterschied zwischen unserem Reste und dem russischen Deuterosaurus bemerkbar ist, so be- 
steht er in der Stärke der einzelnen Knochen. Unsere Rippen sind im Durchschnitt etwas stärker als die 
des russischen Theromorphen. 

Ich glaube, dass es zweckmässig sein wird, unseren Rest vorläufig in das Genus Deuterosaurus 
unterzubringen, allerdings bin ich dabei dessen wohl bewusst, dass von den übrigen Theromorphen viele 
gewiss ähnlich gebaute Rippen besessen haben dürften, allein bisher sind keine anderen sigmoidalen Rippen 
bekannt. 

Da wegen der Grössendifferenz und der geographischen Entfernung der beiden Fundorte wohl an- 
genommen werden kann, dass unser Rest von dem russischen Deuterosaurus specifisch verschieden ist, 
möchte ich ihn vorläufig, um ihn genauer zu bezeichnen, Deuterosaurus (?) Seeley nov. spec. benennen. 
Paläontologisch ist unser Rest, wie gesagt, von hohem Interesse; er zeigt, dass esin Südafrika wahrscheinlich 
deuterosauride Reptilien gegeben hat und bildet so nebst Dieynodon, Oudenodon etc. einen neuen gemein- 
samen Zug zwischen der südafrikanischen und russischen Theromorphen-Fauna.') Speciell jetzt wo durch 
Amalitzky an der Dvina zahlreiche Typen südafrikanischer Theromorphen gefunden wurden, ist es 
interessant, das Vorkommen eines bisher typisch russischen Theromorphen in Südafrika constatieren zu 
können. 

Zum Schlusse sei es mir gestattet, Herrn Professor Uhlig und Herrn Privatdocenten Dr. Arthaber 
meinen wärmsten Dank auszusprechen: Herrn Professor Uhlig dafür, dass er mir das Material bereitwilligst 
zur Bearbeitung überliess, Herrn Dr. Arthaber dafür, dass er mir, wie stets bisher, die nöthige Literatur 
freundlichst zur Verfügung stellte. 


( Das Verzeichnis der benützten Litteratur befindet sich auf der folgenden Seite. 


Litteratur: 


Ausser Werken allgemeinen Inhalts wurden ganz speciell noch folgende Arbeiten benützt: 


Eichwald: Lethea rossica. Petersburg, 1860. 

Meyer: Reptilien aus dem Kupfersandstein des Ural’schen Gouvernements Orenburg. Palaeontographica. Bd. XV, 1865. 
Newton: Reptiles from the Elgin Sandstone. Philosoph. transact. royal soc., 1893. 

Owen: Catalogue (descript and illustr. of foss. rept. of South Africa), London, 1876. 


” 


Description of Skeleton of Platypodosaurus. Quart. journ. geol. soc., 1880. 


Seeley: Researches on Structure and Organisation of fossil Reptiles Il, VI, VII, VIII, IX, in Philosoph transactions 


» 


roy soc., 1888, 1889, 1892, 1894, 1895. 

Researches etc. X, in Proceedings royal Society, 1896. 

A new Reptile from Welte Wreden Zunotosaurus. Annals and Magazine natural history, 1892. 
On the skeleton of a Theriodont Reptile Dicranozygoma. Quart journ. geol. soc., 1900. 

On an Anomodont Reptile Aristodesmus loc. cit., 1900. 

On Eurycarpus Owen loc. cit., 1900. 


Wiedersheim: Labyrinthodon Rütimeyeri Abhandl. Schweiz. Paläontolog. Gesellschaft, 1878. 


NACHTRÄGE ZUR FAUNA VON STRAMBERG, 


I. Die Fauna des rothen Kalksteins 
(Nesselsdorfer Schichten) 


von 


Dr. Mauric Remes. 
(Mit III Tafeln und 2 Textfiguren.) 


Im Jahre 1897 wurde in den Verhandlungen der k. k. geologischen Reichsanstalt (Nr. II) ein vor- 
läufiger Bericht »Ueber den rothen Kalkstein von Nesselsdorf« veröffentlicht und eine ausführlichere Be- 
schreibung der Fauna dieser Localität in Aussicht gestellt. Nach mehrjähriger Unterbrechung lege ich nun 
diese Arbeit der Oeffentlichkeit vor und füge einige erläuternde Worte hinzu. 

Um eine möglichst genaue Bestimmung des reichen paläontologischen Materials zu ermöglichen, 
wurde es bei manchen Thierclassen nothwendig, bewährte Specialisten zu Rathe zu ziehen. Nur so ist es 
mir möglich geworden, ein ziemlich genaues Bild der Thierwelt des Kalksteins von Nesselsdort zu entwerfen. 

Einige im vorläufigen Berichte angeführten Arten sind in dieser Abhandlung nicht mehr erwähnt, 
zum Theile durch andere ersetzt, Es wird dies daraus erklärlich, dass eine Anzahl Fossilien noch später 
und in einem besseren Erhaltungszustande gefunden wurde, so dass eine Rectification der früheren mehr 
appröximativen Bestimmung nothwendig erschien. So z. B. die erwähnten Discoporella-Arten, welche sich 
an besser erhaltenen Exemplaren als kleine Spongien enthüllten, deren Scheibchen eben Discoporellen sehr 
ähnlich sind. 

Von Abbildungen habe ich nur überhaupt neue oder nur für Stramberg oder den rothen Kalk neue 
Arten aufgenommen. 

Die untersuchten Stücke sind sämmtlich in meiner Privatsammlung enthalten. Allen jenen Paläontologen, 
welche mich bei dieser Arbeit unterstützten, sage ich an dieser Stelle meinen besten und ergebensten Dank. 
“ Es sind dies die Herren: F. A. Bather, beim British Museum in London, Frederick Chapman in 
London, P. de Loriol le Fort in Frontenex, Dr. E. Pergens in Brüssel und Prof. Dr. H. Rauff in Bonn. 

Nicht unerwähnt darf ich ferner lassen, dass sich am Sammeln der Nesselsdorfer Fossilien mit 
grossem Eifer Herr Paulek, Lehrer in Nesselsdorf, betheiligt und mir ein bedeutendes Material zur Be- 
arbeitung überlassen hat. Auch dieses Herrn sei an diesem Orte mit bestem Dank gedacht. 


Foraminifera. 


_ Auf das Vorkommen von Foraminiferen im rothen Kalkstein habe ich zuerst in meinem vorläufigen 
Bericht aufmerksam gemacht. 

Im Jahre 1898 publicirte Herr Dr. Jaroslav Perner einen Aufsatz, betitelt: »O foraminiferäch z tit- 

honu Strambersk&ho. (Rozpravy Cesk& akademie, r. VII, tr. II, €. 11ı)«, in welchem er aus den Nesselsdorfer 

Schichten erwähnt: Bulimina variabılis d’Orb., Cristellaria rotulata Lamck. und Cristellaria varians Bornem. 


Beiträge zur Paläontologie Oesterreich-Ungarns. Bd. XIV. 26 


196 Dr. Mauric Remes. [2] 


Die Bearbeitung meines Foraminiferen-Materials hat Herr Frederick Chapman in London mit 
grosser Bereitwilligkeit übernommen und das Resultat seiner Untersuchungen in der Abhandlung: »On some 
Foraminifera of Tithonian Age from the Stramberg Limestone of Nesselsdorf (Linnean Society’s 
Journal-Zoology vol. XXVIII)« veröffentlicht. Die von Chapman angeführten Arten sind folgende: 


Haplophragmium agglutinans d’Orb. 
Haplophragmium neocomianum Chapman. 
. Ammodiscus incertus d’Orb. 

Involutina Remesiana sp. nov. 

Involutina conica Schlumberger. 
Valvulina cuneiformis sp. nov. 


. Lingulina nodosaria Reuss. 


SE OO LE DE 


Lingulina ovalis Schwager. 


Vaginulina truncata Reuss. 


“© 


10. Cristellaria Bronni Römer. 
11. Cristellaria calva Wisniowski. 
12. Cristellaria gibba d’Orb. 

13. Cristellaria rotulata Lam. 

14. Cristellaria cultrata Monttfort. 


Anthozoa. 


Die einzige im rothen Kalkstein reichlich vorkommende Art wird schon von Zittel (Die Fauna 
der älteren Cephalopoden-führenden Tithonbildungen 1870, pag. 166) erwähnt. Ich habe sie zu Ehren 


Oppel’s benannt: 


Caryophyllia Oppeli n. sp. 
Tat >SVIIESRie 172, 3, Alb: 
Dimensionen: 
Höhe des Polypenstockes : 10—28 mın, 
Durchmesser des Relches: 2—-II „ 


Bildet einzelne, kreiselförmige, entweder gerade oder etwas verbogene Polypenstöcke, welche oben 
breit, gegen unten sich verschmälern. Die Basis ist mitunter etwas verbreitert; doch ist dieser Theil an den 
Exemplaren meist abgebrochen, so dass fast alle in eine Spitze auslaufen. Die Aussenwand gewöhnlich 
glatt, esist aber auch an vielen Stücken eine feine deutliche Längsfurchung wahrnehmbar. Der Kelch meist 
kreisrund, manchmal elliptisch, so dass der Polypenstock seitlich zusammengedrückt erscheint. Stellenweise 
findet man quere Einschnürungen. Die 48 Sternleisten sind in drei Cyclen angeordnet und zeigen verschiedene 
Dicke. Die Pfählchen sind länglich und recht kräftig, seitlich gekörnelt, in einem einzigen Kranze vorhanden 
und stehen vor dem zweiten Cyclus. An manchen Querschnitten sieht man eine Verschmelzung einzelner 
Sternleisten mit dem gegenüber stehenden Pfählchen. Das Säulchen besteht aus einigen ziemlich kantigen, 
unregelmässig angeordneten Stäbchen. 


Einzelne Exemplare scheinen darauf hinzuweisen, dass die Fortpflanzung auch bei dieser Art ver- 
mittelst Kelchknospen geschah. 


Die Aussenfläche dieser Polypenstöcke scheint ein Lieblingssitz von Serpeln gewesen zu sein, da 
man Röhrchen derselben recht zahlreich angewachsen findet. 


Die Art ist in Nesselsdorf häufig, doch findet man meistens Exemplare, wo der obere Theil und 
die Wurzel abgebrochen sind. 


[3] Nachträge zur Fauna von Stramberg. 197 


Spongiae. 

Die erste und einzige Erwähnung der Nesselsdorfer Spongien macht Jaekel in der Abhandlung über 
Holopocriniden (l. c. pag. 569), indem er von »zahlreichen grösseren und kleineren Kalkschwämmen« spricht. 
Zeise erwähnt in seiner Arbeit über Stramberger Spongien nicht eine einzige Nesselsdorfer Art. Mein vor- 
läufiger Bericht enthält die Namen der häufigsten Arten, so weit mir ihre Bestimmung möglich war. Das 
ganze Spongienmaterial meiner Sammlung aus Stramberg und Nesselsdorf habe ich sammt einer grossen 
Zahl von Dünnschliffen und meinen Diagnosen Herrn Prof. Dr. H. Rauff in Bonn übergeben, welcher die 
Resultate seiner Untersuchungen in einer werthvollen Arbeit!) veröffentlichen wird. Ich führe aus einem Briefe 
des Herrn Prof. Rauff die Namen der Nesselsdorfer Arten an — soweit ihre Bestimmung bereits durchge- 
führt wurde — und muss bezüglich genauerer Daten den Leser auf das Rauff’sche Werk selbst verweisen. 


Monactinellide. 

Lithistide inc. sed. 

Hiyalotragos sp. 

Tetracladine? 

Hyalotragos pezizoides? 

Sporadopyle sp. 

Casearia aff. articulata, n. var. oder n. sp. 
Eudea globata. 

Feronidella tithonica. 

Peronidella sp. 

Eusiphonella cf. Bronni, vielleicht n. sp. 
Myrmecidium hemisphaericum, ganze Formenreihe mit circa acht unterscheidbaren Varietäten. 
Myrmecidium indutum. 

Myrmecidium grande. 

Myrmecidium Chadwicki Hinde sp. 
Myrmecidium sp. 

Rauffia clavata? 

Strambergia oder n. gen. mit mehreren Arten. 


Crinoidea. 
Ordo: Eucrinoidea. 
Sub.-ordo: Articulata Joh. Müller. 
Familie Holopocrinidae Jaekel. 


Ich behalte diese Familie im Sinne Jaekel’s in ihrem ganzen Umfange bei.?) Die bereits von 
diesem Autor beschriebenen Arten werden durch einzelne Notizen ergänzt. Dann folgen die neuen Arten. 


Gen. Cyrtocrinus Jacke. . 
Torynocrinus, Seeley, 1866.°) 
Von den bei Jaekel angegebenen Merkmalen finde ich den Mangel interradialer Zapfen zwischen 
den Gelenkflächen (l. c. p. 603) nicht immer charakteristisch, wie dies noch weiter unten betont werden wird. 


1) Die Arbeit wird als »Beiträge zur Kenntnis der Spongien des Stramberger Tithon< im nächsten Bande der 
»Beiträge zur Paläontologie Oesterreich-Ungarns« erscheinen. 
2) Dr. Otto Jaekel: Ueber Holopocriniden mit besonderer Berücksichtigung der Stramberger Formen. (Zeit- 
schrift der Deutschen geolog. Gesellschaft. Band XLIII, Heft 3, 1891. 
2) F. A. Bather: Th. Crinoidea. chapter XI. of Lankaster’s Treatise on Zoology 1899, p. 104. 
26* 


198 Dr. Mauric Reme®. [4] 


Cyrtocrinus Thersites Jackel. 


Die Nähte sind mitunter ganz deutlich sichtbar. Die Neigung dieser Art zu den sonderbarsten 
Krüppelbildungen hat Jaekel richtig tetont. Manche sind wohl zweifellos durch Parasiten bedingt. Ich habe 
hieher gehörige Deformitäten mit einer Reihe anderer in einer separaten Abhandlung abgebildet und be- 
schrieben.!) Da die genannte Schrift weniger zugänglich ist, so will ich hier noch bei jeder Art die zuge- 


hörigen Deformitäten beschreiben und auch abbilden. 


Cyrtocrinus granulatus Jackel. 


Der Stiel kaun bei beiden Arten auf ein Minimum reducirt sein. Die grossen, flachen Granulationen 
sind nicht immer deutlich, jedenfalls oft durch Abrollung abgerieben. 

Für Nesselsdorf neu. Jaekel beschrieb die Art aus den neocomen Mergeln bei Lans (Dep. du Var) 
in Frankreich. 

Die auffallendsten und interessantesten Deformitäten finden sich bei Oyriocrinus Thersites. Schon 
Jaekel sagt (l. c. p. 610, 611): »Die Art neigt sehr zu ganz unförmlichen Krüppelbildungen, bei denen 
man bisweilen nicht mehr entscheiden kann, ob man eine Patina oder eine Wurzel vor sich hat.« 

Taf. XVII, Fig. 6 bilde ich zunächst ein Exemplar ab, wo der Kelch derart verkrüppelt ist, dass man 
nicht eine einzige Gelenkfläche mehr unterscheiden kann. Nur nach dem Reste des Randes kann man noch 
die Lage der Patina erkennen. 

Taf. XVIII, Fig. 5 ist ein wohl erhaltenes Exemplar von Oyrtocrinus Thersites, von der Seite abge- 
bildet. Der Auswuchs «a ist wohl ein Armglied, welches mit der Patina verwachsen erscheint. Einen höheren 
Grad dieser Verschmelzung zwischen Patina und Armgliedern stellt Fig. 7 dar. Ich erkläre mir diese 
Deformität so, dass zwei gegenüberliegende Armglieder mit der Patina und dann noch mit einander ver- 
wachsen sind. Auf diese Weise entstand jene bogenförmige Verbindung zwischen zwei einander gegenüber- 
liegenden Gelenkflächen der Patina. Nach oben ragt noch ein Zapfen empor und an dessen oberem Ende 
befindet sich eine kleine Grube, welche auf dem Bilde nicht zu sehen ist. Es könnten aber vielleicht die 
eben beschriebenen Stücke Reste von Myzostomum-Cysten sein, an denen die dünnen Theile der Cysten- 
Wand abgebrochen sind. Auf diese Deutung bin ich durch Herrn Prof. Dr. v. Graff aufmerksam 
gemacht worden, dem ich seiner Zeit eine Reihe von Deformitäten zur Begutachtung eingeschickt habe. 

Zu den häufigsten Deformitäten von Cyriocrinus gehören jene, wo aus dem Kelche ein grosser, 
starker Zapfen herauswächst. (Fig. 8.) Der Zapfen ist unten enger und verbreitert sich bedeutend 
nach oben. Die Patina umschliesst den unteren Theil des Zapfens, wie ein Kelch die Blumenkrone. Die 
Grenze zwischen beiden ist an den meisten Stücken deutlich sichtbar. Der Zapfen ist manchmal von be- 
deutender Grösse und übertrifft sogar mitunter die ganze Länge des Crinoiden. An der Oberfläche sind 
öfters scharf begrenzte Löcher und Spalten zu sehen, welche aber nur manchmal in das Innere des Zapfens 
führen und wie es scheint, in einer grösseren oder kleineren Höhle münden. Jede Oefinung und Spalte 
können wir nicht für die Eingangspforte eines Parasiten halten, doch an einzelnen Stücken findet man 
Oeffnungen, welche zweifellos durch Parasiten bedingt sind, wie mir dies wenigstens an einem der ein- 
geschickten Exemplare Herr Prof. Dr. Graff bestätigte.?) 

Als Fig. S ist ein ganzer Zapfen abgebildet, wie er aus dem Kelche herauswächst; es ist an 
dem Bilde deutlich zu sehen, wie dse Ränder der Patina die Basis des Zapfens umschliessen. 

Taf. XVII, Fig. 10a, b ist der obere Theil abgebrochen; auch hier tritt die Grenze zwischen Patina 
und Zapfen deutlich hervor. Am Durchschnitt ist eine ziemlich grosse Höhle zu sehen. Den Eingang in 
dieselbe habe ich nicht gefunden. 


1) Dr. M. Remes: OÖ zrüdnostech lilijjie z Cerven&ho väpence koprivnickeho. Vestnik klubu prirodo vedecke&ho 
v Prostejove R. I90I. (Jahresbericht des naturwissenschaftlichen Clubs in Prossnitz.) Mit französischem Resume. 

2) Erwähnen will ich, dass Prof. Graff sich mit Crinoiden-Deformitäten, welche durch endoparasitische 
Myzostomiden bedingt sind, beschäftigt und auch eine Abhandlung über derartige fossile Exemplare geschrieben hat, 
(Ueber einige Deformitäten an fossilen Crinoiden. Von Dr. v. Graff (mit Taf. XVI, (I). Palaeontolografica N. F. XI 
(XXXT), 1885.) Bezüglich der recenten Formen vergleiche: Report on the Challenger etc. part. XXVII, 1884. 


[5] Nachträge zur Fauna von Stramberg. 199 

Taf. XVIII, Fig. I2.a, db. Von aussen ist die Grenze zwischen Patina und Zapfen nicht mehr zu finden. 
Das Exemplar scheint ein solides Stück zu sein, welches aus einer verengten Basis beginnend, nach oben 
sich verbreitert und in mehreren grösseren Höckern endigt. Die Oberfläche bedecken zahlreiche kleinere 
warzenartige Gebilde. Am Durchschnitte sieht man ziemlich deutlich, dass auch hier ein ähnliches Verhältnis, 
wie auf den beiden vorigen Bildern besteht. Aus dem Kelche ragt eben auch ein Zapfen hervor, welcher 
aber seiner ganzen Länge nach von den verlängerten Rändern der Patina umschlossen ist. Eine Höhle findet 
sich nicht vor. 

Eine sonderbare Deformität stellt Fig. ıı a, db dar; sie gehört wohl auch zweifellos zu Cyrto- 
crinus Thersites. Das Gebilde verbreitet sich aus engem Untertheil nach oben. Die Grenze zwischen 
Kelch und Zapfen ist von aussen nicht angedeutet, am Durchschnitt nur mit Mühe zu erkennen. An der 
Aussenfläche weder Oeffnungen noch Spalten, am Durchschnitt keine Höhle. Auf der Oberfläche sieht man 
ausser einigen grösseren Höhlungen kleine zarte Gänge, welche aber sicherlich nicht durch Myzoszomiden 
verursacht sind, sondern wohl von Vioa herrühren. 

Eine räthselhafte Deformität ist auf Taf. XVIII, Fig. 19 a, db abgebildet. Auch sie dürfte zu Cyrlocrinus 
gehören — der ganze Habitus weist darauf hin. Die Grenze zwischen Patina und Zapfen ist auch hier 
schon von aussen zu erkennen. Sonderbar ist bei dieser Missbildung, dass der aus der Patina hervorwachsende 
Zapfen sich zu einer zweiten kelchartigen Bildung erweitert, aus der wiederum ein Zapfen herausragt, der an 
dem Stück nur in geringerer Höhe erhalten ist. Der obere Theil ist eben abgebrochen. Auch an dieser zweiten 
kelchartigen Formation ist die Grenze zwischen Patina und Zapfen deutlich zu sehen. An der Aussenfläche des 
Stückes fand ich einige scharf begrenzte Löcher und Spalten, welche Eingangsöffnungen von Parasiten sein 
könnten. Am Durchschnitt ist vorerst zu sehen, dass auch der obere abgebrochene Zapfen aus einer Art 
Patina herauswächst. Ferner treten deutlich drei Höhlungen vor, eine in der unteren Partie, eine in dem 
Mittelstück und die dritte im oberen Zapfen. Die Bildung erinnert an die Deformitäten von Eugeniacrinus 
Zitteli, welche ähnlich sind Polypenstöcken von Medusen. Ich zweifle nicht, dass auch die oben beschriebene 
Deformität durch Parasiten bedingt ist. 


Cyrtocrinus marginatus n. sp. 
Tab. XVIII, Fig. 13—20. 

Patina in einer Ebene mit dem Stiele. Umriss derselben fünfeckig, nicht so abgerundet wie bei den 
beiden schon bekannten Arten. Gelenkflächen sehr deutlich sculpturirt. Muskelgruben recht gross und ziemlich 
tief, Querriff deutlich ausgeprägt. Die interradialen Leisten zwischen den Gelenkflächen verbreiten sich gegen 
die Ventralhöhle zu in eine Art von lippenförmigen Saum. Die Grenze zwischen Patina und Stiel ist durch 
einen leistenartigen Wall an wohl entwickelten Exemplaren angedeutet. In Folge dessen ist die Patina vom 
Stiel viel stärker abgegrenzt und es resultirt also nicht jene plumpe Form des Thieres, wie bei Cyriocrinus 
Thersites und Cyrtocrinus granulatus — vielmehr erscheint diese Art graciler gebaut. Von Granulationen ist 
nichts deutliches zu erblicken. Welche von den vielen Armgliedern, die ich in Nesselsdorf vorgefunden, 
dieser Form angehören dürften, traue ich mir nicht zu entscheiden. 

Einige Abnormitäten verdienen hervorgehoben zu werden: Fig. IQ ist eine sehr grosse Patina 
mit einem ganz kleinen Stiel abgebildet. An derselben Tafel, Fig. 14, ist ein Exemplar mit kurzem Stiel 
abgebildet, an welchem eine Ventralfurche fast der ganzen Länge des Stiels entlang läuft. Fig. 16 stellt 
ein Stück dar, wo die Reduction des Stieles ein Minimum erreicht hat. Fig. 17. Asymetrische Patina, es sind 
nur vier Gelenkflächen zur Ausbildung gelangt, daher der viereckige Umriss. Fig. 15. Die ganze Patina 
verkrüppelt, die rechte Hälfte bedeutend kleiner als die linke, die Gelenkflächen undeutlich entwickelt. Der 
erhaltene Wall an der Grenze zwischen Patina und dem sehr verkürzten Stiel deutet darauf hin, dass die 
Missbildung zu Cyriocrinus marginatus gehöre. Sie ist wohl durch schädliche äussere Einflüsse bedingt, 
welche einer normalen Entwickelung hemmend im Wege standen. 

Fig. 20. Stiel bedeutend verkürzt. Auf der vorderen Seite sieht man eine ziemlich grosse 
Höhle, wohl von einem Parasiten herrührend. Es kam zur Wucherung des umgebenden Gewebes und in 
Folge dessen zu der bedeutenden Verdickung des Stieles. Der Kelch erscheint nicht weiter verändert. Für 


200 Dr. Mauric Remes. [6] 


die Zugehörigkeit dieser Deformität zu Cyrfocrinus marginatus spricht hauptsächlich die Form der Gelenk- 
flächen, Der Wall zwischen Patina und Stiel ist eben in Folge der Deformation des Stieles nicht deutlich 
ausgeprägt. 

Fig. 18 a, db. Von rückwärts ist eine Höhle ganz ähnlich wie bei dem eben beschriebenen Stücke 
zu sehen. Der Stiel ist ebenfalls verkürzt und verdickt. Die Höhle war jedenfalls der Wohnort eines Parasiten. 
Diese Unregelmässigkeit in der Entwickelung des Stieles hatte einen Einfluss auf die Ausbildung der Patina 
ausgeübt. Schon dieses Bild zeigt dies an dem Verlauf der Nähte sehr deutlich. Noch viel ausgesprochener 
ist diese Unregelmässigkeit bei der Ansicht von vorne. Die Ventralfurchen, welche gegen die Peripherie 
ausstrahlen, sind nicht alle gleich lang, Die eine übertrifft an Länge die übrigen und in Folge dessen ist 
die ihr entsprechende Gelenkfläche bedeutend seitwärts verschoben. Daher die Asymetrie der Patina. 

Einen besonderen Abschnitt will ich den Jugendformen von Cyriocrinus widmen. Aus einer ganz=n 
Suite instructiver Formen sind die schönsten Exemplare abgebildet. Sie dürften alle zu Oyriocrinus Thersites 
gehören, denn auch an ihnen ist schon eine gewisse Neigung zu Krüppelbildungen vorhanden. Allen ge- 
meinsam ist der massive Körperbau. Die Patina ziemlich gross, schief aufgesetzt, mit dem Stiel fest ver- 
wachsen, von einer entsprechenden Naht ist so viel, wie gar nichts zu sehen. Stiel im Verhältnis zur Patina 
sehr klein, mitunter auf ein Minimum reducirt. Einzelne Stücke, an denen kein Stiel zu sehen ist, (T. XVII, 
Fig. 21, 22, 23, 24) sind als isolirte Patinae zu deuten, wo die Trennung an der Naht zwischen Patina 
und Stiel erfolgt ist. Alle Stücke erscheinen sehr plump. Die Ventralhöhle ist meistens ziemlich geräumig. 
Gelenkflächen recht gross, deutlich ausgeprägt. Sehr häufig kommt eine asymetrische Entwickelung der 
Gelenkflächen vor, sowohl was Zahl als auch Grösse derselben betrifft. Ich will diesen Punkt an der Hand 
der einzelnen Abbildungen besprechen, betone aber gleich hier, dass die Entwickelung der Gelenkflächen 
mit den Thesen von Jaekel über diesen Gegenstand nicht übereinstimmt. Jaekel sagt nämlich, dass bei 
Cyrtocrinus bald zwei, bald drei Gelenke grösser sind als die übrigen, dass aber hierin kein bestimmtes 
Gesetz besteht. Dieser Angabe stimmt mein Material bei. Weiter sagt aber derselbe Autor: »Nur eines ist 
immer constant, dass die grösseren Arme immer auch die höher stehenden sind« (l. ce. p. 590). Dies trifft 
bei meinen Exemplaren nicht immer zu. Jaekel erklärt seine Befunde sehr schön als Anpassungserschei- 
nung an die Lebensweise im strömenden Wasser. Für meine Stücke lässt sich diese Erklärung nicht verwerthen. 
Vorläufig kann ich nur sagen, dass die Neigung der Art Cyrtocrinus Thersites zu Krüppelbildungen sich 
auch an Jugendformen manifestirt. Nun zur Erklärung der hieher gehörigen Abbildungen. 

Zu der Taf. XVIII., Fig. 23 @d ersichtlichen Abbildung einer isolirten, an der Naht zwischen Stiel und 
Kelch getrennten Patina, wäre hinzuzufügen, dass eine Asymetrie der Gelenkflächen besteht. In dieselbe 
Kategorie wäre die Patina (Fig. 24 a b) zu stellen. Dieselbe ist höher, viel massiver, an den undeut- 
lich hervortretenden Gelenkflächen ist auch Asymetrie zu erkennen. : 

Fig. 21 a db. Sehr niedrige Patina, Gelenkflächen deutlich, symmetrisch angeordnet. Oberhalb der 
unteren Gelenkfläche eine circuläre Einschnürung, so dass ein förmlicher Hals entstanden ist. 

Fig. 22 abc. Patina sehr niedrig, Gelenkflächen undeutlich, doch scheinen sie symmetrische An- 
ordnung zu haben. Eine deutliche ziemlich tiefe Querfurche scheidet die Patina in eine obere grössere 
und höhere und eine kleinere, niedrigere, tiefere Hälfte. 

Diese Quertheilung ist auch schon bei den beiden vorigen Stücken angedeutet und kommt dadurch 
zu Stande, dass in der oberen Hälfte drei, in der unteren zwei Gelenkflächen zur Ausbildung gekommen 
sind. Alle diese eben beschriebenen Stücke waren von mehr kugeliger Gestalt. 

Als Fig. 25 ab ist ein niedriges cylindrisches Exemplar abgebildet, wo Patina mit Stiel ver- 
wachsen ist. Gelenkflächen asymetrisch, recht tiefe deutlich ausgebildete Ventralhöhle. 

Fig. 26. Ein Stück mit ganz kurzem Stiel mit der Wurzel verwachsen. Die Gelenkflächen sind 
undeutlich erhalten. 

Einige weiteren Stücke mit kurzem Stiel müssen noch besprochen werden. Taf, I, Fig. 30 « 5 deut- 
lich erhaltenes Exemplar mit ausgeprägten, recht symmetrisch angeordneten Gelenkflächen und ziemlich 
geräumiger Ventralhöhle. 


Fig. 32 a db auffallend enge Ventralhöhle, Gelenkflächen undeutlich, doch symmetrisch angeordnet. 


[7] Nachträge zur Fauna von Stramberg. 201 


Fig. 3ı ab. Gelenkflächen sehr undeutlich, grosse Asymetrie und Verzerrung der oberen Fläche der 
Patina. Taf. XVII, Fig. 28, 27 stellen lippenförmige Patinae dar. Indem nämlich die höhere Hälfte der 
Patina nach aussen ausgebaucht und vergrössert ist, ragt sie in Form einer Lippe — wie bei Labiaten — vor. 
Sie enthält drei Gelenkflächen, die untere niedrigere Hälfte nur zwei. Ein ähnliches Verhältnis, wie es schon 
oben bei den mehr kugeligen Formen angedeutet wurde. Bei dem kleinen Exemplar, Fig. 28, ist noch über- 
dies eine ähnliche Einschnürung oberhalb der unteren Gelenkfläche, wie sie oben bei Fig. 21 be- 
sprochen wurde, zu sehen. Bei Fig. 27 ist zwischen den unteren zwei Gelenkflächen eine Leiste, die nach 
innen gegen die Ventralhöhle zieht, ausgebildet. Die obere mittlere Gelenkfläche ist recht gross, an der 
Grenze zwischen ihr und den beiden benachbarten Gelenkflächen ist je ein nach oben innen vorragender 
Höcker ausgebildet. 

Neigung zu Krüppelbildungen besteht schon in der Jugend. Ein instructives Beispiel scheint mir 
Taf. XVII, Fig. 29 ab, zu bieten. Das Stück ist massiv, ohne jede Zeichnung, Oeffnung oder Spalte, esist keine 
einzige Gelenklläche zu erkennen. Nach dem Bau desselben, kann man es nur zu den beschriebenen Jugend- 
formen anreihen. Auf der einen oberen Seite, die beschädigt ist, sieht man ein Pentagon, am Durchschnitt 


eine grosse geräumige Höhle. Vielleicht ist auch diese Deformität durch Parasiten verursacht. 


Sclerocrinus Jaekel (Gammarocrinus Queust. 1858).!) 
Sclerocrinus strambergensis Jackel. 


Ausser der typischen Form beschreibt Jaekel auch eine var. fentagona. Der erschöpfenden Be- 
schreibung des genannten Autors kann man nur weniges hinzufügen. Die zwei Bilder (Taf. I, Fig. 33 ab) 
zeigen noch deutlicher als bei Jaekel die beiden Extreme des Formenreichthums dieser Art. Das eine 
Exemplar ist sehr hoch, die Höhe übertrifft um etwas weniges die grösste Breite an der Basis. Nach oben 
ist die Patina etwas verschmälert. Das zweite Stück ist durch seine geringe Höhe auffallend. Ein drittes habe 
ich (Taf. XVIIL, Fig. 34a, db) abgebildet, weil die Patina einen bedeutenden Grad von Asymetrie zeigt. 

Deformitäten kommen bei dieser Art selten vor, obwohl sie sonst durch Variabilität sich auszeichnet. 
Sagt dochJaekel |. c. p. 623: »Ein hervorragendes Interesse gewinnt die Form durch ihre unter Crinoiden 
vielleicht einzig dastehende Variabilität.« Ich habe nur zwei Deformitäten gefunden, von denen keine durch 
Parasiten bedingt zu sein scheint. 

Taf. XVII, Fig. 35 a, b. Die Patina zeigt einen sehr deutlichen, recht grossen, kugeligen, aus der 
Seitenwand herausragenden Auswuchs. An der Oberfläche ist keine Oeffinung und auch keine Lücke oder 
Ritze zu sehen, am Durchschnitt zeigt sich keine Höhle. Es dürfte sich in diesem Falle um eine patholo- 
gische Wucherung des Gewebes vielleicht nach einer Verletzung handeln. 

Taf. XVIII, Fig. 36 a, b. Stielglied derselben Art. Die obere kleinere Hälfte ist beim Schleifen abge- 
brochen. Aus der Seitenwand des Stielgliedes ragt ein kleinerer deutlicher Höcker hervor. Oberfläche voll- 
ständig glatt, keine Spur von Oeffnung oder Spalte, am Durchschnitt keine Höhle sichtbar. Auch hier dürfte 
es sich um krankhafte Wucherung des Gewebes nach einem Trauma handeln. 


Sclerocrinus cf. compressus Goldf. 
Taf. XVII, Fig. 37 a—d. 

Im vorläufigen Bericht als Sclerocrinus compressus Goldf. angeführt. Eine Anzahl besser erhaltener 
Exemplare bestimmt mich, bioss auf den Vergleich mit der Goldfuss’schen Art hinzuweisen. Da ich die 
ebengenannte Species nur aus Abbildungen kenne und nicht Gelegenheit hatte, meine Stücke mit dem 
Originalexemplare zu vergleichen, ferner an den Nesselsdorfer Stücken doch gewisse Abweichungen von 
der Goldfuss’schen Form vorkommen, so will ich die vollständige Identifieirung beider Arten nicht aufrecht 
erhalten. 

Unterschiede von Sclerocrinus compressus Goldf. wären die folgenden: 


») F. A. Bather, 1. c., pag. 104. 


202 Dr. Mauric Remes [8] 


Die Patina erscheint, wie aus zwei Theilen zusammengesetzt, von denen der untere breiter, der 
obere die Ventralhöhle und die Gelenkflächen enthaltende Theil schmäler ist. Die beiden Partien sind durch 
eine förmliche Furche getrennt. Die interradialen Leisten sehr deutlich ausgeprägt, gegen die Unterseite 
förmliche Knoten bildend. Die Körner an der Oberfläche sehr deutlich sichtbar, doch erscheinen sie mit- 
unter verschmolzen, eine Art höckeriger Leisten bildend. Gelenkflächen und Ventralhöhle bieten keine deut- 
licheren Abweichungen gegenüberder Goldfuss’schen Form. Die Unterseite der Patina ist weniger breit, 


als bei Sclerocrinus compressus. 


Sclerocrinus Batheri n. sp. 
Taf. XVII, Fig. 38a-c. 


Eine ebenfalls granulirte Art, welche der vorigen nahe kommt. Die Form mehr kugelig, zeigt nicht 
die Art der Zweitheilung, in eine obere schmälere und unterebreite Partie, wie sie bei der vorigen Species 
vorkommt. Interradiale Leisten angedeutet, keine Knoten bildend. Ventralhöhle ziemlich breit. Gelenk- 
flächen wie bei Sclerocrinus strambergensis. Unterer Theil der Patina ausgehöhlt und ziemlich breit. Körne 
deutlich ausgeprägt, auch hier besteht Neigung zur Bildung höckeriger Leisten. Ich habe diese Art 
Herrn F. A. Bather in London zu Ehren benannt, um meinem Dank Ausdruck zu geben für den Rath, 
welchen mir derselbe bei der Bearbeitung der Crinoiden ertheilte. 


Sclerocrinus tenuis n. sp. 
Taf. IXX, Fig. Ta—d. 

Die Stielglieder sind recht häufig zu finden, doch war meine Mühe, den entsprechenden Kelch zu 
eruiren, lange vergeblich. Erst in der letzten Zeit fand ich eine mit einem Stielglied verwachsene Patina, 
deren Gelenktlächen wohl nicht sehr deutlich erhalten sind, bei welcher jedoch die kugelige, massive, nur mit 
enger Ventralhöhle versehene Form deutlich ihre Zugehörigkeit zu Sclerocrinus bekundet. Die Bezeichnung 
tenuis habe ich wegen der ziemlich dünnen Stielglieder, welche dadurch am meisten in die Augen fallen, 
gewählt, Die Patina entspricht — wie schon erwähnt — in ihrer Form der für das Genus Sclerocrinus 
charakteristischen. Da an dem einzigen Exemplar, das ich gefunden habe, nur die oben angeführten Zeichen 
zu sehen sind und alle andere feinere Zeichnung nicht erhalten ist, so bin ich nicht in der Lage, eine 
detaillirte Schilderung derselben zu geben. Die Patina ähnelt am meisten einem kleinen abgeriebenen Kelch 
von Sclerocrinus strambergensis. Ein Armglied ist an ihr angewachsen. Charakteristisch für die neue 
Art sind die Stielglieder. Dieselben sind ziemlich dünn und lang, ihre Oberfläche von deutlichen recht 
grossen Höckern besetzt, welche in Längs- und Querreihen angeordnet sind. Mitunter ist.die Regelmässig- 
keit der Reihen unterbrochen. Die Stielglieder sind gleichmässig cylindrisch geformt. Hie und da vorkom- 
mende Auswüchse sind wohl als pathologische Bildungen zu deuten. Der Nahrungskanal im Verhältnis 
zur Dicke ziemlich breit, von einem Kranz radiärer Leistchen umgeben. Wurzel unten ausgebreitet, mit 
einem cylindrischen Gelenkszapfen. Sie ist ebenfalls mit Höckern besetzt, welche grösstentheils zu Querleisten 
zusammenfliessen. 

Diese Form der Stielglieder ist sehr charakteristisch. Sie passen zu keinem von den zahlreichen 
Nesselsdorfer Crinorden-Kelchen. Es dürfte also die Aufstellung einer neuen Species hinreichend gerecht- 
fertigt erscheinen. 


Sclerocrinus pyriformis n. sp. 
Taf. IXX, Rio, 270,b, ce: 

Das einzige Exemplar ist in seiner Form so charakteristisch, dass ich es gewagt habe, schon aus 
ihm allein eine neue Species aufzustellen. Die birnförmige Gestalt fällt sofort in die Augen. Das obere 
Viertel ist beinahe cylindrisch, die folgenden zwei Viertel kugelig aufgetrieben, verschmälern sich im untersten 
Viertel. Die obere Fläche fast vollständig horizontal. Die Gelenkflächen zeigen dieselbe Zeichnung, wie bei 
anderen Sclerocrinus-Arten. Ventralhöhle ziemlich eng. Die untere Fläche der Patina für die Aufnahme des 


[9] Nachträge zur Fauna von Stramberg. 203 


Stieles recht stark ausgehöhlt. An der Oberfläche ist keine deutliche Sculptur zu sehen, vielmehr erscheint 
sie ganz glatt. 
Stielglieder und Armstückchen, welche hieher gehören dürften, ist es mir nicht gelungen aufzufinden. 


Eugeniacrinus Miller. 
Eugeniacrinus Zitteli Jaekel. 


Axillaria, welche wohl hieher gehören, werden weiter unten besprochen. Eine asymmetrische ver- 
krüppelte Patina ist Taf. XIX, Fig. 16 abgebildet. 


Eugeniacrinus granulatus n. sp. 
Taf. XIX, Fig. 3 ac. 

Ein einziges wohl erhaltenes Exemplar zeigt an seiner Oberfläche deutliche Körnung. Die Körner 
sind ziemlich gross und man kann an einzelnen Partien des Kelches, welche nicht abgerieben sind, eine 
Anordnung in annähernden Querreihen sehen. Die Patina ist kreiselförmig, die Aussenseite deutlich convex, 
Nähte der Costalia sichtbar. Ventralhöhle geräumig, radiale und interradiale Furchen deutlich sichtbar, in- 
terradiale Zapfen klein. Gelenkflächen wenig eingeschnitten. An denselben sind die Muskelgruben nicht sehr 
gross und die Gelenkgruben kaum angedeutet, jedenfalls nicht so ausgeprägt wie bei Eugeniacrinus caryo- 
phyllatus Schloth. und Eugeniacrinus Zitteli Jaekel. Unterer Theil der Patina eben abgestutzt, ziemlich 


stark ausgehöhlt. Stiel und Arme unbekannt. 


Eugeniacrinus holopiformis n. sp. 
Taf. XIX, Fig. 4 a-c. 

Wegen der Aehnlichkeit mit Holopus habe ich die obige Bezeichnung gewählt. In meinem vor- 
läufigen Bericht (l. c. p. 227) führe ich dieses Fossil als eine neue Art von Holopus an. Ich liess mich 
durch die äussere Gestalt zu diesem Ausspruche verführen, zumal mir auch die Ventralhöhle und die Ge- 
lenkflächen an den ersten nicht sonderlich gut erhaltenen Exemplaren Uebereinstimmung mit Holopus zu 
haben schienen. Hiemit ist meine erste Meinung corrigirt. Ich fand an sehr schön erhaltenen Exemplaren, 
die ich erst später erworben, dass dieser Crinoid zu Eugeniacrinus gehöre. 

Die Patina ist becherförmig, oben ziemlich breit, gegen unten verschmälert, mitunter in einen Stiel 
(Fortsatz) von verschiedener Dicke auslaufend. Vielleicht ist dieser Fortsatz nur ein erstes Glied des Stieles, 
der an allen Exemplaren nicht deutlich ausgeprägt ist. Die Dimensionen der Stücke schwanken zwischen 
5—Iomm Höhe, 5—10 mm Breite oben, I—-4 mm Breite unten. 

Die Aussenfläche der Patina ist mit kleinen rundlichen Knötchen verziert, welche der Länge nach 
geordnet mitunter Leistchen bilden, welche fast die ganze Höhe der Patina durchziehen. 

Die obere und untere Fläche der Patina ist schräg abgestutzt, so dass der Kelch wie nach einer 
Seite verbogen erscheint. An der oberen Fläche sind fünf Gelenkflächen sehr deutlich sichtbar. Sie sind 
ziemlich tief eingeschnitten, durch interradiale Vorsprünge getrennt, Muskelgruben quer verlängert, oberhalb 
derselben kleinere Gelenkgruben. Ligamentgrube ziemlich gross, Querriff deutlich ausgeprägt, ebenso der 
kleine Axialcanal. Die ventrale Aushöhlung ist recht breit, ziemlich tief. Radiale und interradiale Furchen 
genug deutlich zu sehen. 

Die Stielglieder scheinen massiv, recht dick zu sein, an ihrer Aussenfläche, wenigstens an dem 
ersten Glied deutliche, ziemlich scharfe Längsleisten, welche direct in die Verzierungen der Patina über- 


gehen. Armglieder, welche zu dieser Art gehören dürften, habe ich nicht vorgefunden. 


Eugeniacrinus cupuliformis n. sp. 
X ie. 
Kelch von becherförmiger Gestalt, kleinen Dimensionen. Das abgebildete Exemplar misst: Höhe 
5 mm, Breite 5 mm, verschmälert sich rasch gegen den Stiel zu und misst hier nur etwa I mm im Durch- 


27 


Beiträge zur Paläontologie Oesterreich-Ungarns. Bd. XIV. 


204 Dr. Mauric Remes. [10] 


messer. Ventralhöhle geräumig, Gelenkflächen sind undeutlich erhalten, doch kann man mit Mühe so viel con- 
statieren, dass sie ganz ähnlich denen der vorigen Art sind. Die interradialen Vorsprünge sind zu deutlichen 
runden Knoten aufgetrieben. Die obere Fläche der Patina steht auf der Längsachse des Kelches senkrecht. 
Der untere verdünnte Theil ist hackenförmig umgebogen. Die untere Gelenkfläche enthält eine mässig tiefe 
Grube mit kleiner Oeffnung des Axialcanals. Von sonstiger Zeichnung ist hier nichts zu sehen. Dieser eben 
beschriebene hackenförmige Theil ist vielleicht nur das erste angewachsene Stielglied. An der Aussenseite 
des Kelches sind fünf ziemlich scharfe Leisten zu sehen, welche in der Mitte des Aussenrandes jeder Ge- 


lenkfläche beginnend, die ganze Höhe der Patina durchziehen. Armglieder sind unbekannt. 


Eugeniacrinus tithonius n. sp. 
Taf. XIX, Fig. 8 a-c. 

Ein einziges Exemplar kommt der vorigen Art nahe. Die Patina ist becherförmig, oben breiter 
unten enger. Die obere Fläche ist von ovaler Gestalt, mit einem längeren Durchmesser von etwa 61/, mm 
und einem kürzeren von 5'/, mm, die untere Fläche hat einen Durchmesser von kaum 3 mm (2!/,;, mm); 
die Höhe beträgt circa 7 mm. Die Aussenfläche wird ihrer ganzen Länge nach von fünf ziemlich scharfen 
Leisten durchzogen. Jede Leiste beginnt am oberen Rande, an jener Stelle, welche der Mitte der Gelenk- 
fläche entspricht. Von Granulationsbildungen ist nichts zu sehen. Die Ventralhöhle geräumig, ziemlich tief, 
die radialen urd interradialen Furchen deutlich zu sehen. Die interradialen Zapfen von aussen weniger auf- 
fallend, treten innen als deutliche dreieckige Höcker vor, sich zwischen je zwei Gelenkflächen einschiebend. 
Dieselben sind an dem Exemplar weniger deutlich ausgeprägt, doch kann man wenigstens die Muskelgruben, 
Querriff und Ligamentgrube unterscheiden. Untere Fläche der Patina ziemlich stark ausgehöhlt. Die zuge- 
hörigen Arme, Stielglieder und Wurzel kenne ich nicht. 

Einige Axillaria, bei denen ich mir zu entscheiden nicht traue, zu welcher Art sie gehören dürften, 
verdienen besondere Erwähnung. Ich habe dieselben abgebildet und will den Bildern einige erläuternde 
Worte beifügen. Taf. XIX, Fig. 9 a—c stellt ein Axzllare dar, welches mit den Bildern, wie sie Jaekel 
(Taf. XL, Fig. 3 a, b, c, d und 4 a, b) geliefert hat, fast vollständig übereinstimmt. Bei Jaekel sind sie 
als Axıllaria von Eugeniacrinus caryophyllatus Schloth. sp. aus dem Oxfordien des fränkischen Jura an- 
geführt. Da diese meine Axillaria im Nesselsdorfer Kalk die häufigsten sind, so ist es das naheliegendste, 
dieselben auch zu der häufigsten Art von Eugeniacrinus Zitteli Jaekel zu stellen, umsomehr, als der Bau 
der Gelenkflächen für diese Zusammenstellung spricht, 

Taf. XIX, Fig. 10a, b ist ein sehr kleines Axillare, welches sonst keine nennenswerthe Abweichung 
bietet, dargestellt. Verschieden von den beiden eben erwähnten ist das Axzllare Taf. XIX, Fig. ır a—c, Es 
hat die Gestalt eines gleichseitigen Dreieckes. II. und FIT. Costale liegen in einer Ebene. Die äussere Fläche 
ist durch eine Leiste, welche senkrecht von der Spitze des Dreieckes zur Basis zieht, in zwei gleiche Hälften 
getheilt. In jeder Hälfte näher der Basis ist je eine ziemlich grosse, flache Grube. Die untere Fläche erscheint 
deutlich sculpturirt, zeigt schön den Querriff mit der Oeffnung des Axialkanals, die Ligamentgrube, tiefe 
Muskelgruben und deutliche Gelenkeindrücke, Das durch Gabelung der Furche an der Innenfläche entstandene 
Gebilde tritt in Form eines kielartig vorspringenden Zapfens deutlich vor. Die beiden Seitenflächen erscheinen 
ihrer ganzen Länge nach kräftig quergerippt. Die Gelenkflächen für die Dicostalia sind von rundlichem 
Umriss und erinnern mehr an jene von Sclerocrinus als von Eugeniacrinus. 

Interessante Deformitäten kommen bei Zugeniacrinus Zitteli Jaekel vor. Alle zeichnen sich durch 
ihre Grösse aus und sind Taf. XIX, Fig. 12, 13, I4, 15 abgebildet. Der Kelch ist an allen von 
aussen zu erkennen, als zu Eugeniacrinus Zitteli gehörig. Er nimmt den untersten Theil der Deformität 
ein. Aus ihm sprosst eine Serie von weiteren kelchartigen Gebilden empor, von denen immer der obere 
mit seiner Basis aus dem unteren herauszuwachsen scheint. An einem Exemplar konnte ich fünf solcher 
Kelche zählen, der unterste ist immer am deutlichsten zu unterscheiden. Auf der Aussenfläche der Stücke 
sind eine oder mehrere Oeffnungen und Spalten zu sehen, welche zweifellos durch Parasiten verursacht 
sind. Denn wenn irgend ein Zweifel über die parasitäre Natur dieser Deformitäten bei blosser Betrachtung 
von aussen obwalten möchte, so schwindet er sogleich bei der Untersuchung der entsprechenden Längs- 


[11] Nachträge zur Fauna von Stramberg. 205 


schnitte. Die Gänge und Höhlungen, wie sie an Fig. 12 zu sehen sind, sind wohl sicher auf Parasiten zurück- 
zuführen. Grössere cystische Hohlräume im Innern dieser Missbildungen fanden sich nicht vor. Nur an der 
Spitze des Fig. 14 abgebildeten Exemplares ist ein Theil eines grösseren Hohlraumes zu sehen. Vielleicht 
waren auch an der Spitze der beiden anderen Stücke cystische Räume vorhanden, deren dünnere Wand 
eingebrochen ist und von denen nur die vorragenden Zacken zurückgeblieben sind. 

Taf. XIX, Fig. 17a, b ist eine Patina mit einem seitlichen Fortsatz abgebildet. Es ist dies wohl ein 
verkrüppeltes Armglied, welches mit der Patina verwachsen ist. 

Zwei Deformitäten, welche nach ihrer ganzen Form zu Eugeniacrinus holopiformis n, sp. gehören, 
verdienen erwähnt zu werden (Taf. XIX, Fig. 5, 6). Besonders bei Fig. 5 ist die Zugehörigkeit zur genannten 
Art ausser an dem Kelchreste auch an dem anhaftenden Stielglied deutlich zu erkennen. Beide Deformitäten 
erinnern an die bei Cyriocrinus Thersites beschriebenen. Auch hier ragt aus der Patina ein Zapfen hervor. 
Auf Fig. 5 ist deutlich zu sehen, wie die Reste des Kelches den Zapfen umgreifen. Der Zapfen ist massiv. 
Fig. 6 kann man die Grenze zwischen Patina und Zapfen nicht mehr unterscheiden, doch ist hier der obere 
Theil der Deformität abgebrochen und so eine Höhle geöffnet, welche wohl als der Rest eines cystischen 
Gebildes aufzufassen ist. An der Aussenfläche sind weder Löcher noch Spalten sichtbar, doch ist der para- 


sitäre Ursprung beider Deformitäten höchst wahrscheinlich. 


Phyllocrinus d’Orb. 
Phyllocrinus Hoheneggeri Zitt. 


Die häufigste Phyllocrinus-Art in Stramberg. 


Phyllocrinus intermedius Jackel. 


Es ist mir gelungen, Armglieder zu finden, welche wohl zweifellos zu Phyllocrinus gehören. Schon 
Jaekel vermuthet, dass dieselben verhältnismässig dünn und zierlich waren, eine Annahme, zu der schon 
die Betrachtung der Gelenkflächen der Patina führen muss. Auch erwähnt derselbe Autor, dass er in 
Gesteinstücken des Tithon der Apennien mit Phyllocrinus »ganz winzig kleine Stielgliedern ähnliche Stücke 
fand, deren Isolirung aus dem Gestein aber nicht möglich war. Auch Stücke, die man mit den grossen 
Axillaria von Eugeniacrinus vergleichen könnte, fanden sich nicht. Wir werden also annehmen dürfen, 
dass die Arme schon vor den zweiten Costalien an sehr dünn und zierlich gebaut waren, eine Annahme, 
zu welcher auch schon die schmale Form und die eingekeilte Lage der Armgelenke an der Patina drängte. 
l. c., pag. 653. Mir ist es nun gelungen, in den Mergeln von Nesselsdorf derartige Armglieder zu finden 
und ich bilde zwei solche — ein Axillare und ein Dicostale — ab. Beide sind winzig klein. Das Axzllare 
(verschmolzenes zweites und drittes Costale) (Taf. XIX, Fig. 18a, b) hat eine grösste Länge und Breite von 
etwas mehr als ı mn, die Dicke beträgt nur etwa !/), mm. Die Gelenkflächen sind flach und zeigen ver- 
hältnismässig grosse ovale Muskelgruben. Querriff tritt weniger deutlich vor. Die zugehörigen Dicostalia 
(Taf. XIX, Fig. 19 a, 5) sind noch kleiner, von kaum !/, mm Durchmesser. Auch an ihnen sind die Muskel- 
gruben deutlich, Querschnitt gerundeter als bei dem Axillare. Von Granulationen an der Aussenfläche ist 
deutlich nichts zu sehen. Vielleicht gehören hieher auch kleine zarte Stückchen, wie sie (Taf. XIX, Fig. 20a, 5, 
21 a, b) abgebildet sind. 


Phyllocrinus cycelamen n. sp. 
Taf. XX, Fig. I a—c. 


Eine sehr pregnante Form. Phyllocrinus cyclamen sei sie genannt, weil mich die Patina lebhaft 
an eine Blüthe von Cyclamen europaeum erinnert. Die Kelche sind ziemlich gross, besonders im Vergleich 
zu den beiden vorher genannten Arten. Das einzige wohl erhaltene Exemplar — die anderen sind theils 
beschädigt, theils nur in Fragmenten erhalten — hat eine Länge von 13 mm, die untere Fläche ist etwa 
s mm breit, oben misst das Stück in seiner grössten Breite 13 mm. Patina von glockenförmiger Gestalt. 


Die von zwei benachbarten Cosialien gebildeten Zapfen stehen interradial, sie sind sehr hoch, von 
27% 


206 Dr. Mauric Remes. [12] 


zZ 


dreieckigem Querschnitt, eine Kante ist nach innen gerichtet. Oben endet jeder Zapfen in eine Art von 
Knorren. Die äussere Fläche eines jeden Zapfens ist von ziemlich tiefer und breiter Furche durchzogen, 
welche nahe am Rande der unteren Fläche beginnend, in einer Entfernung von etwa 4 mm von der Spitze 
des Zapfens endigt. | 

Die Gelenkflächen für die Armglieder sind klein und liegen zwischen je zwei Zapfen. Sie sind von 
rundlichem Umriss, wenig ausgehöhlt. Der mittlere Querriff recht deutlich, das Paar Muskelgruben verhält- 
nismässig gross, oval. Die Ventralhöhle am besprochenen Exemplar nicht sichtbar, da der Raum zwischen 
den Zapfen mit nicht entfernbarer Gesteinsmasse erfüllt ist. Nach anderen Stücken zu schliessen, ist sie von 
geringer Ausdehnung, von ihr gehen gegen die Peripherie längliche Radialgruben, an deren Ende die 
Gelenkflächen für die Armglieder sich befinden. 

An der Unterseite der Patina sind die Nähte der Coszalia deutlich sichtbar. Da hier das untere 
Ende eines jeden Costale verdickt ist, so erscheint die zur Aufnahme des Stieles bestimmte Einsenkung 
der unteren Fläche der Patina wie von einem Wall umgeben. Das ganze Stück erscheint glatt, nirgends 
eine Spur von Granulationen. Stielglieder und Arme, die zu dieser Art gehören dürften, fanden sich nicht vor. 


Familie: Plicatocrinidae Zitt. 
Plicatocrinus Münster. 


Plicatocrinus sp.? Hieher bin ich geneigt, stachelförmige Gebilde zu rechnen, welche wohl nichts 
anderes als Pinnulae sein können. Taf. XIX, Fig. I2 ist ein solcher Stachel abgebildet. Er errinnert lebhaft 
an Pinnulae wie sie Jaekel bei Plicatocrinus Fraasi v. Zittel als Textfigur 3, p. 637 abbildet.") 


Tetracrinus Münster, 


Tetracrinus cf. moniliformis Münster. 
Tab. XX, Fig. 3 a—b. 

Das einzige Stück ist eine basale Patina von einem fünfstrahligen Individuum ähnlich der, wie sie 
Jaekel aus dem königl. Naturalien-Cabinet in Stuttgart abbildet und beschreibt. Das Jaekel’sche Exem- 
plar stammt nebst anderen aus den unteren Malmschichten vom Böllert in Württemberg. Wegen einigen 
Abweichungen habe ich mir nicht getraut die vollständige Identificirung auszusprechen und habe lieber 
das »cf« beigefügt. 

Das Stück ist annähernd cylindrischh, oben mit fünf breiten Syzygialflächen versehen, unten in der 
Mitte das kleine Axialloch und um dasselbe nahe an der Peripherie ein Kranz deutlicher radialer, kurzer 
Leisten. Die obere Fläche der Patina ist ziemlich stark schief abgestutzt. Nach Jaekel erscheint bei 
Tetracrinus moniliformis der Kelch »fast ausnahmslos sehr regelmässig gebaut, nur bei der abnorm hohen 
Patina, Taf. XXVII, Fig. 10, macht sich eine kleine Schiefe bemerkbar«.”) Bei meinem Stück ist diese 
Schiefe recht stark ausgesprochen. Am Rande der oberen Fläche sind bei der Jaekel’schen Ab- 
bildung Höcker zu sehen, bei meiner nicht. Wohl ist mein Stück abgerieben, daher möglich, dass nur 


durch Abrollung eventuell vorhandene Höcker verloren gegangen sind. 


Tetracrinus sp. 
Taf. XX, Fig. 4, >. 

Kleine Armglieder von Tefracrinus scheide ich als Tetracrinus sp. aus. Dieselben erinnern nicht 
nur sehr lebhaft an Tefracrinus Langenhani Jaekel, sondern scheinen mit ihnen zu übereinstimmen. 
Vergleiche die Abbildungen bei Jaekel, Tab. XXVIII, Fig. I, 3. — Beschreibung p. 648—649. Nach 
Jaekel ist für seine neue Art die Granulationsbildung an der Aussenseite charakteristisch. An meinen Stücken 

1) Ueber Plicatocriniden, Eaerns und Saccocoma. Von Otto Jaekel. Zeitschrift der deutschen geolo- 


gischen Gesellschaft 1892. XLIV. Bd. 
2) 1. c. p. 648. Taf. XXVIII, Fig. 8 a, b. 


[13] Nachträge zur Fauna von Stramberg. 207 


kann ich keine deutliche Granulirung finden — vielleicht sind die Körner durch Abrollung verloren ge- 
gangen. Der Mangel dieses von Jaekel als charakteristisch angegebenen Merkmals verhindert mich an der 
Identificirung mit der Jaekel’schen Form. 

Auf Taf. XX sind einige Wurzelstücke von Crinoiden abgebildet, deren Zugehörigkeit zu einer 
bestimmten Art sich kaum erweisen lässt. Es sind solche Stücke recht zahlreich in Nesselsdorf zu finden. 
Die in Fig. 6, 7, 8, 9 ersichtlichen Wurzeln, möchte ich als zu Cyr£ocrinus gehörig auffassen. Ganz ähnliche 
Formen bildet auch Jaekel in der Arbeit über Holopocriniden (l. c. Taf. XXXVI, Fig. 3, 4) als zu Cyrzo- 
crinus granulatus Jaekel gehörig ab. Meine Stücke sind von mehr oder weniger ausgebreiteter Basis 
und ungleicher Höhe des Stumpfes, sonst bieten sie nichts bemerkenswerthes. Fig. 9 ist eine an einer 
Rhynchonella festgesetzte Wurzel abbildet. Fig. ıo stellt eine massive Wurzel dar, welche wohl nach 
der Form der Articulationsfläche zu Sclerocrinus gehört. 

Die Fig. ıı, 12 abgebildeten Exemplare fasse ich als Kalkhüllen von Crinoiden auf. Solche Stücke 
sind in Nesselsdorf reichlich vorhanden, obwohl nicht häufig in der abgebildeten gut erhaltenen Form. 


Familie: Pentacrinidae Roem. 
Pentaecrinus Miller. 


Stielglieder von Pentacriniden kommen sehr häufig vor. Bis jetzt habe ich folgende Arten bestimmt: 


Pentacrinus cingulatus Münster. 
Taf. XX, Fig. I3a, b. 


Im rothen Kalkstein die häufigste Art. 


Pentacrinus basaltiformis Miller. 
Taf. XX, Fig. Iga, b. 
Ein einziges Exemplar. 


Balanocrinus subteres Münster. 
Taf. XX, Fig. I5 a, b, I6 a, b. 


Familie: Comatulidae d’Orbigny (emend. Carpenter). 
Antedon Fre&minville. 


Antedon kopfivnicensis n. sp. 
Taf. XX, Fig. 17 a—e. 

Ein Kelch von 7 mm Durchmesser, 7 mm Höhe, kegelförmiger Gestalt. Man kann an ihm deutlich 
unterscheiden: das dem Stiel entsprechende Centrodorsale, fünf Basalien und fünf Costalien (Radialia),. Am 
Centrodorsale sind fünf deutliche Rippen zu sehen, welche von den verkümmerten mit kleinen Höckern be- 
deckten Basalien gegen die Spitze convergiren, wo zwischen ihren Enden eine kleine von Gesteinsmasse aus- 
gefüllte Grube sich befindet. Zwischen je zwei Rippen befinden sich flache, fünfeckige Flächen; die oberen sind 
grösser, die unteren kleiner. Die Oeffnungen für Cirri kann man an einigen sehen. Der untere dem Centro- 
dorsale anliegende Theil der Costalien ist von halbmondförmiger Gestalt, mit Höckern bedeckt, welche in 
Längsreihen angeordnet, zuweilen zu Längsleisten zusammengeflossen sind. Diese von Höckern bedeckte 
Partie erreicht .eine Höhe bis 2'/), mm, der ihr entsprechende Theil des Centrodorsale pflegt 3'\/; mm hoch 
zu sein. An der oberen Fläche ist deutlich die Ventralhöhle und die Gelenkflächen für den Ansatz der 
Armglieder zu sehen. Die erstere ist geräumig (nimmt etwa !/, der oberen Fläche ein), von fünfeckigem 
Umriss, von ihren Ecken strahlen die deutlich sichtbaren interradialen Nähte aus. Auf den Gelenkflächen 
tritt deutlich die Querleiste hervor, ebenso auch die Oefinung des Axialkanals, Ligament- und die Muskel- 
gruben. Armglieder habe ich nicht gefunden. Die beschriebene Art erinnert etwas an Antedon aspera 


208 Dr. Mauric Remes. [14] 


Quenstedt, doch lässt sie sich durch folgende Merkmale von ihr leicht unterscheiden. Bei Antedon aspera 
ist das kegelförmige Centrodorsale an der Spitze abgestutzt; die obere Fläche von pentagonalem Umriss 
(bei unserem Stücke ist dieselbe kreisrund); die obere Ventralhöhle bei Antedon aspera geräumiger, nimmt 
etwa die Hälfte der oberen Fläche ein; die Höcker an der Aussenfläche der Coszalia und der Basalia sind 
bei Anzedon aspera klein, gleichmässig, bei Anztedon koprivnicensis gross, anders gruppirt. 

Die neue Art habe ich nach dem Fundorte »kopfivnicensis« benannt. Ich will nebenbei bemerken, 
dass der Fundort richtig Kopfivnice, deutsch Koprivnitz heisst. Der Name Nesselsdorf ist erst in den fünfziger 
Jahren aufgekommen. 


Antedon Lorioli n. sp. 
Taf. XX. Fig I8 a—e. 


Das Centrodorsale allein erhalten. Es ist von der Gestalt einer abgestutzten Pyramide, an der 
oberen Fläche etwa 6 mm, unten 3 mm breit und etwa 5 mm hoch. Die obere Fläche ist abgerieben, doch 
kann man recht deutlich eine mittlere kleine Ventralgrube und die von ihr gegen die Peripherie ziehenden 
Lagen für die Basalien unterscheiden. Die letzteren sind ziemlich breite, aber seichte Rinnen, von denen 
einzelne bis auf die Aussenfläche des Centrodorsale überzutreten scheinen. Von den Ecken der oberen Fläche 
strahlen gegen die Spitze fünf ziemlich kräftige Rippen aus. Zwischen je zwei Hauptrippen ist je eine 
mittlere schwächere eingeschaltet, welche in derselben Richtung wie die Hauptrippen zieht. Durch diese 
Anordnung der Rippen ist auch die Lagerung der Flächen des CGentrodorsale geordnet. Zwischen je zwei 
Rippen sind sechs Felder von rundlicher Gestalt, flach, oben grösser, unten kleiner eingeschaltet, an zwei 
Seitenflächen habe ich nur fünf Felder gezählt, doch scheint die sechste abgerieben zu sein. Wenigstens an 
einigen der Felder sind Oeffnungen für die Cirri zu sehen. Die untere Fläche zeigt eine ziemlich breite Grube, 
die jedoch von Gesteinsmasse ausgefüllt ist. 

Diese Art ist ebenfalls neu. Ich habe sie Herrn P. de Loriol le Fort zu Ehren Antedon Lorioli 


genannt. 


Asteroidea. 


Von Asteroiden war in Stramberg und Nesselsdorf bis heute nichts bekannt. Es ist mir gelungen, 
unter den zahlreichen Stückchen von Stielgliedern der Crinoiden auch zweifellose Reste von Arteriden und 
Ophiuoiden nachzuweisen. 


1. Ophiuridae. 


Zwei Stückchen, die Taf. XX, Fig. 28, 29 abgebildet, sind zweifellos Glieder eines Armes von 
Ophrura, und zwar erinnert besonders die eine Fig. 28 lebhaft auf die Glieder von Acroura Brodiei Wright, 
welche derselbe Autor (l. c. pl. XVII, Fig. 5c) abbildet »from the Middle Lias of Hewletts Hill, near 
Cheltenham, in the zone of Ammonites capricornus«. pag. 153. 


2. Stelleridae. 


Taf. XX, Fig. 19, 20, 21 sind drei ossicula abgebildet, welche im Detail verschieden, in ihrer Form 
auffallend jenem Stücke ähnlich sind, welches Wright!) als »ossicula of Asteriadae«, pl. VIII, Fig. 3 
aus dem »Great Oolite« abbildet, ohne sich näher in eine Beschreibung und Deutung des Stückes einzulassen. 

Fig. 22 derselben Tafel dürfte auch hieher gehören, wenigstens stimmen die Gelenkflächen dieser 
Fossilien überein. 

Fig. 23 scheint ebenfalls ein Rest eines Seesternes zu sein. 

Fig. 24—27, Taf. XX stellt Platten von Aszeriden dar, und zwar Randplatten (Assulae marginales 
genus indet). Doch erinnern die Tafeln an jene von Asteropecten, die Wright (l. c.) an einigen Orten 


abbildet. Aehnliche Stückchen haben schon Goldfuss und Quenstedt als zu Aszerias gehörig abgebildet 
und beschrieben. 


‘) Monograph on the British fossil Echinodermata of the oolitic Formation. By Thomas Wright. Volume II. 
— The Asteroidea and Ophiuroidea. London 1863—188o. 


[15] Nachträge zur Fauna von Stramberg. 209 


Echinoidea. 


Schon Suess erwähnt!) einen kleinen häufigen Echiniden. Hohenegger nennt?) Cidaris 
mitratus Quenstedt und Diplopodia subangulare Goldf. Cotteau hat aus Nesselsdorf beschrieben: 
Cidaris subpunctata Cotteau und Pseudodiadema subangulare Goldf. Jaekel (l. c. über Holopocriniden etc. 
pag. 569) spricht von Cidaris-Stacheln. Die genauere Untersuchung der Echiniden, welche Herr P. de Loriol 
le Fort unternommen hat, ergab eine Reihe von neuen Arten, welche ich hier nur dem Namen nach an- 
führe®). Die Nesselsdorfer Arten sind: 

I. Cidaris Remesi n. sp. 
2 Zetes n. sp. 
3 n glandifera Goldf. 
4 Sturi Cotteau. 
5. n nesselsdorfensis n.sp. 
6 “ subpunctata Cotteau. 
7 tithonia Gemmellaro. 
8. Guirandi Cotteau. 
9. Pseudocidaris Zitteli n. sp. 

10. Peltastes Remesi n. sp. 

11. Codiopsis Hoheneggeri n. sp. 

12. Magnosia Suessi n. sp. 

13. Magnosia pauperata n. sp. 

Loriol sagt über die Nesselsdorfer Echiniden-Fauna, pag. 4: »Cette faune £chinitigue pr&sente 
de grandes analogies avec celle de Stramberg, &tudiee prec&dement par Cotteau, tout en pos&dant des 
especes sp£ciales.« 

Ich möchte nur bemerken, dass Cotteau bei der Bearbeitung der Echiniden des weissen Kalkes 
überrascht war von der geringen Zahl neuer Arten. Die meisten Stramberger Stücke sind schon aus anderen 
Fundorten bekannt, einige darunter sind classische Formen der Corallenriffe der oberen Juraschichten in 
Frankreich, der Schweiz und Deutschland. Von den Nesselsdorfer Arten sind unter 13 von Loriol beschriebenen 
Formen nicht weniger als S überhaupt neu, 3 mit Stramberger Arten, I mit einer Art des Sicilianischen 
Tithon identisch und endlich ı für Stramberg und Nesselsdorf neu. 

Erwähnen will ich, dass ganze Stücke von Echiniden ziemlich selten sind, ungemein zahlreich 


aber die Stacheln und Tafeln. 


Vermes. 


Die Röhren von Serpula-Arten sind im Stramberger Tithon häufig zu finden, besonders zahlreich 
kommen sie aber im rothen Nesselsdorfer Kalk vor, meistens angewachsen an verschiedene andere Fossilien. 
Die häufigste stimmt mit der von Goldfuss (Pefrefacta Germaniae, Tab. LXVIII, Fig. 12) abgebildeten 
und beschriebenen Art überein, und zwar ist dies: 


Serpula planorbiformis Münster. 
Taf. XX, Fig. 30. 

Ein wohl auch hieher gehöriges Exemplar zeigt feine Querfurchung. G oldfuss bildet solche Stücke 
als Serpula quadricarinata Münster ab (Petr. Germ. Tab. LXX, Fig. S a, b, c). Besondere Erwähnung 
sollen jene Stücke finden, wo mehrere Röhrchen unter einander verflochten sind und mitunter ein ganzes 
Convolut von Knoten bilden. Bei der Bestimmung dieser Röhrchen möchte ich als charakteristisch den vier- 


1) E. Suess: Die Brachiopoden der Stramberger Schichten 1858, pag. 17. 
®) L. Hohenegger: Die geognostischen Verhältnisse der Nordkarpathen etc. I86I, pag. 21. 
®) Notes pour servir a l’ötude des Echinodermes par P. de Loriol. Fascicule IX. Mai 1901. Mit Taf. I(XXIX). 


210 Dr. Mauric Remes. [16] 


eckigen Querschnitt derselben hervorheben; Serpula gordialis Schloth. bildet ähnliche Convolute, doch 
ist hier der Querschnitt der Röhrchen rund, die Wandung glatt. 


Serpula socialis Goldf. 


Es kommen zweierlei Formen vor. Bei der einen haben die Röhrchen gleichgrosse Lumina und sind 
ziemlich regelmässig parallel an einander gelagert; bei der anderen sind grössere nebst kleineren Röhrchen 


vorhanden und weniger regelmässig an einander gereiht. 


Serpula torquata n. sp. 
AD, O, TE Tee) EL FLO 
Unter diesem Namen reihe ich Röhrchen ein, welche nur in Fragmenten in Nesselsdorf vorkommen, 
einen viereckigen Querschnitt, stumpfe abgerundete Kanten haben und um ihre Längsachse deutlich torquirt 
erscheinen. Sie ähneln den torquirten Arten Münsters Serpula sexangularis, subtorguata, quinquesulcat« 
unterscheiden sich aber durch den Querschnitt. Im Nesselsdorfer Kalk ziemlich selten. 


Serpula vertebralis Sow. 
Taf. XX, Fig. 32a, b, c,d. 

Querschnitt immer von viereckiger Form. Manche Stücke beginnen als ziemlich dünnes viereckiges 
Röhrchen und übergehen in eine grössere ebenfalls viereckige bis kugelige Anschwellung. Der obere Rand 
der letzteren pflegt glatt zu sein, endet aber auch zuweilen an den Kanten in kleinen Stacheln. 

In anderen Fällen erscheint das Röhrchen in ziemlich regelmässigen Zwischenräumen eingeschnürt 
und gibt so zur Bildung von rosenkranzähnlichen Formen Veranlassung. Die einzelnen Glieder des Röhrchens 
sind gleich gross, deutlich ausgeprägt. Eine flache Längsrinne, welche jede Seite des Röhrchens durchzieht, 
verursacht, dass die viereckige Form des Röhrchens umso deutlicher hervortritt. Eine feine Querstreifung ist 
nur an manchen Exemplaren zu sehen. Einzelne Stücke sind seitlich zusammengedrückt. 


Serpula spiralis Münster. 
an 225, Die 33 2,0, & 
Unter diesem Namen fasse ich Röhrenbildungen zusammen, welche sich den Münster’schen 
Arten Serpula spiralis und volubilis anschliessen. Sie unterscheiden sich von den anderen Serpeln durch ihre 
grösseren Dimensionen. Querschnitt erreicht eine Grösse von 6 mm — ist rund, Wand ziemlich glatt. 


Crustacea. 
a) Cirripedia. 
Von Crustäceen sind die Cirripedia durch die Familie der Zepadiden vertreten. Ich bilde die 


vorgefundenen Reste ab. 
Scalpellum Leach sp. 


Taf. XX, Fig. 34 a, b. 
Eine Carinalklappe von I6 mm Länge, welche sich an die von Reuss!) beschriebene Art 
Scalpellum robustum Reuss. anschliessen dürfte. 
Eine andere verbogene Carinalklappe von 14 mm Länge ist nicht näher bestimmbar. Taf. III, Fig. 34 b. 


Pollieipes Leach. sp. 
Die hier vorkommende Art scheint neu zu sein. Bruchstücke vom Tergum habe ich mehrere, das 
besterhaltene Exemplar ist abgebildet Taf. XX, Fig. 35. Die Zeichnung des Schildes ist charakteristisch. Der 


1) Reuss: Ueber fossile Lepadiden. Sitzungsberichte der kais. Akademie der Wissenschaften. Math. nat. 
Cl. 49. Bd., I. Abth. 1864. 


[17] Nachträge zur Fauna von Stramberg. all 


z 


Längskiel zeigt an den Abzweigungsstellen der Hauptrippen eine Art Knötchenbildung. Die Rippen anfangs 
rund, werden gegen die Peripherie mehr scharf, leistenförmig und zeigen hier eine deutliche Querrippung. 
Nebenrippen verlaufen zwischen je zwei Hauptrippen. Die Länge des Bruchstückes beträgt IS mm, die 
Breite 14 mm. Das angeführte Reliet habe ich an anderen bekannten Arten nicht gefunden, doch begnügte 
ich mich mit der Constatirung desselben und will vorläufig keine neue Art aufstellen, solange es nicht ge- 
lingen wird, besser erhaltene Exemplare zu finden. 

Von einer anderen Pollicipes-Art ist auch nur .ein Bruchstück eines Roszrum vorhanden. Dasselbe 
hat eine gewisse Aehnlichkeit mit Pollicipes carinatus Phillipi ') (Taf. XX, Fig. 9). An dem Exemplar sind 
kräftige Leisten deutlich sichtbar. (Taf. XX, Fig. 36.) 


b) Ostracoda. 


Zwei Osztracoden bat aus meinem Material Herr Frederick Chapman im Artikel »Two new species 
of ostracoda of Tithonian age from Nesselsdort, Austria (Geological magazine, Decade IV, vol. VII, Nr. 433, 
pag. 325, July 1900) abgebildet und beschrieben. Es sind dies: 

1. Bythocypris(?) Jurassica sp. nov. 

2. Bairdia Nesselsdorfensis sp. nov. 


c) Podophthalma. 


Von den in der Korallenfacies des weissen Kalkes reichlich vorkommenden Brachyuren und Ano- 


muren habe ich im rothen Kalkstein nur je ein Bruchstück einer Galathea und eines Prosopon gefunden. 


Molluscoidea. 
a) Bryozoa. 


Zugleich mit den Bryozoen des rothen Kalksteins wurden auch die in meiner Sammlung befindlichen 
Bryozoen aus dem weissen Stramberger Kalk untersucht. Ich nenne daher an dieser Stelle auch die Arten 
des weissen Kalkes. 

Hohenegger führt (l. e., pag. 21) aus Stramberg unter den Phytozo&n folgende Cerioporen an: 

1. Ceriopora angulosa Goldf. 


2h R radiata Quenst. 

o ; ribr ldf. N 

3 2 ae De = \ — Thalamopora Zitteli Zeise. 
4: > | Spongites squamatus Quenst. 

5. P compacta. 


Mein Verzeichnis der Bryozoen enthält: 


1. Ceriopora angulosa Quenstedt (Nesselsdorf und Stramberg). 

2% 5; clavata Quenstedt (Nesselsdorf und Stramberg;). 

3% 5 striata Quenstedt (Nesselsdorf und Stramberg). 

4. 5 radiciformis Quenstedt (Nesselsdorf). 

5. 5 radiata Goldf. (Stramberg). 

6. Conotubigera sp. ähnlich Kreidespecies, ein Exemplar — nicht näher bestimmbar. 


7. Aulopora sp., Auloporen ähnliche Gebilde, besonders im rothen Kalkstein, doch auch im weissen 
Kalk, wie sie Quenstedt aus dem weissen und braunen Jura erwähnt. 

Die von mir im vorläufigen Bericht angeführte Neuropora conuligera Hennig erwies sich als eben- 
falls zu Neuropora angulosa gehörig., 

Die Discoporella ähnlichen Gebilde sind kleine Spongien. 

Andere Bryozoen-Reste waren nicht näher bestimmbar. 


Die Bryozoen sind im rothen Kalkstein recht reichlich vertreten. 


DICH. Darwin, A monograph on the fossil Lepadidae, or, pedunculated cirripedes of Great Britain. Palaeonto- 
graphical Society 1851. 


Beiträge zur Paläontologie Oesterreich-Ungarns. Bd. XIV. 28 


212 Dr. Mauric Remes. [18] 


b) Brachiopoda. 


Die Brachiopoden des rothen Kalksteines habe ich zugleich mit mehreren neuen Arten aus dem 
weissen Kalkstein im Jahre 1899 in dem Jahrbuch der k. k. geologischen Reichsanstalt, Bd. XLIX, Heft 2 
abgebildet und beschrieben. (Beiträge zur Kenntnis der Brachiopoden des Stramberger Tithon.) Ich führe 
daher nur die Namen der Arten aus dem rothen Kalke an. 


Terebratula Lihwyd. 


Terebratula pseudo-bisuffarcinala Gemm. 
5 simplicissima Zejszner. 

Bilimeki Suess. 

, mitis Suess. 

Re jamitor Pictet. 


Waldheimia King. 


Waldheimia trigonella Schloth. sf. Ausser den zwei schon erwähnten wurden noch drei weitere 
Exemplare vorgefunden. 

Waldheimia caeliformis Suess. 
Hoernesi Hohenegger. 


” 


Dictyothyris Douv. 
Dictyothyris altirostris n. sp. 


R altirostris var. notoptycha. 
„ Chaperi Douv. 
5 Koprivnicensis n. sp. 


Megerlea King. 
Megerlea cf. tatrica Zitt. 
en tıthonia n. sp. 
H proloricata n. sp. 


Terebratulina d’Orbigny. 


Terebratulina substriata Schloth. sp. 
= latirostris Suess. 


Lyra Cumberland. 
Lyra angustirostris n. sp. 


Rhynchonella Fischer von Waldheim. 


Rhynchonella spoliata Suess. 
n Suessi Zitt. 


Rhynchonella Hoheneggeri Suess. 
Von dieser Art kommen häufig Missbildungen vor, ich bilde zwei neue ab, (Taf. XX, Fig. 37 a—c, 
Fig. 38 a—c. 
Ichynchonella cf. Hoheneggeri Suess. 
N Glockeri n. sp. 
)) sp. 


n Kriciv n. sp: 


[19] Nachträge zur Fauna von Stramberg. 213 


Als neue Funde treten hinzu: 
Khynchonella Pompeckj var. — ein einziges Exemplar von 14 mm Länge, 14 mm Breite und 


9 mm Dicke. 
Rhynchonella strambergensis n. sp. in mehreren Exemplaren, welche jedoch sämmtlich kleiner sind 


als die Stücke aus dem weissen Kalkstein. 
Das grösste Exemplar misst: 15 mm Dicke, 15 mm Breite, 10 mm Dicke. 
Die kleinsten: Dicke 8 mm, II mm; Breite 9 mm, 11 mm; Dicke 5 mm, 7 mm. 


Mollusca. 
a) Lamellibranchiata. 


Die Bivalven kommen ziemlich häufig vor, doch sind sie meistens schlecht erhalten. Ausser Stein- 
kernen und Schalenfragmenten weisen noch den besten Erhaltungszustand die Oszreen auf. Doch auch von 
diesen sind nur einzelne Klappen vorhanden. 

Von den Östreidae habe ich bestimmt: 

1. Ostrea (Alectryonia) tithonia Böhm. 

n ( = ) strambergensis Böhm. 
3. Mn ( " ) rastellaris Münster, var. moravica Böhm. 
Von anderen Bivalven führe ich an: Pecten, Lima, Lithophagus, Astarte, Unicardicum, möchte 


jedoch alle mit einem Fragezeichen versehen. 


b) Gastropoda. 
Familie: Eulimidae. 
Chemnitzia d’Orbigny. 
Einige wohl hieher gehörende Steinkerne sind nicht näher bestimmbar. Ein einziges Stück ist 
deutlicher erhalten und wird vorläufig angeführt als: Chemnitzia sp. 
Länge 32 mm (ohne Spitze) dürfte an wohlerhaltenen Exemplaren 40 mm erreichen, Windungswinkel 
annähernd 25°. An der Schale deutlich feine Strichelung sichtbar. Einzelne Windungen zeigen ein deutlich 
entwickeltes, ziemlich kräftiges Rippenpaar, die ganze Breite der Windung einnehmend, ein Befund, welcher 


mich bestimmt hat, das Exemplar besonders hervorzuheben. 


Familie: Neritidae. 
Nerita Linne. 
Nerita chromatica Zitt. 


Die für diese Art charakteristische Verfärbung der Schale an dem einzigen Exemplar ziemlich erhalten. 


Familie: Turbinidae. 
Trochus Linne. 
Trochus (Ziziphinus) carpathieus Zitt. 


Das Nesselsdorfer Exemplar möchte ich eben wegen der als charakteristisch von Zittel angeführten 


Oberflächenverzierung, als zu dieser Art gehörend, anführen. 


Trochus leiosoma Zitt. 


Ein Exemplar. 
Mehrere undeutlich erhaltene Steinkerne scheinen den Gattungen Turbo und Trochus anzugehören. 


28* 


214 Dr. Maurice Remes. 120] 


Familie: Haliotidae. 
Pleurotomaria Defrance. 


Einige wohlerhaltene Stücke gehören zu: Plewrotomaria (Leptomaria) tithonia Zitt. und Pleuroto- 
maria (Leptomaria) macromphalus Zitt. 

Von Gasteropoden-Steinkernen schlechter Erhaltung seien noch genannt: Natica und Narica. 

Deckel von Neritopsis-Schalen — bekannt unter dem Namen Peltarion — habe ich in einigen 
Exemplaren, doch ist darunter nur eines, das Tab. XX, Fig. 39a, b abgebildete wohl erhalten. Es ist sehr 
ähnlich dem Peltarion, wie es Zittel in seinem Lehrbuch!) als zu Neritopsis radula L. sp. gehörig ab- 
bildet. Die Dimensionen sind: 12 mm grösste Breite, Io mm grösste Länge. Der Unterschied gegenüber 
Neritopsis radula besteht darin, dass bei der Nesselsdorfer Form der Fortsatz a an der Aussenfläche ver- 
tieft ist. Dieser Vertiefung entspricht an der Innenfläche ein Bündel von Leistchen, welches bei meinem 
Exemplar viel enger ist als bei der in Zittel’s Handbuch abgebildeten Form. Ferner ist es am Nesselsdorfer 
Stücke an jeder Seite von je einer recht tiefen Furche begrenzt. 


c) Cephalopoda. 
Perisphinctes fraudator Zitt. 
e transitorius Opp: 
Haploceras elimatum Opp. 
? Nautilus cyclotus Opp., ein beschädigter Steinkern. Die zahlreichen fast geradlinig verlaufenden 
Scheidewandlinien scheinen die wenigstens approximative Einreihung in die Oppel’sche Species zu rechtfertigen. 
Rhyncholithen bilde ich einige ab. (Taf. XX, Fig. 40, 41.) 


Aptychus Beyrichi Opp- 
Belemnites Agricola. 


Die Belemniten sind im rothen Kalkstein von Nesselsdorf ungemein zahlreich vorhanden, und zwar: 
Belemnites tithonius Opp. 


= ensifer Opp. 
3 strangulatus Opp. 
n conophorus Opp. 


Die vier Arten sind mit Stramberg gemeinsam. 


Für Nesselsdorf neu: Belemnites Gemmellaroi Zitt?). Von Zittel aus dem Diphya-Kalk von Volano 
bei Roveredo beschrieben. Kommt im Nesselsdorfer Kalk recht häufig vor. 


Belemnites cf. bipartitus Blav. 
Taf. XX, Fig. 42, 43. 

Die Art ist in Nesselsdorf nicht gerade selten, es ist jedoch an allen Exemplaren die Spitze abge- 
brochen. Die Stücke sind meist dünn, stabförmig, von geringer Grösse. Ein grösseres ist Fig. 43 abgebildet. 
Die vertieften Lateralfurchen sind deutlich zu sehen. Da es eben nicht gelungen ist, ein vollständig erhaltenes 
Exemplar zu erwerben, so wurde nur auf den Vergleich mit Belemnites bipartitus hingewiesen. 


Pisces. 


Sphaerodus gigas Ag. Die Nesselsdorfer Exemplare sind kleiner als jene aus dem weissen Kalkstein. 
Sphenodus longidens Ag. 


») K. A. Zittel: Handbuch der Paläontologie, I. Abth., II. Band, Fig. 272. (München und Leipzig 18S1—I885. 


®2) Die Fauna der ältern Cephalopodenführenden Tithonbildungen von K. A. Zittel, pag. 27, Taf. 1, 
Fig. 8 a—c. 


[21] Nachträge zur Fauna von Stramberg. 215 


Sphenodns planus Ag. Die von mir unter diesem Namen beschriebenen Zähne!) sind sehr ähnlich, 
wenn nicht identisch mit jenen von Gemmelaro (Studi palaeontologici, parte I, Taf. II, Fig. 32—41, pag. S) 
unter dem Namen Sphenodus tithonius aus dem Tithon von Sicilien beschriebenen und abgebildeten 
Fischzähnen. 

Pycnodus complanatus Ag.(?) In meinem Aufsatz mit einem Fragezeichen versehen. Dürfte wohl 
identisch sein mit Pycnodus soluntinus Gemm. (l. c.) aus dem sicilianischen Tithon. In der letzten Zeit 
sind in Nesselsdorf noch zwei neue Exemplare gefunden worden, von denen das grössere 8 mm lang, 5 mm 
breit und 3 mm dick ist. 

Mehrere kleine Fischzähne stimmen mit Sphenodus virgai Gemm. überein (l. c. Taf. II, Fig. 42—43, 
pag. 8). Sie sind 4-5 mm lang, an der Basis 4 mm breit, ziemlich dick. Die nähere Beschreibung bei 
Gemmellaro. Im Tithon von Sicilien ziemlich selten. (Taf. XX, Fig. 44.) 


Plantae (Siphoneae). 


Auch das Pflanzenreich hat im rothen Kalkstein von Nesselsdorf einen Repräsentanten, welcher zu 
den Siphoneae verticillatae Munier-Chalmas gehört — nämlich eine 


einem Netz von Sechsecken besteht 


Gyroporella. 


Dieselben sind regelmässig, einzelne 


ü i Ü ffen durch ih rösse die 
Das ganze Stück ist 9 mm übertre a & 


Mehrzahl der kleineren. Lumen etwa 
lang, oben 4—4!, mm, unten etwa rzahl” de n. L x 


: ö o1/ nr 3 7 TER 
3 mm breit, konisch verbogen, gegen 21), mm weit, die Wand [1 mm 


unten verengt. Stellenweise ist die es ai lee 

Deckschicht mit kleinen rundlichen a b Die beschriebene Art ähnelt 

Poren erhalten. An den Stellen, wo Gyroporella sp. vergr. °/,. am meisten der Gyroporella vesicu- 

die Deckschicht abgerieben ist, sieht 5 uzon en lifera Gümb. aus dem oberen Alpen- 
; n \ 


man deutlich die Structur, welche aus keuper von S. Michele (Lombardei). 


Verzeichnis der Fossilien. 


Foraminifera. 
Bulimina variabilis d’Orb. Spongiae. 


Haplophragmium agglutinans d’Orb. NeHeeEmen:de. 


Lithistide inc. sed. 


Hiyalotragos sp. 


„ neocomianum Chapman. 
Ammodiscus incertus d’Orb. 

Involutina Remesiana n. sp. EEE 

u Sa : Fiyalotragos pezizoides ? 

conica Schlumberger. : 

m = Tetracladine? 


Sporadopyle sp. 


Casearia af. articulata, n. var. oder n. sp. 


Valvulina cuneiformis n. sp. 
Lingulina nodosaria Reuss. 


ovalis Schwager. R 

. 2 a ! as Eudea globata. 
aginulina truncata Reuss. ß : 5 
& Peronidella tithonica. 


Cristellaria Bronni Römer. $ 
Peronidella sp. 


calva Wisniowski. 5 en 
2 e Eusiphonella cf. Bronni, vielleicht n. sp. 
2 gibba d’Orb. ER i . i 
Myrmecidium hemisphaericum, ganze Formenreihe. 

h rotulata Lam. 5 Ä NN 
mit ca. acht unterscheidbaren Varietäten. 

r cultrata Monttfort. ee : 

> Myrmecidium indutum. 
nr varıans Bornem. ie 
Myrmecidium grande. 
Anthozoa. Myrmecidium Chadwicki Hinde sp. 
Caryophyllia Oppeli n. sp. Myrmecidium sp. 


1) Ryby tithonu Strambersk&ho. (Rozpravy Cesk& akademie, II. tr, r. VI, &. 3. 1897, mit deutschem Resume: 
Fischreste des Stramberger Tithon. 


216 Dr. Mauric Remes. 


Rauffia clavata? 
Strambergia oder n. gen. mit mehreren Arten. 


Serpula vertebralis Sow. 
Serpula spiralis Münster. 


Crinoidea. Crustacea. 
Scalpellum sp. 

Pollicipes sp. 

Pollicipes sp. (cf. carinatus Philippi?) 
Byxthocypris (2) jurassica n. sp. 


Cyrtocerinus Thersites Jaekel. 
Cyrtocrinus granulatus Jaekel. 
Cyrtocrinus marginatus n. sp. 
Sclerocrinus strambergensis Jaekel, 
Sclerocrinus cf. compressus Goldf. Bairdia nesselsdorfensis n. sp. 
Sclerocrinus Batheri n. sp. Galathea sp. 


Sclerocrinus tenuis n. sp. Prosopon sp. 


Sclerocrinus pyriformis n. sp. Bryozoa. 
Eugeniacrinus Zitteli Jaekel. Ceriopora angulosa Oenc: 
Fugeniacrinus granulatus n. sp. Ceriopora clavata Quenst. 
Eugeniacrinus holopiformis n. sp. Ceriopora striata Dan 
Eugeniacrinus cupuliformis n. sp. Ceriopora vadiciformis Quenst. 


Eugeniacrinus tithonius n. sp. 
Phyllocrinus Hoheneggeri Zitt. 
Phyllocrinus intermedius Jaekel. 


Conotubigera sp. 
Aulopora sp. 


Brachiopoda. 


Phyllocrinus eyclamen n. sp. 
Terebratula pseudo-bisuffarcinata Gemm. 


Plicatocrinus sp.? 


Tetracrinus cf. moniliformis Münst. Terebratula simplicissima Zejszuer. 


Terebratula Bilimeki Suess. 


Tetracrinus sp. 
Terebratula mitis Suess. 


Pentacrinus cingulatus Münster. 
Terebratula janitor Pictet. 


Waldheimia trigonella Schloth sp. 
Waldheimia caeliformis Suess. 


Pentacrinus basaltiformis Miller, 
Balanocrinus subteres Münster. 
Antedon kopfivnicensis n. sp. 


BR Waldheimia Hoernesi Hohenege 
Antedon Lorioli n. sp. ohenegger. 


Dietyothyris altirostris n. sp. 


Asteroidea. Dietyothyris altirostris var. notoptycha. 
Ophiuride sp. Dietyothyris Chaperi Douv. 
Asteride sp. Dietyothyris Koprivnicensis n. sp. 
Echinioidea. Megerlea cf. tatrica Zitt. 


Cidaris Remesi n. sp. Megerlea tithonia n. sp. 
Cidaris Zetes n. sp. 

Cidaris glandifera Goldf. 
Cidaris Sturi Cotteau. 
Cidaris nesselsdorfensis n. sp. 
Cidaris subpunctata Cotteau. 
Cidaris tithonia Gemmellaro. 


Megerlea proloricata n. sp. 
Terebratulina substriata Schloth sp. 
Terebratulina latirostris Suess. 
Lyra angustirostris n. sp. 
Rhynchonella spoliata Suess. 
Ihynchonella Suessi Zitt. 


Cidaris. Guirandi Cotteau, Rhynchonella Hoheneggeri Suess. 

Pseudocidaris Zitteli n. sp. Rhynchonella cf. Hoheneggeri Suess. 

Peltastes Remesi n. sp. Rhynchonella Glockeri n. sp. 

Codiopsis Hoheneggeri n. sp. Rhynchonella sp. 

Magmosia Suessi n. sp. Rhynchonella Frici n. sp. 

Magnosia pauperata n. sp. Rhynchonella Pompeckj var. 
Vermes. Rhynchonella strambergensis n. sp. 


Serpula planorbiformis Münster. 
Serpula socialis Goldf. 
Serpula torguata miht. 


Lamellibranchiata. 
Ostrea (Alectryonia) tithonia Böm. 


Ostrea (Alectryonia) strambergensis Böhm. 


[23] Nachträge zur Fauna von Stramberg. 


Ostrea (Alectryonia) rostellaris Münster var. 
moravica Böhm. 
? Pecten, Lima, Lithophagus, Astarte, Unicardium? 


Gastropoda. 
Chemnitzia sp. 
Nerita chromatica Zitt. 
Trochus (Ziziphinus) carpathicus Zitt. 
Trochus leiosoma Zitt. — Trochus sp.? 
Turbo sp.? 
Pleurotomaria (Leptomaria) tithonia Zitt. 
Pleurotomaria (Leptomaria) macromphalus Zitt. 
Natica sp.? 
Narica sp.? 
Neritopsis sp. 

Cephalopoda. 
Perisphinctes fraudator Zitt. 
Perisphinctes transitorius Opp. 
Haploceras elimatum Opp. 


[9) 
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SI 


? Nautilus cyclotus Opp. 
Rhyncholithen. 

Aptychus Beyrichi Opp. 
Belemnites tithonius Opp. 
Belemnites ensifer Opp. 
Belemnites strangulatus Opp. 
Belemnites conophorus Opp. 
Belemnites Gemmellaroi Zitt. 
Belemnites cfr. bipartitus Blv. 


Pisces. 
Sphaerodus gigas Ag. 
Sphenodus longidens Ag. 
Sphenodus planus Ag. 
Pycnodus complanatus Ag. (?) 


Sphenodus virgai Gemm. 


Plantae (Siphoneae). 
Gyroporella sp. 


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REDEN UND ANSPRACHEN 


BEI DER 


ZU EHREN VON PROFESSOR EDUARD SUESS 
AUS ANLASS DER ERRICHTUNG DER 


EDUARD SUESS-STIFTUNG 


AM 12. MAI 1902 IM FESTSAALE DER K. K. UNIVERSITÄT WIEN ABGEHALTENEN FEIER. 


Ansprache Sr. Magnificenz des Rectors der Wiener Universität 
Dr. J. Schipper. 


Hochansehnliche Versammlung! 


Eine eigenartige und erhebende Feier ist es, welche diese glänzende Festversammlung hier ver- 
einigt hat und mir zunächst die ehrenvolle Verpflichtung auferlegt, alle hier Erschienenen, insbesondere aber 
unseren verehrten Professor Suess und seine werthen Angehörigen, auf’s ehrerbietigste zu begrüssen. 

Unter den Festlichkeiten ähnlicher Art, die während dieses Studienjahres in den Räumen unserer 
Universität stattgefunden haben, ist die heutige gewiss die schönste und erfreulichste. Denn während es 
sich bei den früheren Gedenkfeiern darum handelte, das Andenken längst verewigter, hervorragender und 
verdienter Mitglieder unserer Hochschule anlässlich der Aufstellung ihrer Denkmäler in der Ruhmeshalle 
unseres Universitätsgebäudes zu ehren, wandelt Derjenige, dem die heutige Feier gilt, obwohl er leider vor 
der Zeit aus dem Verbande der activen Mitglieder des Lehrkörpers unserer Hochschule auszuscheiden für 
gut befunden hat, noch in herzerfreuender körperlicher und geistiger Rüstigkeit und Frische unter den 
Lebenden, und steht an der Spitze der ersten wissenschaftlichen Körperschaft unseres Reiches, in der vordersten 
Reihe auch aller Derjenigen, die innerhalb der weiten Grenzen desselben der Förderung der idealen Güter 
der Menschheit, Alles dessen was edel, gut und schön ist, ihr Leben gewidmet haben. 

Doch nicht meine Aufgabe ist es, die Bedeutung des verehrten Mannes hervorzuheben, dem erst 
vor wenigen Monaten anlässlich seines Scheidens von seiner langjährigen ruhmvollen Thätigkeit an unserer 
Universität die allerhöchste und ehrenvollste Auszeichnung erwiesen wurde, indem Seine Majestät, unser 
Allergnädigster Kaiser und Herr, seine grossen Verdienste um die Wissenschaft und um die Culturbestre- 
bungen unserer Zeit in einem huldvollen Handschreiben anerkannte, dadurch nicht nur ihn, sondern den 
Gelehrtenstand überhaupt in hochherziger Weise ehrend und auszeichnend. 

Und nun wird ihm und seinen einstigen Collegen an dieser Hochschule am heutigen Tage wieder 
die hohe Ehre und Auszeichnung zutheil, dass ein Mitglied des Allerhöchsten Kaiserhauses, Seine Kaiser- 
liche und Königliche Hoheit, der Durchlauchtigste Herr Erzherzog Rainer, der Allverehrte Schirmherr und 
Förderer aller wissenschaftlichen, künstlerischen und humanitären Bestrebungen hier in unserer Mitte 
erscheint, um an dieser Feier theilzunehmen und dem dafür im Namen der Universität und des Festcomites 
den ehrerbietigsten Dank auszusprechen nicht nur eine ehrenvolle Pflicht, sondern uns Allen ein wahres 
Herzensbedürfnis ist. 


Beiträge zur Paläontologie Oesterreich-Ungarns. Bd. XIV. 29 


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Eduard Suess-Feier. [2] 


In gleicher Weise beehre ich mich, Seiner Excelienz, dem Herrn Minister für Cultus und Untericht, 
Dr. Wilhelm Ritter von Hartel, der mit dem verehrten Herrn Professor Suess an der Spitze der kaiserlichen 
Akademie der Wissenschaften steht, sowie allen übrigen hohen Würdenträgern und allen verehrten Herren 
Collegen von der Akademie der Wissenschaften und von der Universität, sowie allen Ehrengästen, die zur 
Theilnahme an der heutigen Feier sich hier eingefunden haben, für ihr Erscheinen wärmstens zu danken. 

Indem ich nun nochmals Sie Alle, die durch Ihre Anwesenheit unser Fest auszeichnen und ver- 
schönen, auf’s ehrerbietigste begrüsse und willkommen heisse, ersuche ich den Amtsnachfolger und einstigen 
Schüler des verehrten Meisters, Herrn Professor Dr. Uhlig, zu seinem Festvortrage das Wort zu nehmen. 


Ansprache des Professors Dr. Victor Uhlig. 


Hochansehnliche Versammlung! 


Das akademische Leben mit seinen Kämpfen, seinen Gegensätzen und seinem ruhelosen Entwicke- 
lungsdrange mag auf Beobachter, die an der Oberfläche der Erscheinungen haften bleiben, oftmals wohl 
den Eindruck eines wirren Gemenges unharmonischer Bestrebungen hervorrufen. Wer aber tiefer in das 
Wesen der Dinge eindringt, wird unter der bewegten Oberfläche eine ruhige mächtige Strömung be- 
merken, die durch den Riesenleib aller Facultäten nach einem gemeinsamen Zielpunkt hinflutet. 

Aussergewöhnliche Ereignisse ziehen diese gemeinsame Tiefenströmung zeitweilig an die Oberfläche 
und geben nicht nur der Allgemeinheit Kunde von der Einheit unseres Wesens, sie bestärken auch uns 
selbst in unserem, durch die Verwirrung des Tages so oft erschwerten Streben aus dem Dunkel in das Helle. 

Ein solches aussergewöhnliches Ereignis bescheidet uns der heutige, der Ehrung unseres grossen 
Meisters Eduard Suess gewidmete Tag. Nicht nur alle Facultäten und alle Commilitonen vom Haupte bis 
zu den jüngsten Gliedern bekunden durch ihre herzliche Antheilnahme an dieser Feier den gemeinsamen 
Pulsschlag unseres Geisteslebens, auch weit über den Rahmen der Forschung und der Lehre ist der Kreis 
derer gezogen, die in dieser Stunde sich uns zugesellen. 

Wer empfände auch nicht Bewunderung für einen Forscher, den die Fachgenossen als einen ihrer 
hervorragendsten Bahnbrecher, als einen ihrer glänzendsten Führer verehren? Wer wäre nicht von Dank- 
barkeit erfüllt für einen Mann, der das Gedeihen unserer Kaiserstadt so erfolgreich gefördert, der dem Staate 
so grosse Dienste erwiesen hat? Wer sympathisirte nicht mit dem altösterreichischen Patriotismus, von 
dem alle seine Handlungen getragen sind? Wer endlich beugte sich nicht in Verehrung vor einem lauteren 
Leben der Treue, vor einer ungewöhnlichen, grossen und stolzen Persönlichkeit? 

Vollzieht sich eine solche Einigung der Geister, entsteht ein so warmes Gemeingefühl im Zeichen der 
Persönlichkeit, so dürfte es wohl die grösste Befriedigung bereiten, sich in das allmähliche Entstehen 
dieser geistigen Grösse bis zurück in die Tage des Sammelns und Ringens zu versenken. Wenn das auch 
heute nicht unsere Aufgabe sein kann, wird es uns doch gestattet sein, unseren Meister auf den Haupt- 
etappen seiner Laufbahn zu begleiten. 

Das Streben nach höherem Aufschwung, das ist es wohl, was vor Allem das Lebenswerk 
unseres Eduard Suess kennzeichnet. Und dieses Streben tritt schon in seinen ersten Arbeiten hervor. Als 
echter Naturforscher erkennt er bald, dass der Weg zu einer höheren Warte nur über die vollständige 
Meisterung eines Theilgebietes führt. Er verarbeitet ein ungewöhnlich reiches Material auf dem Gebiete der 
Brachiopoden und wird in raschem Ansturm ein unbestrittener Kenner dieser geologisch so wichtigen Thier- 
gruppe. Im Vollbesitze dieser Kennerschaft wird der junge Beamte des damaligen Hofmineralien-Cabinets 
im Jahre 1857 zum Professor der Paläontologie an der Wiener Universität ernannt. Die auf einem Gebiete 
der Paläontologie erlangte Meisterschaft festigt sein Urtheil auch in anderen Theilen dieser Wissenschaft 
und bald verbreitete er sich über fossile Säugethiere, über die Verschiedenheit der tertiären Landfaunen, 
über die Systematik der Ammonitiden und gab den mächtigsten Anstoss zur Aufstellung eines natürlichen 
Systems der Ammonitiden, das Jahrzehnte lang die Forscher beschäftigt hat und auch heute noch nicht 


[3] Reden und Ansprachen. 2 


[9} 
„ 


völlige abgeschlossen ist. Die Ideen von Edm. Forbes, Bronn und Ch. Darwin übten damals zwar einen 
tiefen Einfluss auf ihn aus, aber sie vermochten ihn doch nicht in seinen eigenen Erfahrungen zu beirren. 
Frühzeitig erkannte er, dass die Paläontologie die Räthsel der fortschrittlichen Entwickelung der Lebewesen 
nicht ausschliesslich im Bannkreise der Darwin’schen Ideen zu suchen habe. Obwohl unser Meister bald 
mehr und mehr auf das geologische Gebiet abgelenkt wurde, haben ihn doch auch biologische Fragen 
unausgesetzt beschäftigt und mit grosser Spannung sehen wir dem Abschnitte über »das Leben« entgegen, 
das uns der Meister als Abschluss des dritten Bandes seines grossen Lebenswerkes des »Antlitz der Erde« 
in Aussicht gestellt hat. 


Für seine Thätigkeit auf geologischem Gebiete ist es sehr bezeichnend, dass seine Arbeiten so ganz aus 
dem Heimatsboden entsprangen; selbst die weitausgreifenden Forschungen seiner späteren Jahre wurzeln in 
Erkenntnissen, die der Heimatsscholle entnommen waren. In seinem »Boden der Stadt Wien« verband 
er in bewundernswerther Weise geologische mit hydrologischen, hygienischen und historischen Gesichts- 
punkten. Ein ähnliches Werk hat vordem kaum bestanden; sein Beispiel fand mehrfache Nachahmung, 
aber keines erreichte an Fülle der Anregung, an schönen Gedanken, an warmer Heimatsliebe das Original. 
Mit dem »Boden der Stadt Wien« steht in engem Zusammenhange sein berühmter Bericht über die Wasser- 
versorgung der Stadt Wien, aufGrund dessen der Bau unserer Franz Josef-Hochquellenwasserleitung beschlossen 
wurde und der für alle späteren Arbeiten dieser Art als Muster diente. 


Doch mit diesem grossen Werke gab sich sein Drang, der Allgemeinheit zu nützen, nicht zufrieden. 
Stark genug, um sowohl der Wissenschaft, wie dem öffentlichen Wohle zu dienen, fühlte er sich ver- 
pflichtet, zu der damals sich vollziehenden politischen Neugestaltung unseres Vaterlandes nach Kräften bei- 
zutragen, und so sehen wir ihn in jenen Tagen, die mit ihrem schaffensfrohen Idealismus, ihrem über- 
schwänglichen Hoffnungen so weit, ach so weit hinter uns zu liegen scheinen, in unserem Abgeordneten- 
hause für den Neubau des Schulwesens mit einer Wärme und Schlagkraft eintreten, die ihm die jubelnde 
Zustimmung der Bevölkerung eintrugen. 


Der Jubel jener Tage ist freilich verraucht, aber die Thatsache doch unbestritten geblieben, dass 
damals auf dem Gebiete des Volksschulwesens unvergängliche Fortschritte angebahnt wurden. 


Die intensive öffentliche Bethätigung unseres Meisters lebt uns Allen noch in frischer Erinnerung, 
Vielen aber ist es nicht bekannt, dass er sich weder durch die Lasten, noch durch die Ehren des öffent- 
lichen Wirkens abhalten liess, sein Lehramt und seine Wissenschaft mit gleicher Liebe zu pflegen wie sonst. 
Staunend ermessen wir das Pflichtgefühl, die Arbeitskraft und die geistige Elasticität, die so übergrosse 
Leistungen einzig ermöglichten. 

Die Pflege der Geologie der Heimat lenkte seine Aufmerksamkeit auf die nieder-österreichischen Erd- 
beben. In der Zeit seiner intensivsten parlamentarischen Thätigkeit, veröffentlichte er darüber eine damals gänzlich 
neuartige Arbeit und knüpfte sie an eine ebenso interessante Studie über die Erdbeben des südlichen 
Italien an, nachdem er dieses Land wiederholt mit seinen Schülern besucht hatte. In diesen beiden Arbeiten 
eröffnete er neue und so weite Ausblicke, dass er hierdurch zum eigentlichen Begründer der geologischen 
Untersuchungsmethode der Erdbeben wurde. 


Das Wiener Becken mit seinen interessanten Tertiärbildungen wurde durch ihn zum Ausgangs- 
punkt fruchtbringender geologischer Arbeit und ebenso boten ihm die Alpen ein unbegrenztes Feld erfolg- 
eicher Thätigkeit. Die österreichischen Geologen wissen ihm Dank für vielfache Aurklärungen alpiner und 
karpatischer Formationen; für ihn waren dies zugleich Bausteine eines umfassenderen Werkes, der Entstehung 
der Alpen. Er führte in diesem Werke die vergleichende Methode in die geologisch-tektonische Forschung 
ein und erzielte damit so wichtige Ergebnisse, dass er sich angeregt fühlen musste, immer weitere und 
weitere Gebiete in den Bereich dieser vergleichenden Forschung zu ziehen, bis er endlich nach vieljähriger 
Arbeit die Gebirgszüge der ganzen Erde mit ordnendem Verstande durchdrang. Nun konnte er unter- 
nehmen, was vordem von keinem Geologen in gleichem Maasse gewagt worden war: eine Darstellung des 
geologischen Baues der gesammten Erdkruste, ein Riesenwerk, das in seinem »Antlitz der Erde« fast vollendet 
vor uns liegt. 


29" 


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Eduard Suess-Feier. [4] 


Eine gewaltige Wirkung ist von diesem Werke ausgegangen, die in ihrer Wucht den Meister selbst 
überrascht haben mochte. Nicht bloss die topische und dynamische Geologie wurde hierdurch in neue 
Bahnen gelenkt, sondern es gibt überhaupt kaum ein Capitel der Geologie, das nicht in mehr oder minder 
erheblichem Grade hievon befruchtet worden wäre. Nicht nur in der engeren Heimat, nicht nur im deutschen 
Sprachengebiete ist das »Antlitz der Erde« gepriesen, es hat in raschem Fluge sowohl durch den Stoff 
selbst, wie auch durch die unvergleichliche Kunst der Darstellung universelle Bedeutung erlangt. In echt 
wissenschaftlicher Solidarität haben Forscher aus fernen Ländern selbstlos dem Meister Originalmittheilungen 
zur Verfügung gestellt, um zur Grösse eines Werkes beizutragen, das für immer einen unvergänglichen 
Markstein in der Geschichte der Geologie bilden wird. 

So ist Eduard Suess nach bewundernswerthen Leistungen auf allen Gebieten der Geologie zur Höhe 
wissenschaftlichen Ruhmes emporgestiegen; in allen Theilen der Erde befruchten seine scharfsinnigen Ge- 
danken die geologische Forschung und in alle civilisirten Länder dringt mit seinem »Antlitz der Erde« 
zugleich der Ruhm der österreichischen Naturforschung. 

Ein so grosses Leben konnte nicht verfehlen, im Herzen der Mitwelt einen Ehrenplatz einzunehmen. 
Nichts war natürlicher als dasssich Alle freudig anschickten, den 70. Geburtstag des Meisters festlich zu begehen. 
Seine Schüler durften sich hierin des Vortritts erfreuen, konnten sie doch die letzte akademische Vorlesung 
ihres geliebten Lehrers nicht vorübergehen lassen, ohne zum letzten Male seinen schwungvollen Worten zu 
lauschen und ihm eine schlicht-herzliche -Ovation zu bereiten. »Dass er selbst auf der Höhe wissenschaft- 
lichen Ruhmes, äusseren Ehren und Auszeichnungen abhold, stets der schlichte, mit unermüdlichem Eifer 
und liebevoller Sorgfalt seinem Lehrberufe ergebene Gelehrte geblieben war, dem die Stellung als Univer- 
sitätsprofessor seit jeher als höchster Ehrentitel galt,« das war es, nach dem Wortlaute der von den Schülern 
überreichten Adresse, was sie mehr als alle anderen Verdienste zu Bewunderung und Dank hingerissen hat. 

Dann kam der 70. Geburtstag, feierlich begangen von der Familie unter herzlichster Theilnahme der 
grossen Oeffentlichkeit, der persönlichen Freunde und Verehrer, sowie des Auslandes. In zahllosen warmen 
begeisterten Kundgebungen kam die dankbare Verehrung der Mitbürger zum Ausdruck, und alle diese 
Kundgebungen wurden gekrönt von den erhebenden Worten Sr. Majestät, unseres erhabenen und geliebten 
Kaisers, die nicht nur unseren Meister, sondern die gesammte Wissenschaft auf das höchste geehrt und 
beglückt haben. 

So hat der 70. Geburtstag: unseres Meisters in allen Schichten unseres Reiches einen mächtigen 
Wiederhall geweckt. Nur wir, seine ehemaligen Universitäts-Collegen, sollten abseits stehen, uns sollte es 
nicht vergönnt sein, ihm öffentlich den Tribut der Dankbarkeit, der herzlichen Verehrung zu zollen? 

Wir konnten Dich, verehrter Meister, nicht ziehen lassen, ohne diesem Herzensbedürfnis zu folgen, und 
wir sind hochbeglückt, dass Du uns die Gelegenheit hierzu nicht entzogen hast. Und indem wir uns nun um 
Dich scharen und die Versicherung unserer unwandelbaren Verehrung erneuern, finden wir uns Alle in Dir, 
einig mit Dir in dem echt germanischen Drange nach dem Hohen, dem Edlen, Lauteren und Hellen. 

Leider hat diese Feierstunde für unsere Universität neben der erhebenden auch ihre höchst betrübende 
Seite: sie erinnert uns daran, dass wir einen unserer ruhmvollsten akademischen Lehrer nach einer ununter- 
brochenen Lehrthätigkeit von 88 Semestern verloren haben! Glücklicherweise können wir dennoch sagen, 
dass Du der Unsere geblieben bist, nicht nur durch die Beziehungen unserer Herzen, durch die Bande der 
Wissenschaft; auch Deinen ruhmvollen Namen wusstest Du unserer Universität durch eine That zu erhalten, 
die in den Annalen der Wissenschaft vereinzelt dastehen dürfte: Dein Name ist aus den Matrikeln unserer 
Universität nicht verschwunden, sondern darin nur verschoben, denn Du liessest ihn ja in das Verzeichnis 
der Hörer des »geologischen Conversatoriums« eintragen, und so verschafftest Du unserer Universität den 
Ruhm, einen Bahnbrecher der Wissenschaft zuerst als Lehrer, dann als Schüler aufweisen zu können. 
Durch diese That gabst Du uns neuerdings einen Beweis von der Grösse und Treue Deiner Lebensauffassung, 
In Deiner Abschiedsvorlesung, verehrter Meister, vernahmen wir von Dir folgende denkwürdige Worte: 
»Als ich Lehrer wurde habe ich nicht aufgehört, ein Lernender zu sein, und jetzt, da ich aufhöre, ein 
Lehrer zu sein, möchte ich auch nicht aufhören, ein Lernender zu sein, so lange meine Augen 


sehen, meine Ohren hören, meine Hände greifen können«. Dank dieser wahrhaft erhabenen Auf- 


[5] Reden und Ansprachen. 22 


fassung des wissenschaftlichen Berufes, dank der gütigen Vorsehung, die Dir die Kraft und den Willen 
gab, auch fürderhin neue Erkenntnisse dem Riesenbaume Deines Wissens einzufügen, können wir die frohe 
Hoffnung aussprechen, dass Du auch in Zukunft nicht aufhören wirst, als unser Führer und Altmeister 
voranzugehen und das Gedeihen der Wiener Geologenschule, die Du so gross gemacht hast, zu erhöhen. 

Diese Seite Deines Wirkens schwebte uns vor, als wir den Gedanken fassten, ein äusseres Zeichen 
aufzurichten, das für alle Zeiten von den Gefühlen Kunde geben sollte, die Deine Leistungen und Deine 
Persönlichkeit Deinen Collegen, Fachgenossen und Freunden einflössten. Was sollte Dir mehr am Herzen 
liegen, als die dauernde Förderung unserer Geologenschule? In dieser Erwägung reifte der Plan, eine 
Stiftung zu schaffen, die für alle Zeiten den Namen Eduard Swess-Stiftung führen und deren Erträgnis 
zur Beförderung geologischer Studien an der Wiener Universität dienen sollte. Mit Genugthuung müssen 
wir hier hervorheben, dass diese Absicht in allen betheiligten Kreisen nicht nur die freudigste, lebhafteste 
Billigung, sondern auch die werkthätigste Unterstützung fand. Von vielen Seiten, besonders auch von 
unserem Montanisticum, wurden uns so namhafte und zahlreiche Beiträge zur Verfügung gestellt, dass die 
für unsere heimischen Verhältnisse namhafte Summe von fast 42.000 X zusammenkam. 

Du magst, verehrter Meister, hierin einen neuerlichen Beweis erblicken, wie tief und in wie weiten 
Kreisen die Verehrung wurzelt, die Dir entgegengebracht wird. Wir aber danken Allen, die das Zustandekommen 
dieser Stiftung durch Beiträge ermöglichten; wir danken aber auch Dir aus ganzem Herzen, dass Du Dich 
bereit erklärt hast, die Widmung dieser Stiftung anzunehmen. Du wirst aus diesem Stiftsbriefe ersehen, dass diese 
Stiftung nach Deinem Wunsche und Deiner hohen Einsicht dazu verwendet werden wird, um grössere geologische 
Studienreisen der Studirenden unter Aufsicht eines Professors und auch kleinere selbständige Forschungen 
von Anfängern zu ermöglichen. Nun können wir uns mit Befriedigung des gelungenen Werkes freuen und 
uns der erhebenden Vorstellung hingeben, dass die jungen Geologen, die noch lange an den geistigen 
Früchten Deines Wirkens zehren werden, im Namen eben dieses Wirkens auch materielle Mittel erhalten 
sollen, um dem grossen Vorbilde nachzustreben, das Du als Mensch und Forscher gegeben hast. 

Indem ich Dir nun im Namen aller derjenigen, die zu dieser Stiftung beigetragen haben, im Namen 
der Collegen und Fachgenossen diesen Stiftsbrief überreiche, bitte ich Dich, theurer Meister, darin ein 
äusseres Zeichen unserer Gefühle zu erblicken, das Dir eindringlicher als meine Worte es vermögen, noch 
viele, viele Jahre sagen soll mit wie tiefer Verehrung und Dankbarkeit wir für jetzt und immer Deiner 


gedenken. 


Ansprache des Intendanten des k. k. Naturhistorischen Hofmuseums, 
Dr. F. Steindachner. 


Hochverehrter Herr Professor! 


Der Kreis der heimatlichen Institute, mit denen Sie während Ihrer, ein halbes Säculum umfassenden, so 
fruchtbringenden Thätigkeit in Beziehung traten, wäre kein vollständiger, würde darin der Name desk. k. Natur- 
historischen Hofmuseums fehlen. Mit freudiger Genugthuung erfüllt es mich daher, heute bei diesem fest- 
lichen Anlasse als Vertreter des Hofmuseums Erinnerungen wachrufen zu können, die gerade mit dem 
Beginn Ihrer glänzenden wissenschaftlichen Laufbahn zusammenfallen. Sie haben dieselbe im Jahre 1852 
mit Ihrem Eintritt in das damalige k. k. Hofmineraliencabinett begonnen und haben dann mehr als ein 
Decennium diesem Institute als Assistent und Custosadjuncet angehört. 

Aus der staunenswerthen Fülle Ihrer aus dieser Zeit stammenden Arbeiten und Publicationen will 
ich nur die grundlegenden Studien über die Brachiopoden und jene über die fossilen Säugethiere der 
Tertiärbildungen der Umgebung von Wien hervorheben, die nicht nur in den Annalen der Wissenschaft für 
alle Zeiten fortleben, sondern auch eine bleibende unschätzbare Bereicherung der Sammlungen des heutigen 


Naturhistorischen Hofmuseums veranlassten. 


224 Eduard Suess-Feier. [6] 


Schon damals haben Sie als junger Privatdocent das vorhandene reiche fossile Material des Hof- 
mineraliencabinettes zu Ihren unvergesslich anregenden Vorträgen benützt und in den Räumen dieses Museums 
in früher Morgenstunde einen Kreis lernbegieriger junger Männer um sich versammelt, dem Stoliczka, 
Mojsisovies, Paul und Andere angehört haben, und dem auch ich mich mit aufrichtig dankbarer 
Erinnerung beizählen darf. 

Sie waren es vor Allem, der den Gedanken betonte, dass die Paläontologie nur im engsten An- 
schlusse an die Kenntnis recenter Thierformen auf wissenschaftlich gesicherter Grundlage fortarbeiten könne, 
dass Vergangenheit und Gegenwart diesbezüglich ein untrennbares Ganzes bilden. Auf Ihre Anregung hin 
widmete ich mich vor 53 Jahren dem Studium der fossilen Fische Oesterreichs und kam hiedurch in nähere 
Beziehung zu dem damaligen zoologischen Hofcabinette, dessen berühmte ichthyologische Abtheilung durch 
Heckel’s Tod führerlos geworden war. 

Und wie ich Ihnen mithin persönlich zum grössten Danke verpflichtet bin, so sind es auch 
zahlreiche andere Beamte des Naturhistorischen Hofmuseums, die in Ihnen ihren ehemaligen Lehrer verehren. 

Sie haben aber nicht bloss durch Ihre ruhmvolle Thätigkeit als akademischer Lehrer dem Institute, 
dem Sie einst angehörten, das Ihnen damals erwiesene Entgegenkommen reichlichst vergolten, sondern sind 
auch fernerhin demselben stets ein warmer persönlicher Freund geblieben und haben bis heute, wo Sie an 
der Spitze der höchsten wissenschaftlichen Körperschaft unserer Monarchie stehen, die Interessen des 
k. k. Naturhistorischen Hofmuseums stets in erfolgreichster Weise gefördert. 

Das Naturhistorische Hofmuseum setzt daher auch einen Stolz darein, in Ihnen heute nicht bloss sein 
ehemaliges Mitglied, sondern vor Allem auch seinen gegenwärtigen Freund auf das allerwärmste begrüssen 
zu dürfen. 


Ansprache des Vicedirectors der K. k. Geologischen Reichsanstalt, 
Öberbergrath Dr. Emil Tietze. 


Gestatten Sie, dass ich mich den Herren Vorrednern mit einigen Worten anschliesse im Namen der 
Geologischen Reichsanstalt, die ich hier zu vertreten die Ehre habe und erlauben Sie, dass ich auf das be- 
sondere Interesse hinweise, welches gerade unsere Anstalt an dem Zustandekommen der Suess-Stiftung 
gehabt hat. 

Mannigfacher Art sind ja die Beziehungen eines geologischen Aufnahmsinstituts, wie das unsere zu 
den Hochschulen, vor Allem aber sind es Beziehungen gegenseitiger Ergänzung und w.chselseitiger Be- 
fruchtung. Wenn es einerseits auch unbestreitbar ist, dass die Arbeiten der geologischen Anstalten heute 
weitaus den Hauptantheil haben an den Ergebnissen, welche an den geologischen Lehrkanzeln gelehrt 
werden und welche dann den Inhabern dieser Lehrkanzeln überdies Stoff zu weiterer wissenschaftlicher 
Verwerthung liefern, so könnten doch anderseits Anstalten, wie die unsere ihre Aufgabe nicht erfüllen, 
ohne ein wissenschaftlich genügend vorbereitetes Personal, für dessen Heranbildung wir wieder den Hoch- 
schulen zu Dank verpflichtet sind. Aus diesem Grunde haben sich ihrer Zeit die leitenden Persönlichkeiten 
der Geologischen Reichsanstalt schon bald nach deren Gründung in Wort und Schrift, sowie durch Ein- 
gaben an die competenten Behörden mit unter den Ersten dafür eingesetzt, dass eine Lehrkanzel für Geo-. 
logie wenigstens zunächst an der Wiener Universität gegründet werde und dieselben haben im Jahre 1862 
die Freude erlebt, diese Lehrkanzel, die erste ihrer Art in Oesterreich, errichtet und Ihnen, hochverehrter 
Herr Professor, übertragen zu sehen. 

Die Geologie ist aber ein Fach, das nicht allein aus Büchern oder Vorlesungen erlernt werden 
kann und für welches auch die Vorbereitung in einem noch so grossen Museum nicht immer ausreicht, 
denn unsere Wissenschaft beruht, so weit sie positiv ist, vor Allem auf der Beobachtung im Felde und auf 
einem beständigen Contact mit der Natur. Sowie Antäus aus der Berührung mit der mütterlichen Erde 


stets neue Kraft schöpfte, so kann der Geologe nur durch stete Beschäftigung mit dem Boden, auf dem 


[7] Reden und Ansprachen. 225 
unser Geschlecht lebt, die Grundlage finden, von welcher aus er zu stets neuer Erkenntnis vordringt, und 
diese Beschäftigung gibt ihm auch das Mittel, die Schlüsse, die aus früheren Ergebnissen gezogen wurden, 
immer wieder zu controliren. 

Solche unmittelbare Beschäftigung mit dem oft mannigfach zusammengesetzten Boden will aber 
gelernt und geübt sein. Diese Uebung besser zu vermitteln und den Contact des Schülers mit der Natur 
selbst zu erleichtern, mit anderen Worten, den Schüler sehen und beobachten zu lehren, dazu wird an der 
Wiener Universität die Suess-Stiftung, wie wir hoffen, das ihre beitragen. Sie wird auf diese Weise dazu 
helfen, auch unserer Anstalt einen geeigneten Nachwuchs zu sichern, und das ist wohl ein guter Grund 
für uns, das Zustandekommen dieser Stiftung freudig zu begrüssen, denn ein grosser Theil unseres Per- 
sonals wird sehr wahrscheinlich auch in Zukunft sich aus gewesenen Hörern der Wiener Universität er- 
gänzen, sowie schon bisher in den letzten Decennien die Mehrzahl unserer Mitglieder den Unterricht speciell 
an der Wiener Universität genossen haben. 

Diese Mehrzahl unserer Mitglieder, hochgeehrter Herr Professor, sind ja doch Ihre ehemaligen 
Schüler, die sich dankbar der Zeit erinnern, in welcher dieselben nicht allein durch Ihre meisterhaften Vor- 
träge in das Gebiet der Geologie eingeführt wurden mit dem Ausblick nach den weitesten Zielen dieser 
Wissenschaft, sondern in welcher auch bisweilen weit ausgedehnte Excursionen unter Ihrer hervorragenden 
und anregenden Leitung unternommen wurden, wenn auch eben damals die Mittel zur Betheiligung an 
diesen Excursionen, wie ich höre, meist schwer genug zu beschaffen waren. 

Aber nicht die Dankbarkeit ehemaliger Schüler auszusprechen stehe ich hier; — da ich persönlich 
zu denselben zu gehören nicht das Glück hatte, wird es Anderen mehr als mir zukommen dies zu thun, 
wohl aber bin ich berechtigt, von der Dankbarkeit unserer Anstalt zu reden, für die Sie eine Reihe von 
tüchtigen Vertretern unseres Faches herangebildet haben. Das nämlich ist der andere Grund für unser 
Institut, sich der heute in’s Leben tretenden Stiftung zu freuen, dass wir durch diese Feier Gelegenheit er- 
halten Ihnen zu sagen, wie sehr wir von dankbarer Anerkennung für Ihre langjährige Wirksamkeit als 
akademischer Lehrer an dieser Universität erfüllt sind. 

In diesem Sinne wünschen wir, dass die Stiftung, welche Ihnen zur Ehre geschaffen wurde, nütz- 
liche Früchte trage, dass sie Geologen heranbilden helfe, die eingedenk bleiben der idealen Ziele, die Sie 
den Jüngeren unseres Faches zu weisen gewohnt waren und die eben deshalb an dem auf gegenseitiger 
Achtung beruhenden Einvernehmen festhalten, das zwischen den verschiedenen Richtungen und Bethätigungen 
unseres Faches so nothwendig ist für den sicheren Fortschritt und die gedeihliche Entwicklung der geo- 


logischen Wissenschaft, 


Ansprache des Bergrathes Max Ritter von Gutmann. 


Die montanistischen Kreise sind sich wohl bewusst der Abhängigkeit ihres technischen Könnens 
von dem theoretischen Wissen. : 

Freimüthig bekennt sich der Bergbau als Schuldner der Geologie. 

Der geologische Hammer, geführt in der Hand des Gelehrten, zur Erkenntnis der Wahrheit, im 
Dienste der reinen und hohen Wissenschaft, hat in deren praktischer Anwendung mit seinem Pochen oft 
ein tausendfaches Echo erweckt. 

Das Gehämmer und Getöse von unzähligen Werkzeugen, das Donnern der Sprengschüsse, das 
Rollen der Förderung, das Pusten der Dampfmaschinen, das Chaos unentwirrbaren Lärmes, aus dem das 
deutlich klare Bild von Industrien und Wohnstätten erstand, Erwerb und Obdach bietend abertausenden von 


Existenzen, die ihr Dasein verdanken: dem Hammer des Geologen. 


Hochverehrter Herr Professor! 


Als dem vornehmsten Vertreter unserer Mutterwissenschaft zollen wir Ihnen Dank und weiteren 


Dank, von einem allgemeinen, rein menschlichen Standpunkte. 


226 Eduard Suess-Feier. [S} 


Der heute in unseren materiellen Tagen so seltene ideale Zug Ihres Wesens hat sich durch Ihre 
Lehren auf Ihre Schüler bis in weite Kreise der Praxis übertragen. Der Funke des Idealismus glimmt 
weiter und entfacht die Flamme der Begeisterung, ohne deren heiliges Feuer keine wahrhaft grosse That 
vollbracht werden kann, weder in der Wissenschaft noch im industriellen Leben. 

Die ideale Auffassung seines Berufes ist es, die dem Bergbeamten in schweren Zeiten den Muth 
verleiht auf einsamen Schächten im fernen Reviere, trotz aller Anfechtungen, die er durch Naturkräfte, 
wirthschaftliche Krisen und von anderen Seiten erleidet, der harten Unbill seines Berufes und oft auch 
Gefahren Widerstand zu leisten. 

Das Können der Montanistik, Hochverehrter Herr Professor! neigt sich vor Ihrem Wissen! 

Durch die Erforschung der Vergangenheit haben Sie uns die Zukunft offenbart! 

Ein getreuer Eckehard waren Sie, der Hüter des ewigen Lichtes unserer Ideale, und für dies bleibt 


Ihnen der Dank des österreichischen Bergbaues bis in die fernsten Zeiten gesichert! 


Ansprache des Privatdocenten und Assistenten der k.K. Geologischen 
Reichsanstalt Dr. Othenis Abel. 


Mir ist die grosse Ehre zutheil geworden, im Namen der Schüler des verehrten Altmeisters 
Suess unserer Freude über die Errichtung der Suess-Stiftung Ausdruck zu geben. Ich unterziehe mich 
dieser Aufgabe umso lieber, da ich selbst als einer der jüngeren Schüler unseres Meisters aus eigener 
Erfahrung den hohen Werth schätzen gelernt habe, der mit den Zwecken der Suess-Stiftung verbunden ist. 

Keine andere Wissenschaft bedarf so sehr als die Geologie der Erläuterung des im Hörsaale 
Gelehrten durch die Erklärung der Erscheinungen, die sich in der Natur selbst darbieten, umsomehr als 
der Studirende bei seinem Eintritte in die Universität von allen naturwissenschaftlichen Disciplinen mit der 
Geologie am wenigsten vertraut zu sein pflegt. 

Die Einführung in die Geologie darf sich deshalb nicht auf die Darstellung im Hörsaale beschränken, 
auch wenn dieselbe von einem ausgezeichneten Anschauungsmateriale und graphischen Darstellungen 
begleitet wird; der Lehrerfolg kann erst dann voll und ganz erreicht werden, wenn dieim Hörsaale gewon- 
nenen theoretischen Kenntnisse durch geologische Studienreisen unterstützt werden, 

Diese geologischen Reisen haben aber noch einen höheren Werth. In dem Maasse, in dem sich die 
Kenntnisse und Erfahrungen des jungen Naturhistorikers vermehren, wächst für ihn naturgemäss der Wunsch 
und das Bedürfnis, entferntere Gebiete in den Kreis seiner Studien einzubeziehen und den Rahmen seiner 
Forschungen zu erweitern. 

So schärft sich langsam der Blick für die Trennung des Wesentlichen vom Unwesentlichen und 
das eigene Forschungsziel tritt immer lebendiger und klarer vor die Augen des Einzelnen. 

Aus diesem Grunde erscheint die Veranstaltung geologischer Excursionen durch den Leiter der 
Lehrkanzel mehr als eine blosse Erläuterung zu Unterrichtszwecken: für den Studirenden wird sie geradezu 
eine wissenschaftliche Existenzfrage. 

Längst hat unser verehrter Altmeister Suess den hohen Werth der geologischen Studienreisen mit 
klarem, weitausschauendem Blicke erkannt. 

Er hat seine Schüler in die bojische Masse geführt und sie hinabgeleitet in die Silberschächte des 
Pribramer Erzbergwerkes; er hat seine Streifzüge ausgedehnt nach Deutschland, nach Tirol, in die Schweiz; 
er hat seine begeisterten Zuhörer quer durch die beschneiten Gipfel der Alpenkette hinabgeleitet bis zu 
den rauchenden vulcanischen Kegeln Süditaliens und Siciliens und hat überall das oft dunkle geologische 
Bild mit Meisterhand zu entschleiern verstanden. 

Gross ist die Zahl derer, die er auf diese Weise für unsere Wissenschaft gewann und die von 
dieser Zeit an der Forschung treu geblieben sind ihr ganzes Leben. 

Suess ist auf diesen Reisen nicht nur als Lehrer, sondern auch als Mensch seinen Hörern 
näher getreten und er liess ebensowenig die Werke der Kunst wie kleine, unscheinbare Züge des täglichen 


[9] Reden und Ansprachen. 227 


Lebens unbeachtet vorüberziehen. Wer das Glück hatte, ihn auf diesen frohen Geologenfahrten zu begleiten, 
dem blieben diese Tage eine tiefe, dauernde Lebenserinnerung. 

In rühmlicher Weise hat die hohe Unterrichtsverwaltung der Veranstaltung solcher Excursionen 
wiederholt ihr Augenmerk zugewendet, aber es war bisher nicht möglich, diese Studienreisen in regel- 
mässiger Folge zu wiederholen. 

Dies zu ermöglichen, ist der Hauptzweck der Suess-Stiftung. Ganz besonders aber ist jene Bestim- 
mung der Statuten mit aufrichtiger Freude zu begrüssen, nach welcher auch dem absolvirten Hörer drei 
Jahre lang nach Vollendung seiner Studien an unserer Universität die Mittel zu selbständiger Forschung 
zur Verfügung gestellt werden. 

So wird dem jungen Naturforscher die Gelegenheit geboten, sich ein eigenes Forschungsziel zu 
wählen und mit Erfolg die Bahn eines selbständigen Forschers zu betreten. 

Auf diese Weise setzt die Suess-Stiftung fort, was unser verehrter Altmeister begonnen. 

Das Geheimnis des glänzenden Aufschwunges der Wiener geologischen Schule bestand in der Per- 
sönlichkeit unseres verehrten Meisters und in dem Zauber, den sein Vortrag auf die Zuhörer jederzeit aus- 
geübt hat. Wer je den Vorlesungen eines Suess lauschen konnte, wurde hingerissen von der Begeiste- 
rung, mit der er seine Lehren vertrat. 

Viele sind hinausgezogen mit todesmuthiger Forschungsfreude, die in Wien gewonnenen Ideale und 
die Begeisterung für ihre Wissenschaft in der Brust. Die stummen Erinnerungstafeln des geologischen 
Institutes reden eine beredte Sprache von der selbstlosen Hinopferung des Lebens für die höchsten idealen 
Ziele der Menschheit. 

Und dafür, dass Sie, verehrter Meister, diese Ideale und die Begeisterung für die Forschung in die 
Herzen ihrer Schüler gesenkt haben, von denen so viele ihr Leben hintansetzten, um die wissenschaftlichen 
Güter der Menschheit zu vermehren, dafür sage ich Ihnen heute, auch im Namen derer, die nicht mehr 
unter uns weilen, tiefsten Dank. 

Die Stiftung der hochherzigen Spender für die Hörer der Wiener Universität soll Ihren Namen tragen. 

Auch dafür haben wir Ihnen zu danken, denn auf diese Weise wird der Name des Mannes, dem 
die Wiener geologische Schule ein so rasches Aufblühen verdankt, mit jener segensreichen Einrichtung ver- 
knüpft, die eine ausserordentliche Förderung der jungen Geologen der Wiener Schule bedeutet, so dass 
auch für spätere Generationen von Schülern der Name Suess mit den Fortschritten der Geologie in 


Oesterreich unzertrennlich vereinigt bleiben wird. 


Rede des Professors Eduard Suess. 


Ich wende mich zunächst an meine einstigen Schüler, die bereits bei dem Schlusse meiner Vor- 
lesungen mich durch ein so erlesenes Geschenk erfreut haben. Welche Fülle von Erinnerungen weckt 
diese Stiftung! 

Ich sehe unter Ihnen Einzelne, die mit mir waren, als wir in Salzburg das Gebirge bestiegen, in 
einem herrlichen Spaziergang eine Kette nach der anderen kreuzten und am Tagliamento die heisse venetia- 
nische Ebene erreichten. Und Andere unter Ihnen erinnern sich heute des unvergesslichen Augenblickes 
unter dem Gipfel des Venediger, in welchem die Morgennebel plötzlich durchbrochen wurden von dem 
ersten, zugleich grün und roth und goldig erglänzenden Strahl der Sonne, und unsere langgestreckten 
Schatten in bläulicher Farbe hinflossen über den Firn. Und der heitere Gesang wird Ihnen in den Ohren 
klingen, der unseren müden Gliedern den Marsch erleichterte in den langen Thalböden, oder damals, als 
wir um den Glockner über den Katzensteig hinabgingen nach Kals, und unserer böhmischen Wanderungen 
werden Sie gedenken, von den Tiefen der Schächte von Pfibram bis zur Schneekoppe. Und wenn uns 
auch das Vaterland die Hauptsache geblieben ist, sind wir doch auch weit über seine Grenzen gereist. 
In dem heute zerstörten Adventivkrater des Vesuv war es uns einmal vergönnt, das Wallen der Lohe selbst 


Beiträge zur Paläontologie Oesterreich-Ungarns. Bd. XIV. 30 


223 Eduard Suess-Feier. [10] 


zu sehen. Vom Gipfel des Aetna haben wir hinausgeschaut in das endlose Blau, von dem das Auge nicht 
genug in sich fassen konnte. Und einen lieben Freund sehe ich hier, der, den Hammer in der Hand, mich 
begleitet hat bis an den weiten, stillen, grünen See von Tornea in Lappland. 

So hat sich Eines an das Andere gereiht. Bald hatte Einzelnen von Ihnen die Regierung einen 
kleinen Zuschuss gewährt, bald waren Sie auf Ihre eigenen Mittel beschränkt, bis eines Tages das Versagen 
meiner Kniee auf einem Steig im Fleimsthale mir als der amtliche Rapport galt, dass für mich die Zeit 
dieser reizvollen Wanderungen vorüber sei. Es ist mir aber der innige Wunsch geblieben, dass diese Art 
des Unterrichtes, welche lehrhafter ist als alle Universitätsbücher, erhalten und gesichert bleibe. Kaum 
habe ich diesen Wunsch je auszusprechen gewagt. Jetzt verwirklicht er sich; Allen, die zu dieser Ver- 
wirklichung beigetragen haben, sage ich aus tiefstem Herzen Dank, nicht nur für mich, sondern auch im 
Namen der künftigen Schule. 

Nur in der freien Natur vermag der Geologe den Maassstab zu gewinnen, den er an das Gebirge 
zu legen hat. Nur hier kann er den beherrschenden Blick erlangen, der ihm gestattet, aus der Landschaft 
die erklärende genetische Idee zu lesen. 

Als der grosse Linn& seine Professur antrat, geschah dies mit einer Rede »De necessitate peregri- 
nationum intra patriam«. Kein Reich Europas bietet aber dem Geologen mehr Mamniefaltigkeit wie 
Oesterreich, wo die jungen Faltenzüge der Alpen herantreten an die alte böhmische Masse und zwischen 
beiden die letzten Ausläufer der pontischen Niederungen sich ausbreiten. Und je mehr man das schöne 
Land durchwandert, umso mehr lernt man es lieben. 

Diese Stiftung wird, ich zweifle nicht daran, die Neigung für diese Richtung von Studien erhöhen, 
und bei gegenseitiger wohlwollender Aneiferung und bei gerechter Würdigung der Verdienste unseres 
eigenen Nachwuchses wird der Ruf dieser Schule auch ausserhalb Oesterreichs steigen. Zugleich mag mir 
selbst in immer höherem Maasse noch zutheil werden, was doch der letzte Wunsch eines jeden alten Lehrers 
sein muss, nämlich übertroffen zu werden von den Schülern. Denn erst wenn man auf seinen Schultern 
die Last der aufgestiegenen jüngeren Generation fühlt, erlangt man das Bewusstsein, selbst eine brauchbare 
Staffel in der grossen Leiter menschlicher Erkenntnis gewesen zu sein. 

Und nun wende ich mich an Sie, hochgeehrter Herr Rector magnificus. 

Der heutige Tag ist für mich zugleich der Tag des Abschiedes von dieser ehrwürdigen Mutter- 
schule, an der ich so viele glückliche Stunden und Jahre verlebt habe. Ich darf in diesem für mich feier- 
lichen Augenblicke nicht vergessen, dass ich nur ein Adoptivsohn gewesen bin. Meine Studien waren am 
Polytechnicum zurückgelegt; ich war für die Industrie bestimmt, und als Graf Leo Thun mich zum Extra- 
ordinarius für Paläontologie ernannt hatte, da war die Sorge berechtigt, ob dieser kaum 25jährige Techniker 
fähig und geeignet sei, auch den letzten und höchsten Aufgaben der Universität, dem Hinlenken der Geister 
zu dem Edlen und Erhabenen, gerecht zu werden, und man frug, ob überhaupt der, wie man sich damals 
ausdrückte, unfertige Zustand der geologischen Doctrinen hiezu einen Stützpunkt abgeben könne. 

Die Jahre sind vergangen, und sehr Vieles hat sich verändert. 

Mit mir hat das Schicksal sonderbar gespielt. Es ist mir vergönnt gewesen, ein zweifaches Leben 
zu führen, denn während dieser herrlichen Reisen und Studien bin ich zugleich ein Mitglied unseres 
Parlaments gewesen. Parlamente sind aber allerorten ‘nicht nur gesetzgebende Körper; sie sind zugleich 
die bunten Studiengebiete des Psychologen, die Spiegelbilder all der grossen und kleinen Regungen, welche die 
menschliche Seele bewegen. Und so ist mir die seltene Gelegenheit zutheil geworden, zugleich etwas von den 
Mannigfaltigkeiten der Natur und etwas von den Mannigfaltiokeiten des menschlichen Wesens zu schauen. 

Was, menschliche Dinge mit dem unbefangenen Auge des Naturforschers betrachtend, am meisten 
auffällt, das ist allerorten auf der Welt die überwältigende Macht des Milieus, das ist jener Verbindung 
von Interessen und von Ideen, in welcher das Individuum aufwächst, und welche seinem Denken und 
Handeln die Richtung gibt. Und es gibt kleine Milieus, die enge Kreise beherrschen, und es gibt grosse 
Milieus. Von jeher hat es Ideen gegeben, welche die ganze Menschheit bewegt haben; in unseren Tagen 
haben sich ökonomische Fragen gebildet, deren Wirkung sich über die ganze Erde erstreckt, und diese. 
gewinnen immer grösseren Einfluss auf den Gang der Geschichte. 


(11] Reden und Ansprachen. 229 


Ein Vulcan bricht in Westindien los; am selben Tage weiss man es in allen Welttheilen, und alle 
gebildeten Völker der Erde werden von zwei übereinstimmenden Empfindungen bewegt: von dem Mitleid 
gegen die Opfer, und von dem Bewusstsein der völligen Machtlosigkeit gegenüber den Naturkräften, So 
eint sich langsam die Menschheit. Sie lernt ihren Planeten anders einzuschätzen wie früher. 

Zugleich tritt überall die Beobachtung an die Stelle der aprioristischen Speculation. 

Allenthalben ist der Einfluss der transcendentalen philosophischen Schulen zurückgegangen. Auch 
die Herbart’sche Philosophie, welche zur Zeit meiner Ernennung ohne Widerspruch alle unsere Universitäten 
beherrschte, ist verschwunden. 

Die unfertigen Naturwissenschaften dagegen haben ihren Siegeslauf über die Welt vollzogen; sie 
haben die Denkweise und haben auch die ökonomischen Grundlagen der Milieus der Völker beeinflusst, 
und nirgends sind auch heute die Grenzen dieses Siegeslaufes sichtbar. 

Wir nehmen ein Stück Magnetkies, Pyrrhotinerz, zur Hand. Das Erz tritt in der Umrandung eines 
im geschmolzenen Zustand eingedrungenen Gesteinskörpers gegen das Nebengestein auf, als wäre es einstens 
erzeugt worden durch die Erstarrung metallischer Dämpfe, welche die Intrusion begleiteten. Das Erz enthält 
Eisen, Nickel, Kobalt, Chrom, Magnesium uad Anderes. Es ist ganz dieselbe Gruppe von Metallen, welche 
die Fraunhofer’schen Linien als eine erste Abkühlungsphase unserer Sonne erkennen lassen. Und es ist 
dieselbe Gruppe, welche auf den heisseren Sternen, zum Beispiel im Sternbilde des Schwanes, heute noch 
in der Gestalt glühender metallischer Dämpfe erkennbar ist. Das ist die Beziehung, welche besteht zwischen 
dem Erzstücke in unserer Hand und dem Sternbilde des Schwanes. So bauen sich die Gedanken ihre 
Brücken von Welt zu Welt. 

Zwei berühmte Philosophen, Ernst Mach und Theodor Gomperz, haben gleichzeitig mit mir 
ihre Lehrkanzeln verlassen. Nicht ohne aufrichtige Verehrung nenne ich ihre Namen. Es ist bezeichnend 
für den völligen Umschwung der Anschauungen, dass der Ordinarius für Philosophie, Mach, aus dem 
Kreise der Naturforscher gewählt war, und auf der anderen Seite zeigt uns Gomperz in seiner meister- 
haften Geschichte griechischer Denker, dass doch durch alle Jahrhunderte, welche seit der Blüthe hellenischer 
Cultur dahingegangen sind, und durch alle diese neueren Umwälzungen hindurch Eines stetig und unver- 
ändert geblieben ist: die Lehre von den Pflichten. Denn die Pflichten gegen den Staat, gegen den Neben- 
menschen und gegen uns selbst sind heute dieselben, wie sie Sokrates und Plato gelehrt haben. Der 
Imperativ ist derselbe, und höchstens die Formulirungen haben sich geändert. Und damals wie heute gilt 
als der höchste Preis, den das Leben zu gewähren im Stande ist, die innere Ruhe nach der Lebensarbeit, 
das heitere Gleichgewicht der Seele, welches aus dem Bewusstsein erfüllter Pflicht hervorgeht. Das ist die 
seelische Gesundheit, die Sophrosyne des Alters, für welche auch heute das Wort Plato’s gilt, dass Keiner 
hochmüthig genug sein wird, ihres Besitzes sich zu berühmen, und doch Niemand dulden möchte, dass sie 
ihm abgesprochen wird. 

Im Herbste fliegen durch die Luft lange weisse Spinnenfäden. Wenn der Herbst des Lebens 
gekommen ist, spinnen sich in gleicher Weise lange Gedankenfäden aus, fliegen herum, und suchen nach 
einem eigenen, nicht aus dem Wohlwollen der Freunde, sondern aus Selbstprüfung hervorgehenden Urtheil 
über den Werth der Lebensleistung. Das ist die richtige Stimmung zum Abschied von Theuergewordenem. 
Lassen Sie mich meinen innigsten Dank verbinden mit dem Wunsche für die weitere Blüthe unserer Alma 
mater. Lassen Sie mich die Hoffnung aussprechen, dass ihr die äusseren Verhältnisse immer günstig sein 
mögen, und die Zuversicht, dass sie zu allen Zeiten eine Freistätte männlichen Freimuthes und der Begeisterung 
für die Wissenschaft bleibe, zugleich eine Zierde unter allen deutschen Hochschulen und ein Stolz von 
Oesterreich. 


je 
Ken 


y 
N 
Ch 


IS/SESE ET. 


Schubert: Foraminiferen aus dem südtiroler 
Alttertiär. 


Fig. Ia, b. 


Fig. 35. 


ARASESESTBT 


Hyperammina elongata Br. 


Lee Be) een one RE ee eo en OD pag. 


Astrorhiza granulosa Br. 


Bängennm MeangsschlitginyG@anadabalsau WB wre Er Er ar pag. 


Hyperammina pellucida Schub. 


Kangenon m A@l|yceLinprapatat Cr pag. 


Rhabdammina discreta Br. 


Bruchstück eines I mm langen Exemplares, Glycerinpräparat, B....... 2.2... pag. 


Rhabdammina abyssorum M. Sars. 


Durchmesseri02 6:0, mm EC A. 2 rn ee ee ee pag. 


6 = Rh. irregularis Carp, 7 = Bruchstück mit erhaltener Centralkammer. 8 = Ueber- 
gang von den regelmässig gestrahlten zu den unregelmässig verzweigten Formen. 
Girvanella vagans Br. 


Durchmesser 0:I—0:2 mm, Balsampräparate, C... ... 2... 2.2 .00.. 00000 Eh 
Reophax difflugiformis Br, C......... I ee Re pag. 


Reophax Grzybowskii Schub. 


5, von eier See, & VOR OH no o oc Keo nun 000 a pag. 


Bathysiphon taurinensis Sacco. 


BängesvonD1A— 3111 GE N pag 
Bruchstücke von Dendrophrya excelsa Grzyb. 

Das längste 35 mm lang, Be... ..... Ben Dr oe need se B, 0 8-2000-,8 Pag. 
Ammodiscus polygyrus Rss., C. 
Reophax pilulifera Br. 

o'5 mm lang, b Längsschliff, c stärker vergrösserte Ansicht der Mündung, CC... ... pag. 
Trochammina nucleolus Grzyb. 

av onKobenwbEVvonKUnten WecBvongderzSelte Cr root 
Haplophragmium aff. lobsannense Andr. 

Glycerinpräparat, o5 mm lang, C......... NEN STE ne Sg an 01.6 ao 
Cyclammina sp. 

Glycerinpräparat, 05 mm lang, C...... a En es a RE joe 
Nodosaria sp. 

Cca. Imm anf, Bi nen nee a N ea NEUE Tre nor ar pag. 
Cyclammina (?) sp. 

0:7 mm=—-längster Durchmesser, a von oben, b von vom, GC... .. ...... co 0.0 Da 
Cyelammina Uhligi Schub. 

O5 lan el yCeLNprAp Aral Cr ee A 
Cyclammina fontinense Terqu. 

asyonadersSceite, JDAGIyEEHNPpräparat,cEvongo ben, 2 Cr: era pae 
Bolivina Vaceki Schub. 

asyongdergsSeite NoBvongoben a nm] ano . Pag. 
Ammofrondieularia angusta Schub. 

o'5 mm lang, Canadabalsampräparat, B ..... Be ee er DC 

Pavonina agglutinans Schub. 

05 mm breit, Canadabalsampräparat, B ........ a ER: ken 
Cyclammina pusilla Br. 

Canadabalsampräparat, 04mm lang, C. .... .. 2. .... ee 0. 0, 0. JOB 
Bolivina aenariensis Costa. 

a ganzes Exemplar, b Anfangskammern stärker vergrössert, ©...» 2... 2 22.0.0. pag. 
Cristellaria cumulicosta Gümb. var. spinata Schub. 

Länge 2 mm, a von vorn, b von der Dorsalseite, C. ... 2. . 22... a pe 


Lagena elongata Ehrenb., C. 


1) C bedeutet Cologna, B = Bolognano. 


19 


17 


25 


24 


Schubert: Foraminiferen a. d. südtiroler Alttertiaer. Tat] 


Autor del, 


Beiträge zur Palaeontologie und Geologie Oesterreich-Ungarns 
und des Orients. Bd. XIV. 


Verlag v. Wilh. Braumüller, k. u. k. Hof- u. Universitäts-Buchhändler in Wien. 


IINBELZI: 


Frech: Ueber devonische Ammoneen (Taf. ]). 


Fig. 


D 


55 b. 


SI 


alo: 


le, JUN, 


8. 


, 1b 


IPA ES): 


Gonioclymenia Uhligi n. sp. 

@b> @lymenienkalk, Ebersdorf- Berliner Mus 2), natıs Gr rer 
Gonioclymenia speciosa Mstr. sp. 

Ob. Clymenienkalk, Ebersdorf. a ausgewachsenes, bis ans Ende gekammertes Exemplar 

in Y, nat. Gr. Breslauer Mus. Die Rippen verschwinden mit zunehmendem Alter 

immer mehr. 

b das Jugendexemplar (in !/,) ist deutlich gerippt. Originalexemplar des Goniatites 

bicompressusgE. vB. yvomesleichenwEundort#Berlinerg Vs ger sr rer 
Gonioclymenia subarmata Mstr. sp. 

Ob. Clymenienkalk, Ebersdorf. « Embryonalwindungen der Schale °/,. Combinirt nach 

einem Breslauer Exemplar, das die innersten 5 Umgänge, und einem Berliner Stück, 

das den 6. Umgang auf den Seiten erkennen lässt. 

b Ansicht der Kammerscheidewand, etwas verkleinert. EL Externlobus. L, L, erster 

und zweiter Baterallobus.. S2 InnerersSiphonallobuss 2 Er e 
Gonioclymenia plana Mstr. sp. 

Ob. Clymenienkalk, Schübelhammer, Fichtelgebirge. Berliner Mus. 

a ist das Originalexemplar von Goniatites canalifer Mstr. 

DRS $ Ser Goniatites?Preslis Mstr.r rer 
Clymenia acuticostata Mstr. — aegoceras n. sp. 

Ob. Clymenienkalk, Klein-Pal a. d. Plöcken, Karnische Alpen. Ges. vom Verf... . 
Clymenia annulata Mstr. 

Mittl. Clymenienkalk. a, b Enkeberg, Seitenansicht und Querschnitt desselben 

Exemplares. Berliner Mus, c Beringshauser Tunnel, Sauerland. Aeusserer Umgang 

(lesaD enckmann)sa@eol-aTeandesan stelle 
Clymenia annulata var. nov. densicosta. 

@lymenienkalkgEnkebere-suBreslauergV us rar re 
Clymenia intracostata nov. sp. 

Obz@lymernienkalk) BassSerzerdeN@abrieres2u Ges nvomWVerkE] ErrErrr 
Clymenia arietina Sandb. 

Mündungsrand (dessen Rückenansicht durch einen schematischen Umriss verdeut- 

lieht wird). Unt. Glymenienkalk, Enkebere, Ges. vom) Verf. Er 
Oxyclymenia striata Mstr. . 

a Unt. Clymenienkalk, Enkeberg. Breslauer Mus., b Medianschnitt. Ob. Clymenienkalk, 

TasSerresbein@abrieressu &esS vomWVert@B erden | EEE 
Oxyclymenia ornata Mstr. sp. 

Ob. Clymenienkalk, La Serre bei Cabrieres. a Seitenansicht, b Sculptur eines zweiten 

Exemplarese. 22.6 CSEv om MV/[er fe re Er er ER 


. I2 a—c. Oxyclymenia bisulcata Mstr. 


Ein Exemplar mit vollständigem Mündungsrand. Ob. Clymenienkalk, Ebersdorf. a voll- 

ständige Seitenansicht mit der ersten Kammerscheidewand !/,., b Mündungssaum von 

der anderen Seite, c von oben; b und c ?/;. Breslauer Mus. Präparirt vom Verf. 
Oxycelymenia linearis Mstr. 

Ob. Clymenienkalk, Ebersdorf. Breslauer Mus. a. 0 un. 


Gonioclymenia pessoides L. v. Buch sp. 
Ob. Clymenienkalk, Ebersdorf, Grafsch. Glatz. a Ausgewachsenes Exemplar. Berliner 


Mus., b)Mittelorosses Exemplar) Breslauer Mus 2 EEE Er Er Er EEE, 


pag. 


pas. 


Alle Abbildungen, bei denen nichts Anderes bemerkt ist, sind in natürlicher Grösse ausgeführt. 


Die vom Verfasser gesammelten Stücke befinden sich in dessen Privatsammlung. 


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Frech: Ueber devonische Ammoneen (Taf. 1.) Tl 


Beiträge zur Palaeontologie und Geologie Oesterreich-Ungarns 
und des Orients. Bd. XIV. 


Verlag v. Wilh. Braumüller, k. u. k. Hof- u. Universitäts-Buchhändler in Wien. 


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SISASESEITZITT: 


Frech: Ueber devonische Ammoneen (Taf. II). 


Riesa. Gephyroceras retrorsum L. v. B. sp. var. 

Unterstes Oberdevon, Pic de Cabrieres (graurother Kalk, Combinationsfigur!) . ... pag. 
Fig. I b. Gephyroceras Hoeninghausi L. v. B, Ebendaher. Ges! vom Verf. .. . 2... 2.2... pag. 
Fig. 2 a, b. Pseudarietites silesiacus n. g. nov. spec. — Goniatites tuberculoso-costatus Tietze non auct. 

Ob. Clymenienkalk, Ebersdorf. Orig.-Exemplare. Tietze’s neu präparirt. ....... pag. 
Fig. 3. Timanites acutus Keysl. em. Holzapfel. 

Unteres Oberdevon, Domanik, Petschora. Mit Wohnkammer und der fast vollständig 

erhaltenen» Mündung Orio21mYBreslauers Vuseum sr Er pag. 
Fig. 4 a, b. Clymenia solarioides L. v. B. 

Ehersdortg2 Or WIE UBUch!sune Up rAp ATI er re pag. 
Fig. 5. Phenacoceras paradoxum Tietze sp. (= Clymenia paradoxa Tietze non Münst). 

Orig:-BestimmungsNietze’sg(Orie# MuseumgBerlin)E: Wem pag. 
Fig. 6. Gephyroceras prumiense Stein sp. (Manticoceras) 

Untexes@®OberdevonsB üdeslreimWleowErec he pag. 
Fig. 7. Gephyroceras uchtense Keysl. 

Mit vollständigem Mündungsrand. Domanik, Petschora. Unteres Oberdevon. Orig. 

IMuseumsktns Naturkunde wBerlinWegee ur ee re Er Pag: 
Fig. 8. Gephyroceras gerolsteiniensis Stein. 

Büdesheim sumteres.Oberdeyon 2 Orie’2 MuseumsBreslann wre rer pag. 
Fig. 9. Timanites Hoeninghausi Vern. sp. 

Unterstes Oberdevon, Grube Rinkenbach bei Oberscheld. Orig. Geol. Landesanstalt 

(Goll.!E. Koch) 2 rate er ee ee Le ee Pag. 
Fig. 10. Prolecanites clavilobus Sandb. 

Das grösste bisher bekannte Exemplar. Unterstes Oberdevon, Grube Anna bei Ober- 

scheld unweit Dillenburg. Orig. Geol. Landesanstalt (Coll. C. Koch) ........ pag. 
Fig. II a-c. Prolecanites lateseptatus nov. spec. 

Y/\,, gekammertes Exemplar ?/;, mit Loben sowie Runzelschicht. ce Querschnitt eines 

zyyeitenYStückes Wobichdes@aprieres "ge Or Dr pag. 
Fig. 12 a, b. Prolecanites tridens Sandb. 

Unterstes Oberdevon (Zone des Goniat. lunulicosta), 5 Querschnitt desselben Exem- 

plares.s Gruber AnnaspeiuOberscheld. Bor rer Sr pag. 
Fig. 13. Prolecanites Becheri (Gldf.) L. v. Buch. 

Unterstes Oberdevon, Oberscheld. Copie nach F. Frech in !;. Orig. ....... pag. 
Fig. 14 a— f. Prolecanites Kiliani nov. spec. 

UnterstesLObherdeyonwRichdeu@abriere se Te pag. 
Fig. 15. Tornoceras subundulatum Frech. 

Mittl. Oberdevon, La Serre bei Cabrieres. Neu gezeichnetes Orig.-Exempl. ?/, Coll. Frech. pag. 
Fig. 16. Tornoceras planidorsatum Münst. 

Clymenienkalk, Enkeberg. Oberseite des Mündungsrandes nach E. Kayser’s Orig - 

Exempl. 4: 4 la Sn re Te ee ee pag. 
Fig. 17. Tornoceras acutum Frech. 

Mittl. Oberdevon, Nehden. Orig.-Exempl. E. Kayser’s. Geol. Landesanstalt... .. pag. 
Fig. IS, Tornoceras (Pseudoclymenia) Sandbergeri Beyr. 

Clymenienkalk, Enkeberg. Die Linie veranschaulicht den Verlauf der Sculptur auf der 

IAussenseite gu Or 2 BreslaueralViuse WR pag. 
Fig. 19. Tornoceras Escoti Frech. 

Elymenienkalk, La'serre, u. aa 2 nl ne pag. 
Fig. 20 a, b. Tornoceras Haugi Frech. 

Mitt] Oberdeyon, Nehden.Orıo2 MuseumsB ern pag. 
Fig. 2I a, b. Tornoceras simplex mut. ovata (Mstr.) Holzapfel. 

Querschnitt und Lobenlinie zum Vergleich. Büdesheim. Orig. Museum Breslau. . . pag. 


TAEEL II; 


1) Sutur nach einem deutschen Exemplar, 


Die vom Verfasser gesammelten Stücke befinden sich in dessen Privatsammlung. 


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63 


60 


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57 


57 


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47 


Frech: Ueber devonische Ammoneen. (Taf. II.) Taf. Il. 


2a 2b 3 


Beiträge zur Palaeontologie und Geologie Oesterreich-Ungarns 
und des Orients. Bd. XIV. 


Verlag von Wilhelm Braumüller, k. u. k. Hof- u. Universitäts-Buchhändler in Wien. 


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Frech: Ueber devonische Ammoneen (Tat. II). 


ATIEIE IV (RN); 


Fig. Ta. Cheiloceras subpartitum Mstr. sp. 
Mit erhaltener Schale, um- die innerliche Lage der Labialwülste zu zeigen. Orig.- 
Exempl. von Goniatites sublinearis Mstr. Clymenienkalk, Gattendorf, Fichtelgebirge. 
b, c desgleichen. Mittl. Oberdevon, Nehden. Pyrit-Steinkerne mit Labialwülsten. Etwas 
werkl£ !BerlinerMuse ku ra er re a Re ar EHER BER ER> pag. 69 


Fig. 2 Cheiloceras umbilicatum Sandb. sp. 

Mittl. Oberdevon. a Pyrit-Steinkern von Nehden bei Brilon, b Schwarzer Kalk von La 

Touriere, Gabrieres,  Beider gesammelt vomaVlert sr re pag. 73 
Fig. 3. Cheiloceras oxyacantha Sandb. sp. 

Mittl. Oberdevon, Nordabhang des Pic de Cabrieres. Ges. vom Verf. ........ pag. 72 
Fig. 4. Cheiloceras globosum Mstr. sp. 

'Münster’s Orig.-Exempl. Clymenienkalk, Gattendorf. Berliner Mus... ....... pag. 73 
Rjozess Aganides lentiformis Sandb. sp 

Mittl. Oberdevon, Lagow. Poln. Mittelgebirge. Orig. Gürich’s. Etwas verkleinert . pag. 77 
Fig. 6. Cheiloceras acutum Sandb. sp. 

Mit WO BerdeyonaN ehden se &oll@Eire Chr Er er pag. 71 
Eig,. 7. Cheiloceras Verneuili Mstr. sp. 

Mitt!» Oberdevon, ar Serreupei Gabrieres. Ges vyomSVert En Er r pag. 70 
Fig. 8 a, b. Cheiloceras lagowiense Gür. 

Mittl. Oberdevon (Sacculus-Bank) Lagow, Poln. Mittelgebirge, a etwas verkl. ..... pag. 74 

Fig. 9. Cheiloceras curvispina Sandb. sp. 

Mittl. Oberdeven, Nehden. Berliner Mus. Determ. E. Beyrut ... ......n.n pag. 72 
Fig. Io. a, b. Cheiloceras circumflexum Sandb. em. Frech. 

MittlS@berdeyon@Nehd enges @o| [Eine c hr pag. 71 
Fig. 11. Cheiloceras oxyacantha Sandb. sp. 

NMitila@OberdevonWNehdensaBerlinera Misere Er pag. 72 
Fig. 12. Cheiloceras curvispina Sandb. sp. f 

Mittl. Oberdevon, Nordabhang des Pic de Cabrieres. Ges. vom Verf. ........ pag. 72 
Fig. 13. Sporadoceras Muensteri L. v. B. sp. 

Clymenienkalk. a obere Zone desselben. Ebersdorf. Orig.-Exempl. E. Tietze’s im 

Breslauer Mus., neu gezeichnet, b untere Zone, Enkeberg bei Brilon. Ansicht der 

KammerscheidewandssBreslauerglV uses ee 0.0 pag. 79, 80 
Fig. 14. Aganides (Paralytoceras) crispus Tietze sp. (»Clymenia«) 

Ob. Clymenienkalk, Ebersdorf. Orig.-Exempl. E. Tietze’s, neu präparirt. Berliner Mus. pag. 83 
Fig. 15. Sporadoceras cucullatum L. v. B. sp. 

Ob2@lymenienkalk aasSerresbein@abrieress Ges Evo [er re pag. 83 
Fig. I6 a, b. Aganides praecursor n. sp. 

‚Mittl.. Operdevon,aNehdengbeisBrilonss Berlinerg Missa] re: apa 
Big 17. Sporadoceras subinvolutum Mstr. sp. j 

Grf. Münster’s Orig.-Exempl. aus dem Berliner Mus. Neu präparirt, etwas verkleinert pag. 82 
Fig. 18. Sporadoceras mammilliferum Sandb. sp. (»Dimeroceras« Hyatt). 

Die im centralen Theil entfernte Wohnkammer lässt erkennen, dass die Wohnkammer- 

länge 5), —1!/; Umgang beträgt; der äussere Theil der Sutur ist ergänzt. Unt. Clymenien- 

kalkswEnkeberssbeisBrilonge @o]lEirec he a pag. 82 
Fig. 19. Aganides sulcatus Mstr. sp. 

OpSClymenienkalkswEbersdorfse Mus @B re San Werra re pag. 76 
Fig. 20. Sporadoceras pseudosphaericum n. sp. 

Untg@lymenienkalkwEnkeber or use ETa]]| CH ur Er Er: . .„ pag. 82 


Fig. 21. a, b. Sporadoceras subbilolatum Mstr. sp. var nov. meridionalis. 
Ob. Clymenienkalk. a Seitenansicht etwas verkleinert; die Schale ist aussen etwas 
abgebrochen, um den Labialwulst zu zeigen. b Ansicht der Kammerscheidewand. La Serre 


beit@abrieres,; Ges:syom Verfasse pag. SI 
Fig. 22. Aganides Gürichi n. sp. 

Ob. Clymenienkalk, Ebersdorf. Mus. Breslau (Labialwülste schwach entwickelt, nur 

aufader#Aussenseitegdenalmo:änme ct El 920010)) ar Er pag. 76 


Die Abbildungen sind in natürlicher Grösse, wo nichts Anderes bemerkt ist; die vom Verfasser gesammelten Stücke 
befinden sich in dessen Privatsammlung. 


Frech: Ueber devonische Ammoneen. (Taf. II.) Taf. IV. 


Beiträge zur Palaeontologie und Geologie Oesterreich-Ungarns 
und des Orients. Bd. XIV. 


Verlag von Wilh. Braumüller, k. u. k. Hof- und Universitätsbuchhändler in Wien, 


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Frech: Ueber devonische Ammoneen (Tat. IV). 


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Abbildungen sind in natürlicher Grösse ausgeführt, wenn nichts Anderes bemerkt ist. Die vom Verfasser gesam- 


TAFEL V (IV) 


Oxyclymenia striata Mstr. sp. 
Ob. Clymenienkalk von Ebersdorf. Mit Mündungssaum, der auf der anderen Seite 
sichtbar ist, und Labialwulst. Die letzte Kammerscheidewand liegt in der Höhe des 
unteren Pfeiles, die tiefste Einbuchtung des Mundsaumes dort, wo der obere Pfeil ge- 
zeichnet. ist. !Mus#Berlin. 0.2.0. 1 kl er 
Clymenia lacvigata Mstr. 
Steinkern der Wohnkammer mit unvollständigem Mündungsrand und Labialwülsten. 
Das abgebildete Exemplar ist die erste, im rheinischen Schiefergebirge von Amelung 
gefundene und von L. v. Buch und E. Beyrich untersuchte Clymenia. Warberg bei 
Arnsberg; Westphalen“. az sulesn her ve Se ee ea ee 
Clymenia binodosa Mstr. 
Wohnkammerbruchstück, ob. Clymenienkalk, La Serre bei Cabrieres. Ges. vom Verf. 
Clymenia subflexuosa Mstr. em. Frech. 
Vom®sleichengEundortge@es’Svo rm SVert er ER 
Clymenia Humboldti Pusch em. Gürich. 
?/ı. Mittl. Oberdevon, Kielce, Russ.-Polen. Orig.-Exempl. Gürich’s.. Mus 
Tornoceras Verae nov. spec. 
®/a. Oberstes Unterdevon (Weisser Kalk), Pic de Cabrieres. Ges. vom Verf. Zur Ver- 
anschaulichung ältererer Tornoceren sind vier derselben, welche eine zusammenhän- 
gende Variationsreihe bilden, mit einheitlicher Orientirung zusammengestellt, und zwar 
ist: 6a die Sutur von Tornoceras Verae; 6b von Tornoceras circumflexiferum Sandb. sp., 
unt. Mitteldevon (Stufe des Aphyllites occultus), Wissenbach (leg. C. Koch). Mus. Breslau; 
6c von Tornoceras angulatostriatum Kays. Ob. Mitteldevon, Ense bei Wildungen; 
6d von Tornoceras Holzapfeli n. sp. vide Fig. 7 
Tornoceras Holzapfeli nov. spec. 
%. Rother Kalk von Greifenstein. Oberstes Unterdevon (unt. Mitteldevon?). Ges. 
vom. Verf., Sal ka ke here See ee RR EEE EEE 


Tornoceras simplex L. v. B. 
Unt. Oberdevon; Bataille, Val d’Isarne bei Cabrieres. Orig. Frech’s. Leth. palaeoz. 
Taf. 32a Fig. 12. Der Mündungsrand ist vollständig erhalten; in der Mitte der 
der Y/, Umgang umfassenden Wohnkammer ist die erste unvollständige Anlage einer 
Kammerwandosichtbar 2 Mur yo 
Tornoceras Loeschmanni nov. nom. (= guestfalicum Frech prius). 
Pyritkerne aus dem mittl. Oberdevon von Nehden bei Brilon a Ges. vom Verf. b, c 
Berliner. Mus; 2. 11. cn ser 1 ea ORT San TEE 
Maeneceras Koeneni nov. spec. 
®a. Oberstes Unterdevon (Weisser Kalk), Pic de Cabrieres. Ges. vom Verf... ... 
Beloceras praecursor nov. spec. 
*h. Tiefste Grenzzone des Devon (Zone des Tornoceras? incuspectatum), Wolayer Thörl 
(»Valentina«), Karnische ANPEN Ge SEvoLnWVIeTL er Er Ra: 


. I2 a, b. Cheiloceras planilobum 


Rother Clymenienkalk des Südabhanges des Pic de Cabrieres. Ges. vom Verf. . .. 
Cheiloceras Verneuili Mstr. em. 

Pyritkern des mittl. Oberdevon von Nehden. Dasselbe Exemplar von zwei Seiten, 

a mit abgesprengter Schale, Labialwülsten und den ersten Suturen, b mit Anwachs- 


Streifengund#S chalewa@ es Eyv.o m Ver 
Desgl. 

Steinkern aus schwarzrothem Kalk von La Touriere bei Cabrieres, mit fast vollständig 

Erhaltenera Wohn kanımersu @es vom Ver 
Dessgl. 

Pyritkern, stellt einen Fall spontaner Variation dar. La Serre bei Cabrieres. Ges. 

vom Verf. oe Ren a ee ee ee RE NE 


Cheiloceras subpartitum Mstr. var. amblyloba Sab. 
Mit anormal zahlreichen Labialwülsten, Kieskern. Mittl. Oberdevon, La Serre bei 
Gabrieres.. (Ges. vom Vert.. 0 00 un 
Aganides lentiformis Kays. em. Gürich. 


Mittl.EOberdevongKuelce,spolnisches@Mittelsebirse m: 
Prolobites delphinus Sandb. 
Unt. Clymenienkalk, Enkeberg; bei Brilon. Breslauer Mus. . . . 2... 2... 


melten Stücke befinden sich in dessen Privatsammlung. 


Pag. 


Pag. 


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Frech: Ueber devonische Ammoneen (Taf. IV.) 


Beiträge zur Palaeontologie und Geologie Oesterreich-Ungarns 
und des Orients. Bd. XIV, 1901. 


Verlag v. Wilh. Braumüller, k. u. k. Hof- u. Universitäts-Buchhändler in Wien. 


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ZASEIEIESV: 


Liebus: Fossilien der karpathischen Kreide. 


Fig. I Pachydiscus Neubergicus v. Hauer sp. emend. de Grossouvre. 
Zusammengedrücktes, theilweise beschaltes und mit einem Theil der Wohnkammer ver- 
sehenes Exemplar in natürlicher Grösse. Die eingezeichneten Lobenspuren geben dieLage 
der letzten Scheidewand an pag 
Aus den Istebner Schichten (Senon) von Alınannee 
Das Orıginal-Exemplar stammt aus der Hohenegger’schen Sammlung und befindet sich 
in der Paläontologischen Staatssammlung in München. 
Fig. 2 Parahoplites Bigoureti Seun. 
Mit einem Theil der Wohnkammer versehener Steinkern in natürlicher Grösse. Aus den 
Ellgother Schichten (oberes Aptien) von Krasna in Schlesien o . pag. 
Das Original befindetsichin der Sammlung der deutschen Technischen Beier. in Be 
Fig. 3 Desmoceras aff. Dupinianum d’Orb. 
Die Abbildung dieses Exemplares ist nach dem Abguss eines Abdruckesim Godula-Sand- 
steine hergestellt. Natürliche Grösse RE: o 0 . Pag. 
Das Original befindet sich in der Palsontologiehen Staasesmelung in Monchen 
Fig. 4, 5, u. 6. Baculites Hochstetteri n. sp. 
4. Form mit extrem eingeschnürten schlanken Sätteln a) von der Flanke, b) von der 
Externseite und Querschnitt . ao ö re . pag. 
5. Mittelform mit mässig eingeschnürten Sätteln ar von ‚der et, b) von der Externseite 
und Querschnitt . er a - . pag. 
6. Form mit erhältnismasste breiten Sätteln a) von der Elanke, B)% von do Erteinsene 
und Querschnitt . : re pag 
Aus den Friedeker Merzeln (Seen) ae Becker Seiler ad des Teskowekzen 
Baches. Die Exemplare sind durchwegs gekammert und ohne Schale erhalten ; ihre Loben- 
linien sindim Text abgebildet. Die Originale sind in der Paläontologischen Staatssamm- 
lung in München. 
Fig. 7 Puzosia sp. indet. aff. planulata Sow. 
Ein kleines, schalenloses Exemplar, an dem die Varices deutlich wahrnehmbar sind. . pag. 
Aus dem Baculiten-Mergel des Friedeker Schlossberges. Das Originai befindet sich in 
der Paläontologischen Staatssammlung in München. 
Fig. 8. Ptychodus latissimus Ag. var. Schlottheimi Gein. 
Ein gut erhaltenes Exemplar mit sanft ansteigendem gekörnelten Randtheil und einem ge- 
wölbten, mit Falten versehenen Mitteltheil. Aus dem Baschker Sandstein (Senon) von 
Metillowitz . Pag. 


ISAGEILESVIE 


Das Original Denndet Gh in der Paisontolberchen Staatesanlune in Monepet 


. 117 [5] ff 


115 [3] 


117 [5] 


119 [7] £ 


119 [7] £ 


.119 [7] £ 


120 [8] £ 


121 [9] 


Taf. VI. 


A. Liebus: Fossilien der Karpathischen Kreide. 


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Lith.AnstxAlbBergerWienVIl. 


A.Swobodan.d.Nat.gezulith. 


Beiträge zur Palaeontologie und Geologie Oesterreich-Ungarns 
und des Orients. Bd. XIV. 


Verlag von Wilh. Braumüller, k. u. k. Hof- und Universitäts-Buchhändler in Wien. 


TAFEL VI 0. 


Petrascheck: Ammoniten der süchsischen Kreide. 


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ATASEIEAL SVEN): 


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er IE Muniericeras dresdense nov. spec., aus dem Scaphiten-Pläner von Strehlen bei Dresden*). pag. 136 [ 6] 
ig. 2. Pachydiscu peramplus Mant., aus dem cenomanen Pläner von Ockerwitz bei Dresden. . pag. 137 | 7] 
ig. 3 a, b. Pulchellia Gesliniana d’Orb. spec., aus dem cenomanenPläner von Ockerwitz. Original im 

Besitzegdes@ Eiern ED) Orin oe Br re SEE re Er er Se Be Be u re pag. 140 [TO] 
ig. 4 Pulchellia Gesliniana d’Orb. spec., ebendaher. 
ig. 5 Pulchellia Gesliniana, ebendaher. 
ig. 6 Mammites binicostatus nov. spec., aus dem Labiatus-Pläner von Leubnitz bei Dresden. . pag. 145 [15] 


#=) Die Originale befinden sich, wo nicht anders vermerkt, im Besitze des k. mineralogisch- geologischen 


Museums zu Dresden. 


W.Petrascheck: Ammoniten d.sächs. Kreide. (Taf. 1. TatövıL. 


Züih Kunstanstaltw.Eriedr. öperl, Wren, 277z. 


Beiträge zur Palaeontologie und Geologie Oesterreich-Ungarns 
und des Orients.Bd.XIV. 1902. 


Verlag v.Wilh.Braumüller, ku.k.Hof-u.Universitäts-Buchhändler in Wien. 


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TAFEL VII m: 


Petrascheck: Ammoniten der sächsischen Kreide. 


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Fig. 1 a,b. Mammites binicostatus nov. spec., aus dem Labiatus-Pläner von Leubnitz be Dres 
Fig. 2a, b. Mammites michelobensis Laube und Bruder, aus dem Labiatus-Pläner von Leubnitz . 
Fig 3a, b. Mammites binicostatus nov. spec., aus dem Labiatus-Pläner von Leubnitz. 03000 


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Taf. VII. 


Lit Kunstanstalfw.riedr Sperd, Wien, 2% 


Beiträge zur Palaeontologie und Geologie Oesterreich-Ungarns 
und des Orients.Bd.XIV, 1902. 


Verlag v.Wilh.Braumüller,ku.k.Hof-u.Universitäts-Buchhändler in Wien 


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TAREL IX Un, 


Petrascheck: Ammoniten der sächsischen Kreide. 


ITÄE BE IST (A) 


Fig. 1a, b. Mammites Footeanus Stol. spec., aus dem cenomanen Pläner von Gorbitz bei Dresden. . . 
Fig. 2a, b. Mammites michelobensis Lbe. u. Br, aus dem Labiatus-Pläner von Leubnitz. Innere 
WindunsgensausreinemYerossen@Rxemplawesheraussielöstewe Er 
Fig. 3a, b. Schlönbachia gracillima Kossmat, aus dem Labiatus-Pläner von Cotta bei Dresden. 
OnsinalsımaBesitzendes@Eleren WE EKtihn scher er 


Beiträge zur Palaeontologie und Geologie Oesterreich-Ungarns 
und des Orients, Bd.XIV, 1902. 


Verlag v.Wilh.Braumüllen,k.u.k.Hof-u.Universitäts-Buchhändler in Wien. 


Taf. IX. 


Lit Kinstenstaltw.riedr. Sper], Wien, IA. 


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TAFEL X (W). 


Petrascheck: Ammoniten der sächsischen Kreide. 


IBAN) 


To-% Mammites michelobensis Lbe. u. Br, aus dem Labiatus-Pläner von Leubnitz. ...... pag. 142 [12] 
ig. 2a, b. Acanthoceras cefr. Choffati Kossmat, aus dem Labiatus-Pläner von Leubnitz. ....... pag. 151 [21] 
ig. 3. Acanthoceras Schlüterianum Lbe. u. Br., aus dem Labiatus-Pläner von Cotta bei Dresden. 


OneinalsımaBesitzegdeswElen:ngE DRIN Schere ER pag. 150 [20] 


W.Petrascheck: Ammoniten d.sächs.Kreide. (Taf.IV) 


ih Kunstanstalt.Beiedr öperl, Wien, IT. 


Beiträge zur Palaeontologie und Geologie Oesterreich-Ungarns 
und des Orients, Bd.XIV, 1902. 


Verlag v.Wilh.Braumüller,k.u.k.Hof-u.Universitäts-Buchhändler in Wien. 


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IE NEDELEXIEWV): 


Petraschceck: Ammoniten der sächsischen Kreide. 


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IABERERIE)! 


. Da,b. Acanthoceras Fleuriausianum d’Orb., aus dem Labiatus-Pläner von Leubnitz ... . 


Acanthoceras Fleuriausianum d’Orb., aus dem Labiatus-Pläner von Briessnitz bei Dresden. 
Onieinaleim@BesitzesderaBersiakademiesRreiber 
Acanthoceras Schlüterianum Lbe. u. Br., aus dem Labiatus-Pläner von Cotta. Original im 
BesitzerdesäHerınsEDKühnscherkss SeitenansichtwautekairaV a1 o 


147 [17] 
147 [17] 


150 [20] 


W.Petrascheck: Ammoniten d. sächs. Kreide. (Taf\V) Taf. xl. 


DIR 2, 


Jill. Kanstensielrw.frıedn Sperl, Wien, 272. 


Beiträge zur Palaeontologie und Geologie Oesterreich-Ungarns 
und des Orients. Bd.XIV, 1902. 


Verlag v.Wilh.Braumüller,k.u.k.Hof-u.Universitäts-Buchhändler in Wien. 


NEBESSIEU): 


Petrascheck: Ammoniten der sächsischen Kreide. 


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TAFEL XI (W). 


Acanthoceras Schlüterianum Lbe. u. Br., aus dem Labiatus-Pläner von Cotta bei Dresden. 
SeitenansichtadersbafeluV.JEiesawabsenbild etenwErxemplares ee pag. 150 [20] 
Acanthoceras cfr. Woollgari Mant., aus dem Labiatus-Pläner von Cotta. Original im Besitze 
des- Hertn.. E-*"Külnschere u ee N Een pag. 148 [18] 


Acanthoceras cfr. Woollgari Mant., aus dem Labiatus-Pläner von Cotta. Original im Besitze 


des Herrn EB. Kühnscherit un 2a pag. 148 [18] 


W.Petrescheck: Ammonilen d. sächs. Kreide. (lac\D) Taf. XII. 


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Ur. KunsianstalfvirIeanopent, vllER, 222. 


Beiträge zur Palaeontologie und Geologie Oesterreich-Ungarns 
und des Orients. Bd.XIV, 1902. 


Verlag v.Wilh.Braumüllen,ku.k.Hof-u.Universitäts-Buchhändler in Wien. 


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PABELXITO): 


Engelhardt: Tertiärpflanzen von Stranitzen, Schega und Radeldorf 
in Steiermark. 


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19. 
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TIABEESSTHIEO) 


Chondrites dalmaticus Ett. Se 

Dothidea acerico la Heer. a—d vergrössert . 

Blechnum (?) Göpperti Ett. .. 

oacites Plepidoides nov. sp.. 

Cyperites Deucalionis Heer... ..... 

Phragmites oeningensis Al. Br. 

Polypodium Redlichi nov. sp. 

Myrica hakeaefolia Ung. sp. 

Glyptostrobus europaeus Brongn. sp. ER RER 
Zweige mit männlichen Blüthenkätzchen. Fig. 13, 14. Zäpfchen 
Betula prisca Ett. 

Myrica banksiaefolia Ung. 

Myrica salicina Ung. 

Quercus chlorophylla Ung. 

Rhamnus aizoon Ung. 

Quercus Lonchitis Ung. 


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Taf. XII. 


Engelhardt: Tertiärpflanzen aus Steyermark. (Taf. 1.) 


K.u.k Hoflithografie A.Haase, Prag. 


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Bd. XIV. 


_ und des Orients. 


Verlag v. Wilh. Braumüller k. u. k. Hof-u. Universitäts-Buchhändler in Wien. 


Beiträge zur Palaeontologie und Geolo 


Autor del. 


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TAFEL XIV M. 


Engelhardt: Tertiärpflanzen von Stranitzen, Schega und Radeldorf 
in Steiermark. 


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Fig. 


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SASESEITESSIV ZN: 


Ficus lanceolata Heer . ar: 
Cinnamomum lanceolatum Ung. sp. 
Cinnamomum Scheuchzeri Heer 
Ficus tiliaefolia Al. Br. sp. 
Ficus(?) degener Ung. . 
Cinnamomum Rossmässleri Heer 
Sapotacites Euphemes Ung. sp. 
Cinnamomum Buchi Heer 
Sassafras Aesculapi Heer 
Kihusfpriscan Piss re 


Cinnamomum polymorphum Al. Br. sp. 


Laurelia rediviva Ung. 

Laurus Lalages Ung. 
Eucalyptus oceanica Ung. 
Diospyros brachysepala Al. Br. 
Sapotacites sideroxyloides Ett. 


. 173 [11] 
. 174 [12] 
6 7 [bei] 
> 172 vo] 
g. 179 [17] 
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. 180 [18] 
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Engelhardt: Tertiärpflanzen aus Steyermark. (Taf. II) 


Ku.k.Hoflithografie A.Haase, Prag 


Autor del, 


Beiträge zur Palaeontologie und Geologie Oesterreich-Ungarns 
und des Orients. Bd. XIV. 


Verlag v. Wilh. Braumüller, k. u. k. Hof-u. Universitäts-Buchhändler in Wien. 


TAFEL XV (I. 


Engelhardt: Tertiärpflanzen von Stranitzen, Schega und Radeldorf 
in Steiermark. 


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Taurus Lalages.lUng: u. 0 ce er ano 
Fiousmultinervis, Heer... . 2 u en acAouRS] 
Juglans\bilinica WUn sr Er, Br Er BE SE EEE > 1 OR] 


RhamnuseEridan Un ey Er Er Er EN NL] 
Myrsineldoryphoranlüner 2 Er Er BE Sr SE Er Bor SE So Ze Sr SE Ze Sr 2 a SEE] 
Andromedanpr.oto ga e amlUn CE GE EB SE EEE 2 u] 


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Cassianlienitumalln Sr Er SE Er Er Er Er AS ETCHw IR] 
Styrax@stylosaylleense 2 re Er De ee er Ber BE 2 174 [12] 
Banax2longissimum@lUne sr er 1 A021 ON] 
AndromedatvaccinifoliaulUn oe ee TEN 
Eucalyptus grandifolia Ett. . N pag. 180 [18] 
Nmy;gdalus,pereger_Ung- Bio’ 17.3 ru cher Er EEE SEE rn a I) 
Gassia-Berenices Une. . re Eraser‘ 
Styrzazaborealenlne 2 reale] 
LesuminositesuProserpinaehLIeern Er EEE En ae] 
Palaeolobium‘ sotzkianum Une Er ae] 
Acer) crassineryium Et En a Av] 
Palaeolobiumfhaerine an um Une Sr re 2 Le] 
Caesalpiniamorica Un ee CT 22] 


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Taf. XV. 


Engelhardt: Tertiärpflanzen aus Steyermark. (Taf. II) 


Ku. K Hoflithografie A.Haase, Prag: 


“Autor del, 


Beiträge zur Palaeontologie und Geolo 


-Ungarns 


gie Oesterreich 


und des Orients. Bd. XIV. 


Verlag v. Wilh. Braumüller, k. u. K. Hof-u. Universitäts-Buchhändler in Wien. 


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TAFEL XVI (W). 


Engelhardt: Tertiärpflanzen von Stranitzen, Schega und Radeldorf 
in Steiermark. 


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TAFEL XVI (V). 


Ie Carya elaenoides Ung. sp. . . een, 0 DAE 17 | 
2, 6. Acacia sotzkiana Ung. Fig. 2 . Hülse en a .. je, 18 || 
SEA: Acer trilobatum Stbg. sp. om Acer race tan. Al. ES ee or ne vo. 10T 
5. 'Ncerstrilobatum@Sth es pr Er 2 217 
7 Cassianhyperborean Un sage re Er Er er Er Er) CBTSE) 
9. Cassia Berenices Ung.. . . . ee oe 1 || 
10. Acer trilobatum Stbg. sp. Form Ar keiner idatnrn Al Er eo a Wr 
Il. Celastrus Andromedae Ung. . . . 2... De re re er oo co. Ele, 17/0 
12. Terminaliarradobojensis@lln or re EEE GE Gr Er ao 
13% Tesuminosites, Proserpinae) Um ers EEE Er Se 
14. Elaeodendron Ungeri m... re TE 
12616721 Cassiasphaseolitesaljn eg ua ur. Be Er Er Er Be Be Er ES EEE Ser 
17P Dolichites maxim us Uns re ar 
18, 22. Sophorareuropaea Uns 2 a Sr 
19. Cassia Feroniae Ung. . . . a ec a 18 || 
20. Cassia-Blatt mit unbestineihären Pilzen 

23. Leguminosen-Hülse. (Cassia hyperborea Un?) . . . . 222 2 2 nn 2 nen. Pag. 184 
24. Cissus (2) stiriacus Et. . . .... a er ee ee AO] 


Engelhardt: Tertiärpllanzen aus Steyermark. (Taf. IV.) 


Autor del Ku.k.Hoflihografie A.Hzase Prag 


Beiträge zur Palaeontologie und Geologie Oesterreich-Ungarns 
und des Orients. Bd. XIV. 


Verlag v. Wilh. Braumüller, k. u. k. Hof-u. Universitäts-Buchhändler in Wien. 


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TAGESERTSROYTIE 


Nopesa: Rippen von Deuterosaurus Seeleyi nov. spec.? 


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Deuterosaurus Seeleyi nov. spec E 
, d, mai, Ce. 
1.—13. Rippe. 
t = Tuberculum. I 
© = Ansatzstelle des Capitulum. 
r — laterale Rinne. Ben 
s—sigmoidale Krümmung. 
W — Wirbelfragment. 


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Nopesa: Rippen eines Deuterosauriden. Tat. XVII. 


Beiträge zur Palaeontologie und Geologie Oesterreich-Ungarns 
und des Orients. Bd. XIV, 


Verlag v. Wilh. Braumüller, k. u. k. Hof- u. Universitäts-Buchhändler in Wien. 


TAFEL XVII ®. 


Remes: Fauna der rothen Kalke von Nesselsdorf. 


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Caryophyllia Oppeli n. sp. '/ı 


” n 


ein grösseres Exemplar mit abgebrochener oberer Partie 


XVII ©. 


1:5 


: . n 1:5 
ein Wurzelstück vergrössert — . 


zwei Querschnitte in verschiedener Höhe . 


Cyrtocrinus Thersites, Jaekel. Seitenansicht : 
> 5 verkrüppeltes Exemplar °/,. 
5 # Deformität. 


n 22 u) 


mit grossem zapfenartigen Auswuchs. 


5 n " Längsschnitt. 
$,] b,} rn ” 
” " " „ 
n n ” 2» 
Cyrtoerinus marginatus n. Pp. . . . 2... 
3 5 Patina mit kurzem Stiel. 
5 = Deformität ?/,. 
5 n n. sp. mit sehr kleinem Stiel. 
E 5 n. sp. asymetrische Patina. 
; 5 Deformität ?/,, a) Ansicht von rückwärts, b) vorne. 
= " grosse Patina mit kleinem Stiel. 
r Deformität ®/,, Ansicht von vorne. 
> Jugendform vergr. ?/, @) Ansicht von der Seite, b) von unten. 
„ vergr. ?/,, a) Ansicht von oben, b) von der Seite. 
a 5 vergr. ?/,, a) Ansicht von oben, 5b) von unten. 
n n vergr. */, a) Ansicht von der Seite, b) von unten. 
R S vergr. ?/,, a) Ansicht von der Seite, b) von unten. 
. n Ansicht von der Seite. 
. £ vergr. °/, a) Ansicht von der Seite, b) untere Fläche. 
m 5 vergr. °/, a) Ansicht von der Seite, b) untere Fläche. 
s = Deformität ®/,, a) Ansicht von der Seite, b) Längsschnitt. 
, n vergr. ?/, «) Ansicht von der Seite, b) untere Fläche. 
* a vergr. ?/, «) Ansicht von der Seite, b) untere Fläche. 
n & vergr. ?/,, a) Ansicht von der Seite, b) untere Fläche. 


Sclerocrinus strambergensis Jaekel, a) vergr. 


niedrige Patina von oben . 


vergr. ®/,, asymetrische Patina, «) 


”/ı, hohe Patina von der Seite; b) vergr. Js, 


Ansicht von oben, 


b) von unten. 


n ” 


” ” 


Deformität, vergr. ?/,, a) Ansicht von der Seite, b) Längsschnitt 
Stielglied, vergr. ®/,, a) Ansicht von der Seite, b) Längsschnitt 


5 cf, compressus Gldf., vergr. ®/,, a) Ansicht von der Seite mit deutlicher Kör- 
nelung, b) von oben, c) von der Seite, d) vonunten. . . 
m Batheri n. sp., vergr. ?/,, a) Ansicht von oben, b) von unten, c) von der Seite _pag. 202 


pag. 196 


Pag. 199 


pag. 201 


pag. 20I 


Remes: Fauna der rothen Kalke von Nesselsdorf (Taf. ]J). Taf. XVIN. 


Beiträge zur Palaeontologie und Geologie Oesterreich-Ungarns 
und des Orients. Bd. XIV. 


Verlag v. Wilh. Braumüller, k. u. k. Hof- u. Universitäts-Buchhändler in Wien. 


TAFEL XIX M. 


Reme$: Fauna der rothen Kalke von Nesselsdorf. 


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Sclerocrinus tenuis n. sp, vergr. ?/,, a) Ansicht von der Seite, b) Wurzel, c) Stielglied, d) Ge- 


lenkfläche des Stielgliedes, vergr. °/, ce Fe pag. 
5 pyriformis n. sp, vergr. ?/,, a) Ansicht von unten, b) */, von oben, 
oO) avongderzSeiter se Er 223 
Eugeniacrinus granulatus n. sp., vergr. °/,, @) Ansicht von der Seite, b) von oben, c) von unten pag. 
5 holopiformis n. sp., vergr. = a) Ansicht von oben, b) von der Seite, 
e)RStiElalTediSversire | Ve pag. 
5 » n. sp., vergr. ”/, Ansicht von der Seite (deform.) 
& 5 n. sp, (deform.), Ansicht von der Seite 
5 cupuliformis n. sp. vergr. =, Ansicht von oben, b) von der Seite, 
e)kuntene@Bläche rw pag. 
” tithonius n. sp., vergr. ®/,, a) Ansicht von der Seite, b) von oben, 
E)Sunte ze old ch er 207 
Axillare von Engeniacrinus. vergr. ?/,, a) Ansicht von innen, b) von aussen, c) von der 
unteren Syzygiallläche 
n 5 5 vergr..®/,, @) Ansicht von innen, b) von aussen 
5 n 5 vergr. ®/, a) Ansicht von innen, b) von aussen, c) untere 
Syzygialfläche 
Eugeniacrinus Zitteli Jaekel (deform.), a) Ansicht von der Seite, b) Längsschnitt . . . pag. 
n n 6 (deform), @) Ansicht von der Seite, b) Längsschnitt 
n > n (deform.), «) Längsschnitt, b) Ansicht von der Seite 
5 5 (deform.), a) Ansicht von der Seite, b) Längsschnitt 
” 5 n asymetrische verkrüppelte Patina 
e Ar ” mit Fortsatz, «) Ansicht von der Seite, b) von oben 
Phyllocrinus — axillare, vergr. °/,, a) Ansicht von aussen, b) von innen 
5 — diecostale, vergr. ?/, 


Stückchen von Phyllocrinus — armen ?, vergr. *, 


” rn ” Fa „ vergr. “ 


203 


203 


204 


Remes: Fauna der rothen Kalke von Nesselsdorf (Taf. II). Tat. XIX. 


Beiträge zur Palaeontologie und Geologie Oesterreich-Ungarns 
und des Orients. Bd. XIV. 


Verlag v. Wilh. Braumüller, k. u. k. Hof- u. Universitäts-Buchhändler in Wien. 


TAFELXX (M. 


TRemes: Fauna der rothen Kalke von Nesselsdorf. 


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.42 a,b. 
e. 43 a, b. 
g. 44 a—c. 


TAFELXX (M). 


Phyllocrinus cyclamennsp.,a)eine vergr. Gelenkfläche, b) von der Seite, c) von unten 


Plicatocrinus sp.? Pinnula, vergr. */ı 


Tetracrinus cf. moniliformis Münst., vergr. °/,, a) Ansicht von der = db) von der 


unteren Fläche 


h sp., oberes Armglied des Hauptastes, vergr. °/,, a) Ansicht von innen, b) von 


aussen, c) von oben 


E sp., Glieder, vergr. °/, u. *%ı 
Wurzel von Cyrtocrinus, vergr. °/ı 
. r 5 vergr. /ı 
D n a vergr. ?/ı 
: Y auf Rhynchonella sitzend 
u „ Selerocrinus, vergr. °/, 


Kalkhüllen von Crinoiden 


” ” ” 


Pentacrinus cingulatus Münst., vergr. */,, «) Ansicht von der Seite, b) Gelenkfläche 
er basaltiformis Miller, vergr. !'°/,, a) Ansicht von der Seite, b) Gelenkfläche 
Balanocrinus subteres Münster, vergr. ’'°/,, @) Ansicht von der Seite, b) Gelenkfläche . 
A “ 5 vergr. !'5/,, a) Ansicht von der Seite, b) Gelenkfläche 


Antedon kopfivnicensis n. sp., vergr. *,, a) Ansicht von der Seite, 
unten, d,e) Linearskizze 


5 Lorioli n. sp., vergr. ®/,, a) Ansicht von der Seite, 5) von oben, c) von unten, 


d,e) Linearskizze 
Ossieula von Asteriden, vergr. ?, . 
” r n vergr. ?ı 
” n n vergr. ?/ı 
Asteridenreste, natürl, Grösse 


” n ” 
Randplatten von Asteriden, vergr. °/, 


PR? 

” „ 5] vergr. Ih 
3 

n 2 n vergr. °, 
2 

b) n » vergr. ik 


. Stückchen von Armgliedern von Ophiura, vergr. ®/, - 


n 5 - 2 vergr. *ı 
Serpula planorbiformis, Münst. 

5 torquata n. sp., vergr. !”'/,, . 

“ vertebral1SES Or N. 

= spiralis Münster . 


b Scalpellam Leach sp., ea vergr. ?), 


Pollicipes Leach sp., ; 

n ef. carinatus Phillipi ? 
. Rhynchonella Hoheneggeri Suess er 

” ” ” n 
Neritopsis cf. radula L. sp., a) Ansicht von innen, b) von aussen 
Rhyncholites sp. 

„ SP- 

Belemnites cf. bipartitus Blv., vergr. 3), . 

n r n o vers 9 
Sphenodus virgai Gemm., vergr. ?/, 


b) von oben, c) von 


pag. 205 


Pag. 


pas. 


Pag. 


Pag. 


206 


206 


a 
g. 207 


. 207 


214 


214 


Reme$: Fauna der rothen Kalke von Nesselsdorf (Taf. II). Taf. IX. 


eIN 


Beiträge zur Palaeontologie und Geologie Oesterreich-Ungarns 
und des Orients. Bd. XIV. 


Verlag v. Wilh. Braumüller, k. u. k. Hof- u. Universitäts-Buchhändler ın Wien. 


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